Offenbarungen

an

Franz Schumi

(1901, 18.- 28. Juli, Graz)

 

 

Emanuel Swedenborg im Jenseits

(* Stockholm 1688 / † London 1772)

 

Geschichte Emanuel Swedenborgs, welche Vater Jesus durch Franz Schumi gab, und worin die geistige Führung dieses für die echte Lehre Christi hochverdienten Mannes im Geisterreich bis zu seiner Vollendung unter den Großen und Fürsten des Neuen Jerusalems beschrieben ist.

 

Worte vom Vater

Christlich-theosophisches Schreiben

Nr. 64/2

- 1903 -

 

 

 Ausgabe in Originalsprache Verlag von Franz Schumi in Zürich;

 Kommissionsverlag: Cécil Bägel, Altona (Elbe) Holstenstraße 191

 Druck von Otto Buchholz in Hamburg

 

 Selbstverlag des Herausgebers

 Druck von F. E. Baumann, Bit ter fe ld

 

 

 

INDEX

Kap. 1

Swedenborgs geistige Vorgeschrittenheit ins Jenseits

Kap. 2

Die Merkmale des inneren Wortes

Kap. 3

Swedenborg wechselte vom mittleren Himmel in den oberen und dann in die zweite Hölle

Kap. 4

Urteil wegen Verstoßes gegen das Gebot der Nächstenliebe

Kap. 5

Eine Begegnung mit einem armen und bedürftigen Menschen lässt ihn durch seinen guten Willen Barmherzigkeit erlangen

Kap. 6

Brutale Lieblosigkeit von Räubern, die mit der tiefsten Hölle bestraft werden

Kap. 7

Belohnung für die Erfahrung, die in der wahren Tugend der Nächstenliebe gemacht wurde

Kap. 8

Eine Vielzahl von Geistern aus der Hölle werden erzogen und ernährt - Der rätselhafte neue Bruder namens „Liebe“

Kap. 9

Belohnung für die Vereinigung der bösen Geister - Neue Reise und Treffen mit Muslimen

Kap. 10

Muhammad erzählt von seiner Bekehrung zum Christentum, die im Jahr 1653 stattfand

Kap. 11

Weitere Vervielfachung der Nahrung, die den neuen muslimischen Brüdern angeboten wird

Kap. 12

Swedenborg erkennt in Bruder Liebe den Vater Jesus - Erziehung und Kleidung der neuen muslimischen Brüder

Kap. 13

Treffen mit einer Vielzahl von bösen Geistern, zuerst gebildet und dann als Angreifer

Kap. 14

Belagerung Aggressoren werden belagert vor dem Abgrund der Hölle - Die Ursache der Bosheit: die antichristliche Ordnung Roms

Kap. 15

Anklagen des Volkes über die abscheulichen Fragen der Priester im Beichtstuhl

Kap. 16

Guttun, ohne Vorwürfe für getanes Unrecht zu machen

Kap. 17

Ein Krieg katholischer Geister gegen Protestanten wird von Engeln gestoppt - Römisch-katholisch heißt soviel wie antichristlich

Kap. 18

Ursprung der römischen Christengemeinde

Kap. 19

Die römisch-katholischen Priester verlangen authentische Beweise und werden von Peter und Paul vorgelegt

Kap. 20

Ungewitter auf der Erde sind Geisterkriege

Kap. 21

Die Behauptungen römisch-katholischer Priester werden mit der Heiligen Schrift widerlegt - Das Mittel zur Eintracht ist die Nächstenliebe

Kap. 22

Der Ruf von Sadana, der großartigen ursprünglichen spirituellen Frau

Kap. 23

Eine Gemeinschaft von Freunden aus Swedenborg, die auf den Himmel warten

Kap. 24

Maria als Zeugin wahr gewordener Prophezeiungen über den Messias

Kap. 25

Die Hymne der ewigen Liebe

Kap. 26

Geister reifer Christen nehmen die Einladung an, der Menge zu folgen

Kap. 27

Swedenborgs Rede an die Gesellschaft über die Neue Lehre – Ein riesiger Tempel, um jeden auf der astronomischen Erde und im Sonnensystem zu unterweisen

Kap. 28

Der große Lobgesang von Jesus Jehova zieht die Bewohner des neuen Jerusalems an – Swedenborg enthüllt, wer ihr Führer war

Kap. 29

Die göttliche Verklärung Jesu - Ein letztes Mahl, dargebracht von den Einwohnern der Stadt Gottes

Kap. 30

Luther und Swedenborg werden für ihren Einsatz auf der Erde belohnt

Kap. 31

Der hohe Freudentag im neuen Jerusalem über die Ankunft Swedenborgs

Kap. 32

Emanuel Swedenborg als Großer und Fürst im Neuen Jerusalem

 

 

 

 

Kap. 1

Swedenborgs geistige Vorgeschrittenheit ins Jenseits

 

(Swedenborg ein Liebling Gottes. Seine Worte sind durch Liebesgeister diktiert worden. Er kam nach dem Tod ins Mittelparadies unter seine Bekannten und Freunde. Unterschied zwischen Swedenborg und den Vatermedien, sein inneres Wort eine Ausnahme der Gnade für seine Liebe zur göttlichen Wahrheit.)

 

1. Es ist die größte Aufgabe eines echten Christen, zu erkennen was Wahrheit und was Lüge ist. Also haben wir einen Mann vor uns, der Mein Liebling war und lange nach dem Lichte der Wahrheit strebte, bis es ihm gelang, tatsächlich dieses Licht zu erschauen. Emanuel Swedenborg war eine fromme Seele und als solche war er stets eifrig im Gebet zu Mir, dem Vater Jesus: Ich möge ihm doch ein reines Licht in die Widersprüche der Bibel und ihre Ausdeutungen geben.

2. Da niemand bei Mir abgewiesen wird, der redlichen Herzens die Wahrheit sucht, also ist auch er nicht abgewiesen worden, sondern Ich Selbst ließ Mich herbei und erschien ihm eines Abends in Meiner Heilandsgestalt, damit er Mich gleich erkannt hatte. Daraufhin ließ Ich ihm durch hohe Geister aus Meinem Liebeshimmel mehrere Werke diktieren, die euch bekannt sind. Daher will Ich Mich nicht mit irdischen Verhältnissen und Tatsachen seiner Zeit aufhalten, sondern bloß das geistige Leben beschreiben, das er durchwandert hat seit seinem Eintritt in das Geisterreich bis zu seiner Vollendung. Und zwar deshalb, weil niemand sogleich in den Himmel kommt, wenn er das Zeitliche verlässt, sondern alle Stufen des geistigen Lebens durchwandern muss, die er hier auf Erden noch nicht durchgewandert ist.

3. Emanuel Swedenborg starb eines ruhigen Todes, wie sein Leben ein Mir ergebenes und ruhiges war. Im Geisterreich angekommen, empfing ihn eine große Schar guter Geister, die schon lange auf ihn sehnsuchtsvoll wartete. Und daher war sein Eintritt ein freudevoller, da er mehrere Bekannte antraf, die vor ihm dahin gekommen waren, sowie viele, die sich diesem Ereignis gerne beigesellt hatten, um über die verschiedenen Verhältnisse auf der Welt sich besprechen zu können. Also war der Empfang ein lieber und freudevoller und währte längere Zeit, da man sich ja gar so vieles von da und dort zu erzählen wusste und wollte, sodass sie ganz in den Lauf der Ereignisse der geistigen Sklaverei auf der Welt geraten waren. Endlich ermahnten sich die Geister, dass es nicht gut sei, so viel über weltliche Zustände zu plaudern, da die Aufgabe eines Geistes von der des Menschen auf Erden eine verschiedene, ja streng geschiedene ist, welche Ernst und Arbeit verlangt, um geistig vorwärts zu schreiten.

4. Da ermahnte sich auch der Swedenborg und fing an nachzudenken über seine neue Umgebung und seine eigenen Seelenzustände. Sein Eintritt geschah in das Mittelparadies, denn bis da war seine Seele schon reif, aber es hing noch immer manch menschliches an ihm, was er hier abzulegen hatte, um in das oberste Paradies zu kommen. Daher fing er an auszufragen, ob man noch nicht im Himmel sei und Mich sehen könne. Darauf erwiderten ihm die Geister, dass dies noch kein Himmel sei, sondern Paradies oder Sommerland seliger Geister, die aber noch nie den Vater Jesus gesehen hatten, obwohl ihnen manche hohe Geister viel davon erzählt hätten. Man wird sich wundern, dass Ich dem Swedenborg nicht erschien, als er ins Geisterreich trat, da er doch viel für Mich schrieb und erduldete. Auch wird manches der jetzigen Medien sich darüber befragen, warum Ich nicht Selber mit dem Swedenborg verkehrte und ihm Selber diktierte, wie Ich es heutzutage mit Medien zu tun pflege.

5. Swedenborg war zwar ein hoher Geist, aber trotzdem nicht so hoch wie die heutigen Medien es sind. Außerdem hatte er seine Schwächen, die er nicht mit Ernst bekämpfte, und so konnte Ich nicht mit ihm direkt verkehren, sondern überließ diese Arbeit Meinen Engeln. Was die innere Erleuchtung bei Swedenborg betrifft, so war es eine Ausnahme der Gnade, weil das eigentliche innere Wort erst im oberen Paradiese oder im unteren oder ersten Himmel gegeben wird, damit nicht niedere Geister sich eines solchen Mediums bedienen und falsche Lehren hierdurch der Welt kundgeben, weil das Mittelparadies noch kein absolut reines Licht in göttlichen Wahrheiten hat. Daher waren dem Swedenborg zugleich hohe Geister zum Schutz und als Sprecher beigesellt, und einer darunter als suggestiver Redner zu der Seele des Swedenborg, durch welches die innere Erleuchtung erfolgte, wovon der Swedenborg spricht.

 

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Kap. 2

Die Merkmale des inneren Wortes

 

(Unterschiede zwischen den Diktaten Swedenborgs und denen der Vatermedien. Klarheit und Verständlichkeit der Diktate als Beweis der inneren Beschaffenheit des Mediums. Das innere Wort wird durch Verstand und Vernunft beeinflusst. Swedenborgs Wunsch, zum Vater Jesus zu kommen und sein diesbezügliches Gebet.)

 

1. Geisterdiktate zeigen die Merkmale, dass sie nicht so klar und kurz ausgedrückt sind wie die Meiner Medien. Auch Meine Medien unterscheiden sich stark: Je höher das Medium steht, desto reiner und entschiedener ausgedrückt sind die Diktate, weil Ich immer so die Worte geben kann, wie das Medium geistig entwickelt und vorgeschritten ist. Je ruhiger und entwickelter das Medium, desto leichter und verständlicher sind die Diktate seiner Medialität, weil es höher in Erkenntnis der göttlichen Wahrheit steht und weniger persönliche Mitarbeit an Ansichten leistet, daher das Diktat auch reiner und fehlerfreier an sich ist. Wo Widersprüche oft vorkommen, da ist das Medium noch nicht geistig rein und genügend vorgeschritten, aber Ich werde zur rechten Zeit alles Unrichtige entfernen und dadurch es rein herstellen, dass ihr euch nicht daran stoßen werdet.

2. Freilich ist auch die Schulbildung für die Satzstellung bei manchem daran schuld, weil das innere Wort mit der Vernunft und dem Verstand früher in Berührung kommt, bevor es im Munde sprechend erscheint, also leicht und oft an Reinheit und Richtigkeit des Ausdruckes leidet. Dieses fand Ich zeitgemäß, euch aufzuklären, damit ihr die Werke des Swedenborg und den Unterschied in der Aufklärung zwischen Swedenborg und Lorber, Mayerhofer und anderen erkennet. Nun kehren wir zum Swedenborg zurück.

3. Seine geistigen Freunde erzählten ihm wohl die Ordnung, wie sie im Mittelparadiese besteht, aber diese passte ihm nicht. Er wollte Mich sehen, für den er sich ja viele Jahre geplagt hatte und manche Unannehmlichkeit von seiten seiner Zeitgenossen hinnehmen musste. Daher war er traurig, dass er Mich nicht sehen konnte. Eine Zeitlang beobachtete er das Leben und Treiben des Mittelparadieses, wo noch so mancher Irrtum in Begriffen und Handlungen unterläuft. Daher ersah er, dass da nicht alles passte mit den Lehren, die er geschrieben hatte, und dass sie höhere und geistigere Zustände erheischten.

4. Darum wandte er sich bittend an Mich und bat Mich recht inbrünstig: „O mein liebevollster Vater Jesus, ich bitte Dich recht demütig, lasse mir ein Licht aus Deiner himmlischen Gnadensphäre werden, damit ich weiß, was ich tun soll um zu Dir, Meiner einzigen Liebe zu kommen! Denn siehe, lieber Vater, mir ist langweilig ohne Dich, an dem Mein ganzes Denken und Sinnen hängt. Daher, o mein vielgeliebter Vater Jesus, lasse Dich doch herbei und komme zu mir und kläre mich auf, was ich doch tun soll, um ehestens zu Dir zu gelangen! Meine Seele trauert nach Dir und will zu Dir und kann nicht, weil sie die Wege nicht kennt, welche dahin führen.

5. Es muss sicher etwas besonderes in mir stecken, dass ich nicht das rechte Licht habe, da ich doch selber soviel Lichtvolles für die Bekehrung der Welt schrieb. Komm, komm, lieber Vater, und lasse mich nicht in meiner traurigen Lage schmachten, sondern hilf mir das Licht und den Weg der Wahrheit finden, denn ich will alles tun, was Du mir auftragen wirst zu tun, um nur zu Dir zu kommen. Ich weiß um meine Schwächen und Fehler, daher weiß ich auch, dass in mir die Kraft ist, durch die Liebe, die ich zu Dir habe, dieselben auszumerzen und ganz nach Deinen Lehren zu leben. Daher rufe ich Dir zu, Du ewige Liebe und Erbarmung, lasse Dich herbei und nimm mich auf in Deine Liebe und Gnade. Amen.“

 

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Kap. 3

Swedenborg wechselte vom mittleren Himmel in den oberen und dann in die zweite Hölle

 

(Swedenborg in das obere Paradies versetzt. Angenehme und unangenehme Erfahrungen. Die Zumutung, einen schweren Baumstamm tragen zu helfen, und wegen Zögerns in die zweite Hölle versetzt.)

 

1. Als er dieses inbrünstige Gebet beendet hatte, befand er sich plötzlich in einer anderen herrlichen Gegend, wo alles viel edler und hochgeistiger war und freundliche Geister lustwandelnd ihn herzlich willkommen begrüßten. Erstaunt blickte er herum, dass seine frühere Gegend sich so plötzlich verändert hatte und seine früheren Freunde und Bekannten verschwunden waren. Doch war ihm das ein gutes Zeichen, dass sein Gebet doch in einer Weise erhört wurde, welches das beste zu erhoffen versprach, und er dachte: Es wird wohl noch der liebe Heiland kommen und meinen Sehnsuchtswunsch erfüllen.

2. So stand er eine Weile und schaute nach allen Seiten, ob er Mich nicht irgendwo erblicken könne, doch nichts zeigte sich, was seinen Wunsch in Erfüllung zu bringen versprach. Nach langem Warten wandte er sich an eine Gruppe fröhlich dahin wandelnder Menschen und fragte sie, wo er sich denn eigentlich befinde, da er niemand kenne. Er erzählte ihnen, wer er im Leben war, was er schrieb und wie er ins Geisterreich kam und unter seine Freunde und Bekannten von gleicher Gesinnung ins Mittelparadies gelangte, dort aber nicht seine innere Befriedigung finden konnte und daher zum Gebet seine Zuflucht nahm und nach der Beendigung des Gebetes in diese herrliche Gegend versetzt wurde.

3. Die seligen Geister freuten sich über seine Berichte und sagten: „Hier ist das obere Paradies, der Vorort des Himmels, und es wird sich schon finden, dass auch dir der liebe Heiland Jesus erscheinen wird, wenn du so großes Verlangen nach Ihm hast. Denn im oberen Paradiese kommt dies hin und wieder vor, dass der liebe Heiland persönlich unter diejenigen kommt, die eine große Sehnsucht nach Ihm haben.“ Darauf entfernten sie sich und der Swedenborg befand sich wieder allein in der herrlichen Gegend, die er bewundernd mit seinen Augen musterte. Doch nicht lange konnte er ruhig bleiben, sondern die Liebe zu Mir trieb ihn entlang eines silberklaren Baches, der voll Edelfische war, zu wandeln und die schönen Gewächse, Blumen und Früchte, die an Bäumen und Gesträuchen in großer Fülle zu sehen waren, zu beschauen und sich des Wohlgeruches, der zu ihm drang, zu erfreuen. Endlich kam er zu einer Bachkrümmung, die wie in ein anderes Land zu führen schien.

4. Neugierig gemacht, was das für ein Land sein möchte, ging er hinein in die veränderte Landschaft, die aber nicht so schön war wie die frühere, weil seine Liebe zu Mir zu stark zur Bewunderung der Natur sich hinneigte und dadurch die Lieblichkeit des geistigen Seins sich in ihm verminderte. Dies war eine unangenehme Überraschung für ihn und er wollte daher umkehren. Aber o wehe! Die schönen Gegenden, die er im Rücken zu haben glaubte, waren weg und verschwunden und der Weg zurück nicht besser als nach vorwärts.

5. Das machte ihn stutzen, woher und warum diese plötzliche Veränderung. Da stand er wieder traurig und wusste nicht was er machen sollte, da die Landschaft viel unansehnlicher war, als im Mittelparadiese und er sich allein und verlassen sah. Nun stieg ihm der Gedanke auf: ‚Du hast ja den lieben Vater Jesus ganz vergessen vor lauter Beschauung und Bewunderung der herrlichen Gegenden und hast Ihm nicht einmal einen Dank und Lob dafür gesagt, dass Er dich so herrlich in die obere Sphäre des Paradieses versetzt hatte.‘ Ein Seufzer der Wehmut überkam ihn und Tränen der Reue wegen seines Undankes und seiner Vergessenheit traten in seine Augen und tiefbewegt fiel er auf seine Knie und bat um Vergebung der Sünde, die er eben begangen hatte.

6. Plötzlich sah er einen Menschen den Bach aufwärts gegen ihn zugehen, der einen schweren Baumstamm auf seiner Schulter trug. Als der fremde Mensch näher kam, sah Swedenborg, dass er ganz in Schweiß gebadet war wegen der Schwere des Baumstammes, den er trug. Als dieser ganz in seine Nähe kam, bat er ihn, ob er ihm nicht helfen möchte, den schweren Baumstamm zu tragen, da er ihn schon lange und von weit her trage. Swedenborg schaute den Träger, den Baumstamm und seine eigenen, feinen schwarzen Kleider an und wusste nicht, was er ihm antworten solle, da er sich die Kleider zu beschmutzen und zu zerreißen fürchtete. Da schaute ihn der Träger traurig an und sagte: „Lieber Bruder, hast du mehr Liebe zu deinem Salonanzug als zu mir, der ich müde und nahe ermattet bin und doch fort muss, wohin mir beschieden ist, den schweren Baumstamm zu tragen?“ Da erbarmte sich Swedenborg und sagte: „Weißt du was, ich will dir helfen. Aber lasse mich meinen schwarzen Salonrock ausziehen, damit er nicht beschmutzt oder zerrissen wird.“

7. Da erwiderte ihm der Träger: „Was nützt dir da dein Salonrock in dieser Wüste ohne Leben und Freude? Mag der Rock zerrissen oder ganz sein, wer schaut dich an, wo wir zwei allein in dieser traurigen Landschaft sind? Überlege nicht viel, sondern nimm die Hälfte der Last auf deine Schulter, indem du mir hilfst sie dort hinaufzutragen, um einen Steg über den tiefen Bach zu machen, damit wir hinüber kommen und uns dort auf der anderen Seite umschauen, ob da nicht eine schönere Gegend sich vorfindet, wo wir zufriedener mit unserem Los werden.“ Auf diese Zurede wollte Swedenborg zugreifen und den schweren Baumstamm tragen helfen, aber sein Salonanzug stand ihm im Wege und er zauderte, den schmutzigen und knorrigen Baumstamm auf seine Schultern zu nehmen.

8. Plötzlich wurde es finster um ihn herum und eine unheimliche Gesellschaft umgab ihn, während der Träger und der Baumstamm verschwunden waren. Wohl trug er noch den schwarzen Salonanzug, aber was bedeutete dieser in dieser gemeinen und garstigen Gesellschaft, die sich recht gemein betrug und unschöne Reden unter sich führte wie in einer gemeinen Schnapsbude. Wie vom Blitzstrahl getroffen stand Swedenborg da und konnte sich die seltsame Veränderung der schönen in immer traurigere Gegenden nicht enträtseln. Besonders ekelhaft kam ihm das Reden seiner neuen Gesellschaft vor, welche ihm recht höllisch erschien. Hier stand er traurig und beschaute beim Abenddämmerungslichte seine Umgebung, die kahl, unfruchtbar, garstig, ja unheimlich wie ihre Bewohner war.

 

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Kap. 4

Urteil wegen Verstoßes gegen das Gebot der Nächstenliebe

 

(Höhnische Aufklärung der Höllengeister über die Versündigung wegen Lieblosigkeit. Swedenborg erkennt seine Sünde. Der Höllenteufel mit himmlischem Salonanzug. Höllische Unterhaltung. Versetzung auf einen Wüstenweg. Begegnung mit einem zerlumpten Menschen.)

 

1 . Einige der neuen Gäste traten zu ihm und musterten ihn von oben nach unten und fragten ihn: „Wer bist du denn und woher kommst du, dass du dich zu uns in die Hölle unter die Teufel verirrt hast? Denn du scheinst ein besserer Mensch gewesen zu sein, das besagt uns dein schöner Anzug unzweideutig. Was hast du denn angestellt, dass dich das böse Schicksal in die Hölle verstoßen hat? Wahrscheinlich warst du lieblos wie wir und daher traf dich dasselbe Los wie uns, die wir schon auf Erden Teufel unter Menschen waren und kamen daher gleich nach dem Tode mit unseren schmutzigen und zerrissenen Kleidern hierher. Du aber scheinst dich erst hier versündigt zu haben, weil dein Anzug einen besseren Menschen zeigt als wir es sind. Sage uns, was hast du angestellt, dass du mit einem himmlischen Anzug in die Hölle kamst?!“

2. Wie ein Donnerstrahl durchdrang dieses Gerede seiner neuen Umgebung sein trauriges Herz und er dachte bei sich selbst: Also diese erkennen an meinem Anzug, dass ich mich hier durch Lieblosigkeit versündigt habe und daher in die Hölle kam. Und ich, ein Werkzeug des Herrn, der soviel Schönes schrieb, wusste das nicht, was Höllengeister sogleich an mir erkannten! O wehe mir, jetzt weiß ich, wie und warum ich mich versündigt habe. Die Liebhaberei mit den Naturschönheiten und die Lieblosigkeit gegen den armen Mann, der so schwer seine Baumlast trug, ist die Ursache meines traurigen Zustandes in dieser unheimlichen höllischen Gegend und Gesellschaft.

3. Swedenborg schaute nach seinen unheimlichen Gästen, soviel er beim Dämmerlichte an ihnen sehen konnte und war sichtlich aufgeregt, plötzlich ein Höllengeist geworden zu sein. Besonders missfiel ihm die heimliche Schadenfreude seiner neuen Gäste, die höhnisch lachten und witzige Geringschätzungen über den Höllenteufel mit himmlischem Salonanzug hervorbrachten.

4. Tiefgebeugt und in Trauer versunken stand er da und schwieg auf alles, was er hörte. Denn er fühlte, dass dieser Zustand seiner begangenen Lieblosigkeit entsprach und daher auch die Verhöhnung und Geringschätzung eine verdiente war. Ohne etwas zu erwidern, wandte er sich ab von der Gesellschaft und ging weg von ihr an einen einsamen Ort, wo er allein sein konnte. Hier setzte er sich nieder und dachte über die Ereignisse nach, die er bisher im Geisterreich erlebt hatte, und dachte darüber nach, wie er wieder aus der Hölle, in die er zufolge seiner Lieblosigkeit geriet, kommen könnte.

5. Jetzt hätte er wohl den schweren Baumstamm tragen mögen: aber wo ist diese Gegend, wo der Träger hin verschwunden, damit er ihm helfen könnte? Diese Gedanken durchschwirrten sein Inneres, aber er sah keine Auskunft auf seine Fragen, er sah keine Möglichkeit, die begangene Lieblosigkeit gutzumachen in seinem Höllenzustande und daher war er sehr niedergeschlagen über das traurige Los, das ihn infolge seines Mangels an Bruderliebe traf. So saß er versunken in träumenden Tiefen seiner Gedanken, die ihm kein Aus und kein Ein zu raten wussten. Plötzlich kam ihm ein lichter Gedanke, der ihn aus seiner Gedankenvertiefung herausriss: Wie wäre es, wenn ich wieder einen Fußfall der Reue und Bitte um Vergebung meiner Sünde des Mangels an brüderlicher Nächstenliebe machen möchte!?

6. Diesen Gedanken hielt er nun fest und dachte nach, wie er es nun recht anstellen könnte, um zum Ziele seines Wunsches zu gelangen. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto schwieriger erschien ihm die Demütigung, der er sich unterziehen wollte, um wieder in Gnade bei seinem lieben Heiland Jesus zu kommen. Denn er wusste nun, dass die Proben, die von jetzt ab an ihn herantreten würden, größer und schwieriger sich gestalten dürften. Und das verlangte Überlegung und Prüfung der Geisteskraft, die dazu nötig werden würde, um jede unangenehme Zumutung mit Ruhe und Liebe entgegenzunehmen.

7. Plötzlich hörte er einen großen Lärm und Laute, welche riefen: „Wo ist der neue Gast, den müssen wir in unsere Gesellschaft einführen und einweihen in unser Leben, damit ihm nicht langweilig unter uns wird.“ Dunkle Gestalten näherten sich ihm und sprachen: „Hier muss er irgendwo sein, denn dahin zog er sich zurück.“ Kaum war dies ausgesprochen, so standen sie schon vor ihm und fragten ihn, warum er so einsam und traurig da sitze. Ohne etwas darauf zu antworten, stand er auf und wollte sich von ihnen entfernen. Allein die wilden Gesellen folgten ihm und wollten sich nicht abweisen lassen, sondern drangen in ihn, er solle mit ihnen gehen und sich mit ihnen unterhalten. Sie wollten Karten spielen, damit ihnen die Zeit nicht langweilig werde.

8. Ganz in Angst geraten vor den zudringlichen Gesellen schrie er förmlich auf im Herzen nach Mir, Ich solle ihn erretten aus dieser Höllengesellschaft, die ihn verfolgte. Plötzlich stand er allein an einem einsamen Wege ohne Menschen, noch Bäume, noch sonst etwas zu sehen. Es war ein förmlicher Wüstenweg. Hier nahm er sich zusammen und machte ein Gelübde, er wolle alles tun, was Ich nur wolle, nur solle Ich ihn wieder in Gnade aufnehmen und ihm Meinen Wunsch auftragen, den er nach Möglichkeit erfüllen würde, und bat zerknirschten Herzens, aber bloß um die Vergebung seiner Sünde der Lieblosigkeit.

9. Ich ließ ihn da eine längere Zeit allein stehen und sich beraten, wohin er denn seine Schritte lenken solle, um aus dieser Wüste zu gelangen. Aber es ließ sich nichts erraten. Er sah wenig, weil er noch immer in der Höllenfinsternis zweiten Grades war und nirgends ein Leben bemerkte. Als er schon ziemlich lange da hin und her sann, was er tun oder anfangen solle, sah er in der Entfernung etwas Dunkles sich bewegen, welches sich bald als eine menschliche Gestalt erwies, aber welche!? Ein ganz zerlumpter Mensch, der die Blößen seines Leibes nicht bedecken konnte, so dass er wie ein Wilder mehr nackt als angezogen vor dem Swedenborg stand. Entsetzt wich Swedenborg einige Schritte vor ihm zurück und wollte ihm ausweichen. Allein der Halbnackte ging ihm nach und bat ihn um Nahrung, und da er so schön angezogen sei, möchte er ihm doch soviel von seinem Anzug geben, damit er die Blöße seines Unterleibes bedecken könnte.

 

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Kap. 5

Eine Begegnung mit einem armen und bedürftigen Menschen lässt ihn durch seinen guten Willen Barmherzigkeit erlangen

 

(Swedenborg gibt dem Armen den Salonanzug und bettelt für beide in der Hölle. Die dargereichten Höllenalmosen. Gespräch zwischen Swedenborg und dem Armen und der Wert des demütigen Gebetes vor Gott. Erhörtes Gebet. Swedenborg wieder im Mittelparadiese unter seinen Bekannten und Freunden.)

 

1. Hier wurde Swedenborg inne, dass er einen Bedürftigen vor sich habe, den er nicht so lieblos wie den ersten behandeln dürfe. Daher blieb er stehen und sagte: „Lieber Bruder, zu essen kann ich dir nichts geben, denn ich bin schon selber hungrig und habe nichts in den Mund zu nehmen, aber deine Blöße könnte ich doch bedecken. Nimm da meinen langen Rock, zieh ihn an und gehe mit mir! Vielleicht finden wir irgendwo etwas zu essen und Menschen.“

2. Der Arme ließ sich das nicht zweimal sagen, nahm den dargebotenen Rock und zog ihn an, dem Geber herzlich dankend für diese unerwartete Wohltat. Und Swedenborg war herzlich froh, des Rockes los zu sein, der ihn in die Hölle brachte. Nun machten sich beide auf gut Glück auf und schritten auf dem holperigen Wüstenwege dahin, nach Menschen und Nahrung suchend. Nach langem Hin- und Herirren, weil der Weg sich später ganz verlor, erblickten sie kleine Häuser auf einer Anhöhe, die sich in dieser Wüste befand.

