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Zurich 1914

 

 

 

Aus dem Jenseits

 zurückgekommenen Verstorbenen

 

Beweise gegen die Behauptung,
daß noch niemand aus dem Grabe zurückgekommen ist

 

Christlich-theosophische

Schrift Nr, 63

 

 

Sammlung von Erfahrungsberichten, die in verschiedenen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln zitiert werden

 

Sammlung von Erfahrungsberichten, die in verschiedenen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln zitiert werden,

hier veröffentlicht von Franz Schumi

Verlag von Franz Schumi in Zürich

Druck von A. Tschopp, Zürich

 

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Vorwort des Herrn

 Ist denn wirklich noch niemand ans dem Jenseits zurunckgekommen?

 

Sehr viele der heutigen Christen der bestehenden Kirchen und Sekten sagen, daß noch niemand aus dem Jenseits zurück gekommen ist, kund kundzugeben, ob es ein Jenseits gibt lind wie es dort beschaffen ist.

Diese Meinung ist sehr unwissend und zeugt von der sehr mangelhaften Religionslehre, die sich ja doch nur auf das jen­seitige Leben stützt; denn nur wegen des Jenseits muß der Mensch hier auf der Erde ein religiöses, frommes Leben füh­ren, um dort glücklich anzukommen, weil der Mensch sich hier auf der Erde die Wohnung und den ganzen Zustand des Le­bens für das Jenseits durch seine Tugenden und Lebensweise baut.

Darum leset dieses Büchlein aufmerksam durch, um zu wissen, ob euch im Jenseits Paradies oder Hölle aufnehmen wird. Mir Jesus, als euer Vater und Leiter der Seele ist alles daran gelegen, daß ihr die Wahrheit erfahret, wie ihr mit eurem Seelenheil daran seid.

Hier ist die Gnadenzeit und Prüfung der Seele; im Jenseits wartet sie sogleich: Gericht, Himmel oder Hölle. Daher seid vernünftig und nehmet euch zusammen und träu­met euch nicht Himmel auf der Erde für das Jenseits, da ihr alle in lauter Heiden- und Ketzerglauben lebet, so daß ihr die reine Wahrheit aus Mir Gott und Vater in Jesus mit Ent­rüstung zurückweiset und brummet darüber, daß es falsches Prophetentum ist. Nun soll euch diese falsche Ansicht durch Beweise nachgewiesen werden und gezeigt, wo Meine reine Lehre aus dein Neuen Jerusalem sich befindet.

Einst haben Mich die mosaischen Juden gekreuzigt in Person; jetzt kreuzigt Mich das ganze Christentum durch seine ketzerischen Zeremonien Roms und ketzerische Ausdeutung der Bibel. Daher ist die Holle beinahe die einzige Stätte, wohin die heutigen Christen nach dem irdischen Tode kommen.

Bevor nicht alles Falsche in der Religion weggeschafft wird, ist euch uumöglich im Jenseits ins Licht und Leben zu kommen, weil nur Gleich und Gleich im Jenseits zusammen kommt, somit kein Ketzer in den Himmel! Merket euch das; denn es ist das Wort aus der ewigen Wahrheit eures Heilands von Golgatha.

Bevor ihr diese Grabesnachrichten zu lesen anfanget, sollet ihr wissen, daß man Verstorbene nicht sehen noch hören kann, wenn euch nicht zuvor von Mir Jesus eure geistigeu Augen und Ohren geöffnet sind, denn sonst würdet ihr immer Geister um euch herum sehen und sie hören, was sie sprechen, weil sich viele unter euch lebend befinden.

Als Beweise der Unwahrheit des anscheinend undenklich laugen Schlafes der Verstorbenen bis zum jüngsten Gericht sollen euch hier die Tatsachen dienen, daß zu allen Zeiten und nämlich wiederholt die Verstorbenen aus dem Jenseits zurück­gekehrt, sich ihren Hinterbliebenen zeigten oder auf diese oder jene Weise zu erkennen gaben. Dadurch ist aber die falsche Annahme vom Grabesschlaf bis zum jüngsten Gerichtstag hinfällig.

 

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Kap. 1

Eine längst verschollene Person erscheint

[Vater Jesus spricht]:

1. Personen, die vor vielen Jahren wohin verreist oder aus­gewandert sind und keine Nachricht mehr von sich geben, wo sie sich befinden, können plötzlich zu einem sehr lebhaften Wunsch kommen, noch einmal ihre Angehörigen zu sehen uud zu erfahren, wie es ihnen geht. In diesem heißen Wunsch geht ihre Seele auf die Suche nach denen, die sie sehen und sprechen möchte, und da geschieht es plötzlich, daß ihr diese verschollene Person in Wahrträumen sehet und mit ihr sprechet, wenn sie bei der Nacht kommt; geschieht es bei Tag, so weißt das Gehirn nichts davon, oder erinnert es sich aus die betreffende Person, was von der Überraschung der Seele herstammt.

2. Ist dies nicht so der Fall, so war es ein Todesfall; die betreffende Person lag in letzten Zügen, und da stieg ihr der heiße Wunsch auf, noch einmal die alten guten Verwandten und Bekannten vor dem Abscheiden von dieser Welt zu sehen, und in diesem heißen Wunsche stirbt sie. Kaum gestorben, wird ihr dieser Wunsch erfüllt. Ist es bei Tag, im wachen Zustande, so wisset ihr nichts davon, oder höchstens, daß ihr euch auf diese Person erinnert; ist es aber bei der Nacht, so erscheint sie euch in Träumen und ihr sehet sie und sprechet mit ihr.

 

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Kap. 2

Kemeise, daß die Seele nach dem irdischen Fleischtode im Jenseits weiterlebt

 

[„New-Aork Tribune“ - vom 30. Juni 1907]:

1. In dem Dörfchen Tewin, hortfordshire in England, nicht einmal eine Meile von der Residenz des verstorbenen Mark­grafen von Salisbury entfernt, befindet sich ein Grab, über welches fünf große Bäume ihren Schatten werfen. Es hat damit folgende eigenartige Bewandtnis:

2. Aus dem Grabsteine steht nämlich folgende Inschrift zu lesen:

„Hier ruht der Leichnam der hochedlen Frau Anne Grimestone, der Gemahlin des Lord Samuel Grimestone-Bast zu Gohambury in Hartfordshire, der Tochter des verstorbenen Grafen von Thauet, gestorben 22. Nov. I7l3 im Aller von 60 Jahren."

3. Diese Dame war, wie berichtet wurde, eine hartnäckige Gottesleugnern:, und selbst auf dem Sterbebette verwarf sie jeden Zuspruch ihrer Verwandten in dieser Hinsicht, doch ihre Ansicht zu ändern. Kurz vor ihrem diesseitigen Scheiden jedoch erklärte die Sterbende, daß wenn es wirklich nach dem Tode noch ein Leben gäbe, so würde sie von drüben aus veran­lassen, daß fünf Bäume dereinst ihr Grab beschatten würden.

4. Der Leichnam wurde der Erde übergeben und das Grab mit dicken Mauern und einem Gitter versehen.

5. Kurze Zeit darauf bemerkte man in dem Gemäuer fünf kleine Würzelchen, die sich gut entwickelten und bald zu Bäum- lein heranwuchsen, ja sie sind heutzutage sogar so mächtig ge­worden, daß sie sowohl das jenes Grab umgebende Gitter als auch das ganze Mauerwerk auseinander getrieben haben.

 

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Kap 3

Zeugnisse von Priestern über Geistererscheinungen

[1652, 6. April ]:

1.           Der gottselige Erasmus Finx[1], dem wir das Lied „Ein Tröpflein von den Reben der süßen Ewigkeit", ein „Juwel im evangelischen Liederschatz", verdanken, gab eine Sammlung wunderbarer Geschichten, Visionen, Erscheinungen usw. heraus unter dem Titel: „Der höllische Proteus". Dort findet sich folgende Erzählung, welche den 6au868 oölobr68 von Pitaval entnommen und auch in die Memoires de Rochefort übergegangen ist:

*

2. «Der Marquis von Rambouillet, ältester Bruder der Herzogin von Montausier, und der Marquis von Precy, Ältester des Hauses von Nantouillet, hatten während des Feld­zugs von 1651 verabredet : wer von beiden zuerst sterbe, solle dem andern Nachricht von der andern Welt bringen. Nach 3 Monaten, während welcher die Winterquartiere bezogen waren, zog Rambouillet wieder in den Krieg nach Flandern. Sein Freund mußte wegen eines heftigen Fiebers zu Paris bei einem Bader Dubin in der St. Antoniusstraße zurück­bleiben.

3. Etwa 6 Wochen später, im April 1652, eines Morgens um 6 Uhr, als Precy noch zu Bette lag, wurden plötzlich die Bettvorhänge aufgerissen und vor ihm stand im Büffelkoller, gestiefelt und gespornt, sein Freund Rambouillet. Er wollte aufstehen und ihn umarmen. Jener aber wich einige Schritte zurück, indem er erklärte, es sei nicht mehr um die Zeit, daß man einander mit dergleichen Freundlichkeiten begegne; er sei nur gekommen, um Wort zu halten und, nachdem er gestern abend in einem Scharmützel umgekommen, ihn zu versichern, daß alles, was man auf Grund der heiligen Schrift von der andern Welt hienieden sage, wahr sei.

4. Zugleich ermahnte er seinen Freund, ohne Verzug ein anderes Leben anzufangen; denn er habe nicht mehr viel Zeit vor sich, sondern werde im nächsten Treffen umkommen. Da Precy noch nicht glaubte, so wies er ihm die Stelle, wo er die tödliche Wunde empfangen; sie war in der Lendengegend und das Blut schien noch herauszufließen. Mit der nächsten Post aus Flandern kam die Bestätigung, daß Rambouillets Tod zur angezeigten Zeit erfolgt war. De Precy begab sich nach seiner Genesung zum Heere und fand in der ersten Schlacht, bei St. Antoine, am 2. Juli 1652, seinen Tod.»

 

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Kap. 4

Oberlins Bericht mit seiner verstorbenen Frau

1. Pfarrer Johann Friedrich Oberlin zu Waldersbach im Steinthal, in Sachsen, sah oft am Tage wie auch bei der Nacht seine verstorbene Frau und redete mit ihr. Seltsam muß erscheinen, was Oberlin aus seinem Leben diesbezügliches erzählt. Hören wir zuerst, welchen Eindruck seine Persönlich­keit auf andere machte! Dr. Chr. G. Barth, der ihn im Steinthal besuchte, urteilt folgendermaßen: «Dieser durch und durch klare, nüchterne, scharfsinnige, klassisch gebildete und un­begreiflich arbeitsame Mann redete von der Geisterwelt auf eine so ruhige, einfache Weise, daß auch die Ungläubigsten in Verlegenheit kommen mußten und nicht zu widersprechen wagten. Übrigens denke man nicht, als ob Oberlin irgend eine seiner Erfahrungen in diesem Gebiet über das Wort Got­tes hinaufgestellt habe; die Bibel ging ihm über alles, und wenn er mit derselben seine besonderen persönlichen Ansichten in Übereinstimmung zu bringen wußte, so hat wenigstens der Erfolg gezeigt, daß seine Wirksamkeit im Predigt- und Seelsorgeramt dadurch nicht beeinträchtig wurde.

2. Es mußte einem seltsam zu Mute sein, wenn man sah und hörte, wie dieser Mann, welchem man nie die mindeste Geistesabwesenheit anmerkte, welcher auf die geringsten Er­scheinungen dieser Körperwelt so aufmerksam und so unablässig bemüht war, ihren Unebenheiten (z. B. durch Einfüh­rung des Obstbaus, Anlegung von Straßen und Brücken in dem bisher unwirtlichen Steinthal) abzuhelfen, der überdies alles, was er trieb, mit ganzem Ernst trieb, doch zu gleicher Zeit von der unsichtbaren Welt auf eine Weise redete, wie wenn er dort ebenso bekannt und zu Hause wäre, als in dieser. Die eine war ihm so gewiß wie die andere, und er redete von einem Ort jenseits gerade wie von Straßburg oder Colmar.»

3. Hieran schließt sich das Urteil von Dr. Schubert: „In Oberlins Persönlichkeit, in der Achtung, die er sich durch seine große Wirksamkeit erworben hatte, in der Unbefangen­heit und inneren Sicherheit, die sich in jeder Miene wie in seiner Stimme aussprachen, lag etwas, das seinen Gesprächen über die Geisterwelt alles das benahm, was sie in einem an­dern Mund und noch mehr in einer fremden Feder Verfäng­liches oder Anstößiges haben können. Mir ist kein einziger Fall bekannt, in welchem Oberlins Erzählungen von seinen Visionen Spott oder Ärgernis erregt hätten."

4. Wie Oberlin zu der ihm vorher fremden Verbin­dung mit der-Geisterwelt kam, darüber erzählt er seinem Freunde Barth folgendes: „Ich hatte bis auf den heutigen Tag in meiner Gemeinde mehrere Familien, welche das Ver­mögen, Geister zu sehen und mit ihnen im Umgang zu stehen, gleichsam erblich besitzen. AIs ich hierher kam, wurde mir eine Nachricht um die andere von Erscheinungen und dergleichen hinterbracht. Ich ärgerte mich darüber, und weil ich nicht daran glaubte, predigte ich dagegen. Allein die Leute lachten mich aus. „Wir müssen doch besser wissen, was wir gesehen und gehört haben, als er", war ihr Urteil.

5. Ich wurde nachdenklich und konnte endlich nicht umhin, die Berichte redlicher und bewährter Leute, die mir so häufig zukamen, zu glauben. Was geschah? Meine Frau hatte, wie ich später von ihr in der unsichtbaren Welt erfuhr, eine Er­scheinung von ihrer verewigten Schwester, der Gattin meines Bruders. Diese sagte ihr, daß sie bald sterben werde, und welche Vorbereitungen sie treffen solle. Meine Frau glaubte und folgte. Sie machte ihren Kindern doppelte Kleider, richtete die Speisen für die Leichenmahlzeit zu, nahm abends, ohne von ihrer Erwartung etwas zu entdecken, gerührten Ab­schied von mir und meinen Kindern und starb den andern Morgen.

6. Gleich in der folgenden Nacht erschien sie mir im Traum und sagte: „Ich werde erstaunend viel um dich sein." Von da an sah ich sie neun Jahre lang fast alle Tage, träumend und wachend, teils hier bei mir, teils drüben in ihrem Auf­enthaltsort in der unsichtbaren Welt, wo ich merkwürdige Dinge, auch politische Veränderungen, lange ehe sie vorgingen, von ihr erfuhr. Sie erschien aber nicht nur mir, sondern auch meinen Hausgenossen und vielen Personen im Steinthal, warnte sie oft vor Unglück, sagte voraus, was kommen werde, und gab Ausschluß über die Dinge des Jenseits.

7. Nach neun Jahren (1792) geschah es, daß ein Bauer von meiner Filiale „Belmont", Joseph Müller, ein Mann, der samt seiner ganzen Familie oft Erscheinungen hatte, in der unsichtbaren Welt war. Dem sagte mein verstorbener Sohn, seine Mutter sei jetzt in einen höheren Zustand versetzt worden und könne fortan nicht mehr auf der Erde erscheinen. Von da an sah ich meine Frau nicht wieder."

8. Oberlin selbst, welcher in dem eigentümlichen, über Tod und Grab hinüberreichenden Verkehr mit seiner Frau eine Gnadengabe Gottes sah, war weit davon entfernt, an ein jenseitiges Fortdauern des Ehebundes unter unveränderten Bedingungen zu denken. Er erblickte darin von feiten Gottes eine besondere Herablassung zu seiner Schwachheit (Ps. 103,14), sofern sich seine „heftige Natur durch das Übermaß ihrer Schmerzen aufgerieben" hätte; er hatte seine Frau so innig geliebt, daß er nach ihrem Tode ganz von Kräften kam und längere Zeit an den Wänden sich halten mußte, um nicht umzusinken; nur ganz allmählich vermochte er sich zu fassen.

9. Auf der anderen Seite empfanden es beide, er und seine Frau, als „einen Mangel, als eine Unvollkommenheit, daß sie so sehr aneinander hingen und deshalb das Band noch nach dem Tode in dieser Weise fortbestand." So sagt er einmal in seinem Tagebuch: „Aus der übermäßigen Freude über die Erscheinung meiner Frau sah ich, daß ich meine liebe Frau noch mehr liebe als Jesum Christum." Er erkannte es also für seine und seiner Frau wie für aller Christen Pflicht, sich los­zumachen von den Banden irdischer, fleischlicher Liebe, und er konnte nur dann auf eine rechte, wahrhaft gottgefällige Wie­dervereinigung mit der Entschlafenen sich Hoffnung machen, wenn wirklich in beiden Ehegatten die Liebe Jesu den Sieg davongetragen hätte.

*

[Vater Jesus spricht]:

10. „Und es geschah durch mein Da­zwischentreten im Jahre 1903.“  (nach 111 Jahren!)

 

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Kap. 5

Die Erscheinung des Geistes eines Priesters um eine Mission zu erfüllen

[Fräulein Professor Marie Meier. Zst. s. S. 1914, 20. VI]:

1. Tirol ist ein Land, wo der Okkultismus noch verpönt ist, und doch ist es eben das Land, welches vielleicht von den Geistern am meisten besucht wird; denn viele von den alten Burgen und Schlössern wurden sehr oft von den Bürgern des Jenseits mit Besuchen beehrt. Eine Tante von mir, die auch von dem Okkultismus nichts wissen wollte, da sie eben so eine Art Betschwester war, erzählte mir trotzdem einige Jahre vor ihrem Tode eine Begebenheit, die ihr Onkel im Jahre 1848 erlebte. Dieser war Pfarrer zu Mieming, einem Dorfe in Tirol. Dort in einem weit entlegenen wohnte eine Grafenfamilie. Der Pfarrer, also der Onkel meiner Tante, war der Beichtvater des Grafen. Dieser erkrankte, und da die Krankheit sehr gefährlich war, wurde der Beichtvater gerufen, welcher auch für längere Zeit im Schloß bleiben mußte.

2. Der Onkel erzählte folgendes: «Gleich am ersten Tage, als ich im Schlösse war, begab ich mich nach der Mahlzeit ins Bibliothekzimmer, suchte mir ein Buch heraus und setzte mich in eine der drei Fensternischen. Nachdem ich etwa ein Viertel Stündchen gelesen, hatte, erhob ich den Blick, denn ich glaubte einen Schatten gesehen zu haben. Richtig saß in der letzten Fensternische unten ein anderer Geistlicher. Ich war ein wenig erstaunt, aber dachte nichts besonderes dabei. Am Tage darauf geschah dieselbe Sache. Da war ich doch ein wenig neugierig geworden, denn ich konnte nicht verstehen, wie ein anderer Geistlicher hier im Schlosse ohne meines Wissens sei und warum ich ihn nur im Lesesaal sehe.

3. Gegen Abend suchte ich eine Gelegenheit, mit dem Ver­walter des Schlosses zu sprechen, und fragte ihn darüber. Der alte Herr schaute mich an und sagte: „Ich habe eben aus Ihre Frage gewartet. Sie müssen wissen, daß seit mehr als hundert Jahren dieser Geist sich im Saale zeigt, aber nur dann, wenn darin zufällig ein geistlicher Herr sich allein befindet." — „Ja", sagte ich, „und hat bisher keiner den Mut gefunden, ihn zu fragen, was ihm keine Ruhe läßt?"„Nein", antwortete der Verwalter, „wollte Gott, Sie hätten diesen Mut!" — Und den hatte ich.

4. Am Tage darauf — kaum hatte sich der Geist gezeigt, näherte ich mich ihm und sprach ihn mit der gewöhnlichen Formel an: „Alle guten Geister loben den Herrn, was ist Dein Begehr?" Da verklärte sich das Gesicht des Geistes und sagte: „Endlich! Gott segne Dich!" Er deutete mit der Hand nach einem Buch, welches in einem der obersten Fächer des Bücher­schrankes war, und bat, ich möchte es ihm herunterholen. Als ich das Buch ihm geben wollte, fiel ein altes vergilbtes Blatt heraus, dies nahm er auf und sagte: „Du weißt, welcher Schwur uns Priester an das Beichtgeheimnis bindet; nun dieses Blatt enthält die Beichte der Gräfin N., welche vor etwa hundert Jahren in diesem Schlösse lebte. Da sie taubstumm war, mußte sie mir die Beichte schreiben und ich, ihr Beicht­vater, hatte die große Leichtfertigkeit begangen, ihre Beichte in ein Buch zu legen und darin liegen zu lassen. Ich starb, konnte aber drüben keine Ruhe finden. Nun hast Du mich er­löst. Bitte verbrenne es vor meinen Augen!“ Während dem als ich das Blatt verbrannte, wurde der Geist immer durch­sichtiger, er segnete mich wiederholte Male und verschwand. Nachdem spukte es nicht mehr in dem Schlösse».

 

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Kap. 6

Die Meldung eines Zurückgekommenen aus dem Jenseits

1. Ein früherer Pfarrer des Ortes Schedwitz, Kreis Liegnitz, vertraute einmal (1863) einem engeren Freundeskreise folgendes an: «Eines Sonntags abends befand ich mich im Herrenstübchen unserer Brauerei bei einem Glase Bier. Ueber uns im Saale belustigte sich die Jugend mit Tanz. Während der Pause betrat ich einmal den Saal, um die anwesende Gesell­schaft in Augenschein zu nehmen. Unter den dort weilenden Mädchen befand sich auch die ehemalige Braut des verstorbenen Hilfslehrers . . . von hier. Sie reichte mir die Hand, und ich sagte zu ihr: „Wenn das Ihr verstorbener Bräutigam wissen würde, daß Sie mit anderen Herren heute abend so flott tan­zen, was möchte der Wohl dazu meinen?" (Vater Jesus: Der Verstorbene stand dabei und lachte dazu. —) Sie errötete tief dabei und erwiderte: „Der braucht mich ja nicht mehr! Aber ich habe trotzdem sehr oft an ihn gedacht. Wie mag es dem gehen?" — „Um den trage ich keine Besorgnis,“ entgegnete ich, „er war stets ein braver und tüchtiger Mensch; ich bin fest überzeugt, daß es ihm gut geht!"

2. Die Musik spielte von neuem aus, und ich verfügte mich nach unten. Kurze Zeit darauf kehrte ich heim und ver­richtete wie gewöhnt erst noch am Betpult meine Brevierhora, dann begab ich mich zur Ruhe.

3. Noch war ich nicht eingeschlafen, da öffnete sich die Tür meines Zimmers, und herein trat der begrabene Hilfslehrer, frisch und gesund aussehend. Er kam an mein Bett, beugte sich zu mir nieder und sprach: „Mir geht's gut, mir geht's sehr gut!", darauf war er verschwunden. Die unantastbare Wahrheit des mitgeteilten Begebnisses, das ich mit ganz nüchternen und wachen Augen verfolgte, schloß der Herr Pfarrer, nehme ich auf meinen Amtseid!»

*

[Vater Jesus spricht]:

4. «Der Verstorbene stand dabei, als der Pfarrer mit seiner gewesenen Braut sprach und lachte zu der Besprechung, da er mit seiner gewesenen Braut nuu seelisch verkehrte. Daraus bekam er eine große Sehnsucht, den Pfar­rer in Kenntnis zu setzen, wie es ihm geht. Er meinte, ich werde ihm sehr nahe reden, vielleicht hört er es doch, daß es mir gut geht. Als er diese Absicht ausführen wollte, habe Ich Jesus die geistigen Augen und Ohren dem Pfarrer geöffnet und daher sah und hörte er ihn wie lebendig vor sich».

 

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Kap. 7

Die verstorbene Frau bereitet ihren noch lebenden Mann zum Gintritt ins Jenseits vor

[Constancia, Buenos-Aires – 4. September 1898]:

1. Als sich der Vikar einer Kirche von Buenos-Aires unge­fähr vor zwei Monaten nach der Messe allein in der Sakristei befand, wurde er von einer Dame plötzlich angesprochen, welche ihn bat, ohne Verzug sich zu dem General T. zu begeben, da dieser zu beichten wünsche; sie gab ihm dabei die Straße und Hausnummer an.

2. Der Vikar eilte dorthin und fand den General mit Lesen einer Zeitschrift beschäftigt, dem er sodann den Grund seines Besuches mitteilte. Der General versicherte nun, daß er nicht im geringsten die Absicht gehegt habe zu beichten und daß er übrigens keineswegs den Vikar aufgefordert hätte zu kom­men. „Wer hat Sie denn kommen lassen", fragte der Gene­ral? Des Vikars Blicke fielen in diesem Augenblicke auf ein Portrait, welches an der Wand hing, und er antwortete: „Diese Dame war es." „Unmöglich, dieses Portrait ist das meiner seit mehreren Jahren verstorbenen Mutter."

3. Der Vikar wollte sich entfernen, als der General plötz­lich seine Absicht änderte und jenen bat, seine Beichte anzuhören: ein unbekannter Einfluß drängte ihn dazu, es zu tun.

4. In derselben Nacht starb der General, ohne daß jemand das Ende vorausgesehen Hütte.

 

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Kap. 8

 Ein Priester, der von einem Geist zu ihrem lebenden Ehemann geschickt wurde, um ihn beichten zu lassen

[Leipz. N. Nachr., Dez. 1913]:

1. Eine sonderbare Geschichte der „Daily Expreß", der sich für die Wahrheit der mitgeteilten Tatsachen verbürgt, nennt sie die sonderbarste, die je passiert ist wird aus Lon­don berichtet: «Der Geistliche einer Kirche, die in dem aristokra­tischen Kensington-Stadtteil liegt, hatte Gottesdienst gehalten und schickte sich gerade an, das Gotteshaus zu verlassen, als eine Dame, die sehr aufgeregt war, an ihn herantrat und ihn bat, sofort mit ihr in ein in der Nähe gelegenes Hans zu eilen. „Es liegt dort ein Herr im Sterben", sagte sie. „Sein Seelen­heil bekümmert ihn sehr, und er hegt den lebhaften Wunsch, Sie vor seinem Tode zu sehen."

2. Der Geistliche verneigte sich, folgte der Dame, stieg mit ihr in eine Droschke, die vor der Kirche wartete und befand sich ein paar Minuten später vor einem schönen Privathause. Die Dame, die dem Anschein nach sich kaum noch beherrschen konnte nnd einer Ohnmacht nahe war, ersuchte den Geistlichen drin­gend, ohne Zeitverlust ins Haus zu gehen. Der Geistliche sprang daher, ohne sich noch einmal umzusehen, aus dem Wagen, läutete an der Haustür und fragte den Hausdiener, der ihm öffnete:

3. „Hier wohnt doch Herr L.?" „Jawohl, mein Herr!" „Ich habe erfahren, daß er schwer erkrankt ist und mich zu sprechen wünschte." – Der Diener sah den Geistlichen verwun­dert an und erwiderte, daß sein Herr sich noch nie wohler ge­fühlt habe als gerade jetzt. – „Ja, wie soll ich das verstehen?", sagte der Geistliche, indem er sich umdrehte. „Die Dame da…" Er konnte nicht weitersprechen und blieb mit offenem Munde stehen: der Wagen und die Dame waren verschwunden und wie von der Erde verschlungen. Der Diener vermutete stark, daß der Mann, der sich hier für einen Geistlichen ausgab, ein Verrückter oder ein Spaßvogel sei; er wollte gerade die Tür wieder zuschlagen, als der Herr des Hauses erschien, um zu fragen, was eigentlich vorliege. Der Geistliche teilte ihm mit wenigen Worten das Vorgefallene mit, indem er die Dame, die ihn geholt hatte, zu beschreiben suchte.

4. . „In meinem Bekanntenkreise kenne ich niemanden, auf den Ihre Beschreibung paßte", antwortete der „Sterbende". „Ich würde mir es aber trotzdem zur Ehre anrechnen, .wenn Sie eintreten." Der Geistliche folgte der freundlichen Einla­dung, und der Herr des Hauses sagte, nachdem man Platz ge­nommen hatte: „Es ist jedenfalls sehr merkwürdig, daß man Sie in dieser geheimnisvollen Weise zu mir geschickt hat. Ich habe nämlich, obwohl es mir gesundheitlich sehr gut geht, seit einiger Zeit wirklich ein bißchen Sorge um mein geistiges Wohl, und ich habe selbst schon daran gedacht, Sie holen zu lassen, um mit Ihnen darüber zu plaudern. Und da Sie nun einmal hier sind, wollen wir den Zufall, der Sie mir ins Haus gebracht hat, ganz außer acht lassen, und ich will Ihnen, wenn es Ihnen recht ist, sagen, was mich drückt."

5. Nachdem die beiden Männer wohl eine Stunde lang mit einander gesprochen hatten, trennten sie sich, und Herr T. versprach beim Abschieds, am nächsten Morgen in die Kirche zu kommen. Da er sein Versprechen nicht hielt, beschloß der Geist­liche, noch einmal zu ihm zu gehen, um ihn zu fragen, warum er sein Wort nicht gehalten habe. Wie vom Donner gerührt war er, als ihm derselbe Diener, der ihm am Abend vorher die Tür geöffnet hatte, mitteilte, daß sein Herr wenige Minuten nach seinem, des Geistlichen, Weggange, gestorben sei. Tief erschüttert, ließ der Geistliche sich in das Sterbezimmer führen, und der erste Gegenstand, der ihm hier ins Auge fiel, war ein Frauenbildnis, das auf einem kleinen Nachttische stand: es war das Bild der Frau, die ihn am Tage vorher aus der Kirche geholt und zu dem „Sterbenden" gerufen hatte. „Wer ist diese Dame?", fragte der Geistliche in höchster Aufregung den Diener. „Dieses Bild, Herr Pfarrer," antwortete der Ge­fragte, „ist die letzte Photographie der vor 15 Jahren verstor­benen Gattin meines Herrn!"»

 

*

[Schumi spricht]:

6. Ein solcher Fall hat sich in dem letzten Jahrhundert schon oft wiederholt.

 

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Kap.9

Eine spontane Materialisation

Mitgeteilt von H. Wisliceny, Pastor emer

[Fr. Arthur Schuricht – „Zeitschrift. s. Spiritismus“]:

1. Als ich, ehe ich studierte, als Elementarlehrer in Quedlin­burg a. H. war, hatte mein Schuhmacher Wurzler, ein christ- gläubiger Mann, eine wunderbare Erscheinung aus dem an­dern Leben. Es war im Spätherbst. Er hatte noch eine drin­gende Schuhmacherarbeit für den andern Morgen vor und darum seiner Frau den Auftrag gegeben, ihn am andern Mor­gen um 4 Uhr zu Wecken. Er war am Abend wie gewöhnlich zu Bett gegangen und hatte ein Nachtlicht in seiner Kammer oben brennen. Seine Frau lag mit dem kranken Kinde unten in der Stube auf dem Sofa. Am andern Morgen um 4 Uhr erwachte der Mann schon, als seine Uhr eben schlug. Da tat sich die Tür auf; er glaubte, seine Frau komme herein, um ihn zu wecken, und er wollte schon sagen: „Julchen" (wie seine Frau hieß), „bist du schon da?" Aber dieser Satz erstarb ihm auf den Lippen, denn anstatt seiner Frau trat sein Schwie­gervater ein, der vor 4 Wochen begraben wurde. Er kommt an sein Bett und sagt ihm: „Das Geld, was ich dir schuldig war, habe ich vor meinem Tode deinem Schwager gegeben, laß dir's von dem auszahlen, der hat's!" Wurzler, der ganz er­staunt war, sagt zu ihm: „Mein Gott Kestler," so hieß sein Schwiegervater, „wo kommst du her? Wie geht's dir?". Kestler antwortet: „Schlecht!" Ich (Wisliceny) sagte zu Wurz­ler, als er's mir erzählte: „Dann ist er aus der Hölle gekom­men." Wurzler antwortete mir: „Das glaube ich auch, denn er hat nichts geglaubt uud hat auch so gelebt, daß ich nicht anders annehmen kann, als er ist in der Hölle."

2. Ich sagte zu Wurzler: „Ach Sie haben doch wohl nur so lebhaft geträumt, daß Sie den Traum für Wirklichkeit ge­halten haben! Ich hätte doch Kestler einmal die Hand gegeben, um mich noch mehr zu überzeugen." Wurzler: „Ich war ja gauz munter, aber zum Handgeben hatte ich doch augenblicklich den Mut nicht und die Haare standen mir zu Berge, obgleich ich doch sonst genug Mut habe.“ Ich (Wisliceny): „Wie sah er denn aus?". Wurzler: „Ganz wie er im Leben als Tisch­ler war, mit grauer Drellhose und grüner Jacke."

3. Darauf ging die Erscheinung (das Gespenst) nach unten in die Stube, wo seine Tochter, die Schuhmachersfrau mit ihrem kranken Kinde auf dem Sofa lag. Sie hatte auch Licht auf dem Tische brennen. Kestler bleibt auf der Schwelle stehen und betrachtet seine Enkelin, die er im Leben so lieb gehabt hatte. Seine Tochter erkennt den Vater, erschrickt und möchte zu ihren, Manne hinauf, wagt aber nicht an ihrem Vater in der Stubentür vorüber zu gehen. Da geht er auf den Tisch und dem Lichte zu. Diesen Augenblick benützt sie und springt zu ihrem Mann hinauf und sagt: „Der Vater ist eben da!". Wurzler antwortete: „Er ist eben bei mir auch gewesen, ich ziehe mich deswegen schon schnell an."

4. Sie kommen nun beide herunter. Inzwischen ist aber die Erscheinung verschwunden. Wurzler sagte zu mir: „Ich denke, er soll einmal wiederkommen. Dann will ich ihn anders examinieren." Er ist aber nicht wiedergekommen. Die Geld Angelegenheit hatte ihm keine Ruhe gelassen, deshalb mußte er aus der Hölle kommen, um die Sache noch zu berichtigen.

*

5. Nachschrift: Ein Christ zweifelt ja gar nicht daran, daß es Himmel und Hölle gibt und daß gute und böse Geister erscheinen können.

6. Vorstehende Abschrift entspricht vollständig dem Origi­nalbrief, welchen ich für mich zurückbehalten habe.

 

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Kap. 10

Die tote Schildmache aber noch im Dienst

[Zeitschrift f. Spiritismus, 1908. M. Schrimpf]:

1. In Aramyos Maroth in Ungarn ist ein eigentümlich ge­bautes Strafhaus. Es ist so gebaut, als stünde ein Haus in dem anderen darin, unter einem Dache. Mein Vater war Direktor dort; aus unserem Schlafzimmer führte ein kleines Fenster in das Innere des Gefängnisses, sodass Vater des Nachts alles beobachten konnte, was im Inneren des Gefäng­nisses vorging. Man hörte die gleichmäßigen Schritte der patrouillierenden Schildwachen, jedes Geräusch hallte in dem geschlossenen Raum dreifach wieder. Wir waren erst kurze Zeit dort.

2. Eines Nachts schaute Vater durch das Guckfenster hin­unter; unten stand unbeweglich ein Wachtposten. Vater rief ihn an, warum er nicht die vorgeschriebene Runde mache, er­hielt aber keine Antwort. Alle 5 Minuten kreuzten sich die zwei Wachtposten an dieser Stelle. Vater wollte warten, bis der andere Posten kam; in einigen Minuten trafen 2 Posten aneinander, der stillstehende wäre der dritte gewesen.

3. Er stand noch immer unbeweglich auf demselben Fleck. Kopfschüttelnd schloß Vater sein Fenster, zog sich rasch an, steckte eine Waffe zu sich und ging hinunter. Er ging gerade auf den Wachtposten los, etwa fünf Schritte davor rief er ihn an: keine Antwort!

4. Der Mann war auffallend blaß, zwei glühende schwarze Augen blickten starr, ein roter Streifen lief quer über die Schläfe; ein geheimes Angstgefühl, vermischt mit den: Ärger über das ungebührliche Benehmen des Mannes, ließ Vater ihm mit seinem Stock berühren, das heißt, er wollte ihn damit nur auf die Achsel klopfen, er traf aber Luft ohne Widerstand, während vor seinen erstaunten Augen der ganze Mann lang­sam sozusagen zerfloß.

5. Die beiden Schildwachen trafen wieder ebendort zu­sammen; Vater rieb sich die Augen, da er aber sich die Sache gar nicht erklären konnte, versuchte er diese auszuforschen. Sich überstürzend, erzählten die beiden, daß die Erscheinung perio­disch sei, es war vor circa 50 Jahren der Fall, daß unter den Sträflingen eine Revolte ausbrach; die Wache wurde nieder­gemetzelt. Der eine der Wachen war das Ebenbild der Erschei­nung, ein Kroate. Die Erscheinung fand so oft statt, daß man sich schon garnicht mehr darum bekümmerte; nur mein Vater, da er erst kurze Zeit dort war, wußte noch nichts davon.

*

[Vater Jesus spricht]:

6. „Der Soldat ist urplötzlich ermordet worden, dies bewirkte eiüe momentane Schreckensohnmacht der Seele und als sie nach drei Stunden wieder erwachte, war sie allein da und weil der Körper mittlerweile weggeräumt wurde, dachte sie, da sie bei der Ermordung aus dem Leibe sprang, daß sie auf dem Posten eingeschlafen sei und daher war ihr erster Gedanke, den Posten weiter zu versehen. Ihre Gedanken waren geistig plötzliche Wahrheiten und so lebte sie eine geraume Zeit noch immer im Wahne, daß sie den Posten zu versehen hat.

7. Daß man sie nicht immer sah, rührt daher, weil Ich nicht immer die geistigen Augen den Menschen öffnete. Sie ist schon seit dem Jahre 1878 von ihrem Posten erlöst und befreit.“

 

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Kap. 11

Ich lade Sie ein, das Thema des Jenseits zu vertiefen

[Vater Jesus spricht]:

1. Obwohl in: „Buche Die Seele, Nr. 55“, Mehreres darüber erzählt wird, um die Beweise, daß der Mensch eine Seele hat stärker zu begründen, so soll aber auch hier ein Wort darüber gesagt werden.

2. Es ist selten eine Familie, daß deren Mitglieder nichts von Verstorbenen zu erzählen gehört haben. Im Gegenteil, es gibt Millionen Erlebnisse, wo Verstorbene den Hinterbliebe­nen durch Poltern, Rauschen und allerlei andere Laute haben durch Meine Zulassung sich melden können, daß sie im Jen­seits fortleben, aber im Diesseits noch unverrichtete Sachen hinterlassen haben, derentwegen sie im Jenseits keine Ruhe haben.

3. Solche Erlebnisse gibt es auch in diesem Büchlein. Und es wird euch noch vieles mitgeteilt werden, um euren Glau­ben auf die rechte Bahn durch die Beweise zu führen. Leset, denket nach, und trachtet so zu leben, daß ihr glücklich im Dies- nnd Jenseits werdet.

 

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Kap. 12

Erfüllen Sie die Wünsche der Verstorbenen

[Vater Jesus spricht]:

1. Meine lieben Kinder, ihr sollt wissen, daß niemand einen Geist sehen und sprechen hören kann, wenn Ich Gott ihm die geistigen Augen und Ohren nicht öffne, daraus könnet ihr ent­nehmen, daß es zu einem guten Zwecke geschieht, der von Mir Selbst gebilligt wird.

2. Wenn also solche Aufträge erfolgen, so sollet ihr euch nicht unter allerlei von euch mißverstandene Bibelverse ver­barrikadieren und den Geist fortsenden durch Abschlagen seiner Bitte, sondern ihr sollet sie ihm erfüllen, damit er aus seiner Hölle dadurch erlöst wird.

3. Tut ihr es nicht, so habt ihr gegen Mein höchstes Ge­bot der Nächstenliebe (Matth. 22,39) gehandelt und kommet dadurch in die Hölle und i.ii das Gericht des Geistes, dem ihr unbarmherzig seine Bitte versagt habet.

4. Der zahlt euch dann nach Herzenlust mit Dreinhauen und täglichem Malträtieren, weil ihr teuflisch gegen ihn ge­handelt habt, als Ich ihm erlaubte, euch um Barmherzigkeit anzuflehen. Wehe euch dann bei ihm in der Hölle!

 

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Kap. 13

Spontane Spukerscheinungen eines Geistes im alten Athen

[von Arthur Frank]:

1. Schon im grauen Altertum haben Spukerscheinungen die Beachtung nachdenkender Menschen erregt, und verschiedene bedeutende Schriftsteller tun derselben in ihren Werken Erwäh­nung. Eines der prägnantesten Vorkommnisse erzählt uns der römische Schriftsteller Plinius der Jüngere[2]:

2. «In einem großen, öden Hause zu Athen vernahm man des Nachts das Klirren von Eisen und das Rasseln schwerer Ketten, anfangs wie aus der Ferne, dann immer näher und näher kommend. Es erschien bald daraus ein abgezehrter, schaurig aussehender Greis mit langem weißen Bart und wirr um den Kopf herabhängendem Haar, an Händen und Füßen war er mit Ketten belastet, womit er das schauerliche Lärmen und Rasseln hervorbrachte. Die Bewohner dieses verrufenen und unheimlichen Hauses konnten vor Furcht kaum schlafen; sie verbrachten die Nächte meist wachend und in fürchterlicher Aufregung, wodurch ihre Nerven derart litten, daß Krankheit und Tod die unausbleibliche Folge waren. Wenn schon am Tage sich keinerlei Spuk zeigte, so hatten die armen Bewohner doch auch am Tage beständig das scheußliche Bild des Gespen­stes in ihrer Erinnerung.

3. So stand denn bald das Haus öde und leer, und obgleich es öffentlich bekannt gegeben wurde, daß das Haus zum bil­ligsten Preise zu kaufen oder zu mieten sei, meldete sich doch lange niemand. Diese Bekanntmachung kam nun später auch dem Philosophen Athenodorus zu Gesicht, ihm gefiel der nie­drige Preis und noch mehr die seltsame Geschichte, die man ihm nicht verschwieg. Er mietete das Haus und ließ sich sein Lager bei Beginn der Nacht im Vorhause Herrichten, worauf er seine Leute ins Innere des Hauses zum Schlafen schickte. Er selbst aber nahm Griffel und Schreibtafel zur Hand und begann bei einem Lichte zu schreiben, um regen Geistes zu bleiben und die Furcht fern zu halten.

4. Lange Zeit blieb es still, dann aber hörte man wiederum das Klirren von Eisen und die schweren Ketten rasseln, das Gespenst nahte. Athenodorus aber hörte nicht hin, legte den Griffel nicht aus seiner Hand, ja er stopfte sich sogar die Ohren zu. Immer lauter und lauter wurde das Lärmen, immer näher und näher kommt das Gespenst, und endlich scheint es an der Türe und im Vorhause zu sein. Da erst erhebt der Philosoph mit aller Ruhe seinen Blick und sieht das Gespenst vor sich stehen, ihm mit dem Finger winkend.

5. Jener aber machte mit der Hand ein Zeichen, ein wenig zu warten, nahm seinen Griffet und die Schreibtafel und schrieb mit stoischer Ruhe weiter, während das Gespenst mit seiner Kette klirrte und rasselte. Nach einer Weile sieht sich Athenodorus um und bemerkt, daß das Gespenst ihm nun eindringlicher zuwinkt, da nimmt er das Licht und folgt ihm ohne Zögern. Nur langsam, als ob es schwer zu tragen hätte, nahm das Gespenst seinen Weg durchs Haus auf den Hof und dort verschwand es plötzlich.

6. An dem Orte, wo das Gespenst ihn verlassen, legt jener als Kennzeichen Kraut und Blätter nieder, begibt sich dann Tags darauf zur Obrigkeit und veranlaßt diese, den Ort auf­graben zu lassen. Dort fand man ein Skelett vor, mit schweren Ketten umgeben, das der durch Zeit und Erde verweste Körper in den Banden zurückgelassen hatte. Man sammelte die Ge­beine und übergab sie öffentlich und rituell der Erde. Seit diesem Tage war das Haus von allem Spuk befreit.

 

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Kap. 14

Irdische Hilfe für eine Versöhnung im Jenseits

[Schumi spricht]:

1. Jung Stilling berichtet über eine sehr merkwürdige Gei­stererscheinung, in welcher auch noch etwas Hinter stelliges im Fletsche berichtigt werden mußte, und dann noch von denen ab­geschiedenen Seelen handeln, die durch Gottes unerforschliche Gerichte verurteilt sind, den lebenden Menschen zum warnen­den Beispiel, auf der Grenze zwischen dieser und jener Welt zn bleiben, bis ihr ewiges Schicksal entschieden ist.

2. Das Fürstentum Sachsen-Altenburg wurde gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts in drei Teile zerstückt, wo­von ein Teil zu Gotha, das andere zu Saalfeld gehörte, und das dritte nämliche Eisenberg, bekam seinen eigenen Herrn, dessen Familie aber mit Herzog Christian im Jahr 1707 wie­der ausstarb, wo dann Eisenberg wieder an Gotha kam.

3. Dieser Herzog Christian hatte nicht lange vor seinem Tode eine sehr merkwürdige Erscheinung, die alle Zeugnisse der historischen Gewißheit für sich hat, und wenigstens in einem der Sächsischen Archive aufbewahrt worden, vielleicht auch noch gegenwärtig da zu finden ist. Sie stand in den monatlichen Unterredungen vorn Reich der Geister, Leipzig bei Samuel Benjamin Walter 1730, im zehnten Stück, S. 319 u. s. f. und sie lautet:

*

4. «Als um das Jahr 1705 der Herzog v. Sachsen-Eisenberg, Christianus, welcher 1707 im April verstorben, sich — (des Mittags) — in seinem Kabinet aufs Bette zur Ruhe ge­legt hatte und in unterschiedenen geistlichen Betrachtungen be­griffen war, klopfte etwas an der Türe des Kabinets. Wie­wohl nun der Herzog nicht begreifen konnte, wie solches zu- ginge, indem doch die Wache und andere Bedienten vor dem Zimmer waren, so rief er dennoch: herein! da denn eine Weibs­person, Namens Anna, eines Kurfürsten zu Sachsen, Tochter, in altväterlicher fürstlicher Tracht herein trat.

5. Als der Herzog, welcher sich in die Höhe gerichtet hatte, und mit einem kleinen Schauer befallen war, dieselbe gefraget: „Was ihr Begehren sei?“ – Antwortete sie ihm: „Entsetze dich nicht, ich bin kein böser Geist, dir soll nichts Übels wiederfahren.“ – Hierauf verschwand sogleich alle Furcht bei dem Herzog, daß er sie weiter fragte: „Wer sie wäre?“. – Sie gab ihm zur Antwort: „ich bin eine von deinen Vorfahren, und mein Gemahl ist eben der gewesen, der du jetzt bist, nämlich Her­zog Johann Casimir von Sachsen-Coburg; wir sind aber schon vor 100 Jahren verstorben.“

6. Als nun der Herzog ferner nachforschte: „Was sie denn bei ihm zu suchen hätte?“, ließ sie sich folgendermaßen verneh­men: „Ich habe eine Bitte an dich, nämlich mich und meinen Gemahl, weil wir uns vor unserm Ende wegen einer gehabten Zwistigkeit nicht ausgesöhnt, gleichwohl aber beide auf das Ver­dienst Jesu gestorben sind, zu dieser von Gott bestimmten Zeit, miteinander zu versöhnen. Ich befinde mich zwar wirklich in der Seligkeit, jedoch genieße ich noch nicht das völlige Anschauen Gottes, sondern bin bisher in einer stillen und angenehmen Ruhe gewesen; mein Gemahl aber, welcher sich bei meinem Tode nicht mit mir versöhnen wollte, solches aber hernach be­reut, und in wahrem, obwohl schwachem Glauben an Jesum Christum die Welt verlassen, hat bisher zwischen Zeit und Ewigkeit, in Finsternis und Kälte, jedoch nicht ohne Hoffnung zur Seligkeit zu gelangen, sich befunden.“

7. Als nun der Herzog viele Einwürfe dawider machte, widerlegte solche der Geist, als hierher nicht gehörig, und sie nicht angehend, sagte auch, daß, sobald er in die Ewigkeit gekommen, er gar wohl erkannt habe, daß einer von ihren Nach­kommen bestimmt wäre, ihnen beiden zur Versöhnung zu ver­helfen, wie er denn noch mehr sei erfreut worden, da er ihn, den Herzog, als ein Werkzeug Gottes, hierzu erkannt habe. Endlich gibt der Geist dem Herzog 8 Tage Bedenkzeit, nach deren Verlauf er um diese Stunde wieder kommen, und seine Erklärung erwarten wollte, und verschwand darauf vor seinen Augen.

8. Nun stand der Herzog mit einem 14 Meilen von ihm entfernten Theologo, nämlich dem Superintendenten Hofkunzen zu Torgau, in besonderer Vertraulichkeit, sogar, daß er mit demselben in Geistlichen, weltlichen und philosophischen, ja auch Regierungssachen durch Expresse Stafetten zu korrespondieren pflegte. Zu diesem gelehrten Mann fertigte er also bald jemanden ab, erzählte demselben schriftlich die gehabte Erscheinung mit allen Umstünden und begehrte seinen Rat und Gutachten, ob er dem Geist in seinem Antrag willfahren sollte oder nicht?

9. Dem Theologen wollte anfänglich die Sache ziemlich ver­dächtig, und wie gewöhnlich, als ein Traum vorkommen, daß er daher sich anfänglich nicht so gleich darin zu finden wußte. Nachdem aber die sonderbare Frömmigkeit des Fürsten, dessen große Erkenntnis und Erfahrung in geistlichen Sachen, sein zartes Gewissen, und zugleich den Umstand, daß sich der Geist am Hellen Tage bei Sonnenschein sehen lassen, wohl bei sich er­wogen, machte er sich kein Bedenken, dem Herzog folgende Antwort zu erteilen:

10. „Wo ferne der Geist von ihm keine abergläubische, nach dem Worte Gottes zuwiderlaufende Zeremonien oder andere Umstände verlangte, und er, der Herzog sich mit genüg­samen Mut zu einer solchen Handlung versehen müßte, so wollte er ihm eben nicht abraten dem Geist seine Bitte zu gewähren. Doch sollte er dabei mit inbrünstigem Gebet anhalten, auch zu Verhütung alles Betrugs, den Zugang seines Zimmers und Kabinetts durch die Wache und Bedienten wohl bewachen lassen.“

11. Der Herzog ließ inzwischen in den Jahrbüchern nach­schlagen, und befand alles in der Wahrheit gegründet, was der Geist gesagt hatte, sogar daß auch die Kleidung der begrabenen Fürstin und des erschienenen Geistes gar genau miteinander übereingekommen. Da nun die bestimmte Stunde herbei kam, legte sich der Herzog wieder auf das Bette, nachdem er der Wache vor dem Zimmer scharfen Befehl gegeben, keinen einzi­gen Menschen hinein zu lassen; und wie er selbigen Tag mit Beten, Fasten nnd Singen angefangen hatte.

12. Also erwartete er den Geist unter währendem Bibel- lesen, welcher sich auch akkurat um eben dieselbe Stunde, wie vor 8 Tagen eingestellte, und endlich auf des Herzogs rufen: „Herein!.“ In voriger Kleidung in das Kabinett getreten. Gleich Anfangs fragte derselbe den Herzog, ob er sich entschlossen habe ihrem Verlangen ein Genüge zu leisten? worauf dieser zur Antwort gab: „Woferne ihr Begehren nicht Wider Gottes Wort liefe, auch soust nichts abergläubisches bei sich führte,“ wollte er es in Gottes Namen tun, und möchte sie ihm nur deutlich anzeigen, wie er sich dabei verhalten sollte.

13. Auf diese Erklärung ließ sich der Geist folgender Ge­stalt vernehmen: „Es ist nichts wider Gottes Wort, und verhält sich die Sache also: „Mein Gemahl hatte mich bei meinen Leb­zeiten unschuldiger Weise wegen Untreue im Verdacht, weil ich mich mit einem frommen Kavalier manchmal in geheim von geistlichen Sachen unterredete. Er faßte deswegen einen un­versöhnlichen Haß gegen mich, welcher so heftig war, daß, ob ich schon meine Unschuld genugsam darlegte, ja auf meinem Totenbette ihn zur Versöhnung bitten ließ, dennoch derselbe we­der seinen Haß noch Argwohn fahren zu lassen, noch zu mir zu kommen, sich entschließen wollte. Weil ich nun alles bei der Sache getan, was ich tun konnte, starb ich zwar im wahren Glauben auf meinen Heiland, gelangte auch in die ewige Ruhe und Stille, genieße aber das völlige Anschauen Gottes noch nicht.