3. Nun sagte Swedenborg: „Bruder, wir beide sind müde und hungrig, daher lasse mich nachschauen gehen, was für Menschen da wohnen und ob nicht etwas Nahrung aufzutreiben ist, die uns den schon sehr empfindlichen Hunger stillen möchte. Du bleibst draußen, ich aber gehe hinein und werde sehen, was sich für uns zwei machen lässt.“ Also ging Swedenborg in das erste Häuschen, während sein Begleiter draußen sich niedersetzte und den Erfolg erwartete. Als Swedenborg in das Haus trat, fand er zwei Menschen, Mann und Weib, welche kaum etwas besser daran waren als sein Begleiter, doch verlor er nicht den Mut und fragte sie, ob sie ihm und seinem Begleiter nicht mit etwas Nahrung dienen könnten, da beide sehr müde und hungrig seien.

4. Da antwortete der Mann: „Lieber Freund, wenn du und dein Begleiter gute Menschen wären, so wäret ihr nicht in die Hölle gekommen, so wie ich und meine Frau, die wir auf der Welt in Saus und Braus gelebt, uns nichts versagt, aber die Armen und Hungernden wie Vieh und Kanaille betrachtet haben, die krepieren sollen, wenn sie nichts zu leben haben, und damit hört der Hunger und das Elend auf. So, siehst du, haben wir gelebt, gedacht und gehandelt, und das ist die ganz gerechte Belohnung für unsere Lieblosigkeit. Wir haben selber nichts zu essen und so können wir auch dir und deinem Begleiter nichts geben. Gehe weiter deine Wege, hier ist nichts, denn wir haben selber nichts.“ Wie ein Messer durchdrang den Swedenborg diese kurze und barsche Abweisung.

5. Er ging aus dem Häuschen und ein tiefer Seufzer entstieg seinem Inneren ob dieser, wie er dachte, doch etwas zu ungerechten Abweisung. Er wollte in die anderen Häuschen treten, aber der Anblick von außen versprach ihm dasselbe Elend und dieselben höllischen Zustände. Nun ging er zurück zu seinem Begleiter und erzählte ihm das Resultat seiner Bemühung. Dieser aber sagte: „Freund, hier in der Hölle bemühst du dich umsonst, nach Mildtätigkeit und Brot zu suchen. Denn hier hausen Teufel und nicht Menschen, und diese kennen keine Liebe und Barmherzigkeit. Sage du mir doch, wie kamst du zu einem so feinen Anzug? Dieser zeigt, dass du kein Höllenbewohner bist, sondern es scheint, dass du bloß zufällig in sie geraten bist. Hast du dich verirrt oder suchst du andere Ziele hier unter den Teufeln?“

6. Bei diesen Worten erwachte Swedenborg in seinem Inneren und sagte: „Ja, Freund, ich habe mich verirrt durch eine Lieblosigkeit, die ich begangen habe, als es mir gut ging im Paradiese. Diese ist schuld, dass ich im Salonanzuge in der Hölle bin. Deshalb gab ich dir gerne den Rock, denn dieser ist daran schuld, dass ich hier bin, weil ich aus Furcht, den Rock zu beschmutzen oder zu zerreißen, einem Armen nicht helfen wollte einen schweren Baumstamm zu tragen.“

7. „Ah so, lieber Freund, mit der Lieblosigkeit hast du dich in die Hölle hineingearbeitet. Nun hast du aber schon wieder eine Wohltat an mir gewirkt, und so dürfte deine Schuld doch einigermaßen ausgeglichen sein, denn du batest ja auch um Nahrung für mich, und das ist wieder Mitleid: Gut tun zu wollen, aber nicht zu können. Weißt du nicht, dass bei Gott ein guter Wille, den man aus Liebe zum Nächsten in Bewegung setzt, soviel gilt wie eine vollbrachte Tat, wenn man sie aus eigenem Unvermögen nicht ins Werk setzen kann!?“ - „Ja, das weiß ich, Bruder, aber was nützt mir das hier in der Hölle? Ich kann mir doch nicht helfen, denn ich bin zu tief gefallen und weiß nicht, wie ich es anstellen soll, um das verschuldete Unrecht zu tilgen und in bessere Zustände zu kommen, um dann an mir weiter arbeiten zu können.“

8. Da erhob sich sein Begleiter und sagte: „Freund, weißt du nicht, dass das Gebet eines Gerechten viel vermag!? Hast du etwa vergessen zu beten und dich zu demütigen vor deinem Gott und Vater?“ Beschämt stand Swedenborg vor seinem Begleiter, der ihm die Wahrheit so derb ins Gesicht sagte, dass er sich eines zweiten Vergehens schuldig fühlte, nicht demütig um Verzeihung gebeten zu haben und dadurch um die Wiederaufnahme zum Vater Jesus gekommen zu sein. Daher erwiderte er dem Freund der Wahrheit: „Bruder, du hast recht, ich vergaß die Hauptsache, mich zu demütigen und um Vergebung meiner Sünden zu bitten. Nun will ich das unverzüglich tun, daher lasse mich nun sammeln, dass ich es recht gut tun werde.“ – „Gut, gut, lieber Freund, tue, was du für gut findest, ich werde derweil ein wenig mich entfernen, um dich nicht zu stören. Also tue deine Schuldigkeit und es wird sich zeigen, ob mein Rat gut war.“

9. Darauf entfernte sich der Freund und Swedenborg stand wieder allein da, in Gedanken vertieft, wie er es am besten anstellen solle. Nun warf er sich auf die Erde (wie einst Elias, als er um den Regen nach der dreieinhalbjährigen Dürre bat) und flehte so inbrünstig, dass er das härteste Herz erweichen müsste, um Verzeihung und Wiederaufnahme in Meine Gnade. Als er das lange Gebet beendet hatte, stand wieder sein Begleiter vor ihm und sagte: „Lieber Freund, komme mit. Denn es scheint, dein Gebet wurde erhört, denn derweil habe ich eine schöne Landschaft und recht gute Leute gefunden, welche mich liebreich aufnahmen. Und als ich ihnen mein und dein Schicksal erzählte, und dass du recht schön betest und Gott um Verzeihung deiner Sünden bittest, trugen sie mir auf, zu dir zu gehen und dich mitzubringen. – Also bin ich hier und so komme nun mit mir zu den guten Leuten.“

10. Hocherfreut über diese Nachricht stand er auf und ging mit seinem Begleiter in die besagte schöne Gegend. Da angekommen, schaute er begierig nach allen Seiten, denn die Gegend schien ihm bekannt, als hätte er sie schon einmal gesehen. Als er noch neugierig herumschaute, ruft eine bekannte Stimme: „Bruder Swedenborg, bist du wieder da! Wo warst du die ganze Zeit, wir dachten, du bist auf Erkundung unserer Landschaft ausgegangen, da du plötzlich von uns verschwunden bist. Nun bist du wieder bei uns, und das freut mich, ich will dich gleich anmelden, dass du zurück gekommen bist und einen Freund mitgebracht hast.“

11. Darauf entfernte sich der Freund und Swedenborg erkannte, dass er wieder bei seinen Freunden im Mittelparadiese war. Nach einigen Minuten strömten seine Freunde und Brüder aus allen Häusern und bewillkommneten ihn auf das herzlichste und freuten sich, dass er wieder zu ihnen gekommen war. Sie bemerkten aber auch, dass er ohne seinen Rock war und diesen sein Begleiter anhatte. Gleich fingen sie an auszufragen, wo er war und was ihm alles begegnet sei, und wo er seinen neuen Freund, dem er seinen Rock abgetreten, gefunden hätte.

 

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Kap. 6

Brutale Lieblosigkeit von Räubern, die mit der tiefsten Hölle bestraft werden

 

(Swedenborg erzählte ihnen seine Erlebnisse und von dem neuen Bruder. Die Freunde zogen ihn neu an und bewirteten beide. Der Arme riet ihnen, Werke der Nächstenliebe zu üben. Sie gingen bedürftige Brüder suchen und gerieten unter lieblose Räuber, die sie ausrauben und ausziehen wollten, darauf spaltete sich die Erde und verschlang die Räuber.)

 

1. Treuherzig beichtete er nun seine Begebenheiten, wie es ihm ergangen war bis zu der Zeit, wo ihm sein neuer Begleiter und Bruder aus der Hölle geholfen hatte, indem er ihm den rechten Weg der Demütigung zeigte, wodurch er aus der Hölle wieder in das Mittelparadies zurückkam. Voller Neugierde hörten die Freunde ihn an und betrachteten den guten Freund, der ihn aus einer so traurigen und misslichen Lage der zweiten Hölle, die höchst erbärmlich und lieblos aussieht, gerettet hatte und zurück zu ihnen brachte.

2. Als sie hörten, dass der neue gute Freund nur durch den langen Rock Swedenborgs seine Blöße bedecke, erboten sie sich, ihn sogleich neu anzuziehen und dem Swedenborg seinen Rock zurückzugeben. „Gut,“ sagte der neue Bruder, „tuet das, ich werde euch dankbar sein und vielleicht finde ich auch für euch noch etwas Schöneres als es hier ist, denn ich wandere immer herum und suche böse und gute Leute auf und belehre sie, wenn sie sich gar nicht auskennen, was sie zu tun haben.“ Sogleich brachten die Brüder einen neuen Anzug und zu essen und zu trinken für beide und freuten sich sehr, dass sie etwas tun konnten für die Hilfebedürftigen.

3. Also labten sich Swedenborg und sein Begleiter nach Herzenslust an der guten Nahrung, die sie von ihren Mitbrüdern erhielten, und dankten Gott und den Gebern dafür. Darauf sagte der neue Bruder: „Liebe Brüder und Freunde, ich kenne viele schöne und schlechte Gegenden in eurem Umkreise, und es wäre angezeigt, den armen Bewohnern mancher Gegend beizuspringen und sie zu bewirten und ihnen Gutes zu tun von eurem Überfluss. Denn nur durch die Werke der Nächstenliebe könnet ihr höher im Geistigen steigen. Wenn ihr dies schnell zu erreichen wünschet, so bin ich gern bereit, euch in solche Gegenden zu führen, wo arme Menschen wohnen, die sehr hilfebedürftig sind. Aber erwartet nicht Dankbarkeit von ihnen, wenn sie das Gute nicht anerkennen, sondern wirket Gutes um des Guten willen, aus Liebe zu Gott, eurem Vater in Jesus. Es ist euer Vorteil, wenn ihr mir folget, denn ich weiß recht gut, dass Gott Wohltaten immer gut belohnt, also hat es ja der liebe Bruder Swedenborg lebendig an sich erfahren, wie man durch Werke der Nächstenliebe und Demut aus der Hölle in das Paradies kommt, und so könnet auch ihr euer Glück probieren. Schaden kann es euch nie, sondern nur nützen, wenn ihr aus Liebe zu Gott Werke der Nächstenliebe ausüben wollet.“

4. Mit diesem Antrag waren alle zufrieden und rüsteten sich zur Reise in die Gegenden, wohin sie der neue Bruder zu führen gedachte. Sie nahmen viele Lebensmittel mit, um Gutes zu tun. Und also erhoben sie sich und gingen mit, ohne zu fragen wohin, sondern nur auf gute Hoffnung, solche Brüder anzutreffen, die bedürftig sind, und daher dankbar das Dargebotene annehmen werden. So machte sich die Gesellschaft mit Swedenborg, dem auch Lebensmittel mitzutragen gegeben wurden, auf die Reise auf gutes Glück.

5. Es dauerte nicht lange und die Landschaft, die sie passierten, fing an sehr düster zu werden. Daher dachten sie: da müssen wohl sehr arme Menschen wohnen und so wird unsere Suche, um Wohltaten zu erweisen, leicht erfüllt werden. Der Weg aber wurde immer schlechter, die Landschaft kahler und finsterer und noch immer sah man keinen Menschen. Plötzlich tauchten etliche hagere, garstige Gestalten auf und schrieen die swedenborgsche Gesellschaft an, was sie da suche und wohin sie gehe. Diese antworteten offenherzig, weswegen sie eigentlich da seien und fragten sie, ob sie auch Unterstützung bedürften.

6. „O ja!“ sprachen die Männer und lachten höhnisch dazu und sagten: „Wir sind viele da, die hungrig sind, kommet nur mit und wir wollen euch den Weg zu unserem Ort zeigen.“ Nichts Arges denkend, ging die Gesellschaft den besagten Männern nach, bis sie in einem unansehnlichen und schmutzigen Ort ankam.

7. Hier angekommen, klatschten die Männer in die Hände, und aus allen Häusern traten garstige, schmutzige und in Fetzen gehüllte Gestalten heraus und fragten: „Wo habt ihr denn diese schöne Gesellschaft erwischt!? Da wird sich wohl eine Visitation ihrer Reisegepäcke bezahlt machen. Nur her damit, was habt ihr in euren Säcken, wohin traget ihr es denn?“ Die Gesellschaft antwortete ihnen: „Zu armen und bedürftigen Menschen.“ – „Gut, das sind wir, und so gebet es nur her im Guten, sonst nehmen wir es euch mit Gewalt.“ – „Ja, warum denn mit Gewalt, wenn wir euch aus Liebe und Barmherzigkeit geben wollen?“ – „Ist schon gut, wir kennen keine Liebe und Barmherzigkeit, wir sind Räuber und als solche sind wir nicht gewohnt von Almosen, sondern von dem Überfluss anderer Menschen zu leben.“

8. Auf diese Erwiderung hin war die Gesellschaft erschrocken und sagte: „Nun sind wir in eine schöne Landschaft gekommen, wo man das Dargebotene nicht nehmen, sondern rauben will. Was machen wir jetzt, was sagst du, der du uns in dieses Räubernest geführt hast?“ Dieser aber war still und sagte nichts, sondern entledigte sich seines Sackes und gab es hin: „Da habet ihr meinen Sack, nehmet ihn und verzehret den Inhalt im Namen unseres guten Gottvaters Jesus, der euch dies zukommen lässt, damit ihr ein wenig euren Hunger stillet.“

9. Ein lautes Gelächter folgte diesen Worten und einer unter ihnen sprach: „Das muss schier ein guter Kirchenlapp sein, der so balsamisch sein Hab und Gut hergibt. Ihr anderen aber schauet nicht so staunend drein, sondern gebet her, was ihr uns hergebracht habet, aber auch eure schönen Anzüge gebet uns, denn wir sind ja weniger bedeckt, als es anständig für eine so noble Gesellschaft ist, wie ihr seid.“

10. Hier machte die Gesellschaft große prüfende Augen auf die Räuber und sagte: „Aber liebe Freunde, ist es nicht genug, dass wir euch zu essen und zu trinken geben? Warum wollet ihr uns noch unsere Kleider vom Leibe rauben? Wir sind ja nicht eure Gefangenen, sondern freiwillige Wohltäter.“ – „Schau, schau, wie klug ihr seid mit eurer Wohltätigkeit! Wir sind ja keine armen Bettler, sondern Räuber, die nicht betteln, noch Almosen nehmen, sondern rauben, wo man uns nicht gutwillig gibt, was wir verlangen.“ Darauf trat der neue Bruder, der die Gesellschaft zu den Räubern führte vor und fragte sie, ob sie wirklich so unbarmherzig mit ihren Wohltätern verfahren und sie ihrer Kleider berauben wollten.

11. Diese Frage war den Räubern zuviel und nun verlangten sie barsch: „Ausziehen eure Kleider und hergeben, damit auch wir einmal unsere Blößen bedecken!“ Als dies die Gesellschaft hörte, war sie ganz verzweifelt und bat die Räuber um Erbarmen und dass sie sollen sie wieder heimziehen lassen. Sie wollten ihnen dafür dankbar sein und noch mehr Nahrungsmittel bringen, nur der Kleider sollten sie sie nicht berauben. Aber die Räuber lachten sie aus und machten Miene, sie mit Gewalt auszuziehen. Da trat der neue Bruder vor und sagte: „Freunde, tut das nicht, was ihr nicht wollet, das wir euch tun!“

12. Ein Hohngelächter folgte diesen Worten, und die Räuber machten sich daran, mit Gewalt und Grobheit die Gesellschaft auszuziehen. In diesem Moment spaltete sich die Erde und die ganze Räuberbande kugelte in die finstere Tiefe, welche sich wieder über ihren Häuptern schloss. Mit Entsetzen starrte die Gesellschaft auf dieses Ereignis, das sich so schnell vor ihren Augen abspielte und die ganze Räuberbande verschlang. Der neue Bruder aber sagte: „Sehet, liebe Brüder, so straft Gott die Undankbarkeit und Lieblosigkeit mit Rohheit gepaart. Diese verdienten die unterste oder dritte Hölle, wo es überschrecklich zugeht.“

 

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Kap. 7

Belohnung für die Erfahrung, die in der wahren Tugend der Nächstenliebe gemacht wurde

 

(Gute Erfahrung, nach gutem Willen Barmherzigkeit zu üben. Swedenborg belehrt die Freunde in wahren Tugenden der Nächstenliebe. Neue Suche unter Führung Swedenborgs, um Armen zu helfen. Ankunft in einem abgeschlossenen Bergkessel, worin Swedenborg eine Predigt über die Liebe und ihre Pflichten hielt.)

 

1. „Wir aber haben unsere Pflicht getan gegen die Nächsten, und so wollen wir wieder zurückgehen, von wo wir hergekommen sind.“ Und so machte sich sogleich die ganze Gesellschaft auf und ging nach Hause. Als sie aber nach Hause kam, war die ganze Landschaft verändert und viel schöner als früher, auch ihre Häuser waren größer und schöner als bei der Abreise. Das verursachte ein großes Staunen unter der Gesellschaft und jeder war neugierig, wie sein Haus wohl innerlich aussehen möchte. Und so ging ein jeder sogleich in sein Haus, es zu beschauen.

2. Aber wie erstaunt waren sie, als statt der alten Einrichtung eine ganz neue, und in den schönsten Farben ausgeführt, dastand. Jeder durchsuchte sein ganzes Haus, um die große und sonderbare Veränderung zu besehen. Endlich kamen wieder alle aus ihren Häusern und jeder lobte bewundernd sein neues Haus mit der schönen innerlichen Einrichtung, die ihnen ganz neu erschien. Nun sagte der neue Bruder: „Liebe Brüder, jetzt sehet, wie der liebe Vater im Himmel jede gute Tat belohnt, wenn sie aus reinem und liebevollem Herzen, ohne Selbstsucht oder gegen Bezahlung geschieht. Nur eine kurze Zeit dauerte euer Schrecken und eure Angst vor der Bosheit der Räuber. Und sehet, welche Belohnung euch dadurch wurde! Seid immer bereit, Gutes zu tun, und euer Fortschritt wird sich gewiss schnell steigern. Aber nicht aus irgendwelcher Rücksicht oder der Belohnung wegen sollt ihr Gutes tun, sondern immer nur aus uneigennütziger Liebe zu Gott und zum Nächsten. Wenn es euch recht ist, wird man nächstens wieder unterstützungsbedürftige Brüder und Schwestern aufsuchen gehen, damit der Fortschritt im Geistigen nicht stehen bleibe, sondern wachse,“ was alle mit Freuden annahmen. „Du aber, Swedenborg, sollst deine Brüder und Schwestern belehren, wie man in wahren Tugenden leben und handeln soll, denn du hast viel geschrieben darüber und so kannst du schon etwas zum Besten geben.“

3. Dies ließ sich Swedenborg nicht wiederholen, sondern ergriff sogleich das Wort und hielt eine große Rede an die Brüder und Schwestern, welche selbstverständlich immer bei allem dabei waren, wenn sie auch nicht extra genannt wurden. Es waren aber in der Rede hauptsächlich die Pflichten der Nächstenliebe in verschiedenen Vorkommnissen des Lebens klargelegt und beleuchtet, wodurch ein jeder wusste, was er zu tun hatte, wenn die Gelegenheit sich darböte, Gutes zu tun.

4. Nach der Rede aber nahmen alle einen Imbiss ein, was wieder ein Staunen hervorbrachte, da alles besser und schmackhafter war, als sie es früher gewohnt waren. Und so bestärkte sie auch das Essen, dass man Gutes tun muss, wenn man selbst Gutes erhalten und im Guten wachsen will. Nach einigen Tagen veranstaltete der neue Bruder wieder eine Reise in die unbekannte Umgebung, um Armen und Bedürftigen zu helfen.

5. Diesmal aber übergab er die Führung dem Swedenborg und war nur Mitbegleiter des Zuges, der ins Blaue hinein neue Menschen und Orte suchte, um die Not zu lindern und Gutes zu tun. Es hatte nicht lange gedauert, als sie in eine tiefe Einsenkung, in einen Bergkessel kamen, wo kein Ausweg mehr zu finden war und sie daher genötigt waren umzukehren. Doch dieses verhinderte der neue Bruder und sagte: „Bruder Swedenborg, fange an zu predigen von der Liebe und ihren Pflichten, so wie neulich, aber selbstverständlich mit anderen Bildern.“ Nun ergriff Swedenborg das Wort und beleuchtete nach allen Seiten die Pflichten der Liebe und wie man lieben und leben muss, um das höchste Ziel des Lebens zu erreichen, nämlich zu Gott zu kommen.

 

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Kap. 8

Eine Vielzahl von Geistern aus der Hölle werden erzogen und ernährt - Der rätselhafte neue Bruder namens „Liebe“

 

(Böse Geister wollten die Gesellschaft gefangen nehmen. Swedenborg predigte ihnen von der Liebe und Barmherzigkeit. Verteilung der vom Bruder Liebe gesegneten Mahlzeit, dass alle genug davon hatten. Liebesdank vor dem Essen. Die bösen Geister wurden eingeladen, christlich zu leben und bei der Gesellschaft zu bleiben, was sie auch annahmen.)

 

1 . Während alle in die Rede Swedenborgs vertieft waren, stiegen auf allen Seiten schwarze Wolken über den Bergkessel und hatten ihn sozusagen ganz eingehüllt. Und bevor die Gesellschaft noch dessen recht gewahr wurde was da vorging, fing es ganz gewaltig zu blitzen und zu donnern an, und der einzige Zugang zum Bergkessel war voll besetzt von bösen Geistern, die sich anschickten, die Gesellschaft wie Gefangene zu betrachten, und nicht mehr herauszulassen.

2. Alle schauten nun besorgt den neuen Bruder an, was er wohl sagen würde zu dieser Bedrängnis. Dieser aber blieb ruhig und schaute phlegmatisch dem Treiben der bösen Geister zu. Das aber verwunderte die besorgte Gesellschaft und daher wandte sie sich an ihn und fragte ihn, was sie tun solle, um sich zu retten. Allein der neue Bruder blieb ruhig und still und zeigte hin auf den Swedenborg, der aber selber ganz in Angst dastand und keinen Rat wusste. Während die Gesellschaft noch beratend dastand, näherten sich die bösen Geister und wollten die ganze Gesellschaft gefangen nehmen. Da ermahnte sich Swedenborg und donnerte sie an: „Im Namen Gottes Jesu Christi, weichet von uns!“

3. Als die bösen Geister dies hörten, blieben sie stehen und getrauten sich nicht weiter zu gehen und so standen die beiden Parteien unentschlossen, sich gegenseitig anschauend, am Platze. Nun sagte der neue Bruder zu Swedenborg: „Lieber Bruder, du kennst doch die Heilige Schrift und darin heißt es: ,Tue Gutes dem, der dir Böses tut’. Gib ihnen geistige und dann materielle Kost, vielleicht lässt sich etwas machen mit ihnen. Sie sind von Selbstsucht und Hass erfüllt, predige ihnen von der Liebe und Barmherzigkeit!“. Sogleich machte sich Swedenborg daran und predigte den bösen Geistern eine Stunde lang und benutzte alle seine geistige Kraft dazu, um sie zur Einsicht der Wahrheit zu führen.

4. Als er mit der Predigt zu Ende war, sagte er ihnen: „Sehet, liebe, aber sehr unglückliche Brüder, wir haben da Nahrung mit und ihr seid hungrig, das sieht man aus euren Gesichtern und Leibern. Möchtet ihr nicht eine Liebestat im Sinne wie ich euch gepredigt habe von uns annehmen? Denn ich sehe, dass ihr sehr hungrig seid.“

5. Die bösen Geister, die durch die Güte, die ihnen entgegengebracht wurde, sogleich ihr Donnerwetter einstellten, das sie schon zu entwickeln begonnen hatten, zogen ihr böses Fluidum ein, wodurch die Wolken verdunkelt wurden, und lauschten aufmerksam, was Swedenborg predigte. Als Swedenborg mit der Predigt zu Ende war und ihnen auch Nahrung anbot, um den Hunger zu stillen, wurden sie ganz fröhlich und baten, man solle ihnen zukommen lassen, was man habe, denn sie spürten großen Hunger.

6. Nun machte die Gesellschaft ihre Säcke auf, nahm die mitgebrachten Nahrungsmittel heraus und stellte sich an, sie zu verteilen. Da stand der neue Bruder auf und sagte: „Liebe Brüder, zu allem, was man tut, muss man den Segen von Gott, dem lieben Vater, erbitten, damit es, wie einst auf dem Berge gegenüber Kapernaum, auch den Segen habe und sättige die Menge. Denn ihr sehet ja, dass die Zahl der Hungrigen eine sehr große ist und der Vorrat nicht für alle ausreicht. Also stellet den ganzen Vorrat zusammen und ich will ihn segnen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und wir wollen im guten Glauben leben, dass er für alle genügen wird. Denn der Glaube vermag vieles, also tut ihr so, wie ich euch rate.“

7. Alle schauten den neuen Bruder staunend an, wie er, den sie ja selbst angezogen und in guten anständigen Zustand versetzt hatten, einen solchen Glauben haben kann, dass durch sein Segnen eine Vermehrung der Lebensmittel stattfinden könnte.

8. Dieser aber sagte: „Wisset ihr nicht den Wahrspruch Christi, dass Er sprach: ,Wenn ihr soviel Glauben habet wie ein Senfkorn groß ist, und ihr saget zu einem Berge: Stürze dich ins Meer, so wird er sich stürzen’. Also wollen auch wir den festen Glauben pflegen, wenn wir unsere Nahrungsmittel segnen, dass diese genug werden, um alle zu sättigen.“ Darauf sagte die Gesellschaft: „Gut, Bruder, wenn du einen so großen Glauben und solches Vertrauen hast, dann segne es, damit alle gesättigt werden.“

9. Und der neue Bruder (der Ich, Jesus, Selber war) segnete die Nahrungsmittel und ließ sie verteilen und es blieb noch für die ganze Gesellschaft so viel übrig, dass sie es nicht aufessen konnte. Als die Nahrungsmittel verteilt waren, sagte der neue Bruder: „Bevor ihr esset, muss dem himmlischen Vater dafür gedankt werden im Herzen durch ein Liebesgebet oder Liebesdank, und dann verzehret die Nahrungsmittel“, was sogleich geschah. Nun fingen sie an zu essen und konnten sich nicht genug wundern über die Güte der Nahrungsmittel. Auch die Gesellschaft sah verwundert drein, weil diese Speisen vom Hause aus viel geringer an Wohlgeschmack und Wohlgeruch waren.

10. Daher schauten sie staunend auf den neuen Bruder, der aber so tat, als wenn er nichts merkte und betrachtete nur die Speisen, die er aß wie die ganze Gesellschaft. Auch Swedenborg war im Zwiespalt mit seinen Gedanken über den neuen Bruder, den er beinahe ganz nackt in der finsteren Hölle gefunden und der jetzt alle in Erstaunen setzte. Endlich konnte er es nicht mehr aushalten und ging zum neuen Bruder und fragte ihn: „Höre, lieber Bruder! Ist dir dieser Wohlgeschmack und Wohlgeruch der Speisen nicht auffallend? Ist nicht da der Segen Gottes sichtbar mit uns?“

11. Der neue Bruder aber tat recht phlegmatisch dazu und sagte: „Schau, lieber Bruder, die Menschen sind Kinder Gottes, soll der liebe Vater im Himmel nicht seine Freude an ihnen haben, wenn sie nach Seinen Liebesgeboten handeln? Ihr habt die bösen Geister mit Gutem belohnt und also tut auch euer Vater täglich, und so ist es kein Wunder, dass er uns die Speisen nach Seiner Liebe gesegnet, vermehrt und wohlschmeckend gemacht hat.“

12. Diese Worte, so laut gesprochen, dass sie alle gehört hatten, brachten eine große Begeisterung auf beiden Seiten, sowohl bei den bösen, als auch bei den guten Geistern in der Gesellschaft hervor, und dadurch war auch der Anschein, dass in dem neuen Bruder etwas Besonderes verborgen sei, beseitigt, und man aß weiter. Als alle mit dem Essen fertig waren und noch genug übrigblieb, meldete sich wieder der neue Bruder und sagte: „Den Überfluss soll man aufbewahren, für die gute Mahlzeit aber sich beim Gottvater innig bedanken, damit Er uns auch künftig in Seiner Güte mit einem besonderen Wundersegen komme wie diesmal“, was auch sogleich alle taten.

13. Darauf wandte sich der neue Bruder zu den bösen Geistern und fragte sie: „Liebe Brüder, wäre denn euch nicht lieber, bei uns zu bleiben und nach Gottes Geboten zu leben, damit auch ihr glücklich würdet und es euch an nichts fehlen möchte?“ – „O ja, wir möchten schon gern bei euch bleiben, aber wir sind in so schmutzige Fetzen gehüllt, dass es eine große Schande für euch wäre, mit einem solchen Lumpengesindel zusammen zu leben. Dann verstehen wir uns nicht auf so feine Sitten und Liebestätigkeiten wie ihr, und so wären wir rohe Klötze, recht unanständige Leute unter euch.Was meinst du nun dazu?“

14. Der neue Bruder, den wir von nun an Bruder Liebe nennen wollen, erwiderte ihnen: „Die feinen Sitten und Manieren werden durch Liebe und Ehrfurcht anerzogen, und bessere Kleider bekommt ein jeder Geist durch Gott Selber, wenn er gut und liebetätig ist gegen seine minderen und bedürftigen Brüder, denn wie eure Liebe tätig ist, so ändern sich auch eure Kleider und Zustände und wir machen keine anderen Anforderungen an euch, als dass ihr gleich uns liebetätig und demütig seid. Gefällt euch das, so könnt ihr bei uns bleiben und wir werden euch in allem unterrichten.“ Die Geister berieten sich nun, was zu tun sei, und kamen endlich überein, dass es doch am besten sei, sich in die neuen Zustände zu begeben, da es doch viel besser und schöner sei, als es bisher war. Und so trat eine sehr große Menge Höllengeister zu der Gesellschaft über und wurde sogleich in den wichtigsten Verhaltensregeln unterrichtet.

 

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Kap. 9

Belohnung für die Vereinigung der bösen Geister - Neue Reise und Treffen mit Muslimen

 

(Neue Überraschung als Folge des Liebewirkens. Wie der Vater liebreich für Seine Kinder sorgt. Lobspruch dem Vater. Neue Suche nach hilfebedürftigen Armen. Ankunft in einer mohammedanischen Ortschaft und feindliche Gesinnungsänderung gegen Christen. Frage, warum die Verheißungen Mohammeds nicht in Erfüllung gingen. Beweis, dass der christliche Glaube der echte ist. Zweifel der Mohammedaner.)

 

1. Als der Unterricht zu Ende war, brach die ganze Gesellschaft auf und ging zurück in ihre Gegend, von wo sie ausgegangen war. Als sie zurückkam, fand sie die Gegend ganz verändert und wieder viel schöner hergestellt als das erste Mal. Nun ging ein Jubel los und alles lief, die Neuigkeiten in Augenschein zu nehmen, welche außerordentlich hübsch und zierlich in Wohnhäusern, wie in Gärten und Anlagen sich darstellten.

2. Die neuen Brüder hatten die Gnade, die neuen Zustände mit ansehen zu können, obwohl ihr geistiger Zustand noch nicht reif dazu war. Aber wo sich der eine freut soll der andere nicht traurig und zurückgesetzt sein, und so trat der Bruder Liebe vor und sagte: „Ich sehe, dass viel mehr neue Wohnungen, Gärten und Anlagen da sind, als es deren bei der Fortreise waren, und so glaube Ich, dass sie der himmlische Vater für die neuen Brüder und Freunde herstellen ließ, daher lassen wir sie dieselben beziehen und sich so mit unserem Glück mitfreuen.“

3. Mit diesem Antrage waren alle einverstanden und so gingen die neuen Freunde, die für sie bereiteten Häuser zu beziehen. Aber wie erfreuten sie sich, als sie eintraten, da für jeden neuen Bewohner nicht nur alles Nötige da war, sondern es lagen auch neue und so schöne Anzüge für sie in Bereitschaft, wie sie die Gesellschaft anhatte. Sogleich zogen sie dieselben an und kamen heraus zu den Freunden aus der Gesellschaft und zeigten ihnen die neue Bekleidung, was allen eine große Freude verursachte, dass kein Unterschied mehr unter ihnen bestehe.

4. Wieder trat Bruder Liebe unter sie und sprach: „Alles Lob, aller Dank, alle Ehre und alle Liebe sei von uns allen dem guten himmlischen Vater dargebracht, dass Er uns so gütig mit allem versorgt und ausgestattet hat. Daher wollen wir nun Ihm dienen und Seinen Kindern Gutes tun, da Er, wie ihr alle augenscheinlich vor euch habet, daran die größte Freude hat, wenn Seine Kinder Ihn lieben und aus dieser Liebe ihre Brüder und Schwestern lieben und ihnen Wohltaten erweisen.“

5. Von allen Seiten hörte man bejahende und zustimmende Laute und also ward durch diesen guten Fischzug die ganze Gesellschaft bedeutend größer, denn die Zahl der neuen Freunde betrug viele tausend Köpfe, die durch diese Belohnung des guten Willens ganz Herz und Kopf für die neue Ordnung des Lebens geworden waren. Es wurde nun beschlossen, nicht lange untätig zu bleiben, sondern bald wieder eine neue Reise zu unternehmen, um wieder Gutes tun zu können, dort, wo unterstützungsbedürftige Menschen sich aufhalten.

6. Also brach schon nach einigen Tagen die ganze Gesellschaft der alten und neuen Brüder, die nun bloß eine Gesellschaft bildeten, auf und ging auf neue Suche aus, wo sich solche Menschen aufhalten, denen geistig und materiell beigesprungen werden könne. Nicht lange dauerte es und schon trafen sie auf einen großen Ort, der mit den ärmsten Bewohnern voll besetzt war, welche sogleich an die neuen Ankömmlinge sich heranmachten und fleißig um Nahrungsmittel und Kleider baten.

7. Der Bruder Liebe aber beschied sie, ein wenig zu warten, denn es seien noch andere Sachen früher zu besprechen, bevor sie das Erwünschte bekommen könnten. „Vor allem saget uns, wie steht es mit eurem Glauben?“ Sie antworteten: „Mit unserem Glauben steht es ganz gut, wir sind Mohammedaner und beten täglich dreimal Allah an und das ist gut und recht, wie uns unser Prophet Mohammed gelehrt hat.“

8. Darauf sagte der Bruder Liebe: „Ja, was werdet ihr sagen, wenn wir euch kundtun, dass wir Christen sind?“ – „Was, Christen seid ihr? Ungläubige Giaur! Na, schöne Bande, euch soll man gleich ordentlich durchhauen, das wäre die schönste Gelegenheit, uns an euch zu rächen. Ihr Hunde, die ihr den einzig wahren Glauben nicht annehmen wollet und sogar gegen uns gesinnt seid. Saget uns, woher kommet ihr und was suchet ihr hier in unserem Ort, wo lauter echte Gottesgläubige sind? Ihr kommet uns nicht mit heiler Haut durch.“

9. Da hob der Bruder Liebe an zu sprechen und sagte: „Liebe Freunde! Wir sind gute Leute und sind gekommen, euch Gutes zu tun, nicht aber uns mit euch blutig zu schlagen. Außerdem wisset, dass wir im Geisterreich sind, wo für die Leiden der Welt, wenn wir im Sinne der göttlichen Gebote gelebt haben, die Belohnung erfolgt. Nun, liebe Freunde, wenn euer Glaube der rechte ist, saget mir, warum gehen die Verheißungen eures Propheten nicht in Erfüllung? Warum seid ihr hungrig und halbnackt und zerrissen und sogar sehr garstig!?“ Hier stutzten die rechtgläubigen Mohammedaner und wussten keine Antwort zu geben.

10. Diese Verlegenheit benützend, fragte sie der Bruder Liebe weiter: „Ihr Mohammedaner sagt uns, dass wir Christen Ungläubige und Hunde sind. Aber schauet uns an, wie schön wir angezogen sind, wie voll unsere Leiber und wie garstig ihr seid. Und dieser Vorzug auf unserer Seite ist der sichtbare Vorzug unseres Glaubens, dass er der echte und der eure der unechte ist. Denn hier sprechen die Beweise und können die Worte schweigen, wo eine Verdrehung der Wahrheit als Lüge sich herausstellt. Schauet uns nur gut an und euch, und der Beweis wird euch entscheidend augenfällig sein.“

11. Auf diese Worte konnten die Mohammedaner nichts erwidern, daher fragten sie weiter: „Wie könnet ihr uns beweisen, dass euer Glaube tatsächlich der echte und unser der unechte ist, da wir bisher noch immer gehört haben, dass unser Glaube der allein echte ist, alle anderen Religionen aber als Ketzerei zu betrachten sind. Es ist wohl wahr, dass ihr sehr schön am Kleide und Leibe seid, aber das ist uns nicht entscheidend. Es gibt auch auf der Erde schön angezogene und gut gemästete Menschen, und doch sind sie schlecht und ungläubig, daher kann in diesem der Beweis nicht liegen.“

 

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Kap. 10

Muhammad erzählt von seiner Bekehrung zum Christentum, die im Jahr 1653 stattfand

 

(Verlangen nach Mohammed als Glaubenszeugen. Mohammed wurde vom Bruder Liebe ein Volksbetrüger genannt, worauf große Entrüstung und Drohen mit Dreinhauen unter den Mohammedanern. Mohammed, vom Bruder Liebe heruntergerufen, erschien und hielt eine schöne Beichtrede über sein einstiges falsches Prophetentum. Sein Lohn dafür die unterste Hölle und die Rettung daraus durch Bruder Liebe.)

 

1. „Gut“, sagte der Bruder Liebe, „saget Mir also, welcher Beweis wäre für euch maßgebend oder unanfechtbar, dass bloß ihr die Rechtgläubigen seid, wir Christen aber Irrgläubige und Ketzer, da ihr uns mit Giaur tituliert?“

2. Diese Frage brachte sie wieder in Verlegenheit, da sie für den ersten Moment nicht darauf gefasst waren. Doch erholten sie sich bald und sagten: „Das könnte uns nur unser Prophet Mohammed sagen. Aber wo steckt er jetzt, wer weiß den Ort, um ihn aufzusuchen und sein Urteil zu hören?“ Der Bruder Liebe meinte nun: „Euer Prophet, der übrigens kein Prophet, sondern ein Religionsschwärmer und Volksbetrüger zugleich war, da er euch eine Religion zusammenpfuschte, dass alle Türken und Mohammedaner, wenn sie sterben, in so armselige und viele in noch armseligere Zustände wie ihr nach dem Leibestode kommen, wäre Mir leicht aufzufinden, da Ich weiß, wo er sich befindet. Aber es ist die Frage, ob ihr Mir und ihm glauben werdet, da ihr ihn nie persönlich gekannt habt. Also saget Mir, was ist eure Antwort darauf?“

3. Die Bezeichnung Volksbetrüger und Stifter einer falschen Religion reizte sie, daher sagten sie: „Du wirst uns nicht mehr von dannen gehen, bis du uns deine Behauptung erwiesen hast. Sonst hauen wir dich zusammen, dass du liegen bleibst, du christlicher Maulheld und böser Hund!“ – „Na, Ich wusste ja gut, was euch nicht schmecken wird. Darum sprach Ich die Wahrheit und bin auch bereit, euch nachzuweisen, dass Ich die Wahrheit sprach und daher frage Ich euch wieder: Was wünschet ihr von Mir als einen vollgültigen Beweis dessen, was Ich sagte?“ Da stutzten die Mohammedaner neuerdings, da der Bruder Liebe diese Worte fest betonend und wie herausfordernd sprach und daher zogen sie sich ein wenig zurück und besprachen sich.

4. Nach einigen Minuten kehrten sie sich um und traten wieder vor und sagten: „Wer sonst als Mohammed könnte uns das vollwahr kundgeben. Denn deinen Worten als Giaur können wir unmöglich glauben. Also schaue zu, dass du uns den Mohammed herschaffst, sonst kommst du unter unsere bearbeitenden Hände, damit du ein anderes Mal wissen wirst, wie man mit Mohammedanern spricht, um sie nicht zu beleidigen in ihrem Glaubensgefühl.“

5. Diese Worte aber sprachen sie in voller Überzeugung, dass es dem Bruder Liebe nicht möglich sei, den Mohammed herzuschaffen oder zu finden. Der Bruder Liebe fragte sie nun, ob sie wirklich den Mohammed wünschen und ob sie vorbereitet seien, ihn zu befragen und anzuhören. Denn Mohammed habe sich bekehrt und sei im Jahre 1653 ein Christ geworden und sei im obersten Himmel beim Christengott Jesus, den sie nur für einen kleinen Propheten hielten.

6. „Was! Wie!“ schrieen sie auf, „das getraust du dich auch noch uns zu sagen! Soll man dich nicht sogleich durchhauen, dass dir Hören und Sehen vergeht, du elender Wicht von einem Lügenmaul! Du kommst immer tiefer in die Fallstricke, die du dir selber legst. Warte du nur, du bist in unseren Händen, und daher bereite dich vor auf unsere Fäuste, die dich breit schlagen werden. Jetzt verlangen wir umso entscheidendere Beweise von dir. Also gib uns Beweise, bevor wir die Hände an dich legen.“

7. „Also Beweise wollet ihr?“ sagte der Bruder Liebe, „Ich habe euch ja gesagt, dass Ich euch den Mohammed auffinden kann. Aber ihr seid nicht bereit, ihn zu befragen, denn er ist jetzt ein herrliches, himmlisches Wesen, und ihr würdet euch erschrecken, wenn er plötzlich vor euch käme, um eure Fragen zu beantworten. Sammelt euch und denket nach, was ihr ihn befragen werdet, um euer Ziel des Verlangens zu erreichen. Es handelt sich zugleich darum, euch dann auch zu bekehren, aus diesem elenden Zustande zu erlösen und glücklich zu machen, wie wir es sind.“

8. Diese entscheidenden Worte wirkten wie eine Dusche auf sie und nun fingen sie an zu beraten, was sie anfangen sollten, wenn er wirklich käme. Da trat ein türkischer Geistlicher vor und sagte: „Brüder! Die Sache ist ernst. Ich habe immer mit meinen Brüdern von der Seite zugehört, was vorgeht, und sehe nun ein, dass es Zeit ist sich für die Sache ernsthaft zu interessieren, damit kein Schwindel und Betrug herauskomme. Da wir als Geistliche und eure Religionslehrer in erster Linie interessiert sind, die Wahrheit zu erfahren, um zu wissen, wie wir mit diesem Menschen daran sind, der so siegesbewusst mit euch sprach. Lasset einmal mich mit ihm sprechen, dann werde ich schon herausbringen, wie und was er mit uns beabsichtigt. Ich werde schon mit ihm fertig werden. Überlasset daher mir euren Streit, damit die Sache einen wahren Ausgang findet.“

9. Gleich darauf trat der mohammedanische Geistliche zu Bruder Liebe und sagte ihm: „Höre junger Mensch, deine Rede mit den Männern aus meinem Glaubenskreise war sehr herausfordernd, und daher komme ich als Glaubenslehrer zu dir, um von dir die angebotenen Beweise zu sehen. Also beweise uns, was du behauptest, damit uns der Wahrheitsbeweis geliefert wird. So können wir deine Behauptungen nicht glauben, also mache dich daran, denn ich bin bereit, die Wahrheit zu prüfen.“

10. Der Bruder Liebe sagte nun zum Geistlichen: „Mache dich bereit, und nimm dich sehr zusammen, damit du vor Schreck und Staunen nicht am Ende stumm verbleibst. Rufe noch deine Mitbrüder und Geistlichen dazu, damit ihr mehr Mut haben werdet, wenn Mohammed erscheinen wird.“ Der Geistliche rief sogleich noch die übrigen Geistlichen herbei und sagte: „Nun, mache deine Behauptungen zur Wahrheit!“ Der Bruder Liebe sagte nun laut, dass alle deutlich hörten: „Bruder Mohammed, komme herunter!“ In diesem Moment schoss ein Blitzstrahl aus der Höhe herunter und Mohammed stand im schönsten türkischen Anzuge, mit dem Turban auf dem Kopfe vor den erschrockenen Geistlichen und fragte sie: „Liebe Brüder, saget mir nun, was wünschet ihr denn vor mir?“

11. Die Priester aber waren so erschrocken, dass sie keinen Laut hervorbringen konnten und starrten ihn immerfort an. In dieser Verlegenheit meldete sich der Bruder Liebe und sagte: „Ihr wolltet Beweise und hießet mich Maulheld, einen elenden Wicht, der ob seiner Lügenmäulerei breitzuschlagen sei. Nun, ihr Maulhelden, wo ist euer Mut, dreinzuhauen? Möchtet ihr nicht euren Propheten Mohammed ergreifen und als Betrüger durchhauen? Er ist da und damit der Beweis geliefert, den ihr verlangtet. Du Bruder Mohammed aber, sprich selber die Wahrheit, damit diese rechtgläubigen Hitzköpfe sich abkühlen!“

12. Darauf ergriff Mohammed das Wort und sagte: „Liebe Brüder und Glaubensgenossen nach meinem einstigen Glauben! Der Bruder, der mich herunterrief aus den himmlischen Höhen, ist ein sehr hoher Geist, der allen Glaubens wert ist was er spricht. Und so hat er auch die Wahrheit gesagt, dass ich einst als euer Glaubensstifter ein Volksbetrüger war, weil ich nicht nach göttlichen Eingebungen, sondern nach meinen Ansichten eine neue Religion zusammenpfuschte, welche dem Charakter und den Sitten des orientalischen Volkes entsprach.

13. Ich benützte alles, von dem ich wusste, dass es dem Volk gefallen würde. Denn ich wollte in meinem Ehrgeiz ein großer Mann werden, und daher log ich zusammen, was ich für gut fand. Ich war im vollsten Sinne des Wortes ein Lügner oder falscher Prophet, so lange ich auf der Erde lebte. Als endlich mein Tod kam, ging der große Prophet Allahs in die tiefste Finsternis der untersten Hölle und nicht in den siebenten Himmel!

14. Hier in der tiefen Finsternis und unter Qual und Schmerzen hatte ich genug Zeit nachzudenken, dass ich eine Hauptsünde begangen habe, zumal ich gar so stark gestraft worden bin dafür. Die Religion Jesu Christi war mir gut bekannt, denn ich entnahm ja manches daraus. Nur wusste ich nicht, ob Jesus wirklich Gott oder bloß ein göttlicher Gesandter als Religionslehrer war; denn ich konnte mich nicht aus dem Tagesmenschen herauswinden und ein höheres Licht sehen, weil ich zu finster im Geiste war. Denn Christusglaube und Hochmut und Ehrgeiz, die in mir steckten, vertrugen sich nicht.

15. Denn es wird einem kein Licht, solange man diesen Hauptsünden huldigt. Ich blieb lange Jahrhunderte, die mir Ewigkeiten zu sein schienen, unter einer fürchterlichen Ausgeburt von allerbösesten Teufeln wohnend und konnte mir nicht helfen. Ich rief zu Allah, aber es schien, als wenn es keinen Allah gäbe. Ich blieb unerhört und litt fürchterliche Schmerzen und geistige Leiden und Gewissensbisse, die unbeschreiblich waren. Ich wusste nun, dass meine Religionsstiftung im Auge des Allahs den größten Widerwillen erzeugt hatte und es schien, als hätte mich Allah ganz verstoßen und in die ewigen Flammen des Leidens der Hölle verdammt.

16. Ein Jahrhundert der größten Schmerzen und Leiden verging nach dem anderen, und immer schien es, dass dieser schreckliche Zustand kein Ende nehmen würde. Allah wollte von mir nichts wissen, und so musste ich leiden ohne jede Hoffnung einer Erlösung und Linderung meines allertraurigsten Zustandes. Meine Umgebung, die Ausgeburt der allerbösesten Teufel, ließ mir auch keine Ruhe und verhöhnte mich auf alle erdenkliche Weise.

17. Anfangs hielt ich mich freilich über die Verspottungen meines Prophetentums auf, denn ich war noch hochmütig und ehrgeizig. Aber wie die Zeit alle Wunden heilt, so gewöhnte auch ich mich an die Geringschätzungen und Bosheiten meiner Umgebung, und dieses war ein großer Vorteil für meinen Gemütszustand. Ich hatte dadurch Muße, nachzudenken, was ich alles angestiftet hatte mit meiner neuen Religion. Sie erschien mir mit ihrer Unduldsamkeit gegen Andersgläubige, ihrer Unzucht mit den Weibern und anderen Untugenden, außer der Gastfreundschaft, eine Quelle zur Neuschaffung von Teufeln aller Nuancen für die Hölle.

18. Und sehet, vor mir stehet ihr, die mein Glaube zu Höllenbewohnern gezüchtet hat. Garstig, mehr nackt als angezogen, böse, unduldsam und geil stehet ihr da und wolltet vor einigen Minuten über den edelsten Bruder herfallen und ihn durchhauen, weil er euch die Wahrheit sagte. Also seid ihr hochmütig, weil unduldsam, und daher euer trauriges Los hier als Bewohner der Hölle, denn ihr seid Teufel im Inneren eures Wesens.

19. Doch ich erzähle euch weiter. Eines Tages, wenn man in der Hölle so sprechen darf, besonders in der untersten, wo kein Funken eines Lichtes vorkommt, kam ich endlich auf die Idee, über den Jesus als Stifter der christlichen Religion nachzudenken. Die Lehren kannte ich und daher war es mir leicht, den ungeheuren Unterschied zwischen der Religionslehre Jesu und meiner zu erkennen. In der Christusreligion fand ich nur Göttliches, in meiner aber eigenen Götzendienst, weil nach den weltlichen Untugenden des orientalischen Volkes zugeschnitten. Je mehr aber ich die Erhabenheit der Christuslehre durchdachte, desto mehr Liebe gewann ich zu Jesus als Stifter dieser Religion.

20. Ich fand heraus, dass er wirklich ein Licht in der Finsternis war und daher aller Achtung wert. Dieses fortgesetzte Studium weckte die Sehnsucht in mir, diesen seltenen Mann kennen zu lernen. Aber wie das, in der tiefsten Hölle der Finsternis, das war mir unklar. Allein die Sehnsucht ließ nicht nach, weil meine Achtung, Ehrfurcht und Liebe zu diesem ungewöhnlichen Genie und Geist der göttlichen Lehre der Liebe und Wahrheit eine zu hohe war. Eines Tages oder eines Nachts, das ist für die Erzählung Nebensache, überkam mich eine solche Sehnsucht nach diesem Manne, dass ich wie vor Wonne einen Liebesseufzer ausstieß: Ach, mein lieber Jesus, wenn ich doch die Gnade hätte, dich einmal zu sehen und zu sprechen! Das möchte gewiss meinen unerträglichen Leidenszustand lindern.

21. In diesem Augenblick blitzte es auf vor meinen Augen und ein wunderschöner Strahlenbogen stand über mir und eine unsichtbare Stimme sprach: ,Mohammed! Deine Sünden sind groß, aber die Liebe des ewigen Vaters der Menschen, Jesus, ist noch größer.’ Als diese Stimme verstummte, verschwand der Strahlenbogen und ich befand mich auf einer schönen grünen Wiese voller Blumen und voll Wohlgeruches und alle Qualen und Leiden waren weg.

22. Ich fiel auf die Knie und aufs Gesicht, und verbarg es in meine Hände und weinte vor Freude, dieses herrliche Ereignis erlebt zu haben, wo ich aus der schrecklichen Hölle erlöst wurde und zugleich erfuhr, dass Christus tatsächlich Allah, Vater und Schöpfer der Menschen war und ist. Denn davon überzeugte mich auch diese Versetzung aus der tiefsten Hölle und Finsternis auf eine so herrliche und lichte Wiese. Ich dankte, so oft ich konnte, für die große Gnade und wunderte mich zugleich, wie ich so plötzlich frei von allen Leiden werden konnte und mich so wohl und gesund fühlte.

23. Als ich schon lange auf dem Gesichte lag und den Allah in Jesus lobte und pries, fühlte ich eine Hand, welche mich berührte, und hörte eine Stimme, die mich aufstehen hieß. Verwundert blickte ich nach der Gestalt, die mich aus meinem Zustand der Zufriedenheit weckte und aufstehen hieß, und da sah ich denselben edlen Menschen, mit dem ihr so sehr für meinen falschen Glauben gestritten habt, vor mir stehen und mich freundlich anschauen.

24. Ach, ich kann euch nicht beschreiben, welche Wonne mein Herz durchströmte, nach solcher finsteren Nacht der allerbösesten Hölle einen freundlichen Menschenanblick zu sehen. Ich war eine Zeit wie gebannt vor Freude und schaute ihn an. Endlich kam ich zum Worte und sagte: ,Allah mit dir, guter Freund! Sage mir, wo bin ich denn, da ich mich gar nicht auskenne?’ Und der gute Bruder sagte: ,Auf deinem eigenen Grunde deiner Erkenntnis und Liebe.’ Diese Antwort verstand ich nicht, aber ich nahm sie gutwillig auf und fragte ihn weiter: ,Lieber Bruder, sage mir, wie komme ich zu meinem Allahvater Jesus, denn Er hat mich vor einiger Zeit aus der tiefsten Hölle erlöst und hierher versetzt.’

25. Da antwortete der liebe Bruder: ,Du wirst zu ihm kommen, aber du bist bar aller Liebeswerke und ohne diese kommt niemand zu Allah, dem Vater, der pure Liebe ist und in Jesusgestalt sich von seinen Kindern anschauen lässt und mit ihnen in dem obersten Himmel wohnt. Ich will dich aber leiten, dass du dir diejenigen Tugenden aneignest, welche dich zu Ihm bringen, und du auch etwas zu zeigen hast, womit man den Himmel erlangt.’ - Und sehet, diesem edelsten Menschen, der hier steht, habe ich alles zu verdanken, dass ich nun überglücklich bin.“

26. In diesem Augenblick erstrahlte er wie eine Sonne und schoss wie ein Blitz zurück in die himmlischen Höhen und verschwand.

 

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Kap. 11

Weitere Vervielfachung der Nahrung, die den neuen muslimischen Brüdern angeboten wird

 

(Die Mohammedaner bekehrten sich zum Christentum und werden bewirtet. Wiederholte wunderbare Vermehrung der Speisen und Getränke. Kniefälliger Dank für die Speisung. Gesang angekommener Engel, die sich zur Gesellschaft begaben und beim Bruder Liebe in Dienst traten, der sie die Mohammedaner zu belehren hieß.)

 

1. Die mohammedanischen Geistlichen und ihre Gläubigen standen da wie verzaubert und wussten nicht, wie es mit ihnen stehe. Daher wandte sich der Bruder Liebe an sie und fragte sie: „Nun, was saget ihr dazu, habe Ich meine Behauptungen als wahr erwiesen oder nicht?“

2. „Ja, bei Allah, es ist wahr, was wir nicht geglaubt haben. Darum wollen wir auch nicht mehr mit dir streiten, sondern Christen werden, wie ihr es seid, und es wird sich zeigen, ob wir würdig sind, als solche angenommen zu werden.“ – „Es ist gut, dass ihr nach einem so starken Beweis doch breitgeschlagen seid, statt dass ihr Mich breitschlaget, wie ihr Mir versprochen habet. Da ihr aber hungrig seid, so wollen wir euch zuerst bewirten, damit ihr sehet, dass wir wirklich gute Menschen sind und Böses mit Gutem vergelten. So wollen wir euch gleich eine Satzung Christi in Erfüllung gehen lassen. Und daher setzet euch gruppenweise so, dass man euch die Speise darreichen kann.“

3. Darauf wandte sich der Bruder Liebe an seine Gesellschaft und sagte ihr: „Setzet alle eure Vorräte vor euch, damit sie gesegnet werden vom himmlischen Vater wie letztesmal, und daher genügen für die große Menge der neuen Gäste.“

4. Sogleich bereitete ein jeder das Mitgebrachte vor sich und wartete ruhig auf den Bruder Liebe, dass Er den Segen vom Himmel erbäte. Doch diesmal wollte Er nicht sogleich, sondern wandte sich an Swedenborg und fragte ihn, ob er nicht versuchen möchte, den Segen von Oben zu erbitten. Dieser aber geriet in Verlegenheit, denn er getraute sich nicht, diese große Gnade zu erbitten und bat, da der Bruder Liebe einen viel größeren Glauben und mehr Erfahrung habe, Er wolle nur selber wieder um den Segen bitten, denn er (der Swedenborg) habe zuviel Zweifel am Gelingen, und also dürfte es ihm misslingen.

5. „Ja, wenn so, dann muss Ich es freilich selber tun“, erwiderte ihm der Bruder Liebe und segnete sogleich die Speisen und ließ sie von jedem selber verteilen. Und es blieb wieder ein großer Überfluss; man sah unter der Hand, dass sich die Nahrungsmittel mehrten, und daher herrschte eine große Freude unter den Austeilenden, denn am Ende hatte ein jeder beinahe soviel über, als er anfangs vor der Verteilung hatte, und somit auch genug, sich selbst daran zu sättigen, was auch geschah.

6. Und wieder erschallte dasselbe Loben des guten Geschmackes und Wohlgeruchs, wie bei dem letzten Segen, und deshalb waren alle Leute in einer sehr fröhlichen und guten Stimmung. Nachdem das Mahl verzehrt war, sagte der Bruder Liebe: „Es soll nach einer Mahlzeit jedesmal dem lieben Vater im Himmel, der sie uns gab und segnete, auch mit der Liebe des Herzens gebührend gedankt werden, damit Er Freude an Seinen guten Kindern habe.“ Sogleich knieten alle nieder und dankten in tiefer Demut des Herzens dem Geber und Spender der guten Mahlzeit für Seine Güte und Seinen Segen, der die Speisen so himmlisch gut zu genießen machte.

7. Als dies geschah, hörte man in großer Entfernung ein wunderschönes Lied von einem großen Chor von Menschen singen, welche immer näher zu kommen schienen. Und tatsächlich erblickte man in der Entfernung, von wo der Gesang herkam, eine Lichtung am Firmament und eine große Zahl Menschen heranziehen, die das herrliche Lied sangen. Die ganze Gesellschaft schaute neugierig auf diese Erscheinung, die näher und näher schwebte und ein hohes Danklied dem guten Vater im Himmel sang.

8. Als der Sängerchor über der Gesellschaft war, blieb er am Platze und sang weiter. Dieser Gesang war aber so schön, dass alle ganz wie außer sich und in himmlische Höhen emporgehoben zu sein schienen. Unverwandt schauten alle die Sängergruppe an, die aus lauter herrlichen Jünglingsgestalten bestand und herunter auf die Menge schaute. Endlich verstummte der Gesang und der Sängerchor schwebte langsam herunter zur Gesellschaft, die voller Verwunderung war, was das wohl bedeuten möchte.