14 Mein Gemahl hingegen, wie gedacht, bereute zwar seine Unversöhnlichkeit gegen mich nach meinem Tode, und starb endlich auch in wahrem Glauben, doch ist er bisher zwischen Zeit und Ewigkeit in Angst, Kälte und Finsternis gewesen. Nunmehr aber ist die von Gott bestimmte Zeit ge­kommen, daß du uns hier auf dieser Welt miteinander aus- söhnen und uns dadurch zu unserer vollkommenen Seligkeit befördern sollst.“

15. „Was soll ich aber hierbei tun, und wie verhalte ich mich eigentlich bei der Sache?“, fragte der Herzog, und erhielt vorn Geist diese Antwort: „künftige Nacht halte dich fertig, da wollen ich und mein Gemahl zu dir kommen, (denn ob ich gleich am Tage komme, so kann doch solches mein Gemahl nicht tun)[3] und soll ein jedes bei dir die Ursachen der uns obwaltenden Uneinigkeit erzählen; als­dann sollst du das Urteil sprechen, welches von uns recht habe, unser beider Hände zum Zeichen der Versöhnung in einander legen, den Segen des Herrn über uns sprechen und hierauf Gott mit uns loben.“

16. Nachdem der Herzog dieses zu tun versprochen, ver­schwand der Geist, der Herzog aber verharrte in seiner Andacht bis den Abend, da er seiner Wache nachdrücklich anbefahl, so Wohl keinen Menschen in das Zimmer zu lassen, als auch Achtung zu geben, ob sie etwas würden reden hören. Hierauf ließ er zwei Wachslichter anzünden, und auf den Tisch setzen, auch die Bibel und das Gesangbuch herbeibringen, und er­wartete also, wenn die Geister ankommen würden.

17. Diese stellten sich auch nach elf Uhr ein, und zwar kam die Fürstin wie zuvor, in lebhafter Gestalt herein getreten, und erzählte nochmals dem Herzog die Ursache ihrer Zwistigkeit; alsdann kam auch der Geist des Fürsten in ordentlicher fürst­licher Tracht herein, wiewohl ganz blaß und Toden Haft aus­sehend, und gab dem Herzog ganz einen andern Bericht van ihrer gehabten Uneinigkeit.

18. Der Herzog fällt hierauf das Urteil, daß der Geist des Fürsten unrecht habe, welches auch dieser selbst bejahet, und gesprochen: „Du hast recht geurteilt!“, Hierauf nimmt der Herzog die eiskalte Hand des Fürsten, legt sie in der Fürstin ihre Hand, welche recht natürliche Wärme gehabt, und spricht den Segen des Herrn über sie, wozu sie beide das „Amen!“ sagen: alsdann fängt der Herzog den Gesang: „Herr Gott dich loben wir,“ an zu singen, da ihm dann gedäucht, als höre er sie wirk­lich alle Beide mitsingen; nachdem solches Lied zu Ende ge­bracht, sagte die Fürstin zum Herzog: „Den Lohn wirst du von Gott bekommen und bald bei uns sein.“

Worauf sie beide verschwanden. Von dieser Unter­redung hat die Wache nichts als die Worte des Herzogs gehört, welcher zweites Jahr darauf verstorben, und sich aus geheimen Ursachen, in ungelöschtem Kalk begraben lassen». – So weit diese Erzählung.

 

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Kap. 15

Die Lieblosigkeit gegen den verstorbenen Freund

[Johannes Müller, Sekretär der Vereinigung „Psyche" zu Köln a. Rheim, 1897]:

1. Eine Tatsache auf Ehre versichern, heißt meiner Ansicht nach, kanfmännisch ausgedrückt: Den Wert der Begebenheit auf Konto des Geschehenen ins Soll und bei dem Erzähler auf Konto ins Haben bringen.

2. Sobald der Leser hierüber mit mir im Klaren ist, möchte er folgender Mitteilung als einer wahren Begebenheit das gebührende Interesse zu schenken geneigt sein.

3. Ein Freund von mir, seht bereits ein 80 jähriger Greis, welcher bis heute mit Ehren graues Haar trägt, erzählt:

*

4. «In früheren Jahren hatte ich einen intimen Freund, mit welchem ich täglich zusammentraf, sodaß wir beide kein Geheimnis voreinander hatten. Der Charakter meines Freundes war ein ehrenhafter. Eines Tages jedoch bemerkte ich eine Veränderung an seinem Wesen, welche aber nur in kleinen Zeiträumen bemerkbar wurde, weshalb ich mich nicht bewogen fühlte, nach deren Ursache zu fragen; ich schob das Verhalten einfach seinem Junggesellenleben zu.

5. Eines Morgens werde ich eiligst gerufen, ich möchte in das Haus des Freundes kommen. Dort erfahre ich die erschütternde Nachricht, daß sich Fritz (so hieß mein Freund) erschossen habe.

6. Etliche Tage hierauf werde ich nachts geweckt und sehe diesen meinen Freund vor mir, d. h. vor meinem Bette stehen. Es gruselte mir bei seinem Anblick, und ich versteckte mein Gesicht unter die Bettdecke. Diese Erscheinung wiederholte sich jedoch mehrere Nächte hintereinander, und ich wurde mit meiner Frau dahin einig, daß diese, weil sie in der Tat eine fromme Seele war, die Erscheinung im Namen der heil. Drei­faltigkeit fortschicken möge.

7. In nächster Nacht kommt mein Freund wieder und er­schreckt mich, woraufhin ich meine Frau wecke und diese, eben­falls die Erscheinung sehend, sagt: „Im Namen der heiligen Dreieinigkeit, belästige uns nicht mehr wieder, denn wir kön­nen Dir nicht helfen; Du hast uns nicht früher gefragt und nichts gesagt von dem, was Du zu begehen vorhattest. Und jetzt können wir Dir nicht mehr helfen."

8. Seit dieser Zeit ist die Erscheinung nicht mehr von uns gesehen worden.» —

 

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Kap. 16

Das Gespenst des Skelettes

[von S. M.]:

1. In dem anmutigen Städtchen Knaresborough ging, wie englische Zeitungen 1906 berichteten, ein Gespenst um, das seine Anwesenheit durch laut vernehmbare Schritte, Klopfen und Rumoren kundgab. Wer jemals in dem Städtchen Ab­steige nahm oder es auch passierte, der wird sich des alten Old Manor house erinnern, dem Orte jenes Spukes. Der neue Besitzer, Herr A. W. Howes, hat öfter berichtet, daß, obschon er nicht an Geister glaube, er doch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, fest beteuere, in dem sogenannten blauen Zimmer zur nachtschlafenden Zeit mit seiner Frau und anderen die seltsamsten akustischen Phänomene wahrgenommen zu haben.

2. In demselben befand sich ein schweres eichenes Bett, in dem einst Oliver Cromwell[4] seine müden Glieder zur Ruhe streckte. Da hörte man des Nachts ein tappendes Geräusch über den Flur und zur Tür hereinkommen, welche, wenn sie auch noch so verschlossen war, aufsprang. Dann schlürfte es über den Boden des blauen Zimmers, bald leise, bald laut, schlug an die Wände an und vor allem an die Möbel. „Ja", sagte Herr Howes, „wir haben nicht nur die Tür gehörig ver­schlossen, sondern auch ordentlich verrammelt und Möbel da­vor postiertund doch sollten wir am anderen Morgen die­selbe geöffnet vorfinden. Indeß haben wir uns schließlich in diese unerklärbaren Tatsachen gefügt, welche sich während un­seres langen, fünfzehnjährigen Aufenthaltes in diesem Hause zutrugen."

3. Dieser Spuk würde längst in Vergessenheit geraten sein, wenn nicht ein unerwartetes Ereignis eingetreten wäre. Bei dem Umbau des Hauses fand man unter der Treppe verscharrt, das guterhaltene Skelett eines Weibes, und von dem Moment an war aller Spuk verschwunden.

4. Herr Howes soll hier ob großen Spaß empfunden ha­ben, wennschon seine Familie nicht wenig darüber entsetzt und bestürzt war.

5. „Wir waren immer der Ansicht, daß es sich um den Geist des alten Cromwell handele," setzte er lächelnd hinzu, „nun aber sind wir eines besseren belehrt worden: daß es also das Weib war, das Gespenst jenes Skelettes, das unter unserer Treppe keine Ruhe finden konnte."

 

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Kap. 17

Der Beweis aus dem Jenseits

[Rich. Schulze]

1. «Schon eine Reihe von Jahren komme ich vorübergehend nach D. und benutze zum Aufenthalt ein in Meyers Hof be­findliches Privatlogis einer acht- und ehrbaren Bürgers Familie. Er, ein urgemütlicher Sachse, von dem die Leute sagen, er passe mit seiner Gutmütigkeit schon lange nicht mehr in diese Welt, sie eine durchaus gefühlvolle Frau von hohem kräftigem Wuchs. Da die eigenen Kinder bereits der Schule entwachsen waren, bewies sie ihre Mutterliebe für das Heran­wachsende Geschlecht auch weiter an kleinen Pfleglingen. In dieser Familie verkehrte sich's gut und war ich willkommener Gast. Leider mußte ich nach einigen Jahren dieser Bekanntschaft sehen, wie die Gesundheit der Frau immer mehr schwand. Der Grund hierfür mochte, nach den Angaben ihrer Angehöri­gen, die ärztliche verkehrte Behandlung einer hitzig aufge­tretenen Krankheit (Frau Sch. litt an der Rose)[5] gelegt haben.

2. Die Krankheitsstoffe werden ja gewöhnlich bei medizinischer Behandlung, anstatt zur Ausscheidung gebracht, in das Innere des Körpers zurückgedrängt und günstigen Falls in Latenz versetzt. Die meisten solcher Scheinheilungen legen den Grund zu chronischem Siechtum, die giftigen Sekrete lagern sich an den inneren edlen Organen ab, als Lunge, Herz, Niere rc., hemmen und untergraben so den normalen Gang der menschlichen Maschine. Auch Frau Sch. klagte in letzter Zeit über Magenschmerzen, Atmungsbeschwerden und Herzbeklem­mung. Dazu kamen die verzehrenden Sorgen um das Wohl einer ihrer Töchter. Im Herbst desselben Jahres noch wurde sie aufs Krankenlager geworfen, von dem sie sich nicht wieder erhob. Von ihrer Tochter Anna, welche nun die häuslichen Arbeiten übernahm, gepflegt, schloß am 4. Oktober die Mutter für immer ihre Augen. Als ich wieder nach D. kam und meine braven Wirts­leute aufsuchte, teilten mir Gatte und Tochter der Verstorbe­nen folgende Erlebnisse mit. Lassen wir Frl. Anna Sch. selbst reden:

3. «Seit 14 Tagen hatte sich das Grab unserer Mutter geschlossen, als ich zum Friedhof ging, um den Hügel mit frischen Blumen zu schmücken. In der darauffolgenden Nacht wurde ich durch lautes Rufen: „Anna! Anna!" aus dem Schlafe geweckt, dieser Ruf geschah laut genug, sodaß es auch mein im anstoßenden Gemach sich ausruhender Vater gehört hat. Ich erkannte die Stimme meiner Mutter; doch nicht ge­nug, ich wurde emporgehoben und mit zwei Armen fest um­schlungen an einen unsichtbaren Körper gepreßt und auf die Stirn geküßt. Eine Stimme redete nun längere Zeit zu mir, der Angstschweiß rann mir von der Stirn und in der Auf­regung, in der ich mich befand, war mir jedes der zugeflüster­ten Worte wieder entfallen, welche meine Mutter zu mir ge­redet, denn nur sie konnte es gewesen sein, das sagte mir mein Inneres mit Bestimmtheit.

4. Noch in derselben Woche hat unsere Saalnachbarin Frau W. bei der nächtlichen Heimkehr von ihren verheirateten Kindern, während dem sie den gemeinsamen Korridor passierte, unsere Mutter in leibhaftiger Gestalt gesehen, auf ihrem da­selbst stehenden Lehnstuhl sitzend mit der Zubereitung von Ge­müse beschäftigt (wie sie es im Leben immer getan). Doch den sichtlichen Beweis von der Unsterblichkeit der menschlichen Seele sollte ich 4 Wochen nach dem Tode meiner Mutter von ihr selbst erhalten: Als sie schwerkrank in den letzten Tagen darniederlag, äußerte sie den Wunsch, Kleider und Wüsche von ihr nicht zu verteilen, sondern als Angedenken aufzubewahren. Doch wir Schwestern kamen darin überein, Kleider und Wäsche nicht unbenutzt liegen zu lassen, sondern sie zu teilen.

5. Wir erwarteten den zur schriftlichen Aufnahme bestell­ten Lokalrichter zur festgesetzten Stunde, es war ein kalter Novemberabend und ich machte in der sogen, guten Stube, in dem die amtliche Aufnahme des betreffenden Inventars stattfinden sollte, Feuer in den Ofen. Als ich wieder in das Zimmer trat, in dem sich außer mir niemand befand und lautlose Stille herrschte, vernahm ich ein Knistern an der Wand, (das Zimmer hatte keine Tapete) doch legte ich trotz der darauf hingelenkten Aufmerksamkeit dem Geräusch weiter keine Bedeutung bei, ich legte Kohle aufs Feuer und verließ das Zimmer wieder.

6. Als ich jedoch in derselben Angelegenheit wieder eintrat und dasselbe Knistern in verstärktem Maße an der Fenster Seite des Zimmers, die dem Ofen gegenüber liegt, wahrnahm, richtete ich mein Augenmerk darauf und wie groß war mein Erstaunen, dieser große, schwere Blumentopf (wir befanden uns am Orte der Begebenheit und Frl. Anna zeigte mir einen auf dem Fensterbrett stehenden großen Epheustock, der sich oben rings um das Fenster hinzog und in einem schweren, um­fangreichen Topf wurzelte), dieser Epheu mit Topf schwebte vom Fensterbrett frei ab nach dem Inneren des Zimmers. Sofort dachte ich an die Mutter, gewiß wollte sie sich damit mir bemerkbar machen und gleich fiel mir der Wunsch der Ver­storbenen ein, dem zuwider zu handeln wir eben bereit waren. Schnell gefaßt, fing ich den schwebenden Topf auf und setzte ihn wieder an seinen Platz mit halblaut gesprochenen beruhi­genden Worten an die Mutter, dann blieb es ruhig und ereig­nete sich an diesem Abende nichts mehr. Der Lokalrichter klopfte bald darauf zur bestimmten Zeit an die Tür und wal­tete seines Amtes.»

 

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Kap. 18

Der erfüllte Wunsch des Verstorbene

[Oberachern in Baden - Thildy Friedmann]:

1. «Es war zur Zeit der Baumblüte, als wir einen größeren Spaziergang zusammen unternahmen, Fräulein Emma B. und ich. Hinzufügen will ich, daß Fräulein B. oft erklärte, daß sie sich von mir am besten verstanden glaube, daß ich ihr von allen Freundinnen die liebste sei.

2. Bei oben erwähntem Spaziergang war die sonst ziem­lich verschlossene Emma sehr angeregt; ihr für Naturschön­heiten so empfänglicher Sinn äußerte sich lebhaft und einmal rief sie: „Ach, wie schön, wie wunderbar schön ist doch der Frühling, nur im Frühling möchte ich sterben, nur dann, wenn die Bäume blühen!"

3. Mehr wie dreimal sprach meine unvergeßliche Freun­din diesen Wunsch aus.

4. Ein halbes Jahr später war das liebe Mädchen bereits schwer leidend.

5. Als sich der Frühling ankündigte, und ihre ganze Umgebung hoffte auf Besserung, ich selbst dachte am allerwenigsten an eine baldige Auflösung.

6. Eines Abends hatte ich den Besuch einer Dame. Wir sind in lebhafter Unterhaltung, als es stark an die Zimmer Türe pocht.

7. Verwundert darüber, so spät noch einen weiteren Be­such zu erhalten, rufe ich ziemlich laut: „Herein!". Die Türe öffnet sich von selbst zur Hälfte, aber niemand betritt mein Zimmer, niemand ist draußen auf dem Vorplatz zu sehen.

8. Wir besprechen eben noch diesen Vorfall, als es zum zweiten Male klopft — deutlich und stark.

9. Die anwesende Dame war resoluter wie ich und laut rief sie diesmal: „Herein!". Wieder öffnet sich die festangelegte Türe von selbst, ohne daß jemand sichtbar die Schwelle über­schritten hätte.

10. Und bald darauf vernahmen wir zum dritten Male, wie es heftig und ungestüm an die Türe klopfte. Daß wir es mit etwas übersinnlichem zu tun hatten, davon war meine sonst nicht sehr leichtgläubige Besuchern: ebenso überzeugt wie ich.

11. In aller Frühe am nächsten Morgen wurde mir der Tod meiner Freundin Emma B. gemeldet und man ließ es mich wissen, daß die Verstorbene etwa eine Stunde vor ihrem Hinscheiden noch sehr lebhaft von mir gesprochen habe. D i e Zeit st i in m t e genau mit der überein, als sich das unheimliche Phänomen des Klopfens und Türöffnens bei uns zugetragen hatte. Und zwei Tage darnach hat man die irdische Hülle des mir so teuren Mädchens hinausgetragen, um sie in kühler Erde zu betten.

12. Mein Schmerz war ein tiefer und doch hab' ich's emp­funden, daß es ja Frühling, daß es die Zeit der Baumblüte sei!! Wie es schön war heute! So ruhig, so geheimnisvoll still! Kein Lüftchen war zu spüren, keine Blnme, kein Gras­halm regte sich, soweit man sehen konnte.

13. Laut weinend und schluchzend beugten sich alle die Ver­wandten und Bekannten über das offene Grab, als wollten sie mit ihrem Blick den schwarzen Schrein durchdringen, um noch einmal die geliebte Gestalt zu schauen. Mein Auge war tränen leer — es rauchte hinein in den blauen Äther des Alls, und leise fragte meine Seele: „Wo magst Du jetzt sein? Emma, weißt Du auch, wie unsagbar Weh mir Dein Verlust?" Und eine wunderbare Antwort sollte mir zu Teil werden: wie von unsichtbarer Hand wurde das blühende Bäumchen, welches direkt oberhalb des offenen Grabes stand, so kräftig und so andauernd geschüttelt, daß seine weißen Blüten dicht herab- rieselten und über und über den Sarg bedeckten. —

14. Wohl hat mancher das eigentümliche Gebaren des Bäumchens mit Verwunderung bei der vollkommenen Wind­stille beobachtet, aber niemand mochte sich die Ursache erklären können ich aber habe später, als ich allein war, den Stamm des Bäumchen heimlich geküßt.»

 

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Kap. 19

Erkennungszeichen beim Erscheinen von Verstorbenen

[[entnommen: Hyslops Probleme]:

«Ein Herr verlor im Jahre 1867 seine einzige Schwester in St. Louis (Amerika). Im Jahre 1876 war er in St. Joseph, das in demselben Staate liegt, und vollzog eben einige Aufträge als Reisender. Während er am Pult stand, seine Aufträge schrieb und eine Zigarre rauchte, sah er eine Er­scheinung dieser Schwester, und es fiel ihm eine besondere Narbe an der rechten Wange auf. Als der Mann bei seiner Rückkehr zu Hause, in Boston, seine Beobachtung schilderte, scherzte der Vater über ihn; die Mutter aber erhob sich zitternd und fiel beinahe in Ohnmacht. Sobald sie sich wieder gefaßt hatte, erzählte sie, während ihr Tränen über das Gesicht liefen, sie habe, während sie dem Leichnam der Tochter einen kleinen Liebesdienst erwies, unabsichtlich deren Gesicht an der Stelle geschürft und alle Spuren nachher mit Puder verwischt. Nie habe sie bis auf heute jemandem etwas davon gesagt. Der Sohn hat die Tatsache nie erfahren.

Das Hauptinteresse an dem Vorfall ist nicht nur das Zu­sammentreffen, sondern die Form, in der es auftritt. Wir können nicht annehmen, daß eine körperlose Seele eine nach dem Tode am Leib entstandene Narbe trage; in diesem, wie in anderen Fällen ergibt sich aber, daß das als Erkennungs­zeichen erscheint, an was unter Lebenden die Wahrheit der Tatsache erkannt wird».

 

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Kap. 20

Wie Professor Dolbeor den Besuch eines Geistes empfangt

[aus einer Zeitschrift f. Spiritismus]:

1. «Am Tage nach dem Ableben des berühmten Elektrikers Moses G. Farmer begab sich Professor Dr. Dolbear zu dessen Witwe, um ihr sein Beileid zu bezeugen. Die Nacht brächte er dann auf einem Gute, Greenaacre im Staate Maine, zu. Während seines Schlafes träumte er, Herr Farmer sei in seinem Zimmer anwesend und spräche auch mit ihm, wenn schon jener unsichtbar war.

2. Der Professor fragte: „Woraus kann ich schließen, daß Sie es sind und kein anderer?" Darauf antwortete der Un­sichtbare: „Ich werde Ihnen meine Hand zeigen!" Und in der Tat sah der Professor eine linke Hand vor sich, die er drückte. Sie fühlte sich eisig an, heftiger Schänder überlief ihn.

3. Professor Dolbear berichtet nun weiter, daß er darauf erwacht und nach einer Weile wieder eingeschlafen wäre. Sagte er: „Da hatte ich nun denselben Traum; Ich fragte nun Herrn Farmer, welchen Beweis er mir geben könnte, daß es gerade seine Hand gewesen wäre, die ich gedrückt hätte."

4. Darauf hieß der Geist mich aufpassen. Er verlängerte darauf den Daumen und den Mittelfinger, während der Zeige- und der Ringfinger gar sonderbar verschlungen wurden. Ich hätte ohne Hilfe meiner anderen Hand niemals meine Finger so zu verdrehen vermocht.

5. Am andern Tage berichtete ich meinen sonderbaren Traum Frau Farmer, und als ich von der Eigentümlichkeit der Finger sprach, ließ sie vor Schreck die Gabel fallen und sagte erregt:

6. „Das war eines seiner Lieblingskunststücke; er war im­stande, die Finger seiner linken Hand in derartige Stellung zu bringen, daß zum größten Erstaunen seiner Freunde und Bekannten niemand dies nachzumachen verstand."

7. Professor Dolbear fügte noch hinzu: „Ich bin mit Herrn Farmer nur zwei- oder dreimal zusammengekommen und habe nur Geschäftliches mit ihm zu verhandeln gehabt. Von jenem sonderbaren Kunststück, das er seinen Freunden vorzuführen pflegte, habe ich niemals die leiseste Ahnung gehabt. Ich wüßte nicht, wie ich jemals auf diese Gedanken hätte kom­men sollen.“»                                                                             

 

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Kap. 21

Die verstorbene Mittler erscheint und segnet ihre zwei Kinder

[Schumi spricht]:

1. «Der bekannte Düsseldorfer patriotische Rezitator Adolf Anton Becker, genannt Gustav Becker, berichtet in seiner „Lebensgeschichte und Erinnerungen" folgenden Fall der Mutter­liebe:

*

2. «Mein Stiefvater wollte als strenger Erzieher den Kin­dern die Furcht vor der Majestät des Todes austreiben. Gleich nach der Beerdigung meiner seligen Mutter mußte für uns zwei Buben das Zimmer, wo meine Mutter auf dem Toten­bett geruht, sofort gelüftet und für uns beide Jungens als Schlafzimmer eingerichtet werden. Jeden Abend, 7 Uhr im Sommer, brächte der Vater uns selbst ins Bett. Nachdem wir in seiner Gegenwart unser Abendgebet gesprochen, verließ uns der Vater und schloß die Tür. Wir waren allein. Ich war gegen 8 Uhr noch wach.

3. Auf einmal vernahm ich deutlich an der verschlossenen Tür ein dreimaliges, eigenartiges Pochen. Meine Aufregung war, wie man sich leicht vorstellen kann, nicht gering. Anderen Tags erzählte ich dies meinem Stiefvater und wurde für meine Furcht noch bestraft. Abends um dieselbe Zeit wurden wir wieder vom Vater zur Ruhe gebracht. Nach unserem Abend­gebet verschloß er wieder die Tür und verschwand. Mit ge­schlossenen Augen lag ich da. Endlich, nach bereits einer Stunde, es war am 16. des Monates Mai 1848, schlug ich die Augen auf und sah am Fußende des Bettes meine Mutter stehen in ihrem weißen Totenhemd, segnend uns ihre Hände entgegenstreckend.»

*

Es gibt ja leider viele Leute, die an kein Jenseits glauben und sagen: „Ach was! Halluzination!" Ich aber beteure jetzt in meinem hohen Alter, daß es Wirklichkeit war und keine Halluzination. Ja, es gibt ein Jenseits!»

*

[Vater Jesus spricht]:

4. „In dem Moment, als die Mutter die Hände segnend ausstreckte, öffnete Ich dem Knaben die geistige Sehe und daher sah er die Mutter.“

 

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Kap. 22

Eine wunderbare Errettung der Kinder durch die verstorbene Mutter

(1897)

[Schumi spricht]:

1. Mein Freund P. versicherte mir, folgende Erzählung einem ihm befreundeten protestantischen Geistlichen zu ver­danken, welcher diese öfter in seinem Bekanntenkreise bei Be­rührung des beliebten Themas des Übersinnlichen zum Besten zu geben pflegte:

*

2. «Die Glocken hatten schon längst den Sonntag eingeläutet, ein schwüler Sommerabend brächte den letzten und heißesten Tag der Woche zur Ruhe, drohend der Nacht ein schweres Ge­witter überlassend.

3. In seinem Studierzimmer saß emsig der Pfarrer über seine Predigt vertieft. Um ungestört sich seinen Arbeiten hin­geben zu können, hatte er seine drei kleinen Kinderchen zu Bett gebracht; war doch auch der Abend bereits durch jene düsteren Wolken zur dunklen Nacht geworden. Friedlich und ruhig waren die drei Kleinen in dem Bette der Mutter ein­geschlummert, der Mutter, die vor noch nicht allzulanger Zeit an ihrem Bettlein treulich gewacht. Der unerbittliche Tod hatte ihnen das liebe gute Mutter-Herz entrissen und sie der alleini­gen Pflege des vielbeschäftigten Vaters überlassen.

4. Immer dumpfer grollte der Donner, immer heftiger und wilder zuckten die Blitze, doch kein versöhnender Regen kühlte die dumpfe erstickende Luft. Der Pfarrer trat an's offene Fenster, um das Spiel der herrlichen Blitze zu bewundern.

5. Da, die Stubentür fliegt auf, und herein springen die drei Kleinen, und wie aus einem Munde rufen sie: „Papa, die Mama ist wieder da, die gute, liebe Mama, sie stand am Fenster, gerade als es eben so heftig blitzte, ja, und wir haben sie ganz deutlich gesehen, und sie hat auch so freundlich uns zu­gelacht."„Meine lieben Kinderchen, legt euch ruhig wieder schlafen", entgegnete in gemessenem Tone der ernste Pfarrherr, „das schwere Gewitter hat euch aufgeregt, ihr habt euch geirrt." – Und betrübt, daß die liebe Mama nicht da sein sollte, schlichen die Kleinen wieder ins Bett der Mutter zurück.

6. Und draußen blitzte und donnerte es mit unheimlicher Gewalt. Der Pfarrer dachte bei seiner Arbeit nicht länger über die kleine Unterbrechung nach, doch im Begriff sich hin­zusetzen, erscheinen die Kleinen schon wieder an der Türe, dies­mal ganz zaghaft dem Vater verkündend, daß wirklich wie­derum ihr Mütterchen am Fenster gestanden, als der letzte Blitzstrahl das Schlafzimmer erhellt habe. „Euer gutes Müt­terchen kann doch nicht da sein, meine lieben Kinderchen, seht, Mama ist im Himmel, und von da kann niemand wiederkommen, und nun legt euch wieder schlafen; ich komme auch gleich."

7 Mit Tranchen in den grellen Äuglein befolgten sie ge­horsam den Willen des Vaters, tief traurig, daß Papa ihnen nicht glauben wollte. Des Pfarrers Ruhe war dahin, seine Gedanken weilten bei seiner so innigst geliebten Frau, die ihn so früh verlassen mußte. — Dennoch durfte er sich den Ge­danken nicht hingeben, gebot doch die Pflicht noch zu arbeiten. — Näher und Näher war das Gewitter herangerückt, Blitz und Donner wechselten in unmittelbarer Folge. Es stört den Pfarrer nicht, — doch da klopft es ganz leise und zaghaft an der Türe. „Herein!", ruft der Pfarrer. Seine Kinderchen sind's, und ängstlich beginnt die Kleinste: „Lieber Papa, sei nicht böse, aber es ist ganz sicher wahr, als es eben wieder so blitzte, da stand die Mama mitten im Zimmer, und sie war ganz traurig und winkte mit einem weißen Tuche". Und was die Kleinste gesagt, bestätigten nun mutig die beiden älteren. – „So bleibt denn hier und setzt euch auf das Sofa, ich bin sogleich fertig und gehe dann mit." Die Älteste nahm nun die beiden in ihren Arm, und ängstlich aneinander schmie­gend, schlössen sie bald die müden Äuglein zu friedlich süßem Schlafe. Doch da, o Gott, was war geschehen!

8. Ein greller Blitzstrahl, ein furchtbarer Donnerschlag, das Zimmer erbebt. Erschreckt springt der Pfarrer auf, jäh er­wachen die Kleinen, und ängstlich weinend klammern sie sich an den Vater an. Der Blitzstrahl hatte ins Haus einge­schlagen. Das Bett der Mutter, die gemeinsame Schlafstätte der Kinder, war vorn Blitze getroffen. Deutlich zeigten die Decke und die Wand, welchen Weg der Blitzstrahl genommen, und ebenso das Bett selbst die verheerende Wirkung desselben. Welch' Wundersame Fügung! Welch' tieftraurige Fol­gen Hütte der Blitzstrahl gehabt, wäre jene Gestalt der Mutter nicht warnend erschienen?»

 

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Kap. 23

Der Geist einer Mutter holt die Seele ihres sterbenden Kindes

(1896)

[Schumi spricht]:

1.  Richard Marwell Winans berichtet im „Chicago Record Herald“ eine sehr beachtenswerte Geschichte, welche ihm von Dr. M. T. S. O. Hara erzählt worden ist, der früher als Schiffsarzt auf den Dampfschiffahrtsrouten der White Star Line angestellt war. Die Erzählung bekundete einen solchen Ernst und eine so große Aufrichtigkeit, daß ich nicht anders kann als ihrer Tatsächlichkeit vollen Glauben zu schen­ken. Die Ereignisse sind kurz die folgenden:

2. «Eine junge, zwölfjährige Waise kehrte aus Yokohama zu ihren Verwandten zurück. Es war ein reizendes und bild­schönes Mädchen, das sogleich die Herzen der ganzen Schiffs­mannschaft, insbesondere der Offiziere gewann, und auch der Schiffsarzt war ihm sehr zugetan. Als das Schiff das chine­sische Meer erreichte, wurde das Kind vorn tropischen Fieber befallen, und trotz der äußersten Anstrengungen des Arztes verschlimmerte sich die Krankheit derart, daß zum Schmerze aller ein verhängnisvolles Ende unvermeidlich war. Der Doktor erzählte, daß, während er am Bette der Patientin wachte, er die Anwesenheit von etwas im Zimmer fühlte, was er jedoch nicht im Stande war, zu sehen. Des Kindes Puls schlug langsam und ruhig. „Als ich in sein Gesicht schaute", so erzählte er, „wurde das Zimmer allmählich und unbemerkt lichter, obgleich es noch lange nicht Morgen war. Das Licht nahm immer mehr zu, ja es wurde hell wie in der Dämme­rung. Dann schien es oberhalb des Körpers des Kindes blau, weiß und golden zu flackern. Dies hielt nur einen Augenblick an, worauf alles verschwand. Jetzt spendete nur die Nach­lampe wieder ihr fahles Licht.“

3. Das Kind schaute fragend zum Doktor empor und mur­melte leise: „Ach, sehen Sie doch, wie herrlich!". – [Schumi spricht]: Doch lassen wir nun den Herrn Doktor selbst weiter er­zählen.

*

4.  „Es drehte seine Augen nach aufwärts und schaute zur Decke oberhalb seines Kopfes, wo ein lichtvoller nebeliger Dunst schwebte, ähnlich einem zerstreuten Lichte in der Ferne. Dieses wuchs unmerklich wie vorher, bis es wie eine schwebende Kugel in einer rötlichweißen Lichtwoge hing. Diese glich mehr dem St. Elms-Feuer.

5. „Siehe!" lispelte es; „Oh, siehe!"

6. Ganz langsam, so daß ich es anfangs kaum bemerkte, stieg die Lichtkugel herab. Endlich schien sich daraus ein Ge­sicht zu entwickeln, umgeben von einem Glorienschein, wie wir es bei den Seligen oder den Engeln abgebildet sehen. In den Gesichtszügen lag ein friedvoller und angenehmer Ausdruck. Dies war meine süßeste und himmlischste Vision, die ich se sah und wohl auch je zu sehen bekomme.

7. Sie verblieb einen Augenblick schwebend oberhalb des Kopfkissens. Ich hielt des Kindes Hand, die einen gespannten Ausdruck annahm; sein Körper zitterte schwach. Es machte Anstrengungen seinen Kopf emporzuheben; wobei es stammelte:

8. „Ach, Mama! Mama! Ich sehe den Weg voller Pracht und Sonnenschein!" Kaum erlosch das leise Lispeln, da stieg das Licht rasch empor, löste sich auf und verschwand, sobald es die Decke erreichte. Das lockige Köpfchen ruhte sanft zwischen den Kopfkissen; ein schwacher Atemzug, ein Seufzer, ein nervöses Zittern der Muskeln, dann hörte der Pulsschlag auf zu schlagen. Sanft und süß war sie in ein besseres Jenseits hinüber geschlummert. Ich kniete allein am Rande seines Bettes.

9. Rasch legte ich die Hände ihm gekreuzt auf seine Brust und blickte mechanisch nach meiner Uhr; es war 2 Uhr 30 Mi­nuten. Als ich aufstand, hörte ich die Tür öffnen; der Kapitän, gefolgt vom Steuermann und zwei andere Offizieren, trat in die Kabine. Er blieb an: Bette stehen, legte seine Hand auf des Kindes Stirne und sagte, indem er sich zu mir wandte:

10. „Ich dachte es nur!" Ja, Herr Doktor,“ Fügte er dann hinzu: „Ich glaube nicht an Geister oder Geistererscheinungen und derartige Dinge, aber jetzt eben… na, da denke ich, es war doch so etwas da! Meine Kameraden und ich haben ge­rade jetzt etwas sehr seltsames gesehen. Keine Täuschung, keine Hallucination, nein, es war Wirklichkeit, was wir sahen.

11. Eine blaue Feuerkugel, ähnlich dem St. Elms-Feuer, er­schien oberhalb unserer Köpfe im Rauchsalon; als wir sie anschauten, flog sie schnurstracks zur Zimmertür. Dort verblieb sie eine Sekunde und verschwand in derselben Richtung."

12. „Mein Lieber, unser kleines Mädchen ist gestorben," rief ich aus. Nachdem ich nach der Schiffswärterin geschickt hatte, ging ich auf das Deck zu der Kapitänsbrücke. Doch bevor ich noch etwas gesagt, kam ein dritter, dort diensttuender Kamerad ganz aufgeregt auf mich zu und erzählte mir, daß er vor einer halben Stunde ein Licht gesehen habe, welches vom rechten Mast auf das Deck niederstieg und dort verschwand. Nach einer Weile aber sei er noch mehr verwundert gewesen, als die er­wähnte Feuerkugel aus dem Versteck wieder herausgekommen sei und längs des Mastes emporgestiegen wäre, kurze Zeit auf der Vorderspitze verweilend, um sodann in den Wolken zu verschwinden."

13. Er fragte mich auch, ob ich ihm diese seltsame Erscheinung nicht erklären könne, und als ich ihm erzählte, was sich zuge­tragen habe, sagte er einfach: „Ach, das war es? Hätte ich es doch zu jener Zeit gewußt!". Und traurig ging er wieder auf seinen Posten.»

 

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Kap. 24

Eine verstorbene Mutter besucht ihre Kinder

[I. Lundoger]:

1. «Im Jahre 1833 geschah es im westlichen Jütland, daß eine Frau, auf ihrem Sterbebette liegend, eines Tages zu den Hinter bleibenden sagte: „Seid gut gegen meine Kinder! Nach meinem Tode werde ich gewiß kommen, um euch zu besuchen!" Sie sagte dies zwar, ohne eigentliche Furcht davor zu hegen, daß ihre Kinder nicht gut behandelt werden würden, hatte aber eine Ahnung, die sich auch als richtig erwies. Denn einige Zeit darauf wurde ihre Prophezeiung erfüllt.

2. Es war des Nachts, und die Bewohner des Hauses lagen zu Bett. Die Kinder und ihre Versorger befanden sich in der­selben Schlafkammer. Der Hausherr, der wach war, erblickte auf einmal die weißgekleidete Gestalt der verstorbenen Frau, deren Gesichtszüge er deutlich wiedererkannte, als sie sich vor sein Bett stellte. Die Frau lächelte ihre Kinder und die neben ihnen liegenden Erwachsenen freundlich an, worauf sie ver­schwand. Die Erscheinung wurde noch öfter beobachtet.»

 

 

Kap. 25

Die Verstorbene Gräfin HnUerstein erscheint ihren

« Kindern und rettet ste aus der Fenersgefahr der Uerbrennnng »

[von Frau Marie Schrimpf - Zeitschrift s. Spiritismus 1910]:

1. «Als Gräfin Hallerstein sieben Jahre alt war, war ihr Vater wegen einer politischen Angelegenheit zu Gefängnis ver­urteilt und aller seiner Güter beraubt worden. Auf inniges Bitten und Flehen der kleinen Luise ist ihr jedoch auf Gna­denwege bewilligt worden, die Gefangenschaft ihres Vaters zu teilen, und über sieben Jahre verbrachte sie mit ihrem Vater im Gefängnis, der sie alles lehrte: lesen, schreiben und auch andere Sprachen: kurz alle Wissenschaften, die er kannte. Zu jener Zeit waren der Spiritismus und dessen verwandte Ge­biete noch sehr wenig bekannt. Luise und ihr Vater jedoch be­faßten sich schon damals mit ihm in leidenschaftlicher Weise.

2. Ihre Mutter war eine schwache, kränkliche Dame, die das Unglück, das über ihre Familie hereingebrochen war, nicht überleben konnte. Sie starb einige Tage nach der Gefangen­nahme ihres Mannes. Die drei armen Kinder: Luise, damals sieben Jahre alt, und noch zwei kleinere, blieben, Vater und mutterlos, dem größten Elend preisgegeben, allein zurück.

3. Eine alte Dienerin erbarmte sich der armen Waisen und nahm sie mit sich. Eine elende, kleine Bauernhütte ward ihr Heim, und Hunger und Not litten die armen Kleinen mit­samt der treuen, alten Magd. Diese aber hatte einen Trun­kenbold zum Manne, dem die fremden Kinder, von denen er keinen Nutzen hatte, von Anfang an ein Dorn im Auge waren. — Als die alte Fran wieder einmal ausgegangen war und die Kinder allein gelassen hatte (sie mußte als Tagelöhnerin sich ihren Unterhalt verdienen), verkrochen sich die Kleinen in den leeren Schweinestall, um dem Manne nicht unter die Augen zu kommen, da dieser die armen Würmer in Abwesenheit sei­ner Frau stets schlug und auf alle Arten mißhandelte. Wirk­lich kam er gegen Abend auch wieder betrunken nach Hause und suchte die Kleinen. Endlich entdeckte er sie in ihrem Schlupf­winkel und forderte sie auf, herauszukommen. Da die geängstigten Kleinen der Aufforderung nicht Folge leisteten, ge­riet der Unhold in Zorn, und in seiner blinden Wut zündete er den Schweinestall an. Die verängstigten Kleinen kamen aber trotzdem nicht heraus, sondern krochen immer tiefer und weiter in das Stroh, das sich in dem Stalle befand. Als der Mann nun sah, daß die Hütte bereits lichterloh zu brennen anfing, lief er davon.

4. Da geschah etwas, auf das sich Gräfin Hallerstein noch haargenau zu erinnern wußte (sie war damals sieben Jahre alt und starb im 71. Lebensjahre): eine Lichtgestalt näherte sich der Hütte und rief die Kinder beim Namen. Sie erkannten ihre verstorbene Mutter und krochen schleunigst eines nach dem anderen aus dem brennenden Stalle heraus. Die kleine Luise lief auf die Gestalt zu, während die beiden Kleinen ängstlich zurückblieben. In dem Augenblicke jedoch, als sie die Gestalt schon beinahe erreicht hatte, zerfloß dieselbe.

5. Eine entfernte Verwandte nahm sich dann der beiden Kleinen an und erzog dieselben bis zu ihrem zwölften be­ziehungsweise vierzehnten Jahre, in welchem Alter sie starken. Die kleine Luise erhielt, wie gesagt, die Bewilligung, das Ge­fängnis ihres Vaters zn teilen und blieb bis zu seinem Tode bei ihm.»

 

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Kap. 26

Die Erscheinung eines verstorbenen Kindes

[Milgeteilt von Frau Kath. Wittland]:

1. Eines Tages begegnete meinem Sohne Wilhelm W. ein früherer Schulkamerad, welcher vou eurer Seereise zurückge­kehrt war.

2. Nach der ersten Begrüßung fragt ihn mein Sohn: „Nun, Johann, habt Ihr denn eine glückliche Reise gehabt?"„O ja", sagte der Gefragte, „das wohl, aber mir ist auf dieser Reise etwas begegnet, was ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde, und würde ich noch so alt."„Was war das denn?", erkundigte sich Wilhem weiter. – „Ich will es dir erzählen", sagt Johann.

3. „Wir fuhren mit Passagieren nach New-York. Es war ein Ehepaar dabei, die hatten ein Mädchen von drei bis vier Jahren, ein allerliebstes Kind; alle an Bord befindlichen Per­sonen hatten ihr Vergnügen an der Kleinen, und ich benutzte jeden freien Augenblick, um mich mit der Kleinen zu unter­halten. Da wurde eines Tages die Kleine plötzlich krank, und in wenigen Tagen war sie tot! Meine Aufgabe als Segel­macher war nun, die Leiche in Segeltuch einzunähen und am Abend ins Meer zu versenken. Das war eine harte Arbeit für mich, und manche Träne fiel dabei auf die liebe Tote.

4. Der Abend kam heran, aber ich konnte mich noch nicht entschließen, die kleine Leiche dem Meer zu übergeben; ich brächte dieselbe zunächst in meine Kabine. Dann trat ich meine Nachtwache beim Steuerruder an. Du weißt, Willi, daß im Kompaß-Raum ein Licht brennt, welches auch bei heftigem Sturm nicht verlöschen kann; ich stand am Steuerrad und sah auf den Kompaß.

5. Was ist aber das? Da steht die Kleine ganz so als ob sie lebte, sie spitzt ihren Mund, ein Hauch von ihr und das Licht ist ausgelöscht. Ich läute mit der Schiffsglocke, der Steuermann kommt. „Was ist denn hier oben passiert?" fragt er. „Wie konnte es zugehen, daß das Licht ausgelöscht ist?" – „Ich weiß nicht", erwiderte ich, „wollen Sie es nur wieder anzünden." Als das Licht wieder brennt, geht der Steuermann wieder hinunter. Es dauert aber nicht lange, da sehe ich das Kind dort wieder stehen, so wie das erste Mal, ein Hauch aus seinem Munde, und das Licht ist wieder ausgelöscht. Ich mußte nun nochmals läuten. Der Steuer­mann kam ganz erzürnt herauf und sagte: „Donnerwetter, Segelmacher, was habt Ihr denn hier oben vor? Wie ist es denn nur möglich, wie kann das Licht ausgehen?"„Ich weiß es nicht, Steuermann, aber wollen Sie mir einen Ge­fallen tun, dann stellen Sie sich hier einen Augenblick an das Steuerrad."

6. Dann ging ich hin und holte die kleine Leiche aus meiner Kabine und warf dieselbe so weit von mir ins Meer, wie es mir nur gelingen wollte. Das Kind erschien mir dann nicht wieder.

*

[Vater Jesus spricht]:

7.  „Die Kleine hat damit angezeigt, daß sie leib­lich gestorben und ihr Leib der Bestimmung zu übergeben sei."

 

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Kap. 27

Einige Erscheinungen kündigen ihren eigenen Tode meldend, im Moment seines Ab scheiden

I) [bom Isabelle Allom[6] - 1811, 15. Juli]:

1. «Im Jahre 1811 erhielt I. F. v. Meyer von seinem Freunde Z. in A. einen Brief des Inhalts: «Mein Sohn Martin war von seinem Urlaub einberufen worden. Ehe er von hier abging, äußerte er gegen seine Geschwister, daß er nicht wiederkommen werde. Meine im Ort verheiratete Tochter hatte ein Kind von nicht ganz 3 Jahren, welches seinen Onkel Martin sehr liebte. Eines Tages stand es am Fenster und rief plötzlich: „Martin, ei Martin, komm doch herunter! Mutter, sieh, hier oben ist Martin und will nicht herunter!" Die Mutter sah nichts. Einen halben Monat später kam Nach­richt, daß Martin in der gleichen Stunde von einer Kartätschen Kugel zerschmettert worden sei.»

*

II) [Max Dessoir schreibt]:

2. «Mein Vater starb am 11. Jan. 1848. Meine Mutter, die mich während der schweren Krank­heit meines Vaters nicht zu Hause wünschte, hatte mich zu einer Tante geschickt, die ungefähr zwei Meilen entfernt wohnte. Am Morgen seines Todes wurde ich um 6 Uhr geweckt, um wie gewöhnlich meinen Cousinen bei der täglichen Arbeit zu helfen. Eine Viertelstunde vor 7 Uhr ging ich die Treppe hinunter, ein Licht in meiner Hand, als ich plötzlich meinen Vater, wie er im Nachthemd auf mich zu kam, vor mir sah. Er streckte die Hand aus, als ob er den Leuchter nehmen wollte, aber ich bekam einen solchen Schreck, daß ich das Licht fallen ließ und im Dunkeln blieb. Ich wußte, es konnte nicht mein lebender Vater sein, sondern war überzeugt, daß er gestorben und nur gekommen wäre, um mir ein letztes Lebewohl zu bieten. Ich erzählte meinen Cousinen, was sich ereignet hatte, und sagte, ich müßte sofort nach Hause gehen. Sie meinten zwar, es wäre bloß meine Einbildung gewesen und versuchten mich zu überreden, bis nach den: Frühstück zu warten. Aber ich brach ohne Säumen auf und traf auf dem Wege meine Tante, welche die Nacht bei meinem Vater gewacht hatte und mir die Nachricht von seinem Tode bringen wollte. Derselbe war genau eine Viertelstunde vor 7 Uhr eingetreten.»

*

III) [Mme. Allom, 18, Batoum Gardens, West Kensington Park, London, Flammarion ab „L'Jnconnu“]:

3. «Mir ist meine Mutter im Augenblick ihres Todes er­schienen; so heilig mir diese Erinnerung ist, so sehr ich sie un­gläubigem Spott und Zweifel auszusetzen mich scheue, so will ich doch einem wissenschaftlichen Studium mein Erlebnis zur Verfügung stellen.

4. Ich trat im Oktober 1852 in eine Schule im Elsaß ein; ich war damals 17 Jahre alt. Meine Mutter, die sehr zart war, blieb in England. Um Weihnacht 1853, vierzehn Monate nach meiner Abreise von daheim, erfuhr ich, daß meine Mutter krank sei, doch ahnte ich nicht, daß ihr Leben in Gefahr war. Den letzten Sonntag im Februar 1854 zwischen ein und zwei Uhr nachmittags bin ich mit meinen Genossinnen in einem großen Saal versammelt. Ich lese, da sehe ich in der äußersten Ecke des Zimmers meine Mutter; sie liegt anscheinend im Bett und hat ein Nachthemd an. Ihr Gesicht ist mir mit einem sanften Lächeln zugekehrt und eine Hand hält sie zum Himmel erhoben. Die Erscheinung schwebt langsam durch das Zimmer in aussteigender Richtung, dann verschwindet sie. Gesicht und Körper sind durch Krankheit entstellt, wie ich es nie im Leben an meiner Mutter gesehen; sie ist totenblaß. In dem Moment, wo ich die Erscheinung erblickt habe, bin ich überzeugt, daß meine Mutter tot ist, und es ist mir eine Qual, meine jüngere Schwester zu sehen, die heiter mit ihren Freundinnen scherzt.

5. Zwei, drei Tage später ruft mich die Vorsteherin in ihr Zimmer, ich sage ihr, ehe sie noch Zeit findet, mich anzureden: „Sie müssen es mir nicht sagen, ich weiß, daß meine Mutter tot ist." Sie fragt mich, woher ich es wisse. Ich gebe ihr keine Erklärung und antworte ihr nur, daß ich es seit drei Tagen wisse. Später erfuhr ich, daß meine Mutter an jenem Sonn­tag, zu derselben Stunde, als ich sie sah, gestorben war, nachdem sie ein oder zwei Tage bewußtlos gelegen.

6. Ich bin nicht phantastisch veranlagt und habe weder vorher noch nachher etwas Aehnliches wieder erlebt.»

 

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Kap. 28

Erscheinung eines Kommandanten der 1885 im Krimkrieg starb,

und eines 15-jährigen Mädchens

I) [aus „L'Jnconnu“]:

1. Madame Férit in Juvisy, die Mutter der Postmeisterin dieser Stadt, schrieb mir im Dezember 1898:

2. Das Ereignis, das ich Ihnen mitteilen will, hat sich be­reits vor langen Jahren zugetragen, steht aber so deutlich vor mir, als sei es gestern geschehen, und wenn ich hundert Jahre alt würde, könnte ich es doch nie vergessen.

3. Es war während des Krimkrieges, 1855. Ich wohnte damals zu Passy, rue de la tour.

4. Eines Tages um die Frühstückszeit, etwa zwölf Uhr mit­tags, ging ich in den Keller; ein Sonnenstrahl drang durch das Kellerfenster nnd beleuchtete den Boden. Plötzlich verwan­delte sich mir dies beleuchtete Fleckchen in einen sandigen Strand am Meeresufer, und ich sah meinen Vetter, Chef eines Bataillons, tot ausgestreckt im Sand liegen.

5. Tödlich erschrocken wankte ich die Stiege hinauf; als ich meinen Angehörigen, die, über meine Blässe und Verstörtheit erschreckt, mich mit Fragen bestürmten, meine Vision erzählte, redeten sie mir sie aus und lachten mich aus.

6. Vierzehn Tage später erhielten wir die traurige Nachricht vorn Tode des Kommandanten Salier; er war beim Landen in Varna gestorben, und zwar an demselben Tag und um die­selbe Stunde, wo ich ihn im Sand ausgestreckt liegen sah.

*

II) [aus H.N. aus „Ubanenko“ in Moskau]:

7. Am 16. Juni 1870 erwache ich aus einem tiefen Schlaf. Jemand schien meinen Rücken berührt zu haben. Ich öffne die Augen und sehe meine 15 jährige Schwester am Bett sitzen. „Adieu, Nadia," höre ich sie sagen. Dann verschwindet sie.

8. An demselben Tage erfahre ich, daß sie um diese Morgen­stunde (fünf Uhr) gestorben.

 

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Kap. 29

Die Verstorbene Tochter erscheint im Moment des Sterbens ihrer Mutter

[Alpouroni aus in Konstantinopel]:

1. «Frau T. C. sah sich eines Tages genötigt, nach Ägypten zu reisen und gab ihr 14 jähriges Töchterchen in eine Klosterschule in Konstantinopel für die Zeit ihrer Abwesenheit. Am 18. März 1880 saß sie auf ihrem Balkon in Alexandrien. Es war nach Sonnenuntergang und die Dämmerung begann. Plötzlich hörte sie das Rauschen eines Seidenkleides hinter sich in der Halle, drehte sich um und sah ein weißge­kleidetes Mädchen, ähnlich ihrer Tochter, verschwinden.

2. Einige Tage nachher kam ein Freund zu Besuch und brächte Nachrichten ans Konstantinopel mit. Wie er den Namen ihrer Tochter aussprach, fiel ihm Frau C. erregt ins Wort: „Oh ich weiß, daß mein armes Kind am 18. März gegen fünf Uhr abends gestorben ist!". In der Tat stimmte das Todes­datum genau mit dem der Erscheinung überein.»

 

 

Kap. 30

Ein Gespenst in Monterrey, 1887

Achtzehn Fälle von Erscheinungen

I) - [der „Zeitscrift. s. Sp." mitgcteilt von F. L. G. Perle.]:

[Von G. Duvcrnoh in Texas]:

1. «Geschäfte, die ich im Interesse einer texanischen Handels­firma, welche in Ländereien spekulierte, zu besorgen hatte, wiesen mich nach der Stadt Monterey in Mexiko. Da ich von jeher das Reisen zu Pferde den alten Rumpelkästen der mexi­kanischen Postwagen vorgezogen hatte, so befand ich mich auch diesmal wieder hoch zu Roß, hatte mich aber den Tag über etwas verspätet und war noch einige Meilen von Monterey ent­fernt, als mich die Nacht überraschte, und die dunkeln Wolken, mit denen sich der Himmel überzog, verkündeten einen kommen­den Sturm. Ein Unwetter in unsern südlichen Regionen ist, wie bekannt, gerade nicht sehr angenehm, und ich fand es hohe Zeit, mich nach einer Wohnung oder einem schützenden Dache umzusehen. Mein Pferd, von den Strapazen des Tages bei­nahe erschöpft, war kaum mehr imstande, mich weiter zu tra­gen, und mit nicht geringer Freude erblickte ich endlich in der Ferne am Fuße eines hohen steilen Berges den Hellen Schein eines Lichtes. Rasch lenkte ich meine Rosinante durch das dichte Chaparall, und eben, als ich um einen Vorsprung des Berges bog, stieß ich auf zwei Reiter, von denen der eine nicht besonders günstig von mir zu denken schien, denn ich hörte deutlich das Knacken des Hahnes einer Pistole.