9. Der Bruder Liebe sagte nun zur Gesellschaft: „Wie es scheint, kommen selige Geister zu uns, und daher müssen wir sie freundlich aufnehmen. Denn sie sind auch unsere Brüder, wenn auch höher geistig ausgebildet.“ Alle stimmten bei und meinten: „Was bringen uns diese herrlichen Jünglinge für eine Botschaft?“ Der Jünglingschor kam nun herab, bildete eine runde Kreisordnung vor dem Bruder Liebe, und verbeugte sich tief vor ihm und sagte: „Lieber Bruder, wir sind ausgesandt von der göttlichen Liebe, Dir und Deiner Gesellschaft zu dienen, wenn du uns wünschest.“

10. Darauf sagte der Bruder Liebe: „Ganz recht, ich habe genug Arbeit für euch, denn wir haben heute eine vieltausendköpfige Menge neue Christusbekenner bekommen, und diese müssen im christlichen Glauben unterrichtet werden. Daher habet ihr sogleich eine Arbeit und könnet euch sogleich daran machen. Wir aber wollen derweil untereinander plaudern. Und so machet euch an eure Arbeit und unterrichtet die neuen Brüder und Freunde in allem, was nötig ist. Denn, wie ihr sehet, sind das Mohammedaner und benötigen daher eine diesbezügliche Auseinandersetzung der Widersprüche gegen die christliche Religion, damit sie sich dann in allem auskennen, was zu einem friedlichen Zusammenleben und geistigen Fortschreiten gehört.“

 

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Kap. 12

Swedenborg erkennt in Bruder Liebe den Vater Jesus - Erziehung und Kleidung der neuen muslimischen Brüder

 

(Swedenborg erkannte in Bruder Liebe den Gottvater Jesus, der ihm sagte, dies nicht zu verraten, sondern ihn fortan Bruder Liebe zu nennen. Swedenborg, ganz übernommen von der Liebe, küsste wiederholt den Vater. Gespräch über den Glauben. Die Mohammedaner bekamen himmlische Bekleidung.)

 

1. Sogleich traten die Jünglinge, nachdem sie sich tief verbeugt hatten, unter die Mohammedaner und hießen sie, sich niedersetzen, damit sie ruhig unterrichtet werden könnten. Als dies geschehen war, fingen sie an zu lehren. Indessen entfernte sich der Bruder Liebe mit der Gesellschaft ein wenig und sprach verschiedenes. Während dieses Gesprächs näherte sich Swedenborg dem Bruder Liebe und betrachtete ihn lange, ohne etwas zu sagen.

2. Endlich trat er näher und meinte: „Lieber Bruder, ich habe etwas auf dem Herzen, was ich allein mit dir besprechen möchte. Wärest du nicht geneigt, mit mir allein und abseits zu sprechen?“ – „O ja, Ich will schon, denn Ich diene gern jedem nach seinem Wunsche, also auch dir. Und so wollen wir allein lustwandeln gehen und miteinander sprechen.“ Darauf entfernten sich beide von der Gesellschaft und gingen allein.

3. Als sie soweit waren, dass sie frei reden konnten, sagte Swedenborg: „Lieber Bruder! Du bist kein gewöhnlicher Bruder unter uns, sondern wie ich fest glaube, der Vater Jesus Selber. Das hat mir der Segen und die Vermehrung der Speisen gezeigt, wie auf dem Berge von Kapernaum. Dann Dein bloßes Sagen ,Bruder Mohammed, komm herab’, und er folgte blitzschnell Deinem Befehle. Und endlich diese Engel und ihre tiefste Verbeugung und Dein Befehlen mit ihnen, wie ein Herr mit seinen untergebenen Dienern. Das bezeugt mir, dass Du über Mohammed und über den Engeln stehend der Herr Selber bist. Und endlich, je mehr ich Dich anschaue, desto größer wird meine Liebe zu Dir, so dass ich beinahe für alles keine Augen habe, wie ein Verliebter, und nur Dich schaue. Lieber Bruder, sage mir aufrichtig, ob mein Urteil richtig ist oder nicht.“

4. Und Ich als Bruder Liebe sagte ihm: „Ja, lieber Bruder, es kann schon richtig sein. Aber verrate Mich nicht, damit kein Mussgericht über die Gesellschaft komme, sondern jeder frei lebe und handle wie er will. Du aber betrage dich gegen Mich wie bisher und lasse dir nichts anmerken, dass Ich dir ein anderer geworden bin, sondern Ich bleibe dir dein Bruder Liebe wie bisher. Und so wird kein Aufsehen erregt werden.“

5. Voller Liebe drückte Swedenborg Meine Hand an seinen Mund und küsste sie, Mich in Tränen gebadet lieb anschauend und sprechend: „Ach Vater! Wie unendlich glücklich bin ich, Dich, meine Liebe und mein Alles, endlich zu sehen! Lieber, guter Vater, lasse Dich doch küssen, da meine Liebe so groß ist, dass ich mich nicht mäßigen kann.“ Und als er dies aussprach, umarmte er Mich und küsste Mich wiederholt ab, so dass ich ihn erinnern musste, dass er sich mäßigen sollte, sonst könnten die anderen darauf aufmerksam und neugierig werden, was zwischen uns zwei so liebevolles bestehen möge.

6. Also erwachte er schnell und bat Mich um Verzeihung, seiner ungestümen Liebe wegen. Ich aber sagte ihm: „Siehst du, hättest du Mir geholfen, den schweren Baumstamm zu tragen, so wäre es nicht nötig gewesen, der zweiten Hölle einen unliebsamen Besuch abzustatten, sondern wir wären dann schon früher zusammengekommen.“

7. Diese Offenbarung machte ihn traurig, und er bat Mich tiefgerührt um Vergebung wegen seiner Lieblosigkeit, die Ich ihm schon längst im geheimen erteilt hatte. Wir gingen, derweil die Engel die Mohammedaner belehrten, allein spazieren und sprachen über verschiedene Angelegenheiten des Glaubens, und wie schwer es geht, bei dem Unglauben und der Weltsinnlichkeit des Volkes diesen als echtes Wort Gottes einzuführen. Ferner sprachen wir über die fortwährende Verminderung des Glaubens, und endlich über die völlige Glaubenslosigkeit des Volkes und dass dann aber auch schon das Weltgericht vor der Tür sein wird, welches die in den Gräbern ihrer Sünden Schlafenden zu wecken anfangen wird. Inzwischen. waren die Engel mit der Belehrung fertig geworden, und wir zwei begaben uns sogleich zurück zur Gesellschaft.

8. Zurückgekommen von unserem Spaziergang, traten sogleich die Jünglinge vor, verbeugten sich und meldeten, dass sie ihren Auftrag genau ausgeführt hätten. Und so kehrte Ich Mich als Bruder Liebe wieder zu den Mohammedanern und sagte ihnen: „Allah ist groß und Seine Liebe unendlich, daher will Ich euch Kleider schaffen, damit ihr eure Blößen bedecket,“ und zu den Jünglingen gekehrt: „Gehet und bittet die ewige Liebe in Meinem Namen um Kleider für die armen Brüder, die ihr belehret habt, damit sie uns ein wenig ähnlicher sehen.“ Kaum ausgesprochen, verbeugten sich die Jünglinge und entschwebten eiligst den nachschauenden Brüdern. Aber sie waren auch gleich wieder da, vollbeladen mit neuen Kleidern, die sie wie im Fluge den Wartenden übergaben, die sich schnell anzogen und sich wunderten, dass alles wie angemessen passte.

9. Als dies geschehen war und alle guter Laune waren, sagte Ich zu der ganzen Gesellschaft: „Brüder, unsere heutige Expedition ist gut gelungen, wenn sie auch anfangs sehr stürmisch begann. Allein Ich weiß schon, wie Ich die irrenden Brüder vornehmen muss, um des Sieges der Wahrheit gewärtig zu werden, und also war es auch hier der Fall: Aus Wölfen sind Schafe geworden. Jetzt aber, da wir alle genug Vorräte haben, wollen wir nicht zurückkehren, sondern noch andere Gegenden aufsuchen und geistig und leiblich Bedürftigen beispringen.“ Mit diesem Antrag waren alle Anwesenden einverstanden.

 

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Kap. 13

Treffen mit einer Vielzahl von bösen Geistern, zuerst gebildet und dann als Angreifer

 

(Überfall von bösen Geistern und Gefangennahme der Gesellschaft. Swedenborg predigte ihnen von der Lehre der Liebe und zeigte diese durch die Tat durch das Angebot, sie zu bewirten! Gefangennahme des Herrn samt Engeln durch böse Geister.)

 

1. Unser Weg ging nun talabwärts, wo es immer finsterer wurde. Endlich machten wir Halt und Ich ließ die Brüder sich niedersetzen, während Ich Mich absichtlich lustwandelnd entfernte, und dasselbe taten auch die Engel. Aber nicht lange dauerte es und die ganze Gesellschaft wurde von einer Überzahl böser Geister überrumpelt und gefangengenommen. Der Swedenborg und die übrigen schauten ängstlich nach allen Seiten, wo Ich Mich mit den Jünglingen hinbegab, aber Ich war wie verschwunden, und auch kein Jüngling war zu sehen.

2. In dieser Not beratschlagten sie schnell, was zu tun sei, aber sie waren nicht einig. Die einen rieten das, die anderen jenes. Als die Not aufs äußerste stieg, erschien Ich mit den Jünglingen und sagte, von einer Anhöhe auf sie schauend: „Brüder! Freunde! Habt ihr vergessen, dass wir bisher das Böse mit Gutem vergolten haben!?“ Da sprang Swedenborg auf und sagte: „Habe ich euch das nicht geraten? Das sind Hungrige nach Speise, die wir ihnen in Wort und Tat geben können. Lasset mich reden, wir wollen sehen, was unsere Bedränger dazu sagen werden.“ Und sogleich hob er an: „Liebe Brüder und Freunde! Lasset mich ein Wort mit euch reden. Denn wir sind keine Feinde, die man einfangen und bedrängen sollte, sondern wir sind eure Freunde und wollen euch brüderlich behandeln, denn wir wissen, was euch nottut. Und wir sind eben deshalb da, um den Menschen, die in Not stecken, zu helfen. Daher sehet ab von eurem Treiben und höret mich an, was ich euch sage.“

3. Als die bösen Geister diese Anrede hörten, blieben sie ruhig. Und so konnte Swedenborg alle seine Kenntnisse verwerten, um sie zu bekehren und gut zu stimmen. Anfangs lachten sie über ihn, bald aber ward ihnen die Sache ernster, und so hörten sie ihn ruhig an. Als er endlich mit seiner Rede zum Abschluss kam, und ihnen mit Speisen die Freundschaft und Brüderlichkeit zu beweisen anbot, sagten die bösen Geister: „Ja, alles gut, und wir nehmen schon gern an, was ihr uns anbietet. Aber saget uns: Wer sind die Jünglinge und der junge Mann, der in ihrer Mitte auf der Anhöhe steht?“ Diese Frage war von Mir angeregt durch die bösen Geister geschehen, um eine neue Wendung der Situation herbeizuführen.

4. Darauf antwortete Swedenborg: „Das sind unsere guten Brüder und Freunde, die zu unserer Gesellschaft gehören. Daher lasset uns und sie in Ruhe und wir wollen euch nur Gutes für Böses tun.“ Die bösen Geister aber meinten: „Ja, alles gut, aber ihr seid trotzdem unsere Gefangenen und somit die anderen auf der Anhöhe auch, und wir werden sie gleich abholen.“ Gesagt, getan, und Ich und die Jünglinge ließen uns einfangen und zur Gesellschaft führen. Als diese uns als gefangen erblickten, wurde ihnen bange und sie jammerten über ihr und unser Los. Ich aber sagte zur Gesellschaft: „Fürchtet euch nicht! Wir sind keine Gefangenen, sondern nur Bedrängte und daher lasset Mich ein Wort mit diesen Leuten reden.“

 

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Kap. 14

Belagerung Aggressoren werden belagert vor dem Abgrund der Hölle - Die Ursache der Bosheit: die antichristliche Ordnung Roms

 

(Gefangennahme der bösen Geister durch Friedensgeister. Vor den fliehenden bösen Geistern öffnete sich die dritte Hölle. Rüge: Bezahlt man Gutes mit Undank und Bösem? Die Geister schoben die Schuld und Verantwortung auf ihre Anführer, die Priester. Diese beriefen sich auf die Order von Rom, welcher sie zu gehorchen hätten.)

 

1. Die Gesellschaft atmete ein wenig auf, als sie einen solchen Trost bekam und wartete ab, was Ich machen werde. Ich aber berief die Engel zu Mir und trug ihnen auf, sie sollen sich in die oberen Wolkenregionen begeben und eine Riesenzahl Friedensgeister herbeiführen und die ganze Menge der bösen Geister umzingeln. Auf diesen Befehl, den Ich im Stillen gab, verschwanden die Jünglinge aus unserer Mitte, zum großen Erstaunen der Gesellschaft und der bösen Geister, die Mich verdutzt betrachteten, was Ich eigentlich vorhabe, da Ich der einzige war, der von den Jünglingen übrig blieb.

2. Plötzlich umlagerten uns Millionen Friedensgeister und drängten die bösen Geister zusammen und fragten sie, was sie nun mit den Gefangenen machen werden, da sie selbst die Gefangenen seien, weil sie undankbar und Gutes mit Bösem zu vergelten im Begriffe ständen. Da antworteten sie: „Wir sind zwar gefangen, aber nicht entmutigt. Wartet nur, wir werden gleich sehen, ob keine Hilfe kommt.“ Und nun fingen sie an böse zu werden und einen Angriff auf die Friedensgeister zu planen. Dieses aber geschah, weil sie in ihrer Finsternis die Zahl und Macht der sie umgebenden Geister nicht erkannten und sich durchzuschlagen gedachten. Allein der erste Versuch misslang vollkommen.

3. Anstatt nachzugeben wurden sie noch wilder und wollten mit aller Gewalt sich durchschlagen und entkommen. Als der Anprall recht gewaltig war, ließ Ich plötzlich die Erde sich spalten und Feuerflammen stiegen empor, wohin die bösen Geister fliehen wollten, als ein Zeichen, dass sie die flammende Hölle für ihre Bosheit aufzunehmen drohte. Ein Schrei des Entsetzens erschallte aus der Menge und alle drängten zurück, von der großen Hitze getrieben, die aus der Erde hervorstieg, während die Friedensgeister sie ganz bedrängten und zusammenpressten. Nun gab Ich den Friedensgeistern ein Zeichen, und sie ließen nach vom Drängen und Pressen und warteten ruhig das Weitere ab.

4. Darauf wendete Ich Mich an die bösen Geister, deren Zahl bei einer Million war, und sagte ihnen: „Freunde, Mitbrüder! Saget Mir, bezahlt man Gutes mit Undank und Bösem? Ihr wart einst doch Menschen und seid belehrt worden, wie man als Mensch und Christ leben muss. Warum habt ihr die guten Lehren unbeachtet gelassen und seid böse und dadurch Teufel geworden, welche nur Böses im Schilde führen? Man hat euch auch hier belehrt, wie man als Christ leben und handeln muss, und man wollte euch geistige und leibliche Nahrung geben. Ihr aber habt wohl das annehmen, aber Gutes mit Bösem bezahlen wollen.

5. Saget Mir, ihr argen Teufel, ist euch die zweite Hölle noch nicht unangenehm genug? Wollt ihr dorthin in den Flammenabgrund geworfen werden? Denn jetzt seid ihr schon für die dritte und ärgste Hölle reif. Und daher ließ Ich euch diese öffnen ganz nach der Lehre eurer römisch-katholischen Priester, die eure Anführer in der Bosheit sind, da sie selbst nie an das glaubten, was sie euch lehrten, aber, eure Dummheit benützend, euch mit Stroh wie ein dummes Vieh des Hausstalles fütterten.

6. Das Stroh aber sind die falschen Lehren der Priester, durch welche ihr zu Teufeln geworden seid und die Priester mit euch, weil sie schuld an allem sind. Saget Mir, ihr argen Bösewichte nun: Wollt ihr dorthin, wohin zu kommen ihr verdient habet, oder wollet ihr Menschen werden, das heißt: Menschen, die so leben und handeln wie recht fromme und gute Leute, die von euch verhöhnt und verlacht wurden?“

7. Die bösen Geister aber wandten sich an ihre anführenden Priester und sagten: „Da ihr an allem schuld seid, dass wir Teufel geworden sind, so sollet auch ihr für uns als unsere Anführer sprechen. Denn von euch ist der Plan und die Leitung unseres Angriffes auf diese Menschen geschehen, die uns wohl wollten, aber Undank von uns ernteten. Nun sind wir die Betrogenen und Gefangenen und daher verantwortet euch selbst für euch und uns!“

8. Auf diese Aufforderung traten die anführenden Priester vor und sprachen: „Was wir taten, ist geschehen auf Befehl und Order von Rom aus. Und wir als Diener Gottes hatten nichts anderes zu tun, als zu gehorchen, weil wir unter kirchlicher Disziplin nichts anderes tun durften. Daher trifft uns keine Schuld, sondern unsere Oberen, denen wir zu gehorchen hatten, und siehe, es sind solche unter uns, denen wir zu gehorchen hatten, daher strafet die, uns aber lasset ruhig weiterziehen.“

 

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Kap. 15

Anklagen des Volkes über die abscheulichen Fragen der Priester im Beichtstuhl

 

(Unterschied zwischen Order und Handlung. Abscheuliche Fragen im Beichtstuhl. Geistliche und leibliche Kirchen- und Klostersklaven. Abscheuliches Leben und Handeln der Priester. Die Aussage der Wahrheit wurde durch Androhung der Kirchenstrafen unterdrückt. Beständiges Priester-, Polizei- und Gerichtszimmer. Erzteufel in Kutte und Talar als tägliche Polizeispitzel. Hexensabbat und Scheiterhaufen.)

 

1 . „Gut gesprochen, lieber Prior, aber nicht so ehrlich gehandelt. Ihr habt wohl eure zeremoniellen Vorschriften und Dogmen zu erfüllen gehabt. Aber da steht doch nirgends darin, dass ihr selber Schwindler und Betrüger sein sollet! Denn es ist schon genug des Schwindels und Betruges in Zeremonien und Dogmen, daher hättet ihr ehrlich bleiben sollen und nicht euer Scherflein dazu beitragen, dass das Volk durch böse Beispiele, die es aus eurem Leben und Handeln ersah, selber böse und ungläubig wurde, was euch ja die anwesenden Mitteufel bestätigen können.“

2. Sogleich meldeten sich mehrere und schrieen: „Ja, ja, es ist wahr, was dieser junge Mann spricht. In der Kirche, auf der Kanzel habet ihr wohl schön gesprochen; im Beichtstuhl und im öffentlichen Leben wart ihr aber unser seelisches Verderben. Wir sind zufolge eures skandalösen Lebens und Handelns lau und verdorben worden, und wir sind belogen und betrogen worden, bis uns das kühle Grab aufnahm. Und da sind uns die Augen aufgegangen; aber es war zu spät, denn wir kamen in die Hölle, für welche ihr uns vorbereitet habt. Und dann kamt auch ihr uns nach als unsere Priester, reif für alles Böse. Ihr werfet eure Verantwortung auf eure Oberen in Rom, aber saget doch, habt ihr nicht können so fromm leben, wie ihr uns auf der Kanzel so viel schöne Beispiele aus dem Leben der Heiligen erzählt habt?

3. Warum führtet ihr so abscheuliche Fragen an Jung und Alt im Beichtstuhle? Warum behandeltet ihr uns als eure Kirchensklaven, dass wir für euch das Feld bearbeiten mussten, während ihr arbeitsscheu von unserer Hände Arbeit lebtet. Warum hurtet ihr mit unseren Mädchen und Frauen? Warum war euch die Ehe nicht heilig? Warum lehrtet ihr uns fleißig fasten, während eure dicken Bäuche, wie es schien, nichts vom Fasten wussten? Warum vertröstetet ihr uns mit dem Lohn im Jenseits, während ihr fleißig diesen Lohn im Diesseits einheimstet? Ja, alles, was wir sahen, war kein gutes Beispiel, sondern nur böses, welches uns den Glauben nahm, dass wir sündigten, wenn wir euch gleich taten. Und so sündigten auch wir wie ihr und sind dort, wohin uns eure bösen Beispiele brachten.“

4. Wieder andere warfen den Priestern vor, dass sie durch diese in der Kirche Diebe wurden, indem sie Geld, das die Gemeinden für die Kirchen geopfert hatten, ausliehen und nicht mehr zurückgaben. Und dann die Priester durch Drohungen, dass sie alle Lumpereien, die sie sich zu Schulden hatten kommen lassen, offenkundig machen würden, zum Schweigen brachten.

5. Andere schrieen wieder, dass sie jede Verantwortung von sich und auf die Priester wälzen, weil diese sie zu verschiedenen Sünden durch den Beichtstuhl brachten, da sie Sachen fragten, welche ihnen die Augen öffneten und die Begierden zum Sündigen reizten. Also hatten wieder andere Klagen wegen der Ungerechtigkeiten, die ihnen durch die Priester geschahen, indem sie diese zu Werkzeugen der dunklen, nicht zu nennenden Sünden gebrauchten.

6. Etliche klagten über diese, dass diese alle erdenklichen Kirchenbedürfnisse ersannen, fleißig Gott zu opfern predigten, aber viel Geld in die eigenen Taschen steckten. Denn sie als Kirchenpröbste hatten fleißig aufgepasst, was die Menschen opferten, und hatten herausgefunden, dass die Priester wie die Raben gestohlen haben. Um sie als gute Schweigwerkzeuge zu gebrauchen, standen diese immer auf gutem Fuß mit ihnen und traktierten sie mit Wein und Brot, damit sie schwiegen. Und schweigen mussten sie, da sie Kirchen- und Klosterleibeigene waren, wenn sie Ruhe und Zufriedenheit in ihrem Schicksale als Sklaven des Kirchenbodens (Im Jahre 1772 war noch überall Sklaverei) sich erhalten wollten.

7. Die Weiber schrien diese an, dass diese die ekelhaftesten Sachen im Beichtstuhle fragten, sie dadurch auf allerlei unkeusche Sünden aufmerksam machten und sie zu sich in ihre Wohnungen zur Nachbeichte und Absolution beschieden, wo sie handgreiflich alles nachgewiesen verlangten und so Unzucht mit ihnen trieben, mit jungen Verheirateten aber Ehebruch: „Was wollten wir machen? Zur Beichte mussten wir gehen; bekamen wir keine Absolution, so hätten die anderen in uns recht grobe Sünderinnen erschaut. Hätten wir das Treiben der Beichtpriester veröffentlicht, dann wären wir nicht sicher, dass sie uns als Hexen durch ihre untertänigen Kreaturen verklagen lassen würden, um uns als bös beleumundete Hexen in den Kerker zu werfen, zu foltern und am Scheiterhaufen zu verbrennen.

8. Also was konnten wir anderes tun, als zu allem Unfug schweigen, um mit heiler Haut davon zu kommen!? Rührte sich jemand, da wurde ihm sogleich gedroht, dass sie schon dieses und jenes von Hexerei von ihm hörten und dass sie eine peinliche Untersuchung beantragen werden, wenn er nicht das Maul halten und seine lose Zunge bändigen würde. Denn es sei alles nicht wahr, sondern böse Verleumdung von ihren feindlich gesinnten Pfarrinsassen, die sie aber schon zur Ordnung bringen werden, da sie schon vieles von Zauberei von ihnen durch den Beichtstuhl erfahren hätten.

9. Also ward ein jeder mit Drohungen von Kerker, Folterungen und Scheiterhaufen bedroht, wer sich getraute laut zu werden, und hatte sich jemand unterstanden, trotz alledem etwas gegen sie auszusagen, da hatten sie schon willige Teufel, die für sie logen und den Freund der Wahrheit in die größte Gefahr brachten.

10. So ging es uns zufolge der Niedertracht der Priester, die alle erdenklichen Klatschlügen durch den Beichtstuhl erfuhren, und wir infolge dieser höllischen Kircheneinrichtung fortwährend im priesterlichen Polizei- und Gerichtszimmer waren, ob wir wollten oder nicht. Denn wer konnte wissen, was böse Verleumder und alte Klatschweiber über uns klagten.

11. Ja, wir sagen euch, wir waren die ärmsten Teufel unserer Erzteufel in Kutte und Talar als tägliche Polizeispitzel des Gerichtes. Und zu diesen Höllengeistern waren wir kirchlich gezwungen, beichten zu gehen und aus uns machen zu lassen, was sie für gut fanden, denn wir waren rechtlose Kirchen- und Klostersklaven und als solche täglich gewärtig, vors Gericht und in den Kerker zu kommen, wenn wir uns nicht alles gefallen ließen und zu allem schweigen wollten. Und obendrauf versprach man uns Absolution und Himmel, wenn wir aus Bedenken gegen dunkle Handlungen Einspruch erhoben, da sie alle Macht von Gott hätten und jede Sünde vergeben könnten, möge sie noch so groß sein.

12. Ferner redeten sie uns alle erdenklichen Lügen ein, welche Rechte sie als ledige Priester zum anderen Geschlechte hätten und wie man gar keine Sünden begehe, wenn sie etwas begehren. Womit schon jeder versteht, was wir sagen wollten! Und wenn es überhaupt eine Sünde wäre, so hätten sie ja das Sündenvergebungsrecht. Und wenn das alles nicht fruchtete, dann kamen sie mit Fragen: Du, gehst du wirklich zum Hexensabbat, und wie oft warst du da schon; denn ich habe das und jenes von dir erfahren. Nach solchen Fragen stiegen einem die Haare zu Berge und alle Bedenken gegen die Sünden mussten fallen, wenn man vor Kerker und Folter bewahrt bleiben wollte.“

13. Wieder andere klagten über Jugendschändung und -verführung, deren Opfer sie waren. Andere fanden große Anklagen gegen diese, dass sie sich des Mordes an geborenen Kindern schuldig gemacht hätten, die von den Dienerinnen des Klosters und der Kirche herkamen und Priesterkinder waren. Also schrieen sie durcheinander, allerlei Sünden den Priestern vorwerfend und diese als die Schuldigen ihrer Sünden anklagend.

 

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Kap. 16

Guttun, ohne Vorwürfe für getanes Unrecht zu machen

 

(Liebevolle Verheißung der Sündenvergebung, wenn sie Buße tun und wie gute Menschen leben wollten. Guter Wille der Geister, Buße zu tun. Bewirtung der Geister, ohne Vorwürfe zu machen für getanes Böses. Freude und Staunen über das wunderbare Mehren der Nahrungsmittel. Neugierde, wer der junge Anführer sei, der wie einst Jesus die Nahrungsmittel vermehrte. Übertritt der Geister zur Gesellschaft)

 

1 . In diesem wüsten Geschrei hob Ich die Hand auf und gab das Zeichen zum Schweigen und sagte: „Die Sünden, die ihr vorbrachtet, sind wohl groß, aber sie können getilgt werden, wenn ihr Mir folgen wollet. Und so rate Ich euch, dass ihr die Rede, die Mein Bruder früher an euch hielt, beherziget und annehmet. Ihr solltet aus bösen Teufeln gute, Buße tuende und Liebe verbreitende Menschen werden, wie wir, dann wird euch der Vater im Himmel alle Sünden verzeihen und aus der Hölle erlösen, in welcher ihr schon Jahrhunderte steckt und euch nicht zu helfen wisset.“

2. Wie ein Blitzstrahl ging diese Verheißung durch die Menge und sogleich erhoben sich einige aus dem Volke und sagten: „Wir sind gewillt alles zu tun, nur bewahret uns vor den Höllenflammen, die dort aus dem Inneren der Erde hervorlodern, denn die sind entsetzlich anzuschauen. Und wir tun das Äußerste, was ihr von uns verlanget, damit wir nicht unseren wohlverdienten Lohn für die begangene Lieblosigkeit gegen euch empfangen.“

3. Sobald die Sprecher aufhörten, schloss sich die große Höllenkluft wieder und es war nichts mehr davon zu sehen, worauf die Menge in laute Freudenrufe ausbrach und hoffnungsvoll auf mich schaute. Ich aber sagte zu der Menge: „Ihr seid hungrig und daher wollet ihr erst etwas einnehmen, bevor wir weiter verhandeln.“ Und zu der Gesellschaft gekehrt: „Machet euch auf, jetzt ist die Gelegenheit, das Böse mit dem Guten zu vergelten. Und seid also liebevoll und ohne Vorwürfe, denn wer mit Vorwürfen Gutes tut, der hat keine Verdienste dabei, weil er seine Nächstenliebe vorwirft und damit prahlt, dass er Gutes für Böses tut!“

4. Sogleich machten alle ihre Säcke auf, auch die Mohammedaner zogen ihre Überbleibsel hervor, und legten sie hin zum Segnen. Ich aber beschied die Engel, auch Wein zu holen, damit die Kräftigung in der Liebe eine größere würde. Sobald der Auftrag erteilt ward, verschwanden die Engel und kamen im nächsten Augenblick in vermehrter Anzahl und voll beladen mit Wein zurück, welchen sie zu den Speisen stellten, und wieder abtraten. Ich aber hob Meine Hände empor, streckte sie über die Nahrungsmittel und segnete sie.

5. Darauf wandte Ich Mich zu der Menge der bösen Geister und sagte ihnen, sie sollen sich in Reihen niedersetzen, damit man sie bewirten könne. Und sogleich setzten sich alle nieder. Und nun sagte Ich zu der Gesellschaft: „Nehmet eure gesegneten Vorräte und verteilt sie; die Jünglinge aber werden den Wein verteilen.“ Als die Mohammedaner wieder ihre kleinen Vorräte in die Hand nehmen wollten, sahen sie, dass sie so groß waren, wie die der übrigen Brüder, und freuten sich, dass auch sie soviel Gutes tun konnten, wie die Brüder, die schon weiter vorgeschritten waren als sie.

6. Sogleich machten sich alle auf und gingen freudigen Herzens zur Verteilung. Als die große Menge die kleine Zahl der Verteiler und der Vorräte sah, ward sie traurig. Denn es schien ihr, dass die meisten gar nichts bekommen würden. Als sie aber sahen, dass die Vorräte nicht weniger wurden und das Verteilen fleißig vonstatten ging und alle genug bekamen, da freuten sie sich sehr und bewunderten die unerschöpflichen Säcke der Verteiler, sowie die Gefäße mit Wein, welche fort und fort neuen Wein gaben.