2. Ich konnte ihnen unmöglich ausweichen, mochten sie nun Freunde oder Feinde sein; denn sie standen mit ihren Pferden quer über dem Wege. Um nun ja keine Verlegenheit merken zu lassen, redete ich den jüngeren von ihnen, einen blassen, zarten, jungen Spanier, welcher der Herr zu sein schien, freundlich an:

3. „Guten Abend, Senior! Ich habe mich verirrt; können Sie mir wohl einen besseren Weg weisen?"

4. Trotz des mürrischen Kopfschüttelns seines Gefährten ant­wortete er, er sei selbst in dieser Gegend unbekannt und auch, wie ich, ein Reisender. Ich zeigte ihm nun das Licht, das ich entdeckt hatte, worauf er sein Pferd umwandte und vor mir her ritt, gefolgt von seinem Begleiter. Ich muß gestehen, daß mir seine Gesellschaft gerade erwünscht kam, da ich den ganzen Tag allein in der Irre hatte herumreiten müssen, jeden Augen­blick befürchtend, auf eine Bande mexikanischer Banditen zu stoßen. Wir ritten nun so rasch durch das Gehölz, als es die dicht verwachsenen Büsche und Schlingpflanzen erlaubten, und erreichten endlich das Licht. Nachdem wir eine Zeitlang in der Finsternis umhergetappt waren, trafen wir auf eine Tür, an der ich bald laut hämmerte. Nach einigen Augenblicken wurde sie vorsichtig von einer jungen Mexikanerin geöffnet, über deren Schultern eine Alte neugierig uns musterte.

5. „Können Sie, meine Holde, einige Reisende beherbergen?" - fragte ich das Mädchen.

6. „Oh, ja, Senior," erwiderte die Alte, „sehr gerne"; und den Diener sowie das Mädchen bei den Pferden lassend, lud sie uns ein, in die Hütte zu treten.

7. Das Innere der Wohnung sah bei näherer Besichtigung bei weitem nicht so abschreckend aus, als ich sie mir vorgestellt hatte, und als ich mich bei der Wirtin nach Betten erkundigte, schob sie auf der Hinteren Seite der Hütte eine Tür zur Seite, und wir erblickten einen schmalen Gang, zu dessen beiden Seiten sich Gemächer befanden, die in den Berg gebaut waren. Solche geheime Höhlen befinden sich unzählige in Mexiko und dienen gewöhnlich als Schlupfwinkel für Banditen. Das lieb­liche Gesicht des jungen Mädchens indessen, sowie auch die offe­nen, gutmütigen Züge der redseligen Alten benahmen uns alle Furcht, und nach einer zwar einfachen, aber schmackhaften Abendmahlzeit waren wir gerüstet auf die Gefahren, die in dieser unterirdischen Wohnung uns erwarten könnten.

8. Mein Reisegefährte war der erste, der sich zurückzog, wäh­rend sein Diener noch bei den Frauen blieb, um sich die Zeit durch Plaudern zu verkürzen. Ich selbst war durch den Ritt sehr ermüdet, nahm ein Licht und begab mich nach dem mir von der Alten angewiesenen Gemache. Es enthielt zwei Bet­ten; das eine, ein breites, schweres, altmodisches Gestell, rings von Gardinen umhüllt und mit einem sogenannten Himmel überzogen, an dem noch zerrissene verblichene Überbleibsel früherer Fransen hingen; das andere ein gewöhnliches Bett, wie man sie in jener Gegend anzutreffen pflegt. Da mir das letztere einladender aussah als der alte Kasten, so streckte ich mich ohne weitere Umstände darauf aus, nachdem ich jedoch vorher meinen Revolver unter das Kopfkissen gelegt hatte.

9. Mehrere Stunden lang schlief ich fest und gut; als ich auf- wachte, drang Heller Mondschein durch eine Öffnung in der Decke, die wahrscheinlich in eine Felsspalte mündete, in das Gemach und beleuchtete jeden Gegenstand, woraus ich schloß, daß das Gewitter vorüber sein mußte. Eben war ich im Be­griffe, mich gähnend auf die andere Seite zu legen, als sich die Vorhänge des großen Himmelbettes zu bewegen schienen. Verwundert blickte ich aufmerksam dahin. Ja, der Vorhang wurde zur Seite geschoben, und ein dünnes, langes Bein, so weiß wie Schnee, glitt hervor. Ein anderes folgte, und mit schwerem, dumpfen Schalle, als stiege eine Marmorstatue von ihrem Gestelle, traten sie auf den Boden. Dann folgte ein bleifarbiges, in den letzten Zuckungen des Todeskampfes gräß­lich verzerrtes Gesicht, das mit dem des jungen Spaniers einige Ähnlichkeit zu haben schien, und dessen halb erloschene Augen tief in ihren dunkeln Höhlen lagen. Ein Schauder überlief mich, und doch waren meine Blicke, wie durch einen unwider­stehlichen Zauber, an die Gestalt gefesselt. Mit einem plötz­lichen Rucke stand sie aufrecht, breitete ihre dünnen Skelett­arme aus und wankte, mich starr ansehend, auf mein Bett zu. Meine Glieder waren wie gelähmt, „…trab! Ttrab!" kamen die schweren Schritte der Marmorstatue näher. Gerechter Him­mel! — sie stand vor mir. Mit einem gewaltigen Sprung war ich auf der andern Seite aus dem Bette gestürzt; mit aus­gebreiteten Armen und mit stierem Blicke folgte mir die Ge­stalt. Vor Angst und Schreck beinahe außer mir, maß ich mit den Blicken die Entfernung bis zur Türe, tat einen verzwei­felten Satz über das Bett, ergriff die Klinke und riß mit aller Macht daran. Obgleich alles schnell genug ging, dauerte es mir doch eine Ewigkeit, bis ich die Tür offen hatte.

10. „Trab! Trab!" tönten wieder die dumpfen Fußtritte. Scheu blickte ich zurück, hinter mir schritt die Totengestalt, starr und steif, wie aus Stein gehauen. Keuchend stürmte ich den schmalen Gang entlang, um das große Zimmer zu errei­chen, doch o Schrecken, — ich hatte die Richtung verfehlt und stand dort in der undurchdringlichen Finsternis, unschlüssig, was ich tun sollte, während die Weiße Schreckensgestalt immer näher auf mich zukam. Zitternd an allen Gliedern warf ich mich auf die erste Tür, die ich erreichte. Krachend gab sie mei­nem Drucke nach, und ich polterte kopfüber in ein finsteres Loch, das keinen Ausgang, nicht einmal ein Fenster hatte. Zum Umkehren war keine Zeit mehr, „Trab! Trab!“ kam es näher. Mit aller Macht stemmte ich mich gegen die Tür; doch von außen drückte die Gestalt dagegen: nur ein dünnes Brett trennte uns. Plötzlich wichen die Angeln aus dem morschen Holze, die Türe schwankte, ein schwerer Fall, und … ich hörte nichts mehr!------------------------

11. Ein frischer Hauch wehte um meine Schläfe, als ich wieder zu mir selbst kam, und die niedlichen Augen der Seniorita blick­ten mitleidig in die meinen, als ich sie aufschlug. Die Alte rieb aus Leibeskräften meine Hände, und zu meinen Füßen stand der Diener des Spaniers mit trauriger, verstörter Mieue.

12. „Jst Ihnen besser, Senior?", sprach er. „Aber mein armer junger Herr ist in dieser Nacht gestorben. Gott gebe ihm die ewige Ruhe!"

13. Es dauerte jedoch mehrere Stunden, bevor ich imstande war, mein Pferd zu besteigen, und nie wieder werde ich diesen Vorfall vergessen.»

 

[index]

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II) - [1891, 28. November]:

14. «Das „Stuttgarter Evange­lische Sonntagsblatt" teilte 1893 in Nr. 48 aus der Feder von Pfarrer Dr. Phil. I. Paulus in Botenheim bei Bracken­heim Folgendes mit: „Gegen Ende 1891 erkrankte eine Witwe in unserer Gemeinde. Ihre Kinder waren alle, außer ihrem jüngsten, vor einigen Jahren konfirmierten Sohne, zerstreut in auswärtigen Stellen oder nach auswärts verheiratet. Als aber die Krankheit einen schnellen Verlauf zu nehmen und das Ende schnell herbei zu kommen schien, kam eine Tochter aus auswärtigem Dienste heim zur Pflege der Mutter. Die Kräfte derselben nahmen schnell ab, und sie empfing auf ihr Ver­langen mit ihren beiden anwesenden Kindern und einer an­dern Hausbewohnerin sowie einer Verwandten in der Ge­meinde das h. Abendmahl.

15. Auf meine Frage, ob sie nicht wünsche, man möge ihren andern Kindern schreiben, daß sie kommen sollen, um ihre Mutter noch einmal zu sehen, sagte sie, es sei nicht nötig, sie die zum Teil weite Reise machen zu lassen; erst wenn sie ge­storben sei, was ja bald eintreten werde, solle man sie benach­richtigen, dann können sie zur Beerdigung kommen; aber sie wisse selbst nicht, wo ihr ältester Sohn sei, so daß man diesen nicht werde benachrichtigen können, da er mit wechselndem Aufenthaltsort da und dort seiner Arbeit nachgehe. Unab­lässig betete sie für die Kinder, daß sie doch auf rechtem Wege bleiben und fromm und gottesfürchtig leben möchten, wie sie denn auch dieselben, so lange sie bei ihr im Hause gewesen waren, oft und viel ermahnt und zum Guten angehalten hatte.

16. Obwohl die Kräfte stets abnahmen, so kam das Ende vollends rasch und plötzlich herbei gegen Ende des Novembers 1891. Sofort wurde an die Kinder geschrieben und ihnen der Tag der Beerdigung mitgeteilt. Sie kamen auch alle, nur der älteste Sohn mit unbekanntem Aufenthaltsort fehlte bei der Beerdigung, weil man ihn nicht hatte benachrichtigen können. Um so größer war das Erstaunen aller, als er plötzlich in das Zimmer trat, in welchem die Familie nach dem Leichenbegäng­nis sich versammelt hatte. Er gab auf die Frage: „Wer hat dir denn den Tod der Mutter angezeigt?“ die Antwort: „Sie selbst.“ Er erzählte nun: «Vorgestern, als ich längst zur Ruhe gegangen war in meiner Schlafkammer und schon einige Stunden geschlafen hatte, Wachte ich plötzlich mitten in der Nacht auf, wie wenn man mir gerufen hätte.

17. Ich richtete mich auf, zündete ein Licht an und sah mich um. Da erblickte ich vor meinem Bette die Mutter, die mich unverwandt a n s a h. Ich er­schrak zuerst bei der plötzlichen Erscheinung der so ferne woh­nenden Mutter, erkannte sie aber sogleich und wollte sie eben fragen, was sie mir sagen wolle, als sie verschwand. Ich dachte sogleich: „Diese Nacht ist die Mutter gestorben", obwohl ich von ihrer kurzen Krankheit gar nichts wußte, und sah auf die Uhr. Es war 1 Uhr. Zuerst dachte ich: es ist am Ende doch nur eiu Traum gewesen, der mich aufschreckte, so daß ich die Erscheinung nur infolge des Traumes vor mir zu sehen glaubte. Aber ich hatte keine Ruhe mehr und stand auf und machte mich reisefertig; denn es war mir immer gewisser ge­worden, daß meine Mutter mir ihren Tod angezeigt habe. Mit dem Frühzug fuhr ich ab und, um Gewißheit zu bekommen, reiste ich zuerst in die Pfalz, den Bruder dort aufzusuchen und bei ihm Näheres zu erfahren.

18. Als ich den weiten Weg von dem fernen Holstein zurück­gelegt hatte und in feiner Wohnung nach meinem Bruder fragte, hörte ich, er sei nach Haufe abgereist, wo seine Mutter gestorben sei. Ich eilte ihm nach, konnte ihn aber nicht mehr einholen, sondern bin nun heimgekommen, leider aber konnte ich zum Begräbnis nicht mehr rechtzeitig eintreffen. Doch hat mich die Mutter nicht umsonst gerufen, da ich nun doch wenig­stens alle Geschwister beisammen treffe und ihr Grab besuchen kann.

19. Die Andern bestätigten ihm nun die Wahrheit, daß die Mutter selbst nach ihm gesehen habe, wie sie denn in ihren Ge­danken stets auf ihrem Kranken- und Totenbette mit ihren ab­wesenden Kindern beschäftigt gewesen war, und daß sie ge­nau zur Zeit, als sie ihm erschien, gestorben sei, am 28. November, morgens 1 Uhr. Eine treue Mutter Seele ist schneller als der Telegraph, wenn es gilt, nach einem Kinde zu sehen.»

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III) - [A. Hetz in Alby]:

20. «Meine Mutter starb am 8. April 1893, an einem Samstag. Am Mittwoch vorher hatte ich einen Brief von ihr erhalten, worin sie mir mitteilte, daß ihr Herzleiden nicht besser und nicht schlechter sei, und daß sie Samstag, den 1. April, einen Spaziergang nach Wasselonne unternommen. Ich hatte eine Reise für den 8. April vor, aß ruhig zu Mittag und war guter Laune; gegen zwei Uhr nachmittags überkam mich plötz­lich "eine entsetzliche Angst, ich ging auf mein Zimmer, warf mich in einen Fauteuil und brach in Tränen aus: ich sah meine Mutter auf ihrem Bett liegen, eine Rüschenhaube, die ich sonst nie bei ihr gesehen, auf dem Kopf. Meine Mutter war tot. Meine alte Kindsfrau kam zu mir ins Zimmer und war ganz bestürzt, mich so verzweifelt zu sehen. Ich sagte ihr, was ich soeben gesehen und welche Qual ich empfunden. Sie redete mir beruhigend zu und veranlaßte mich, meine Reisetoilette zu vollenden. Ich verließ das Haus mehr tot als lebendig. Fünf Minuten später holte mich eine Depesche meines Mannes ein. „Mutter aufgegeben, wird die Nacht nicht überleben."

21. „Sie ist tot," sagte ich mir, „ich weiß es, ich habe sie ge­sehen."

22. Wir gingen ins Hans zurück und wollten mit dem nächsten Zug nach Straßburg. Es war halb drei Uhr nachmittags nach Pariser Zeit, als ich meine Mutter gesehen. Drei Stunden später langte ein Telegramm ein, daß meine Mutter um halb vier Uhr nachmittags (nach Straßburger Zeitrechnung) ge­storben ist. Sie war nicht krank gewesen, hatte sich erst zwei Stunden vor ihrem Tod zu Bett gelegt und über Kälte und Müdigkeit geklagt. Aus Sterben dachte sie gar nicht, mein Vater saß neben ihr und las ihr einen Brief vor, sie ver­langte nicht nach ihren Kindern, doch glaube ich, daß sie ster­bend meiner gedachte. Wir kamen erst Montag um 11 Uhr nach Straßburg, meine Mutter lag schon aufgebahrt; aber jene, die sie angekleidet hatten, erzählten mir, daß sie beim Sterben dieselbe Mousselinehaube, in der ich sie gesehen, angehabt hatte.»

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IV) [vom Karl Früh - 1897, 27. März]:23 «Eines Morgens hatte ich einen so lebhaften Traum, daß ich ihn für Wirklichkeit zu halten versucht sein könnte, wenn sich ein derartiger Vorfall öfter zutrüge, so daß meine Denkgewohnheit keinen Anstoß mehr daran nähme und man anderseits nicht mehr der Gefahr ausgesetzt wäre, als Toren geschol­ten zu werden. Bei verschlossenen Türen trat mein Onkel ein und schritt in seiner Grubenkleidung durchs Zimmer, worauf das Gebilde sofort verschwand. Ich sah nach der Uhr und ver­gewisserte mich, allein im Zimmer zu sein. Gegen Mittag gelangte die erschütternde Nachricht zu mir, daß mein Onkel, der an diesem Morgen beim Beginn der Schicht die Grube be­sichtigt hatte, infolge eines Sturzes, und zwar kurze Zeit vor der Erscheinung verunglückt war. (Ob der Fall post mortem oder als Phantom-Erscheinung eines Lebenden Erklärung zu finden hat, mag dahin stehen — es genügt hier die Tatsache festzustellen.) Geistersehen rc. scheint übrigens in unserer Fa­milie nicht zur Seltenheit zu gehören. Von Wiedergängern, die Geld und Gut veruntreut, Grenzsteine verrückt hatten und bei ihren. Wiedererscheinen als Gespenst in Aufregung baten, sie von den selbst bereiteten Qualen zu erlösen, wobei sie die naive Frage stellten: Wohin mit den Talern? Wohin mit dem gestohlenen Gut? Was soll ich mit dem Grenzstein beginnen? — hörte ich oft berichten».

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[Schumi spricht]:

Es dürfte dieser Punkt sehr für die starke Autosuggestion zur Wiedererscheinung sprechen, welche nach du Prell sowohl der Doppelgänger, als auch die Materiali­sation erheischt.

 

V) - [der „Ganlois"]:

Die Pariser Tageszeitung () veröffent­licht einen interessanten Fall unterm 8. September 1900:

25. «Es teilt uns einer unserer Leser die Einzelheiten eines telepathischen Falles mit, der einer seltsamen Natur ist.

26. Besagter Herr promenierte vor einiger Zeit in der Avenue des Bois dc Bonlognc in Gesellschaft von drei Freun­den, welche er auch beim Namen nannte. Plötzlich sieht er wie das Gewoge von Menschen und die hin- und her rasenden Ka­rossen zu verschwinden scheinen und sich seinen Augen eine leere Wüste darbietet. Da in der Mitte dieses freien Raumes erblickt er einen Sarg, welcher geöffnet ist. Hierin liegt seine Schwester mit starrem Antlitz, tot. Unwillkürlich von der Erscheinung gebannt, bleibt er stehen und macht das Zeichen des Kreuzes. Als seine Freunde ihn nun wie angewurzelt stehen sahen, bestürmten sie ihn natürlich mit allen möglichen Fragen, um zu hören, was ihm zugestoßen sei.

27. „Ich kann nicht mehr weiter gehen,“ gab er zur Antwort; „dort vor mir sehe ich meine arme Schwester, wie sie tot daliegt!“ . . . Nun fingen die anderen Herren au zu lachen. Einige Augenblicke später verschwand die Erscheinung. Obschon seine Freunde inständig um Fortsetzung des Spazierganges baten, wollte er doch um jeden Preis nach Hause eilen; etwas sagte bestimmt in seinem Innern, daß ein großes Unglück über seine Familie herein gebrochen war. Da warf er sich denn in seiner Wohnung ganz gebrochen auf ein Sofa hin, traurig und voller Unruhe.

28. Am folgenden Tage meldet eine Depesche den Tod seiner Schwester. Letztere wohnte wohl 1000 Meilen von Paris ent­fernt. An jenem Abende vorher war sie zur selben Zeit der Erscheinung plötzlich verstorben. Und besonders erstaunlich dabei ist noch der Umstand, daß, wie jener Herr später er­fahren sollte, die Schwester bei ihrer Aufbahrung genau das­selbe weiße Kleid angetan hatte, und zwar bis in die Einzel­heiten übereinstimmend mit dem, welches er in der Vision da­mals in dem Bois de Boulogne gesehen hatte».

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VI) [der „Ganlois" in Widar - 1901]:

29. «Sch., ein Verwandter meiner Mutter, lag eines Nachts vom Vaterhause weit entfernt, schlaflos in seinem Bette. Da erblickte er plötzlich seinen Vater au seinem Bette stehend. Mit einer Hand hatte er die Bettdecke etwas zurückgezogen und sah seinem Sohne, mit dem er sich zu Lebzeiten entzweit hatte, ernst ins Gesicht. Nach einer Weile verschwand die Erschei­nung. Sch. sagte sich sofort, daß sein Vater soeben gestorben sei, denn er wußte, daß dieser schwer erkrankt war.

30. Am andern Tage erhielt er die Nachricht, daß sein Vater genau zu derselben Stunde gestorben war, in der er seinem Sohne in dem weit entfernten Orte erschienen war.»

 

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VII) - [da E. Rothea]:

31. «Der Vater meiner Mutter war Maire in Huningue. Kurze Zeit nach der im Jahre 1797 stattgefundenen Belage­rung dieser Stadt erhielt er die Nachricht, daß sein in Rixheim lebender Vater ernstlich erkrankt sei. Rixheim ist zwanzig Kilometer entfernt; mein Großvater ließ sein Pferd satteln und fort ging es mit Windeseile. Die Hälfte des Weges war zurückgelegt, da sah mein Großvater seinen Vater mitten im Weg stehen. Das Pferd bäumt sich und will nicht an der Er­scheinung vorbei. Der erste Gedanke meines Großvaters war, daß der Kranke gestorben sei, und in Rixheim angelangt, er­fuhr er auch wirklich, daß der Tod vor dreiviertel Stunden, also gerade zur Zeit der Erscheinung, eingetreten war.»

 

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VIII) - [da Marie Jacquemin - München, im März 1897]:

32. «Frau v. B., die Gattin eines Obersten, erzählte mir folgendes:

33. „Wir hatten uns in Ungarn verheiratet, und als wir kurz daraus nach Galizien übersiedelten, ließen wir mein bisheriges Kammermädchen dort zurück, die sehr an mir gehangen hatte. Ungefähr zwei Jahre später, als ich eines Morgens um 8 Uhr vollkommen wach im Bette lag, sah ich zu meiner großen Überraschung eben dieses Mädchen zur Tür hereintreten. Sie trat zu meinem Bette und ergriff meine Hand, die sie küßte, wie sie immer getan hatte, als sie noch in meinen Diensten stand. „Wie kommst Du hierher?" fragte ich sie. Sie gab keine Antwort, blickte mich zärtlich an und verließ wieder das Zimmer. Erregt klingelte ich und fragte die Dienerin, um wieviel Uhr denn das Mädchen eingetroffen sei. „Aber gnä­dige Frau," antwortete jene, „es ist niemand Fremdes im Hause." Ich erzählte den Vorfall meinem Manne, der mich damit aufzog und überzeugt war, daß ich geträumt habe. Aber am nächsten Tage erhielt ich einen Brief vom Bruder des Kammermädchens, der mir mitteilte, daß seine Schwester an jenem Morgen um 8 Uhr gestorben sei. Ihre letzten Worte waren gewesen: „Sage der lieben Frau v. B. daß ich ihr die Hand küsse!"»

 

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IX) [vor “L’inconnu”]:

34. «M. Binet, Typograph in Soissons, teilt mir die nach­stehende Vision mit, die er selbst erlebt hat:

35. Méziéres, meine Vaterstadt, war bombardiert worden; obgleich die Beschießung nur 36 Stunden dauerte, fielen ihr doch viele Menschenleben zum Opfer. Die elf oder zwölf Jahre alte Tochter unseres Hausherrn war auch schwer verwundet worden; Leontine (so hieß sie) war meine Spielgefährtin, ob­gleich ich schon fünfzehn Jahre alt war.

36. Anfangs März verließ ich Méziéres, um einige Tage in Donchéry zu verbringen. Vor meiner Abreise wußte ich zwar, daß die arme Kleine sterben würde, aber die neue Umgebung, die Reiseeindrücke und die jugendliche Sorglosigkeit ließen mich bald das Leid vergessen.

37. Ich schlief allein in einem langen, schmalen Zimmer, aus dessen Fenster man ins Freie sah. Eines Abends war ich, wie gewöhnlich, um neun Uhr zu Bett gegangen, konnte aber nicht einschlafen, während ich sonst sofort nach dem Niederlegen einschlief. Der Vollmond beleuchtete den Garten und schien auch hell in mein Zimmer herein.

38. Der Schlaf wollte sich nicht einstellen, ich hörte eine Stunde nach der andern schlagen und die Zeit schien mir endlos sich auszudehnen. Die Uhr schlug halb eins; ich blickte gerade auf das beleuchtete Fenster, das mir gegenüber lag, ein breiter Lichtstrahl drang herein. Plötzlich bewegte er sich gegen mein Bett zu, verdichtete sich wie in ein langes Weißes Gewand, und ich sah eine Gestalt auf mein Bett zukommen und ganz nahe bei mir stehen bleiben, ein liebes, mageres Gesichtchen lächelte mich an. „Leontine!" schrie ich auf, da glitt der Lichtstrahl weiter und verschwand am Kopfende des Bettes.

39. Einige Tage darauf kehrte ich zu meinen Eltern zurück, und mein erstes war, ihnen die Vision zu erzählen: das arme Kind war genau um diese Zeit gestorben.»

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X) [E. Lemoisson, Professor am Collége in Vire]:

40. «Im Jahre 1906 lebte ich als Erzieher im Hause der Marquise de . . .. und habe sie öfters folgendes erzählen hören:

41. Eines Abends soupierte die Marquise bei Bekannten in Paris; die Tischgesellschaft war sehr heiter nnd angeregt, als plötzlich eines der jungen Mädchen einen Schreckensruf ausstieß, ihr Gesicht mit den Händen bedeckte und in einen Wein- krampf ausbrach. Alle eilten ihr zu Hilfe. „Dn, da!" stieß sie hervor und zeigte auf die Türeinfassung, „meine Mutter ist mir erschienen, meine Mutter stirbt!". Man suchte sie verge­bens zu beruhigen und ihr die Ahnung auszureden.

42 Schließlich waren alle von dem Eindruck beeinflußt und in banger Stimmung; zwanzig Minuten später läutet jemand am Haus und verlangt augenblicklich Fräulein F. zu sprechen, der er eine traurige Botschaft überbringen müsse. Tatsächlich war die Mutter des jungen Mädchens plötzlich gestorben.»

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XI) - [Du Quilliou, Bürgeim. in Lanhelin (Jlle-ct-Vilaine)]:

43. «Mein Onkel Joseph, der Bruder meines Vaters, befand sich eines Morgens um zehn Uhr in seinem Garten, als er seinen Schwager zu Pferd die Landstraße herankommen sah. Joseph ging ins Haus und kündigte seiner Frau den Besuch des Gatten ihrer Schwester an und ging ihm wieder entgegen. Aber weit und breit war niemand zu sehen. Am Abend brächte ein Expreßbote die Nachricht, daß dieser Schwager am Morgen einem Schlaganfall erlegen und tot vorn Pferd gefallen sei. Die Entfernung zwischen dem Ort der Erscheinung und dem Ort, wo sich der Unglücksfall zugetragen, betrug 45 Kilometer.»

 

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XII) - [vor „L'Inconnu“ E. Lep, place de la Cathèdrale 9, in Tours]

44. «Im Alter von sechzehn Jahren studierte mein Freund S. Musik unter der Leitung des Komponisten Hippolyte Monpou in Paris.

45. Eines Abends hatte er in seinem Studierzimmer plötzlich die Vision seines Vaters, so klar und deutlich, als stände er lebend vor ihm; nach einem Moment verschwand die Erschei­nung. Mein Freund dachte nicht im entferntesten an den Tod seines Vaters, und doch war dieser plötzlich einem schrecklichen Zufall zum Opfer gefallen. Als Klavierstimmer überwachte er den Transport eines Flügels über eine Treppe, das Instru­ment fiel aus ihn und erschlug ihn.

46. Später erst konstatierte mein Freund den traurigen Zu­sammenhang des Todes mit der Erscheinung, die gerade in der Sterbestunde seines Vaters sich manifestiert hatte.»

 

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XIII) - [E. Asinelli in Genf]:

47. Ein junger Pfarrer hat nur folgendes erzählt: Ich verlor meinen Vater in frühester Jugend; meine Brüder und ich sind in dem ernsten Bologna von der besten und sanftesten der Mütter erzogen worden. Ohne eines ihrer Kinder zu be­vorzugen, widmete sie doch ihre größere Sorgfalt dem jüngeren, schwächeren und zarteren Knaben, der den englischen Charakter seiner Mutter geerbt hatte: Milde und Festigkeit.

48. Als ich zwanzig Jahre alt war, studierte ich in Bologna, mein Bruder war iu dem Militärinstitut zu Modena. Er litt sehr unter der Trennung von seiner Mutter.

49. Eines Abends beim Zubettgehen klagte meine Mutter über ein leichtes Unwohlsein und zeigte sich über die Abwesen­heit des jüngeren Sohnes beunruhigt, dann zog sie sich in ihr Zimmer zurück, nachdem sie mich wie jeden Abend zärtlich um­armt hatte. Unsre Schlafzimmer lagen nebeneinander. Ich verbrachte einen Teil der Nacht bei einer anstrengenden Arbeit und erst gegen Morgen gönnte ich mir Ruhe. Plötzlich weckte mich eine Stimme; ich fuhr erschreckt auf und sah meinen Bruder blaß und entstellt vor Angst vor mir stehen. Mühselig stammelte er: „Wie geht es Mama? Um 12 Uhr 10 Minuten nachts sah ich sie ganz deutlich bei meinem Bett in Modena stehen; sie lächelte mich an, zeigte mit einer Hand gegen den Himmel, mit der andern segnete sie mich, dann verschwand sie. Ach, sie ist tot."

50. Wir eilten ins Nebenzimmer; unsre geliebte Mutter war tot, ein Lächeln schwebte um ihre Lippen . . . Der Arzt bestä­tigte uns, daß der Tod um Mitternacht eingetreten sein mußte.»

 

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XIV) [Louis Nicole, 61, Tierney) R. Streatham, S. W. London]:

51. «Doktor Blaue in Aix-les-Bains war als junger Mann Zeuge von folgendem Erlebnis: Eine seiner Tanten war krank, ihr kleiner sechsjähriger Sohn wurde zu Doktor Blaues Vater nach Sallanches geschickt und spielte mit seinem Vetter. Plötz­lich erschrak das Kind und schrie angsterfüllt: „Mama! ich habe Mama gesehen!" Der alte Doktor Blaue dachte zuerst, das Kind hätte Fieber, später erfuhr man, daß die Mutter ge­rade in dem Augenblick gestorben war.»

 

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XV) [Daniel Beylard, rue Densert-Rochereau, 77, Paris]:

52. «Meine beiden Großmütter leben seit Jahren zusam­men in Bordeanx; die eine ist 80, die andre 87 Jahre alt. Die letztere ist nicht mehr im Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten und seit zwei Jahren weiß sie sich der alltäglichsten Dinge nicht mehr zu entsinnen und erkennt uns nicht. Am 19. Oktober be­findet sie sich den Vormittag über wie immer in ihrem Zim­mer. Die Dienerin, die sie bewacht, sieht, daß sie sich sehr sorg­fältig ihre Haare richtet und läßt sie dabei bis zur Essenszeit gewähren. Bei Tisch bemerkt man, daß sie mit Hilfe von Stecknadeln in ihrem Haar die Photographie ihres einzigen, in Madrid lebenden Neffen befestigt hat. Man lacht darüber, will sie ihr fortnehmen, da sie aber darüber zu weinen beginnt, läßt man sie ihr.

53. Am selben Tag kommt um vier Uhr nachmittags ein Tele­gramm des Inhaltes, daß dieser Neffe am Morgen gestorben. Niemand in Bordeaux wußte, daß er krank gewesen. Meine Großmutter hatte diesen Neffen erzogen und sie liebten sich sehr Dieser seltsame Fall hat sich in meiner Gegenwart ereignet und ich kann ihnen auch die Zeugnisse meiner andern Großmutter, meiner Eltern und der Dienerschaft auf Wunsch verschaffen.

 

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[Schumi spricht]:

54. Auf meinen Wunsch erhielt ich bald die Bestätigung dieses interessanten Falles von allen Beteiligten.

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[Vater Jesus spricht]:

55. Die Seele dieser Großmutter sah doch den Tod und daher war ihr die Photographie so teuer, obwohl sie sonst nicht ganz normal war.

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XVI) - [1817, 22, Sept]:

56. Der fromme Bischof Joh. Mich. Sailer († 1832) erblickte in einer Nacht seinen gleichgesinn­ten Freund Konrad Schmidt, wie er, einem Verklärten ähn­lich, vor seinem Bette stand und sagte: „Der Tod des Christen ist nichts; ihm ist's wie Paulo, als er von der Stadtmauer herab ins Freie gelassen wurde, und wie dem Petrus, als ihn der Engel aus dem Gefängnis führte." Sailer machte sogleich Licht und schrieb sich die Stunde auf; es war morgens 3 Uhr, — wie sich nachher herausstellte, Schmidts Sterbestunde.

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XVII) [ab „L’inconnu“ – Utte in Air]:

57. «Ich kann mich für den folgenden Fall, der sich in einer kleinen Stadt des Departements Var abgespielt hat, ver­bürgen:

58. Meine Mutter saß in einem Zimmer im Erdgeschoß ihres Hauses, nähend oder strickend; plötzlich sah sie ihren ältesten Bruder, der 50 Kilometer weit in dem Arrondissement Toulon lebte, vor sich, er ruft ihr: „Adieu! . . ." zu und ver­schwindet. Meine Mutter war ganz bestürzt, ging zu meinem Vater und sagte ihm: „Mein Bruder stirbt." (Sie wußte, daß er krank war.)

59. Ein oder zwei Tage später kam die Nachricht von dem Tod meines Onkels, der genau zu der Stunde der Erscheinung gestorben. Da es damals noch keinen Telegraph gab, war die Nachricht per Brief nach Aix gesendet worden.»

 

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XVIII) [V. Mouraviess, St. Petersburg, I8./30. März 1899]:

60. «Im Jahre 1866 befand sich Herr Professor Paul L. aus Rußland mit seinem Bruder bei seiner Mutter in Preußen zu Besuch. In einer Stadt, nicht fern von ihnen, lebte eine Schwester, die etwas leidend war. Am 17. September früh gingen beide Brüder spazieren. Plötzlich hörte Paul von einer Stimme zweimal seinen Namen rufen, das drittem«! hörte sein Bruder auch ganz deutlich den Ruf: „Paul!" In einer düstern Ahnung beeilten sich die Brüder nach Hause zu kom­men, wo sie ein Telegramm vorfanden, das ihnen mitteilte, daß ihre Schwester im Sterben liege.

61. Paul und seine Mutter reisten sofort ab; auf der Fahrt um 4 Uhr nachmittags sah Paul seine Schwester am Wagen vorüberziehen und ihr Kleid streifte ihn. Ueberzeugt, daß seine Schwester gestorben, teilt er es seiner Mutter mit und notierte die Stunde. Bei ihrer Ankunft erfuhren sie, daß seine Schwester um 4 Uhr nachmittags gestorben war und daß sie m ihrer Fieberphantasie am Morgen einigemal ihn gerufen.

52. Andre bemerkenswerte Details: Bei ihrer Rückkehr nach Hause finden sie, daß die Uhr in der Todesstunde stehen ge­blieben ist; das Bild der Schwester war heruntergefallen, trotz­dem der Nagel noch feststak.

63. Herr L., dessen Adresse zu Ihrer Verfügung steht, wird Ihnen bereitwillig alles bestätigen.»

 

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XIX) - [Le Messager 1899]:

64. «Eine englische Zeitung berichtet einen sehr sonder­baren Fall von Telepathie.

65. Am 12. August dieses Jahres versuchte ein junger Mann, namens Livius Cibrario, welcher der ältesten und angesehen­sten Familie Turins angehörte, den Gipfel des Roreiamelone in den Alpen zu erklimmen. Der Bergbesteiger verirrte sich jedoch und am nächsten Morgen fand man seinen Leichnam auf dem Grunde eines tiefen Abgrundes liegen.

66. Der Graf Cibrario, der Vater des unglücklichen Jüng­lings, befand sich damals zu Turiu und wußte nicht das ge­ringste von dem Aufstieg seines Sohnes auf den Roreiamelone. In der nämlichen Nacht des Unfalles selbst sprang der Graf plötzlich auf, kleidete sich rasch au und mit Tränen in den Augen überbrachte er seinen Familienmitgliedern die Trauer­nachricht, daß Livius gestorben sei.

67. „Ich sah ihn sehr deutlich," sagt er, „blutüberströmt war sein Kopf und mit röchelnder Stimme hörte ich ihn die Worte ausrufen: „Vater, ich bin von einem Felsen abgestürzt und habe das Genick gebrochen. Jetzt bin ich tot, tot!"

68. Die übrigen Familienmitglieder versuchten vergebens den armen Grafen zu überzeugen, daß das schreckliche Gesicht doch nur auf Alpdrücken zurückzuführen sei; der untröstliche Vater wartete in fieberhafter Aufregung auf die Nachrichten über den unklugen Bergbesteiger. Am andern Tage bestätigte ihm ein Telegramm die herzzerbrechende Wahrheit.

69. Das sonderbare telepathische Phänomen ist um so mehr als höchst bemerkenswert anzusehen, da der Graf Cibrario niemals das geringste Anzeichen von nervösen Unruhen ver­spürt hat und niemals den okkulten Wissenschaften Glauben geschenkt hat.»

 

[index]

Kap. 31

 Einige Fälle von Telepathie und Erscheinungen

 

I) – [ab “La Lumière” - von Dr. Ch. Verge (Rev. med. de Quebec, 2. Febr. 1899, S. 211).]:

1. Der Verfasser betrachtet nur das Phänomen der Erschei­nung Lebender, sei es daß sie sich entfernt von ihren Körpern während des Schlafes, sei es im Augenblick des Todes, oder im Höhepunkt einer schweren Krisis, oder bei einer großen Gefahr sich zeigen. Er erwähnt auch, daß die Rothäute sich einer beson­deren Art von Gedanken-Telegraphie bedienen, welche ihnen erlaubt, sich in gewissen Notfällen ohne Signale noch Drähte auf unglaubliche Entfernungen zu verständigen. Allein die Art, in der sie so miteinander verkehren, beruht auf einem Ge­heimnis, zu dessen Enthüllungen sie sich niemals verstanden haben. Man hat nun die peinlichsten Untersuchungen in den Ver­einigten Staaten angestellt, welche die Wirklichkeit dieser Tat­sachen ergeben haben, doch scheint diese Fähigkeit nur gewissen Individuen der Volksstämme eigen zu sein. - Dr. Berge vermu­tet, daß es starke hypnotische Subjekte oder Medien wären, die sogar ihre ganze Persönlichkeit dazu noch auf eine weite Entfernung hin gewissermaßen zu exteriosieren vermögen. Er führt dazu einen Fall von Telepathie an, welcher den Dr. I. A. S. Brunelle von Montreal angeht:

2. «Als dieser nämlich am 22. Januar v. I. (1998) in seinem Bibliothekzimmer mit Arbeiten beschäftigt war, hörte er an die Tür anklop­fen, und da er glaubte, daß es sein Sohn wäre, sagte er, indem er von seinen Büchern aufsah: „Was willst du?" Da wieder­holte sich das Klopfen von neuem, und zur großen Verwunde­rung des Herrn Brunelle trat sein bester Freund der Dr. Garceau aus Boston ein.

3. „Wie sind Sie denn ins Haus hereingekommen" fragte Dr. Brunelle, „da doch gar nicht die Hausglocke ertönt ist?,“ und sprang dabei auf, um ihm die Hand zu reichen.

4. In diesem Augenblicke aber war der stumme Gast ver­schwunden. Eine halbe Stunde später wurde ihm durch das Telephon direkt von Boston der Tod seines Freundes Garceau mitgeteilt.»

*

II)

5. Der englische Lord Brougham erzählt: «Als Universitätsstudent hatte er mit einem seiner Freunde viele Gespräche über die Unsterblichkeit der Seele und über die Möglichkeit von Totenerscheinungen; sie „begingen die Torheit", eine mit ihrem Blute geschriebene Vereinbarung zu treffen, daß, wer von ihnen zuerst sterbe, dem andern erscheinen solle, um so jedem Zweifel ein Ende zn machen, den sie über das Leben nach dem Tode gehegt hatten. Nach Vollendung ihrer Studien schieden sich ihre Wege. Lord Broughams Freund ging nach Indien und ließ selten mehr etwas von sich hören, so daß nach einigen Jah­ren von der Jugendfreundschaft kaum mehr übrig war als die Erinnerung. Auf einer Reise, welche Lord Brougham im Jahre 1882 nach Schweden und Norwegen machte, mußte er in einem kleinen Dorfe bei Gothenburg übernachten. Da er müde war, nahm er ein warmes Bad, ehe er zu Bette ging. Während er im Bade lag, kehrte er seinen Kopf um, um nach dem Stuhl zu sehen, auf dem seine Kleider lagen, weil er das Bad verlassen wollte. Da saß sein Freund auf dem Stuhle und sah ihn ruhig an. Wie Lord Brougham aus dem Bade kam, wußte er sich nicht zu erinnern, allein nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte, fand er sich auf dem Boden liegen. Die Erscheinung war verschwunden. Es war nichts vorgefal­len, das seine Erinnerung an seinen Jugendfreund hätte wach­rufen können, allein die geführten Gespräche und die Verab­redung standen ihm nun wieder deutlich vor dem Geist, und er vermochte den Gedanken nicht von sich zu weisen, daß sein Freund werde gestorben sein und daß seine Erscheinung als ein Beweis für ein zukünftiges Leben zu betrachten sei. Bald nach seiner Rückkehr nach England erhielt Lord Brougham die Nach­richt vom Tode seines Freundes; er war im selben Moment ge­storben, da Lord Brougham die Erscheinung sah.»

 

*

III)

6. In „The two Worlds" liest man folgendes: «Der Kapi­tän der englischen Armee Russell Colt hatte einen ihm sehr lieben Bruder im Krim-Kriege (1858), welcher Briefe voll trauriger Ahnung nach Hause schrieb. Kapitän Colt schickte ihm eine scherzende Antwort und bemerkte unter anderem, daß wenn ihm etwas zustoße, er ihm in Jnveresk House in dem Zimmer, wo sie so heitere Jugendtage zugebracht, erscheinen solle. Dieses Zimmer war lang und eng, mit einem Fenster auf der einen und einer Türe auf der andern Seite, und dieser gegenüber das Bett. Da geschah es, daß der Kapitän in einer Nacht plötzlich erwachte und vor seinem Bett die kniende Gestalt seines Bru­ders in Phosphorschein erblickte. Zuerst glaubte er an eine Vision, erzeugt durch das Mondlicht; allein er schloß die Augen, stand auf, schritt durch das Bild hindurch und ging zur Türe, sah dann zurück und gewahrte nun seinen Bruder Oliver, ihm freundlich zulächelnd. Aber in der rechten Schläfe sah er eine blutende Schußwunde. Nach 14 Tagen traf ein Brief ein mit der Nachricht, daß sein Bruder bei der Erstürmung von Redan durch einen Schuß in die rechte Schläfe getroffen, ums Leben kam.»

*

 

IV) - [Gussi van der Haege in Roulers]:

7. «Vor einigen Jahren besuchten Herr und Frau H. W. einen alten, kranken Mann namens Saint-Aubin, ein richtiges Original. Im Laufe des Gespräches versprach der alte Mann, der seinen Tod herannahen fühlte, Herrn W. diesen „mitzuteilen" und Herr W. versprach seinerseits das gleiche.

8. Der Sommer verging, ohne daß sie sich wiedersahen. Au einem Winterabend nach dem Souper las Herr W. die Zei­tung, plötzlich zuckte er unwillkürlich mit dem Kopf und sagte zu seiner Frau: „Saint-Aubin ist tot!" – Frau W. fragte un­gläubig, wieso er das wissen könne, und er erklärte: „Ich habe keine Nachricht bekommen und mit niemanden gesprochen; doch habe ich soeben einen Schlag gegen die Stirne gespürt, und in derselben Sekunde an den Tod Saint-Aubins gedacht." Am andern Morgen hörte Mine. W., wie in der Kirche der am Abend vorher eingetretene Tod Saint-Aubins verlesen wurde. Herr W. (mein Onkel), dem ich diesen Bericht verdanke, er­klärte es für unmöglich, den erhaltenen Schlag zu beschreiben, er hat nie wieder etwas ähnliches verspürt. Er ist weder abergläubisch, noch gläubig.

                                                          

 

*

V) - [A. Bamberg, Stetten - 1899]:

9. «Ju einer sehr ehrbaren Familie in Havelberg erschien die verstorbene erste Fran oft ihren Kindern und der zweiten Frau. Die Kinder sahen sie sehr deutlich; sie hörten mitten in ihrem Spiele auf, eilten mit dem Rufe: „Mama, Mama!" zu ihr und versuchten, sie in kindlicher Liebe zu umarmen. Ebenso deutlich ward die Verstorbene auch von der zweiten Frau gesehen und zwar gleichzeitig mit den Kindern.»

 

*

VI)

10. «Am Todestage Moltke's, nachts 12 Uhr, gingen einige Offiziere am Generalstabsgebäude vorbei und sahen plötzlich eine hohe militärische Gestalt. Sie stießen sich an. „Wer ist das?" – „Der Feldmarschall!" – „Aber ohne Degen?". Sie grüßten, und die Wache vor dem Generalstabsgebäude prä­sentierte. Die Gestalt aber verschwand vor ihren Augen. Da gingen die Offiziere zu der Wache heran und fragten, wer das gewesen sei. Die Antwort lautete: Der Generalfeldmarschall! Das war also um Mitternacht. Am andern Morgen erfuhren die Offiziere zu ihrem Schrecken, daß Moltke bereits um 10 Uhr gestorben sei. „Ich habe neben der Gemahlin eines Flü­geladjutanten des Kaisers gesessen,“ erzählte Dr. Müller, „die hat mir davon Mitteilung gemacht. Se. Majestät soll davon erfahren und eine gründliche Untersuchung befohlen haben.“»

 

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Kap. 32

Erfüllung Todesmitteilung im Moment des Sterbens

[Von Frau Marie Schrimps - Zeitschrist s. Spiritismus, I910]:

1. «In der Nacht vom 27. zum 28. November vorigen Jah­res (1909) wachte ich plötzlich auf: es war mir, als ob jemand meinen Arm, der auf der Decke lag, berührt hätte, fo, als ob nur jemand etwas sagen wollte. Ich machte Licht — meine liebe Mutter schlief im anderen, von mir ziemlich weit entfernt stehenden Bette, fest und ruhig. Also mußte die Berührung nur ein Traum gewesen sein. Kaum schlief ich jedoch wieder, da wiederholte sich dasselbe, und zwar diesmal so deutlich, daß ich abermals das Licht anzündete. Und ein drittes Mal er­eignete es sich genau so; jedoch beachtete ich diesmal die Sache nicht mehr, sondern drehte mich unwillig auf die andere Seite und schlief ruhig weiter ohne jede Störung. In der Frühe aufgewacht, fand ich, daß mir der Vorfall doch zu denken gab; daher erzählte ich ihn auch meinen Angehörigen und notierte mir sogar das Datum.

2. Vor circa acht Tagen (am 2. Februar 1910) fiel mir ein, daß Frau Gräfin Hallerstein in Schäßburg — eine sehr liebe, gute, äußerst gebildete Dame, eine langjährige Bekannte von mir, an der ich mit unendlicher Verehrung und Freundschaft hing, bereits zwei meiner Briefe unbeantwortet ließ. Ich schrieb ihr nochmals und setzte zur Vorsicht meinen Namen als Absenderin auf die Rückseite des Kuverts; ich dachte, vielleicht ist sie verreist oder es haben sie meine Briefe sonst auf irgend­eine Art nicht erreicht.

3. Gleich zwei Tage darauf erhielt ich von der Tochter der Frau Gräfin Haller stein die traurige Nachricht, daß ihre Mut­ter am 28. November vergangenen Jahres verstorben sei. Meine zwei ersten Briefe sind auch angekommen. Da ich aber nur meinen Taufnamen unterschrieben hatte, wußte man nicht, wem zu antworten wäre.

4. Frau Luise Gräfin Haller-Hallerstein war eine äußerst gebildete Dame, eine treue Anhängerin des Okkultismus und mit einem wunderbaren Grade von Hellhören begabt. Viele Stunden verbrachten wir in okkulten Übungen, und bei einer dieser Gelegenheiten versprach sie mir, falls sie einmal fernab von mir sterben sollte, mir dies auf irgendeine Weise bekannt­zugeben. Sie lachte damals noch recht herzhaft dazu und sagte, ich dürfte es ihr aber halt dann nicht nachtragen, wenn sie mich vielleicht recht erschrecken möchte!

5. Es ist ganz außer Zweifel, daß meine liebe Freundin Wort gehalten hat; der liebe Gott segne sie und gebe ihr seinen Frieden!»

 

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Kap. 33

Erscheinung bei den Tanten zeitgleich mit dem Tod

[Dresdner Anzeiger]:

1. «Das Parlamentsmitglied Mr. Campton Rickett erzählte fol­gende Geistergeschichte, für deren Wahrheit er bürgt:

2. «Ein Herr, dessen Sohn während des Burenkrieges in Südafrika als Mi­litärarzt tätig war, stattete seinen beiden Schwestern einen Besuch ab. Sie sagten, daß sie sich freuten, daß sein Lohn wieder nach Hause zurückgekehrt sei. Als der Vater ihnen er­widerte, daß sein Sohn noch in Südafrika wäre, riefen sie beide aus, sie hätten ihn durch die Glasscheibe der Türe des Korri­dors um 6 Uhr abends, gerade bevor der Vater gekommen sei, gesehen. Der letztere kehrte nach London zurück und begab sich am nächsten Morgen nach dem Kriegsministerium. Hier wurde ihm gesagt, daß soeben die Nachricht eingelaufen sei, daß sein Sohn gestern am Fieber gestorben sei.»

 

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Kap. 34

Die Erscheinung des Verstorbenen im Moment des Sterbens

 

1 . Es folgt nun aus „Light" ein Auszug aus dem 4. Buche der gesammelten Werke John Wesleys, des bekannten Begrün der Methodistensekte. Wesley berichtet, daß kurz vor Michaeli 1763 sein Bruder Georg, ein kräftiger junger Mann, zur See gegangen fei:

2. «Einen Tag nach jenem Festtage — es war Mitternacht — gewahrte ich neben meinem Bette eine leuchtende Erscheinung, in der ich meinen Bruder erkannte, der mich starr ansah. Er machte mir den Eindruck, als ob er ganz und gar durchnäßt sei. Nur zu bald sollte ich die Aufklärung jenes Gesichtes erhalten. Das Schiff, auf dein sich mein Bru­der befunden hatte, war in jener nämlichen Nacht auf einen Felsen gestoßen und mit Mann und Maus untergegangen.

3. Vier Jahre später (es war am 9. April 1767) fuhr ich plötzlich aus dem Schlafe auf und sah einen anderen Bruder, der nach Amerika ausgewandert war, ganz deutlich vor mir stehen. Just zur selben Zeit war er, wie ich nach Monat und Tag erfuhr, zu Jamaika aus diesem Leben geschieden.»

*

[Vater Jesus spricht]:

4. Weil beide eine sehr große Sehnsucht hat­ten, daß sie dem Bruder die Todesnachricht brächten, öffnete Ich die geistigen Augen dem John und so sah er beide. Denn, Ich bin es immer Selber, der dieses Sehen durch Öffnen der geistigen Augen bewirkt.“

 

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Kap. 35

Ein Student erscheint und meldet seinen Tod der Mutter

(1903)

1. «Wenn schon seit dem Geschehnis viel Wasser in den Rhein gelaufen ist, so ist doch die Erinnerung an dasselbe in den Kreisen wachgeblieben, welche dem Übersinnlichen ein mehr als alltägliches Interesse entgegen bringen, in eben jenen Kreisen, welche, fest von der Existenz metaphysischer Phäno­mene überzeugt, eifrigste beflissen sind, jene noch unaufgeklär­ten, aber tatsächlich vorhandenen Erscheinungen den bereits von der offiziellen Wissenschaft erforschten Naturphänomenen einzugliedern.

2. Zu Gotha wohnte vor langen Jahren, wie die damaligen Historiker, unter andern auch Hofrat von Eckhartshausen, be­richten, ein Rektor, Gottfried Vockerodt, der weit und breit in hohem Ansehen und vorzüglichem Ruf stand. AIs er das Zeitliche segnete, hielt sich sein Sohn in Halle auf, woselbst er seinen Universitätsstudien oblag. Seine Mutter und Schwester befanden sich noch in Gotha.

3. Eines Nachmittags nun vernahmen die beiden ein furcht­bares Gepalter auf der Treppe, dem sich bald laute und eilende Schritte auf dem Gange anschlossen. Die Mutter begab sich auf den Korridor und sah zu ihrem großen Erstaunen den unerwartet von der Hochschule heimgekehrten Sohn vor sich stehen. Erfreut ruft sie ihre Tochter; doch wie diese den geliebten Bruder umarmen will, sehen beide Damen den Jüng­ling erbleichen und bemerken nun auch, daß sich auf seiner Brust eine große Wunde befand, aus der das Blut mit Heftig­keit hervorstürzte.