7. Aber noch größer war die Verwunderung, als sie die Güte der Speisen und des Weines verkosteten, was sie nicht genug loben konnten, da sie noch nie etwas so Gutes gekostet zu haben meinten. Als alle beteilet waren, setzten sich auch die Verteiler nieder und aßen und tranken von dem übrig gebliebenen Vorrat des zu Verteilenden. Während des Essens und Trinkens wurde fleißig gesprochen und so fragten die bösen Geister die Verteiler, wer ihr Anführer sei und wie er heiße, da er so mächtig zu sein scheine. Denn sein Segnen der Speisen und des Weines erscheine wie ein Wunder, das einst Jesus gewirkt hat, als er die fünftausend Zuhörer mit fünf Broten und zwei Fischen speiste: „Es ist hier wohl viel mehr Vorrat gewesen, da ein jeder von euch einen Sack davon hatte, aber fünftausend oder unsere Riesenmenge erscheint vergleichsweise wieder so, wie fünf Brote und zwei Fische zu fünftausend Beteilten. Wir sehen da ein Wunder und daher möchten wir etwas Näheres über euren jungen Anführer erfahren.“

8. Die Verteiler aber wussten nichts Positives auszusagen, als dass er ein hoher Geist sei, dem selige Geister, diese Jünglinge und andere, gehorchen und dienen, und sagten: „Um das haben wir uns speziell nicht gekümmert, sondern wir tun bloß das, was er sagt, und das ist gut, weil ein sichtbarer Segen auf allem liegt, was er uns zu tun heißt. Und wir tun es gern, weil er mit uns so lieb und freundlich umgeht. Tuet auch ihr so und es wird gut für euch. Denn wir sind überzeugt, dass er auch euch in unsere Gesellschaft aufnehmen wird, wenn ihr ihm folgen werdet und tun, was er euch sagen wird. Denn er ist gut und edel, und daher zu lieben und gern zu haben.“

9. Mit dieser Aufklärung waren die Geister beruhigt und sagten: „Es ist gut, dass wir wissen, dass er nur Gutes mit uns vorhat. Und daher wollen wir alles tun, was uns möglich ist, denn bösen Geistern kostet es mehr Mühe als euch, Gutes zu tun, aber wir fühlen in uns die Kraft, es doch tun zu können.“ Unter solchen und ähnlichen Gesprächen wurde die Mahlzeit eingenommen, und als sich alle gesättigt hatten, ersahen sie, dass ihnen noch für eine zweite Mahlzeit übrig blieb. Nur der Wein wurde ganz getrunken, ohne dass etwas übrig blieb. Das aber auch aus wohlweißlichen Rücksichten.

10. Während dieser Mahlzeit verschwanden die die Menge umgebenden Friedensgeister, wodurch die bösen Geister sich frei entscheiden konnten, was sie tun wollten. Ich hielt nun eine Ansprache an sie und gab ihnen bekannt, dass Ich ihnen die Freiheit gebe, damit sie sich ganz frei entscheiden können, ob sie in ihren Höllenzuständen verbleiben oder bei uns bleiben und alle Wohltaten eines Gott gefälligen Lebens genießen wollen. Ohne sich viel zu überlegen, antworteten sie Mir: „Die Hölle haben wir lange genug gekostet und haben sie mehr als satt. Daher, lieber junger Mann, nimm uns auf in deine Gesellschaft und gib uns deine Wünsche kund und wir wollen sie erfüllen, soweit es uns möglich ist.“

 

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Kap. 17

Ein Krieg katholischer Geister gegen Protestanten wird von Engeln gestoppt - Römisch-katholisch heißt soviel wie antichristlich

 

(Geisterkrieg und Belagerung einer Stadt durch die Geister. Die belagernden und belagerten Höllengeister wurden durch die Gesellschaft umzingelt, besiegt und gefangen. Swedenborg hielt eine Friedenspredigt. Mahlzeit und Loblied der Engel. Nichtübereinstimmung der römischen mit der Christuslehre. Römisch-katholisch heißt soviel wie antichristlich.)

 

1. „Gut,“ sagte Ich darauf, „und daher wollen wir uns sogleich aufmachen und einer bedrängten Stadt, die von Feinden bedroht ist, zu Hilfe kommen, dass sie siegt. Aber bedanket euch im Herzen für die Mahlzeit beim himmlischen Vater,“ was sogleich geschah. Dann sagte Ich: „Wir werden die Belagerten anfeuern und kräftigen im Widerstand, dass sie die Belagerer, die nur Böses planen, in die Flucht jagen werden. (Wohlgemerkt, es war ein Geisterkrieg, nicht aber ein irdischer). Und so könnet ihr euch sogleich betätigen und den Bedrängten Hilfe leisten. Der Feind ist zwar zahlreich, aber wir werden ihn schon besiegen. Aber tuet keinem Feind ein Leid, sondern wir werden sie umzingeln und so werden die Belagerten Mut und Kraft bekommen, sich gegen die Belagerer zu werfen, die eben dadurch entmutigt werden, weil sie sich im Rücken bedroht sehen, gefangengenommen zu werden, und dadurch ganz in die Enge getrieben werden.“

2. Da alle einverstanden waren, so brachen wir sogleich auf und Ich führte sie in die Gegend, wo dieser Geisterkrieg stattfand. Sogleich bemerkten die Belagerten, dass eine Schwäche und ein Durcheinanderlaufen unter den Belagerern sich bemerkbar machten, und dass sich etwas ereignet haben musste, weil die Belagerer so besorgt waren und nur für ihre Rückendeckung zu sorgen begannen, wo sie bedrängt zu sein schienen.

3. Es war dieser Geisterkrieg in der zweiten Hölle auf der Erde bei einer irdischen Stadt. Weil aber die Höllengeister, besonders die der zweiten Hölle, es schon sehr finster haben, so konnten sie nicht wissen, was hinter dem Rücken des Feindes vorging. Wir umzingelten mit unserer großen Überzahl die Belagerer und nahmen sie förmlich gefangen, so dass die Belagerten Mut bekamen und selber einen Angriff auf die Belagerer unternahmen. In diesem Gemenge umzingelten wir auch diese und riefen von allen Seiten: „Ihr seid alle gefangen, ergebet euch freiwillig und es wird euch nichts geschehen. Wir wollen nur Frieden unter euch stiften.“

4. Diese Rufe aus der ganzen Umzingelung brachten beide Parteien in Verzweiflung und sie wussten nicht, was anzufangen. In diesem Wirrwarr drangen die Engel mit ihrer Kraft des Willens wirkend hinein in die Streiter, hinter welchen Riesenkolonnen folgten, und teilten sie in kleine Abteilungen und riefen laut: „Ergebet euch, ihr seid unsere Gefangenen!“

5. Das wirkte niederschmetternd, denn man hörte nichts als das Geschrei der Sieger, und das entmutigte die beiden Parteien so, dass sie sich nicht verteidigten, sondern ängstlich warteten, was da nun werden würde. „Niedersetzen, Waffen weglegen und ruhig sein, damit wir euch nicht mit Gewalt dazu zwingen werden!“ Da die Sieger schon die beiden Parteien geteilt und sich unter sie verteilt hatten, wussten die Besiegten nichts besseres zu tun als zu folgen, und so geschah es, was man von ihnen verlangte.

6. Nun sagte Ich dem Swedenborg: „Jetzt halte ihnen eine ordentliche Predigt, damit sie einsehen, dass sie falsche Wege wandeln; aber nicht grob, sondern nur in Liebe.“ Sogleich hielt Swedenborg eine gehörige Friedenspredigt beiden Parteien und klärte sie über ihr törichtes Streiten und Kriegführen auf, und dass dies gegen die göttlichen Gebote der Liebe verstößt, welche sie als Geister in erster Linie berücksichtigen sollten, da nur die Liebe und die Werke, welche aus der Liebe entspringen und am Nächsten geübt werden, sie glücklich machen und zu Gott bringen, nicht aber Hass und Lieblosigkeit und die daraus entspringenden Werke der Rache und des Zornes.

7. Er berührte viele entscheidende Glaubenspunkte und besänftigte dadurch die Gemüter der Streiter. Als er seine Friedenspredigt beendet hatte, versprach er ihnen eine gute Mahlzeit, wenn sie sich ruhig verhalten würden, was sie sich nicht zweimal sagen ließen. Darauf berief Ich die Engel und sagte ihnen, dass sie sollten genug Wein herschaffen, was, wie das erste Mal, eiligst geschah. Aber es kamen neue Scharen Jünglinge mit als Helfer und Träger des Weines. Gleichzeitig legten auch die guten Geister ihre Speisevorräte zum Segnen vor, und als alles gesegnet war, wurde es verteilt und gemeinschaftlich verzehrt, was viel Lobes wegen des köstlichen Geschmackes gab. Diesmal blieben aber keine Vorräte übrig und das machte die guten Geister etwas verdutzt.

8. Allein, Ich ließ keine Traurigkeit Platz greifen und sagte den Engeln, dass sie dem himmlischen Vater ein Danklied dafür anstimmen sollen. Sogleich sammelten sie sich im Chor und fingen zu singen an, was die neuen und die minderen Geister ganz nervös stimmte, weil sie für solch hohe Laute nicht die nötige Liebe hatten, doch gewöhnten auch sie sich bald daran und waren dann aufs Höchste begeistert über den schönen, himmlischen Gesang. Dies war aber nötig, um die Geister durch Lehre, Speise, Trank und Gesang in der Liebe zu wecken und für das Hohe und Erhabene empfänglich zu machen.

9. Als die Engel das Dank- und Loblied beendet hatten, fragte Ich die gefangenen Geister, ob sie bei solcher Kost, solchem Getränk, Gesang und sehr brüderlicher Behandlung nicht bei uns bleiben und laut den Lehren, die ihnen der Bruder Swedenborg gab, leben und handeln möchten. Sogleich meldeten sich viele und sagten: „Es wäre uns alles recht, aber wir sind Römisch-Katholische und haben mehrere Priester unter uns. Allein eure Lehre der Liebe hat keine solche Satzungen, wie wir sie haben, und da wissen wir nicht, ob wir euren Antrag annehmen dürfen. Daher sollen unsere Priester mit euch darüber sprechen.“ Worauf Ich erwiderte: „Sie sollen vortreten, dass wir hören, was sie nicht gutheißen bei uns.“

10. Sogleich kamen mehrere Geistliche zusammen und einer unter ihnen sagte Mir: „Eure Speisen, Getränke, Gesang und Behandlung sind recht schön und gut, aber wir vermissen das römisch-katholische Bewusstsein bei euch. Es scheint, ihr seid Protestanten, also Lutherische, und mit solchen standen wir nie auf gutem Fuß, weil sie Ketzer und Abtrünnige unserer alleinseligmachenden römischen Kirche sind, und deshalb führten wir auch hier den Krieg gegen diese Ketzer, die aber nun Mitgefangene sind und wir daher kein Recht haben, über sie herzufallen und sie gehörig dafür durchzuhauen.“

11. Nun sagte Ich: „Haben wir euch durchgehauen, weil ihr Römisch-Katholische und Zeremonienketzer seid? Liegt in der Liebe der Lehre Christi vorgeschrieben, Andersgläubige zu verfolgen und durchzuhauen? Steht es nicht vielmehr in der Bergpredigt vorgeschrieben: ,Liebet eure Feinde, tuet Gutes denen, die euch hassen (und Böses tun), und betet für eure Verleumder und Verfolger.’ Saget Mir, ihr Alleinseligmachenden, ist das die Lehre Christi oder nicht!?“

12. Diese Frage machte die Priester verstummen und sie suchten nach einem Ausweg, um eine gute Ausrede vorzubringen. Doch wollte ihnen nichts solches einfallen, und so ergriff Ich wieder das Wort und sagte zu ihnen: „Wer schweigt, bejaht die Wahrheit des Ausspruches. Somit sind wir keine Ketzer und Abtrünnigen der alleinseligmachenden Kirche. Aber diese Kirche heißt die ,Liebe’, während römisch-katholisch soviel wie antichristlich heißt.“

 

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Kap. 18

Ursprung der römischen Christengemeinde

 

(Widerspruch der römischen Priester gegen die Bezeichnung antichristlich, und ihre alleinseligmachenden Behauptungen. Beweis aus der Bergpredigt, was echt christlich ist. Urkirche ist ein liebendes Menschenherz. Die protestantische Lehre ist älter als die römisch-katholische. Ursprung der römischen Christengemeinde. Falsche Berichte des römischen Kalenders über Petrus.)

 

1. Diese Bemerkung und der passende Vergleich brachte die Priester auf und sie schrieen: „Was, römisch-katholisch heißt soviel wie antichristlich?! Nun sehen wir, dass ihr des Teufels seid und Scheinheilige, die uns mit der Liebe behandeln, um uns den echten Glauben zu nehmen. So leichten Kaufes sind wir nicht feil, denn wir kennen auch die Hl. Schrift und diese ist für uns sprechend. Saget uns, wer war früher, die römisch-katholische oder die lutherische Religion? Konnten die Römisch-Katholischen von den Lutherischen abfallen, da sie seit Petri Zeiten her bestehen, während Dr. Martin Luther nahe fünfzehnhundert Jahre später auftrat und das lutherische Antichristentum aufstellte und sich aus der alleinseligmachenden römischen Urkirche aussonderte?“

2. Darauf erwiderte Ich: „Gut gesprochen, Mein Lieber, aber du kannst nicht beweisen, dass es Wahrheit ist, sondern du lügst wie du kannst. Sage Mir, da du uns des Teufels und Scheinheilige nennst, habe Ich dir nicht früher aus der Bergpredigt die echte Christuslehre hergesagt, und habet ihr nicht gegen diese Lehre somit antichristlich gehandelt? Und haben nicht gerade wir genau nach Christi Lehre gegen euch gehandelt? Alles aber, was gegen Christi Lehre verstößt, ist antichristlich. Wer ist dann Antichrist, Ich oder du und deine gleichgesinnte Priestersippschaft? Beantworte du Mir diese Fragen und dann werde Ich auch deine andere Einwendung beantworten und beleuchten!“

3. Wieder stand er da wie angedonnert und wusste keine Einwendung. Und so schritt Ich zur Beantwortung der Frage über das Alter und die Urechtheit der römisch-katholischen Kirche: „Sage Mir, du römisch-katholischer Urkirchenpriester, was nennst du Urkirche in der christlichen Religion? Meinst du, dass die Urkirche nach dem irdischen Ort benannt wird? Wenn du das meinst, so bist du stark in der Irre, denn die Urkirche heißt bei Gott ein liebendes Menschenherz und nicht eine gebaute Kirche.

4. Was das Alter zwischen der römischen und lutherischen Religion betrifft, so ist die lutherische jedenfalls die ältere, weil sie Christus gelehrt, nach ihm die Apostel und Jünger, und sie selbst dieselbe schriftlich hinterlassen haben, welche man als das Neue Testament bezeichnet. Und dieses gebrauchen die Protestanten als Grundlage ihres Glaubens, während die römische Kirche eine spätere ist und ihre Lehren aus allen Jahrhunderten herstammen, so dass sie heutzutage ein ganzes Antichristentum von Irrlehren vorstellt, wie sie die antichristlichen Päpste im Laufe der Jahrhunderte nach und nach aufgebracht haben. Was du sagst, dass die römische Kirche seit Petri Zeiten besteht, hat zwar seine Richtigkeit; denn Petrus lebte noch, als in Rom schon eine Christengemeinde bestand.

5. Doch hat Petrus nie etwas zur Gründung der römischen Kirche getan oder beigetragen. Die römische Gemeinde begann sich zu bilden nach dem Tode Christi, als man in Rom von der Auferstehung Christi erfuhr. Denn es gab in Rom viele Menschen, die zu Christi Zeit sich in Judäa und in den umliegenden Landschaften in verschiedenen Angelegenheiten und Beschäftigungen aufhielten. Diese kamen zu den Vorträgen Jesu und viele davon wurden von ihrem Heidentum bekehrt. Zurückgekommen nach Rom, erzählten sie, was sie erlebt und erfahren hatten, und so hat der christliche Glaube in Rom angefangen sich auszubreiten. Einzelne Menschen und ganze Familien wurden Christen.

6. Endlich kam die Nachricht von der Kreuzigung und Auferstehung Christi nach Rom und das brachte ein großes Gerede in Rom. Viele erzählten öffentlich, dass sie bei diesen Vorträgen persönlich zugegen waren und mit Jesus gesprochen hätten. Dadurch aber erkannten sich die Gläubigen und schlossen sich aneinander und wurden eine neue Glaubenssekte. Wiederholt kamen Nachrichten aus Jerusalem nach Rom, was die Apostel und die Jünger taten und wie sich in Jerusalem eine christliche Gemeinde bildete. So schlossen sich auch in Rom die Freunde und Bekenner des Christentums enger zusammen.

7. Doch hatten sie noch keinen Leiter aufgestellt, weil niemand genügend in der neuen Lehre ausgebildet war. Man kam zusammen, hielt Liebesmahle, betete und sang, aber zur Konstituierung einer festen Gemeinde kam es lange nicht. Als Paulus im Jahre 61 nach Rom kam, gab es wohl schon viele Christen, aber noch keinen Gemeindebischof von Rom. Darum spricht er in seinen Briefen wohl von den Namen mehrerer römischer Christen, aber nie von einem Bischof, weil es noch keinen gab. Und Paulus, als Gefangener und in Ketten gefesselt, konnte nicht als Bischof, auf deutsch „Gemeindeaufseher“, aufgestellt werden.

8 Die Briefe Pauli aus Rom datieren aus den Jahren 61 bis 63, weil später dem Paul verboten war mit seiner Umgebung zu verkehren, so dass er noch zwei Jahre in Ketten gefesselt im Kerker lebte, bis er starb. Das Calendarium romanum erzählt wohl, dass Petrus seit 42 bis 67 in Rom war, aber das ist alles erlogen, weil die Apostelbriefe deutlich das Gegenteil beweisen. Auch Paulus erwähnt in keinem Sendschreiben weder von einem Petrus noch von einem Bischof in Rom etwas. Also: Petrus war kein Bischof von Rom, weil er im Jahre 44 als Gefangener und im Jahre 51 als eine Säule der Gemeinde zu Jerusalem genannt wird, wie aus den Berichten des Neuen Testamentes ersichtlich ist, und das vernichtet die Lügen des Calendariums romanum vollkommen! Nun, was sagst du zu dieser voll wahren Aufklärung?“

 

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Kap. 19

Die römisch-katholischen Priester verlangen authentische Beweise und werden von Peter und Paul vorgelegt

 

(Die Priester verlangten als persönliche Beweise die Apostel Petrus und Paulus. Diese erschienen und erzählten, was nötig war. Römisch-Katholische Gottesdiener in der Hölle werden von ihrer Gemeinde Satansdiener genannt. Übertritt aller zur Gesellschaft, worauf sie belehrt wurden.)

 

 

1 . Der Redner ward dadurch sichtlich verlegen und schwieg eine Zeitlang. Dann aber erhob er sich und sprach: „Es ist leicht zu erzählen, da es niemand gibt, der uns die Wahrheit sagen könnte. Glauben könnte man dir schon, aber es fehlen die Beweise, und wer kann uns diese bringen? Ich habe es nie anders gehört, als dass Petrus der erste Bischof von Rom war. Du aber behauptest, er war es nicht, wo liegt da die Wahrheit? Ich kann es nicht entscheiden und so auch nicht glauben. Kannst du mir aber Beweise bringen, dann bin ich gern bereit, es dir zu glauben.“

2. Diese Entgegnung war gut ersonnen, denn es hat sich hauptsächlich darum gehandelt, dadurch Meine Aufklärung zu vernichten, weil er nicht glaubte, dass Ich ihm Beweise liefern könnte. Ich aber war sogleich bereit, ihm diese zu liefern, und so fragte Ich ihn: „Willst du geschriebene oder andere Beweise?“ Wieder etwas verlegen, entschied er sich, ich solle ihm alle Beweise liefern, die Mir möglich zu liefern seien. Worauf Ich ihm erwiderte: „Ich bin bekannt mit schriftlichen Nachrichten und kenne Petrus und Paulus persönlich, daher ist mir ein jeder Beweis möglich zu liefern. Und so entscheide dich, welche Beweise du haben willst.“

3. Der Priester schaute Mich groß an und wusste nicht, ob er Mich als Großmaul und Redeheld bezeichnen oder um die Beweise fragen sollte, die Ich ihm erwähnt hatte. Endlich entschied er sich und sagte: „Wenn du mächtig bist, so rufe uns die beiden Apostel herunter, damit wir aus ihren Berichten erfahren, wie man daran ist.“ Dass Ich aber das bewerkstelligen könnte, das glaubte er nicht im mindesten, sondern er wollte Mich bloß in Verlegenheit bringen, um dann als Sieger aus dem Wettkampfe hervorzugehen.

4. Ich sagte darauf: „Ja, gut! Aber sage Mir, was willst du sie fragen?“ Diese Vorfrage bestätigte ihm die Meinung von dem Unvermögen, die Apostel auftreten zu lassen, und er lachte verschmitzt darüber, worauf Ich ihm sagte: „Ich habe dir nicht gesagt, du sollst höhnisch lachen, sondern dich besinnen, um mit so hohen Geistern sprechen zu können. Also bereite dich vor, dass du sie etwas Vernünftiges fragen wirst.“ Darauf sagte Ich: „Petrus und Paulus, kommet herunter!“

5. Wie ein Blitzstrahl kam zuerst Petrus, und gleich darauf Paulus strahlend in einem himmelblauen Anzug herunter und fragte den Priester, was er von ihnen wünschte. Dieser aber stand wie vom Blitz getroffen da und konnte keinen Laut von sich geben vor Erschrockensein, denn das hatte er nicht erwartet. Daher sagte Ich selber: „Erzählet ihm ein wenig, was und wo ihr zwei wart und wie es mit dir, Petrus, in Rom beschaffen ist.“

6. Sogleich fing Petrus an und sagte: „Es wundert mich, dass du als Priester die Heilige Schrift des Neuen Testamentes nicht kennst. Hättest du dich mehr um die Lehren Christi als um römische Irrlehren gekümmert, so hättest du gewusst, dass niemand Apostel in Asien und Bischof in Rom zugleich sein kann. Also kann ich dir sagen, dass ich, Petrus, wohl ein Apostel in Asien war, aber nie den Boden Europas betreten habe.“

7. Darauf begann Paulus zu sprechen und sagte: „Ich war nahezu fünf Jahre in Rom, aber zu meiner Zeit hat es noch keinen Bischof zu Rom gegeben. Die Brüder kamen scharenweise, mich zu besuchen, aber ohne einen speziellen Leiter. Sie haben die Lehren der Apostel aus Jerusalem abschriftlich bekommen. Auch schrieben sie sich alle Briefe ab, die ich in Rom an die Brüder in Asien und Griechenland schrieb, und lebten ruhig und brüderlich untereinander. Doch wisse, dass Petrus schon viel früher verstorben war, als ich nach Rom kam, und somit konnte er nicht im Jahre 67 noch einmal sterben. Denn es hat bloß einen Petrus gegeben und nicht zwei. Weißt du nicht, dass Petrus im Jahre 44 von Herodes Antipas in den Kerker geworfen wurde und dass ich, Petrus, Johannes, Jakobus und mehrere Jünger, unter Anwesenheit der ganzen Gemeinde in Jerusalem im Jahre 51 eine, und zwar die erste, Glaubenssynode daselbst abgehalten habe?

8. Das steht doch von mir beschrieben, und du weißt als Priester, der die Heilige Schrift auswendig kennen müsste, nichts davon?! Sag uns doch, was hast du in deiner Priesterzeit getan und was gelehrt, wenn du die Apostelbriefe nicht kennst? Und konntest du dann ein Priester der Wahrheit Gottes sein, wenn du dich nicht um die Wahrheit gekümmert, sondern Lügen den Menschen gepredigt hast!?“

9. Diese treffende Frage und Beleuchtung brachte den Priester ganz zum Schweigen, und auch seine Mitpriester schauten zu Boden, um nicht von dem vorwurfsvollen Blick des Paulus getroffen zu werden. Das Volk aber applaudierte und schrie: „Wir haben genug erfahren. Nun lassen wir uns nichts mehr vormachen, denn ihr seid Schwindler und Betrüger und daher in der Hölle wie wir. Also solche Diener Gottes seid ihr? Aber Gott wohnt im Himmel, ihr seid aber in der Hölle, wo der Satan wohnt, dessen Lügenpriester ihr uns waret. Darum kamen wir in die Hölle, da wir Satansdiener als Priester hatten. Weg mit euch! Wir aber wollen nun bei dem jungen Mann bleiben, der uns auf diese Weise die Augen geöffnet hat.“

10. Bei diesen Worten verbeugten sich die beiden Apostel gegen Mich und verschwanden vor den Augen der Menschen. Ich aber sagte zu den neuen Brüdern: „So ist es recht! Die Wahrheit soll erkannt und angenommen werden. Aber Ich glaube, dass es nicht mehr nötig ist, zu fragen, wo ihr verbleiben wollet, denn ihr habt euch selbst entschieden und geäußert. Und darum werden euch Meine Diener sogleich belehren, wie ihr zu leben und euch zu betragen habt, um geistig vorwärts zu schreiten.“

11. Es blieben aber auch die Priester und warteten der Belehrung. Sogleich traten die Engel vor und Ich behieß sie, die neuen Brüder in allem Nötigen zu unterrichten, was auch geschah. Während der Lehrzeit unterhielt Ich Mich mit Swedenborg und fragte ihn, ob er nicht möchte so einen ordentlichen Wolkenkrieg der Geister mit Blitz und Donner durchmachen, der den Erdenbewohnern oft viel Kummer und Sorge macht.

 

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Kap. 20

Ungewitter auf der Erde sind Geisterkriege

 

(Die Geister bekommen neue Anzüge. Aufstieg in die Region der Friedensgeister. Aufklärung, dass Ungewitter Geisterkriege sind und wie diese beschaffen sind. Wolkenkrieg zwischen Römisch-Katholischen und Protestanten. Ich bringe euch nicht den Frieden, sondern das Schwert. Aber: wer mit dem Schwert tötet, soll mit dem Schwert getötet werden! Denn das fünfte Gebot lautet: Du sollst nicht töten! Die zwei verschieden lautenden, aber doch richtig seienden Schwerter.)

 

1. Swedenborg war sogleich einverstanden. Und als die Engel mit den Lehren zu Ende waren, sagte Ich ihnen: „Ziehet den Armen gute neue Anzüge an, dann gehen wir in die Wolkenregion, wo die erste Hölle sich befindet.“ Als die Engel sich ihres Auftrages entledigt hatten, kamen sie wieder zurück und Ich sagte der ganzen Gesellschaft: „Meine lieben Brüder! Der himmlische Vater hat euch durch Mich bewirtet und euch belehren und anziehen lassen. Von nun an müsset ihr eure Anzüge durch Werke der Nächstenliebe immer schöner gestalten. Euer Streben muss sein, durch die Liebe, die in euch immer stärker wachsen soll, nur Gutes und Liebevolles an euren Brüdern und Schwestern ins Werk zu setzen.

2. Daher wollen wir einmal hinauf in die Wolken, wo gerade ein Ungewitter von großem Umfang im Anzuge ist, um da Ruhe zu schaffen, und die Menschen auf Erden vor einem großen Unglück zu bewahren. Also lasset die euch gegebenen Lehren zur Tat werden, denn je schneller ihr in Liebe reifen werdet, desto schöner werden die Anzüge, desto lichter euer Gesichtskreis, weil die Liebe euch beides schafft und euch zu höheren Geistern erhebt. Und so machen wir uns munter in die Höhe.“

3. Sogleich fing die ganze große Menge der Geister an, in die Höhe zu schweben, wo es immer lichter wird. Sobald die Wolkenhöhe überschritten war und wir über den Regenwolken waren, sagte Ich zu den Geistern: „Sehet dort in der Ferne die schwarzen Wolken, dort geht es schon sehr rachsüchtig zu. Zwei feindliche Parteien sind aneinander geraten und da wird wild gestritten um das Recht und den Vorzug. Die eine Partei sind Römisch-Katholische, die zweite die Protestanten.

4. Wir ziehen über sie hin und beobachten das Spektakel von oben herunter, denn sie sehen uns nicht, weil sie über ihre Sphäre oder ihren Wirkungskreis, wo sie sich aufhalten, nach hinauf nicht sehen. Wir aber werden von oben alles genau sehen, was vorgeht, und auch ihre Streitworte hören und verstehen. Und wenn das Spektakel ins zu Arge ausarten wird, dann werden wir eingreifen, wie Ich euch angeben werde.“

5. Im nächsten Augenblick befanden wir uns über den streitenden Parteien, wo schon eine große Menge Friedensgeister dem Spektakel aufmerksam zuschaute. Sie grüßten uns freundlich und freuten sich, dass wir ihnen zu Hilfe gekommen waren, denn der Streiter gab es eine Riesenmenge. Daher erwartete uns auch eine große Arbeit, diese Geister zu ergreifen und Ordnung zu schaffen. Bevor wir aber die Sache weiter verfolgen, ist hier eine Aufklärung notwendig, um das Blitzen, Donnern, Einschlagen und das ganze, was bei einem Ungewitter folgt, klar zu verstehen. Und daher muss Ich euch in die Geheimnisse der Naturkräfte und ihrer Wirkung einweihen, damit ihr die Sache verstehen und erfassen könnt.

6. Der Krieg der Geister braucht weder Pulver noch Schießgewehre, Kanonen und Kugeln, sondern hier ist die Willenskraft entscheidend. Ihr sehet lichte Wolken aufziehen, welche sich zu färben anfangen und immer dunkler werden, und ihr erkennt daraus, dass Gewitterwolken heranziehen. Und je dunkler und größer dieselben werden, desto gefahrdrohender erscheint euch das Ungewitter. Das ist eine allgemein beobachtete und bekannte Tatsache, an der niemand zweifelt. Ganz anders verhält es sich mit den Ansichten, wie dies und jenes entsteht und gebildet wird. Und so will Ich euch die nötige Aufklärung geben, damit dann die ganz Erzählung euch klar und fasslich vorliegen wird.

7. Die Wolken bilden und ziehen sich zusammen durch Willenskraft der Geister, denn diese gehen in die gewöhnlichen Wasserdunstwolken, welche an sich selbst licht oder weiß sind. Wenn aber die Geister dieselben zu ihren Streit- und Kriegszügen benützen, so färben sich dieselben durch die bösartigen Ausdünstungen, welche aus den erbosten und rachebrütenden Geistern ausströmen. Je zornergrimmter die Geister sind und je dichter sie sich zusammenrotten, desto dunkler werden die Wolken, denn sie dirigieren mit ihrer Willenskraft die Wolken, dass sie dorthin schweben, wohin die Geister sie haben wollen.

8. Sind recht viele Geister dicht und angehäuft zusammen, so geht gewöhnlich das Spektakel los. Unten sehet ihr dunkle, über diesen schweben immer lichte Wolken. Denn in den lichten Wolken befinden sich paradiesische Friedensgeister, welche Obacht geben, dass die Parteien nicht zu stark ausarten.

9. Geschieht es einmal, dann sind sie auch schon da und greifen energisch ein, um Ruhe und Frieden wieder herzustellen. Bei solchen Streit- und Kriegszügen gibt es selbstverständlich immer zwei gegnerische Parteien, die sich nicht vertragen und leiden mögen. In der Wolkenregion, als der ersten Hölle, geht es ebenso zu wie auf der Erde.

10. Denn die Geister der Verstorbenen, welche nicht böse und auch nicht gut sind, kommen in die erste Hölle, die sich in der Wolkenregion befindet. Hier leben sie frei und tun dasselbe was sie auf Erden taten, denn sie kommen mit denselben Untugenden und Leidenschaften dahin, welchen sie auf Erden ergeben waren. Hier teilen sie sich ein in die Abteilungen derjenigen Geister, welche das tun, was ihrem Herzen behagt. Und die Geister, die sich gegenseitig sogleich an der Qualität erkennen, strömen zu und ziehen den neuen Ankömmling in ihren Wirkungskreis hinein.

11. Freilich bemühen sich auch bessere Geister von Verwandten, Bekannten und Freunden aus den paradiesischen Regionen, den Ankömmling für sich zu gewinnen. Aber der von der Erde abgeschiedene Geist geht am liebsten dorthin, wo ihn seine Neigung hinzieht. Da in der Wolkenregion gibt es dann ebenso Vereine aller Färbungen, Glaubenssekten und Richtungen wie auf der Erde, und so auch Gruppen und Gesellschaften aller Stände und Klassen. Natürlich das mehr der Einbildung als der Wirklichkeit nach, denn die Geister sind böse und unverträglich untereinander, wenn sie auch der gleichen Richtung angehören.

12. Aber das Bösartige, denn ohne dem gäbe es ja keine unerträgliche Hölle, lässt keine gemütliche Stimmung unter den Vereinigungen aufkommen und bestehen. Wenn dann zwei Vereine oder Gesellschaften zusammenstoßen, die sich nicht leiden mögen, da gibt es sogleich Sticheleien und Beschimpfungen aller Art, die hin- und hergeworfen werden. Wenn die Streiterei ins Arge und Tätliche ausartet, sodann sieht und hört man es auf der Erde als Blitz und Donner.

13. Das Blitzen und Donnern aber entsteht nicht so, wie die Weltgelehrten meinen, sondern ganz anders und nämlich: Sind nun zwei Parteien zu Tätlichkeiten übergegangen, so gruppieren sie sich in Kolonnen, von welchen aus dann der Anprall gegen die Gegenpartei geschieht. Die Geister haben dann eine Fühlung untereinander, als wenn es nur ein einziger Geist wäre, denn es durchströmt alle nur ein Gedanke und ein Sein. Wollen sie dann also einen Anprall auf den Gegner machen, so geschieht dies gedankenschnell. Da aber dieser Anprall so ungeheuer schnell geschieht, so kann die Luft nicht so schnell weichen, sondern sie entzündet sich vor der Gewalt des Druckes und das erzeugt den Blitz.

14. Der Blitz ist aber nicht gerade, sondern verschiedenartig gebogen und gekrümmt. Diese Erscheinung rührt daher, weil die Geister so einen Anprall nicht in gerader Linie vornehmen, sondern in ungerader, um zu täuschen. Denn auch die Gegenpartei weiß, dass der Anprall kommen wird, und ist bereit dem zu begegnen. Und weil mehrseitig gestritten wird, wird diese Täuschung benützt, um etwas sicherer zu treffen.

15. Die Schnelligkeit des Anpralles, da alles elektrisch ist und die Seele selbst aus elektrischem Strahlenäther besteht, erzeugt erstens das elektrische Blitzlicht und dann den Donner, der die Begleiterscheinung durch den gewaltigen Druck ist, wie der beim Schießen mit einem Gewehr oder einer Kanone. So prallen die Geisterkolonnen auf die anderen und hauen sie tüchtig durch, bis sie ermatten und wieder mit Wehe und Schmerzen auseinanderziehen.

16. Ist einmal die Hauerei im Gange, dann mischen sich die Friedensgeister ein, umzingeln die sich schlagenden und pressen sie in einem Augenblick aneinander, dass sie sich nicht rühren können. Das macht nun beide Streiter wild, sie entzünden sich, aber die Friedensgeister haben sie in der Hand und schleudern sie hinab zur Erde in die zweite Hölle. Und dieser Wurf ist ebenso gewaltig schnell, dass sich nicht nur die Luft entzündet, sondern, weil sie zur Erde herab immer dichter ist, auch schmilzt. Und diese geschmolzene, feurige Luft, weil sie eben elektrisch und durch Elektrizität erzeugt ist, ist die verheerende Donnerkeule, welche zündet und tötet und oft sehr merkwürdige Erscheinungen im Gefolge hat, weil sie eben ein eigenes geistig-elektrisches Wesen ist und eine eigene Intelligenz in sich hat, da ja Mein Wille auch dieselbe Grundeigenschaft besitzt und auch Elektrizität ist.

17. Die Donnerkeule ist somit die durch die ungeheure Druckkraft, welche die Schnelligkeit der Geister in der sie durchschneidenden Luft erzeugt, entzündete und geschmolzene dichte Luft über der Erde (Erdatmosphäre), welche, weil auch elektrisch und mit elektrischer Kraft und Intelligenz begabt, dort einschlägt, wohin die Geister beim Niederwerfen den Zug genommen haben, weil sie ihnen auf den Fersen folgt und in eine dichte, durchsichtige Masse geschmolzen dort, wo sie einschlägt, die elektrische Strömung und deren Zug weiter nimmt, sobald sie mit der Erdelektrizität in Berührung kommt. Das Einschlagen selbst hängt manchmal von der Bosheit der Geister ab, die sich schadenfroh auf Häuser, Bäume usw. herabbewegen, manchmal ist es aber bloß zufällig.

18. Dass manche Donnerschläge anzünden, manche nicht, hängt davon ab, dass letztere eben nichts Entzündbares berührt haben. Dass es in einige Bäume lieber einschlägt als in andere, hängt von der großen Menge der Elektrizität ab, die in einigen Bäumen sich befindet. Wo mehr Elektrizität zusammenkommt, dort besteht eine größere Anziehungskraft, aber nur dann, wenn es in der Nähe einschlägt, sonst nicht. Werden auf diese Weise die streitenden Parteien niedergeworfen und durch den Regen ihre böse Ausdünstung, die einen Bestandteil ihres Wesens ausmacht, zu Boden geworfen, dann kühlen sich die Parteien ab, weil sie die meisternden Geister über sich wissen, die ihnen ganz gehörig Respekt einflößen, ziehen ihr böses Fluidum wieder ein und die Wolken werden lichter und weißer, bis alles ruhig wird.

19. Wären die Wolken nicht durch das böse Fluidum der Geister verdunkelt, welches materiell zeigt, wie die geistige Zornrache der Streitenden beschaffen ist, so würdet ihr nie andere als weiße Wolken erschauen, so weiß, wie die Lämmerwolken sind, wo paradiesische Friedensgeister sich aufhalten, weil das in Dunstform schwebende Wasser der Wolken an sich vollkommen rein ist und nur dann gefärbt wird, wenn ein großer Sturmwind Staub und Erdstauberde hebt und in die Wolken trägt.

20. Nach dieser Einweihung in die Naturgeheimnisse kehren wir zurück zu unserem Thema. Als wir über den streitenden Parteien waren, ging es schon recht bunt durcheinander. Jede Partei wollte ihr Vorrecht verteidigen und haben, und keine gab nach. Dadurch wurden sie immer zorniger und wilder, und so flogen die Zornausbrüche und Schimpfworte wie Pfeilschüsse hin und her.

21. Endlich ging es zu Tätlichkeiten über und da gab Ich Befehl, alle zu umzingeln und gefangenzunehmen, aber nicht zu pressen und zu Boden in die zweite Hölle zu werfen, sondern zu halten, ihr Fluidum durch den Regen zur Erde zu werfen und zu warten, bis sie sich ein wenig abkühlen und ängstlich und besorgt um ihr Schicksal werden. Nach wenigen Blitzen und Wolkendonner trat Stille ein. Die Wolken verloren ihre gefahrdrohende, dunkle Färbung und Ich trat vor die Geister und sagte: „Was streitet ihr und führt Krieg der Religion wegen? Hat Christus so gelehrt, dass man den echten Glauben mit Streit, Ohrfeigen und grobem Dreinschlagen beibringen soll?“

22. Da meldeten sich sogleich etliche Priester und sagten: „Christus hat gesagt: ,Ich bringe euch nicht den Frieden, sondern das Schwert’, und laut dieses Wahrspruches haben wir das Recht bekommen für den echten Glauben zu streiten mit Wort und Waffen, und das tun wir auch und erfüllen pflichtgetreu unsere Schuldigkeit als gute römische Christen gegen die lutherischen Ketzer, die sich getrauen mit ihrem Antichristentum uns zu beleidigen und herauszufordern.“ Darauf sagte Ich: „Diese Worte sprach wohl Jesus, aber nicht in diesem Sinne sie deutend wie ihr. Er, als die Liebe des Gottvaters, predigte die Bruderliebe und sein Gruß war: ,Friede sei mit euch.’ Und in der Offenbarung des Johannes, die ihm Jesus diktierte und gab, heißt es: ,Wer mit dem Schwerte tötet, wird auch mit dem Schwerte getötet werden.’ Sagt Mir also, wie reimt sich das mit eurer Auffassung zusammen?“

23. Da standen die Priester unschlüssig und unwissend, was sie darauf antworten sollen. Endlich raffte sich doch einer auf und sagte: „Ja, wenn man diese Worte mit den anderen vergleicht, reimt es sich freilich nicht. Aber welche sind davon echt und welche untergeschoben? Das können wir Menschen nicht unterscheiden, und so hielten wir auf den Buchstabensinn, wie er sich uns darbot und haben dadurch auch nicht gefehlt.“

24. „Nach deiner Ansicht freilich nicht,“ fiel Ich ihm ein und sagte weiter: „Heißt es nicht auch im fünften Gebot: Du sollst nicht töten? Und sei es geistig oder materiell, mit der Waffe oder nicht, das ist gleich. Also auch mit dem Schwerte nicht. Damit du aber den Sinn deines Verteidigungswahrspruches erkennst, will Ich ihn dir kundgeben: Der Mensch lebt in stetem Kampf zwischen Geist und Materie. Und das meinte Christus, dass er kein Wohl- und Genussleben den Menschen mit seiner Lehre gebracht habe, sondern das Schwert, welches die Entscheidung bedeutet im Kampf mit den Begierden, Gelüsten und Leidenschaften des Fleisches und Lebens, somit den Kampf für das geistige Leben, das materielle stets bekämpfend. Verstehst du jetzt die zwei Schwerter im Neuen Testament, die verschieden und widersprüchlich lauten und doch beide richtig sind?“

 

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Kap. 21

Die Behauptungen römisch-katholischer Priester werden mit der Heiligen Schrift widerlegt - Das Mittel zur Eintracht ist die Nächstenliebe

 

(Die Priester verteidigten die Reinheit und die Echtheit der römisch-katholischen Lehre gegenüber der protestantischen. Sie wurden widerlegt. Die Lage des einstigen und wahren Jerusalems. Das Mittel zur Eintracht in der Tat bewiesen. Danklied der Engel mit Musikbegleitung. Beide Parteien verbrüderten sich, wurden in die Gesellschaft aufgenommen und neu angezogen.)

 

1. Die Priester schauten einer den anderen an und staunten über den Sinn dieser Auslegung, der sie keinen Widerspruch entgegenzustellen wussten und meinten: „Die Auslegung ist wohl treffend, aber trotzdem müssen wir über die Reinheit des Glaubens unserer römisch-katholischen Kirche wachen und keine ketzerischen Neuerungen, wie sie Martin Luther hineingetragen, dulden. Und das gibt uns das Recht, unsere Feinde als Ketzer und Abtrünnige zu verfolgen und womöglich auch mit Gewalt zu bekehren, damit sich der Kreis unserer Feinde vermindert und zuletzt verschwindet.“

2. Darauf erwiderte Ich ihm: „Glaubst du in Wahrheit an die Reinheit des römisch-katholischen Glaubens? Woran erkennst du denn die Reinheit des römischen und die Unreinheit des lutherischen Glaubens? Kläre uns da auf, damit wir eure vermeintlichen Vorrechte erkennen und uns ein gerechtes Urteil darüber bilden können, welche der streitenden Parteien wohl im Rechte sei, den Glauben der anderen als ketzerisch, unrecht und unrein bezeichnen zu dürfen?“

3. Sogleich raffte sich der eine der Priester auf und sagte: „Unser römisch-katholischer Glaube stammt aus der Apostelzeit her. Der heilige Petrus selber stellte den römisch-apostolischen Stuhl der Päpste auf und er selber war der erste Papst in Rom. Wir römisch-katholischen Priester haben immer die Fahne der Christenheit hochgehalten, bis zur Zeit als Dr. Martin Luther als Abtrünniger die Spaltung herbeiführte und die echte Mutterkirche der Christenheit um viele ihrer Kinder brachte. Und deshalb hassen und verfolgen wir die Lutherischen.“

4. Darauf sagte Ich ihm: „Du bist schnell mit deinen Beweisgründen fertig geworden, aber damit hast du gar nichts über die Rein- und Echtheit des römischen gegen den lutherischen Glauben erwiesen. Und um das handelt es sich. Probiere dieses nachzuweisen!“

5. Diese Aufforderung machte den Priester stutzig und er sagte: „Ja, was soll ich dir anderes nachweisen? Ich weiß nur das, dass die römische die allerbeste und die alleinseligmachende, und daher gewiss die echte und beste Lehre ist. Nun, so rede du, wenn du was besseres weißt!“

6. Ich ließ mir das freilich nicht zweimal sagen und erwiderte ihm: „Was das Alter anbetrifft, so wirst auch du wissen, dass da nicht von Rom die Rede sein kann, sondern von der Lehre, welche Christus gelehrt und die Apostel und Evangelisten aufgeschrieben haben, und diese besteht in der Schrift und nicht im Namen Rom. Und siehe, in der Heiligen Schrift ist nichts von Petrus und seinem Stuhle in Rom berichtet, und somit kannst du dich auf nichts stützen, womit du Rom als ersten und ältesten Glaubensort bezeichnen könntest. Das könnte höchstens Jerusalem selbst sein, aber das alte Jerusalem ist von der Erde verschwunden und das neue steht mehrere Stunden davon entfernt und trägt bloß den Namen des wahren Jerusalem, alles übrige ist erfunden und erlogen zugunsten der habsüchtigen Priester, die davon leben, dass sie durch falsche Angaben das unwissende Volk dahin zu pilgern locken. Was das Alleinseligmachende betrifft, so erinnere dich wohl an die Lehre Christi, in der von keiner gebauten und örtlichen bezeichneten Kirche die Rede ist, sondern dass die Liebe zu Gott und zum Nächsten das höchste Gebot und somit auch das Alleinseligmachende ist. Und daher ist die Liebe das Echte und Reinste und Beste, was den Menschen zu Gott - und daher in den Himmel bringt. Das hat auch Paulus an die Korinther geschrieben und das findest du im ganzen Neuen Testament als Grundlage des christlichen Glaubens gekennzeichnet. Also steht es mit der Wahrheit und nicht anders. Und nun sage du, ob du nicht noch irgend etwas einzuwenden hast.“

7. Diese Aufklärung brach den Widerstand der Priester und so sagten sie: „Wir sehen ein, dass du in allem recht hast, aber wie sollen wir uns mit den Lutherischen vertragen, da uns angeborene und angelernte Glaubensgegensätze so scharf voneinander trennen? Wir wissen das Mittel nicht, denn ohne dieses sind wir feindliche Glaubensparteien, die sich gegenseitig nicht leiden können, sondern verleumden und verfolgen, wo sie zusammentreffen. Vielleicht weißt Du ein gutes und entscheidendes Mittel dagegen, denn dieses allein fehlt uns.“

8. „Na, das lässt sich hören. Um das Mittel bin Ich nicht verlegen, aber Ich will euch sogleich mit der Tat das Mittel zeigen, damit ihr mit der Hand danach greifen könnet und euch überzeugen, worin es besteht. Denket euch, wir sind eure Feinde, denn wir haben euch als solche eingefangen und ihr stehet von uns umzingelt. Aber wir tun euch nichts zuleide, sondern wir trachten, euch nur aus euren verkehrten Glaubensansichten herauszubringen. Doch bevor wir weitersprechen, wollen wir einen Imbiss einnehmen. Seid ihr hungrig und wollt ihr mit uns mithalten bei der Mahlzeit?“

9. Die Priester waren sogleich einverstanden, und das Volk, welches fleißig zuhörte und ersah, dass auf unserer Seite die Wahrheit war, tat dasselbe mit. Sogleich beschied Ich die Engel, dass sie Brot und Wein herschafften, das Ich segnete und verteilen ließ. Alle lobten die Güte der Speise und des Weines und meinten: „Das ist ja ein himmlisches Brot und himmlischer Wein, so etwas wächst sonst nirgends.“

10. Ich ließ sie sich freuen und wartete, bis alles verzehrt war. Dass nicht bloß die Brüder, sondern alle bewirtet wurden, ist selbstverständlich, und daher war überall eine erhabene Stimmung. Nachdem alles verzehrt war, sagte Ich den Jünglingen, dass sie ein Danklied mit Musikbegleitung anstimmen sollen. Sogleich kamen, zwar unsichtbar für die Gesellschaft, aber nicht für die Engel, Musikanten in ihre Mitte. Und nun bildeten sie den Chor und sangen mit der Musikbegleitung ein schönes Danklied für die gute Gabe, die ihnen dargereicht wurde. Die Gesellschaft, die bereits über drei Millionen Köpfe groß war, war ganz erstaunt über diese schöne Musik und den herrlichen Gesang der Jünglinge. Alles war wie in himmlische Höhen gehoben.

11. Anfangs sind die Nerven nicht daran gewöhnt, weil es zu ergreifend ist. Ist aber einmal die Liebe erweckt, dann schwelgt man in himmlischen Höhen vor Ergriffenheit für das übersinnlich Erhabene. Diese Experimente sind bei solchen Fischzügen nötig, um die Menschen schnell für das Himmelreich reif zu machen, weil sie dadurch erkennen, welche sonst unerreichbaren Wohlgenüsse ihnen eine reine Liebe gewährt.

12. Als der Gesang und die Musik aufhörten, fragte Ich die neuen Brüder: „Sagt Mir nun, was wollet ihr machen? Ich gebe euch die Freiheit; ihr könnet tun, was ihr wollt. Ihr könnet weiter Teufel bleiben und euch hassen und verfolgen nach Satanslehre wie bisher. Oder ihr könnet gut werden, in Liebe verbleiben und nach Jesu Lehren Gott über alles und den Nächsten wie euch selbst lieben, und ihm dasselbe tun, was ihr wünscht, dass er euch täte in allen Fällen. Ich habe euch gezeigt, wie die Lehre Jesu in der Tat ist, und so wisset ihr den Unterschied von eurer früheren Handlungsweise gegen die Feinde und wie man nach Jesu Lehre vorgehen muss. Ihr seid von Mir aus frei und keine Gefangenen mehr. Ihr könnet bei uns bleiben und die Wohltaten eines höheren Lebens genießen oder in eure finstere Hölle zurückkehren. Und so entscheidet euch und sagt Mir euren Bescheid.“

13. Sogleich fingen die Priester zu ihren Anhängern und Gegnern an zu sprechen: „Liebe Brüder in Christo! Wir haben ersehen, dass unsere frühere Handlungsweise eine falsche war. Wir bedauern das sehr und bitten euch um Verzeihung, weil ihr durch uns und mit uns zugleich unglücklich wart. Wir haben uns entschieden dazubleiben und so zu handeln, wie der junge Mann uns so schön an uns selbst gezeigt hat, wie man leben und handeln muss. Wir wollen keine Römisch-Katholischen und Protestantischen heißen, sondern wir wollen Christen heißen und so handeln, wie uns Christus gelehrt hat. Daher reichen wir uns gegenseitig die Bruderhand und pflegen wir unter uns die echte christliche Bruderliebe als Kinder eines himmlischen Vaters. Dann wird uns der liebe Vater im Himmel unsere großen Sünden verzeihen, denn uns liegt sehr ernst daran, uns deren zu entledigen, Buße zu tun und ganz so zu leben, wie uns der liebe Bruder, der unser aller Leiter nun werden soll, mit seinem schönen, ja recht göttlichen Beispiel gezeigt hat. Also reichen wir uns gegenseitig die Bruderhand und bleiben wir da in brüderlicher Liebe vereint zusammen und lernen wir so zu sein, wie wir da sehen werden, dass gelebt und gehandelt wird.“

14. Nach dieser Rede, die an beide Parteien gehalten wurde, waren alle einverstanden zu bleiben. Und daher reichten sie sich die Hände zur Verbrüderung und waren voll guter Laune, dass sie so schnell aus der Hölle erlöst wurden. Besonders freuten sie sich, dass sie nun wieder klar alles sehen konnten, während früher eine düstere Luft sie umgab. Sogleich wurden auch bessere neue Kleider besorgt von den Jünglingen, welche nun verteilt wurden. Diese sagten, je mehr sie die gegenseitige und Nächstenliebe aus Liebe zu Gott pflegen würden, desto schöner würden auch ihre Kleider und Leiber werden.

 

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Kap. 22

Der Ruf von Satàna, der großartigen ursprünglichen spirituellen Frau

 

(Aufstieg auf einen hohen Berg. Erdbeben durch Satana erzeugt. Der Berg spaltete sich und der Drache Satana stieg aus dem Feuer und Rauch empor. Fragen an Satana und ihre weisen und boshaften Antworten. Das wunderschöne Urweib Satana und ihre wahre Geschichte. Ende des Streites mit der Satana. Abstieg vom Berg.)

 

1. Als alles fertig war, gab Ich das Zeichen zum Aufbruch und sagte der Gesellschaft: „Nun wollen wir einen sehr hohen Berg besteigen, um euch zu zeigen, wem ihr bisher mit eurer Satanslehre gedient habt, damit ihr Mir nicht schwach oder gar rückfällig werdet. Denn der Satan der Sünde, der Leidenschaft und des Lasters ist stark ins Fleisch der Seele eingewurzelt, der nun vollkommen ausgewurzelt werden muss, weil nie mehr Streit, Neid, Hass, Lieblosigkeit und Unduldsamkeit unter euch entstehen und sich ausbreiten dürfen. Darum müsset ihr den Herrn kennen lernen, dem ihr bisher gedient habt.“ Darauf war alles still und wir gingen schwebend auf den hohen Berg, auf dem Ich ihnen den besagten Herrn zeigen wollte.

2. Sobald wir auf dem hohen Berg anlangten, ließ Ich die Gesellschaft sich niedersetzen und die schöne Aussicht nach Herzenslust genießen. Nach einer Rast und Ruhe von einer Stunde behieß Ich die Jünglinge, zu Mir zu kommen, und sagte ihnen: „Stellt euch verteilt vor, zwischen und hinter der Menge auf und sagt eurer Umgebung, dass ihr von Mir aufgestellt seid, damit sich niemand fürchten soll vor den Sachen, die folgen werden, weil ihr alter Herr, dem sie bisher gedient haben, erscheinen und sich sehr aufbäumen wird dagegen, dass man euch ihm genommen hat; und dass niemand Leid geschehen wird, mag kommen, was immer will. Daher sollen sie ruhig und ohne Angst der Sache zuschauen und sie verlaufen lassen.“

3. Als die Jünger den Auftrag beendet hatten, sagte Ich laut: „Satana, steige herauf und zeige deine Macht!“ Im nächsten Augenblick erdröhnte die Erde und ein furchtbares geistiges Erdbeben tat sich kund, dass alle aufschrieen. Aber die Engel beruhigten die Menge und sagten: „Wir sind hier als eure Beschützer, daher beunruhigt euch nicht umsonst!“ Kaum dies ausgesprochen, spaltete sich der Rücken des Berges und Flammen und Rauch stiegen aus der Tiefe herauf und in der Mitte dieses Schlundes ein fürchterlicher Drache mit vielen feuerspeienden Schlangenköpfen. Ein Schauer durchrieselte die Menschen bei dem entsetzlichen Eindruck, den dieses Gespenst auf sie machte.

4. Nun sagte Ich zu Satana: „Höre, du Höllenfürst, wie lange wirst du noch die Menschen verführen, dass sie, dir gleich, als Teufel sich gegenseitig hassen, verfolgen und wehe tun werden? Wie lange willst du noch Gott, deinem Schöpfer und Herrn trotzen und dich nicht beugen und demütigen, damit die Kinder, die Ich dir hier genommen habe, erfahren und ersehen, wem sie bisher gelebt und gedient haben, damit sie ersehen, was sie endlich in der tiefen Hölle erreicht hätten, wenn sie so fortgefahren hätten zu handeln, wie sie bisher gehandelt haben.“

5. Nach diesen Worten stieß die Satana ein fürchterliches Gebrüll aus, so dass alles entsetzt war und nun sprach sie: „Höre Du, der Du Dich getraust, mich, den alleinigen Herrn und Schöpfer aller Menschen der Welt zu peinigen und mich aus meiner Ruhe zu stören, sage mir: Was hast Du gegen mich und warum lässt du mich nicht in meiner Ruhe! Warum rufst Du mich herauf, Dir Antwort zu stehen? Sage Du mir, mit welchem Recht forderst du mich, Dir antworten zu müssen? Ich gehe meine Wege und Du gehe Deine, und lasse mich in Ruhe! Denn ich habe mit Dir nichts zu reden und so lasse mich doch in Ruhe! Ansonsten habe ich mit Dir nichts zu schaffen und Dir nichts zu antworten.“

6. Darauf sagte Ich: „Nicht deshalb rief Ich dich herauf, damit du Mich Ordnung lehrst, was Ich tun soll und was unterlassen, sondern Ich rief dich zur Verantwortung deiner Taten der Lieblosigkeit an den Menschen. Daher antworte Mir, warum du nichts anderes tust, als bloß die Menschen böse und höllisch zu machen, gleich wie du es bist?“

7. Ein fürchterliches Gebrüll und Gestampfe war die Antwort auf Meine Frage, so dass alle vor Entsetzen aufschrieen, weil die Erde zugleich ein gewaltiges Beben durchwellte. Nun sagte Ich gebieterisch: „Entweder sei ruhig und gib Mir Antwort auf Meine Frage oder Ich muss dich züchtigen!“ Statt zu gehorchen und zu antworten brüllte sie neuerdings und stampfte, dass die geistige Erde ein gewaltiges Beben durchfurchte. Darauf sagte Ich: „Jetzt ist es Mir genug, daher nehme Ich dir alle Macht und daher stehe Mir Antwort, wie du bist und was du bist!“

8. In diesem Moment verschwand der Drache und die herrliche Satana, die schönste aller erschaffenen Weiber stand da entblößt vor den Augen der Menge, welche sich nicht genug wundern konnte, wie aus diesem bezaubernd schönen Weibe ein so furchtbarer Drache herkommen konnte. Ich klärte aber die Zuschauer auf und sagte: „Satana ist das Urweib oder der gefallene Satan Luzifer, die Mutter aller Menschen der Welt, welche mit ihr einst gefallen sind, und nun, langsam das Böse unterdrückend, zurück zu Gott wandern, um in seiner Nähe überglücklich zu werden.“

9. Mit dieser Aufklärung waren die Zuschauer zufriedengestellt und Ich wandte Mich wieder zur Satana und sagte: „Nun bist du deiner Bosheit und Macht, die dich verhüllte und äußerlich deine innerlichen Untugenden zeigte, entblößt. Gib Mir nun Antwort auf Meine dir gestellten Fragen, damit die Zuschauer erfahren, wem sie bisher nachgelaufen sind.“ Sogleich raffte sie sich auf und sagte: „Du sagst Selber und bestätigst die Wahrheit, dass ich die Urmutter aller Menschen bin. Was kümmern Dich dann meine Kinder, ich kann sie erziehen wie ich will, das geht Dich nichts an, und ich bin Dir keine Verantwortung schuldig. Du erziehe die Deinen und ich tue es mit den meinen und damit bin ich mit Dir fertig.“

10. „Warte, du Schlange aus der Hölle, du kommst Mir nicht aus mit solchen Weisheitsbrocken, sondern Ich will positive Antworten von dir. Und daher antworte, was Ich von dir beantwortet haben will, denn du hast keine Macht über die Menschen, wenn sie dir nicht selber willige Ohren und Herzen leihen. Gott aber ist der Vater dieser Kinder und Er verlangt durch Mich die Antwort von dir über die Verschlechterung der Kinder, die eigentlich Seine Kinder sind. Denn einer bösen Rabenmutter nimmt man die Kinder weg und erzieht sie durch andere Menschen. Du aber bist die Ausgeburt aller Rabenmütter zusammen und daher müssen dir alle Kinder weggenommen werden. Nun sage Mir, was hast du dagegen zu antworten?“

11. Da erwiderte die Satana: „Weißt Du was, wenn man einen Menschen aller Kraft und dadurch aller Rechte beraubt, wie Du mir getan, dann ist es leicht Fragen über Rechte zu stellen, da man keine angeben und verteidigen kann. Aber das ist doch eine Tatsache, dass ich die Mutter des Menschengeschlechtes bin und nicht Gott.“

12. Darauf sagte Ich: „Der Seele und dem Leibe nach bist du wohl die Mutter der Menschen, denn diese zwei sind deine eigene gefestigte Seele in der Materie, welche sie tragen, veredeln und erlösen müssen. Allein diese zwei sind tot solange, bis sie der Geist aus Gott belebt. Daher prahle nicht mit deinem Tode, denn dieser dein Tod ist die gefestigte Materie aller Sonnen, Planeten und Sternenwelten, die aus deiner toten Seele erschaffen werden. Und so lange der Geist Gottes diese Materie nicht belebt und kunstvoll in verschiedene und zuletzt in Menschengestalten formt, bist du nichts als Materie. Daher ist eben der Geist Gottes, der in der Brust eines jeden Menschen lebt, der eigentliche Vater und die Mutter eines jeden Menschen, nicht aber du. Ursprünglich warst du die Mutter, allein jetzt nicht mehr, und so hast du gar kein Recht an den Kindern Gottes. Sage, ob es nicht so ist?“

13. Diese Frage machte die Satana für eine Zeit stumm, dann aber begann sie folgende Verteidigung: „Im Urgrunde der Ewigkeiten ward ich der Lichtgeist der Welt und beleuchtete alle Räume der Unendlichkeit. Neben mir gab es aber noch ein zweites Wesen, welches sich Gott nannte und um meine Liebe warb. Eine Zeitlang war ich guter Laune und schenkte Ihm des lieben Friedens wegen meine Gegenliebe. Doch Er war damit nicht zufrieden, sondern Er wollte, ich solle mich ganz demütigen samt meinen Kindern und Ihm allen Gehorsam leisten. Das sah ich nun als eine große Anmaßung gegen mich an und kündigte ihm die Liebe, Demut und den Gehorsam auf. Darüber ergrimmt, fing Er einen Vernichtungskrieg gegen mich an, und weil Er stärker war als ich, beraubte Er mich der Macht des Lichtes und der Kinder und stürzte mich in den Abgrund, von wo ich früher aufgestiegen bin. Meine lichtvolle Seele verwandelte Er in gefestigte Materie, in welche Er meine Kinder eingekerkert hält. Seht, das ist die Geschichte zwischen mir und Gott und daher der stete Kampf, zwischen Ihm und mir.“

14. Als sie diese Verteidigung beendete, sagte Ich ihr: „Sage Mir, wer war früher da, du oder Gott, - und ob du nicht ein geschaffenes Wesen Gottes bist? Denn darin besteht das Recht Gottes, welches du bekämpfst und dich als einen Gegengott dünkst.“

15. Diese Frage wollte die Satana nicht beantworten, sondern schwieg. Darauf sagte Ich: „Es ist eine schwierige Aufgabe, mit diesem Hochmutsgeist eine Rücksprache zu pflegen. Entweder verdreht er die Wahrheit oder verschweigt die Tatsachen, um ja nicht Mir Recht zu geben, sondern stets zu trotzen, zu opponieren und Böses zu stiften. Ich will mich nicht länger mit ihr ärgern, sondern es ist genug, dass ihr sie kennet, was sie ist und wie gefährlich es ist, in ihr eigentliches Reich der Hölle zu gelangen, wo die geistigen Flammen böser Leidenschaften fort und fort brennen, wie ihr an ihr in ihrer Drachengestalt gesehen habt. Du aber, ein Fürst der Lüge und der Verdrehung der Wahrheit, gehe dorthin, von wo du gekommen bist.“

16. Sogleich nahm sie wieder die Drachengestalt an, stampfte vor Wut auf die Erde, dass große Wellen den Boden in bebende Bewegung brachten, wie die stürmischen Meere auf und ab sich bewegen, und stürzte in den flammenden Abgrund, welcher sich über ihren Kopf wieder zusammenschloss.