4. Man kann sich leicht deren Schrecken: vorstellen, wenn man bedenkt, daß sie, die ihm nun beistehen und bei seiner tödlichen Verletzung Hilfe leisten wollten, auf einmal sich nur noch einem leeren Schatten gegenüber befanden, der sich auch bald in nichts auflöste. Die tieferschütterten Damen sollten indes bald der Lösung des sonderbaren Rätsels teilhaftig werden; nach kurzer Zeit erhielten sie schon die Mitteilung, daß der junge Herr Vockerodt zu Halle auf der Saalebrücke erstochen worden sei und zwar in demselben Augenblicke, da zu Gotha sich der Witwe Vockerodt und ihrer Tochter die seltsame Erscheinung darbot.»

 

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Kap. 36

Der ertrunkene Bruder erscheint

(1736, 6. März.)

1. Lord Byron kannte einen Kapitän Kidd, welcher ihm folgendes persönliche Erlebnis mitteilte:

2. «Er schlief einst wie gewöhnlich in seiner Hängematte, als er mit einem Male an einem Gefühle des Drucks erwachte. Er rieb sich die Augen und erblickte seinen Bruder, der als Seeoffizier der ostindischen Kompagnie diente, wie er in Uniform quer­über seinem Bette lag. Er berührte die Gestalt mit der Hand und hatte dabei das Gefühl, als sei die Uniform des Bruders ganz naß. Ein Mittoffizier, den er im ersten Schrecken her- beigerufen, sah nichts; dagegen kam wenige Monate später die Nachricht, daß der Bruder in jener Nacht im Indischen Ozean ertrunken sei.»

 

 

Kap. 37

Der verstorbene Freund erscheint in der Menge

[ab Fl. “L'Inconnu”]:

1. «Mein Großvater mütterlicherseits, ein ernster, ruhiger, strenger Mensch, ging eines Tages, ganz in seine Gedanken vertieft, in dem belebtesten Teil Londons spazieren. Da brach sich durch die Menge einer seiner besten Jugendfreunde, Oberst in Indien, Bahn und kam auf ihn zu. Den Zeitungen nach befand er sich in Indien und kämpfte gegen die aufrührerischen Einwohner. Mein Großvater, sehr erstaunt, reichte ihm die Hand und wollte ihn ansprechen, da verschwand er so schnell wie er erschienen.

Zu Hause angekommen, erkundigte sich mein Großvater, ob der Oberst ihn vielleicht besucht habe. Auf die verneinende Antwort war er etwas verwirrt und ging in seinen Klub und fragte nach dem Oberst; auch hier wußte niemand etwas von ihm. Einige Wochen später (die Verbindungen waren damals noch recht mangelhaft) las mein Großvater zu seinem großen Kummer unter den indischen Nachrichten den Tod seines Freundes, der durch Verrat eines Eingeborenen um das Leben gekommen war.

Er erinnerte sich der seltsamen Begegnung in der Straße, in der sie beide gern zu promenieren und die Typen des Lon­doner Volkes zu studieren pflegten; und er glaubt, daß der Tod mit jener Erscheinung im Datum übereinstimmt.»

 

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Kap. 38

Der Ghemann meldet seinen Tod

[ab Fl. “L'Inconnu”]:

1. «Im September 1857 reiste der Hauptmann Wheatcroft vom 6. Regiment der Gardedragoner nach Indien ab, um sich zu seiner Truppe zu begeben. Seine Frau blieb in Cambridge (England) zurück. In der Nacht vom 14. zum 15. November träumt sie von ihrem Mann, der leidend und kränklich aus- sieht. Dann erwacht sie plötzlich; der Mond scheint strahlend hell in ihr Zimmer und sie sieht bei ihrem Bett ihren Mann stehen. Er ist in Uniform und hat die Hände gegen die Brust gepreßt. Die Haare sind wirr, das Gesicht bleich und er sieht sie fest und starr an. Der Mund ist schmerzlich zusammen­gezogen. Sie sieht ihn so genau und deutlich, jede Einzelheit seiner Kleidung und zwischen seinen Fingern hindurch sieht sie das Weiße Leinen des Hemdes schimmern. Sein Körper neigt sich zu ihr und er macht einen mühseligen Versuch zu sprechen, man hört aber keinen Laut. Nach etwa einer Minute ver­schwindet die Erscheinung.

2. Zuerst konstatiert Madame Wheatcroft, daß sie nicht geträumt hat, sie reibt sich die Augen und beugt sich über ihren kleinen Sohn, der neben ihrem Bett in seinem Bettchen liegt; das Kind atmet ruhig und gleichmäßig. Sie ist so erregt und fassungs­los, daß sie nicht schlafen kann.

3. Am andern Morgen erzählt sie das Erlebnis ihrer Mutter und fügt bei, daß sie überzeugt sei, ihr Mann sei tödlich verwun­det oder getötet, trotzdem sie keine Blutflecken an seinen Klei­dern gesehen hatte. Sie steht so tief unter dem Eindruck dieser Erscheinung, daß sie sich von allen Vergnügungen ganz zurück- zieht und alle Einladungen mit dem Bedeuten ablehnt, daß sie fürchte, sie sei Witwe und nur ein Brief ihres Gatten mit einem Datum später als der 14. November könne ihr diese Überzeugung nehmen.

4. Im Dezember meldet ein Telegramm, daß der Kapitän bei Lucknow am 15. November gefallen. Diese Nachricht er­scheint in einem Londoner Tagesblatt und erregt die Aufmerk­samkeit eines Advokaten, des Herrn Wilkinson, der die Geschäftssachen des Hauptmanns Wheatcroft zu besorgen hat. Madame Wheatcroft beschwört, daß die Erscheinung in der Nacht vom 14. zum 15. November gekommen war, und das Kriegs­ministerium nennt den 15. November als Todestag. Im März kehrt einer der Kriegsgenossen des Kapitäns nach London zu­rück und bestätigt, daß der Kapitän am 14. an seiner Seite ge­fallen sei und daß auch sein Grab das Datum vom 14. trägt.

5. In diesem Fall übertraf also die Präzision der telepathischen Erscheinung die des offiziell amtlichen Berichtes.»

 

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Kap. 39

Das Klubmitglied erscheint als Verstorbener seinen versammelten Freunden

[Schumi spricht]:

1. In einer, heute sehr seltenen „Großvater-Zeitung" aus dem Jahre 1793, fand ich einen interessanten Vorfall berichtet, der wohl schon des Alters halber Wert ist, wieder an das Tages­licht gezogen zu werden. Doch ich will den Chronisten selbst sprechen lassen:

2. «“Wißt ihr auch,“ sprach ein Mitglied eines Londoner Klubs zu den übrigen, „daß unser guter Robert die Nacht kaum über­leben wird?“

3. Indem alle den nahen Verlust des Freundes beklagten, schlug es zwölf Uhr, und kaum war der letzte Ton der Glocke verhallt, als plötzlich die Tür des Zimmers sich öffnete, und eine schneeweiße Gestalt hereintrat, in welcher jeder den abwe­senden Freund erkannte.

4. Die Erscheinung ließ sich auf dem gewohnten Sitze des Ab­wesenden nieder, und starrte, ohne einen Laut von sich zu geben, den Zirkel an, dem Schrecken und Erstaunen gleichfalls die Sprache geraubt hatten. Nach einem Verweilen von sechs bis sieben Minuten erhob sie sich wieder und verließ mit feierlich-­langsamen Schritten den Saal.

5. Man denke sich die Empfindung einer Gesellschaft von drei­undzwanzig vorurteilsfreien Männern unmittelbar nach dieser Erscheinung. Keiner traute seinen eigenen Augen. Aber jeder wurde durch das einstimmige Zeugnis der übrigen zweiund­zwanzig gezwungen, für wahr gelten zu lassen, was er selbst nicht glaubte. Shakespeare, in seinem „Hamlet", in de m Augenblicke, da er ausrief: „Es geschieht manches zwischen Himmel und Erde, wovon sich unsere Philosophie nichts träumen laßt," war hier vervielfältigt und unter verschiedenen Gestalten zu sehen.

Die Bestürzten brauchten Zeit, sich ein wenig zu erholen. Endlich aber hielten sie Rat über die unerklärliche Geschichte, und wurden einig, vor allen Dingen das Haus von oben bis unten zu durchsuchen. Aber es zeigte sich keine Spur eines lebendigen Wesens, und, ohne irgend eine Entdeckung, die ihnen hätte Licht geben können, kehrten sie zurück. Was war also natürlicher, als daß sie nach der Wohnung des Kranken eilten, um die Lösung des Rätsels bei ihm selbst zu suchen? Er lebte nicht mehr, und nach dem Berichte seiner Wärterin war er um zwölf Uhr verschieden.

Welche eine Begebenheit für London! Die verspottete Zunft der Geisterseher und Geisterbeschwörer hatte gewonnenes Spiel. Aber mancher, der seine Vernunft nicht unter dem Ge­spensterglauben gefangen zu nehmen pflegte, wußte nicht, was er aus der Geschichte machen sollte. Die Mitglieder des Klubs waren zu redlich, um für Betrüger, und zu aufgeklärt, um für Betrogene gehalten zu werden, und am wenigsten ließ sich bei irgend einem von ihnen ein Zweck, die Leute durch ein Gespenstermärchen zu täuschen, denken.

Die Tatsache war also nicht zu bezweifeln. Einer Gesell­schaft von dreiundzwanzig Personen erschien plötzlich die Ge­stalt eines gemeinschaftlichen Freundes, und verweilte so lange - mitten unter ihnen, bis jeder Zweifel über die Wirklichkeit ihrer Gegenwart verschwinden muß. Als man in die Wohnung des Erschienenen eilt, findet man ihn tot und erfährt, daß der Augenblick seiner Erscheinung und seines Sterbens einer und eben derselbe ist. War es Aberglauben, wenn man die Hoff­nung aufgab, den seltsamen Auftritt aus natürlichen Ursachen erklären zu können? Es fehlte nicht an mannigfaltigen Ver­suchen dieser Art. Aber der Austritt blieb ein Rätsel.»

 

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Kap. 40

Die Begegnung mit dem Geist des Verstorbenen

[Dr. G. v. L. 1901]:

1. „The two Worlds" bringt die Nachricht, daß von der jüngst verstorbenen Mrs. Bennett und ihrer Tochter in Stone folgen­des erzählt wird:

2. «Beide lebten zuvor in Weston-on-Tent, einem Dorfe, wo ein Mann, namens Prestor Moore, ein sogenannter Tunichtgut, lebte. Eines Abends gingen beide Damen aus, um eine Familie zu besuchen, und sahen Mr. Moore ihnen entgegen kommen. Da sie nicht wünschten, von ihm angesprochen zu werden, weil er in einem schlechten Rufe stand, gingen sie auf die andere Seite der Straße. Ihr Weg, die befreundete Fami­lie zu besuchen, führte sie an der Hütte vorüber, in welcher Moore wohnte, als ein Mann heraustrat mit den Worten: „Endlich ist Prestor Moore hinübergegangen." „Hinüber­gegangen?" fragte Mrs. Bennett, „was meinen Sie damit? wir haben ihn soeben gesehen."„Dann haben Sie seinen Geist gesehen, denn er starb vor einer halben Stunde." Das merkwürdige an dieser Erzählung ist, daß dieser Geist von zwei Personen, in gänzlich nüchternem Zustande, gesehen wurde.»

 

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Kap. 41

Der die Geister sehende Hund begleitet seinen verstorbenen Herrn

[Frau C. aus D. schrieb im Juni 1884]:

1. «Vor zwei Jahren war einer unserer Farmer sehr krank, und mein Bruder bat mich, auf dem Rückwege von einem Spaziergange, den ich mit einem meiner Verwandten unternehmen wollte, uns doch nach seinem Befinden zu erkundigen. Wir begaben uns also auf den Weg. Als wir jedoch auf dem Rück­wege an dem Hause des alten Farmers vorbeigingen, vergaß ich, bei ihm vorzusprechen, und während wir nun in der Allee einherschritten, erinnerte mich mein Begleiter daran, daß ich es unterlassen habe, nach dem Kranken zu sehen. Ich wandte mich sofort wieder um. Plötzlich sah ich deutlich, wie der alte Mann in Begleitung seines Lieblingshundes durch das Feld kam und in sein Haus ging. Meinem Begleiter, der ebenfalls den alten Mann mit seinem Hunde gesehen hatte, bemerkte ich, wenn der Mann soweit wieder hergestellt sei, daß er ausgehen könnte, so brauchten wir nicht erst nachzufragen und könnten nach Hause gehen. Dort jedoch wurde uns von meinem Bruder mitgeteilt, daß kurz vor unserer Ankunft der Sohn des alten Mannes dagewesen sei und die Nachricht von dem soeben er­folgten Tode seines Vaters überbracht habe."

2. Hier ist es möglich und folglich für die Kraft unserer Argu­mentation unumgänglich, die Vermutung zu hegen, daß die wahrgenommene Figur irgend ein Nachbar oder vielleicht des alten Mannes Sohn gewesen sei.»

*

[Vater Jesus spricht]:

3. Der Verstorbene als Seele ging nach seinem Tode mit seinem Hund, der die Seele durch das den Hunden eigene Hellsehen als seinen Herrn sah, einen Freund besuchen, um ihm zu berichten, daß er nun gestorben sei für die Welt; natürlich hat das nur die Seele des auf der Erde noch lebenden Freundes des Farmers gesehen und gehört, nicht aber die fleischkörperlichen Sinne.“

 

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Kap. 42

Der Neffe meldet der Tante feinen Tod

[André Bloch, 11, Place Malesherbes, Paris]:

1. Ein junger, sehr talentierter Musiker, Herr Andre Bloch, mit dem Rompreise ausgezeichnet, Mitglied der „Société astronomique de Trance“, sandte den Bericht über den nachstehenden Fall, der sich 1896 zutrug.

2. «Es war im Juni 1896. Meine Mutter war nach Rom gekommen, mich zu besuchen und wohnte nahe der Académie de France, in der Familienpension via Gregoriana.

3. Ich hatte in dieser Zeit viel Arbeit, da ich noch vor meiner Rückkehr nach Frankreich ein bestimmtes Werk vollenden wollte. So besichtigte meine Mutter die Stadt allein, und erst mittags trafen wir uns in der Villa Medici, um gemeinsam zu frühstücken.

4. Eines Tages sehe ich sie, ganz verwirrt und erregt, um acht Uhr morgens bei mir eintreten. Aus meine bestürzte Frage erzählte sie mir, daß, während sie sich ankleidete, plötzlich ihr Neffe Ren« Kraemer neben ihr stand und lachend ausrief:

5 „Nun ja, ich bin mausetot!"

6. Durch diese Erscheinung sehr erschreckt, war sie so schnell wie möglich zu mir geeilt. Ich beruhigte sie so gut ich konnte und lenkte das Gespräch auf etwas anderes.

7. Vierzehn Tage später kehrten wir, nachdem wir einen Teil Italiens bereist hatten, nach Paris zurück. Dort erfuhren wir den Tod meines Vetters Rene, der am Freitag den 12. Juni 1896 in der Wohnung seiner Eltern, rue de Moscou, gestorben war. Er war vierzehn Jahre alt geworden.

8. Ich konnte an der Hand von Aufzeichnungen das Datum und selbst die Stunde der Erscheinung feststellen. Mein kleiner Vetter, der seit einigen Tagen an einer Bauchfellentzündung erkrankt war, hatte an jenem Tag einigemal nach Tante Berta, nach meiner Mutter, verlangt und war um zwölf Uhr mittags gestorben.

9. Zu bemerken ist noch, daß keiner der zahlreichen Briefe, die wir ans Paris erhielten, uns eine Kunde von der Krankheit des Knaben gebracht hatte. Man wußte wohl, daß meine Mut­ter dieses Kind zärtlich liebte und auf jede beunruhigende Nach­richt sofort nach Paris zurückgekehrt wäre. Man hatte uns nicht einmal seinen Tod telegraphiert.

10. Um sechs Uhr morgens hatte die Agonie begonnen; dies bedeutet für Rom sieben Uhr morgens, und gerade um diese Zeit hatte meine Mutter die Erscheinung gehabt.»

 

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Kap. 43

Der Bruder meldet der Schmester feinen Tod

[Angele Esperon, geborene Bonnet]:

1. «Am 4. Dezember 1884, um halb vier morgens, war ich ganz wach nnd wollte aufstehen. Plötzlich stand mein Bruder Josephe Bonnet, Leutnant bei den Spahis, 2. Regiment, in Garnison zu Batna, Provinz Constantine (Algier), ganz deutlich vor mir. Er war um diese Zeit in den Manövern und wir wußten nicht genau, wo er sich befand. Mein Bruder küßte mich auf die Stirn, ich fühlte einen sehr kalten Schauer und hörte ihn ganz deutlich sagen: „Adieu, Angele, ich bin ge­storben."

2. Sehr ergriffen und erregt, weckte ich meinen Mann und sagte ihm: „Joseph ist tot, er hat es mir soeben gesagt."

3. Da der 4. Dezember der Geburtstag meines Bruder war (er vollendete sein 33. Lebensjahr) und wir den Abend vorher davon gesprochen hatten, so versicherte mir mein Mann, daß es nur eine Folge unserer Gespräche vom Tag vorher sei, und als ich mir es nicht ausreden ließ, verlachte er mich als Fantastin und Visionärin.

4. Trotzdem konnte ich den ganzen Tag diese Todesangst nicht abschütteln. Abends um neun Uhr erhielten wir eine Depesche; ehe ich sie öffnete, wußte ich, was sie enthielt. Mein Bruder war zu Kenchela (Algerien) um drei Uhr morgens gestorben.»

*

[Osmand Esperon, Landwehrkapitän, Ritter der Ehrenlegion, Bordeaux]

5. Ich bestätige vollinhaltlich die obige Erzählung meiner Frau.»

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Kap. 44

Die in New York verstorbene Tochter erscheint
und meldet ihren Tod der in Meaux (Frankreich) wohnenden Mutter

[Fl., L‘Inconnu]:

1. «Bernardine war eine alte Bedienerin, ohne jede Schul­bildung, ohne Ahnung von Okkultismus; man sagt, daß sie dem Trunk nicht abgeneigt gewesen.

2. Eines Abends geht sie in den Keller, um Bier zu holen, kommt aber sofort wieder zurück, das leere Glas in der Hand, ganz verwirrt, zitternd und einer Ohnmacht nahe. Man um­ringt sie und fragt bestürzt, was ihr fehle?

3. „Oh!", sagt sie, „ich habe meine Tochter aus Amerika ge­sehen; sie war ganz in weiß gekleidet und sah so krank aus; sie sagte zu mir: Adieu, Mama!"

4. „Bist du toll! Wie kannst du deine Tochter sehen, die doch in New-York ist?"

5. „Ich habe sie gesehen, ich habe sie gehört! Ah! ich weiß wohl, was es bedeutet, sie ist tot!"

6. Man war überzeugt, daß Bernardine wieder einmal etwas über den Durst getrunken hatte.

7. Aber sie blieb untröstlich. Und in kurzer Zeit kam wirk­lich die Nachricht, daß ihre Tochter gestorben war, den Tag und die Stunde, wo sie sie gesehen und gehört hatte.»

 

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Kap. 45

Eine in Frankreich Verstorbene meldet einer Dame in Amsterdam ihren Tod

[Fl., L‘Inconnu]:

1. «Am 17. Januar 1899 hat mir Madame. Ulric de Fonvielle solgenden, von ihr selbst erlebten Fall, der ihrer ganzen Fa­milie bekannt ist, mitgeteilt.

2. «Sie wohnte damals in Rotterdam. Eines Abends sprach die ganze Familie, wie es bei ihnen Brauch war, mit erhobener Stimme gemeinsam ihr Gebet und alle zogen sich dann auf ihre Zimmer zurück. Es war elf Uhr abends, Madame. de Fonvielle hatte sich bereits niedergelegt, war aber noch wach, als sich plötzlich die Vorhänge ihres Himmelbettes bewegten und eine ihrer Jugendfreundinnen, die sie feit drei Jahren nicht gesehen, vor ihr stand.

3. Diese Freundin hatte eine Rücksichtslosigkeit der Familie de Fonvielle gegenüber begangen, so daß sie nicht mehr im Hause verkehren durfte und ihr Name nicht mehr genannt wurde. Nun stand sie in größter Klarheit und Deutlichkeit wie eine Lebende vor Madame de Fonvielle, in einem großen, Weißen Frisiermantel, mit ihren offenen schwarzen Haaren und richtete ihre großen schwarzen Augen fest auf sie; dann streckte sie die Hand aus und sagte in holländischer Sprache: „Madame, ich gehe jetzt. Können Sie mir verzeihen?"

4. Madame de Fonvielle setzte sich im Bett auf, streckte die Hand aus und wollte antworten, da verschwand die Erscheinung plötzlich.

5. Das Zimmer war durch eine Nachtlampe erleuchtet und alle Gegenstände deutlich sichtbar. Kurz nachher schlug die Uhr zwölf.

6. Am andern Morgen erzählte gerade Madame. de Fonvielle ihrer Nichte die seltsame Erscheinung, als ein Telegramm aus La Have eintrifft und die Worte enthält: „Marie gestern abends um 11 Uhr gestorben."

7 Madame. Ulric de Fonvielle hat mir versichert, daß die Tat­sache der Erscheinung und das Zusammentreffen mit der To­desnachricht unbestreitbar sei. Eine Erklärung dafür vermag sie so wenig wie wir zu geben.»

 

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Kap. 46

Ein Freund zeigt sich auf der Straße und verschwindet, damit sein Ableben kundgebend

[H.-B. Garling, 12, Westbourne Gardens in Falkestone]:

1. «Es war ein Donnerstagabend im August 1849; ich ging zu meinem Freund Rev. Harrison, mit dem ich oft die Abende im Kreise seiner Familie zuzubringen Pflegte. Der Tag war schön und so machten wir einen gemeinsamen Spaziergang in den zoologischen Garten und waren alle vergnügt und heiter. Am andern Morgen verreise ich nach Hartfordshire, um dort Verwandte zu besuchen. Sie bewohnten ein Haus, Flamstead Lodge genannt, auf der Straße gegen London gelegen. Am Montag nachmittags um zwei Uhr gehe ich nach dem Essen aus dieser Straße spazieren; sie ist belebt, denn es ist ein schöner warmer Nachmittag und ich fühle mich heiter und glücklich.

2. Plötzlich tritt mir ein „Phantom" entgegen, es steht so dicht vor mir, daß ich im Weitergehen gehemmt werde. Ich kann seine Züge nicht deutlich erkennen, aber ich sehe, wie sich seine Lippen bewegen und höre es einige Worte murmeln. Seine Augen bohren sich durchdringend in die meinen und ich söge plötzlich mit lauter Stimme: „Himmel, es ist Harrison!" trotzdem ich an jenem Tag gar nicht an ihn gedacht habe. Nach einigen Sekunden, die mir endlos dünken, verschwindet es und ich stehe wie festgebannt an derselben Stelle. Ich kann an der Realität der Erscheinung nicht zweifeln, das Blut ist in mei­nen Adern erstarrt und eine eisige Angst liegt mir in allen Gliedern. Ich habe nie wieder etwas ähnliches empfunden. Endlich beruhige ich mich und kehre zu meinen Verwandten zurück. Um die Damen nicht zu beunruhigen, schweige ich über mein Erlebnis.

3. Das Haus meiner Verwandten liegt mitten in dein Grundstück, von einem sieben Fuß hohen Eisengitter umgeben und etwa 300 Schritte von jedem andern Wohngebäude ent­fernt. Mit sinkender Nacht werden immer alle Türen gesperrt: Bei der Eintrittstür wacht ein großer Kettenhund und im Haus haben wir einen Terrier, der jeden Fremdling wütend anbellt. Es ist ein schöner, stiller Sommerabend. Wir gehen alle schlafen, nachdem wir den Abend im Salon des Erdge­schosses verbracht haben. Die Dienstboten schlafen in den 60 Fuß entfernten Hinter räumen.

4. Plötzlich erzittert die Eintrittspforte unter einem gewal­tigen Schlag; sofort sind wir alle wieder versammelt, auch die Dienstboten kommen, kaum bekleidet, erschrocken herbeigelaufen. Wir eilen zu dem Tor, sehen aber niemand und können uns das Geräusch nicht erklären. Der Terrier verkriecht sich gegen seine Gewohnheit zitternd und winselnd unter dem Sofa. Wir stehen alle vor einem Rätsel und sehen uns bleich und erschreckt an. Mit Mühe überreden wir die Damen, daß sie sich wieder zu Bett legen; ich selbst gehe zu Bett und grüble über eine mögliche Erklärung des Schlages nach, und es fällt mir gar nicht ein, ihn mit der am Nachmittag gehabten Erscheinung in Zusammenhang zu bringen.

5. Am Mittwoch morgen kehre ich nach Hanse zurück und habe diese zwei Ereignisse bereits ganz vergessen. In meinen, Bureau, 11, Kings Road, Grap's Jnn, empfängt mich mein Schreiber mit den Worten: „Es ist ein Herr hier, er war schon dreimal hier gewesen und wünscht Sie dringend zu sprechen."

6. Dieser Besucher war Herr Chadwick, ein intimer Freund der Familie Harrison. „Es ist eine schreckliche Choleraepidemie in Wandsworth Road ausgebrochen," berichtet er, „fast alle sind gestorben; Madame Rosco erkrankte Freitag und starb; ihr Mädchen starb denselben Tag; Madame Harrison erkrankte Samstag früh und starb; das Stubenmädchen starb Sonntag früh; die Köchin ist ins Krankenhaus geschafft worden, man bat keine Nachricht über ihr Befinden. Der arme Reverend erkrankte Sonntag abends und ist in das Spital von Wands­worth Road zu lack Straw's Castle, Hamstead, überführt wor­den. Er hat gestern und vorgestern sehnsüchtig und dringend nach Ihnen verlangt, doch wußten wir nicht, wo Sie zu finden sind. Wir wollen schnell hinfahren, sonst finden wir ihn nicht mehr lebend." Wir brachen sofort auf, kamen aber leider zu spät. Harrison war tot.

7. Dies ist jedenfalls einer der dramatischsten und bemer­kenswertesten Fälle, weil er nicht nur so viele Personen, son­dern auch die Tiere beeinflußt hat».

 

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Kap. 47

Die verstorbene Tochter zu Melbourne (Australien) verspricht ihrer Mutter in Paris den Tod zu melden

[Le Progres Spirite - 1890]:

1. «Frau Frapperit, welche in Paris ein bescheidenes Spezereigeschäft besitzt, hatte ihre Tochter Angelika vor acht Jahren mit einem Mechaniker Andreas Walter verheiratet, der kurz darnach mit seiner Frau nach Australien übersiedelte. Die jungen Eheleute nahmen in Melbourne ihren Wohnsitz.

2. Nach einiger Zeit erzählte die Frau ihren Nachbarinnen, das; ihre Tochter ihr erschienen wäre, was indes seitens dersel­ben für Täuschung angesehen wurde, und setzte selbst die zuver­lässigsten Beweise des zweiten Gesichtes auf Rechnung soge­nannten Zufalls. Diese Erscheinungen fanden gemeiniglich in den Fällen einer gewissen seelischen Bedrückung statt, wenn z. B. die Mutter unruhig war wegen des Gesundheitszustandes ihrer Tochter oder wenn sie besonders ihrer Hilfe bedürftig schien.

3. Eines Tages wurde zum Beispiel bei ihr eine ziemlich beträchtliche Summe erhoben, die ihre Tochter früher schon ein­mal bezahlt hatte. Da sie indes sich nicht mehr darauf entsin­nen konnte wohin sie damals die Quittung gelegt hatte, sah sie sich der Unannehmlichkeit gegenüber, die Summe nochmals zu bezahlen. Als sie den Abend zu Bette ging, rief sie den Bei­stand ihrer Tochter an, und in derselben Nacht noch hatte sie einen merkwürdigen Traum. Es kam ihr vor, als ob sie An­gelika in der Schublade eines Wandschrankes suchen sehe; sie entnahm demselben ein altes, ihr ehemals zugehöriges Gebet­buch, und hier fand sich die Quittung zwischen der letzten Seite und dem Deckel. Am anderen Morgen suchte die Mutter so­gleich nach der Quittung in der im Traum vorausgesehenen Weise, und fand richtig dieselbe an dem betres­senden Orte.

4. Die bemerkenswerteste, indes aber auch die traurigste Er­scheinung ereignete sich am 29. Dezember verflossenen Jahres (1889).

5. Es war gegen Uhr abends, als Frau Frapperit ihr Schlafzimmer betrat, um sich zu Bette zu begeben. In ihrer Hand hielt sie eine brennende Kerze, die das Zimmer hinrei­chend beleuchtete. Ein Heller Lichtstrahl drang da plötzlich in den spärlich erleuchteten Raum, und inmitten dieses glänzenden Lichtes sah sie ihre Tochter mit starrem fiebrigen Blicke und blassen Lippen. Diese schienen sich aber zu bewegen, und sie vernahm deutlich die Worte: „Mama, ich bin gestorben!". Von der größten Verzweiflung ergriffen, war Frau Frapperit voll­ständig von der Wirklichkeit der Tatsache überzeugt und schloß die ganze Nacht kein Auge.

6. Andern Tages erhielt sie gegen 7 Uhr abends ein Tele­gramm, worin ihr der Tod ihrer Tochter gemeldet wurde.»

 

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Kap. 48

König Angnst II. von Polen meldet seinem Feld Marschall Grumkow, daß er Marschau gestorben sei

1. «König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, Vater Königs Friedrich II., stand mit dem König August II. von Polen in so freundschaftlichen Verhältnissen, daß sie einander, wenn's mög­lich war, wenigstens einmal des Jahres sahen. Dies geschah auch noch vor dem Tode des letzteren; derselbe schien sich damals ziemlich Wohl zu befinden, nur hatte er eine etwas bedenkliche Entzündung an einer Zehe. Die Arzte hatten ihn daher vor jedem Übermaß beim Genuß geistiger Getränke gewarnt, und der König von Preußen, welcher dies wußte, befahl seinem Feldmarschall von Grumkow (der den König bis an die Grenze begleitete und ihn dort in einem königlichen Schloß standes­gemäß bewirten sollte), daß er bei jenem Abschiedsschmaus alles sorgfältig vermeiden möchte, wodurch die dem König von Polen aus erwähnter Ursache von den Ärzten so sehr empfoh­lene Mäßigkeit im Genüsse des Weines überschritten werden könnte.

2. AIs aber König August noch gleichsam zu guter Letzt einige Flaschen Champagner verlangte, so gab Grumkow, der diesen Wein selbst liebte, nach, und genoß dessen auch seinerseits so viel, daß er sich, indem er über den Hof des königlichen Schlosses in sein Quartier ging, an einer Wagendeichsel eine Rippe zer­brach und sich daher in einem Tragsessel zum König August bringen lassen mußte, als dieser seine Reise des andern Mor­gens sehr früh fortsetzen und ihm noch einige Aufträge an König Friedrich Wilhelm geben wollte.

3. Hierbei war der König von Polen, außer einem vorn ge­öffneten Hemd, nur mit einem kurzen polnischen Pelz beklei­det. In eben diesem Anzüge, nur mit geschlossenen Augen, erschien er am 1. Februar 1733 früh, ungefähr um 3 Uhr, dem Feldmarschall von Grumkow und sagte ihm: «Mon cher Crumkow, je viens de mourir ce Moment ä Varsovie! » (Mein teurer Grumkow, ich bin soeben im Begriff in Warschau zu sterben!)

4. Grumkow, dem die Schmerzen des Rippenbruchs damals noch wenig Schlaf gestatteten, hatte unmittelbar zuvor bei dem Schein seiner Nachtlampe und durch die dünnen Bettvorhänge bemerkt, daß sich die Türe seines Vorzimmers, worin sein Kammerdiener schlief, öffnete, daß eine lange menschliche Ge­stalt hereinkam, in langsam feierlichem Schritt um sein Bett herumging und seine Bettvorhänge schnell öffnete.

5. Nun stand die Gestalt Königs August gerade so, wie letzte­rer nur wenige Tage vorher lebendig vor ihm gestanden, vor dem erstaunten Grumkow und ging dann, nachdem er obige Worte gesprochen hatte, wieder zu ebenderselben Türe hinaus. Grumkow klingelte und fragte den zur nämlichen Türe herein­eilenden Kammerdiener, ob er denjenigen nicht auch gesehen habe, der soeben da herein- und hinausgegangen sei. — Der Kammerdiener hatte nichts gesehen.

4. Grumkow schrieb sogleich den ganzen Vorgang an seinen Freund, den damals an König Friedrich Wilhelms Hoflager befindlichen kais. königlichen Gesandten und Feldmarschall Grafen von Seckendorf, und bat letzteren, die Sache dem König bei der Parade in guter Weise mitzuteilen. Bei dem Ge­sandten von Seckendorf befand sich, als ihm das Grumkow'sche Billet schon früh um 5 Uhr zukam, dessen Schwestersohn und Gesandtschaftssekretär von Seckendorf, nachheriger Brandenburg-Anspachischer Minister und zuletzt kaiserlicher Geheimer Rat.

5. Jener sagte zu diesem, indem er ihm das Billet zum Lesen darbot: Sollte man nicht denken, die Schmerzen hätten den alten Grumkow zum Visionär gemacht? Ich muß aber den Inhalt dieses Billets noch heute dem König hinterbringen! Nach einigen Tagen langte durch die von Warschau nach Ber­lin von drei zu drei Stunden unterlegten polnischen Ulanen[7] und preußischen Husaren die Nachricht in Berlin an, daß der König von Polen in der nämlichen Stunde, in der Grumkow jene Erscheinung gehabt hatte, zu Warschau gestorben sei.»

 

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Kap. 49

Die Rosen vom schwarzen Schleier bedeckt

[Reporter - L. v. Nordegg]:

1. «In dem im Jahre 1899 im Mai in Paris veröffentlichten Tagebuche einer Dame der polnischen Aristokratie, der im Jahre 1867 verstorbenen Gräfin Anna Potocka (lies: Pototzka), welche, durch ihre Geburt mit den vornehmsten Geschlechtern ihres Vaterlandes verwandt, in ihrem langen Leben vielfach Gelegenheit hatte, interessanten Zeitereignissen als intime Zuschauerin beizuwohnen, findet sich die Erzählung von einem Familiendrama, das damals den Gesprächsstoff in allen ele­ganten Zirkeln bildete und auch heute noch, in seiner Merk­würdigkeit, einen eigentümlichen Reiz auf die Nerven des Lesers ausübt. Es ist eine Gespenstergeschichte — eine regel­rechte Gespenstergeschichte, die sich aber von anderen dadurch unterscheidet, daß die Helden derselben mit vollen Namen ge­nannt werden, daß sie bekannten, angesehenen Familien angehörten, und der Gewährsmann, dein die Gräfin ihre Mittei­lungen verdankt, ein von Natur ziemlich nüchtern angelegter junger Engländer, Lord Holland, war, welcher für die Wahr- beit seines Berichtes mit voller Überzeugung einstand.

2. Die Geschichte spielte um die Zeit, da Spanien sich im Aufstande gegen das von Kaiser Napoleon eingesetzte König­tum seines Bruders Joseph[8] befand und in England einen kräftigen Bundesgenossen gefunden hatte. Zu den jungen britischen Edelleuten, welche als Freiwillige in die Reihen der als Empörer angesehenen Vaterlandsverteidiger getreten waren, gehörte auch der Lord Littleton. Erst zwanzig Jahre alt, hatte er schon die Vergnügungen des Londoner Lebens, in dem Rang und Reichtum ihm früh eine bevorzugte Stellung angewiesen, bis zur Hefe genossen. — Übersättigt, blasiert und nach neuen Eindrücken sich sehnend, suchte er in der Abwechslung des kriegerischen Soldatenlebens eine Zerstreuung von den allzu leichten Erfolgen, die ihm in den Kreisen der tonange­benden Londoner Schönen zuteil geworden waren.

3. Die Spanier nahmen ihn mit Freuden aus, und bald fand er Gelegenheit sich auszuzeichnen. Aber alsbald glaubte er sich nicht genügend beachtet, im Avancement Übergängen und zog sich von seinen Kameraden in die Einsamkeit zurück. Er bewohnte in Cadix das Haus einer Witwe, Olivia de Mendoz, deren Gatte wenige Monate vorher als Opfer des Krieges ge­fallen war. Der einzige Trost, welcher der Trauernden geblie­ben war, bestand in ihrer Tochter, einem sechzehnjährigen Mädchen, das Manche hieß. Von seltener Schönheit, war Manche wie alle jungen Spanierinnen aufgezogen worden ohne rechte Bildung des Geistes und des Herzens. Erfaßte der Sturm echter, wilder Leidenschaft einmal dieses jugendliche, unerfahrene und jedes Schutzes entbehrende Gemüt, so mußte er es notwendig zugrunde richten. Sie liebte den jungen Engländer von dem ersten Tage an, da sie ihn durch die Jalou­sien hindurch, hinter welchen ihr Leben einförmig und traurig dahinschlich, wahrgenommen hatte. Lord Littleton dagegen ahnte lange nichts von der Neigung, die er dem lieblichen Kinde eingeflößt hatte.

4. Als er aber eines Tages langsam heimkehrte, fielen plötz­lich zwei mit einem schwarzen Bande zusammengebundene Rosen zu seinen Füßen. Er hob die Gabe anf, die mehr einem Grabesschmucke als einem Liebesgruße glich, und nun entdeck­ten seine Augen auch die schöne Spenderin. Das war der An­fang eines Liebesromans, den beide voll heftiger Leidenschaft­lichkeit, aber ohne die Schranken der Sittsamkeit zu durch­brechen, voller Seligkeit durchlebten, — bis eines Tages ein Brief eintraf, welcher dem Lord das bevorstehende Ende seines Vaters ankündete. Da entschloß er sich, um Manches Hand anzuhalten, und freudig nahm ihn Donna Olivia als den Er­wählten ihrer Tochter auf. Der Abschied der jungen Braut­leute war herzzerreißend und mehr als hundertmal tauschten sie Schwüre gegenseitiger ewiger Treue.

5. Als Lord Littleton in England ankam, war sein Vater soeben dahingeschieden. Seine Mutter fand er derart vorn Schmerze gebeugt, in so finstre Melancholie versunken, daß er nicht den Mut fand, ihr von Manche, seinem jungen Glücke lind seinen Zukunftsplänen zu sprechen. Und die ganze, ihm inzwischen fremd gewordene Umgebung — das finstre hohe Ahnenschloß mit seinen langen dunkeln Gängen, in denen die Bilder seiner Vorfahren strengen Auges auf ihn herabblickten. drückte, beengte seinen Geist, und allmählich erlosch in seinem Innern die Erinnerung an den kurzen in Cadix durchträumten Liebesrausch. Dazu kam, daß Manche ihn ohne jede Nach­richt ließ, und so glaubte er sich vergessen, ja betrogen. Bald nahm ihn dann der Strudel der Londoner Vergnügungen wie­der gefangen und betäubte den letzten Rest seiner Gewissensqualen.

6. Als dann der Frühling wieder ins Land ging, mußte er, dem Rufe der Mutter gehorchend, wieder auf den Landsitz zu­rückkehren, um nun feierlich das Erbe seines Vaters, die Stelle als Chef eines der ersten Geschlechter des Landes anzutreten. Das festliche Ereignis wurde mit einem Bankett be­gangen, welches sich bis tief in die Nacht ausdehnte. Es war schon spät, als man ihn in die Staatszimmer geleitete, die bis dahin sein Vater bewohnt hatte und welche ihn nun aufnehmen sollten.

7. Kaum war er in den ersten, leichten Schlaf gefallen, als ein leises Geräusch ihn plötzlich aufschreckte. Er wagte kaum zu atmen und von Natur alles andere denn furchtsam, fühlte er dennoch, wie der Angstschweiß seine Stirn netzte, als er plötzlich im dunklen Hintergründe des hohen Gemaches einen leuchtenden Kreis sich bilden sah, aus dem eine Frauengestalt langsam, lautlos auf ihn zuschritt. Ein langes, weißseidenes Gewand umspielte die jungfräulichen Linien ihres Körpers und ein Blumenkranz schmückte ihr Haupt, von dem lange schöne schwarze Zöpfe herabwallten. In ihren Händen hielt sie zwei Rosen, die ein schwarzer Trauerschleier zusammenband. In der Mitte des Zimmers angelangt, blieb sie stehen und machte mit der Hand eine Bewegung, als forderte sie den, dem ihr Besuch galt, auf, sich nicht zu fürchten. Lord Littleton glaubte Manche wiederzuerkennen, — so schön wie damals, zur Zeit, da er ihr ewige Treue gelobte. Aber die todesblasse Farbe ihres Antlitzes, die fast überirdische Zartheit ihrer For­men flößten ihm Grauen ein. — Mit sanftem Lächeln trat sie an fein Bett und mit wehmütigem Blicke legte sie die schwarz verschleierten Rosen zu seinen Füßen.

8. „Bist Du es. Manche?", rief Littleton, mit aller Gewalt die Herrschaft seiner Sinne zurückgewinnen suchend. Aber nur ein zweiter, todestrauriger Blick wurde ihm zu teil, und dann zerfloß die Erscheinung in einem lichten Nebel.

9. Voll Verzweiflung sprang der Lord von seinem Lager. In seinem erkalteten Herzen erwachte die Liebe zu neuer Glut, mit bitterer Reue gemischt. Er lief mehr als er ging zu den Gemächern seiner Mutter, erzählte ihr alles und traf die Vor­bereitungen zu seiner sofortigen Abreise.

10. Da er in Falmouth, dem nächsten Hafen, kein zur Ab­fahrt bereites Schiff fand, mietete er eine kleine Schaluppe, die während der langen Fahrt mehr als einmal dem Unter­gänge nahe war. Aber nichts vermochte ihn zurückzuschrecken.

11. Endlich, am neunten Tage, erreichte er um elf Uhr abends Cadix und stürzte zu dem Hause der Donna Olivia. Heller Mondschein ließ es ihn bald wahrnehmen und das Fenster erkennen, aus dem Manche ihm die Rosen zugeworfen hatte. Aber die Jalousien waren hochgezogen — entgegen der sonstigen Gewohnheit. Die Erregung übermannte ihn derart, daß er sich genötigt fühlte, aus einer gegenüberstehenden Bank einen Augenblick zu ruhen.

12. Eine Frau kam vorüber — es war die alte Pförtnerin des Hauses. Er hatte nicht die Kraft, sie anzuhalten, zu be­fragen. Unbeweglich blieb sein Auge auf dem geheimnis­vollen Fenster haften. Endlich schlug es Mitternacht, und als die Schläge von den Kirchtürmen herab langsam die Stille der Nacht durchzittert hatten, sah er aus einem Nachbarhause einige junge Mädchen treten, an der Schwelle niederknien und beten. Deutlich hört er den Namen Manche de Mendoz heraus. Außer sich stürzt er auf das Haus zu, schlägt laut auf die Tür und ruft Margarete, die Pförtnerin herbei, um die Wahrheit zu vernehmen…

13. Er war zu spät gekommen ... Manche weilte nicht mehr unter den Lebenden, und der Schmerz um das angebetete Kind hatte die Mutter ins Kloster getrieben, dessen ° strenge Ordensregeln jeden Verkehr mit der Außenwelt untersagten.

14. So blieb dem Unglücklichen nur übrig, nach England zu- rückzukehren. Vergeblich mühte sich die Mutter, seinen Schmerz zu lindern, immer finsterer wurde sein Sinn, immer stärker wuchs sein Hang zur Einsamkeit. Eine einzige Erinnerung, ein einziges Bild stand vor seinem Auge, und sein bleiches Aussehen, sein unsteter Blick verrieten die Qualen, die er litt. Täglich, je näher der Abend kam, verstärkte sich seine innere Aufregung, — jede Nacht zur selben Stunde, glaubte er sie zu scheu, sie, das Opfer seiner Treulosigkeit. Vergebens versuchte man seine Gedanken abzulenken, immer gab er nur die eine Antwort: „Ich habe sie heute Nacht wieder gesehen!"

15. Endlich befragte feine Mutter voll Angst einen berühm­ten Arzt und veranlaßte ihn, einen Monat lang im Schloß Wohnung zu nehmen und ihren Sohn zu beobachten. Dem Arzte gelang es, das Vertrauen des Kranken zu gewinnen und bald glaubte er ein Heilmittel gefunden zu haben. Aber zuvor forderte er, müsse man ein junges Mädchen ausfindig machen, dessen Äußeres der Erscheinung gliche, wie sie der Lord zu sehen glaube. Davon hinge dessen Genesung ab.

16. „Sie muß," so sagte er, „ebenso angezogen werden wie die Frau, welche er jede Nacht zu erblicken sich einbildet, und ihm selbst als solche erscheinen. Aber in dem Augenblick, ehe sie wieder verschwindet, soll sie ihr Schweigen brechen, ihm lagen, daß sie ihm verziehen habe und nie mehr wiederkehren wird. Das ist die einzige Möglichkeit, ihm Gesundheit und Ruhe wiederzugeben."

17. Lange suchte man nun nach einem derartigen Mädchen, das einige Ähnlichkeit mit der hätte, welche Littleton so oft und so schwärmerisch beschrieb. Endlich schien die Gewünschte gefunden, und alles wurde vorbereitet, um den Plan des Arztes auszuführen; es wurde beschlossen, daß dieser das Zim­mer seines Patienten im entscheidenden Momente nicht ver­lassen sollte, um selbst der definitiven Krisis beizuwohnen.

18. Es war ein rauher Herbstabend und ein eisiger Nordwind tobte um die dicken Mauern des Schlosses. Littleton, der tagsüber seiner Gewohnheit nach und trotz des Unwetters am Meeresstrande umhergeirrt war, saß den Abend über in finstere Gedanken versunken bei seiner Mutter. Als es halb zwölf Uhr schlug, erschauerte er, erhob sich und wünschte ihr gute Nacht, um in sein Schlafzimmer zu gehen. Unbemerkt folgte ihm der Arzt, um ihn, in einem Winkel versteckt, im Auge zu behalten. Um Mitternacht öffnete sich unhörbar die Tür und die falsche Erscheinung, die so frommen Betrug ersonnen hat, schwebt herein. Littleton stößt einen schweren Seufzer aus, aus dem indessen doch etwas wie Erleichterung klingt. Aber wie furchtbar wird dem Arzte in seinem Versteck zu Mute, als der Kranke mit gellender Stimme plötzlich schreit:

19. „Himmel! Ich sehe ihrer zwei!" ....

20. Dann siel er in eine tiefe Ohnmacht, aus der er nur er­wachte, um in den Armen seiner Mutter zu sterben.»

 

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Kap. 50

Das Gespenst des Professors

[Berliner Morgen-Zeitung, 1910]:

1. Aus Messina berichtet uns ein Telegramm einen merk­würdigen Vorgang: Bei dem letzten Erdbeben (1908, 28. Dez.) war auch der Palazzo eingestürzt, den die Familie des bekann­ten Universitätsprofessors und Dichters Edoardo Boner[9] be­wohnte. Später wurden die Überreste der Familie Boner ausgegraben und bestattet. Nur von dem Leichnam des Pro­fessors konnte keine Spur gefunden werden.

2. Gestern hatte nun eine junge Dame aus bester Familie Messinas einen Traum, indem ihr der Geist des Dichters erschien und den Ort angab, wo die Gebeine lagen. Es wurden sofort neue Nach­forschungen angestellt, die das seltsame Ergebnis hatten, daß genau an der bezeichneten Stelle der wohlerhaltene Leichnam des Dichters aufgefunden wurde. Der Dichter wurde dann in würdiger Form beerdigt.

 

 

Kap. 51

Die Erfüllung eines Versprechens

(1542, 9- Dec)

1. Baronius, ein Gelehrter in Florenz, erfüllt sei­nem Freund Mercatus das Gelübde, daß er ihm seinen Tod meldete]:

2. «Baronius[10], ein Gelehrter des 16. Jahrhun­derts, erzählte in seinen Annalen von zwei Freunden, Michael Mercatus und Marcellinus Ficinus, dieselben hätten sich nach einer langen Unterredung über die Natur der Seele dahin ge­einigt, daß derjenige, welcher von beiden zuerst sterbe, wo möglich dem andern Nachricht über sein Ergehen geben solle.

3. Einige Zeit darauf saß Marcellinus in früher Morgenstunde über den Büchern, da hörte er plötzlich den Hufschlag eines ga­loppierenden Pferdes, welches an seiner Haustüre anhielt, und er vernahm die Stimme des Freundes: „O Michael, jene Dinge sind wahr!". Rasch öffnete er das Fenster und erblickte auf weißem Roß den Freund, welcher seines Zurufs ungeachtet davongaloppierte und bald seinen Blicken entschwunden war. Der Bote, den er sofort nach Florenz sandte, um nach dem Be­finden des Freundes sich zu erkundigen, brächte die Nachricht zurück, derselbe sei eben zu jener Stunde verschieden.»

 

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Kap. 52

Der verstorbene Bruder kommt, die versprochenen Lotterienummern zu sagen, und warnt vor Versprechungen

(1856, 17. December)

1. «Zu Senosetsche in Jnnerkrain, waren zwei Brüder, die sich, da sie arm waren, im Leben ge­lobten: Wer früher von ihnen sterben wird, der wird dem an­dern die Lotterienummern sagen kommen, um ihn von der Armut zu erlösen.

2. Als dann der jüngere am 17. December 1856 starb, kam er tatsächlich zurück und sagte ihm die Nummern, welche ge­zogen werden; aber er setzte dazu: Sage Allen, daß niemand solle ein solches Gelübde tun; denn ich bin wie auf Rasier­messern gegangen, aber ich mußte gehen, weil ich es versprochen habe.»

*

[Schumi spricht]:

Das aber deshalb, weil durch den Reichtum die Men­schen verderben. Der Bruder setzte und gewann 4000 Gulden. Ich hörte es in Uremo (1864) erzählen, was der Wahr­heit entspricht.

 

 

Kap. 53

Der Magister Schölkopf erfüllt seinem Freunde Gwendörfer das Gelübde der Todesmeldung

 

(1777, 5. Juli.)

1. So erzählt Joh. Friedrich v. Meyer in den „Blättern für höhere Wahrheit" von dem Kandidaten Johann Jakob Schölkopf, geb. 1748 zu Kirchheim u. T., folgendes.

2. «Nachdem derselbe zu Tübingen studiert und seine erste Dienstprüfung erstanden hatte, entschloß er sich der einzige Württembergische Magister, der dies tat in die höllisch dänische Mission einzutreten. 1776 wurde er in Wernigerode ordiniert, um der Mission in Tritschinapalli zu dienen. Ehe er nach Madras abging, traf er, ganz im Sinne jener Zeit, mit seinem vertrauten Freunde, M. Emendörfer, einem Otingerianer, die Verabredung: wenn er sterbe, wolle er zu ihm kommen und berichten, wie es ihm gehe.

3. 1777 landete er in Madras. In demselben Jahre 1777 lag der Freund in einer Nacht schlaflos, da ging die Türe auf, eine weißgekleidete Gestalt trat ein und sprach die Worte: „Ich bin dein Freund Schölkopf; ich fühle mich unaussprechlich selig; aber unsere Verabredung hat mir viele Seuf­zer ausgepreßt!" Nach einem halben Jahr kam aus Indien die Anzeige, daß Schölkopf um jene Zeit in Madras gestorben sei.»

 

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Kap. 54

Meldung des Zustandes nach dem Tode

(1846, ß 2. Juli)

I. A. Beugel erzählt: «Eine Weibs­person von meinen Verwandten in Calw versprach ihrer ver­trauten Freundin, sie wollte nach ihrem Tode zu ihr kommen und sie von ihrem Zustande unterrichten. Als sie nun kam, sagte sie, es sei ihr die Reise überaus sauer geworden, sie habe eine sehr weite Reise tun und durch überaus viele Leute hin­durchgehen müssen.»

 

 

Kap. 55

Erfülltes Versprechen der Meldung nach dem Tode ans dem Jenseits

[Br. d. Unstr - 1878]:

1. «Dem Herrn Anton E . . . ., der in Wiesloch bei Heidelberg lebte, wurden des Nachts in: Jahre 1861 am 28. November die Bettvorhänge aufgezogen; zugleich hörte er mit starker Stimme rufen: „Anton! Anton! Anton!“ — und nun geschah ein heftiger Schlag oben auf dem Boden. In dem Rufe seines Namens erkannte er augenblicklich die Stimme seines in Rheinhausen wohnenden Vaters.

2. Da nun dieser Vorfall ihn sehr beunruhigte, so war er entschlossen, früh morgens einen Boten dahin abzufertigen, um sich nach dem Befinden feines siebenzigjährigen Vaters zu

 

erkundigen. Doch ehe noch der Bote sich auf den Weg gemacht hatte, kam schon ein Abgesandter von seiner Mutter an, der ihm die traurige Nachricht brächte, daß der Vater gestern Abend im Rheine ertrunken sei.

3. Der alte Mann war an jenem Abende mit der Flinte und seinem Jagdhunde auf dem Rheindamme spazieren ge­gangen und stürzte, wahrscheinlich vom Schlage getroffen, von da hinunter ins Wasser. Sein Hund eilte aber alsbald nach Hause und winselte und heulte erbärmlich. Da man hieraus natürlich befürchtete, es müsse ein Unglück geschehen sein, so ging der noch im elterlichen Hause wohnende Sohn sogleich hinaus, um deu Vater zu suchen. Er folgte dem vorangehen­den Hunde, bis dieser am Rheine an einem Ort stehen blieb; hier fand er die Leiche.

4. Im Jahre 1876 ging eines Abends oben genannter An- :on E . . . . mit seinem Freunde und Gevatter, dem reichen Postmeister K ... in Wiesloch, in den Garten. Unter man­cherlei Gesprächen kamen sie auch auf das Thema von Unsterb­lichkeit und jenseitigem Leben.

5. Herr A. E., obwohl er gleich nach dem Tode seines Vaters jene merkwürdige Erfahrung gemacht hatte, zweifelte dennoch, wie alle Zwcifelsüchtigen, an seiner Unsterblichkeit, der Post­meister dagegen glaubte an eine persönliche Fortdauer. — Endlich gaben beide Männer sich das Wort, daß der, welcher von ihnen zuerst sterben würde, dem anderen, wenn es möglich sei, erscheinen und Nachricht bringen wolle.

6. Nach Verlauf von zwei Jahren starb nun der Postmeister K . . . und zwei Wochen nach seinem Tode hatte Anton E . . . folgende Erscheinung. Er sah des Nachts in einer Ecke seines dunklen Zimmers unweit der Türe einen kleinen Hellen Punkt, der sich nach und nach immer mehr vergrößerte und so hell wurde, daß er fast einem Brillantfeuer glich. Bald formierte sich dieses blendende Licht allmählich zu einer menschlichen Gestalt, und nun sah er den Postmeister in einem grauen Überrock gekleidet, gerade so, wie man ihn im Leben zu sehen gewohnt war. „Du Kleingläubiger!" sagte er, mit dem Finger drohend, „sage meiner Familie, daß jch ewig glücklich bin und daß sie ja nie ver­gessen solle, den Armen Gntes zu tun." Und damit verschwand die Erscheinung.»

 

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Kap. 56

Das Versprechen des Pastors den Tod bekannt zu geben, wurde gehalten

[Dr. med. Joseph Woschniak, 1901]:

1. Mein Oheim war Pfarrer im Gebirgsdorfe St. M. in der Steiermark, wo ich ihn als Student öfters besuchte. Bei einer solchen Zusammenkunft kamen wir auf Geistererschei­nungen zu sprechen. Unlängst hatte ich nämlich einen Fall von Telepathie in der Zeitung gelesen, wonach sich zwei Freunde das Versprechen gegeben hatten, daß, wer früher sterbe, dem Überlebenden erscheinen solle. Einer von ihnen starb nun in Amerika und ist in der Tat in der Todesstunde seinem in England lebenden Freunde erschienen. Ich, damals vor 4O Jahren als Mediziner überzeugter Materialist, was ich schon lange nicht mehr bin, bestritt die Möglichkeit von Geistererscheinungen.

2. Der Pfarrer hatte mit Interesse den Bericht angehört und bemerkte: „Man muß nicht alles, was man nicht mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören, mit eigenen Händen greifen kann, als unmöglich erklären. Ich selbst glaube au diese Erzählung." Da sah ich den Oheim kopfschüttelnd an. „Ja, schüttle nur den Kopf. Es ist doch richtig. Habe ich doch selbst das gleiche erlebt, hier in diesen: Zimmer." Wir saßen in dem an sein Schlafgemach anstoßenden Zimmer, aus welchem die Türe in eine kleine Hauskapelle führte. „Ja, hier durch diese Türe ist mir der Geist meines Schulkollegen und besten Freundes B. in seiner Todesstunde erschienen. B. war ein Kollege von mir während der ganzen Studienzeit. Später fügte es sich so glücklich, daß ich hier auf dieser Pfarre, B. aber auf der nachbarlichen, im Tale gelegenen als Pfarrer installiert wurde.

3. Schon als Studenten hatten wir lins, wohl mehr im Scherze, das Versprechen gegeben, daß derjenige, welcher zuerst sterbe, dem Überlebenden erscheinen möchte. Als Nachbarn besuchten wir uns oft gegenseitig. Vor 3 Jahren kam B. an meinem Namenstage mit noch mehreren anderen Freunden. Wir verbrachten den Nachmittag in heiterer Stimmung, nur erschien mir B. stiller und nachdenklicher als sonst. Nachdem sich die übrigen Freunde verabschiedet hatten, blieb B. noch bis zur Dämmerung, worauf ich ihn etwas auf dem Heimwege begleitete. Als er mir beim Abschieds die Hand reichte, sprach er: „Wenn ich sterben sollte, bete für mich." – „Wie kommst du zu so trüben Gedanken? Du bist ja gesund!" – „Unser Leben ist in Gottes Hand", erwiderte er und schritt rasch fort, begleitet von seinem Diener.

4. Obschon B. manchmal über Herzbeklemmungen klagte, war doch sein Aussehen ein gesundes, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß sein Zustand bedenklich sein könnte. Dennoch war ich ob seines Benehmens und seiner Worte beunruhigt. Nach meiner Rückkunft las ich das Brevier, und da ich kein Schlafbedürfnis fühlte, ging ich, es war bereits 11 Uhr nachts, aus meinem Schlafgemach in dieses Zimmer, um mir-aus dem Bücherschränke ein Buch zu holen.

5. Als ich das Zimmer betrat, öffnete sich die in die Kapelle führende Türe, und auf der Schwelle stand B., so gekleidet, wie er mich verlassen hatte, nur ohne Rock. Ich hörte deutlich aus seinem Munde die Worte: „Bete für mich! Bete' Bete!" worauf die Erscheinung verschwand. Du kannst dir denken, daß ich auf das heftigste erschüttert war.

6. In diesem Momente hörte ich Lärm im ebenerdigen Gesindezimmer, neben dem sich der Speisesaal befindet. Ich eilte zur Stiege und fragte, was es gäbe. Da erzählten die er­schrockenen Mägde, daß sie B. gesehen hätten, wie er in den Speisesaal getreten sei. Ich war vorn Tode B's überzeugt. Früh am nächsten Morgen kam sein Diener und berichtete, daß er mit B. in der Nacht glücklich nach Hause gekommen sei. Dort begann sich B. zu entkleiden. Nachdem er den Rock abgelegt hatte, sank er jedoch in den Lehnstuhl und war tot. Was sagst Du nun zu dieser Erscheinung?"

7. Ich war natürlich gleich mit der Erklärung bei der Hand, daß es sich um ein Bild der aufgeregten Phantasie handle.

8. „Und der Umstand, daß mir B. ohne Rock erschienen ist?"

9. Dieser Einwand ging mir freilich wider den Strich; ich wandte mich hin und her und mußte schließlich zugeben, daß vom materialistischen Standpunkt aus transzendentale Fragen unlösbar seien.»

 

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Kap. 57

Sichtbares Erscheinen der Freund Verstorbenen

1. Frau Endhoven schildert eineu selbsterlebten Fall wie folgt:

2. «Frau Olga Z. war meine Jugendfreundin. Zur Zeit als sie noch als Mädchen hier in S. weilte und wir stets zu­sammen waren, hätte niemand gesagt, daß sie sobald sterben werde, denn sie war, ganz im Gegensatz zu mir gesund, lebenslustig, nur für ihre Jugend etwas zu korpulent.

3. Bei einer Gelegenheit, als ich sie ihrer Wohlbeleibtheit wegen neckte und ihr profezeite, sie werde ein hohes Alter er­reichen und mich um vieles überleben, meinte sie, dem sei nicht immer so; Naturen, wie ich, müsse man mit Weiden verglei­chen, die der Sturm zwar biegt, nicht aber so bald bricht und sie fügte scherzend hinzu: „Weil wir gerade vom Sterben sprechen, schlage ich vor, daß diejenige von uns, der es beschieden sein wird, früher zu sterben, sich nach dem Tode der anderen zeige; willst Du?" – Ich versprach es ihr natürlich ohne weiteres, dachte ich doch damals nicht im entferntesten an die Möglichkeit einer persönlichen Fortdauer nach dem Tode, dem­zufolge auch nicht an einen Verkehr Verstorbener mit den Le­benden. Ich sollte bald anders darüber denken!

4. Olga heiratete kurz darauf den Bauunternehmer Z. in Agram, mit dem sie jedoch, wie ich später erfuhr, nicht besonders glücklich lebte; sie selbst schrieb mir kurz nach ihrer Verheiratung nur dreimal, dann hörte ich nichts mehr von ihr bis, sie selbst kam!

5. In der Nacht des Jahres 1886, da ich schlief, wurde ich sanft an den Schultern gerüttelt. Ich wache aus, bemerke aber niemanden im Zimmer. Da ich jedoch das Rütteln deutlich gespürt hatte, zündete ich die Sterze an, entdeckte wieder nie­manden nnd wollte mich schon wieder niederlegen, als ich aus dem Speisezimmer ein Mispeln hörte nnd die Stimme Olgas, an die ich nicht im mindesten gedacht, zu erkennen glaubte.

6. „Der Schalk will mich gewiß narren", dachte ich in der Meinung, sie sei, um mich zu besuchen, soeben aus Agram angekommen. Ich begab mich daher in das Speisezimmer die Tür war weit offen, finde aber niemanden, ob sie jeman­den kommen gesehen oder gehört habe, schlaftrunken erwiderte, ich müsse Wohl geträumt haben.

Nun glaubte ich wirklich an Täuschung oder Traum und kehrte in das Speisezimmer zurück. Kanin aber betrat ich es, als ich auch das nämliche Mispeln aus meinem Schlafgemach vernahm. „Nein, ich täuschte mich nicht, es ist Olga's Stimme", sagte ich mir und war jetzt sicher, sie zu entdecken. Denn aus dem Schlafzimmer konnte sie nur durch die eben­falls offene Tür in das Besucherzimmer gelangen, von dort aber war ihr jeder weitere Weg verlegt, da die auf den Gang füh­rende Tür versperrt war, was ich bestimmt wußte.

In dieser Erwartung betrat ich denn mein Schlafgemach, von einem lebenden Wesen keine Spur, doch als ich eben mich anschickte jeden Winkel des Gemaches gründlich zu unter­suchen und dann im Besuchszimmer nachzusehen, höre ich, wie ein Gegenstand vom Tische hinuntergestrichen wird und auf den Fußboden fällt. Rasch blickte ich auf und unter den Tisch, fand jedoch zu meinem Erstaunen alles in gehöriger Ord­nung! In demselben Augenblicke fast vernahm ich im Be­suchszimmer Flüstern, sehe dorthin und erblicke, ich war gar nicht mehr überrascht, Olga. War sie das? Gar kein Zweifel, ich erkannte sie sogleich, obwohl mir ihre Gestalt sehr schlank und riesenhaft groß vorkam und ich nur vergebens zu erklären suchte, wieso sie von einer Reise kommend in weißen, wallenden Gewändern erscheinen könnte.

Es bemächtigte sich meiner eine unerklärliche Scheu, doch in der Freude des Wiedersehens und von ihrer Seite einen Scherz vermutend, überwand ich sie augenblicklich (glaubte und dachte ich doch gar nicht an Geister!) und ging auf meine Freundin zu. „Olga!" rief ich, „Olga!" Sie erwiderte nichts; in dem Maße aber, als ich mich ihr näherte, wich sie lächelnd und mit der Hand grüßend, rücklings auf die Gang Tür zurück. „Olga!" rief ich unterdessen vorwurfsvoll noch einige Male und suchte sie beim Arm zu fassen, als sie, wachte oder träumte ich? Bei der geschlossenen Tür ange­langt, durch diese zu gehen schien; immer undeutlicher und verschwommener wurde die Gestalt, bis sie schließlich buch­stäblich in Nichts zerfloß und verschwand.

Wie mir damals zu Mute war, brauche ich kaum zu sagen. Um mir aber vollständige Sicherheit zu verschaffen, daß ich nicht vielleicht von jemandem düpiert worden, versuchte ich die auf den Gang führende Tür zu öffnen, sie war abge­sperrt, untersuchte dann alle Zimmer noch einmal, es war niemand zu entdecken, dann ging ich in die Küche, wo mir die Magd, als ich ihr schließlich den ganzen Vorgang schilderte, mürrisch und ziemlich deutlich zu verstehen gab, ich sei nicht recht bei Troste.

Nun erst fing ich an, den Zusammenhang zu begreifen! Ich kehrte zurück in das Schlafgemach, an Schlaf aber war gar nicht zu denken und in der Ahnung des Kommenden sah ich auf die Uhr, ¼2 war es. Mein Vater und Bruder schliefen im Erdgeschoß, ich wollte ihnen den Vorfall erst am Morgen schildern, blieb also allein mit meinen Betrachtungen. Es ist überflüssig zu sagen, daß sich beide über mich lustig machten, als ich ihnen obiges erzählte.

Was ich aber erwartet hatte, traf zu! Vormittags noch erhielt ich aus Agram ein Telegramm, daß Olga 1 Uhr Nachts gestorben sei.

Wie die Welt, speziell die wissenschaftliche, darüber urteilt und denkt, ist mir gleichgültig, ich für meine Person bin voll­kommen von unserer persönlichen Fortdauer nach dem Tode und der Möglichkeit eines Verkehrs Verstorbener mit Leben­den überzeugt. Und kann ich anders?! Ich habe es persön­lich erlebt, und das genügt mir.»

 

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Kap. 58

Der Verstorbene sagt dem Gebenden die Zeit an, man« er sterben wird

[Chemnitzer N. N. 24. 6. 1901]:

1. In einem Dorfe des Kreises Sagan wurde am 10. Juni 1910 eine alte Frau von 77 Jahren begraben. Drei Tage vor ihrem Tode war sie zum Tischler des Ortes gekommen und hatte sich einen „recht schönen" Sarg bestellt und diesen dem darob erstaunten Meister sogleich in, voraus bezahlt. Dann bestellte sie beim Bäcker zehn Kuchen für die Trauergesellschaft und ebenso verschiedene Pfund Fleisch beim Fleischer, indem sie den Leuten sagte, daß sie bald sterben würde. Die Alte be­sorgte noch einige Tage ihre Häuslichkeit, bis sie sich zu Bett legte und von diesem sich nicht mehr erhob. Die Frau war sonst nie krank gewesen.                                               

 

*

[Vater Jesus spricht]:

2. Die Frau bekam ihre Gewißheit über ihren bevorstehenden Tod durch die Meldung ihres verstorbenen Sohnes, der ihr bei der Nacht als sie wachend im Bette lag, er­schien und den sie durch Meine Öffnung ihrer geistigen Hell­schau sah und hörte, ihren Tod auf Tag, als er erfolgen wird, verkündigte. Diese Nachricht hat sie so erfreut, daß sie dann sogleich die ganze Sache in Ordnung brächte, um sorgenlos ins Jenseits zu übersiedeln.“

 

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Kap. 59

Die Erfüllung des einer böse Bitte

(1843.)

[Schumi spricht]:

1. «Vor etwa 50 Jahren lebte in Petrinja, unweit Sissek, ein Kürschner R. mit seiner Gemahlin und zwei Kindern. Plötzlich wurde er lebensgefährlich krank. Die Gemahlin war indessen im gesegneten Zustande, und da sie schon damals karg lebten, so überficl die Mutter große Angst, was sie mit ihren drei Kindern anfangen solle, wenn der Vater nicht mehr lebe. Einige Tage vor seinem Tode weinte sie bitterlich und bat den Mann, er möge ihr, wenn es ein Jenseits gebe, den Posthumus zu sich nehmen. Und der Gemahl versprach es ihr.

2. Sechs Wochen nach der Niederkunft saß die Wöchnerin eines Abends neben der Wiege und sang ein Liedchen, um das Kind einzuschläfern. Plötzlich öffnete das Kind die Augen und rief der Mutter ganz deutlich zu: „Mutter, siehe den Vater!" Die Mutter blieb wie versteinert. Nach einer Weile kam sie zu sich und legte sich ins Bett. Den zweiten Morgen fand sie das Kind tot in der Wiege.

3. Dem Schreiber dieser Zeilen erzählte seine Schwieger­mutter mehrmals diesen Vorfall und dieser Tage wiederholte sie ihm die Geschichte. Sie ist 72 Jahre alt und war eine sehr gute Freundin der erwähnten Frau.»

 

[Vater Jesus spricht]:

„Ich habe der Mutter die geistigen Ohren geösfnet, daher hörte sie die Seele des Kindes sprechen, die da­mals aus dem Leibe heraus sich bog.“

 

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Kap. 60

Biblische Beweise von zurückgekommenen Verstorbenen

Die Auferstehung Jesu

1. Die erste und die Hauptbeglaubigung, daß Fleischtote im Jenseits als Geister leben und zurück als Geister kommend, sich den noch Lebenden sehen lassen, habt ihr vorn Tode Jesu und Seiner Auferstehung und von Seinem oftmaligen Er­scheinen in der Zeit vom Tode am Kreuze bis zu Seiner Himmelfahrt.

2. Wenn aber dies vom Vater aller Menschen geschah, so ist das ein untrüglicher Beweis für die Geister, daß sie nach dein irdischen Tode geistig fortleben und der Welt durch ihr per­sönliches Erscheinen sich kundgeben können, daß eine Auf­erstehung im Geiste und ein Fortleben der Seele stattfindet und somit, daß diese Seele ohne zu schlafen im Grabe, zurück­kommen und sich den Lebenden zeigen kann, wofür im Jesu die Hauptbeweise der Wahrheit dieser Lehre bestehen.

 

 

Kap. 61

Erzengel Raphael als gefestigter Geist n. Mensch

1. In dem Buche Tobias lesen wir, daß Asarja, ein Sohn des großen Ananja starb und dann als Engel Raphael zum alten, an Augenstar erblindeten Tobias nach Ninive kam und dessen Sohn nach der Stadt Rages in Midian begleitete, ihm half in der Stadt Ekbatana zu einer Frau namens Sara, der Tochter des Raguel und zur Einkassierung des dargeliehenen Geldes an Gabael in Rages, sowie zur Heilung seines Vaters mittels der Galle eines Fisches von dem Star, daß er wieder das Augenlicht bekam.

2. Diese Reise dauerte 45 Tage, während welcher Zeit Raphael wie ein gewöhnlicher Mensch aß, trank, schlief und in allem sich so benahm, daß ihn niemand für etwas anderes an- sah, als für einen gewöhnlichen Menschen. Erst bei der Rück­kunft nach Ninive, nachdem er alles verrichtet hatte, sagte er, wer er sei und verschwand vor den Augen der Familie Tobias.

 

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Kap. 62

König Saul spricht mit dem verstorbenen Propheten Samuel

1. In der letzten Zeit seiner Regierung war der König Saul von Mir verlassen und Ich gab auf feine Fragen keine Ant­wort. In seiner Bedrängnis ging er zur Hellseherin Martha von Endor und bat sie, daß sie ihm den verstorbenen Propheten und Richter in Israel, Samuel zur Besprechung aus der Vorhölle rief, der auch kam und dem König seinen Untergang ver­kündete, weil er Gott nicht folgte.

2. Aus dieser Geschichte lernet ihr, daß es wirklich hellsehende Personen gibt, welche Verstorbene sehen und hören und somit mit ihnen sprechen können; ferner, daß Samuel statt aus der Ätherregion herunter, aus der Unterwelt herauf­steigen mußte, um der falschen Lehre der Juden von der Vorhölle zu entsprechen, in welcher Mich die Verstorbenen als Er­löser von der Erbsünde Adams erwarteten. Diese Vorhölle war aber nichts anderes, als die unerfüllte Sehnsucht der Kinder, zu Mir, ihrem Vater im Himmel, zu gelangen.

 

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Kap. 63

Die Erscheinung des Erzengels Gabriel

1. Der verstorbene Patriarch Jared, Vater Henochs, erschien unter dem himmlischen Namen: Erzengel Gabriel dem Hohe­priester Zacharia und verkündete ihm die Geburt eines Sohnes namens Johannes, des späteren Täufers am Jordan.

2. Derselbe Erzengel Gabriel brächte später der Jungfrau Maria die Botschaft von der Empfängnis Jesu.

3. Der Verkehr des Gabriel mit Zacharia, welcher der re-inkarnierte Moses war, beweist euch klar, daß Ich Meine Diener sichtbar, hörbar und wirkend in Vollmacht Meiner Kraft aussende, wenn Ich etwas wichtiges auszuführen vor- habe.

4. Die Erscheinung des Erzengels Gabriel geschah beide Mal um 10 Uhr vormittags. Zacharia und Maria sahen ihn und sprachen mit ihm. Er war einer der großen Engel, die vor Meinem Throne in Neujerusalem den höchsten Ehren­posten bekleiden. Somit ist euch der Beweis geliefert, daß der Verkehr zwischen Dies- und Jenseits stattfindet, wenn die Umstände, dies als eine Notwendigkeit erheischen.

 

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Kap. 64

Die Verklärung am Serge Tabor

1. Bei der Verklärung am Berge Tabor erschienen Mose und Elia und sprachen in Gegenwart Meiner drei Jünger Petrus, Johannes und Jakobus mit Mir.

2. Bei der Himmelfahrt erschienen dieselben zwei Erzengel und sprachen zu den Jüngern über Meine Wiederkunft, die nun stattfindet. Man erwartet zwar, daß Ich in den Wasserwolken des Firmaments kommen werde, allein die Wolken des Himmels sind eben Meine Lehrworte der christlichen Theosophie und nichts anderes. Wer Mich in die­sen Wolken nicht anerkennt, wird auf andere Wolken umsonst warten, weil Himmelswolken geistig „Gottesworte" beißen.

3. Aus den bisherigen Berichten habet ihr Meine Erz­engel Mose, Elia, Raphael, Samuel und Gabriel bemerkt, daß sie mit den Menschen in Verkehr traten und somit aus dem Jenseits zurückgekommen sind.

4. Man wird da meinen, ja, das waren Erzengel, aber nicht gewöhnliche Verstorbene. Diese Ansicht wäre falsch, denn es haben sich bis heute über 60 000 Verstorbene in den spiritistischen Zirkeln ihren Hinterbliebenen, Freunden, Be­kannten und Zirkelbeisitzern durch verschiedene Manifestationen kundgegeben. Also über 60 Tausend, das ist gewiß eine re­spektable Summe von Toten, die als Geister ihr Fortleben nach dem Leibestode in den spiritistischen Sitzungen durch persönliches Erscheinen, Sprechen, Predigen, Handreichen den Anwesenden, schwere Gegenstände heben und Hin- und Her­rücken oder Tragen, durch Musik spielen. Schreiben und durch eine Menge anderer Produktionen bekundeten. Glaubet aber nicht denjenigen, die das als Täuschung und Schwindel be­zeichnen; glaubet aber auch denjenigen nicht, welche in den spiritistischen Sitzungen nichts als Teufel und Dämonen aus den mit dem Satan Lucifer gefallenen Engeln wittern. Das ist nichts als Unwissenheit und Unsinn. Lasset euch nicht van solchen falschen Lehrern eure lieben Verstorbenen, Eltern, Ge­schwister, Freunde usw., gleich zu Teufeln degradieren.

 

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Kap. 65

Persönliches Erscheinen von 346 Verstorbenen

1. Als Ich Mein letztes Wort am Kreuze: „Es ist voll­bracht" aussprach, starb Mein irdischer Leib und in diesem Moment erbebte die Erde, Felsen spalteten sich und 346 Geister frommer Verstorbener erhielten die Erlaubnis, sich ihren in Jerusalem lebenden Hinterbliebenen, als ein außergewöhn­liches Zeichen der Katastrophe zu zeigen. Dieses großartige Ereignis erfüllte die große Stadt Jerusalem mit Freude, auf Meine erwartete Auferstehung am dritten Tage, aber zugleich mit Bangen die Schuldtragenden, was daraus folgen wird. Das war eines der größten Ereignisse der Weltgeschichte, daß so viele Verstorbene auf einmal auftraten und sich ihren An­gehörigen zeigten.

2. Die 346 Verstorbenen, die im Jahre 33 am 25. März vor drei Uhr nachmittags sich ihren Hinterbliebenen, Ver­wandten und Freunden auf 5 Sekunden lang zeigten, wider­legt vollkommen die Behauptungen der Unwissenden und Leugner des geistigen Weitcrlebens der Seele nach dem Tode, und daß noch niemand zurückgekommen ist.

 

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Kap. 66

Jesus als Geist

1. Nach der Auferstehung war Mein Leib ein Geist, und trat nur dann in materielle Erscheinlichkeit, wann Ich Christus dies wollte. Diese Tatsache wisset ihr von der Begebenheit mit den zwei Jüngern, die nach Emmaus gingen. Ich ging und sprach mit Kleophas und Barsabas Justus den ganzen Weg; in der Herberge zu Emmaus aber, als sie Mich beim Segnen und Brotbrechen erkannten, verschwand Ich vor ihren Augen.

2. Adens erschien Ich bei geschlossenen Türen plötzlich in der Mitte Meiner Jünger. Sie erschraken, da sie einen Geist zu sehen vermeinten. Durch Meine Willenskraft gefestigt, ließ Ich Mich als Mensch von Fleisch und Knochen betasten und aß einen Fisch und Honigfladen vor ihren Augen. Und doch war Ich ein Geist aus dem Jenseits, denn beim Verlassen der Jünger verschwand Ich ebenso plötzlich vor ihren Augen, als Ich bei Meinem Ankommen plötzlich erschien.

 

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Kap. 67

Rede des Moses und Elias bei der Himmelfahrt Jesu

(Jahr 33, 7. Mai)

1. Apg. 1,10: «Und als sie Jesu nachsahen gen Himmel fahrend, siehe da erschienen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, Welche ihnen sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr, und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgefahren gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren».

*

[Vater Jesus spricht]:

2. Aufklärung: Meine Jünger erkannten sogleich, daß das Mose und Elia waren, erstens kannten sie beide persönlich als sie noch aus der Erde weilten, zweitens, weil sie selber bei der Verklärung auf dem Berge Tabor sahen und von früher her als Hoherpriester Zacharia, Vater Johannes des Täufers und Elia als Johannes den Täufer kannten.“

 

 

Kap. 68

Aus dem Jenseits zurückgekommenen religiösen verstorbenen

Erscheinung der Märtyrerin potamiäna

(177 n. Chr. G.)

Hören wir, wie in der Verfolgungszeit des zweiten Jahrhunderts viele Heiden sich zu Christo wandten, weil die Märtyrerin Potamiäna, deren Hin­richtung tiefen Eindruck gemacht hatte, ihnen im Traum erschienen war und sie zur Bekehrung aufgefordert hatte! Unter den also Erweckten befand sich der Trabant Basilides, der ihr auf dem letzten Gang, auf welchem er sie begleiten mußte, viel Teilnahme und Mitleid bewiesen und dafür von ihr die Ver­heißung göttlicher Vergeltung empfangen hatte. Drei Tage nach ihrer Hinrichtung erschien sie ihm in der Nacht und setzte ihm eine Krone aufs Haupt mit der Ankündigung, der Herr werde ihn bald zu sich nehmen. Alsbald bekannte sich Basili­des zu Christo, seine Hinrichtung aber ließ nicht lange auf sich warten.

 

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Kap. 69

Die Erscheinung der Märtyrerin Agnes

(253, 2. Januar)

So berichtet Ambrosius: als die Eltern und Verwandten der jugendlichen Märtyrerin Agnes eines Nachts ihr Grab besuchten, erblickten sie dabei einen Chor von Jungfrauen in goldenen Gewändern, unter welchen sich, geschmückt mit der Lebenskrone, auch ihre Tochter befand. Diese wandte sich mit verklärtem Angesicht zu den Eltern und sagte: „Beweinet eure Tochter nicht als eine Tote, wünschet ihr vielmehr Glück dazu, daß sie von Gott das ewige Leben erlangt hat!"

 

 

Kap. 70

Vision des Aurelius Augustinus, Bischofs von Hyppo in Afrika

(Jahr 417)

Augustinus sagt einmal: „Ich erinnere mich gar wohl, daß Profuturus, Privatus und Severinus, die ich im Kloster gekannt habe, nach ihrem Tode mir erschienen sind und mit mir geredet haben. Was sie mir gesagt haben, ist auch wirklich erfolgt."

 

 

Kap. 71

Die Visionen des Suso

(1352)

Dem Suso[11] erschien, als er von der Austeilung eines großartigen Vermächtnisses nach Gewohnheit der Welt viel Undank erntete, der Erblasser, ein frommer Chorherr, und bat ihn, „daß er geduldiglich litte das große Unrecht, des man ihn zeihe; denn Gott wolle ihn des alles wohl ergötzen." Er Sagte auch, daß es wohl um ihn stünde in jener Welt. Ein an­dermal erschienen ihm die beiden verklärten Mystiker, Meister Eckhart[‡‡‡] von Köln (s- 1327) und Bruder Johannes der Fucrer von Straßburg. Ersteren, der „in überschwenglicher Klarheit" zu sein angab, fragte er nach dem nächsten Weg zum Himmel. Die Antwort lautete: „Der Christ soll sich selbst nach seiner Selbstheit mit tiefer Gelassenheit entsinken und alle Dinge von Gott und nicht von der Kreatur nehmen und sich in eine stille Geduldigkeit setzen gen allen noch so wölfischen Menschen." Den andern, welcher ihm in dem Gesicht die wonnigliche Schönheit zeigte, mit der seine Seele verklärt war, fragte er: „Welche unter allen Übungen die wäre, die einem Menschen am allerwehesten täte und ihm die allernützeste wäre?" – Da sprach jener: „Daß nichts Wehtuenderes und Nützeres dem Menschen wäre, denn so der Mensch in Verlassenheit von Gott sich selber geduldiglich ausginge und also Gott durch ihn wir­ken ließe."

*

(1355.) Suso schreibt, er sei über das jenseitige Los seiner entschlafenen Mutter erst dann völlig beruhigt gewesen, nachdem sie selbst ihm im Hellgesicht erschienen sei und den großen Lohn gezeigt habe, den sie von Gott empfangen.

 

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Kap. 72

Der Miß Bargrave erscheint die verstorbene Miß Peal

1705, am 8. September

«Saß in Canterbury Miß Bargrave bekümmert und sorgenvoll daheim, als mit einem Male ihre Freundin Miß Peal eintrat und zu ihr sagte: „Wären die Augen unseres Gemüts so offen wie unsere leiblichen, wir würden eine Menge Engel zu unserem Schutze um uns ver­sammelt sehen. Seien Sie getrost in Ihren Leiden! Eine einzige Minute der künftigen Seligkeit reicht hin, Sie hiefür zu belohnen." Bald darauf erhielt sie die Nachricht, daß die Freundin schon tags zuvor, am 7. September, entschlafen sei.»

 

 

Kap. 73

Die verstorbene Tochter bittet ihren Vater um seine Fürbitte Zu Gott

 

[Ludwig Hoermann aus Traunstein 1900]:

Im Jahre 1830 kam der Fischer Federl von Tengling öfters des Fischhandels wegen bis nach Altötting. Bei dieser Gelegenheit versäumte er es denn auch nie, dort die weltbe­rühmte Gnadenkapelle zu besuchen. Als er einst nun wieder unter den vielen Andächtigen in dieser Kapelle stand, sah er etliche Schritte von sich entfernt ein junges Mädchen stehen, welches seine Aufmerksamkeit im hohen Grade fesselte. Den Grund hierzu gab, daß dieses Mädchen das vollendete Ebenbild seiner unlängst verstorbenen 20 jährigen Tochter wer Kaum mochte er sich von seinem Erstaunen erholt haben, al- die Erscheinung auch schon neben ihm stand und sprach: „Vater bete doch heute etwas für mich, das letzte Mal hast du auch nichts gebetet," worauf selbige entschwand. Seit dem Tag! ging mit dem sonst so rauhen Manne eine bedeutende Gemütsänderung vor sich, und weinend erzählte er guten Freunden die Erscheinung seiner lieben Tochter Franciska.

 

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Kap. 74

Der verstorbene Vater erscheint dem Sohne

[M.F.]:

Im Jahre 1896 befand ich mich in einem Hotel in Prag woselbst ich mich eine Zeitlang aufhielt. Eines Tages begegnete mir auf der Treppe zur Hellen Mittagszeit ein Herr, welcher meinem vor ca. 28 Jahren verstorbenen Vater vollkomme! ähnlich sah. Er ging dicht an mir vorüber, sodaß wir uns im den Armen streiften, jedoch schaute er mich an, so daß es mich unwillkürlich durchschauerte. Ich fragte dann sofort den 1 Schritt von mir entfernt stehenden Portier, der jeden zur Tb Eintretenden hätte sehen müssen, wer dieser Herr gewesen sei, doch versicherte mir derselbe, es sei niemand dagewesen, er hätte es doch sonst sehen müssen. In einer okkulten Sitzung wurde mir vor einiger Zeit nun durch meinen verstorbenen Bruder mitgeteilt, daß jener Herr in Prag tatsächlich die Erscheinung meines verstorbenen Vaters gewesen se der mich besucht habe, um nach meinem Befinden zu sehen.

 

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Kap. 75

Sichere Anzeichen eines geistigen Weiterlebens

1. «Am 4. Dezember 1912 starb unser lieber Vater[12] – „In Dresden, fern von seinen Kindern, plötzlich und ohne Qualen“. – Wir erhielten diese Nachricht erst 3 Tage später durch eine dem Verstorbenen nahestehende Persönlichkeit.

2. Die Nacht vorher, ehe wir die Nachricht erhielten, erschien plötzlich mein lieber Vater vor mir und war ganz schwarz be­kleidet, hatte sogar seinen weißen Halskragen schwarz umhüllt. Er war sehr aufgeregt, wahrscheinlich durch sein unvorherge­sehenes Hinscheiden und bat mich dringend, ihn anzuhören, da er mir noch etwas mitzuteilen habe. Dann aber verschwand er, und ich erzählte meiner lieben Mutter und Geschwistern dieses, worauf Mittags die Todesnachricht eintraf.

3. Meiner kleinsten Schwester erscheint nun unser Vater wiederholt im Traum, zuletzt zeigte er sich ganz in schwarz und verwandelte sich darauf in eine lichte Gestalt. Vor 4 Tagen abends gegen 10 Uhr, als unsere Mutter das Licht ausgelöscht hatte, stand unser Vater plötzlich in einen: weißen Gewände vor dem Bette meiner 12 jährigen Schwester und hob seinen Arm, um sie und mich zu segnen. Darauf verschwand er.

 

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Kap. 76

Ein Beitrag zur Geistermahrnehmung

[Mitgeteilt von C. W . . . . r]:

«Als vor Wochen meine Frau und meine beiden Kinder krank waren, versah meine Schwiegermutter unsere Haushal­tung. Bei einem Gespräche gab es sich, daß ich ihr die Be­gebenheit erzählen konnte, wie meiner Mutter ihre Mutter einige Wochen nach ihrem Tode am Hellen Tage erschienen ist. Dies veranlaßte meine Schwiegermutter zu der Mitteilung, daß ihr älterer Bruder Angelus ihrer Mutter eines Morgens beim Betreten ihres Zimmers freudig entgegenrief: „Mutter, eben ist der Großvater dagewesen." Auf den Hinweis, daß er wohl geträumt habe, da jener doch gestorben, beharrte er auf seiner Aussage: „Nein, nein, ich Ich hab! Ihn ja gesehen, er war bei mir am Bett."»

 

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Kap. 77

Fine Wiederkehr aus der ersten Hölle

[A. Ecker, Zeitschrist s. Spiritismus, 1909]:

1. «Ein altes Ehepaar, das in unserer Nähe einen kleinen Konsumhandel besaß, tat an einem herabgekommenen und ganz verlotterten Geschäftsmann so manche Wohltat. Hatte er Hunger, gaben sie ihm zu essen, hatte er zur schlechten Jah­reszeit kein Obdach, oft ein Plätzchen an dem Ofen und eine Lagerstatt. Eines Tages wurde er durch die allzugroßen Ent­behrungen krank, und über einen Tag starb er. Er mochte un­gefähr acht Tage begraben sein, als die alte Konsumhändlerin eines Nachts auf die Uhr sah, ihr Mann sollte bei Zeiten nach dem Markte fahren und sie fürchtete, daß er sich verschlafe. Als sie das Licht hob, um nach der Uhr zu sehn, die nahe der Tür hing, ging diese lautlos auf und knapp davor stand der Ver­storbene. Sie sah nur die Büste, in weißes schleierartiges Zeug gehüllt. Mit leiser, aber ganz klarer Stimme sagte er: „Du hast schon zwei Tage für mich nicht gebetet, ich bitte dich, bete für mich." Die Erscheinung zerfloß dann wie im Nebel.»

*

[Vater Jesus spricht]:

2. „Die Frau war infolge des Schreckens einige Tage krank."

 

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Kap. 78

Erscheinung des verstorbenen Vaters vor seiner sterbenden Tochter

(1894, 27. Mai)

(vor Fl., “L'Jnconnu” - R. de L., Lacapelle]:

1. «Ich hatte ein 15 jähriges Töchterchen. Sie war meine Freude und mein Stolz. Als ich eine kleine Reise unternehmen mußte, übergab ich sie der Obhut meiner Mutter. Am 17. Mai 1894 sollte ich zurückkehren. Am 16. träume ich, daß mein Kind schwer krank darniederliegt und bitterlich weinend nach mir verlangt. Ich erwache mit angst­voll klopfendem Herzen, rede mir aber mit allen Mitteln meine Sorge aus. Am Morgen kommt ein fröhlicher Brief meiner Tochter, der mir den Rest meiner Angst verscheucht.

2. Als ich am 17. zu Hause ankomme, läuft mir mein Kind nicht entgegen und das Stubenmädchen teilt mir mit, es hätte sich mit großen Kopfschmerzen niedergelegt. Es sollte nicht mehr aufstehen. Zwei Tage später zeigte sich eine heftige An­gina und trotz unserer sorgfältigsten Pflege starb mein armes Kind am 29. Mai.

3. Zwei Tage vor ihrem Tode liege ich mit geschlossenen Augen auf meinem Bett, ohne zu schlafen; im Nebenzimmer liegt meine Tochter schlafend und die Wärterin wacht bei ihr Plötzlich überflutet eine durchdringende Helle das Zimmer, ich rufe die Krankenwärterin an und es dauert einige Sekunden ehe sie mir antwortet. Unterdessen bin ich aufgesprungen und an das Bett meiner Tochter geeilt. Da erlischt das Licht und das Zimmer ist wieder nur von der Nachtlampe beleuchtet.

4. Die Wärterin zittert vor Entsetzen und ich bemühe mich vergebens, zu erfahren, was sie beunruhigt. Am andern Mor­gen erzählt sie den Hausleuten (und sie besteht noch heute auf ihrer Behauptung, sie hätte meinen vor sechs Monaten ver­storbenen Gatten am Fußende des Bettes meines Kindes ge­sehen.»                           

 

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Kap. 79

Der Verstorbene erfüllt das Gebet des Bruders

(1855, 8 Sept)

1. Der Hautpmann G.-F. Rüssel Colt, Gartsherrie, Coatbridge, teilt folgenden Fall mit:

2. «Ich liebte meinen ältesten Bruder Olivier, Leutnant im 7. Infanterieregiment, abgöttisch. Er befand sich zu jener Zeit in Sewastopol. Eines Tages schreibt er mir in tiefer Nie­dergeschlagenheit, er fühle sich krank; ich antworte ihm sofort, spreche ihm Mut zu und ersuche ihn, wenn er mich braucht, so solle er mir in jenem Zimmer erscheinen, das ich jetzt bewohne und wo wir als Knaben unsere heiteren Spiele spielten, und später heimlich unsre ersten Pfeifen rauchten. Mein Bruder erhielt, wie ich später erfuhr, diesen Brief, als er seine letzte Ölung empfing. (Der Priester selbst hat es mir erzählt.) Nach dem heiligen Akte ging mein Bruder auf die Schanzen, um nicht mehr zurückzukehren.

3. Einige Stunden nachher begann der Angriff auf Redan. Als sein Hauptmann fiel, übernahm mein Bruder das Kom­mando und führte tapfer seine Mannschaft. Er blutete schon aus mehreren Wunden, da trifft ihn eine Kugel in die rechte Schläfe. Er fällt auf einen Haufen toter Soldaten (man fand ihn in kniender Stellung, durch die andern Leichen gestützt, 36 Stunden später tot auf.) Er fiel, ohne vielleicht sofort zu kerben, am 8. September 1855. Diese Nacht wachte ich plötzlich durch einen Schlag auf. Ich sehe bei dem Fenster in der Nähe meines Bettes meinen Bruder knien, ein leichter, flim­mernder Nebel umgibt ihn. Ich versuche zu sprechen, kann aber kein Wort hervorstammeln. Ich glaube weder an Erschei­nungen noch an Geister und versuche meine Gebauten zu ord­nen und mir diese Täuschung klarzumachen.

4. Was ich ihm 14 Tage vorher geschrieben habe, ist ver­gessen. Ich sage mir, das; es das Mondlicht sein muß, das mir diese Erscheinung vortäuscht. Einige Augenblicke nachher sehe ich wieder hin, er ist noch da und seine Augen sehen mich mit tieser Traurigkeit au. Ich versuche wieder zu sprechen, aber meine Zunge versagt ihren Dienst vollständig. Ich springe aus dem Bett, sehe zum Fenster hinaus; es regnet in schweren Tropfen, die Nacht ist schwarz und kein Mond zu sehen. Der arme Olivier ist noch immer da; ich nähere mich, gehe durch die Erscheinung hindurch und erreiche die Zimmertür und blicke noch einmal zurück.

5. Olivier hat den Kopf zu mir gewendet und sieht mich voll Todesangst und Liebe an. Da sehe ich erst, daß aus der rech­ten Schläfe ein Blutstrom rieselt. Ich verlasse das Zimmer und verbringe den Rest der Nacht bei einem Freunde, dem ich mein Erlebnis erzähle. Ich erzähle es auch meinen Hausge­nossen und meinem Vater, der mir gebietet, diesen Unsinn nicht weiter zu erzählen und vor allen: meiner Mutter zu ver­schweigen.

6. Den folgenden Montag teilt uns Sir Alexander Milne mit, daß der Angriff auf Redan gelungen ist. Ich bitte nun meinen Freund, mir mitzuteilen, falls er früher wie ich mei­nes Bruders Namen in der Liste der Verwundeten oder Toten liest. Vierzehn Tage später erfahre ich folgendes: „Der Oberst des Regiments, sowie zwei andere Offiziere bestätigen, daß der Leichnam meines Bruders iu der Stellung, wie er mir er­schienen ist, aufgefunden wurde; die Wunde genau da, wo ich sie gesehen habe. Ob er gleich gestorben war, ließ sich nicht konstatieren.“ (mir war er etwa um zwei Uhr morgens er­schienen). Zwei Monate später sandte man mir ein kleines Gebetbuch und meinen Brief, er hatte beides in seiner Brusttasche bei seinem Tod getragen.»

 

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Kap. 80

Eine Rückkehr aus dem Jenseits

(1907, 17. Dec.)

[Von Friedrich Bax - Zeitschrift f. Spiritismus, 1911]:

1. Wie oft ist in der heiligen Schrift von Engelerscheinungen, nach der göttlichen Lehre, durch die Öffnung der geistigen Sehe die Rede! Wenn ich nun hier und da dieses von der heutigen Welt beiseite gelegtes Gebiet berühre, so erfahre ich eine kurze Abweisung, die dahin verständlich, daß das die okkulten Phänomene angehend wohl früher möglich gewesen sei, aber heute? Oder aber man verweist jenes in das Reich der Fabeln, und alle Weiterung darüber ist abgetan.

2. Schlagen wir nun die Bibel auf und lesen wir im Apostel­briefe an die Ebräer, Kapitel 13, Vers 2, so finden wir, was die höchste Verstofflichung, die scheinbar völlige Menschwerdung schon von uns Getrennter behandelt, eine Bestätigung dessen, was ich im folgenden mitzuteilen versuchen werde.

3. Meine Gedanken haften noch an der in diesen: kurzen Abschnitt gemahnten Eigenschaft, welche so viele Notwendig­keiten in sich schließt, und meine Seele weilt bezaubert vor der so erhabenen Versinnbildlichung: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden."

4. Nun müssen mir die lieben Leser nach Rixdorf, Bergstr. 155, zu dem Kürschner meister Karl Beier folgen, der an: 4. November 1910 das Zeitliche segnete:

5. «Bei unserem Kürschner meister gab vor einigen Jahren eine Frau Frank aus Berlin, Weinstraße wohnhaft, einen Pelz­muff in Reparatur. Wenige Wochen nachdem verstarb diese Frau. Das inzwischen nach besonderer Angabe fertiggestellte Bekleidungsstück harrte nun der Abholung.

6. Es ward dieses wieder in dieselbe Schachtel getan, welchen Platz es vordem einnehmen mußte.

7. Die für die Kürschnerei geschäftliche große Ode, die wär­mere Jahreszeit, war in der Neige. Der Mystiker Karl Beier saß in seinem „Laboratorium", über ungelöste Probleme nach­grübelnd. So war es Abend geworden. Die schwindende Sonne hatte längst diesem Stückchen der Mutter Erde Valet gesagt, als die Glocke der Ladentür schellte. Der Wohnungs­inhaber befand sich mit seiner Tochter Frieda (seit März d. I. Frau Goroncy, ebenda, Weisestraße 51III, wohnend,) im Hinterzimmer, von welchem Raume letztere eine eintretende, dunkle Gestalt sehen konnte; Fräulein Frieda vermochte sich eines plötzlichen unwillkürlichen Schauers nicht zu erwehren. Sie begab sich sogleich in den Laden, wo sie einer tief verschleierten Dame in Trauerkleidung gegenüber stand. Fräulein Beier richtete nun an die vermummte Unbekannte die Frage nach ihrem Begehr, worauf sich bei letzterer der Schleier lüftete und, ihre sanften schwarzen Augen auf Frieda richtend, sagte sie: „Ich möchte meinen Muff abholen!" Die Tochter erwiderte: „Auf welchen Namen?" „Auf den Namen Frank", gab die Fremde zurück.

8. Nun rief Fräulein Beier ihren Vater herbei, daß er das Pelzstück hervorholen möge. Jener fand auch das Gewünschte, an dem noch der Zettel mit dem Namen Frank befestigt war. Während dieses Suchens beschrieb die Unbekannte genau den Behälter, in dem der Muff lagerte, auch zeigte sie die Rich­tung, in der das Verlangte zu finden sei.

9. Der Meister nahm das Pelzstück aus der Schachtel und übergab es der Kundin, welche, nachdem sie den vereinbarten Preis beglichen, sagte: „Ich bin die Frau Frank selbst!"

10. Vater wie Tochter waren vor Schreck wie gelähmt, und erkannten beide mit aller Bestimmtheit in dieser Person die vor unlanger Zeit verschiedene Frau Frank wieder. Diese begab sich durch die halb geöffnete Ladentür wieder ins Freie. Kaum, daß die Tür ins Schloß gefallen, eilt auch Carl Beier mit seiner Tochter hinterher, um zu sehen, wo ihre Kundin bleiben würde. Sie hatten zu gleicher Zeit die Klinke innen ergriffen, wie diese ihre Besucherin draußen loslassen mußte. Ein kurzer Ruck, und sie befanden sich außerhalb ihrer Be­hausung. Von der Tür, die mit einer großen durchsichtigen Glasscheibe versehen, führen noch 5 Stufen bis zur Straßenebene.

11. Groß war das Erstaunen von Vater und Tochter; denn die Frau Frank war und blieb verschwunden.

12. Die Straßenbeleuchtung ermöglichte beiden, daß sie bei dem zur Zeit herrschenden geringen Verkehre nach allen Seiten weithin Umschau halten konnten, aber die unheimliche Fremde blieb unentdeckt.

13. Noch vor 14 Tagen suchte ich die nunmehrige Frau Go- roncy auf, um eine erneute Bestätigung über die Wahrheit des hier Geschilderten zu erhalten. Sie meinte, daß es auch ihrem Vater ausgefallen sei, daß man die Schritte der Frau Frank nicht wahrgenommen, sie habe förmlich geschwebt.

14. Diese Frau Frank, eine gebildete Dame, die Zimmer Vermieterin war, hatte längere Zeit in Beier's Werkstatt an Re­paraturen mitgearbeitet und war in der Familie sehr gut be­kannt. Wörtlich wiederholte Frieda die damals in ihrer Be­stürzung geäußerten Worte: „Weißt du Vater, man soll doch an Spuk nicht glauben, aber hier weiß ich wirklich nicht, was ich dazu sagen soll!" Da beide sehr medial veranlagt sind, so wäre das Zustandekommen eines solchen Phänomens wohl erklärlich.

15. Wie sagt doch unser Heiland im Evangelium Lukas 16, V. 31: „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nickt glauben, ob jemand von den Toten aufstünde"!»

 

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Kap. 81

Erscheinung eines Geistlichen nach seiner Beerdigung

[vom R. I. ]:

1. «Mein Freund Theophil Ritter von Biernacki erzählte mir folgenden interessanten Fall einer Erscheinung nach dem Tode, und belegte mir denselben mit einem Tags zuvor erhaltenen Briefe seines Onkels.

2. Sein Onkel, ein höherer russischer Beamter, hatte am 29. Januar 1894 einem russischen Geistlichen (Popen) das letzte Geleit gegeben und war, wie dort üblich, im Schlitten zur Be­gräbnisstätte gefahren. Auf der Rückfahrt vom Gottesacker, wo auch erst die Pferde umgespannt worden waren, um nach dortigem Glauben des Volkes keinen neuen Todesfall mit nach Hause zu bringen, bemerkt ihm nach etwa einstündiger Fahrt der Rosselenker, daß in rasendem Galopp ein Schlitten hinter ihnen herjage. Von weitem vernahm man schon das Stamp­fen der Pferde trotz des tiefen Schnees, und wie mit dumpfen Rollen näherte sich das Gefährt. In der Meinung, es sei ebenfalls einer der Leidtragenden, der ihn einholen wollte, befahl er dein Kutscher den Schlitten anzuhalten.

3 Der Jswoschtschik erhob sich anf seinem Bock. «'Wot, baryn, ätot pop, ktòroga my pochoronilji!» rief er aus. (Sehen Sie da, gnädiger Herr, den Popen, den wir soeben beerdigt haben.) „Ich sah hin," berichtete der Onkel. „Da sauste auch schon schattenhaft der Schlitten an lins vorbei, lautlos. Weder der Hufschlag, noch das Schnauben der Rosse war zu verneh­men, ebenso wenig wie das frühere Rollen des Schlittens. Ich kannte sofort die Züge des ehrwürdigen Popen, erhob mich und, obschon innerlich erregt, grüßte ich ehrerbietig; er er­widerte meinen Gruß und auf einmal war die Erscheinung verschwunden. Schon bei Annäherung des Schlittens waren unsere Pferde kaum zu halten gewesen; mit kalten: Schweiß bedeckt stampften sie, sich wild aufbäumend, den eisigen Boden. Dann aber sausten sie wie von dämonischer Kraft getrieben dahin."

4. Dergleichen Fälle dürsten den mediumistisch beanlagten Bewohnern der sarmatischen Ebene nicht allzu ungewöhnlich vorkommen, stellt doch Rußland ein großes Kontingent spon­taner mediumistischer und, dürfen wir auch mit Recht so schließen, geistigen Tatsachen.»

 

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Kap. 82

Der ermordete Sohn erscheint

[Frl. Professor Maxi Mair, 1914, 4. Mai.]:

1. «Frau Ravizzo hatte einen Sohn in Mendoza (Argentinien). Er war dort als Kassier in einem Etablissement angestellt. Seine Wohnung war ziemlich weit entfernt und da er abends, wenn er heimkehrte, immer große Summen Geldes bei sich führte und der Weg sehr einsam war, so warnte ihn sehr oft seine Mutter in ihren Briefen, daß er womöglich in Begleitung und nicht so allein Heimkehre. Aber ihre Ermahnungen blie­ben unerhört, und so geschah es, daß er 1907, am 14. August nicht nach Hause kam und einige Tage verschwunden blieb. Nach langen Nachforschungen und Suchen fand man ihn end­lich ermordet in einem Graben versteckt.

2. Man kann sich den Schmerz der Mutter denken, welche überdies auch sehr religiös ist, und da ihr Sohn ganz das Gegenteil war, glaubte sie, daß er natürlich auch seine Seele verloren habe, wußte er doch ohne Sakramente sterben. Von jenem Tage au betete sie inbrünstig zu Gott um des Armen Seele, Er möge ihr die Gnade verleihen, ihren Sohn nur einmal im Geiste sehen zu können, damit sie ihn noch einmal segnen könnte, wie sie es zu seinen Lebzeiten tat, als er noch bei ihr lebte. Zu diesem Zwecke hielt sie immer auf ihrem Nähtischchen ein kleines Kruzifix bereit. So vergingen fast zwei Jahre, aber ihr Wunsch blieb unerfüllt', sie hatte schon alle Hoffnung aufgegeben.