17. Die Menge schaute entsetzt diesem Ereignisse zu und war froh, dass alles beendet war. Als alles ruhiger geworden, sprach Ich zur Menge: „Es ist nun unsere Aufgabe, da wir die Hauptsache hinter dem Rücken haben, so schnell wie möglich alle schlechten Eigenschaften und Begierden zu unterdrücken, denn diese gehören in das Reich der Satana, von wo sie herstammen. Trachtet daher nichts als Liebe, Demut, Geduld, Barmherzigkeit und Keuschheit der Gedanken zu pflegen und es wird schnell mit eurer Veredlung vorwärts gehen. Jetzt aber gehen wir wieder hinab in die Niederung, denn es gibt noch viele Seelen, welche erlöst werden sollen.“ Und so begaben wir uns bergab und dorthin, wo man auf uns wartete.

 

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Kap. 23

Eine Gemeinschaft von Freunden aus Swedenborg, die auf den Himmel warten

 

(Schwebendes Übersetzen über einen Fluss. Ankunft in einen freundlichen Ort. Die Ortsbewohner gaben alle Nahrungsvorräte zur Bewirtung der Himmelsreisenden her. Wundersegen des Bruders Liebe und die Neugierde, wer Er sei. Die gute Wirkung der Lehre Swedenborgs. Die Ortsbewohner werden in die Gesellschaft aufgenommen.)

 

1. Sogleich waren alle auf den Beinen und marschbereit, und so begann unser Abstieg von dem Bergkamm, der sehr hoch und ganz steinig war. In kurzer Zeit befanden wir uns in einem großen Tal, welches ein großer Fluss durchfloss, den wir zu überqueren hatten. Deshalb wandte Ich Mich zur Menge und sagte: „Wir gehen über diesen Fluss, und da er keine Brücke hat, müssen wir ohne diese hinüberkommen. Denket, dass ihr Geister seid und wie wir von der Erde in die Wolken schwebten und von dort auf den Berg, also auch wollen wir über den Fluss kommen. Denket also als Geister darüber zu schweben, und wir werden schweben.“

2. Und sogleich erhob sich die Riesenmenge etwas in die Höhe und schwebte darüber. Früher aber hob Ich sie schwebend in die Wolken, da sie als Geister der zweiten Hölle zu schwer waren. Nun aber ging das ganz leicht, weil sich schon paradiesische Zustände in ihnen gebildet hatten. Am anderen Ufer angelangt, breitete sich vor uns eine schöne Wiesenebene aus, hinter welcher ein großer Ort lag, gegen welchen wir direkt wanderten. Als wir zum Eingang kamen, standen da einige Menschen und fragten uns freundlich, was das bedeuten solle, dass eine solche Riesenmenge Volkes ihren Ort besucht. Ich, der Ich vorne war, sagte den Fragenden: „Wir sind Wanderer in das Himmelreich. Habt ihr uns was zu essen zu geben, da wir schon hungrig sind?“

3. Sogleich sagten die Fragenden: „Ei, ei! Wir warten schon so lange, um ins Himmelreich zu kommen, aber es geschah nie etwas dergleichen, so dass wir uns förmlich auf das ruhige Warten verlegt haben. Ihr aber wandert dorthin? Kann man denn nicht mitziehen mit euch?“ - „O ja, aber zuerst möchten wir uns ein wenig stärken für die Reise. Könnt ihr uns nicht mit Brot, Wein und Obst dienen?“ – „Ja, wartet ein wenig, dass wir euch anmelden und euren Wunsch und euren Reiseplan bekanntgeben.“

4. „Gut, gehet und meldet alles, was nötig ist,“ erwiderte Ich, „wir werden derweil vor dem Ort auf euch warten.“ Sogleich gingen die freundlichen Menschen in den Ort und alarmierten alle Bewohner und sagten ihnen, was draußen vorgehe und mit welchem Wunsch und Ziel die Menge auf sie warte. Als diese das hörten, trugen sie alle ihre Vorräte an Brot, Wein und Obst hinaus und baten, es freundlich anzunehmen, denn sie hätten alles hergegeben, was sie besäßen, aber wie sie sähen, würde es wohl nicht ausreichen, denn die Menschenmenge sei zu groß.

5. Ich aber beruhigte sie und sagte: „Sehr gut, meine lieben Leute, es wird für uns und euch reichen. Legt es nur her auf einen Haufen, dass Ich es segne und verteilen lasse.“ Und sie legten alles, was sie hatten, vor uns hin und freuten sich, uns damit bewirten zu können. Ich streckte daraufhin meine Hände darüber, segnete es und ließ es an alle verteilen.

6. Die neuen Brüder und Schwestern wunderten sich, wie das möglich sei, dass dieser kleine Vorrat für eine solche Riesenmenge Menschen, und zwar für alle, hinreichen konnte. Ja, das sei ein Wunder, so etwas sei unmöglich auf gewöhnliche Art zu erklären. Als sie aber ihre eigenen Speisen und Getränke verkosteten, konnten sie sich nicht genug wundern über deren Güte und Wohlgeschmack und sagten: „Ihr seid gewiss höhere Wesen, dass unter eurem Segen sich alles vermehrt und himmlisch gut wird. Jesus hat einst auch fünf Gerstenbrote und zwei Fische auf diese Art vermehrt. Ob sie aber so gut waren, wie bei hiesigem Segen, das erzählt uns die Heilige Schrift nicht.“

7. Diese Bemerkungen machten auf alle einen gewissen Eindruck und es fragten viele: „Wer ist denn der junge Mann? Er ist ungewöhnlich gescheit im antworten und so mächtig und segensreich in seinem Wirken, dass man einen der höchsten Geister in ihm vermutet. Aber niemand weiß seinen eigentlichen Namen. Ob der Name Bruder Liebe wohl der echte oder bloß ein symbolischer wegen seiner Liebe ist, wer kann das beantworten!?“

8. Solche und ähnliche Fragen gingen in der Menge herum, aber es kam zu keiner Lösung dieses Geheimnisses. Einige wendeten sich an Swedenborg mit der Frage. Dieser aber wich geschickt der Antwort aus und so blieb es geheim, wer der junge Mann war. Nach der Mahlzeit stimmten die Engel ein Danklied an und begleiteten es mit himmlischen Musikinstrumenten. Jetzt erst ging das Verwundern bei den neuen freundlichen Menschen los und sie meinten: „Das sind doch gewiss Engel! Denn sie sind zu schön für Menschen und ihr Gesang und ihre Musik sind rein himmlisch. Ach, da möchten wir immer bei ihnen bleiben und zuhören.“

9. Bei diesen Worten trat Ich zu ihnen und sagte: „Meine lieben Brüder, wenn es euch so gefällt, so bleibet bei uns und geht mit uns. Wir wandern aufwärts ins Himmelreich, dennoch nehmen wir noch einige Menschen auf, die reif zum Mitnehmen sind.“ Das machte sie ganz außer sich vor Freude und alle sagten: „Wir bleiben und gehen mit euch, denn wir warten schon so lange auf eine Entscheidung, da wir uns bemühten ganz nach der Lehre des lieben Herrn uns einzurichten und einzuleben und sind daher alle nur eine Familie von Brüdern und Schwestern, obwohl viele tausend Köpfe groß.“

10. Ich erwiderte ihnen darauf: „Ich kenne euch schon lange, aber es war keine Gelegenheit dazu, weil solche großen Fischzüge immer nur dann vorgenommen werden, wenn ein großer Religionslehrer von der Erde scheidet und das ist hier der Fall. Bei euch befinden sich aber einige, die von der Lehre Swedenborgs zu euch kamen, und sehet, dieser Swedenborg ist hier und wegen seiner geht der große Fischzug vor sich, und so nehmen wir auch euch mit.“

11. Als diese den Namen Swedenborg hörten, freuten sie sich sehr und sagten: „Gerade diese Lehre hat uns soweit gebracht, dass wir uns endlich ganz verbrüdert haben und lebten wie eine große Familie zusammen ohne Mein und Dein. Denn wir hatten alles allgemein und befanden uns recht glücklich dabei. Daher: Hoch unser Lehrer Swedenborg!“ Und die ganze Gesellschaft stimmte in dieses Hoch ein und freute sich über die neuen freundlichen Leute, die schon so weit vorgeschritten in der Lehre Swedenborgs waren.

 

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Kap. 24

Maria als Zeugin wahr gewordener Prophezeiungen über den Messias

 

(Reise zu einer geistig reifen Judengemeinde, die auf den Messias wartete. Der Pseudoevangelist Matthäus. Maria erschien als Zeugin der Wahrheit erfüllter Weissagungen der Propheten über den Messias. Die bekehrten Juden wurden als vollreife Christen auf die Reise in den Himmel mitgenommen. Wundersegen an der Mahlzeit. Danklied der Engel.)

 

1. Darauf sagte Ich: „Unweit von hier ist wieder eine vorgeschrittene Gemeinde, die wir abholen wollen. Also machen wir uns auf und gehen wir dorthin.“ Als wir dorthin gelangten, kamen uns freundliche Gesichter entgegen und fragten uns, was es da gebe, dass eine solche Riesenmenge Menschen daherkomme, und ob sie etwas von ihnen wünschten, da sie bereit seien, zu tun und zu geben, was ihr Verlangen sei.

2. „Sonst,“ sagte Ich, „brauchen wir nichts, als eure gutwilligen Herzen. Ihr seid Juden, aber gut und freundlich und habt alles irdische abgestreift und wartet geduldig auf die Gnade Jehovas, dass er euch annimmt. Aber es sind noch einige Bedenken in euch. Ihr erwartet noch den Messias, obwohl ihr Ihn für das irdische Leben nicht mehr braucht, aber desto mehr für das geistige und himmlische Leben. Ihr wisst, dass Gott niemand in Seiner Absolutheit sehen und leben kann, weil er ein verzehrendes Feuer der Liebe ist. Wenn man aber etwas liebt, so will man es besitzen, sonst ist die Liebe nicht gestillt, weil das Ziel nicht erreicht. Wie ihr aus der Bibel wisst, so sind alle Prophezeiungen des Alten Testamentes erfüllt. Saget mir, ob das wahr ist oder nicht?“

3. „Jawohl alle, bis auf den Messias. Zwar wird behauptet, dass Jesus Christus dieser Messias war, und auch unsere Rabbiner sind der Ansicht, dass es möglich ist. Aber es fehlt uns eine gründliche Aufklärung darüber und bisher wusste uns niemand eine solche zu geben, und daher sind wir im Unklaren darüber. Wenn ihr uns eine triftige und stichhaltige Aufklärung darauf geben könnt, so sind wir bereit sie anzunehmen.“

4. Und sogleich meldeten sich auch die Rabbiner und sagten: „Uns scheint es, dass diese Geschichte mit dem Jesus von Nazareth eine wahre Messiasgeschichte ist. Was sagt aber ihr dazu?“

5. Nun meldete Ich mich und sagte: „Schauet, alle Weissagungen der Propheten sind genau erfüllt, wie sie gegeben worden sind. Warum wären die Weissagungen über den Messias, von dem beinahe alle Propheten weissagten, nicht wahr und erfüllt? Ich sage euch, es ist alles erfüllt und Jehova trägt heutzutage den Namen Jesus. Euch die Weissagungen zu erklären ist überflüssig, denn ihr kennt sie genau. Nur mit der Mutter Jesu seid ihr ein wenig im Ungewissen, weil das Neue Testament sich zu wenig klar ausdrückt. Beim Evangelisten Matthäus heißt es, Joseph habe ihr nicht beigewohnt, bis sie ihren ersten Sohn gebar. Und an einer anderen Stelle werden Jesu Brüder Jakob, Joses, Simon und Judas genannt.

6. Ich garantiere euch, dass Jesus Marias erster und einziger Sohn war und die genannten Brüder bloß Jesu Halbbrüder waren, aus Josephs erster Ehe, weil Joseph der Maria vom Tempel aus deshalb angetraut war, damit sie einen Mann ihrer Schwangerschaft und ihres Kindes wegen hätte. Sonst aber ist Jesus derjenige Knabe, von dem Jesaja sprach, dass Ihn eine Jungfrau gebären und Er die Menschwerdung des ewigen Vaters werde.“

7. „Ja, sehr gut und sehr schön, lieber junger Mann. Aber wer garantiert uns, dass dies wirklich so ist, denn darin steckt der Anstoß, sonst finden wir alles richtig. Es fragt sich, sollen wir Dir glauben oder dem Matthäus und Markus? Jesaja ist uns wohl verbürgt, aber mit dem Neuen Testament stimmt nicht alles. Warum es nicht stimmt, das ist uns ein Rätsel.“

8. Sagte Ich: „Weil das nicht der echte Matthäus ist, sondern gesammelte Bruchstücke, die ein gewisser l’Rabbas, Schriftsteller in Sidon, gesammelt hat und als Matthäi Evangelium herausgab, weil der echte Matthäus nach Indien ging und sein Evangelium mitnahm. Dass Matthäus und Markus von Jesu Brüdern berichteten, stimmt mit der Lehre Jesu überein, wonach alle Menschen Brüder und Schwestern sind.“

9. Darauf sagten die Rabbiner: „Wir glauben Dir herzlich gern, dass dem so ist, aber trotzdem bitten wir Dich: wenn Du uns noch stichhaltigere Beweise geben kannst, so gib sie uns, damit wir, ein für allemal von allen Zweifeln erlöst, Jehova in Jesus erschauen und anbeten.“

10. Ich fragte sie nun: „Sagt Mir, welche Beweise wollt ihr? Wollt ihr die Apostel und Maria selbst hören, was die sagen?“ Höchst erfreut über diese Bemerkung meinten sie: „Wenn Maria, als Jesu Mutter, wirklich die Jungfrau ist, von der Jesaja so großes berichtet, so muss sie doch jetzt ein sehr hoher Geist sein und als solcher genügt sie uns. Was sie sagt, glauben wir ohne Apostelzeugen. Wenn es dir möglich ist, diese herunterzurufen, dann sind wir alle Christen.“ Nun sagte Ich: „Eure Bitte soll erfüllt werden.“

11. Darauf rief Ich: „Maria, Jesu Leibesmutter, komme herab!“ In diesem Moment gab es einen großen Blitz am Firmament, der alles beleuchtete, und gleichzeitig ging ein Blitzstrahl herab und Maria stand strahlend vor Schönheit in unserer Mitte. Die Rabbiner und das Volk schauten entzückt auf diese herrliche Gestalt, die freundlich dreinschaute und auf eine Anrede wartete. Ich sagte jetzt zu den Rabbinern: „Sehet, hier ist Maria! Fragt sie, was euch am Herzen liegt.“ Allein diese getrauten sich keine Frage zu stellen und standen still.

12. Da niemand zu fragen wagte, fing sie selbst zu sprechen an und sagte: „Ihr zweifelt an mir wegen der verworrenen und unklaren Notizen bei Matthäus und Markus. Ich erkläre euch daher, dass die Sache sich wirklich so mit mir und meinem Sohn verhält, wie euch hier erklärt wurde. Jesus ist Jehova selber gewesen, wie ihr aus Jesaja wisst, und dass auch sein Leiden, Tod und Auferstehung bei den Propheten im voraus erklärt und geweissagt wurden, ist euch auch bekannt und somit ist nicht eine Stelle von Weissagungen unerfüllt geblieben. Wenn ihr aber noch etwas Zweifelhaftes vorfindet, so sagt es mir sogleich und ich will euch alles erklären.“

13. Die Rabbiner antworteten darauf: „O du herrliche Mutter unseres Jehova in Jesus! Wir sind nun fest überzeugt, dass alles wahr ist und benötigen weiter keine Aufklärung. Wir sind dadurch gläubige Christen geworden und freuen uns, dass uns einmal vergönnt ist, den lieben Jehova im Jesusleib zu sehen und anzubeten. Und daher nimm unseren Dank aus Liebe, die wir zu Jesus und auch zu dir haben, gütig an, und sei uns freundlich gesinnt, wenn uns gegönnt wird, in den Himmel zu kommen und auch dich wiedersehen zu können.“

14. Bei diesen Worten kamen große Strahlen aus Maria und beleuchteten die ganze Gesellschaft und gleichzeitig ging ein Blitz nach aufwärts und Maria verschwand. Maria war dadurch beglaubigt als Mutter Jesu für die ganze Gesellschaft und niemand war darunter, der nicht eine große Freude an dieser Begebenheit hatte.

15. Da wandte Ich Mich wieder an die ziemlich große jüdisch-christliche Gemeinde und sagte ihr: „Liebe Brüder, euer Glaube ist nun ein klarer wissender. Also seid ihr auch vollkommen von der Wahrheit über Christus überzeugt und so wollen wir auch mitnehmen, was sich bekehren lässt oder guten Herzens ist, die Wahrheit anzunehmen. Da wir ins Himmelreich wandern, ihr aber als reif dafür befunden worden seid, so könnt ihr euch gleich uns anschließen und mitreisen.“

16. Es meldeten sich sogleich alle und sagten: „Wir sind vollkommen überzeugt, dass ihr die Wahrheit sprecht, und so folgen wir euch ohne Fragen und Zaudern, wohin ihr geht. Aber wir haben noch einige Lebensmittel. Sollen wir diese nicht mitnehmen oder doch euch zum Verzehren anbieten?“ – „Das könnt ihr,“ sagte Ich ihnen, „und wir werden sie dann verzehren. Bringt alles her, was ihr habt, und legt es her vor Mich, dass Ich es segne.“ Sogleich begaben sich alle in den Ort und brachten ihre Lebensmittelvorräte und den Wein, alles vor Mich ausbreitend und das Weitere erwartend.

17. Ich streckte darauf die Hände darüber, segnete es und hieß es die guten Leute selbst unter alle verteilen. Diese aber schauten Mich verwundert an, wie ein so kleiner Haufen für alle ausreichen könnte. Daher sagte Ich: „Der Segen Gottes ist sichtbar mit uns und daher wird euch nichts ausgehen, bis nicht allesamt auch beteilt sind.“ Diese Aufklärung machte sie staunen und sie schauten Mich an und sagten: „Schauet da! Also Wunder wie auf dem Berge Kapernaum. Dann ist der Himmel und Jesus auch nicht weit, denn Er als Gott kann nur Wunder durch die Menschen wirken.“ Sagte Ich: „Allerdings richtig, daher seid voll Glaubens und frohen Mutes und verteilet schnell alles unter die Menge.“

18. Sogleich griff jeder nach dem, was er gebracht hatte. Und es ging lustig ans Verteilen, da der Vorrat immer gleich groß verblieb, weil er unter der verteilenden Hand stets gleich so groß war wie vor der Verteilung. Er wuchs den Händen entgegen, und das gab des Verwunderns genug Stoff. Sobald alles verteilt war, verzehrte man es. Und die Judenchristen fanden wieder alles so unvergleichbar besser und wohlschmeckender als es früher war und das freute sie über alle Maßen. Nach der Mahlzeit sangen und musizierten die Jünglinge das Danklied, welches immer schöner erschien, weil die Menschen reiner, liebevoller und friedliebender unter sich waren. Und so war auch ihr geistiges Innere empfänglicher für höhere, himmlische Töne und Laute. Alles fühlte sich so zufrieden in der Gesellschaft und kein Misston störte die brüderliche Liebe unter ihnen.

 

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Kap. 25

Die Hymne der ewigen Liebe

 

(Reise aufwärts in die Ätherregion. Lobpreisung Jesu und die innere Erleuchtung der Geister. Himmlische Straße. Ein wunderschönes Lied. Reise auf der himmlischen Wiese. Weiße Blumenstraße. Eine Ortschaft im zweiten Himmel. Bewirtung mit gesegneten Baumfrüchten und Strauchbeeren. Die Ortsbewohner schlossen sich den Himmelspilgern an.)

 

1. Das Danklied war beendet und Ich sagte zu der Menge: „Unsere irdische Sammelzeit ist zu Ende. Wir machen nun die Reise nach aufwärts in die Ätherregionen. Also bereitet euch vor, dass ihr recht viel Liebe und Eintracht unter euch pflegt, damit ihr schneller zum Ziel unserer Wanderung gelangt.“ Als Ich ihnen diese Nachricht gegeben hatte, da erschallte es aus aller Munde: „Hochgelobt und gepriesen. sei unser Vater Jesus, unsere Liebe und Hoffnung, Amen! In Ewigkeit Amen!“ Kaum war diese Lobpreisung ausgesprochen, da erschien die bisher für mehrere noch immer sehr düstere Luft wie von der Sonne klar erhellt.

2. Ein Jubel und Freudenlaut erschallte durch die Menge und alle Gesichter strahlten vor Freude und Hoffnungsliebe angesichts des bald zu erreichenden Zieles, Gott Jesus zu sehen und persönlich anbeten zu können. Plötzlich erschien eine breite, mit Edelsteinen gepflasterte Straße, auf welcher langsam voran die Jünglinge sich in Bewegung setzten, und die Menge folgte ihnen nach. Da erschallte das Loblied der Engel im Marschtakt von der ewigen Liebe, welche sich zu den Menschen begab, um sie zu erlösen und in himmlische Höhen zu nehmen, wo ewiger Friede, unbegrenzte Liebe unter allen Menschen, Geschlechtern und Sprachen herrscht. Alle Gemüter waren einig und voller Liebe nach dieser Melodie, welche sie ganz durchdrang und in himmlische Höhen zog, in welche sie langsam gingen.

3. Als sie schon eine ziemliche Zeit gegangen waren, änderte sich die Reise. Die Straße war zu Ende, aber eine wunderschöne grüne Wiese breitete sich vor ihren Augen aus, welche mit kleinen Erhöhungen wie eingezäunt schien, auf welchen prachtvolle Gewächse in voller Blüte standen, die einen großen Wohlgeruch über die Gegend verbreiteten. Die Gesellschaft war entzückt über diese Erscheinung und freute sich kindlich über alles, was sie sah, hörte und genoss.

4. Sobald sich die Menge auf der grünen Wiese befand, sagte Ich zu den Jünglingen: „Es ist jetzt noch Zeit zum Weiterschreiten im Geistigen. Daher wollen wir uns in eine andere Gegend begeben, welche von hier abzweigt und nicht weit entfernt ist. Dort gibt es auch hohe Geister, welche wir mitnehmen wollen und so lasst uns sogleich dorthin gehen.“  Sogleich setzten sich alle in Bewegung nach der angedeuteten Gegend, um diese hohen Geister aufzusuchen und in die Gesellschaft aufzunehmen.

5. Wir wanderten noch eine zeitlang auf der Wiese, dann aber veränderte sich die Lage und wir gelangten an eine schöne und breite weiße Straße, welche mit blühenden und wohlriechenden Blumen voll besetzt war, welche die Nase ergötzten und die Augen an sich zogen, da sie von einer seltenen Gestalt waren, die auf Erden nirgends vorkommt. So gingen wir eine kurze Zeit und nun breitete sich vor unseren Augen eine schöne Landschaft aus, welche voll reifer Früchte und Beeren war, die uns mit ihrem Wohlgeruch und ihrer schönen Form anlockten. Inmitten dieser Fruchtgartenszenerie erblickten wir hübsche niedliche Häuschen, aber ohne einen Menschen vor der Türe. Daher schritten wir ohne Hindernis weiter in den Ort. Als wir bereits darin waren, bemerkten die Bewohner unsere Anwesenheit, und sogleich liefen sie auf uns zu und fragten uns, womit sie uns bewirten könnten.

7. Ich aber erwiderte ihnen: „Ihr habt viel und schönes Obst und Strauchbeeren im Überfluss. Wir aber sind gerade nicht hungrig, aber Obst und Beeren als Erfrischung können wir schon einnehmen, daher möget ihr uns damit bewirten. Allein Ich habe sehr geschickte Diener, und diese werden das viel früher zuwege bringen und daher überlasset das diesen.“

8. In diesem Moment verschwanden die Jünglinge aus unserer Mitte und befanden sich an den Bäumen und Einzäunungen, wo ihnen das Obst und die Beeren wie von selbst sich von den Ästen ablösend in den Händen verblieben. Und in einigen Minuten kehrten sie vollbeladen damit zu uns zurück und legten das ganze vor Mich ausbreitend nieder. Ich aber segnete das Obst und die Beeren und ließ alles unter die Menschen verteilen. Alle lobten das gute Obst und die wohlschmeckenden Beeren, und daher aßen auch die Ortsbewohner davon.

9. Als sie aber den veränderten Geschmack und den Wohlgeruch verspürten, sagten sie zu uns: „Ihr seid gewiss höhere Geister, dass auf euer Segnen sich der Geschmack und der Geruch ganz veränderten und ungewöhnlich gut und lieblich geworden sind. Könnte man nicht bei euch bleiben? Aber wo geht ihr denn eigentlich hin?“

10. Ich antwortete ihnen und sagte: „Wir sind auf der Wanderung in den Himmel, um zum Vater Jesus zu kommen, und daher nehmen wir alle mit, welche in der Liebe reif geworden sind. Ihr aber wart sogleich bereit, uns zu bewirten, ohne uns um anderes zu fragen. Daher seid ihr in der Liebe reif und so könnt ihr schon mitgehen.“

11. Und die guten Geister freuten sich sehr, dass doch einmal die Zeit angebrochen war, wo sie zum Vater Jesus kommen konnten, wozu sie sich schon viele Jahre nach ihrer Berechnung vorbereitet hatten, obwohl es bei ihnen eine Änderung in Jahreszeiten und Tag und Nacht schon lange nicht mehr gab. Aber sie berechneten dies nach dem Blühen und Reifwerden der Blumen und Bäume so ungefähr, und daher waren sie bereit mitzugehen, wohin es die Gesellschaft beliebte zu ziehen. Also nahmen wir sie mit und zogen weiter, nachdem das Danklied verklungen war, welches sie in ihrem Glauben bestärkte, dass sie auf dem rechten Wege sein müssten, da der Gesang und die Musik himmlisch schön waren.

 

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Kap. 26

Geister reifer Christen nehmen die Einladung an, der Menge zu folgen

 

(Ein tiefes Tal im zweiten Himmel mit liebereifen Einwohnern einer großen Ortschaft. Von Gottes Segen begleitete und sich mehrende Mahlzeit. Die Ortsbewohner wurden in die Gesellschaft aufgenommen. Rückreise. Neue himmlische Überraschungen auf der Wiese.)

 

1 . Jetzt gab Ich Order, in ein tiefes Tal einzumünden, allwo auch reife Menschen für den Himmel wohnten, die wir mitnehmen wollten. Und so ging es lustig hinab, aber doch in der Ätherregion, denn auch da gibt es Landschaften, Häuser und alles solches wie auf Erden, aber alles nach den Graden des Fortgeschrittenseins einzelner Geister. Und so kamen wir bald in das besagte Tal, welches recht lieblich anzusehen war, denn es war eingerahmt von mittelgroßen Hügeln mit schönen Abhängen, wo Weinreben und Obstbäume in anmutigster Anlage prangten. Im Tal gab es einen schönen und großen Ort, um welchen ein klares Flüsschen dahinrann, welches voll edler Fische war, die sich fleißig darin tummelten.