3. Da geschah es eines Abends, als sie wie gewöhnlich betete, daß sie an der Wand plötzlich einen Hellen bläulichen Schein erblickte. Dieser bildete sich zur Wolke, und aus dieser trat hell und klar ihr Sohn hervor. Es kam alles so plötzlich, daß die arme Frau vor Schrecken fast in Ohnmacht gefallen war. Er sah sie so durchdringend an, daß sie endlich zu sich kam und fragte, ob er zufrieden sei, was er bejahte und wobei er seinen Blick auf das Kruzifix heftete. Da nahm es die Mutter in die Hand und gab ihm damit den Segen, worauf er sie ganz selig ansah und dann verschwand. Frau Ravizzo sagte, daß sie frü­her an Geister nicht glaubte; aber die Erscheinung ihres Soh­nes hat ihr die Gewißheit davon gegeben und nun ist sie eine Wohlgläubige darauf.»

 

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Kap. 83

Die verschleierte Dame aus dem Jenseits erscheint in der Kirche

[Frau A. W.]:

1. «Folgendes Erlebnis eines alten Herrn, das demselben die­sen Sommer (1906)) in Görlitz begegnete, wo er sich Besuchs weise aufhielt, dürfte die geschätzten Leser dieses Buches inter­essieren. —

2. Besagter alter Herr besuchte eines Sonntags (24. Sept.) den Vormittagsgottesdienst. Als er sich dem Kirchenstuhl näherte, in welchem er Platz nehmen wollte, bemerkte er darin eine Dame, die andächtig betete. Um nicht zu stören, machte er einen Umweg und gelangte so von der anderen Seite in ihre Rähe, und setzte sich neben sie. Auf einmal sah er, daß zwischen ihnen eine verschleierte Dame in Trauer saß, die vordem nicht dagewesen war. Nachdem er den angezeigten Gesang aufge­schlagen, legte die dunkle Dame ihre Weiße Hand leicht auf sein Gesangbuch und eine ihm sehr bekannt vorkommende Stimme sagte: „Schlagen Sie mir doch bitte den Gesang auf, ich kann ihn nicht finden, ich bin hier fremd." Das Gesangbuch der Dame nehmend, erwiderte er: „Ich auch!" Darauf antwortete sie: „Ich weiß es!" Der betreffende Gesang stand in ihrem Buche unter einer anderen Nummer.

3. Er hörte bei dem Singen ihre Stimme mit heraus. Nach Beendigung des Gottesdienstes nahm der Herr Hut und Stock und bemerkte nun, daß die Dame verschwunden war, während er die andere Dame noch fortgehen sah. Am nächsten Sonn­tag ging er wieder in die Kirche und traf dort wieder die Dame, welche er dort zuerst gesehen hatte, er fragte dieselbe nun, ob sie vielleicht die Dame in Trauer gekannt habe, die vorigen Sonntag zwischen ihnen gesessen? worauf er die er­staunte Antwort erhielt, daß zwischen ihnen keine Dame ge­sessen habe. Auf seine Bemerkung, daß er der Dame doch den Gesang aufgeschlagen, sagte sie, sie habe ihn laut sprechen hören, aber gedacht, er spräche mit sich selbst.

4. Der Herr glaubte nun, daß die schwarze Dame seine ver­storbene Frau gewesen sei, da die Stimme ihm so bekannt ge­klungen, ihr Gesicht konnte er nicht sehen, da sie tief verschleiert war und bringt ihr Erscheinen in Verbindung mit einem Zer­würfnis, das er mit seiner verheirateten Tochter hatte; denn er fand damals aus der Kirche kommend, einen Brief dersel­ben vor, worin sie ihn bat, zu ihr zu kommen und sich mit ihr zu versöhnen.

*

[Aufklärung des Vaters Jesus]:

5. Es war tatsächlich seine verstorbene Frau, die er durch Mein Offnen seiner geistigen Augen sah. Doch sie kam bloß aus Liebe zu ihm, und nicht wegen des Zerwürfnisses mit der Tochter."

 

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Kap. 84

Zwei Schwestern kehren aus dem Jenseits zurück

[Oberlehrer Johann, Witschall-Gälvän]:

1. Im Jahre 1906 am 14. August, abends 9 Uhr, fuhr ich in Wien vom 10. Bezirk mit der elektrischen Bahn in den 4. Bezirk zum Hotel Ödenburg, um dort zu übernachten. Zn gleicher Zeit stiegen mit mir zwei dicht verschleierte, in Trauerkleider gehüllte Damen ein, die, trotzdem auf der Seite, wo ich saß, mehr Platz war, sich mir gegenübersetzten. Die Damen schauten mich ununterbrochen starr, aber mit den zärtlichsten und sanftesten Blicken an. Als sie endlich miteinander sprachen, war ich ganz ergriffen; denn es waren nicht nur die Gestalten und die mir so trauten Bewegungen, sondern auch die mir zu wohl bekannten Stimmen meiner im Jahre 1881 1876 verstorbenen guten Mutter und meiner im Jahre 1876 1881 verstorbenen lieben Tante, Maria Weiß, die mich in Abwesenheit meiner Mutter erzogen hat.

2. Eiskalt lies mir über den Rücken, ich werde diesen Augenblick nie und nimmer im Leben vergessen. Der Schleier wurde immer mehr und mehr durchsichtiger, ich sah klar und deutlich, ohne Täuschung die obengenannten Personen. Ich wollte dieselben ansprechen, doch leider, ich konnte mit dem besten Willen nicht: ich war selig im Schauen und schwamm im Glück, denn jene Personen waren mein Heiligtum. Hab' ich im Leben auch oft meine religiösen Pflichten nicht gehörig und gebührend erfüllt, für diese zwei Seelen täglich zu beten hab ich nicht vergessen! Und mein einziges Verlangen war auch immer nur, sie noch einmal, freilich nicht hier gemeint, doch im Jenseits wiederzusehen.

3. Nicht lange währte die Fahrt in diesem seligen Schauen; es läutete, die Bahn hielt stille, und wir waren auf der Wiener Hauptstraße gegenüber einer katholischen Kirche. Plötzlich stiegen die beiden Damen aus dem Wagen, und als ich ihnen durchs Fenster nachsah, standen sie mit unverschleiertem Ant­litz nur zugewandt vor dem Portal der Kirche, lächelten, wink­ten mir mit einem Tuche zu und verschwanden auf Nim­merwiedersehen.

4. Ich stand totenblaß vor dem Konduktor, der mich be­obachtet hatte, und weinte. Jener aber fragte mich: Sind Sie, bitte mein Herr, ein Anverwandter jener Damen, die soeben hier ausgestiegen sind? Ich sagte: Ja, doch warum? Weshalb fragen Sie mich? Da gab er mir zur Antwort: Weil die größere Dame (meine Mutter nämlich) bei dem Öffnen ihres gestickten Handbeutels zugleich mit ihrem Portemonnaie eine Photographie herauszog, auf welcher Ihr (näm­lich mein) Bild war. Zugleich mit diesem Gegenstand zog sie ein Blatt Papier hervor, worauf die Worte auffallend gedruckt standen: Übernachte heute mit meiner Schwester Maria bei meinem Sohn Johann im Hotel Ödenburg.

5. Jetzt schauderte mich's. Erst konnte ich mich der Tränen nicht erwehren, denn ich sah von dem allen nichts mehr, was mir der fremde Konduktor da sagte; in dem Moment läutete es wieder und wir hielten vor dem Hotel Ödenburg. Ganz niedergeschlagen und tief sinnend ging ich hinein, fragte den Portier, ob noch ein Zimmer zu bekommen sei, worauf er mir erklärte, es wäre noch ein Zimmer da; doch hätte schon um sieben Uhr abends ein Herr kommen sollen, für den gestern Abend bereits zwei schwarz gekleidete Damen dasselbe bestellt hätten. Ich möchte mich eine Weile gedulden; sollte derselbe nicht kommen, nach dessen Namen zu fragen er vergessen habe, so könnte ich dieses Zimmer haben.

6. Ich aß dort im Restaurant, es kam aber niemand, trotzdem es schon bald Mitternacht war. Alles war besetzt, kein „Johann" außer mir war im Hause zu finden, auch im Fremdenbuch nicht, da eben am selben Tage nur zwei ältere Herren, sonst lauter Damen dort einlogiert waren. Um l Uhr ging ich zu Bette, schlief aber nicht eine Sekunde, sondern wachte und betete für diese mir unvergeßlichen Damen.

 

[Vater Jesus spricht]:

Die Liebe des Johanns und sein tägliches Gebet für diese zwei Verstorbenen war der Grund, daß auch diese in ein tägliches Nachdenken kamen, wie sie ihm diese große Liebe und Aufmerksamkeit vergelten könnten. Nun kamen sie auf den Gedanken Mich zu bitten, daß ihnen er­laubt wäre sich ihm zu zeigen und ein Lebenszeichen zu geben. Nachdem Ich das Gebet erhört habe, ließ Ich durch einen Engel ihnen melden, wie sie das bewerkstelligen sollen, bei welcher Gelegenheit Ich dem Johann die geistigen Augen öffnen werde, daß er sie sehen wird. Und so ging ihr heißer Wunsch in die Erfüllung, der zugleich ein Dank war, weil er durch sein Gebet sie aus der ersten Hölle, wo sie wegen des falschen Glaubens weilten, willig stimmte, die dargebotene Wahrheit anzunehmen, wodurch sie in das erste Paradies übertraten.“

 

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Kap. 85

Die Toten erscheinen im Traum, um den Lebenden zu helfen

1.  Der verstorbene Vater zeigt dem 5ohn den Aufbewahrungs­ort einer Quittung.

2.  «(422, 5. September) Bischof Augustinus weiß von einem verstorbenen Vater in Hippona zu erzählen, welcher sei­nem Sohne im Traum den Aufbewahrungsort einer verlore­nen Quittung über eine bezahlte Schuld zeigte, um welche der John sich sehr geängstigt hatte.

 

Kap. 86

Der in seiner Wirkung gesehene Träumer

1903, 9. März, Graz

Peter Apat, der mir Schumi persönlich bekannt ist, erzählt seinen Traum, den er in Cilli hatte, den aber seine zum Hellsehen beanlagte Mutter im wachen Zustande in seiner Wirkung in Graz ausführen sah]:

1. «Ich Peter Apat, im Jahre 1878 zu Graz in Steiermark geboren, war im Jahre 1899 auf acht Wochen beim 87. In­fanterie-Regiment zur militärischen Ausbildung nach Cilli einberufen (da ich nach Franz im Santal zuständig bin). In den letzten 14 Tagen meiner Waffenübung hatte ich eine große Sehnsucht nach Hause zur Mutter zu gehen, und da träumte ich eines Nachts, daß ich nach Hause kam, in das Zimmer ging, wo die Mutter schlief, zu ihrem Bett trat, dort einige Sekun­den bei ihr stehen blieb, dann aber ging ich zum Tisch, setzte mich nieder, und in diesem Augenblick erwachte ich.

2. Als ich 8 Tage vor Weihnachten nach Hause kam, erzählte mir die Mutter, daß sie mich, obwohl die Zimmertür zuge­sperrt war, sah eintreten, zu ihrem Bett gehen, wo sie mich noch tief atmen hörte, darauf ging ich zum Tisch, setzte mich nieder und da verschwand ich plötzlich vor ihren Augen.

*

[Schumi spricht]:

3. Diese übereinstimmenden Tatsachen liefern den Beweis, daß die Mutter des Apat den Gedankenleib seiner Seele sah und zwar ganz so in Graz Vorgehen und tun, wie ihr Sohn in Cilli geträumt hatte. Seine Mutter ist hellseherisch beanlagt und sah dieses Traumereignis, obwohl im Bette, aber nicht schlafend, sondern in ganz wachem Zustande. Daher ist dieses Ereignis ein schöner Beweis für die Wirklichkeit des Traum­lebens, und daß Träume keine Schäume, sondern Wahrheiten sind.»

 

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Kap. 87

Die Gattin besucht im Traume ihren Mann auf der Fahrt auf dem Meere

[Bridgeport, 27. Februar 1890

Flammarion - L'Jnconnu“ - S. R. Wilmot, Fabrikant in Bridgeport]:

1. «Am 3. Oktober 1863 verließ ich Liverpool, um mit dem Dampfer City-of-Limerick, Jnman-Linie, Kapitän Jones, nach New-York zu fahren. Am Abend des zweiten Tages, wir hat­ten kaum Kinsale Head verlassen, erhob sich ein großer Sturm, der neun Tage wütete. Wir sahen in dieser Zeit weder Sonne noch Sterne, kein Schiff begegnete uns. Mehrere Rahen zer­brachen, alles was nicht festgekettet war, riß der Sturm fort.

2. In der Nacht, die auf den achten Tag folgte, trat ein wenig Ruhe ein und-das erstemal nach dem Verlassen des Ha­fens konnte ich ein wenig schlafen. Gegen Morgen träumte mir, ich sähe meine Frau, die sich in New-York befindet, im Nachthemd an mein Bett treten. Sie zögerte erst ein wenig an der Tür, weil ich in der Kabine nicht allein bin, dann kam sie zu mir, küßte und liebkoste mich und verschwand wieder.

3. Ich erwachte und sah, daß mein Schlafgenosse in seiner Hängematte (die obere Hängematte stand ein wenig hinter der unteren zurück) mit aufgestütztem Ellbogen lag und mich an- sah. „Sie sind ein glücklicher Mensch," begann er endlich, „daß sie so von einer Dame behan­delt werden." Ich ersuchte ihn um eine Erklärung und er bestätigte mir, daß er, plötzlich erwacht, genau das gesehen, was ich mir ein bildete, ge­träumt zu haben.

4. Der Name meines Gefährten ist William I. Tait und es lag durchaus nicht in seiner Gewohnheit, Scherze zu machen. Er war im Gegenteil ein sehr ernster, religiöser Mensch, aus dessen Wahrhaftigkeit ich schwören würde.

5. Am andern Morgen nach der Ausschiffung nahm ich den ersten Zug nach Watertown, wo mich meine Frau und meine Kinder erwarteten. Die erste Frage meiner Frau war: „Hast du meinen Besuch vor einer Woche am Dienstag gespürt?"

6. „Ein Besuch von dir, wir waren doch mitten auf dem Meer!" – „Gewiß," antwortete sie, „aber doch habe ich das Gefühl, daß ich dich besucht habe." „Unmöglich! Wie kommst du nur auf diesen Gedanken?"

7. Meine Frau erzählte hierauf, daß sie von dem Sturm er­fuhr, sowie daß das Schiff „Afrika", das nach Boston an dem­selben Tag wie wir nach New-York von Liverpool abgegangen war, für verloren gehalten wurde. Sie hätte nun große Sorge um mich gehabt und wäre daher in jener Nacht lange wach gelegen, wobei sie lebhaft an mich gedacht. Gegen vier Uhr morgens habe sie mich dann „gefunden". Sie habe das Meer durchirrt und sei endlich dem Schiff begegnet. Sie habe es bestiegen und sei in meine Kabine gekommen. „Sag mal," fragte sie zum Schluß, „ist denn in allen Kabinen die obere ein wenig seitlich vor der unteren angebracht? Es lag unten ein Mann, der mich fixierte, so daß ich zögerte, einzutreten: endlich aber trat ich doch zu deinem Lager, beugte mich über dich und küßte dich und ging dann wieder."

8. Die Beschreibung meiner Frau war bis in die kleinste Kleinigkeit richtig. Wir verließen Liverpool am 4. Oktober, landeten am 22. in New-York und am 23. kam ich zu Hause an. Der „New-Dork Herold" meldete, daß die „City-of-Limerick" Liverpool am 3. Oktober 1863, Quenstown 5. verließ und am 22. Oktober glücklich in New-York einlief. Er meldete auch den großen Sturm und den Ve.rlust der „Afrika".»

S. R. Wilmot, Fabrikant in Bridgeport

*

Bridgeport, 27. Februar 1890 - Mme. S. R. Wilmot]:

9. Dieser seltsame Fall wird von verschiedenen Seiten bestätigt. Die Schwester des Herrn Wilmot reiste mit demselben Schiff und schreibt wörtlich:

10. «Was das seltsame Phänomen anbelangt, das mein Bru­der auf der Fahrt mit der „City-of-Limerick" erlebte, so er­innere ich mich, daß Herr Tait, als er mich morgens nach dem schrecklichen Sturm zum Frühstück führte, fragte, ob ich in der Nacht meinen Bruder besucht hätte. „Nein," antwortete ich, „warum?"     -

11. „Weil eine weißgekleidete Dame Ihren Bruder besucht hat."»

*

12. Frau Wilmot berichtete ihrerseits:

13. «In Erwiderung auf Ihre Frage: „Haben Sie au dem Herrn, der in der oberen Hängematte lag, irgendwelche Details beobachtet?" muß ich Ihnen gestehen, daß es schwer ist, nach so langer Zeit mich noch irgendwelcher Details zu erinnern. Ich weiß nur, daß es mir sehr peinlich war, daß er uns be­obachtete. Ich glaube, daß ich am andern Morgen meiner Mut­ter den Traum erzählte; und daß ich den Tag über das be­stimmte Gefühl hatte, meinen Mann gesehen zu haben. Der Eindruck war so stark, daß ich — zu meinem größten Er­staunen, ganz beruhigt und glücklich war.»

 

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Kap. 88

Gefühls-Telepathie

1. Als Beispiel von Gefühls-Telepathie führen wir hier einen Fall an, den wir dem Rev. Newnham verdanken.

2. Im März 1854 beendete ich mein Universitätsstudium zu Oxford. Ich wohnte damals in möblierten Zimmern; heftige, neuralgische Kopfschmerzen, die sich gewöhnlich erst mit dem Schlafe verloren, quälten mich zu der Zeit außerordentlich. Eines Abends, es mochte 8 Uhr sein, litt ich in so ungewöhn­lich heftigem Grade an diesen Schmerzen, daß ich, als die Schmerzen gegen 9 Uhr geradezu unerträglich geworden waren, in mein Schlafzimmer ging und mich mit meinen Kleidern aufs Bett warf, um auch bald in Morpheus[13] Arme zu sinken.

3. Da hatte ich nun einen erstaunlich deutlichen und leb­haften Traum; alle Einzelheiten sind auch noch jetzt vollständig klar meinem Gedächtnis eingeprägt. Es kam mir vor, als be­fände ich mich in der Familie einer Dame zu Gaste, die später meine Frau werden sollte. Die jüngeren Familienglieder waren sämtlich zu Bette gegangen, und ich stand noch allein am Kamine im Gespräche mit den Eltern. Als ich auf den Korridor trat, bemerkte ich, daß man meine Braut unten zurückgehalten haben mußte und daß sie erst jetzt auf den oberen Treppenflur ging. Ich sprang die Treppe hinauf, und holte sie auf der oberen Stufe ein, sie mit beiden Armen um die Taille fassend. Obgleich ich, als ich die Treppe Hinauf­stieg, in der linken Hand einen Leuchter hielt, so hinderte doch dieser Umstand im Traume keineswegs..

4. Dabei erwachte ich, und in demselben Augenblicke schlug es im Hause 10 Uhr.

5. Der Eindruck, den dieser Traum auf mich hervorgebracht hatte, war ein so lebhafter, daß ich am andern Morgen sofort meinem Bräutchen ganz genau darüber Mitteilung machte. Ihr Brief hatte sich mit meinem gekreuzt.

6. „Hast Du", schreibt sie, „gestern Abend gegen 10 Uhr scharf an mich gedacht? Als ich die Treppe hinaufging, hörte ich deutlich Deine Schritte mir nachkommen und fühlte, wie Du mich um die Taille faßtest."

7. Wenn auch diese Briefe nicht mehr vorhanden sind, so sind dennoch die Tatsachen einige Jahre darnach von uns be­stätigt worden, als sie dann dem Feuer zu übergeben. Wir vergewisserten nns damals, daß unsere persönlichen Er­innerungen nicht im geringsten von dem Inhalt der Briefe ab- wichen. Daher können die oben angeführten Mitteilungen als vollständig genau angesehen werden.

 

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Kap. 89

Die Großmutter erscheint, ihren Tod verkündet

[Fl., „L'Jnconnu“]:

1. Herr G. I. Romanes, Mitglied der königl. Gesellschaft in London, berichtet folgenden Fall, den ihm einer seiner Freunde erzählt hat:

2. «Am Abend des 26. Oktober 1872 fühle ich mich nicht wohl und gehe eine Stunbe früher wie gewöhnlich, um halb zehn Uhr, schlafen. Kaum, bin ich eingeschlafen, träume ich folgen­des: Ich sitze im Salon lesend bei einem Tische. Da tritt eine alte Dame ein, setzt sich mir gegenüber, spricht nicht, rührt sich nicht, sieht mich aber vielleicht 20 Minuten lang unverwandt an. Sie hat Weiße Haare, sehr schwarze Augenbrauen und einen durchdringenden Blick. Ich kenne sie nicht und halte sie für eine Unbekannte.

3. Meine Aufmerksamkeit wird auf die Tür gelenkt; sie öff­net sich und meine Tante tritt ein. Als sie die alte Dame sieht, ruft sie vorwurfsvoll: „John, weißt du denn nicht, wer das ist?" und ehe ich antworten kann, fügt sie bei: „Es ist deine Großmutter!" Da erhebt sich die alte Dame und verschwindet. Ich erwache in dem Moment und bin von dem Traum so eingenommen, daß ich ihn meiner Frau er­zähle und ihn in mein Tagesbuch notiere, überzeugt, daß er ein Unglück ankündet. Es vergehen einige Tage. Eines Abends langt ein Brief von meinem Vater an, worin er mir den plötzlichen Tod meiner Großmutter mitteilt. Sie starb an demselben Abend und zu derselben Stunde, wo ich sie im Traum gesehen habe.»

 

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Kap. 90

Der verstorbene Mann erscheint im Träume seiner hinterbliebenen Frau

[M. Donath in Groß Kikinda, 1897]:

1. «Von einer mir bekannten siebzigjährigen Frau wurde mir folgender Fall erzählt, welchen ich, wenn er von einer an­deren Person stammen würde, gewiß verlacht hätte; doch da ich erwähnte Frau von meiner Kindheit an kenne, und zwar als sehr gottesfürchtig und einer Lüge absolut unfähig, sie mir überdies die Richtigkeit ihrer Angaben beschwören wollte, so glaube ich dieselbe als Tatsachen hier anführen zu können, wo­bei ich die Erzählerin redend einführe:

2. „Ich habe mir immer gewünscht, daß mir mein gottseliger Mann, mit dem ich stets in schönstem Einvernehmen lebte, im Traume erscheinen möge; dieser mein Wunsch wurde auch tat­sächlich erfüllt. Des Nachts erschien mir einmal mein lieber Mann im Traume, faßt mich, wie er es zu Lebzeiten zu tun pflegte, liebevoll bei der Hand und sagte mir etwas. (Was er der Frau mitgeteilt hatte, wollte sie nicht sagen.) Ich hätte das ganze für einen Traum gehalten, wenn ich nicht als deutlichen Beweis der gewesenen Wirklichkeit auf meiner Hand den Abdruck der fünf Finger gehabt hätte. Ich war darüber so erfreut, daß ich mir einen Handschuh darüber zog, um nur ja nicht diesen Moment angenehmer Erinnerung zu ver­wischen."»      

 

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Kap. 91

Dante s Erscheinung nach dem Tode

1. «Als Dante[14] gestorben war, schritten seine Söhne und Jünger dazu, die Divina Commedia, sein größtes poetisches Werk, der Öffentlichkeit zu übergeben; allein sie fanden das­selbe unvollendet, die letzten dreizehn Gesänge waren trotz eifrigsten Suchens nicht herbeizuschaffen. Schon beabsichtigen seine Söhne Giacomo und Pietro, welche gleich dem Vater die Dichtkunst betrieben, das Werk aus sich zu vollenden, als eines Tages Giacomo vorschlug, hiervon Abstand zu nehmen. Als Grund hierfür gab er folgendes an: Die Divina Commedia (Göttliche Komödie) fei doch vollständig vorhanden, denn in der vergangenen Nacht sei ihm tatsächlich der Vater erschienen und habe ihn in das Zimmer gewiesen, in dem der große Dichter sich in den letzten Tagen seines Lebens so oft aufgehal­ten hatte. An der Wand hinter einer Strohmatte befände sich ein kleines Gewölbe, und dort lägen wohlverwahrt die 13 ge­suchten letzten Gesänge. Man schritt auch unverzüglich zur Ausführung jener Aufforderung, und in Gegenwart des Jüngers Piero Giardino fanden die Brüder tatsächlich in jenem Raum und unter besagtem Versteck das schier als ver­loren betrachtete Manuskript. Diesen Bericht verdanken wir Giacomo Boccaccio, dem zwei Jahre vor feinem Ableben die Florentiner noch die Ehre erwiesen, die erste Professur für einen öffentlichen Lehrstuhl zur Erklärung der „Göttlichen Ko­mödie" zu erhalten.»

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Kap. 92

Der verstorbene erscheint in einem Wahrtraume

[Franz Knysrr, Pr. Ztargard, 1887]:

1. «Meine Großmutter, die heute noch lebt, hotte einen Sohn (es ist dies mein Onkel), welcher beim Militär als Feldwebel und Brigadeschreiber s. Zt. in Danzig diente. Dieser hatte nun einen Schwager, der nach Rußland ausgewandert war. Der Schwager war immer noch wehrpflichtig, es wurde ihm daher nur ein einjähriger Urlaub militärischerseits bewilligt. Nach Ablauf eines jeden Jahres mußte der Urlaub auf ein weiteres Jahr verlängert werden. Dieses besorgte nun mein Onkel, bis er eines Tages plötzlich starb.

2. Die Zeit zum Verlängern des Urlaubs war wieder heran­gerückt, jedoch konnte dieses Geschäft niemand besorgen, da kein Mensch wußte, wo sich der Militärpaß des Schwagers, den mein Onkel immer in Verwahrung hatte, befand. Man durch­suchte die ganze Wohnung, fand jedoch nichts. Der Schwager in Rußland monierte fortwährend um die Prolongation des Urlaubs. Man wußte keinen Rat.

3. Da geschah etwas, das alle Beteiligten in Erstaunen ver­setzte. Meine Großmutter hatte einen Traum, denn so nannte sie die Begebenheit. In diesem Traume erschien ihr der ver­storbene Sohn und gab ihr zu verstehen, daß sie den Paß nicht in seiner Privatwohnung finden würde, da derselbe noch in seiner Schublade auf dem Brigadebüro liege. Man suchte dort und fand auch wirklich den Paß vor, so daß noch rechtzeitig die Verlängerung des Urlaubs besorgt werden konnte.

4. Vorstehend Gesagtes wird meine Großmutter jedem aus Wunsch gerne bestätigen, welcher sich an mich wendet.

5. NB. (Gut merken): Als der Onkel plötzlich starb, fragte meine Tante aus Rußland an, ob hier nicht etwas außergewöhnliches pas­siert wäre, denn es hätte sich bei ihr ein sogenannter Spuk be­merkbar gemacht, wodurch sie auf einen Todesfall schloß. Wir konnten ihr nur mitteilcn, daß genannter Onkel gestorben war.»

 

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Kap. 93

Gin Kindestraum vom Jahre 1850

[Zeitschrift für Spiritismus, 1900]:

1. Nachstehende kleine Episode ist entnommen einem Schrei­ben der Frau Lisa Duchowska, deren zur Zeit stark mediale Veranlagung sich demnach bereits in der Kindheit bekundet hat, Diesem Kindestraum ist eine größere Bedeutung dadurch beizulegen, als der Einwand bei einem Erwachsenen gemacht werden könne, er habe dergleichen Geschichten gelesen, und es sei der Traum somit nur eine Revibration. Ferner aber diene die Veröffentlichung als ein Wink für die Eltern, damit sie nicht alle Träume ihrer Kleinen einfach ignorieren, sondern denselben in gewissen Fällen auch ein Gewicht beilegen. So schreibt die Dame:

2. «Bei dem Umbau unserer Kirche zu R. in diesem Jahre, fällt mir eine kleine Episode aus meiner Kinderzeit ein, die ich erst jetzt in meinem 50. Lebensjahre voll und ganz verstehe. Unsere Kirche, nunmehr von Häusern eingeschlossen, stand früher inmitten eines kleinen Fried­hofes. Ich entsinne mich noch genau einiger Grabplätze und der darauf liegenden Steine mit Inschriften. Das Haus meiner Großeltern, in dem wir jetzt wohnen, liegt dicht bei der Kirche.

3. Als Kind spielte ich täglich dort. Damals wurde der Blitzableiter an der Kirche angebracht, und beim Anlegen stieß man auf ein unterirdisches Gewölbe. Es zerfiel und drei Ske­lette wurden sichtbar. Ich stand dabei und fand es schaurig schön. Mein Onkel, damals Prediger vorn Orte hier, ließ die Gebeine eingraben. Nachts erwachte ich und behauptete zu frieren; man lachte, da es Sommer war, ich aber meinte, Fenster und Tür stünden auf: ich verspürte starken Luftzug.

4. Wieder eingeschlafen, träumte mir, eine wunderschöne Frau käme zu mir und zeigte mir weinend, indem sie ihr Lang schleppendes Gewand etwas hob, ihren einen Fuß und klagte: „Sieh nur, ein Fluß fehlt; ich kann nicht gehen, hilf mir doch suchen, es fehlt ein Stück von mir." Man lachte mich aus, doch ich träumte 2 Nächte davon. Da erzählte ich es dem Onkel Pastor, und er wußte es zu deuten. Er ließ nachsehen an dem Gewölbe, und es wurden noch einige Knochen gefunden und auch verscharrt. Der alte Totengräber grub sie ein, ich stand dabei — „nu hett se sine Ruhe, und nu bete mau auch für sie, klein Lieseken." Da erschien des Nachts mir noch einmal die schöne Dame und übergab mir lächelnd einen Fliederzweig'.»

 

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Kap. 94

Ein rettender Traum

[Leipz. Nachr. 30. Sept. 07]:

1. «Die „Hellseher" und „Fernseher" spielen wundersamer weise gerade in dem nüchternen fin de siecle eine Rolle; im Anschluß an die zahlreichen Artikel über Fernseherei, die in der letzten Zeit die Runde durch die Blätter machten, tei­len wir folgende interessante Begebenheit mit, die sich in einer, in lateinischer Sprache geschriebenen Biographie des Kanzlers und Konsistorialpräsidenten Ernst August Apfelstädt befindet, der zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Erfurt mehrere ansehnliche Amter bekleidet hatte und den der Fürst Heinrich von Schwarzburg-Sondershausen 1742 unter Ver­leihung des Adels zu seinem Geheimrat ernannte. In diesen Ämtern und Würden starb er am 24. April 1757 zu Son­dershausen. Sein Schwiegersohn, der Rat und Doktor der Rechte Born er daselbst, gab die in lateinischer Sprache verfaßte Biographie heraus, nach welcher wir auch die Geschichte von dem rettenden Traume erzählen: –

2. Zu Ende des 17. und zu An­fang des 18. Jahrhunderts lebte in Erfurt als Sekretär des kurmainzischen Fiskus Zacharias Beruh. Apfelstädt. Er war mit dein damaligen Prediger an der Johanniskirche, dem berühmten August Hermann Francke, der später das große Waisenhaus zu Halle an der Saale grün­dete, befreundet und als ein rechtschaffener, verständiger Mann allgemein geschätzt. Ein hitziges Fieber endete im Jahre 1708 ganz plötzlich sein Leben.

3. Seine Familie wurde durch diesen Todesfall aufs schwerste betroffen. Der kurfürstliche Fiskus forderte die Ablegung der Rechnung und die Auszahlung der von dem Verstorbenen im letzten Quartal vereinnahmten Gelder, die das hinterlassene Vermögen desselben um ein beträchtliches überstiegen. Aber das Geld war trotz sorgfältigen Suchens nicht aufzufinden, so wenig wie die Rechnungen. Der Jammer in der Familie war groß, und schon nahte der Tag, an dem der Nachlaß mit Be­schlag belegt werden sollte.

4. Da rettete ein Traum des 16 jährigen Sohnes des Ver­storbenen, Ernst August Apfelstädt, des nachmaligen Geheimrates, die trostlose Familie aus ihrer Bedrängnis und zugleich den guten Namen des bis dahin unbescholtenen verstorbenen Mannes. Im Traum erschien dem vor Sorge fast krank ge­wordenen Sohne der Vater, führte ihn in das Sitzungszimmer der fiskalischen Behörde und zeigte ihm hinter dem Stuhle des Herrn von Boyenburg, des damaligen kurmainzischen Statt­halters, einen Kasten, in dem er das Geld, wie auch die dazu gehörenden Rechnungen verwahrt hatte.

5. Uber diesen lebhaften Traum erwachte der junge Mann. So hoch ihn auch das Traumgesicht erfreut hatte, so mochte er ihm doch keinen Glauben schenken; indes die Not drängte, und man hatte zu ihrer Abwendung schon so viele vergebliche Schritte getan — warum nicht den Versuch machen, ob der Traum retten könne? Er eilte zu der Zeit, als eine Sitzung gehalten wurde, in das Gebäude, in dem sich das bezeichnete Zimmer befand, welches er früher nie betreten hatte, und war überrascht, daß er dort alles so fand, wie er es im Traume ge­sehen hatte. Die anwesenden Herren waren durch den Eintritt des jungen Mannes nicht wenig verwundert; der aber ging geradewegs auf die Stelle zu, wo er den Kasten im Traume gesehen hatte, fand diesen wirklich und in ihm die ganze Geld­summe mit den Rechnungen.

6 Die Anwesenden waren mit dem überglücklichen Finder ebenso erfreut als erstaunt; dieser aber hatte nichts eiligeres W tun, als zur Mutter zurückzukehren, um sie durch die frohe Botschaft von ihren Sorgen zu befreien und vereint mit ihr Gott zu danken. — In Erfurt selbst, wo sich die Geschichte ereignete, ist sie wohl längst vergessen, und für ihre Wahrheit müssen wir natürlich den Dr. jur. Börner verantwortlich machen, der sie in klassischem Latein ausgeschrieben hat. Börner wurde in den 70 er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Sondershausen zu seinen Vätern versammelt.»

 

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Kap. 95

Durch den Traum identifiziert

[Lichtstrahlen]:

1. Die in Chicago erscheinende Tageszeitung „American" brächte am 20. August 1900 einen Bericht, dem wir folgendes entnehmen:

2. «Am 6. August wurde der Körper einer toten, ungefähr 25 Jahre alten Frau hinter dem Gebäude, 583 Süd-Halsted Straße, gefunden. Die Leiche wurde nach der Totenhalle vor der Maxwell Polizei gebracht, dort 10 Tage lang ausgestellt und dann der medizinischen Abteilung der Nordwestern Universität 2421, Deaborn Straße, übergeben.

3. Man hätte wahrscheinlich nie herausgefunden, wer di: Verstorbene gewesen wäre, wenn nicht die 17 Jahre alte Deborah Goldstein 342 West 14. Str. am letzten Montag in de: Nacht geträumt hätte, daß Frau Ida Livingstone, welche di: Stadt vor 5 Wochen verlassen hatte, im Traum zu ihr kam und sagte: „Warum tust du nichts etwas auszufinden übe: mich, da du doch weißt, daß du nichts von mir seit einer Woch gehört hast und weißt doch, daß der Körper einer Frau hinter dem Haus an der Halstedt Straße gefunden wurde?"

4. Das junge Mädchen erzählte den Traum ihrer Mutter und die Familie unterhielt sich über das mysteriöse Schweige: der ihnen befreundeten Frau Livingstone. In der nächste: Nacht hatte Fräulein Deborah Goldstein einen andern Traum Sie sah eine Gestalt und erkannte Fran Livingstone's Gesicht umgeben von einem wie von Nebel verdunkeltem Licht. Ali das Gesicht sich dem ihren näherte, hörte sie die langsam, ü bittendem Ton gesprochenen Worte: „Tue doch etwas in de Angelegenheit mit der Frau, welche an der Halstedt Straße gefunden wurde."

5. Deborah erzählte auch diese Traun ihrer Mutter, uns diese sprach mit Nachbarn der Fran Livingstone, welche dies gut kannten, worauf mehrere von ihnen nach der Totenhall der Nordwestern Universität gingen, die Leiche besahen uns sie als die der Frau Jda Livingstone erkannten. Nachdem di Persönlichkeit der Toten festgestellt worden war, konnte di Polizei die Untersuchung der allen Anzeichen nach Gemordeten verfolgen und hat auch bereits eine gute Spur von de: Tätern, wie es scheint, nahen Angehörigen der Toten, entdeckt. Wären die Träume des jungen Mädchens nicht beachte worden, dann wäre die Persönlichkeit der Gemordeten und di Tat und Täter wahrscheinlich niemals ans Licht gelangt.»

*

[spricht F. Schumi]:

6. Was wohl unsere großen gelehrten Zweifler, die alle geistigen Erscheinungen usw. mit Einbildung oder Muskel­tätigkeit erklären wollen, hierzu sagen?! Die Geschichte der Kriminalfälle der Gegenwart allein liefert fortwährend Be­weise vorn Fortleben nnd geistigen Verkehr, nur wollen die Zweifler weder hören noch sehen.

 

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Kap. 96

Die Herausforschung eines Mörders durch den Wahrtraum

1. Graf Heinrich Stezkij veröffentlichte (1910) in einer wis­senschaftlichen Zeitschrift den folgenden Fall eines Mordes, der zu Danke eines Traumgesichtes an das Licht gezogen wurde:

2. «In der Umgegend der Stadt Tarnow in Galizien verlor ein Gutsbesitzer sechshundert Gulden in Banknoten von je fünfzig Gulden. Wenn auch für den begüterten Oekonom der Betrag nicht empfindlich war, so ärgerte er sich doch darüber.

3. Bei dem Besuch der Schenke erzählte er dem Wirte Kuhnsteiner hiervon. Ein gerade anwesender ärmlich und unsauber gekleideter israelitischer Handelsmann, namens Kosminter, mischte sich dabei in das Gespräch und fragte, unter welchen Umständen das Geld verloren gegangen sei und wie hoch sich die Summe belaufe. Der Gutsbesitzer glaubte jedoch jenem bettlerhaft gekleideten Juden keine Antwort schuldig zu sein und ignorierte ihn daher.

4. Da näherte sich der Handelsmann demselben und händigte ihm das verlorene Geld ein.

5. Betroffen von der Ehrlichkeit des armen Teufels, schenkte ihm der Gutsbesitzer die Hälfte der gefundenen Banknoten ini Werte von dreihundert Gulden.

6. Zwei Wochen waren vergangen, da erschien dem groß­mütigen Schenkgeber der arme Jsraelit im Traume. Er war über und über mit Blut bedeckt und klagte ihm sein Leid, daß das unerbetene Geldgeschenk die Ursache seines Todes gewor­den sei. Zwei Wochen später wiederholte sich der nämliche Traum, diesmal aber mit einer solchen Deutlichkeit, daß der Ökonom am anderen Tage sofort den Schenkwirt Kühnstem» kommen ließ, um ihn nach dem Verbleib des Kosminter zu befragen. Dem Wirt stieg die Nöte ins Gesicht ob dieser unerwarteten Frage; doch suchte er sich möglichst unbefangen zu stellen, und behauptete, der israelitische Handelsmann wäre auf Wanderschaft gewesen und jetzt längst über alle Berge.

Da stellte sich aber schon nach zwei Tagen zum dritten Male der nämliche Traum eiu, und zwar behauptete diesmal der Handelsmann, von Kuhnsteiner umgebracht worden zu sein.

Dem Gutsherrn ließ es keine Ruhe mehr; er machte bei dem Gerichte Anzeige, und nun ergab die Haussuchung nicht nur, daß die betreffenden dreihundert Gulden in sechs Bank­noten zu je fünfzig Gulden vorgefunden wurden, sondern es kam dabei auch die Tatsache der Ermordung des Israeliten durch den Wirt aus Tageslicht. Dieser wurde denn auch vor Gericht gestellt und (1910) zum Tode verurteilt.

 

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Kap. 97

Entdeckung eines Mörders durch eines Wahrtraum

[Furth in Wotrawitz - 19. März 1908]:

«In der böhmischen Ge­meinde Wotrawitz ist seit 4. Juli 1907 die 40 Jahre alte Gat­tin des Häuslers Franz Bodlak spurlos verschwunden. Die Frau war bereits vergessen, da erschien dieser Tage die Mutter der Vermißten bei der Gendarmerie und erzählte, daß ihr wie­derholt die verschwundene Tochter im Traum erschienen sei und sich darüber beklagt habe, daß ihr Mann sie ermordet und neben einem Birnbaum vergraben habe. Die Gendarmerie erklärte der Frau, daß auf einen bloßen Traum hin nichts unternommen werden könne. Die alte Frau kam mehrmals wieder und veranlaßte schließlich die Gendarmerie, bei Bodlak eine Hausdurchsuchung vorzunehmen. Dabei wurde so be­lastendes Material, unter anderem auch ein blutbefleckter Rock und eine blutdurchtränkte Bluse, welche der Verschollenen ge hörten, gefunden, so daß Bodlak, der sich beim Verhör auä in vielfache Widersprüche verwickelte, verhaftet wurde. Er ha die Tat dann eingestanden.»

 

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Kap. 98

Aus dem Grabe zurückgekehrt im Träume

[Friedrich Bax, 1912]:

1. «Am 15. November 1911. nachts 12 Uhr, starb eine mir bekannte Frau Jda W., geborene Bl., welche in Berlin I^V., Alt-Moabit 82b, bei ihren Familienangehörigen gewohnt hatte.

2. Drei Tage später, am 19. November, wurde ihre irdische Hülle unter großer Teilnahme der Erde übergeben. Der Ehe­mann der Entschlafenen befand sich zur Zeit auf einer Reise und hatte von diesem traurigen Geschehnisse keine Benachrich­tigung erhalten können. Jener traf erst gegen i/2 5 nachmit­tags zu Hause ein, als man im selben Augenblicke sich an- schickte, den sterblichen Teil seiner geliebten Gattin zum Fried­hof herauszutragen.

3. In der Nacht vorn 20. auf den 21. desselben Monats, also in der zweiten Nacht nach der Beerdigung, hatte nun Herr W. folgenden merkwürdigen Traum:

4. Im Bette liegend, sah er seine Frau ins Zimmer schwe­ben. Auch in diesem Zustande des entfernten Tages Bewußtseins, der uns Menschen ja eine ganz kleine Kostprobe vorn Empfinden nach späterem Wiedererwachen liefern dürfte, er­kannte Herr W. sofort die Situation. Stand er früher auf dem Boden des Atheismus und schüttelte über ein diesbezüg­lich angebahntes Gespräch ganz ungläubig den Kopf, so staunte er jetzt. Mit weit geöffneten Augen sah er der Mutter seiner beiden Söhne ins verklärte Antlitz, das einen wehmütigen und doch tröstenden Ausdruck dem aufs äußerste erschreckten Gat­ten erkennen ließ.

5. Auf seine innige Bitte „Ach, liebe Jda, bleibe doch bei mir und bei deinen Kin­dern", erwiderte sie, mit erhobener Hand nach dem Korridor zeigend: „Ich darf jetzt nicht länger bleiben; denn draußen steht eine weiße Frau[15], die mich hierher geleitete, diese erwartet mich wieder. Ich kann nun heute hier nicht länger verweilen, sonst darf ich euch nicht wieder besuchen!" – Sofort stand Herr W. auf, um die weiße Erscheinung zu verscheuchen, doch sah er statt dieser eine schwarze Gestalt stehen. War dies ein Traum oder Wirklichkeit?

6. Nach allen Seiten hin tastend, ob das Erlebte Traum oder Wirklichkeit wäre, sah er, wie seine jetzige Umgebung so recht den Rahmen zu dem erblickten Bilde bot: einem Totengewölbe gleich, so unsagbar schaurig erschien ihm sein Zimmer, das matt vom Mondlichte erhellt, und an den Wänden tanzten die Schatten der draußen vorn leichten Winde bewegten Bäume. Er faßt nach dem Regulator und dieser be­ginnt die Zeit zu verkünden. Herr W. zählt bis 12 Uhr Mit­ternacht,    und wieder war eine Note von seinem Grabesmarsche dahin.

7. In kommender Nacht erschien ihm abermals in: Traume seine Frau und sagte, indem sie auf einen großen Berg deutete, der sich dem Zimmer anschloß: „Hier mußt du erst herüber, dann wird es besser werden!" (Mit sicherer Annahme war hier gemeint, daß der Gatte zunächst eine besondere Läuterung durch zumachen, sowie eine völlige Bereinigung mit dem Höchsten zu erstreben habe.) Auf seine auch jetzt gestellte Bitte, bei ihnen zu bleiben, erwiderte sie: „Ich kann nicht! Ich komme noch einmal wieder!". Dann verschwand sie.

8. Zum dritten Male besuchte sie ihn in nächster Nacht. Wieder bat er sie flehentlich, daß sie doch bei ihnen bleiben solle. Auch jetzt erhielt er die schmerzliche Antwort: „Das darj ich nicht, dann bekomme ich keine Erlaubnis mehr, zu euch zu gehen! In 4 Jahren bist du auch bei uns!" Nach üblicher Verabschiedung verschwand sie.

9. Eine allgemein auffallende, große Veränderung ist seil dieser Offenbarung mit Herrn W. vorgegangen. Er ist ein anderer, ein noch besserer Mensch geworden, ein neues Innenleben hat sich ihm geöffnet! Seine Seele hat nun Frie­den gefunden, jenen Frieden, den ihm die materialistische Welt nicht zu geben vermag! Und Tränen der Reue, ver­mischt mit denen eines neuerwachten, innigen Dankgefühls gegen seinen nun wiedergefunden Gott, entströmten heute seinen Augen und fielen auf die seit langer, langer Zeit zum ersten Male wieder in inbrünstigem Gebete gefalteten Hände herab.

 

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Kap. 99

Geistermonifestotionen in Orten wo sie im irdischen leben gewohnt haben

[Münchner Neue Nachrichten - Erscheinung anf der Trausnitz[16]]:

1. Im Winter 1773 auf 1774 war die Stadt Landshut in lebhafter Erregung. Häufiger als sonst war die alte Feste Trausnitz der Zielpunkt der Bürgerspaziergänger, und gegen 9 Uhr Abends sammelten sich in der Stadt die Leute zahlreich an und schauten zur Trausnitz hinauf, ob sich an den Fenstern des alten Schlosses Lichter und Gestalten zeigten. Denn daß dort ein unerlöster Geist herumgehe, schien sich nicht mehr bestreiten zu lassen, und das Gerede darüber war so stark, daß es auch nach München drang, wo der Kurfürst[17] Max Joseph III. Hof hielt.

2. Max Joseph, der Gründer der Münchener Akademie, war ein ruhig und klar denkender Mann; als man ihm aber von den Erscheinungen auf der Trausnitz erzählte, wurde er nach­denklich. Er glaubte zwar nicht recht daran, aber er wollte doch Klarheit haben, und darum sandte er am 17. Januar 1774 an seinen Rat Johann Michael Braun, den Schloßpfleger der Trausnitz, den Befehl, ihm über die Vorgänge Bericht zn erstatten, damit er seine Maßnahmen darnach treffen könne.

3. In einem ausführlichen Schreiben zu des Kurfürsten „eigenen Händen" gab Baron Braun wenige Tage später (am 20. Januar) den gewünschten Bericht, und aus dem ungemein interessanten Aktenstück mögen an dieser Stelle die wesent­lichsten Gesichtspunkte und Beobachtungen eine Wiedergabe finden. Braun berichtet: «Zunächst habe man an den Fenstern des Schlosses ein Licht gesehen, das offenbar von einem Manne in weißer Haube herrühre, der an den Fenstern der stets ver­schlossenen Säle entlang wandere. Viele Leute seien schon auf die Burg gestiegen, um an der Hand der genau bezeichneten Fenster die Säle, die der Geist durchwanderte, feststellen zu können, und da habe sich gezeigt, daß es vor allem die einst von Kurfürst Ferdinand Maria bewohnten Fürstenzimmer und daran anschließend die Räume seien, in denen sich vor hundert Jahren die Hofregistratur und bei Festlichkeiten die Vorratskammer befand.

4. Eine weitere Beobachtung habe an einem Adventtage des Jahres 1773 eine bei ihm wohnende Person gemacht, die abends um 9 Uhr die Läden schließen wollte und von einer auf sie zukommenden Weißen Gestalt gefragt wurde, was sie wolle. Als die Person sich dann zum Fenster herausbeugte und bemerkte, daß die Gestalt keinen Kopf und keine Füße habe, erkannte sie in ihr einen Geist und schrie laut auf, wäh­rend die Gestalt, die seit jener Zeit nicht mehr wahrgenommen wurde, sofort verschwand.

5 Nicht selten habe man auf den Galerien und im Schloß­hof lautes Reden gehört und einige Bürger hätten sogar unter dem Schloßtor Stimmen und Kommandorufe wahrgenommen, wie sie bei der Ablösung von Wachtposten üblich seien.

6. Man könne diese Beobachtung um so weniger bezweifeln, als die Wahrnehmung von vielen gleichzeitig anwesenden und nicht immer unsichtbaren Personen keineswegs vereinzelt da- stehe. So habe erst letzthin ein Mann von 12 Uhr nachts, wann es bei den Franziskanern läute, bis zum Ave Maria in der Frühe eine Reihe von Wägen mit Flambeaus aus- und einfahren gesehen, der große Festsaal war geöffnet, er hörte sprechen und sah die Anwesenden sich zeitweilig tief verneigen, als sei der Hof anwesend und halte Cercle. Im sogenannten roten Saal wären im Sommer nicht selten viele schwarz ge­kleidete Personen sichtbar, die, von Windlichtern beleuchtet, auf die Stadt niedersehen.

7. Am Allerseelentage 1772 sei von früh 5 Uhr bis 6 Uhr die Schloßkapelle von einem übernatürlichen roten Licht hell erleuchtet gewesen, und wenn sich diese Erscheinung am Aller­seelentage 1773 auch nicht wiederholt habe, so sei sie doch an einem Tage im vergangenen Advent beobachtet worden, und auch kürzlich habe man in der Kapelle das Singen und Psalmodieren vernommen. Übrigens sei der Geist, der dort herum- wandert, ein guter Geist, er schädige niemanden, und wenn der Schloßpfleger der Burg dem Schloßherrn davon berichtet, so geschehe es nur, um ein wittelsbachisches Stammschloß „in keinen üblen Ruf zu bringen".»

8. Als Kurfürst Max Joseph die beiden Berichte, in denen mit besonderem Nachdruck betont war, daß jeder Zeuge seine Beobachtungen mit einem Jurament bekräftigen könne, ein­gehend gelesen hatte, verlor er jeden Zweifel, den er bei der ersten Nachricht etwa noch gehegt hatte, und erließ am 23. Januar 1774 an den Schloßpfleger Braun ein Edikt, den Geistlichen zu Rate zu ziehen und den Kapuzinern die Unter­suchung des Falles zu übertragen, damit sie die Heilmittel angäben, die zur Erlösung des Geistes nötig seien.

9. Die Kapuziner unterzogen sich dem kurfürstlichen Auf­trage höchst ungern und fanden allerhand Ausflüchte, um die Untersuchung zu verzögern und vielleicht ganz in Vergessen­heit zu bringen. Fast drei Monate vergingen, ohne daß Maxi­milian Joseph von den Geistererscheinungen und von der Tä­tigkeit der Kapuziner erfuhr, denn am 14. April fragte er ziemlich ungeduldig an, ob die Kapuziner dem Ursprung und den Ursachen der seltsamen Lichterscheinung nachgegangen seien und was sich aus ihrer Untersuchung ergeben habe.

10. Am 17. April 1774 antwortete Braun auf dieses Schrei­ben, es ist das letzte der in dieser Sache gewechselten Schrift­stücke, und entschuldigte die Verzögerung seiner Antwort zunächst damit, daß der Pater Guardian erklärt habe, in der Sache ohne bischöfliche Licenz und ohne Erlaubnis des Paters Provinziell nichts tun zu dürfen. Als der letztere auf einer Visitationsreise in Landshut eingetroffen sei, habe ihm der Pater Guardian den Fall vorgetragen, er habe dann endlich, auch der Pater Provinzial scheint also von dem Auftrag nicht sonderlich entzückt gewesen zu sein, zwei Patres an die Orte gesandt, wo das Licht erschienen sei, aber mit dem stren­gen Auftrage, die Orte nur aus zu benedizieren. Zur Begrün­dung habe er angeführt, daß die Lichterscheinung ein gutes Zeichen sei und weiter nichts zu bedeuten habe. Außerdem werde der Geist bald nicht mehr zu sehen sein. Er habe nur noch einige Zeit warten wollen, ob der Geist wirklich ver­schwunden sei, und tatsächlich habe ihn seit jenen Tagen niemand mehr wahrgenommen. Nur habe die in Arrest befind­liche Gardedame Ducrie letzthin auf dein Schloßhofe ein jäm­merliches Weinen gehörst das aber nichts bedeute, denn von alters her seien solche Meldungen ein Zeichen davon, daß bald wieder jemand in Arrest komme.

 

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Kap. 100

Ratschläge aus dem Jenseits von seiner längst verstorbene Mutter

(1842.)

Frau N. in England, mit 14 unversorgten Kin­dern Witwe geworden, gab sich einige Zeit ganz den Gefühlen des Schmerzes und der Trostlosigkeit hin. Da ging eines Tags, als sie allein im Zimmer saß, die Türe auf; ihre längst verstorbene Mutter trat ein und ermunterte sie, anstatt nutz­losem Gram nachzuhängen, sich um ihrer Kinder willen anzustrengen. Die Witwe raffte sich auf, und es gelang ihr mit Gottes Hilfe, nach und nach alle Schwierigkeiten zu überwin­den. Ihre und ihrer Familie Rettung aber schrieb sie lebens­länglich jener Einwirkung zu.

 

Kap. 101

Aus dem Jenseits zurückgekehrter Ehemann

[A. H.]:

1. Fräulein Marie Barth, Lehrerin, derzeit (1897) auf Be­such im Hofmann'schen Hause (woselbst ich zur Miete wohne) erzählt:

2. «Meine Tante wohnhaft in G. (Kroatien) war an einen Hauptmann L. verheiratet. Er starb und hinterließ ihr ein ansehnliches Vermögen, dessen Verwaltung, da sie nicht dar­nach erzogen war, ihr große Sorgen verursachte.

3. Zwölf Jahre waren seit seinem Tode verflossen. Eines Abends (im I. 1879), sie lag zu Bette und dachte eben mit Grausen an die Arbeit und den Ärger, die ihrer morgen harrten, öffnet sich leise die Tür, und herein tritt unhörbar ihr seliger Mann, an den sie gar nicht gedacht hatte.

4. Sie glaubt erst zu träumen, als er sich aber dem Bette nähert, wurde sie starr vor Schreck und blieb bewegungslos liegen.

5. „Fürchte dich nicht," begann er mit freundlicher Stimme, „ich bin erschienen nm dir zu helfen. Ich weiß es, du fühlst dich nicht gewachsen einer größeren Wirtschaft vorzustehen, da bedarf es der Energie und der Autorität eines Mannes. Nun höre! In Bälde wird ein Mann, Offizier, wie ich es war, um dich freien; du kennst ihn nicht. Ich bitte dich, erfülle meinen Wunsch, nimm seine Werbung an, du wirst es nicht zu bereuen haben. Gott segne dich, lebe Wahl!". Mit diesen Worten strich er ihr liebreich mit der Hand (sie fühlte sich eisig und kalt an) über eine der Wangen, wandte sich zum Gehen um und verschwand bei der Tür, die er öffnete und schloß. Sie bemerkte noch mit Entsetzen, daß seine Rückseite nur aus einem Knochengerüste bestand!

6. Endlich kam meine Tante zu sich, konnte aber begreif­licherweise nicht mehr einschlafen nnd verbrachte die Nacht auf­geregt und unruhig. Am Margen, als sie Toilette machte, be­merkte sie an einer Wange vier schwarze Streifen, Abdrücke von Fingern, die sich erst nach 2 - 3 Wochen verloren.

7. Denselben Morgen noch erzählte sie meiner Mutter (wir wohnten unweit von ihr) von der nächtlichen Erscheinung ihres verstorbenen Gatten und zeigte uns die vier Streifen, sie schienen eingebrannt zu sein.

8. Nach 8 Tagen etwa wurde Hauptmann K. aus Dalmatien nach G. (Kroatien) übersetzt, lernte dort meine Tante kennen und heiratete sie. Beide leben jetzt in ungetrübter Ehe in G.»

 

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Kap. 102

Der Geist einer lebenden Verwandten meldet die Krankheit der Familie an

[Helena Rehschuf 1901]:

1. «Als ich vor zwei Jahren einige Wochen in meinem schwesterlichen Hause im Erzgebirge zu Besuch weilte, wurde ich, als ich mit Ordnen meines Zimmers beschäftigt war, auf die Schulter geklopft und hörte die Worte: „Reise sofort heim!“. Ich sah mich um und erblickte eine weißgekleidete große Frau: sie bat mich nochmals, ich möchte ihr dies Versprechen geben, sie sei die Mutter meines Schwagers und wolle mir mitteilen, daß ich nötig bei den Meinen sei, denn Schwester und Kinder­chen lägen krank zu Bett; darauf verschwand sie.

2. Ich fand seit dieser Stunde keine Ruhe und machte alles zur Abreise des anderen Tages fertig.

3. Als ich am nächsten Tage bei den Meinen ankam, fand ich die ganze Familie krank, wie mir gesagt wurde, und war inzwischen von meiner Mutter brieflich um mein Kommen gebeten worden. Und wie groß war die Freude der Meinen, als ich eintrat.

*

[Vater Jesus spricht]:

4.Die weißgekleidete große Frau war eine le­bende Verwandte ans der Ferne, die den Bericht von der Er­krankung erhielt und sich der Sache annahm.“

 

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Kap. 103

Geisterwarnungen Warnungen von einem Verstorbenen

[Jung Stilling erzählt]:

1. Eine der merkwürdigsten warnen den Erscheinungen ist diejenige, die den Herzog von Buckingham betraf. Sie ist auch gewiß wahr, und keine Erdichtung, oder sonst verschönerte Geschichte, wie ich aus sichern Quellen weiß, ich will sie hier wörtlich mitteilen, so wie sie im 2. Stück des 2. Bandes des Museums des Wundervollen von der 89. Seite an eingerückt ist:

*

2. «Der Herzog von Buckingham[18] war Minister bei dem König von England Karl I., dessen Liebling er war; und da man ihn für den Urheber der Gewalttätigkeiten hielt, die sich der König erlaubte, so war er bei dem Volke sehr verhaßt und büßte nachmals sein Leben auf eine gewaltsame Weise ein: er wurde im 36. Jahr seines Lebens von dem Leutnant Felton mit einem Messer erstochen. Von einer Erscheinung, die vor dem Tode des Herzogs von Buckingham vorherging, erzählt der Lord Clarendon, in seiner Geschichte der Rebellion und bürgerlichen Kriege in England folgendes:

3 „Unter denjenigen, die bei der königlichen Garderobe zu Windsor in Diensten standen, befand sich ein Mann, der wegen seiner Rechtschaffenheit und Klugheit allgemein verehrt und der damals etwa fünfzig Jahre alt war. Dieser Mann war in seiner Jugend in einem Kollege zu Paris erzogen worden, wo sich zu eben der Zeit George Villiers, der Vater des Herzogs von Buckingham, befand, mit dem er eine genaue Freundschaft errichtet, den er aber doch von der Zeit an nicht wieder ge­sprochen hatte.

4. Als sich nun dieser Garderobe-Aufseher ungefähr 6 Mo­nate vor der Ermordung des Herzogs bei vollkommener Ge­sundheit in seinem Bette zu Windsor befand, erschien ihm um Mitternacht ein Mann von ehrwürdigem Ansehen, zog die Vorhänge seines Bettes auf und fragte ihn, indem er ihn starr ansah, ob er ihn nicht kenne? Anfänglich antwortete er ihm nicht, weil er vor Schrecken halb tot war. Als er aber zum zweiten Mal gefragt wurde, ob er sich nicht erinnere, ihn gesehen zu haben, so fiel ihm die Erinnerung an George von Villiers, vermittelst der Ähnlichkeit des Körpers und der Kleidung ein, er sagte ihm daher, daß er ihn für George von Villiers halte.

5. Die Erscheinung versetzte hierauf, daß er recht habe und bat ihn, ihr die Gefälligkeit zu erweisen, sich in ihrem Namen zu ihrem Lohne, dein Herzog von Buckingham zu verfügen, um ihm zu sagen, daß er alle seine Kräfte anstrengen möchte, sich beim Volke beliebt zu machen oder wenigstens die gegen ihn aufgebrachten Gemüter zu besänftigen, sonst würde man ihn nicht lange mehr leben lassen. Nach diesen Worten ver­schwand die Erscheinung, und der gute Mann, sei es nun, daß er völlig erwacht oder nicht erwacht war, schlief bis an den Morgen ruhig fort.

6. Bei seinem Erwachen sah er die Erscheinung für einen Traum an und würdigte ihn keiner besonderen Aufmerksam­keit. Eine oder zwei Nächte darauf erschien ihm die nämliche Person noch einmal an eben demselben Ort und in der näm­lichen Stunde mit einer etwas ernsthafteren Miene als das erste mal und fragte ihn, ob er den Auftrag ausgerichtet hätte, den er von ihr empfangen hätte? Da die Erscheinung wohl wußte, daß es nicht geschehen war, so gab sie ihm sehr ernst­liche Verweise und setzte noch hinzu, daß sie mehr Gefälligkeit von ihm erwartet hätte, und daß, wenn er ihr Verlangen nicht befriedigen würde, er keine Ruhe haben, sondern allenthalben von ihr verfolgt werden sollte.

7. Der in Furcht und Schrecken gesetzte Garderobe-Aufseher versprach zu gehorchen. Doch war er des Morgens unschlüssig und wußte nicht, was er tun sollte. Er fand sich in Verlegen­heit, eine zweite so sichtbare und deutliche Erscheinung als einen Traum zu betrachten, und auf der andern Seite schien ihm der hohe Stand des Herzogs, die große Schwierigkeit, vor ihn zu kommen, und noch mehr die Bedenklichkeit, die Sache dem Herzog glaubwürdig zu machen, die Ausführung seines Auf­trags zu vereiteln und unmöglich zu machen.

8. „Er war einige Tage unentschlossen, was er tun sollte! endlich faßte er den Vorsatz, sich ebenso untätig, wie das erste Mal zu verhalten. Es erfolgte nun eine dritte aber weit fürchterliche Erscheinung, als die zwei vorhergehenden; die Er­scheinung verwies es ihm in einem bitteren Ton, daß er sein Versprechen nicht gehalten hätte.

9. Der Garderobe-Aufseher gestand, daß er die Vollziehung dessen, was sie ihm aufgetragen, wegen der Schwierigkeit vor den Herzog zu kommen, aufgeschoben habe, indem er mit keiner Person bekannt sei, mit welcher er Zutritt zu dem Herzog zu erhalten, hoffen könne, und wenn er Mittel fände. Gehör zu bekommen, so würde ihm der Herzog doch nicht glauben, daß er einen solchen Auftrag erhalten habe; man würde ihn für wahn­sinnig halten, oder glauben, daß er entweder aus eigener Bos­heit oder auf Anstiften böser Leute, den Herzog zu hintergehen suche.

10. Auf diese Art würde sein Untergang unvermeidlich sein. Die Erscheinung aber beharrte bei ihrem Vorsatz und sagte: daß er nicht eher Ruhe haben sollte, als bis er ihrem Ver­langen Genüge geleistet hätte. Zugleich setzte sie hinzu, daß der Zutritt zu ihrem Sohne leicht wäre, und daß diejenigen die ihn sprechen wollten, nicht lange warten dürften. Damit er aber Glauben fände, so wolle sie ihm zwei bis drei Um­stände sagen, von denen er aber gegen niemanden etwas, außer gegen den Herzog erwähnen dürfte; sobald nun dieser dieselben vernehmen würde, würde er seiner übrigen Erzählung Glau­ben bei messen.

11. „Dieser dritten Aufforderung und Erscheinung glaubte er gehorchen zu müssen, und reiste daher gleich den andern Morgen nach London ab, und da er den Requetenmeister, Sir Ralph Freemann, der eine nahe Anverwandtin des Herzogs geheiratet hatte, genau kannte, so machte er ihm seine Auf­wartung und ersuchte ihn, daß er ihn mit seinem Ansehen unterstützen möchte, damit er eine Audienz erhielte, indem er dem Herzog Sachen von Wichtigkeit zu hinterbringen habe, die eine große Verschwiegenheit, und einige Zeit und Geduld, sie anzuhören, erforderten.

12. Sir Ralph kannte die Klugheit und Bescheidenheit dieses Mannes, und er schloß ans dem, was er nur in allgemeinen Ausdrücken vernommen hatte, daß etwas außerordentliches das Ziel seiner Reise sei. Er versprach ihm daher zu will­fahren, und mit dem Herzog davon zu sprechen. Bei der ersten Gelegenheit gab er dem Herzog glich Nachricht von dem guten Ruf und dem Verlangen dieses Mannes, und hinterbrachte ihm alles, was er von der Sache wußte.

13. Der Herzog gab ihm die Antwort, daß er den folgenden Tag früh mit dem König auf die Jagd gehen, und daß ihn seine Pferde bei der Lampethbrücke erwarten würden, wo er des Morgens um 5 Uhr zu landen gedächte, und wenn ihn der Mann daselbst erwarten wolle, so würde er sich mit ihm, so­lang es nötig wäre, unterhalten können.

14. Sir Ralph ermangelte nicht, den Garderobe-Aufseher zur bestimmten Stunde an den Ort zu führen, und ihn dem Her­zog bei dem Schiff vorzustellen. Der Herzog nahm ihn sehr gefällig auf, ging mit ihm seitwärts, und sprach beinahe eine ganze Stunde lang mit demselben. Niemand befand sich an diesem Ort als Sir Ralph und die Bedienten des Herzogs, allein alle diese standen so weit entfernt, daß sie unmöglich etwas von der Unterredung vernehmen konnten, ob sie schon sahen, daß der Herzog oft und mit vieler Bewegung sprach.

15. Sir Ralph Freemann, der die Augen beständig auf den Herzog gerichtet hatte, bemerkte dies noch besser als die klebri­gen, und der Garderobeaufseher sagte ihm auf ihrer Rückreise nach London, daß, als der Herzog die besonderen Umstände gehört hätte, die er ihm entdeckte, um das übrige seiner Unter­redung glaubwürdig zu machen, er seine Larve verändert und beteuert habe, daß niemand als der Teufel ihm dies habe ent­decken können, indem nur er (der Herzog) und eine andere Person Kenntnis davon habe, von der er gewiß überzeugt sei, daß sie es keinem Menschen gesagt habe.

16. Der Herzog setzte die Jagd fort, doch bemerkte man, daß er sich beständig von den Übrigen entfernte, in tiefes Nach­denken versunken war, und an dem Vergnügen keinen Anteil nahm. Nach Vormittags verließ er die Jagd, stieg in White- hall ab, und begab sich in das Zimmer seiner Mutter, mit der er zwei bis drei Stunden lang verschlossen war. In den be­nachbarten Zimmern hörte man ihre laute Unterredung und als er wieder heraus kam, bemerkte man viele Unruhe in sei­nem Gesicht mit Zorn vermischt, welches man noch niemals in einer Unterredung mit seiner Mutter, für welche er jeder­zeit die tiefste Ehrfurcht bezeugte, wahrgenommen hatte.

17. Die Gräfin fand man nach der Entfernung ihres Sohnes weinend und in größtem Schmerz versunken. So viel ist be­kannt und ausgemacht, daß sie sich nicht darüber zu verwun­dern schien, als sie die Nachricht von der Ermordung des Herzogs, welche einige Monate darauf erfolgte, erhielt. Es schien also, daß sie dieselbe voraus gesehen, und daß ihr Sohn Nachricht von dem, was ihm der Garderobe-Aufseher entdeckt, gegeben hatte. Auch nahm man in der Folge nicht die Be­trübnis an ihr wahr, die sie über den Verlust eines so gelieb­ten Sohnes notwendig empfinden mußte.

18. Insgeheim erzählt man sich, die besonderen Umstände an die der Garderobe-Aufseher den Herzog erinnert, hätten einen unerlaubten Umgang betroffen, den er mit einer seiner nahen Anverwandtinnen unterhalten hätte, und da er allen Grund zu vermuten hatte, daß die Dame nicht selbst davon geredet haben würde, so glaubte er, daß außer ihr nur der Teufel da­von etwas wisse, und gesprochen haben könne.

19. Im Britischen Plutarch werden noch mehrere Ahnungen angeführt, welche Bezug auf den Tod des Herzogs von Bucking- ham haben sollen, allein diese alle können in obiger Erschei­nung ihren Ursprung haben.

 

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Kap. 104

Großmutter aus dem Jenseits erscheint, um kein Risiko mit dem Auto einzugehen

[von Fr. Bax]:

1. Als ich das nachstehende Ereignis in allen seinen Einzel­heiten von höchst glaubwürdiger Seite erfahren hatte, war mein erster Gedanke, wenn doch nur die breite Masse der Menschheit Augenzeuge davon gewesen wäre, speziell jene weite Schar der Überzeugten überwiegende Menge, die auf ihr Panier geschrieben:

Macht euch das Leben hier nur schön,

Kein Jenseits gibt‘s, kein Wiedersehn!

2. Allerdings sind ja nur ganz besondere Verhältnisse er­forderlich, um dergleichen Erscheinungen teilhaftig zu werden, deren Hauptbedingung uns schon aus Apostelgeschichte 2, Vers 1 bekannt ist.

3. Am 31. Oktober 1912 verstarb zu Königshütte eine Frau von Noß, 70 Jahre alt, die Mutter eines Kollegen von mir. Sie wurde nach katholischer Kirchensitte am 3. kommenden Monats daselbst beigesetzt. Der Gatte der Enkelin der Abge­schiedenen, Herr Baumeister Georg Skrzipek in Beuthen-Oberschlesien besitzt ein Privat-Auto, 8 bis 10 Personen fassend. Mit diesem Selbstfahrer, der viel von ihm benutzt wird, unter­nimmt er häufig größere Touren, um die Leistungsfähigkeit desselben bis zur höchsten Potenz auszuproben.

4. Bei solchen Ausflügen, man möchte sagen „wilden Fahr­ten", geht es naturgemäß nicht immer glatt ab. Durch allzu- große Verwegenheit auf diesem Gebiete sind Unfälle kaum vermeidbar, obgleich angebliche Sicherheit im Schnellfahren, ver­bunden mit erforderlicher Gewandtheit, erreicht werden soll!

5. Bei einer solchen Fahrt an der österreichischen Grenze, es ging im recht lebhaften Tempo, bemerkte er in der einge­schlagenen Richtung zwar nichts, wurde aber wohl durch eine geheimnisvolle Gewalt gezwungen, nach der Seite zu sehen, gleichsam, als spräche seine eigene Seele zu seiner Verstandes Empfindung, und da bemerkte er plötzlich neben dem Fuhr­werk eine Erscheinung. Darüber erschrocken, bremste er, sah sich um, nahm jedoch nichts mehr wahr! Die im Gefährte be­findliche Nichte hatte nichts gesehen, und er verschwieg ihr gegenüber das eben Begegnete.

6. Am 22. Nov. 1913 fand die Regulierung des Nachlasses der Verstorbenen beim Gerichte in Königshütte statt. Alle hierbei interessierten Angehörigen Skrzipeks: die beiden Töch­ter, zwei Söhne mit ihren Frauen und ein Sohn ohne seine Frau, hatten sich eingefunden. Diese unternahmen am fol­genden Tage, Sonntag, 23. November, einen Ausflug im offenen Auto nach Osterreich. Die Rückreise ging nun wieder durch den meilenlangen, dichten Wald. Das Wetter war trocken.

7. Es war zwischen 4 lind ½ 5 nachmittag, und es begann dunkel zu werden, da sehen sämtliche Insassen des Wagens schon von weitem eine alte Fran zwischen Weg und Graben am Waldrande stehen. Kaum aber hatte man die Frage auf­geworfen, was denn wohl so eine alte Fran noch so in später Stunde in dieser Welt-Abgeschiedenheit zu tun habe, als man auch schon ganz nahe herangekommen war und nun die Schwie­gertochter und Enkelin gleichsam wie aus einem Munde auf- schrien: „Das ist ja unsere Großmutter!"

8. Alle, bis auf den Führer des Autos, haben die Erschei­nung gesehen, und sie dann erkannt: sie trug dasselbe Gewand, wie es die Verblichene im Sarge anhatte; selbst das weiße Tuch, das ihr um den Mund gebunden war, fehlte nicht! — Alle waren entsetzlich bestürzt! Das Phantom hob war­nend die Hand empor, dann aber war es lautlos, schattenhaft wieder verschwunden!

9. Als nun Herr S., der Führer des Autos, auch noch mit der sicheren Behauptung hervortrat, vor 3 bis 4 Wochen ganz die nämliche Gestalt gesehen zu haben, welches Erlebnis er bisher verschwiegen hatte[19], so war die Tatsache allgemein außer Zweifel, daß es nur die verstorbene Mutter gewesen sei, die hier warnend eingegriffen hatte! Die Autofahrten wur­den nun auf einige Wochen eingestellt. Der Besitzer des Wa­gens besuchte am vergangenen 6. Der in Berlin meinen Kol­legen und schilderte ihm das Erlebte. Auf die Einwendungen des letzteren, daß es vielleicht aus einer Täuschung beruhen könne, entgegnete er bestimmt: „Nein, wir haben die Großmutier gesehen, das kann keine Täuschung sein! Wir waren doch bei vollster Besinnung!"

10. Fast auf den Todestag sah auch mein Kollege die Mutter im Traume mit unbeweglichen, sehr ernsten Gesichtszügen. Er bemerkte mir gegenüber hierzu: „Wer ein solches Erlebnis gehabt hat und bei voller Besinnung plötzlich etwas sieht, an das er in dem Augenblicke nicht gedacht bat, der muß schließ­lich zu dem guten Glauben kommen, daß es zwischen Diesseits und Jenseits eine Verbindung gibt, auch dann, wenn er bis­her der hartnäckigste Zweifler in solchen Sachen gewesen ist! Jedenfalls hat diese Begebenheit bei uns allen eine wunderliche Gedankenwelt aufgestört"!

11. Hatte dieses Ereignis dem Autoführer wie auch allen Teil­nehmern die Lust an weiteren waghalsigen Fahrten genommen, so war ein großer, unschätzbarer Vorteil, ein fester Ewigkeits­wert, dadurch geschaffen, der (vergleiche Matthäus ä, Vers 26) allen Zeugen dieses Geschehnisses dereinst einen schnelleren Aufstieg ermöglichen dürfte.

 

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Kap. 105

Der Geist vom Peters dem Groben erscheint seinem Neffen

1. „Light" veröffentlicht aus der Feder des verdienstvollen Okkultisten Herrn Joseph von Kronhelm zu Gaysin in Ruß­land (Podolien) nachstehenden höchst interessanten Bericht aus den Memoiren der Baronin von Oberkirch:

2. «Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde der Sohn der Kaiserin Katharina II. von Rußland, Großfürst Paul[20], am Hofe Ludwigs XVI. äußerst herzlich ausgenommen. Man verunstaltete die großartigsten Feierlichkeiten und Feste zu seiner Ehre. Eines Abends war der Großfürst Paul mit seiner jungen Gemahlin Maria Feodorowna in das Schloß der Prinzessin Lamballe geladen, wo auch die Baronin von Oberkirch, die übrigens in ihrer Jugend eine gute Freundin der Großfürstin gewesen war und mit derselben an einem kleinen Fürstenhofe ihre Kindheit verlebt hatte, ferner Septi- manie d'Egmont, die Tochter des Marschalls von Richelieu, der Adjutant des Großfürsten Kurakin, Prinz de Ligne, und andere aristokratische Personen versammelt waren.

3. Eine reichhaltige Abendmahlzeit war aufgetragen und in einer Zubereitung, wie sie eben nur von französischen Köchen bereitet werden konnte. Die Fröhlichkeit und Geselligkeit er­reichten ihren höchsten Gipfel, vergessen schienen schier alle Sorgen des Tages und die Unterhaltung war in vollstem Flusse. Daß an jenem Abend der russische Thronerbe zugegen war, schien nicht im geringsten die Ausgelassenheit der Gäste zu beeinflussen. Jedermann unterhielt sich ganz nach seinem Belieben, man erzählte sich Tagesneuigkeiten, Anekdoten, gab Rätsel auf usw. Die Gesellschaft kam schließlich auch auf ern­steres zu sprechen und gab ihre Ansichten über die Wunder in der Bibel kund. Wenn man auch diesen größtenteils den Glauben versagen zu müssen meinte, so gab man doch fast allge­mein die Erscheinung von Verstorbenen zu. Herr Vaudreuil hatte eben erst eine Geistergeschichte erzählt, welche allerseits mit dem lebhaftesten Interesse und der größten Begeisterung ausgenommen wurde, als der Großfürst ausrief: „Auch ich könnte hierzu einen interessanten Beitrag liefern."

4. „Ach, Sire," fiel ihm Kurakin in die Rede, „ich möchte die untertänigste Bitte vorbringen, nichts derartiges zu erzählen, denn so oft Eure kaiserliche Hoheit diese Erinnerung wachru­fen, bemächtigt eine Gemütsaufregung sich Eurer Hoheit, die längere Tage anhält und die Umgebung in Besorgnis versetzt."

5. „Leider kann ich dir nicht recht geben," erwiderte der Großfürst. „Es beliebt mir nun einmal davon zu sprechen, und so will ich reden." Und indem er sich dann zu den Gästen wandte, sagte er: „Stellen Sie sich vor, es war (1784) eine herr­liche Frühlingsnacht, wie sie nur selten bei uns in Petersburg vorkommt, als mir der Gedanke kam, durch die Straßen der Stadt zu streifen. Kurakin begleitete mich, und außerdem ritten noch zwei stämmige Don'sche Kosaken an unserer Seite, um uns vor irgend welchen Angriffen zu schützen. Ich befand mich also in bester Obhut, und wir schritten mutig drein, mein Adjutant und ich, unter fröhlichem Gelächter und zu allerlei möglichen Späßen aufgelegt.

6. Es war für mich ein ganz besonderes Vergnügen, durch die Stadt zu streifen bei einer so ungewöhnlich milden Witte­rung, und dabei herrschte so Heller Mondschein, daß man gut einen Brief lesen konnte. Aber auch die Gegenstände traten so deutlich hervor wie beim vollen Tageslicht. Da bemerkte ich, gerade als wir um eine Straßenecke bogen, einen Mann von großer Gestalt, welcher sich dicht in einen Mantel gehüllt hatte und sein Gesicht durch seinen breitrandigen Hut verdeckte. Es war das erste lebende Wesen, das wir an jenem Abend antrafen.

7. Als wir an ihm vorbeikamen, begann er mit uns Schritt zu halten. Ich sah ihn mit Erstaunen an. Welch ein schwerer Tritt! Gütiger Himmel, unter seinem Gang erzitterte das Pflaster und gab einen krachenden, ächzenden Laut von sich. Ich berührte Kurakin leicht am Arm und flüsterte ihm zu: „Wir haben aber jetzt einen sonderbaren Gefährten." Dieser aber bemerkte mir, er wisse nicht, was ich meine. „Siehst du denn nicht die Gestalt da an meiner linken Seite? Er macht doch genug Lärm mit seinem schweren Gang, um die Aufmerksam­keit auf sich zu ziehen." – „Ich höre und sehe niemanden, Sire," antwortete Kurakin.

8. „Mensch! Dann bist du wohl taub und blind," rief ich schier ärgerlich aus. „Siehst du denn nicht den seltsamen Fremden in dem großen Mantel, der dicht neben mir und der Wand geht?" – „Eure Hoheit belieben zu scherzen. Ich kann einen heiligen Eid schwören, daß zwischen Eurer Hoheit und der Wand ja nicht einmal eine Spanne breit Raum ist," gab Kurakin gelassen zurück. Um mich nun selbst von der Tatsache zu überzeugen, streckte ich meine Hand aus und ich fühlte deutlich, daß die Steinwand dicht au meiner Seite war. Doch war der Mann noch da wie vorher. Da beschlich mich ein furchtbares Gefühl der Unheimlichkeit, ein Frösteln und Zit­tern durchzog auf der linken Seite, an der sich der Unbekannte aufhielt, meinen Körper und mein Blut schien in den Adern zu erstarren.

9. Der nächtliche Begleiter richtete einen durchdringenden Seitenblick auf mich, vor dem ich unbedingt die Augen nieder­schlagen mußte. Und Plötzlich vernahm ich aus dem großen Mantel heraus eine hohle Stimme, die mir heute noch im Ohr klingt und mich aller wegen hin verfolgt: „Paul, Paul, armer Prinz!" Dreimal wiederholte sich diese Stimme in einem tiefen, traurigen, jedoch in keiner Weise unfreundlichen Tone. Sofort wandte ich mich an Kurakin und fragte, ob er denn auch jetzt wieder nichts höre. Aber dieser behauptete auf das bestimmteste, nichts zu hören. Da wandte ich mich aufs höchste erregt gegen die Wand und sagte in befehlerischem Tone: „Sag mir, wer du bist, der du dir herausnimmst, in nächtlicher Weile den Großfürsten-Thronfolger zu begleiten."

10. Die Stimme antwortete: „Ich bin der, welcher dich allein liebt, der einzige, der ein wirkliches Interesse für dich hat. Höre auf meine Ratschläge. Hänge dich nicht zu sehr an jene Welt, auf der du nicht allzu lange Gast sein wirst. Ver­suche vor allem, Gutes zu tun, und nichts, das dich einmal ge­reuen wird, auf daß du in beseligendem Frieden von hinnen scheiden mögest." Darauf nahm die geheimnisvolle Person wieder stillschweigend ihren Weg auf, und ich fühlte mich durch eine höhere Kraft als die meine gegen meinen Willen gezwun­gen, ihr zu folgen.

11. Kurakin und die beiden Kosaken sahen wieder nichts wie vorher. Schier drohte ich vor Erschöpfung niederzufallen. Da auf dem Platze, der zwischen der Newa-Brücke und dem Ständehaus liegt, machte mein unheimlicher Begleiter auf ein­mal Halt und nahm Abschied von mir: „Paul," sagte er, „hier müssen wir uns trennen, allein wir werden wieder einmal hier auf derselben Stelle zusammenkommen. Dieser Platz sei hinfort unser Stelldichein. Und nun lebe wohl." – Während er mich also begrüßte, da erhob sich der große Schlapphut von selbst und das Gesicht des Fremden wurde sichtbar. Im Hellen Monden strahl erblickte ich ein mir nur zu wohl bekanntes Ge­sicht; scharf ruhte sein tiefes Adlerauge auf mir, ich sah den gebräunten Teint und den strengen Zug um den Mund meines Großvaters, dessen Körper länger als ein halbes Jahrhundert in der Gruft ruhte.

12. Es war Peter der Große[21]. Nur schwer konnte ich mich von dem erklärlichen Schrecken erholen, der mich infolge der mir von jener Erscheinung zuteil gewordenen Botschaft be­fallen. Am Firmament zeigte sich bereits der Anbruch des Tages, als ich meinem Palaste mehr zu schlich als ging, aus der linken Seite tatsächlich erfroren. Kurakin ist Zeuge davon, welche Mühe es den Ärzten gekostet hat, mit heißen Ziegel­steinen und dicken warmen Tüchern wieder die Wärme in die erfrorene Körperseite zurückzubringen.»

*

13. Es ist bekannt, daß Kaiser Paul nur eine kurze Zeit re­gierte, da ihn ein gewaltsamer Tod durch die Hand eines Ver­schwörers aus dem Diesseits rief.

 

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Kap. 106

Geisterhilfe

Die Hauonenjungfrau

[Aus dem Munde des Artillerie-Obersten von K.]:

1. In einer der zahlreichen Schlachten mit den unaussprech­lichen Namen in der asiatischen Türkei im Jahr 1854 standen 9OOO Russen 35000 Türken gegenüber in einem blutigen ver­zweifelten Kampfe. Der gänzliche Untergang des russischen Korps schien unvermeidlich, als mit einem Male, ganz unbe­greiflicher Weise, die ganze türkische Armee die regelloseste Flucht ergriff. Die Russen eroberten 24 Kanonen und machten eine große Menge von Gefangenen.

2. Als man diese befragte, warum sie plötzlich die Flucht er­griffen hätten, sagten sie einstimmig aus, über den Batterien der Russen habe sich die Gestalt einer weißen Jungfrau sehen lassen, von einem strahlenden Kreuze überragt, da wäre denn kein Halten gewesen. Gegen Geister wären sie nicht aus­gesandt.

3. Einige Kosaken, die im Anfänge der Schlacht in türkische Gefangenschaft geraten waren, aber später weiter nicht be­achtet wurden, hatten vom türkischen Lager aus gleichfalls die Kanonenjungfrau erblickt, sowie das glänzende Kreuz.

*

[Vater Jesus spricht]:

V. Die Gestalt war eine russische Jungfrau aus dem Jenseits, der die Gefahr der Russen so zu Herzen ging, daß sie mit der äußersten Kraftanstrengung ihrer Willenskraft die besagte Gestalt sehen ließ, während ihr gut gesinnten Geister den Türken die Furcht damit einjagten, daß sie geistig ein Niesenspektakel machten, wovon die Seelen der Türken er­schraken und so die Angst der Soldaten herbeiführten.“

 

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Kap. 107

Der verstorbene Großvater zeigt das Coupé der durchreisenden Tanten

[Helene Rehschuf, 1901]:

1. An einem stürmischen Herbsttage, als es in Strömen regnete, es war just das schlechteste Wetter, erzählte mir meine Mutter, daß mit dem Mittagszug zwei Tanten durch­reisen werden, welche sie bei einem Begräbnisse einer Cousine meiner Mutter gesprochen hatte. Ich hatte meine schon sehr alten Tanten lange nicht mehr gesehen und eilte deshalb, rasch entschlossen, trotz des Unwetters zum Bahnhof hinaus mit einer kleinen Stärkung für meine sehr an Husten leidende Tante. Der Zug kam an. Einige Personen stiegen aus, doch die Erwarteten blieben selbst an den Fenstern des Zuges un­sichtbar; auch waren die Fenster total verregnet, und so ging ich verzweifelt am Zuge auf und ab, bis ich meine geistigen Freunde bat, mir beizustehen.

2. Sogleich hörte ich auch die lieben alten Worte meines se­ligen Großvaters; ich sah ihn, und er nahm meine Hand und sagte: „Komm mit mein Kind, wohin ich dich führe", und bald standen wir direkt am Zuge, wo er mich hieß, die C-Tür, vor der wir standen, zu öffnen. Ich zögerte zwar erst, doch öffnete ich die Tür, als bereits das Signal gegeben wurde, und war wirklich selbst sehr überrascht, dort die im selben C am Hin­teren Fenster sitzenden Tanten begrüßen zu können. Zur Be­grüßung und zum Abschied zugleich wurden die Hände ge­drückt, und das Dampfroß setzte sich in Bewegung, wobei ich zugerufen bekam: wie hast du uns denn finden können?

3. Dies hatte ich doch nur meinem Großvater zu danken; denn ohne seine Führung hätten wir uns unmöglich sehen können.                             

 

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Kap. 108

Ein Geist zeigt mir den Weg

[Theod. Brabanter, 1908]:

1. Deutsch-Lothringen durchquerend, befand ich mich (1872) auf dem Wege nach S. in Lothringen. Der Abend naht schon heran, purpurn bemalt die untergehende Sonne den Horizont. Die Pappeln zu beiden Seiten der Landstraße, auf der ich rüstig dahinschritt, warfen riesenhafte Schatten. So eine Pappelallee ist furchtbar langweilig für den einsamen Wan­derer, besonders wenn stundenweit kein Haus zu sehen ist. Recht froh war ich deshalb, als endlich die Pappeln aufhörten, und dafür nur, so weit der Blick reichte, freies Feld zu sehen war, weder Haus noch Strauch.

2. Endlich verschwand die Sonne, allmählich trat die Dun­kelheit ein, und schneller schritt ich vorwärts. Hinter mir je­doch stieg der gute Mond herauf, mit seinem magischen Sil­berlichte meinen Weg beleuchtend. Da plötzlich wird die Land­straße von einer andern gekreuzt. Wohin jetzt? Rechts, links oder gerade aus, wohin geht es nach S . . .? Kein Wegwei­ser, kein Meilenstein; keine Menschenseele, die ich hätte fragen können, war weit und breit zu sehen. Eine fürchterliche Angst stieg in mir auf, und der Helle Mond lächelte dazu.

3. Ihn betrachtend blieb ich auf dem Kreuzwege stehen, gleichsam mich an ihn wendend, als ich laut ausrief: Wer zeigt mir jetzt den rechtetn Weg, wer sagt mir, wohin ich mich wen­den soll?

4. „Ich“[22], rief eine Helle Stimme hinter mir, „ich bin hier gut bekannt. Wohin wollen Sie denn?“ Fast wäre ich vor Schrecken zusammengebrochen, als ich so unverhofft eine Stimme hinter mir hörte, und ich war doch vorher noch ganz allein in der Gegend gewesen, keinen Menschen hatte ich bemerkt; mein Schreck aber wich schnell, denn ein schönes jun­ges Mädchen stand vor mir, ganz schwarz angezogen, das mich sehr traurig ansah.

5. „Nach S. will ich hin, mein Fräulein. Welchen Weg raten Sie mir einzuschlagen?“ (Der Leser wolle hier beden- kcn, da es mir im Augenblick gar nicht auffiel, daß mich das Mädchen deutsch anredete, da man doch hier überall französisch sprach.) –

6. „Heute kommen Sie nicht mehr nach S., und wenn Sie hinkämen, würden Sie keine Herberge mehr finden. Der Weg nach S. geht gerade aus; aber gehen Sie für heute Abend, weil es schon so spät ist, hier rechts der Straße nach, dann kommen Sie in ein kleines Dörfchen, an der Land­straße liegt eine Wirtschaft, es ist eine Fuhrmannsherberge; Sie können dort schlafen, morgen früh gehen Sie dann einem Fußwege nach, den man Ihnen zeigen wird, Sie kommen wieder auf diese Straße zurück und können vor Mittag schon in S . . . sein. Ein wenig werde ich mit Ihnen gehen; wenn es taghell wäre, könnten Sie den Kirchturm des Dörfchens schon sehen, kommen Sie!“

7. An meiner linken Seite gehend, schritt das Mädchen rasch voraus, und ich hatte Mühe, bei ihr zu bleiben. Ich ver­suchte ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, doch waren ihre Ant­worten kurz und gemessen. Ich lobte die Schönheit der Gegend und die hohe Schönheit der hiesigen Jungfrauen, wovon sie den besten Beweis liefere, dann sagte ich: „Sie sind wirklich sehr schön, mein Fräulein, ich sage Ihnen das nicht um Ihnen zu schmeicheln, denn ich sehe schöne Mädchen immer gerne, aber Sie besitzen eine so eigentümliche Schönheit, die ich bisher noch nirgends fand."

8. Da sah sie mich mit einem so überaus traurigen Blicke an, daß es mir eiskalt über den Rücken hinablief, gab aber keine Antwort. Ich dachte, sie beleidigt zu haben und wollte das wieder gut machen, indem ich sagte: „Verzeihen Sie mir, Fräu­lein, wenn ich Ihnen Wehe tat, wahrscheinlich sind Sie in Trauer, ist Ihnen ein teures Wesen gestorben, weshalb Sie so traurig sind und schwarz gekleidet gehen?“ Wieder keine Antwort.

9. „Sind Ihnen die Wirtsleute bekannt, mein Fräulein?" – „Ja," sagte sie jetzt leise, „es sind meine Eltern." Dann fuhr sie lauter fort: „Da unten sehen Sie schon das Dorf, in zehn Minuten sind Sie da." – Wirklich sah ich unten in einem Tale einige Häuser und Bäume und ganz hinten die Kirche. ‚Wo ist denn das Wirtshaus?‘, wollte ich gerade fragen und drehte mich nach ihr um, doch sah ich sie nicht mehr, lautlos war sie ver­schwunden.

10. So oft ich mich auch umschaute und mit den Augen das freie Feld absuchte, sie war und blieb verschwunden. Eiskalt überlief es mich wieder, und fröstelnd rannte ich weiter. In wenigen Minuten war ich im Dorfe und fand bald die Her­berge. Gerade war der Wirt im Begriff die Laterne auszublasen, als ich grüßend zu ihm trat und um Herberge bat. „Da kommen Sie eben noch recht, junger Mann, antwortete er,“ ge­rade war, „ich im Begriffe abzuschließen und zu Bett zu gehen. kommen Sie herein!"

11. Der Wirt war sehr freundlich, und nachdem ich etwas ge­gessen, zeigte er mir mein Bett, wünschte „gute Nacht" und ließ mich allein. Da fiel mir plötzlich das Mädchen wieder ein, und mich rasch besinnend, daß sie doch auch noch ins Haus müsse, rief ich den Wirt wieder zurück, und sagte zu ihm: „Aber Ihre Tochter ist ja noch nicht hier, wenn Sie jetzt abschließen, kann sie ja nicht herein."

12. Darauf sagte er ganz erstaunt: „Was wollen Sie, ich habe keine Tochter, wie kommen Sie darauf?" – „Ja,“ sagte ich, „das Mädchen was mich hierher führte, bedeutete mir sie sei ihre Tochter, und gerade so plötz­lich wie sie vor mir auftauchte, verschwand sie auch wieder spurlos." – „Das ist sonderbar,“ meinte er und fuhr fort: „Das müssen Sie mir morgen früh näher erklären, ich hatte eine Tochter, aber die starb vor acht Monaten, und eine andere habe ich nicht; das ist sonderbar! Doch bis morgen. Angenehme Ruhe!"

13. Am andern Morgen beim Frühstück trat der Wirt in Be­gleitung seiner Frau zu mir, und ich mußte die Begebenheit vom vergangene:: Abend ausführlich beschreiben, die Stelle der Erscheinung, was sie sagte, was sie für Kleider trug usw. Doch unglaublich war es den Leuten, daß das Mädchen deutsch gesprochen haben sollte. Ich beschrieb ihre außergewöhnliche Schönheit, die Form ihres engelgleichen Antlitzes, die Frisur ihrer Haare, deren rabenschwarze Locken, die mutwillig in die Stirne niederringelten, ihre Jugend, und ihren so eigentüm­lich traurigen Blick.

14. Beide Eltern standen wortlos da, und der Mutter perlten die dicken Tränen aus den Augen. „Hole einmal die Photo­graphie," sagte endlich der Wirt. Und seine Frau ging schluch­zend fort, das Verlangte zu holen. Bald kam sie wieder und hielt mir eine Visitphotographie vor die Augen. Kaum hatte ich einen Blick darauf geworfen, als es mir wieder eiskalt über den Rücken lief; denn das Bild stellte dasselbe Mädchen dar, das ich gesehen und das mir den Weg gezeigt hatte. Ich sagte das auch sogleich und setzte hinzu, daß sie mir aber einige Jahre älter vorgekommen sei als hier auf dem Bilde.

15. „Ja," sagte da der Vater mit fast erstickter Stimme, „hier ist sie erst zwölf Jahre, und als sie auf dem Kreuzweg umherfahren wurde und kurz darauf starb, da war sie sechzehn Jahre alt. Aber junger Mann, wenn Sie Ihnen erschienen ist, dann ist sie auch noch nicht im Himmel, und sie wandelt noch immer herum, die Qualen des Fegefeuers leidend.

16 Dann ist es die höchste Zeit, daß wir für sie beten und Messen lesen lassen, damit sie in den Himmel kommt. Darum sah sie auch so unendlich traurig drein; nicht wahr Mutter, das wollen wir tun, damit unsere Salome Ruhe bekommt?" – Die Frau nickte und weinte leise weiter. Ich verabschiedete mich bald von den Leuten und war nach einem Marsche von drei Stunden tatsächlich schon vormittags in S.

Aber das Erlebnis habe ich bis auf den heutigen Tag nicht vergessen und werde stets daran denken, daß mich einst ein Geist aus dem Jenseits sichtbar begleitete, mich führte und mit mir sprach und mir Herberge bei seinen leiblichen Eltern anwies.»  

 

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Kap. 109

Geisterprophezeiungen an Diocletian

1. Sin Geist weissagt dem Diokletian[23] durch ein Weib, daß er dereinst römischer Kaiser wird:

(Jahr 284)

2. «Diokletian war schon Offizier, wohnte aber noch immer wie ein gemeiner Soldat in einer kleinen Hütte. Da bekam er einst wegen des Kostgeldes Streit mit seiner Haushälterin. Diese warf ihm Geiz vor, er aber er­widerte scherzend: wenn er einmal Kaiser sei, werde er besser bezahlen. Da entgegnete jene: „Diokletian, scherze nicht! Du wirst Kaiser werden, wenn du einen Eber erlegt hast!" Von da an ging Diokletian fleißig auf die Jagd und erlegte viele Eber, ohne darum seinem Ziele näher zu kommen.

3. Immer wieder aufs neue ward inzwischen der Kaiser­thron erledigt und ärgerlich sagte manchmal der dalmatinische Offizier: „Ich töte Wohl den Eber, aber immer hat ein anderer das Mahl." Da, als auf einem Zuge gegen die Perser (284) der Cäsar Numerianus[24] von Arrius Aper erdolcht wurde und das Volk nach dem Mörder schrie, durchzuckte den Diokletian ein plötzlicher Gedanke. Er stieß dem Aper (auf deutsch „Eber") das Schwert in die Seite und rief: „Da liegt der Mörder!" Zu seinen Freunden aber sagte er nachher: „End­lich habe ich den rechten Eber gefällt!" Durch diese Tat zog er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Einige Monate später hatte er sich wirklich den Weg zum Throne gebahnt.»

 

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Kap. 110

Am Scheidepunkt aus Dies in's Jenseits

«Ein Ereignis aus dem Feldzug des Jahres 1814: Nach­dem die Alliierten in Paris eingezogen waren, erzählte der preußische General von Gräven, mit dem die Verfasserin be­kannt geworden war, ihr eine recht merkwürdige Geschichte. Er und ein ihm befreundeter General hatten Befehl erhalten, mit ihren Mannschaften, der eine von rechts, der andere von links, nach dem Schlachtfelde zu marschieren. Nach einem anstrengenden Tagemarsche ließ der General seine Leute in einem Dorfe rasten, wo in der Kirche aufgeschüttetes Stroh und anderes darauf hindeutete, daß der Feind näher war, als man glaubte.

Bei Tagesanbruch erwachte General von Gräven, und zu feinem Erstaunen sah er seinen Freund vor sich, von dem er sich doch Tags vorher verabschiedet hatte. Noch größer war seine Verwunderung, als dieser zu ihm sagte: „Führe deinen Befehl nicht aus und marschiere auf deinem jetzigen Wege nicht weiter, denn die Franzosen halten ihn besetzt und haben euch einen Hinterhalt gelegt."

So rasch, wie sie gekommen, war die Gestalt auch wieder verschwunden, aber einen solch tiefen Eindruck hatte diese Warnung auf den General gemacht, daß er einen anderen Weg einschlug und auf diesem zu den Verbündeten stieß. Sein Freund aber war um dieselbe Zeit, als der General die Er­scheinung hatte, gefallen, und seine Leute waren bis auf ein Dritteil niedergemetzelt worden.»

*

[Vater Jesus spricht]:

Die Freunde im Leben haben gewöhnlich in der Stunde des Abscheidens eine große Sehnsucht, den ge­liebten Freund noch einmal zu sehen und sich zum letzten Mal von ihm zu verabschieden. Dieser heiße Wunsch, wenn er sehr in­tensiv ist und etwas Gutes zu erzielen geeignet, wird zugelassen, daß er in die Erfüllung geht, und so war es auch hier der Fall: Der General fiel und es war seine Absicht, den Freund zu warnen, und Ich öffnete dem General von Gräven die geistigen Augen und Ohren für einige Augenblicke, daß er die Warnung hören und sich retten konnte.“

 

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Kap. 111

Die Weissagung einer Verstorbenen dann erfüllt

(1907)

1. «Wie die Zeitung „Light" mitteilt, war der Milliardär Pierpont Morgan als junger Mann sehr arm. Er wohnte damals in New-York in einer Dachstube, neben demselben teilte ein gleich ärmliches Stübchen eine alte Frau mit ihrer Tochter, welch letztere an einem heftigen Husten litt. Pier­pont Morgan bot alles auf, was nur in seinen Kräften lag, um ihr Hilfe angedeihen zu lassen.

2. Als er eines Nachts erwachte, sah er zu seinem großen Erstaunen das junge Mädchen vor seinem Bette stehen. Erst war er der Ansicht, daß es Morgen gewesen wäre und man ihn Wecken wollte, um bei Tagesanbruch dein mühsamen Beruf des Arbeitssuchens nachzugehen jedoch bald erkannte er, daß es eine andere Bewandtnis haben müsse, als das Mädchen e n ihm feine Hände hinstreckte und ihm sagte: „Ich m ächte Abschied von Ihnen neh­men, weil ich eine große Reise anzutreten habe. Auch Sie sind am Ende Ihrer Leiden, (verkündigte ihm die Gestalt), Sie erwartet nochmals eine glänzende Zukunft und Sie werden sehr, sehr reich!"

3. Auf einmal war die Erscheinung verschwunden. Herr Morgan entsann sich jedoch, daß er die Türe am Abend ver­riegelt habe, und als er nun nachsah, war der Riegel noch vor­geschoben. Nur wenige Stunden sollten indes vergehen, daß er von der jammernden Zimmernachbarin gerufen wurde, welche ihm ihr Leid klagte, daß sie nun ganz allein auf der Welt sei, indem ihre Tochter sie des Nachts für immer ver­lassen hatte. So war es also die Seele des jungen Mädchens gewesen, welche ihm eine Prophezeiung im Augenblick ihres er­folgten Todes zuteil werden ließ, die sich in geradezu glänzen­der Weise erfüllt hat.»

 

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Kap. 112

Aus dem Jenseits ins irdische leben zurück gekehrt

(Lazarus von Betbanien)

 

[Vater Jesus spricht]:

Jm Jahre 32, am 17. Oktober erweckte Ich den Lazarus von Bethanien, der schon 4 Tage tot war und einen starken Totengeruch von sich verbreitete, zum Leben, und der dann nach der Wiederbelebung noch 15 Jahre lebte. Er kam mit einer schwachen Erinnerung dessen, was er im Jenseits ge­sehen, gehört und erlebt hat; eine volle Erinnerung hätte ihm das Leben auf der Welt ganz verleidet. Er starb im Jahre 40 zum zweitem Mal als vollendeter Mensch für den ersten Himmel, da er seine irdische Zeit für das geistige Leben gut verwertet hatte.

 

Kap. 113

Gestorben und wieder ins irdische leben zurückgekehrt

 

[vom Zeitung „The Sphere“]:

1. «Einen interessanten Fall, dessen Wahrheit jedoch weit mehr durch Zeugnisse und Einzelheiten hätte erhärtet werden müssen[25] berichtet uns „The Sphere“ von einem Doktor der Me­dizin, welcher im Sommer des Jahres 1889 zu Arkansas am Typhus starb. Dieser Arzt, Dr. A. S. Wiltse, rief vorher seine Angehörigen an sein Sterbelager, um von ihnen rühren­den Abschied zu nehmen. Bald darauf schloffen sich seine Augen, sein Mund erbleichte und Puls und Atmung hörten auf. Die Totenglocke wurde geläutet nnd verkündete den Be­wohnern, daß einer ihrer beliebtesten und angesehensten Bür­ger aus dem Leben geschieden wäre.

2. Nach vier Stunden jedoch gelangte Dr. Wiltse wieder zum Leben und berichtete nun sehr anschaulich über sein Sterben:

3. „Anfangs hatte ich vollständig mein Bewußtsein verloren und wußte nicht, was um mich herum geschah. Dann aber kam ich wieder zum Bewußtsein und empfand deutlich, daß mein Geist noch meinen Körper bewohne, obgleich beide einander sich wohl ziemlich fremd vorkamen. So war ich Zeuge der interessanten Trennung meiner Seele von meinem Körper. Es schien mir etwas an Gestalt und Farbe gleich, sich aus meinem Kopfe zu entfernen, das einem Fische in Gelee glich, und dieses etwas sah ich immer höher steigen, einer Seifen­blase vergleichlich, welche die Kinder in die Luft blasen, wenn dieselbe der Pfeife, deren man sich zu ihrer Herstellung be­dient, entsteigt und im Winde hin und her schaukelt. Mir kam es vor, als ob mein Körper nackt, durchsichtig wäre, von Farbe wie eine blaue, leichte Wolke. Ich wandte dabei meinen lin­ken Ellenbogen und kam so mit dem Arme von zwei Män­nern in Berührung, welche vor der Schwelle der Türe standen. Ich war überrascht, daß ihr Arm durch den meinen hindurch- ging ohne Widerstand, noch daß ich einen Stoß bekommen hätte. Auf beiden Seiten wurde nicht bemerkt. Nun verließ ich das Haus und begab mich in die Wälder und auf die Berge, auch hörte ich mehrere Stimmen. Als ich die Augen dann wie­der aufschlug, war ich verwundert, daß ich wieder lebend war."»

 

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Kap. 114

Aus dem Jenseits zurückgekehrt

 

1905, 28. Oktober, Zehlendorf bei Berlin. Die Schwester Sophie Kirchner schreibt über ihre Freude an den schönen Lehren des Vaters Jesus und erzählt, daß sie zweimal verstorben war und durch Wiederbelebungsmittel wieder in das diesseitige Leben zurückgerufen wurde; sie erzählt, wie herrlich sie das Leben im Jenseits gefunden und wie traurig sie war, daß man sie wieder aus dem Jenseits zurück rief. Als solche dient sie dem Vater Jesus als lebendige Zeugin aus dem Jenseits für die Glaubenszweifler.

 

1. Diese liebe Schwester im Geiste Christi schrieb mir fol­gendes: «Lieber Bruder Schumi, Gott zum Gruß! … Ich danke dem lieben Vater Jesus täglich für alles, alles, was wir von Ihm in Seiner großen Gnade durch ihre Vermittlung gesagt und gelehrt bekommen. Es ist über Bitten und Ver­stehen Herrliches in unserem Hauptlehr- und Leseblatt „Die Liebe". Gelobt sei dafür Gott für diese Seine unendliche Liebe und Güte zu Seinen schwachen Kindern.