2. An den Ufern des Flüsschens breiteten sich wie Samt glatte, grüne Wiesen voll herrlicher Blumen aus, die einen lieblichen Geruch verbreiteten. Die Häuser des Ortes waren bunt wie Würfel in allen Farben und recht lieblich anzusehen, und die Wege des Ortes rein wie in einem feinen Salon, denn ein Schmutz kommt daselbst weder von Menschen, noch von Tieren vor, da es letztere nicht gibt. Neben den Wiesen breiteten sich schöne Weizenfelder aus, die schon reif und gelb erschienen. Wir traten in den Ort und begaben uns hinein bis in die Mitte, ohne jemandem zu begegnen.

3. Als wir schon in der Mitte des Ortes waren, fingen von allen Häusern die Menschen an herauszuströmen und fragten uns, was wir wünschten und ob wir hungrig und durstig seien. Da trat Ich vor und sagte: „Ja, wir sind hungrig und durstig, und so tut ihr gut, wenn ihr uns irgend etwas vorleget.“ Sogleich liefen die Menschen in ihre Häuser und schafften uns her, was sie hatten, Brot, Obst und Wein, und entschuldigten sich, dass sie nicht mehr hatten, uns vorzulegen. Ich sagte nun: „Was aus gutem Herzen gegeben wird, hat seinen Segen im Gefolge und kommt gut an, also will Ich es segnen und ihr verteilet es dann.“

4. Sogleich streckte Ich Meine Hände aus, segnete es und sagte: „Jetzt verteilt es schnell, damit alle etwas abbekommen.“ Die Leute schauten Mich an, wie ihre kleine Gabe für diese Riesenmenge von Menschen hinreichen könnte. Doch Ich tat, als wenn Ich nichts merken möchte und sagte: „An Gottes Segen ist alles gelegen! Daher: Auf Gott vertraut ist gut gebaut!“ Damit hatte Ich die Leute angefeuert, die Verteilung vorzunehmen. Wie sie aber sahen, dass der Vorrat immer gleich groß blieb, stutzten sie und fragten: „Ja, wer ist denn der junge Mann, dass sein Segen Wunder wirkt?“

5. Aber die Gesellschaft wusste nichts anderes zu sagen als: „Ein hoher Geist, unter dessen Leitung wir stehen und der alles weiß und alles tun kann. Mehr wissen auch wir nicht von ihm.“ Mit diesem Bescheid mussten sie sich zufrieden geben, und weiter verteilen bis zur letzten Person. Und als alles verteilt war, blieb auch für die Verteiler so viel übrig, wie sie brauchten. Jetzt wurde das wohlschmeckende Mahl eingenommen, das Danklied gesungen und mit Musik begleitet, und somit alles getan, um die Gesellschaft in die beste und liebevollste Stimmung zu versetzen.

6. Nachdem alles beendet war, sagte Ich zu den neuen Brüdern: „Bisher habt ihr uns bedient, nun kommt an uns die Reihe, euch das Gute zu vergelten. Dieses aber soll dadurch geschehen, dass Ich euch in Meine Gesellschaft aufnehme und ihr immer so gute Kost und so feines Getränk habt wie heute. Seid ihr damit einverstanden?“ Alle sprachen laut und sagten, dass sie damit einverstanden seien. Und somit blieben sie ohne irgend welche weiteren Fragen unter uns, da sie eben Christen und reif für den Liebeshimmel waren. Darauf sagte Ich: „Nun brechen wir auf und wandern wieder aufwärts.“ Und so setzte sich die ganze Menge des Volkes bei drei und eine halbe Million Köpfen in Bewegung und schritt dann wieder aus dem lieblichen Tal hinaus.

7. Als wir wieder in der Gegend waren, wo wir früher eingemündet hatten, eröffnete sich uns eine prachtvolle Landschaft, welche dem inneren Fortgeschrittensein der Menge entsprach. Und da sah man allerlei Bäume und Gewächse, die wohl den irdischen ähnlich, aber unvergleichlich schöner in Wuchs, Ästen und Blättern, Blüten und Früchten waren, was alle sehr erfreute.

8. Wir schritten auf einer prachtvollen Straße mit schönster mosaikartiger Einlage und eingezäunt mit Strauchgebüsch, welches in schönster Blüte stand und einen himmlischen Geruch verbreitete. So wanderten wir die Landschaft entlang, bis wir in ihre Mitte gelangten. Hier blieben wir stehen, bis wir alle zusammengekommen waren, denn die Straßeneinzäunung war nicht in der Art, wie manche Reiche auf Erden ihre Gärten mit hohen Mauern umgeben und sie in ihrer Selbstsucht und ihrem Neid den Augen der Vorübergehenden entziehen, als hätten sie dieselben um eine hohe Summe Geldes vom Eigentümer im Himmel erkauft, sondern sie war oft unterbrochen, um aus der Straße freien Eingang zu gewähren. Auch war sie ganz niedrig, damit man die ganze Pracht der geistigen Gartenkultur beschauen und bewundern konnte.

 

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Kap. 27

Swedenborgs Rede an die Gesellschaft über die Neue Lehre

Ein riesiger Tempel, um jeden auf der astronomischen Erde und im Sonnensystem zu unterweisen

 

(Swedenborg hielt eine Rede über sein irdisches Bestreben, die Lehre Gottes auszubreiten. Himmlischer Gesang, darauf himmlische Musik im Hintergrund. Ein über 3 1/2 Millionen Geister fassender Tempel. Das Lied der Liebe Gottes zu den Menschen. Der Marsch in den Tempel, dessen innere himmlische Schönheiten und Wunder der Schöpfung. Wiederversetzung der Geister in die himmlische Liebe, die sie beim Beschauen der Schönheiten und Wunder der Schöpfung eingebüßt hatten.)

 

1. Alle standen still und warteten ruhig und voller Hoffnung der neuen Ereignisse, die da folgen könnten. Ich wendete Mich nun zum Swedenborg und sagte: „Lieber Swedenborg! Wegen deiner ist dieser große Fischzug gemacht worden, und daher ist es ersprießlich, dass du den ganzen Hergang den Brüdern und Schwestern erzählst, wie Ich dich im Leben geführt habe, um Mein Werkzeug zu werden. Doch verrate Mich nicht, sondern sprich nur so, wie du sprechen würdest, wenn du Mich nicht kenntest.“

2. Sogleich wendete sich Swedenborg zur Gesellschaft und hieß sie sich niedersetzen. Dann aber begann er ihr seine Lebensbegebenheiten auf der Erde zu erzählen, und welche großen Kämpfe er gegen die Widersacher zu bestehen hatte, bis es ihm gelang, die neue Lehre unter den Menschen zu verbreiten, und wie sie ihm bis zu seinem vor kurzem erfolgten Tode feindlich entgegenstanden.

3. Dass aber jetzt seine Hoffnungen sich zu erfüllen begännen und bald das Ziel des Lebens, der Himmel, erlangt werden würde, wobei eben alle mit ihm glücklich in dieser Weise mit einziehen werden zur Anschauung Gottes, des lieben Vaters in Jesus, durch dessen Willen die große Sammlung von verschiedenen Bekennern zu einer Jesus-Gesellschaft sich vereinigt habe und einigen Herzens und in Liebe verbunden den Weg des Heils nach aufwärts im Geiste, die Wege der himmlischen Herrlichkeit zu betreten, sich zusammengefunden habe.

4. Damit beendete Swedenborg seine Ansprache. Nun hörte man in großer Entfernung einen himmlischen Gesang von bisher nicht gehörter Schönheit, so dass alle, ganz in sich versunken, nur dem Gesang ihre Sinne hingaben und alles um sich vergaßen, da sie Auge und Ohr dieser Gegend zugewandt hatten.

5. Diese Aufmerksamkeit benützend, ließ Ich im Rücken der Gesellschaft einen großen Tempel erstehen, der die ganze Gesellschaft fassen konnte. Und als endlich der Gesang verstummte, erschallte die himmlische Musik in ihrem Rücken, worauf sie sich schnell umdrehten und vor Verwunderung wie gebannt waren, wie diese Herrlichkeit in einer solchen ungeheuren Größe entstehen konnte, ohne von jemandem früher bemerkt worden zu sein, und dazu die bezaubernd schöne Musik! Als sie noch voll Bewunderung dastanden, erschallte wieder der schöne Gesang, diesmal aber über ihnen, und als sie hinaufblickten, sahen sie einen großen Engelchor, der sich langsam zur Gesellschaft herabbewegte und das Hohelied der Liebe Gottes zu den Menschen sang.

6. Sobald die Engel heruntergelangt waren, begaben sie sich zu Mir, verbeugten sich tiefst und warteten still Meiner Order. Zugleich als die Engel über uns zu singen begannen, hörte die Musik im Tempel auf und so war jetzt eine spannende Stille in der Gesellschaft, die voller Erwartung dastand und die Entwicklung der weiteren Ereignisse erwartete. Ich sagte nun zu den Engeln: „Begebet euch in den Tempel und erwartet uns dort.“ Eine tiefe Verbeugung und sie waren den Blicken der Zuschauer entschwunden.

7. Gleich darauf sagte Ich zur Gesellschaft: „Wir begeben uns jetzt in den großen Tempel, welcher entstand, um euch aufzunehmen. Und so schreiten wir nun in die Riesenkolonnadenhalle hinein, damit ihr einen Tempel beschauen könnt, wie es solche nur im Himmel geben kann.“ Sogleich setzten sich alle in Marschbewegung und schritten durch die freien Eingänge in das Innere. Als sie aber dieses erschauten, waren sie ganz außer sich vor Verwunderung, denn da war alles in einer ungeheuren Pracht und Herrlichkeit, dass alle irdischen Prunkgemächer und Salons der Könige und Reichen der Welt lauter Bettlerwohnzimmer dagegen wären.

8. Darum erschallte auch ein lautes Gemurmel der Verwunderung unter der Menge, denn so etwas Erhabenes und Herrliches in Stil und Ausführung kennt die Erde nicht, es ist ihr ganz fremd. Die Riesensäulen waren von lauter feinstem Kristall brillantartig poliert in Kernform, wodurch unzählige Strahlen in allen Farben glitzernd auftauchten und wieder verschwanden. Der Boden war weiß wie Schnee und der Plafond stellte die Weltkugel in lichtblauer Färbung und in einer ungeheuren Höhe dar, in welcher unzählige Kügelchen, wie Sterne glänzend, den Weg ihrer Wanderung beschrieben und ihr Licht herabsendeten.

9. Die Gesellschaft stand geraume Zeit da, unverwandt dieses astronomische Weltkugelspiel betrachtend, welches sie in einer Minute mehr lehrte, als alle Astronomen je ergründen könnten, weil das, was die Astronomen teils durch Beobachtung, teils durch Hypothesen aufgestellt haben und noch aufstellen, in klarer Wahrheit dastand, und das Unzutreffende der Hypothesen in ihr wahres Licht stellte.

10. Es befanden sich aber hier außer der großen Hauptkugel in Weltkugelform noch mehrere Nebenkugeln, wo jede ihre eigene Bestimmung hatte. So stellte zum Beispiel die eine die aufgehende Sonne, als Leuchtspenderin der Welt dar, wie sie die Strahlen aussendet, welche das Licht in Farben geteilt, der Erde sowie anderen Planetenerden zusendet, wodurch das Elektrische darin besonders hervortrat. Es ist nämlich im Lichte der Sonne die Liebe und Weisheit Gottes materiell sichtbar vertreten. Diese aber bilden in der Farbenstrahlung verschiedene Nuancen wie in einem Regenbogen und bilden die sieben Geister Gottes, welche sich durch die Farbe unterscheiden.

11. Es sind das die sieben Tugenden und Eigenschaften in Gott, wovon das Elektrische eben das weiße Licht gibt, welches der Weisheit in Gott entspricht. Aber dieses ist nicht ganz weiß, sondern durch andere Farben getrübt: und dieses Farbenspiel und dessen Wirkung auf das Wachstum und Gedeihen wurden hier deutlich veranschaulicht, was alle bewunderten. Eine andere Kuppel veranschaulichte das Mondlicht in seiner Wirkung.

12. Es gab da manches zu sehen, wovon sich die Gelehrten der Welt noch nie etwas haben träumen lassen, da sie eben bloß das Materielle sehen und erfassen können. Die Wirkung des Mondlichtes ist aber geistig, daher den Augen der Gelehrten verborgen. Wieder eine andere Kuppel stellte die verschiedenen Einflüsse der Sterne auf das Wachstum der Erde in allen ihren Beziehungen und Wirkungen dar, so dass die Zuschauer voller Staunen diese Geheimnisse betrachteten und hoch erbaut davon waren. Zwischen den Kuppeln bestand ein großer Gewölberaum, der in den herrlichsten Verzierungen ausgeschmückt und voller glitzernder Brillantensterne war, welche ihr Licht in allen Farben brachen.

13. Alles zeigte eine Pracht, wovon ein Erdenbewohner keine Ahnung hat, da er nie so etwas oder ähnliches zu sehen Gelegenheit hat. Daher ergötzte sich die Menge lange an dieser himmlischen Pracht des Tempels und pries und lobte dessen Erbauer. Als die Menge sich genügend die Pracht und Kunstwerke des Tempels angeschaut hatte, gab Ich den Engeln die Order, ein Loblied dem Gottvater dafür anzustimmen, was sogleich geschah und die Menge wieder in die Liebe versetzte, in welcher sie infolge zu großer Betrachtung der Schönheiten und Geheimnisse der Natur etwas nachgelassen hatte. Es ging der Menge wie den Erdenbewohnern, dass sie vor lauter Betrachtung der Materie und ihrer Reize und Schönheiten Gott ganz vergessen und ganz materiell und daher finster werden. Nach einer Weile verstummte der Gesang und wir standen vor neuen Ereignissen.

 

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Kap. 28

Der große Lobgesang von Jesus Jehova zieht die Bewohner des neuen Jerusalems an

Swedenborg enthüllt, wer ihr Führer war

 

(Das große Lied von Jesus Jehova. Ankunft der himmlischen Heerscharen, die nach beendetem Lied auf die Erde fielen. Aufklärungsrede Swedenborgs, wem die göttliche Verehrung der angekommenen Bewohner von Neu Jerusalem galt. Hosianna- und Halleluja- Lobpreisung durch Swedenborg mit der Gesellschaft des Vaters Jesus.)

 

1 . Ich gab nun den Engeln die Order, dass sie vorausgehen sollen und eine kleine Höhe besteigen, die im Angesicht des Tempels sich befand. Als die Engel musizierend oben angelangt waren, intonierten sie das große Lied von Jesus Jehova, und sogleich sah man von allen Seiten unzählige Scharen von Menschen in himmlisch schönen Gestalten und Kleidern von weit her sich gegen uns zu bewegen, um in das Lied einzustimmen.

2. Die Gesellschaft schaute neugierig zu, was es da geben würde, weil eine so ungeheure Menge von Menschen gegen uns zuströmte. Als aber diese nicht weit von uns war, blieb sie stehen und wartete ruhig, bis das Lied zu Ende gesungen war. Dann aber intonierte die Menge ein Gruß- und Empfangslied für die neuen Ankömmlinge und als dieses zu Ende war, fiel das ganze Volk zu Boden und hörte ruhig, mit dem Gesichte in tiefster Demut zu Boden gekehrt, das weitere an.

3. In diesem Augenblick sagte Ich dem Swedenborg durch das Herz: „Swedenborg, erzähle und sage dem Volk, warum dieser Empfang und wem diese demutsvolle Stellung des Volkes dargebracht wird.“ Sogleich meldete sich Swedenborg und sagte: „Liebe Brüder und Schwestern! Wie ihr seht, kommen uns selige Geister entgegen, und zwar sind sie aus dem neuen, himmlischen Jerusalem. Das erkennt man an ihrer außergewöhnlichen Schönheit der Gestalt sowie der Kleider, die bedeutend schöner sind als unsere, obwohl auch wir ganz verändert und schön an Gestalt und Kleidern sind, die anfangs noch in bunten Farben waren, nun aber schon schneeweiß und mit schönen himmelblauen Veilchen verziert sind, als Beweis, dass wir uns gereinigt und der Demut zugewandt haben.

4. Die herrlichen Rosabänder zeigen unsere Liebe, durch welche wir zur ewigen Liebe oder unserem Vater in Jesus gereift sind, um zu Ihm, zudem unserem Wanderziel, eben zu gelangen. Ihr seht vor uns eine unabsehbare Menge der seligen Geister wie im Hochzeitskleid allerherrlichst anzusehen, vor uns auf den Gesichtern liegen. Glaubt aber ja nicht, dass dies uns gelten kann, denn wir sind viel geringer an Schönheit sowohl des Leibes als des Kleides als sie, sondern diese hohe göttliche Verehrung gilt jemand anderem, der in unserer Mitte sich befindet.

5. Dieser Eine kann weder in meiner Person noch unter euch vermutet und gesucht werden, sondern das gilt unserem Leiter, unter dessen Segen wir so oft wunderbar auf himmlische Art gespeist worden sind. Und sehet, diesem allein geschieht und gebührt all diese Ehre, welche die hohen Geister des obersten Himmels von dort uns darbringen. Dieser wunderbare Speiser, der mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen 5000 Menschen auf dem Berg vor Kapernaum als Jesus speiste, befindet sich unter uns als unser Leiter, diesem allein gebührt all diese tiefste Ehrenbezeugung!

6. Daher liebe Brüder und Schwestern erhebet mit mir die Lobpreisung, die Ihm als unserem Gottvater allein gebührt: Hosianna in der Höhe unserem lieben Vater in Jesus, der uns so liebevoll bisher geleitet, und verhältnismäßig in sehr kurzer Zeit viele von uns aus argen Teufeln der ersten und zweiten Hölle zu hohen himmlischen Geistern emporgebildet hat! Ihm sei alle Ehre, aller Preis und alle unsere Liebe und Anbetung. Halleluja dem Sohn Davids! Halleluja Ihm, der uns durch Seine unendliche Liebe aus der Tiefe unseres Nichts zu hohen himmlischen Geistern emporgehoben hat. Amen!“

 

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Kap. 29

Die göttliche Verklärung Jesu

Ein letztes Mahl, dargebracht von den Einwohnern der Stadt Gottes

 

(Die ganze Gesellschaft fiel darauf zu Boden und betete in stiller Demut den Vater Jesus an. Der Vater bestieg die Höhe der Wiese, wurde verklärt und hieß alle aufstehen. Bewirtung mit Mahlzeit, Gesang und Musik aus dem Liebeshimmel. Der Vater Jesus, von dem Liebestrahlen ausgingen und sich über alle ausbreiteten, gab das Zeichen, dass alle zu Ihm kommen sollen, worauf sie Ihn im Halbkreis umgaben und die Mahlzeit einnahmen.)

 

1. Nach dieser Lobpreisung fiel Swedenborg zu Boden und mit ihm die ganze Gesellschaft und beteten Mich in stiller Demut und hochwogender Liebe eine kurze Zeit an. Dann aber stieg Ich auf die Höhe der Wiese, ging in göttliche Herrlichkeit über und bat alle aufzustehen. Sogleich standen alle auf und nun kam eine Deputation aus der Gesellschaft des Neuen Jerusalem und fragte Mich, was sie tun solle und wie der Empfang vor sich gehen solle. Ich sagte darauf: „Diese neuen Ankömmlinge benötigen noch ein wenig mehr Liebe und deshalb wollen wir sie noch ein wenig unterhalten, damit sie in die hohe Stimmung der Liebe und Freude übergehen, und daher wollet ihr sie himmlisch bewirten und durch Gesang und Musik ergötzen.“

2. Sogleich wurde himmlisches Brot und Wein hergebracht, das Ich wie gewöhnlich segnete, welches aber diesmal ungewöhnlich besser schmeckte, als es bisher der Fall war. Und nun bildeten sich Sängergruppen, welche das Hohelied der Liebe Gottes zu den Menschen singen sollten. Und als alles in Ordnung war und dieses Lied aus dem Munde der höchsten Geister gesungen wurde, standen die neuen Ankömmlinge wie bezaubert da und vergaßen das Essen und Trinken und starrten wonnetrunken auf Mich, aus dem die Liebestrahlen ausgingen und sich über alle ausbreiteten.

3. Als sie wonne- und liebestrunken dastanden, gab Ich das Zeichen des Aufbruches und nun bewegte sich die ganze Gesellschaft der neuen Bürger des himmlischen Jerusalem nach vorwärts zu Mir auf die Höhe. Heraufgekommen, umgab sie Mich im halben Umkreise und wartete, was Ich anordnen werde. Ich aber sagte ihr: „Verzehret das Brot und den Wein, um euch zu stärken, da wir noch nicht am Schluss unserer Wanderung sind.“ Also verzehrten alle, was sie in der Hand hatten und warteten ruhig der weiteren Ereignisse.

 

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Kap. 30

Luther und Swedenborg werden für ihren Einsatz auf der Erde belohnt

 

(Martin Luther, berufen vom Vater, kam in der strahlenden Kleiderpracht eines himmlischen Fürsten. Rede des Vaters Jesus an Swedenborg und Luther als zwei Begründer eines neuen Christentums inmitten des römischen Heidentums. Dafür empfingen beide die Märtyrerkrone in fürstlicher Pracht. Begeisterung des Volkes über diese hohe Auszeichnung, welches Hosianna- und Halleluja-Lobpreisungen dem Vater Jesus darbrachte.)

 

1. Nun rief Ich: „Martin Luther, komm herauf!“ Sogleich erhob sich dieser in seiner strahlenden Kleiderpracht als ein Fürst unter den Fürsten des Neuen Jerusalem und schritt den Hügel aufwärts zu Mir. Hier blieb er stehen, machte die tiefste Verbeugung, und wartete meiner Order.

2. Ich aber sagte folgende Worte zu Swedenborg und Luther: „Meine lieben und getreuen Diener aus der Tiefe des höllischen Lebens auf Erden! Auf euch zwei habe ich wie auf zwei Brillanten aus Meiner himmlischen Höhe mit väterlicher Liebe geschaut. Du, Martin, hast meine Religion gereinigt von den Schlacken, in welche sie die römischen Päpste begraben und sie dadurch verunstaltet hatten, dass nichts Göttliches mehr an ihr war als die Namen, mit denen sie den ungöttlichen Handel trieben.

3. Du, Emanuel, aber hast die Verballhornungen, welche die römische Priesterschaft durch die selbstsüchtige und finstere Ausdeutung der Bibel eingetragen, wieder aufgeklärt, soweit dir dies gegeben wurde, und eine reine Lehre und Anbetung Gottes zuwege gebracht.

4. Jeder von euch stellte den Mann seiner Berufung vor und arbeitete fleißig und unermüdlich ausdauernd an der Aufgabe, die ihm in Meinem göttlichen Weinberge zugedacht wurde. Durch euch zwei entstand wieder ein neues Christentum inmitten des zeremoniellen Heidentums. Daher wart ihr zwei Meine Hauptarbeiter des Weinbergs, und daher auch Meine Lieblinge unter den Menschen, die Mich statt im Herzen bloß auf den Lippen herumtragen und Mir mit allerlei heidnischen zeremoniellen Verehrungen zu dienen glauben. Empfangt daher ihr beide aus Meiner Hand die Kronen der Märtyrer für die Ausbreitung des wahren Glaubens in fürstlicher Pracht, die ihr verdient habt und tragt sie zur Verherrlichung eurer Liebe zu Mir, eurem Vater in Jesus! Amen!“

5. In diesem Augenblick erstrahlten beide mit den herrlichsten Kronen gekrönt, die wie mit Brillanten eingelegt in schönsten Farben ihre Lichtsternchen brachten und wunderschön anzusehen waren. Das Volk brach begeistert in Hosianna- und Halleluja-Lobpreisungen aus und freute sich der großen Auszeichnung, welche beiden großen Männern zugleich zuteil geworden war, und bewunderte die Herrlichkeit, mit welcher die göttliche Liebe die Streiter für Wahrheit und Göttlichkeit des Glaubens auszeichnete.

 

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Kap. 31

Der hohe Freudentag im neuen Jerusalem über die Ankunft Swedenborgs

 

(Die Reise ins Neue Jerusalem durch himmlische Wiesen. Ansicht über Riesenstadt. Jesus sagte: Die Großen und Fürsten sollen vortreten! Diese erschienen in schönsten strahlenden Kleidern und mit Kronen geschmückt. Orientalische Demutsbezeugung. Rede des Vaters über die große Bedeutung der Ankunft Swedenborgs im Himmel. Die Großen reichen dem Swedenborg die Bruderhand, so auch die hohen Frauen des Menschengeschlechtes.)

 

1 . Als die Begeisterung sich wieder legte, sagte Ich: „Gehet jeder an die Spitze eurer Gesellschaft, denn jetzt wollen wir die Reise ins Neue Jerusalem antreten.“ Sogleich ordneten sich alle Gruppen und wir traten die Reise an, welche sich durch himmlische Wiesen hinzog, die in schönster Blumenpracht standen und einen himmlischen Wohlgeruch verbreiteten.

2. Selbstverständlich, dass diese nicht zertreten wurden, denn wir gingen schwebend darüber hinweg. Je näher wir aber der Stadt kamen, desto größer wurde die Menge, die uns entgegenkam. Endlich kamen wir auf eine Anhöhe, von der aus die endlos zu sein scheinende Stadt Neu-Jerusalem sich ausbreitete und wo alles Halt machte. Wieder fielen alle zu Boden und warteten in stiller Demut meiner Order.

3. Ich hieß sogleich alle aufstehen und sagte: „Die Großen und Fürsten sollen vortreten!“ Und sogleich bildeten sich neue Gruppen der schönsten und herrlichsten Geister, die in strahlende Pracht gekleidet und mit Kronen geschmückt hervorkamen und sich tiefst verbeugten und, auf orientalische Art die Hände in Demut auf die Brust gekreuzt, gebeugt Meines Wortes warteten.

4. Nun hob Ich Meine Stimme und sagte: „Meine lieben Brüder und Getreuen! Der heutige Tag ist ein Tag, wie es keinen seit der Ankunft Martin Luthers von der dunklen Erde zu uns gab. Daher wird es euch begreiflich sein, dass dieser ein Tag der Freuden und Festlichkeiten wird, an dem wir uns alle erfreuen wollen. Daher ist es nach Meiner Liebe beschlossen, dass ihr euch dem neuen Bruder Swedenborg vorstellt und zu erkennen gebt, wie es bei uns der Brauch ist, wenn ein großer Geist ankommt, der sich für Meine Lehre der Liebe große Verdienste erworben hatte, damit die brüderliche Einigkeit und Liebe unter euch ersteht und befestigt wird.“

5. Sogleich trat einer nach dem anderen vor, reichten Swedenborg die Bruderhand und nannten ihre Namen, wie wir bereits beim Empfange Martin Luthers gehört haben. Und also traten auch die hohen Frauen fürstlichen Standes vor, die sich um den Glauben verdient gemacht, und begrüßten Swedenborg durch freundliche Worte, ihm die Hand reichend. Denn im Neuen Jerusalem gibt es nur solche Große und Fürsten, die sich durch Verdienste für die Ausbreitung des Glaubens auf Erden diese Würde erworben haben, also auch Frauen, auf deren Schultern die Menschheit ihre Geschlechter bildete.

 

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Kap. 32

Emanuel Swedenborg als Großer und Fürst im Neuen Jerusalem

 

(Order Vater Jesu, wie Swedenborg ins Neue Jerusalem eingeführt werden soll. Posaunentöne verkündeten der Riesenstadt den Einzug. Das ganze Volk eilte festlich gekleidet zum Empfang. Hosianna- und Halleluja-Lobpreisungen Jesu und Hochrufe: „Hoch Emanuel Swedenborg, hoch die beiden Preisgekrönten.“ Begrüßung der Ankommenden. Große Feierlichkeiten und Aufnahme Swedenborgs in den Rang eines Großen und Fürsten im Neuen Jerusalem.)

 

1 . Nach der beendeten Begrüßung gab ich Order, wie Swedenborg ins Neue Jerusalem eingeführt werden solle. Und sobald bildete sich der Riesenchor der Sänger und Musikanten und gab das Zeichen, dass wir in die Stadt einziehen werden. In dem Momente erschallten Posaunen durch die ganze Stadt, und alles Volk eilte festlich gekleidet zum Empfang heraus und wartete auf die Ankommenden. Darauf setzte sich der Zug in Bewegung, und unter herrlichstem Gesang und Musik bewegte sich der Zug gegen die Mauern der Riesenstadt, die durch und durch festlich beflaggt und in Feiertagskleidung und -stimmung die Ankommenden erwartete.

2. Als die Ankommenden sich den Toren näherten, erschallte ein Hosianna und Halleluja Mir, dann aber: „Hoch Emanuel Swedenborg, unser Bruder und Liebling des lieben Vaters Jesus! Hoch die beiden Preisgekrönten der göttlichen Liebe! Alle Ehre und alle Liebe unserem Vater in Jesus, unserem Bruder und lieben Herrn!“

3. Und alle wiederholten diese Begrüßungen und freuten sich des schönen Empfanges, der allen zuteil wurde. Nun ging es durch alle Tore (der Liebe Gottes) in die Stadt, wo eine unabsehbare Menge Volkes aufgestellt in feierlicher Stimmung uns erwartete und fort und fort begrüßte, bis wir auf einem großen Platz ankamen, in dessen Mitte ein herrlicher Säulentempel stand.

4. Hier wurde Swedenborg ebenso empfangen, wie einst Martin Luther, und unter denselben Zeremonien zum Großen und Fürsten unter die Schar der Großen und Fürsten aufgenommen und eingeführt, worauf dieselben Festlichkeiten wie damals bei der Ankunft und Aufnahme Martin Luthers folgten, an welchen sich ganz Neu-Jerusalem beteiligte und in Freuden dieselben beendete.

 

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