2. Ach wenn doch alle Menschen wüßten, was unsere christlich-theosophischen Schriften für herrliche Worte des Herrn unseres Vaters Jesus enthalten, alle würden gute Christen und liebten unseren Vater von Herzen. Ach, zuweilen erfaßt mich eine große Angst, daß wir so wenig für Gott tun; daß nicht mehr Feuereifer in die Menschenherzen kommt und gepredigt wird, auf daß die Schriften, die soviel Schönes, Gro­ßes und notwendig zu Wissendes enthalten, gelesen würden, damit nicht alle Menschen bei dem Weltgerichte verloren gehen.

3. Ich selber bin seit dem vorigen Jahre krank, mein Herr und Gott hat mich heimgesucht, Er hat mir wohl viel zusagen, daß ich so leiden mußte, um es recht zu verstehen, was mir noch im Geistigen fehlte. Ich bin gelähmt worden linksseitig und ein wohl nie mehr zu heilendes Herzleiden hat sich ausgebildet. Die Ärzte sagen, durch die Überanstrengung und Arbeit. Ich selbst sage: ‚durch Sorgen des täglichen Lebens,‘ und diese drei zusammen bewirken die Lähmung. Uns Frauen wird es ja so schwer gemacht in Deutschland selbständig zu stehen und in Reihe und Glied mit den Männern für das tägliche Brot zu sorgen und unser Wissen und Können in den Dienst der Menschheit zu stellen.

4. Dabei habe ich vergessen so auf meine Gesundheit zu achten, wie ich wohl sollte. Ich war schon nicht mehr jung, als ich mich zum zweiten und dritten Mal auf die Schulbank setzte, uni zu studieren, damit ich mich höher in der Krankenpflege und ärztlichen Behandlung ausbilden konnte. In dieser Zeit habe ich auch große Herzensaufregungen erlebt. Im Februar 1905 kam die Lähmung; aber ich muß doch vom Herzen mei­nem Gotte danken, denn Er hat mir wunderbar geholfen, Er hat mich tief hinein in das Elend des Körpers gelegt, man sagte mir: ich sei eigentlich zweimal tot gewesen und nnr durch Wiederbelebungsmittel zum Leben mühsam zurück gerufen worden.

5. Ich weiß selbst noch, daß ich sehr traurig war als ich aufwachte, da ich mich früher so wohl fühlte. Es war so wunderbar schön und friedlich, wo ich gewesen, licht und hell um mich her und Gesang in weiter Ferne, ich war ganz erstaunt, aber es war niemand dort, der mir sagte, wohin ich gehen sollte. Dann er­wachte ich im fast dunklen Schlafzimmer wie­der, und das alte Leben begann von neuem. Ich erzählte meinen Zustand gleich meinen Ärzten und der pflegenden Schwester, die aber nichts darauf zu antworten wußten.

6. Mein Gott hat mir über Bitten und Gebet geholfen, ich bin ganz gut geworden, mußte aber des Herzleidens wegen meine naturärztliche Praxis aufgeben und von Wiesbaden, wo ich zuerst lebte und arbeitete, fortziehen nach Zehlendorf bei Berlin.»

 

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Kap. 115

Wieder ins leben zurückgekehrt, Mitteilung über das Drüben

 

(Aus dem Englischen übertragen von Pfarrer Georg Schwalm)

[Aus „The World Magazine", New-York vom 26. April 1914]:

1. «Sie ist tot!", sagte der Doktor. – In den Tagen vor dem endgültigen Schwinden der Kräfte schien der Tod sehr nahe bevorstehend. Einige Stunden hindurch hatte die Patientin über der Grenzlinie geschwebt. Nach den Aussagen des Dok­tors und der Krankenwärterin war das zarte Band, welches ihre Seele an den Leib fesselte, gerissen. Der ehrwürdige Baker P. Lee, Pfarrherr der Christus-Kirche in Los Angeles, dessen Gattin in dieser Weise für tot erklärt worden war, hatte die Aussage des Doktors zur Kenntnis genommen und suchte ergebungsvoll geistlichen Trost für diesen Verlust.

2. Es wurde kein Versuch gemacht, Frau Lee wieder zu be­leben. Ihr Tod schien mehrere Tage hindurch nur eine Frage von Stunden zu sein, und so zweifelte niemand daran, daß er eingetreten sei.

3. Zwanzig Minuten waren verflossen. An dem abgezehrten blassen Leib, welcher unter dem Bettuche lag, war kein Zeichen des Lebens wahrzunehmen. Die Krankenwärterin war mit den einleitenden Vorbereitungen zur Beerdigung der Leiche beschäftigt. Plötzlich öffneten sich die Augen. Ein Lächeln er­schien auf den Lippen. Die Hände bewegten sich. Das Herz, welches stillgestanden, fing wieder an zu schlagen, und das lebendige Blut fing wieder an durch die Adern zu kreisen. Die Brust hob und senkte sich rhythmisch, sowie die Lungen den Atem wieder in sich aufnahmen.

4. Von dem Augenblicke an gewann Frau Lee ihre Kräfte wieder zurück. Im Verlaufe von wenig Wochen war sie wieder vollständig hergestellt.

5. Die zwanzig Minuten, innerhalb welcher das Leben auf­gehoben war, ist keine Zeitdauer der Bewußtlosigkeit gewesen. Es ist unmöglich mit Bestimmtheit zu sagen, was während der Zeit geschah, aber Frau Lee ist der festen Überzeugung, daß ihr Geist den Leib verlassen habe: sie sah Dinge, welche leib­liche Augen nicht sehen können, wanderte in Gegenden, wohin Sterbliche nimmermehr gelangen können, und kehrte dann zu­rück, um ihre leibliche Hülle wieder in Besitz zu nehmen.

6. Eine jede Einzelheit, welche ihr Geist sah, sagte und tat während dieses kurzen Zeitraumes, ist ihrem Gedächtnis un­verwischbar eingeprägt. Sie teilte es allen Familiengliedern mit, Fremden gegenüber ist sie jedoch zurückhaltend damit wie mit etwas Heiligem. Dr. Lee, wenngleich ein Gelehrter der Psychologie, glaubt, daß der geistige Ausflug seiner Gattin ihr gestattet wurde, damit sie in der Welt die Natur jenes Reiches beschreibe, wohin unser geistiger Teil sich begibt, wenn er von dem Leiblichen losgelöst ist. Daher hatte er mit Freunden sie angeeifert, ihre gemachten Erfahrungen zu veröffentlichen.

7. Von Bedeutung ist noch, daß Frau Lee ein überaus fein- gebildetes Weib ist. Sie ist die Verfasserin von Liedern, deren Text und Melodien gern gesungen wurden, und hat eine schöne Mezzo-Sopran-Stimme. Ihre poetischen Dichtungen sind wegen ihren tiefen, geistigen und mystischen Gedanken und Empfindungen in Los Angeles wohl bekannt.

8. Ihre Reise ins Geisterland erzählt sie folgendermaßen:»

*

9. «„In meiner Vision, oder wie immer ihr es nennen möget, hatte mich eine meiner Wärterinnen aus dem Fahrstuhl zum Fenster gerollt, wo ich saß und hinausschaute. Ich fand alles überaus herrlich und höchst angenehm — die Bäume und Blumen, den Himmel, den Sonnenschein, das Singen der Vögel, die ganze Natur war hocherfreut während der Zeit eines vollkommenen Tages.

1. Da fuhr die Wärterin plötzlich auf und rief: „Nun ist sie dahin!"

11. Ich sah meinen Mann hereinkommen. Er schaute mich an und rief: „O Gott! Ist es denn eingetroffen?" Ich konnte wahrnehmen, wie er mich mit tiefem Schmerz anblickte und mir vergebens die Augen zu öffnen versuchte. Ich sagte zu mir: „Ich bin nicht tat!", aber ich war nicht imstande, mich zu rühren.

12. Dann wurden die vier Kinder hereingebracht, die mich weinend anschauten. Später gingen alle wieder hinaus bis auf Dr. Lee und die Wärterin. Sie sagte: „Ich werde mich schon um sie kümmern." Ich wußte, was das zu bedeuten hatte, aber Dr. Lee sagte ihr, sie solle mich jetzt noch in Ruhe lassen.

13. „Sie ließen mich allein, und dann trat mein Vater in die Stube, ganz so wie er im Leben war. Ich und er waren Stubengenossen. Ich sagte: „Ich bin nicht tat?" Er antwor­tete: „Noch nicht, noch nicht." Dann ging auch er hinaus.

14. Plötzlich fühlte ich wie mein Geist meinen Leib verließ. Es war in einem Augenblick geschehen. Es schien, als wäre es ein Hinaustreten in den Raum, eine leichte, erfreuliche Befrei­ung meines Wesens.

15. „Meine Gestalt blieb dieselbe, aber ihre Substanz hatte sich durchaus verändert. Sie war jetzt ein durchsichtiger Dunst und imstande, meinem Willen gemäß sich sofort an jeden be­liebigen Ort zu begeben.

16. „Ich behielt alle meine Fähigkeiten — das Gedächtnis, die Phantasie, den Willen. Ich war in den Wolken, indem ich die Freuden des Fliegens genoß. Dann ließ ich mich herab und schwebte über der Stadt, sah die Leute der Hauptstraße entlang und wünschte mit aller Kraft, mich einigen unter ihnen offen­baren zu können, um sie wissen zu lassen, wie herrlich das Leben nach dem Tode sei.

17. „Während der ganzen Zeit wußte ich jedoch, daß ich nicht tot war, und am Ende dieser Zeitperiode, von derselben konnte ich mir keine Vorstellung machen, kehrte ich, nachdem ich ein unaussprechliches Wonnegefühl empfunden hatte, zu meinem Leib zurück und nahm unverzüglich Besitz von ihm.

18. Die eingehende Erfahrung war. zu wirklich für einen Traum, und seitdem ich diese Erfahrung gemacht hatte, bin ich fest davon überzeugt, daß ich eine Zeitlang am Rande der Ewigkeit weilte und teilweise wenigstens weiß, was das zu­künftige Leben ist. Diese Erkenntnis hat mich getröstet, weil sie mir eine Existenz jenseits des Grabes offenbarte, unendlich köstlicher, als ich mir habe träumen lassen. Wenn meine Ge­schichte überhaupt welchen Wert hat, so hoffe ich, daß sie auch andere mit der Wahrheit vertraut machen wird, daß die Los­lösung des Geistes vom Leibe im Augenblick des Todes nichts schreckliches, sondern das Gegenteil davon ist.»

19. Dr. Lee glaubt, daß seine Gattin zurückgerufen wurde, weil die Welt ihrer noch zu sehr bedarf, um sie abscheiden zu lassen[26].

20. Weiter sagte Dr. Lee: „Ich bin der Meinung, daß sie zurückkam als ein Bote, um der Welt die Schönheit und die Sonne der andern Welt zu verkündigen. Daß sie mit den Augen des Geistes sah und ihre Erfahrungen der Wirklichkeit entsprechen, darüber habe ich nicht den geringsten Zweifel."

21. Nun entsteht die Frage: „Was war in Wirklichkeit die Er­fahrung der Frau Lee? Machte ihr Geist wirklich einen Aus­flug aus dem Leibe? Und wenn ja, wohin begab er sich? War das bloß eine gewöhnliche Vision des Deliriums einer kranken Person? War es lediglich ein Traum?“. Psychologen sagen uns, daß sobald das Bewußtsein aufhört zu wirken, das Unter­bewußtsein seine Vorratskammern öffnet, in denen die Ein­drücke einer ganzen Lebensdauer aufgespeichert sind, und es ein Gemisch von Gedanken ausschaltet, die vielleicht nach Aus­druck strebten. Sie wallen auf an die Oberfläche in Gestalt von phantastischen Visionen und Träumen. So werden die sonderbaren Einbildungen des Deliriums, die Halluzinationen des gestörten Geistes und die Dinge, welche im Schlaf gesehen, gehört und getan werden, erklärt.

22. Aber Frau Lee war nicht vollständig bewußtlos. Ihr Arzt und ihre Wärterin versichern, daß sie, so weit es den An­schein hatte, tot war. Das heißt, sie hatte aufgehört zu atmen, und das Herz hörte auf zu schlagen. Gerade dieser Umstand wachte ihre Erfahrung so überaus interessant. Es muß noch als wahr angenommen werden, daß ihr Gehirn außer Tätigkeit war. Ihr Geist war zu der Zeit außerhalb des Leibes. Doch verlor sie niemals das Bewußtsein. Wenige Menschen haben gelebt, die uns derartige Erfahrungen berichtet hätten. Für die Psychologen wird es schwierig sein, die Sache zu erklären.

23. Die Erklärung, welcher Art sie auch immerhin sein mag. den Glauben Dr. Lee's und seiner Gattin, daß ihr Geist den Leib tatsächlich verlassen hatte und wieder dahin zurückgekehrt sei, wird sie nicht erschüttern können, auch nicht die Überzeugung, daß ihr Geist wenigstens in etwas den Schleier gelüftet hat von dem großen Jenseits.»

 

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Kap. 116

Der Holzwurm des Gewissens, der nicht stirbt, ßt der Seele der Verstorbenen keinen Frieden

1. Jung Stilling erläutert die bekannte Geistererscheinungen in Braunschweig, weil sie auch einen Geist betrifft, der hier noch ein und anderes zu berichtigen hatte, das ihn an seiner weiteren Beförderung hinderte. An der Wahrheit dieser Ge­schichte ist gar nicht zu zweifeln, ich weiß sie aus mehrerer sicheren Quellen, und teile sie hier wörtlich mit, wie sie im 5. Stück des 2. Bandes des Museums des Wundervollen er­zählt wird:

2. «Im Jahr 1746 nach dem Johannistag starb in Braunschweig ein Herr Dörren, Hofmeister am Kollegial Karolina ein Mann, der jederzeit seinem Amt mit aller Treue und Wachsamkeit vorgestanden hatte, und dem ein sanfter, stets sich gleicher Charakter, eine ebenso kluge als natürliche Redlichkeit und eine standhafte Seele eigen war.

3. Kurz vor seinem Tode ließ er einen andern Hofmeister Herrn M. Höfer, mit dem er in genauer Freundschaft stand zu sich bitten, um etwas Notwendiges mit ihm zu sprechen Dieser, ob er schon bereits im Bette lag, wollte doch den Wunsch seines Freundes nicht unerfüllt lassen und ging daher zu ihm Allein er kam zu spät, indem der Kranke bereits mit dem Tode rang.

4. Nach einiger Zeit verbreitete sich das Gerücht, als wenn bald dieser bald jener den Verstorbenen in Karolina gesehen hätte. Da aber diese Nachrichten blos von jungen Leuten her- rührten, so fanden sie wenig Beifall, vielmehr wurde alles für ein Resultat der durch die Furcht aufgeregten Einbildungskraft ausgegeben.

5. Endlich ereignete sich im Oktober 1746 ein Vorfall, der viele bewog, der Erscheinung einen ausgezeichneten Wert bei- zulegen, anstatt, daß man sie vorher als ganz unwahr ver­worfen hatte. Es erschien nämlich der verstorbene Dörien dem M. Höfer zu der Zeit, als er seiner Gewohnheit nach, Nachts Mischen elf und zwölf Uhr im Kollegio herum ging, um zu sehen, ob seine Untergebenen zu Bette und alles in gehöriger Ordnung sei?

6. Als er an des M. Lampadius Stube kam, sah er den Verstorbenen (Dörien)  gleich daneben in seinem gewöhnlichen Schlafrock und einer Weißen Nachtmütze sitzen, welche er unten mit der rechten Hand hielt, sodaß man nur die Hälfte seines Gesichts, nämlich den untern Teil vom Kinne bis zu den Augen, doch mit größter Deutlichkeit sehen konnte.

7. Dieser unerwartete Anblick setzte zwar den M. Höfer in einigen Schrecken, allein überzeugt, daß er seinem Beruf nach- gehe, faßte er sich bald wieder und ging in die Stube. Nach­dem er alles in Richtigkeit gefunden hatte, schloß er die Stube hinter sich zu, und bemerkte den vorhergesehenen Schatten noch unbeweglich in seiner vorigen Stellung.

8. Er faßte den Mut, daß er auf ihn los ging und ihm ge­rade ins Gesicht leuchtete, jetzt überfiel ihn ein solches Ent­setzen, daß er kaum die Hand wieder an sich zurückziehen konnte, welche ihm auch von Stund an so geschwollen war, daß er et­liche Monate damit zubrachte.

9. Den folgenden Tag erzählte er diese sonderbare Begeben­heit Herrn Oeder, Professor der Mathematik, der aber diese Geschichte als- ein Philosoph nicht glauben wollte, sondern sie für einen Betrug oder eine Täuschung der Einbildungskraft erklärte. Um aber genauer hinter die Sache zu kommen, erbot er sich, in der bevorstehenden Nacht selbst mitzugehen, weil er mit zuversichtlicher Hoffnung sich Rechnung machte, den M Höfer zu überzeugen, daß er entweder nichts gesehen oder sich von einem Gespenste mit Fleisch und Bein habe hintergehen lassen.

10. Beide gingen daher zwischen elf und zwölf Uhr an den gedachten Ort; so bald sie aber an die Stube kamen, ruft der Professor Oeder mit einer großen Beteuerung: „Da ist Dörier leibhaftig!“ Der M. Höfer ging stillschweigend in die Stube und bei seiner Zu Rückkunft saß der Schatten noch immer in seiner gewöhnlichen Stellung wie des Tags vorher, Sie sahen ihn geraume Zeit genau an; alles an ihm war deutlich, sogai konnten sie den schwarzen Bart genau unterscheiden; allein ei hatte keiner das Herz, ihn anzureden, oder anzurühren, viel mehr gingen beide überzeugungsvoll weg, daß sie den vor eini gcr Zeit verstorbenen Hofmeister Dörien gesehen hätten.

11. Diese Nachricht von dieser Begebenheit breitete sich immer mehr und mehr aus, und es begaben sich viele Personen m den bestimmten Ort, um sich von der Wahrheit der Sache durch eigene Erfahrung zu überzeugen: allein ihre Mühe wa fruchtlos.

12. Der Professor Oeder wünschte selbst dieses Schattenbild noch einmal zu sehen, ging mehrmals allein hin, suchte es ii allen Winkeln, mit dem festen Entschluß dasselbe anzureden allein auch seine Bemühung wurde durch keinen seinen Wünschen entsprechenden Ausgang belohnt. Daher er auch sein Gedanken durch die Worte ausdrückte: „Ich bin dem Geiste lau genug zu gefallen gegangen; wenn er nun noch etwas habe! will, so mag er zu mir kommen."

13. Allein was geschah! ungefähr nach 14 Tagen, da er ai nichts weniger als an ein Gespenst dachte, wurde er früh zwischen drei und vier Uhr plötzlich durch eine äußere Bewegung mit Gewalt aufgeweckt. Sobald er die Augen auftat, sah ei daß dem Bette gegenüber am Schranke, der nur zwei Schritt von ihm entfernt war, ein Schattenbild befindlich war, da sich in der Kleidung des Gespenstes darstellte. Er richtete sic aus, und konnte nunmehr das ganze Gesicht deutlich scher Starr heftete er seine Augen nach diesem Bild, bis es nach einer Zeit von acht Minuten unsichtbar wurde.

14. Den folgenden Morgen, um eben die Zeit, wurde er wie­derum geweckt und er sah die nämliche Erscheinung, nur mit dem Unterschied, daß die Tür am Schranke einiges Geräusch machte, nicht anders, als wenn sich jemand daran lehnte. Dies­mal blieb auch der Geist länger stehen, so, daß ihn der Pro­fessor Oeder mit den Worten anredete: „Gehe fort böser Geist! Was hast du hier zu schaffen?"

15. Auf diese Worte erfolgten von dem Schattenbild allerhand fürchterliche Bewegungen, es bewegte Kopf, Hände und Füße o, daß auch der Professor Oeder angstvoll betete: „Wer Gott vertraut, usw. und Gott der Vater wohn uns bei, usw.“ Hierauf verschwand der Geist.

16. Acht Tage lang genoß der bisher vom Geist Beunruhigte nunmehr Friede und Ruhe; allein nach Verlauf dieser Zeit ließ sich abermals früh um drei Uhr die Erscheinung sehen, nur mit den: Unterschied, daß sie vom Schrank her, gerade auf ihn los kam und den Kopf über ihn her beugte, so daß er auch außer Fassung im Bett aufsprang und mit Heftigkeit auf das Ge­spenst losschlug.

17. Es wich auch wirklich zurück an den Schränk; kaum aber hatte er sich niedergesetzt, so schien der Geist noch einen Angriff wagen zu wollen, weil er sich dem Professor Oeder wiederum näherte. Hier bemerkte der Letztere, daß das Gespenst eine kurze Tabakspfeife im Munde hatte, die er vorher, vielleicht aus Schrecken, nicht wahrgenommen hatte.

18. Dieses Betragen des Geistes und die überaus gelassene Miene, die mehr freundlich als mürrisch zu sein schien, ver­minderte seine Furcht und gab ihm den Mut, daß er den Geist folgendermaßen anredete: „Haben Sie noch Schulden?“ — Er wußte schon zum Voraus, daß der Verstorbene einige Taler Schulden hinterlassen hatte, daher kam die Veranlassung dieser Frage. Bei dieser Frage wich das Gespenst einige Schritte zurück, richtete sich gerad in die Höhe, nicht anders, als ob je­mand etwas mit Aufmerksamkeit anhören wolle.

19. Er wiederholte die Frage noch einmal, worauf der Geist mit der rechten Hand über den Mund hin-und herfuhr. Der schwarze Bart, den der Professor Oeder deutlich sehen konnte, veranlaßte ihn, die Frage zu tun: „Haben Sie vielleicht noch den Barbier zu bezahlen?“ – Worauf das Gespenst den Kopf verschiedenemal langsam schüttelte. Die weiße Tabakspfeife war der Veranlassungsgrund zu folgender neuen Frage: „Sind Sie etwa noch Tabak schuldig?“ Hier wich es zurück und verschwand auf einmal.

20. Den Tag darauf entdeckte der Professor Oeder diesen neuen Vorfall dem Hofrat Erath, der einer von den vier Kura­toren am Kollegio Carolina war und die Schwester des Ver­storbenen bei sich im Hause hatte. Dieser machte sogleich An­stalt, daß die Schuld bezahlt wurde. Diese so glücklich abgelau­fene Unterredung mit dem Geist bewog den Herrn Professor Seidler, die nächstfolgende Nacht bei Oeder zu bleiben, weil man vermutete, der Geist würde wieder erscheinen, welches auch geschah.

21. Früh nach fünf Uhr wachte Oeder plötzlich auf und fand seinen ungebetenen Gast nicht (Seidler), wie gewöhnlich, an dem Schranke, sondern neben demselben an der weißen Wand. Er blieb in dieser Stellung, jedoch nicht lange, sondern ging in der Kammer auf und ab, als wenn er begierig wäre zu wissen, wer außerdem noch im Bett läge. Endlich näherte er sich dem Bette, woraus der Professor Oeder seinen Freund Seidler stieß und zu ihm sagte: Voyez! (sehen Sie!).“ Dieser ermunterte sich gleich, sah aber weiter nichts als etwas Weißes, und den Augenblick darauf sagte Oeder: „Jetzt verschwindet er.“

22. Sie sprachen eine geraume Zeit von dieser Begebenheit und Oeder war unwillig, daß sich der Geist nicht länger aufge­halten hatte. Er fragte Seidler, ob er ihn nicht zitieren solle? Doch hierein wollte der Letztere nicht willigen, und da der Pro­fessor Oeder weiter nichts sprach, so glaubte Seidler, er wolle wieder einschlafen.

23. Dies war er daher auch zu tun willens; allein jetzt fuhr Oeder auf einmal im Bette auf, schlug um und neben sich und rief mit einer fürchterlichen Stimme aus: „Du mußt hier weg, du hast mich lange genug beunruhigt, willst du noch etwas von mir haben, so sage es kurz oder gib mir es durch ein deutliches Zeichen zu verstehen und komm nachmals wieder an diesen Ort.“

24. Seidler hörte dies alles mit an, allein er konnte nichts sehen. Als nun Oeder sich einigermaßen beruhigt hatte, fragte Seidler nach der Ursache seines Auffahrens, wo er dann zur Antwort erhielt, daß der Geist zum zweiten Mal gekommen sei, als sie miteinander gesprochen, sich erst vor das Bett gestellt, hernach sich demselben genähert und mit dem ganzen Leibe dar­über gelegt hätte. Von dieser Nacht an behielt der Professor Oeder alle Nächte jemanden bei sich und brannte auch Nacht­licht, welches er vorher niemals getan hatte. Dieses fruchtete nun zwar, so viel, daß er zwar nichts sah, aber doch fast alle­zeit, entweder nach drei oder nach fünf Uhr, mit einer unge­wöhnlichen Empfindung oder vielmehr mit einem Kitzeln, auf­geweckt wurde, welche Empfindung er vormals nie gehabt zu haben versicherte.

25. Er beschrieb diese Empfindung als eine solche, dergleichen man zu haben Pflegt, wenn man mit einem feinen Fleder­wisch vom Kopf bis auf die Füße gestrichen wird. Manchmal hörte er auch am Schrank einiges Geräusch oder ein Pochen an der Stubentür. Nach und nach aber unterblieb beides, so daß er glaubte, in der Zukunft seines Gastes entledigt zu sein, daher er auch wiederum allein schlief und sein Licht weiter brennen ließ.

26. Zwei Nächte gingen auf solche Art ruhig vorüber, allein die dritte Nacht war das Gespenst um die gewöhnliche Zeit wieder da, obschon in einem merklichen Grad dunkler. Es hatte in der Hand ein neues Zeichen, mit dem es ungewöhnliche Be­wegungen machte. Solches war einem Bilde ähnlich und hatte in der Mitte ein Loch, in welches der Geist zum öfteren die Hand streckte. Oeder war so beherzt, daß er sagte: „Er müsse sich deutlicher erklären, sonst könne er nicht erraten, was er haben wolle. Oder, wenn er dies zu tun unvermögend sei, so möchte er näher treten.“ Auf beide Aufforderungen schüttelte das Gespenst den Kopf und verschwand.

27. Eben diese Erscheinungen geschahen noch einigemal, sogar im Beisein eines andern Hofmeisters am Carolina. Nach lan­gem Nachsinnen und Forschen, was der Verstorbene wohl mit diesem Zeichen haben wolle, brächte man so viel heraus, daß er kurz vor seiner Krankheit etliche Bilder in eine magische La­terne von einem Bilderhändler auf die Probe genommen, die nicht zurückgegeben worden seien.

28. Man gab daher dem wahren Eigentümer die Bilder zu­rück und von der Zeit an blieb Oeder in Ruhe. Der Professor Oeder berichtete diese Begebenheit mit dem Geist am Hof und an große Gelehrte, z. B. an den damaligen Probst Jerusalem, an den Professor Gebauer in Göttingen und an den Professor Segner, und war erbötig, sein Zeugnis mit einem Eide zu bestätigen.

*

[Vater Jesus spricht]:

29. Der Hofmeister Dörien hat neben der An­gelegenheit mit den Bildern, auch viel gegen die Professoren gesprochen. Dieses peinigte ihn und gab ihm keine Ruhe, daher die Spukerei.“

 

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Kap. 117

Die Nachbararbeit in der Hölle

Geister der Priester, die Pferdearbeit verrichten mußten

1. Von einem alten pensionierten Grenzhauptmann wird fol­gendes erzählt und verbürgt damit, daß es als ein historischer Akt beim Regiment aufbewahrt werde, der sich noch heute vor­finden dürfte, weil man diesen Untersuchungsakt sehr gut in Verwahrung halte.

2. Ein Soldat bekam den Auftrag, einen dienstlichen Brief vom Regimentskommandanten aus Glina in Slavonien nach dem Orte M… 17 Kilometer entfernt, an den dortigen KompagnieKommandanten gegen Bestätigung zu übergeben, und die Abgangsstunde wurde um 7 Uhr abends notiert.

3. Der Soldat ging weg und kam genau um ^8 Uhr, also nach einer halben Stunde, mit der Empfangsbestätigung des Kompagniekommandanten wieder zurück.

4. Der Regimeutskommandant betrachtete diesen Weg (näm­lich 34 Kilometer) hin und retour als unmöglich in einer hal­ben Stunde zurückzulegen und verhaftete den Soldaten. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß der Soldat wirklich in M . . . den Dienstbrief genau um 7¼ Uhr übergab und um ½8 Uhr in Glina die Bestätigung überreichte, obschon der Oberst, wie wohl jeder einen solchen Gang als Betrug des Solda­ten betrachtete. Durch die Untersuchung wurde indes festgestellt.

5. Der Soldat begegnete nach einem Kilometer Gang einem geschlossenen Wagen, mit 2 Pferden bespannt und mit einem Kutscher auf dem Bock. Derselbe fragte den Soldaten, wohin er so spät gehe (es war in: Winter), und wenn er wolle, würde er ihn hinfahren. Der Soldat lehnte ab mit der Begründung, daß er doch den Wagen nicht zahlen könne; der Kutscher jedoch verlangte nichts, und so ging die Fahrt mit der größten Schnel­ligkeit, so daß er den Brief wirklich 7¼  Uhr abends übergab. Bei dieser schnellen Fahrt verlor der Soldat das Bajonett vom Gewehre, doch der Kutscher versicherte ihni, das Bajonett werde gefunden, und bei der ebenso schnellen Rückfahrt fand man das Bajonett. Die Bestätigung wurde genau um ½8 Uhr abends retour gebracht.

Auf die Frage des Soldaten, was denn das für Pferde seien, die so schnell, sozusagen fliegen können, gab der Kutscher zur Antwort: „Das sind zwei Pfaffen", und verschwand samt Wagen und Pferden vor seinen Augen, ohne daß der Soldat es bemerkte, wohin dieselben verschwanden. Die zwei Pfaffen wurden mit dem Namen benannt, welche beide im vergangenen Jahrhunderte 1800 noch in Glina als Geistliche tätig waren und wegen großer Weltsünden diese Strafe leiden. Alte Leute erinnern sich noch an beide Pfaffen.

Der Untersuchungsakt wird bei einem Regimente nach Ablösung der Militärgrenze als Relique gehütet, denn man konnte sich dies nicht erklären. Der Soldat wurde endlich nach gepflogener Untersuchung und nach längerer Haft freigesprochen.

*

[Vater Jesus spricht]:

„Die Priester mußten deshalb Pferdcdienste verrichten, weil sie im irdischen Leben sich arbeiten ließen, ohne zu bezahlen, sonst mit Lügenversprcchungen der Bezahlung im Jenseits die Schuldner beschwichtigten.“

 

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Kap. 118

Betrügerische Tischlerarbeiten im Labor

1. «Die Schauspielerin Hunn wohnte in Plymouth in Eng­land in einem Hause, wo jede Nacht zwischen 11 und 12 die Geister in einer unter ihrer Wohnung befindlichen Tischler­werkstätte arbeiteten[27].

2. Die Mutter des berühmten englischen Staatsmannes Canning war bekanntlich Schauspielerin und nach dem Tode ihres ersten Mannes an einen gewissen Hunn verheiratet. Als ihr großer Sohn in dem Gerichtshöfe von Lincols-Jnn in London arbeitete, befand sie sich, wie Berard erzählt, bei dem Theater in Plymouth.

3. „Madame Hunn", schreibt Berard, „bat mich bei ihrer Ankunft, ihr eine Wohnung aussuchen zu helfen, die zwar anständig, aber doch auch wohlfeil sei. Die einzige dieser Art, welche mir bekannt war, befand sich in dem Hause Symonds, unseres Tischlers, war nahe bei dem Theater und bot außerdem noch mehrere andere Vorteile dar; es ging jedoch das Gerücht, daß das Haus von bösen Geistern bewohnt sei, und die vori­gen Mietsleute hatten es sogar aus diesem Grunde verlassen.“

4. Symond bot es der Madame Hunn unentgeltlich an, in der Hoffnung, den bösen Ruf des Hauses zu zerstören. Cannings Mutter freute sich, eine so schöne Wohnung gefunden zu haben und meinte lächelnd, es sei nicht das erstemal, daß sie mit bösen Geistern unter einem Dache wohne.

5. Als sich in der ersten Nacht die Kinder zur Ruhe begaben und die Magd entfernt hatte, nahm die furchtlose Frau ein Buch in die Hand, um sich noch wach zu erhalten und um zu sehen, ob sich etwas Außerordentliches zutragen werde. Die Werkstätte des Tischlers nahm das ganze Erdgeschoß des Hau­ses ein und konnte von innen verschlossen werden; da aber die Arbeiter des Abends durch die Tür zu gehen pflegten, welche auf den Gang nach der Wohnung der Mistreß Hunn führte, so ward sie gewöhnlich nur zugeklinkt.

6. Zwischen 11 und 12 Uhr hörte Mistreß Hunn mit einem Male dumpfe, aber oft wiederholte Schläge unter sich, als wenn ein großes Stück Holz fortbewegt würde; es war dies aber nur das Vorspiel der höllischen Musik, die bald beginnen sollte. Das Geräusch hörte auf, fing aber bald von neuem wieder an und steigerte sich durch Begleitung sämtlicher Tisch­lerwerkzeuge. Die Säge schnarrte, die Feile Pfiff, die Raspel knarrte und der schwere Hammer schlug regelmäßig den Takt dazu — es war ein Lärm, als wenn alle seit langer Zeit verstorbenen Tischler in dieser Werkstätte irgend ein großes Stück für den Fürsten der Hölle arbeiteten.

7. Mistreß Hunn wollte sehen, wodurch dieser Lärm veran­laßt werde. Sie legte also gelassen das Buch hinweg, nahm ein Licht, öffnete die Tür und horchte auf der Treppe; noch immer vernahm sie dieselben Töne an dem nämlichen Orte. Sie zog nun die Schuhe aus, um ganz leicht auftreten zu können, stieg vorsichtig die Treppe hinab, legte die Hand an die Klinke der Werkstatt und hörte noch in demselben Augenblick alles so deut­lich, daß sie glaubte, die Gesellen arbeiteten wirklich; in dem zweiten Augenblick öffnete sie die Tür und trat ein.

8. Alles war ruhig und still, nichts in Unordnung, aber auch keine Schatten eines Tischlers zu sehen. Sie durchsuchte die ganze Werkstätte vergeblich und kehrte dann in ihr Zim­mer zurück, ungewiß, ob sie das Gehörte für Täuschung halten sollte, oder nicht, als plötzlich der Lärm von neuem begann und noch ungefähr eine halbe Stunde anhielt, worauf er ganz auf- hörte. Den nächsten Tag sagte sie niemanden etwas von ihrem Abenteuer; am zweiten Abende erneuerte sich derselbe Lärm, sie stellte dieselbe Prüfung an, erhielt aber auch das nämliche Resultat.

9. Am folgenden Morgen benachrichtigte sie den Hausherrn und mich von dem Vorfälle und schlug uns vor, uns selbst da­von zu überzeugen. Ich willigte gern ein, der Tischler aber schien an der Partie kein großes Vergnügen zu haben. Doch blieb er am folgenden Abende mit bei Mistreß Hunn, hörte mit eigenen Ohren das tobende Arbeiten der Geister und ent­schloß sich endlich auch, uns hinab in die Werkstätte zu be­gleiten.

10. Die Furcht bemächtigte sich seiner aber so sehr, daß er uns an der Tür entschlüpfte. Als wir vor der Tür der Werk­stätte standen, hörten wir den Lärm aus das deutlichste, kaum aber hatten wir dieselbe geöffnet, so war alles still und ganz ruhig.

11 Cannings Mutter wohnte fortwährend umsonst in dem Hause; das Lärmen fand in jeder Nacht während einer halben Stunde statt, und sie gewöhnte sich endlich so an dasselbe, daß sie einstmals gegen mich äußerte:

12. „Die Gewohnheit ist in der Tat die zweite Natur, und wenn ich meine gespenstigen Tischler nicht in jeder Nacht arbeiten hörte, so würde ich am Ende fürchten, sie möchten eine Treppe höher kommen." Diese außerordentlichen Begebenheiten kannten mehr als hundert Personen, und es ist an deren Wirk­lichkeit nicht im geringsten zu zweifeln.

 

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Kap. 119

Die arbeit in der zweiten Hölle, im Jenseits, für bezahlte, aber nicht geleistete Arbeit auf der Erde

1. Anna Grabenhofer ans Seebach in Steiermark schrieb mir Schumi: «Ich träumte: Ich war in meiner Küche, kniete beim Tisch und betete mein Abendgebet, besonders für die armen Seelen. Plötzlich sah ich zwei Männer beim Tische stehen, wo ich betete, und einer belehrte den anderen, er solle umkehren, sich bessern und beten. Der andere antwortete ihm: Das tue ich nicht, denn ich glaube an Nichts. Darauf sagte der erste zu ihm: Wenn du an keinen Gott glaubst, so kommst du dorthin, wo ich dir schon gesagt habe, und die Schwester, welche jetzt hier betet, will ich mitnehmen, daß sie sieht, wo du hinkommst.

2. Ans einmal war ich allein auf einer großen, halb dunklen Ebene, die so groß und breit war, daß ich sie nicht übersehen konnte, in dieser Ebene befanden sich lauter Haufen kleiner und großer Steine und bei jedem Haufen ein Schubkarren und bei jedem Schubkarren ein Wesen bloß im Hemd gekleidet. Diese armen Menschen mußten so schwere Steine fahren, daß ihnen der Schweiß vom Gesichte herab rann. Einer von diesen Armen setzte sich auf einen Stein und weinte über sein Schicksal, aber bald kam ein anderer und trieb ihn an zur Arbeit. Es war in dieser Steinebene nichts anderes zu sehen als dieses jam­mervolle Bild, so daß ich sehr traurig darüber war, weil ich nicht helfen konnte. Dann wachte ich auf, es war zwei Uhr früh!

*

[Erklärung des Vaters Jesus]:

3. Es war das eine Gegend der zweiten Hölle der Geister, welche diese Arbeit verrichten mußten, sie waren auf der Welt faule betrügerische Arbeiter, die sich auf der Erde für ihre nicht geleistete Arbeit gut zahlen ließen, dafür müssen sie in der Hölle das abverdienen, was sie auf der Welt betrügerisch bezogen, ohne verdient zu haben.“

 

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Kap. 120

Gespenster-Reigen[28]

 

[Von Hardinge-Britten]:

1. Als im Jahre 1829 der Herr Hörne in etwas derangierte pekuniäre Verhältnisse geraten war, akzeptierte er mit Freuden eine Offerte, seine Wohnung in einem alten Hause nahe dem Hatton Garden zu nehmen, wo er für geringe Miete große Räumlichkeiten bekam, vorzüglich ein Zimmer, das früher ein Bankettsaal gewesen sein sollte, Paßte ihm ausgezeichnet für musikalische Ausführungen. Da die unteren Räume sämtlich als Lagerräume oder Büros für Rechtsanwälte benutzt wur­den, so schlief in dein Hause niemand anderer als Herr Hörne und der Hausknecht. Das Haus stand übrigens in dem Rufe, ein Spukhaus zu sein, weshalb niemals die Mieter lange wohnen blieben. Es ging das Gerücht, das Haus sei früher einmal die Wohnung des Lord Christopher Hattton gewesen, und das Unheimliche des Hauses stamme daher, weil die Lady Hatton magische Künste in demselben betrieben habe.

2. Herr Hörne bewohnte das Haus bereits mehrere Monate, ohne daß er von den nächtlichen Erscheinungen etwas gewahr geworden wäre; er war zwar öfters durch allerhand Geräusch, Hin- und Hergehen, lautes Gelächter, eigentümliche Musik, für die er keine Erklärung hatte, im Schlafe gestört worden, aber da er ganz ohne Furcht und aufgeklärt (!) war, so hatte er sich nicht weiter darum bekümmert.

3. Da wurde er eines Tages von dem Polizeibeamten March darauf aufmerksam gemacht, daß man vom Hofe aus genau sehen könne, wie jede Nacht, lange nachdem der Herr Hörne zu Bette sei, das große Musikzimmer Plötzlich hell erleuchtet werde und Phantomgestalten sich in demselben bewegten. Herr Hörne überzeugte sich nun selbst von diesem Spuk, indem er das Zimmer fest verschloß und dann mit einer Anzahl Personen in dem Hofe Wache hielt. In der Tat, um 1 Uhr er­leuchtete sich das Zimmer plötzlich, als wenn eine große Zahl Gasflammen angezündet wäre, und blieb so die ganze Nacht hindurch. Wenn nun einige beherzte Leute in das Zimmer vordrangen, die Türe öffneten und eintraten, so erlosch das Licht sofort in diesem Augenblicke.

4. Und auch diese plötzliche Dunkelheit wurde auch von den Beobachtern vorn Hofe aus wahrgenommen. Einmal jedoch, als gerade eine größere Anzahl Menschen sich versammelt hat­ten, um die sonderbare Illumination des Saales zu beobach­ten, da verschwand der Spuk nicht sofort beim Betreten des Raumes, sondern auch erst ganz allmählich. Als man dann in derselben Nacht wiederum die plötzliche Erleuchtung des Musiksalons bemerkt, entschlossen sich Herr Hörne, der Poli­zeibeamte March und ein Edelmann, dessen Name nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll, Hinaufzugehen. Um nun die Zeit des Erlöschens der Lichter genau festzustellen, war es ausge­macht worden, daß der Polizeibeamte im Momente des Türöffnens seine Pfeife laut ertönen lassen sollte.

5. So geschah es auch, aber diesmal verschwand die Be­leuchtung nicht, und die drei Herren erblickten das Zimmer mit einer großen Menge tanzender Paare angefüllt. Die Damen und Herren waren nach der Mode zur Zeit König Karls II. gekleidet und die ganze Luft schien erfüllt von Straußenfedern, flatternden Bändern und glitzernden Juwelen; aber schauder­haft erschienen die Gesichter, sie waren bedeckt von Masken, die irgendein ekelerregendes Tier repräsentierten. Nach eini­ger Zeit fingen die Lichter an auszugehen, eines nach dem an­deren, die Gestalten wurden matter, undeutlicher, die ganze Scene geriet in ein Zittern und verschwand dann allmählich wie ein phantasmagorisches Bild. Die Personen, welche im Hofe geblieben waren, konstatierten, daß das Zimmer noch für fünf Minuten hell erleuchtet blieb, nachdem der schrille Pfiff- als Zeichen, daß die Tür geöffnet worden, ertönt war.

6. Unmittelbar nach dieser Nacht wurde das Haus unbe­wohnbar, selbst für einen so furchtlosen Mann wie Herr Hörne und seine zwei Kameraden, die sich bereit gefunden hatten, bei ihm zu bleiben, so furchtbar wurde der Lärm; starke Erschüt­terungen erfolgten jetzt auch am Tage, aber des Nachts wurden vollständige Saturnalien gefeiert. Da vernahm man ein höllisches Schreien, Trampeln, Laufen, Fluchen, Singen, Lachen im ganzen Hause, Klingen mit Gläsern, Zerbrechen von Glas- und Porzellangeschirr, Säbelgeklirr, gefolgt von Stöhnen, Todesröcheln und heftigen Worten; dann wieder das Bitten und Flehen von Frauenstimmen, welche bald in unter­drückte Wutausbrüche, bald in Stöhnen und Weinen übergingen.

7. Und bei all diesem furchtbaren Durcheinander hörte man noch das Heulen des Sturmes; kurz, es war ein wahres Pandämonium. Da niemand im Hause bleiben konnte, so mußte dasselbe abgebrochen werden; denn auch die Geistlichkeit war nicht imstande, durch Gebet der Sache ein Ende zu machen, und ein katholischer Priester, der den Exorzismus von vorne bis hinten vornehmen wollte, wurde mit solchem Gelächter, Hohn und Spott und so fürchterlichen Prügeln empfangen, daß er schnell den Rückzug antrat.

8. Trotz dieser eigenen Erlebnisse fiel es Herrn Hörne doch nicht ein, die im Jahre 1848 entdeckten Phänomene des heu­tigen Spiritismus zu untersuchen, aber, im Gegenteil, als er im Winter 1853 im Hause eines bekannten Komponisten von einer französischen Dame aufgefordert wurde, an einer spiri­tistischen Sitzung teilzunehmen, erklärte er, daß er davon nichts wisse und noch niemals einen Geist oder dergleichen gesehen habe.

9. Die betreffende Dame, Mine. Albert, war Medium, und auch ihr elfjähriges Töchterchen Josephine fiel in Trance und vermochte in diesem Zustande automatisch zu schreiben. Kaum hatte man zur Sitzung Platz genommen, als auch schon die kleine Josephine in Trance fiel, Bleistift und Papier ergriff und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in großer, kühner Schrift eine Mitteilung an Herrn Hörne ergehen ließ. Dabei hatte das Kind diesen Namen noch nie gehört. Die Mittei­lung war in korrektem Englisch verfaßt, von welcher Sprache die Kleine keine Ahnung hatte. Die Botschaft aber lautete: ,.An Herrn Lenox Hörne. Du behauptest, nichts von geistigen Intelligenzen noch von der Tatsache etwas zu wissen, daß die Verstorbenen wieder zur Erde zurückkehren können. O, mein Freund, weshalb wolltest du das Licht zurückweisen, das dir zuteil wurde? In deinem eigenen Hause hast du die Klopftöne vernommen und hast Erscheinungen gesehen, welche dir den unbestreitbaren Beweis von der Existenz von Geistern erbringen mußten.

10. Hast du denn die Gespenster-Reigen vergessen, dessen Tän­zer euch in Tiermasken erschienen?

11. Diese Tänzer waren meine Genossen in Unzucht und Ver­brechen. Wir führten ein wüstes, schändliches Leben als die Freunde des schändlichen Wüstlings Karl II., und in dem Hause, da du wohntest, pflegten wir oft ganze Nächte hindurch wüste Orgien zu feiern. Als wir in das Geisterreich übergingen, waren die bösen Leidenschaften, denen wir auf Erden gefröhnt, so in unsere Seelen eingedrungen, daß diejenigen, die uns von höheren Sphären aus betrachteten, uns transfiguriert sahen in Geschöpfe, ähnlich den Tieren, denen wir ja auch in unserem Wesen glichen. So abschreckend wie diese Enthül­lung unserer wahren Naturen sein mag, so wird sie doch helfen, den zukünftigen Generationen die falsche Idee der Seelenwanderung zu erläutern.

12. Wir würden als Tiere weniger unglücklich sein denn in dem Zustande, in welchem wir uns befinden, da wir zwar Men­schen sind, wie wir gewesen, indessen das Bewußtsein haben, für andere als Tiere erscheinen zu müssen, deren niedere Instinkte weniger offenbar werden.

13. Lieber Freund, Unsere Hölle ist gerade, daß wir nicht in andere Zustände übergehen können, sondern daß wir in unseren selbstgeschaffenen weiterleben müssen, mit dem vollen Bewußt­sein unserer Verwerflichkeit. Du glaubtest, wir trügen Masken? Leider nein! Wir hatten gerade die Maske des Scheins abge­legt und zeigten uns in unseren wahren Naturen. In der Geisterwelt sind alle Individuen bekannt, wie sie wirklich sind, und die seelischen Leidenschaften und Triebe nehmen entweder engelgleiche Schönheit oder brutale Häßlichkeit an, je nach den in ihnen liegenden Impulsen. In der Nacht, als du uns be­obachtet hattest, waren wir gezwungen durch das Gesetz unseres eigenen Seins, wiederholt durch diese irdischen Szenen hindurchzugehen, in denen wir früher nur zuviel Freude empfunden haben.

14. Auf der Erde waren diese Orgien unser Himmel, in den Sphären sind sie unsere Hölle. Diese erzwungenen Wieder­holungen machen einen Teil unserer Strafe aus.

15. Doch Gott sei Dank, ich habe die Irrtümer meiner Ver­gangenheit erkannt und werde mein vergeudetes Leben nachzuholen und gutzumachen versuchen: ich bin endlich auf den Weg des Fortschritts gelangt, und selbst dieses demütige Be­kenntnis wird mir vorwärtshelfen, mich stärker machen und mir beistehen, mich und andere von den Lastern zu befreien, deren Erinnerung mich noch immer wie ein häßliches, zerrisse­nes Kleidungsstück umgibt. Lebe Wohl! Meine irdische Lauf­bahn ist beendigt, nun werden keine so scheußlichen Spuk­geschichten mehr in Hatton Garden geschehen."

16. Die Unterschrift zu dieser eigentümlichen Mitteilung lau­tete: „Eine, die zu der Zeit des Charles Stuart bekannt war als die schönste Dame ihres Jahrhunderts, Lady Castlemeine."

*

[Schumi spricht]:

17. Dem von Herrn Hörne geschriebenen Bericht, welchen er der Verfasserin zur Veröffentlichung überlassen hatte, ist fol­gende Bemerkung hinzugefügt:

18. Großer Himmel! Wenn dieses wirklich ein Bild des zu­künftigen Lebens ist, sollte es uns da nicht Angst einflößen, unrecht zu handeln? Wie klar demonstriert es aber auch die Lehre der Bibel, daß „keiner herauskommt, ehe er den letzten Heller bezahlt hat".

 

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Kap. 121

Priester, als Mörder seiner Kinder

 

1. Folgende Geschichte zeigt ganz deutlich, wie die Menschen im Jenseits zu dem Lohn ihres dies irdischen Lebens nach ihren Werken gelangen.

2. (1846.) Vor einigen Jahren starb in Straßburg Herr Hofrat Lindner aus Königsberg, der sich lange in Riga auf­gehalten hatte. Er zählte unter seine vertrauten Freunde den durch seine große Unbefangenheit und Wahrheitsliebe ebenso­sehr, wie durch seine ausgebreiteten philosophischen Kenntnisse ausgezeichneten Herrn Herrenschneider, öffentlichen Lehrer der königlichen Akademie und des protestantischen Seminars in Straßburg, welcher Herrn Lindner bis an seinen Tod besuchte und dessen Wahrheitsliebe verbürgt. Er zeichnete folgendes auf:

3. «Der Vater des Hofrat Lindner war Pastor in einem kleinen Ort in Pommern und später in Königsberg. Er hielt ein Tagebuch, in welchem er Alles mit aufzeichnete, was ihm Merkwürdiges begegnete. Dieses Buch, welches auch Bemer­kungen iiber Amtsgeschäfte enthielt, soll sich noch in Königs­berg in den Händen seiner Familie befinden und auch die fol­gende Geschichte enthalten, welche Hofrat Lindner dem Herrn Herrenschneider kurz vor seinem Ende erzählte.

4. Der Pastor Linder schlief in einem Zimmer, aus welchem er durch die offene Verbindungstür in sein Studierzimmer, und zwar gerade nach der Stelle desselben sehen konnte,, wo sein Schreibpult stand, auf welchem eine große Bibel ausge­schlagen lag. Mitten in einer durch Mondschein erhellten Nacht erwachte Herr Pastor Lindner und glaubte an seinem Pulte, vor seiner Bibel, einen Prediger in Amtskleidung stehen und in der Bibel blättern zu sehen.

5. Er trug ein Kind auf einem Arme, und ein etwas größeres Kind stand an seiner Seite. Herr Pastor Lindner traute seinen Sinnen nicht, rieb die Augen, richtete sich im Bette auf und besann sich, ob er wache oder träume. Er versicherte sich endlich, daß er wache, und heftete seine Augen auf die Scene vor seinem Pulte, die er deutlich sehen konnte.

6. Endlich rief er: „Alle guten Geister loben Gott den Herrn!"

7. Da wandte sich der gespenstige Pastor, kam auf ihn zu und bot ihm die Hand, welche Lindner jedoch nicht zu ergreifen wagte. Der Erschienene bot dreimal die Hand dar, aber Lind­ner ergriff sie kein Mal, und die Erscheinung verschwand. Die Gesichtszüge derselben hatten sich aber der Erinnerung des erstaunten Sehers tief eingeprägt und schwebten lebhaft vor seiner Seele, ob er gleich in der Folge nach und nach den Vor­fall vergaß.

8. Einst aber, als er eine gottesdienstliche Handlung in der Kirche zu verrichten hatte und etwas zu früh in derselben an- kam, begab er sich in das Chor derselben und betrachtete die in demselben aufgehängten Gemälde.

9. Indem er so eines derselben nach dem andern musterte, wurde er von einem Bilde überrascht, das ihn auf das Leb­hafteste an den Pastor erinnerte, welcher ihm in Amtstracht erschienen war. Er erfuhr bald, daß dieses Bildnis einen seiner Vorfahren darstellte, der vor 40 Jahren gestorben war. Niemand in der ganzen Pfarrei vermochte sich noch an das Urbild dieses Bildnisses zu erinnern, außer einem 80 jährigen Greise, welcher jenen Pastor sehr gut gekannt hatte und dem Pastor Lindner mitteilte, daß derselbe zwar ein ausgezeichne­ter Redner gewesen sei, aber sonst nicht in dem besten Rufe gestanden habe. Namentlich habe man behauptet, daß er mit seiner Magd einige uneheliche Kinder erzeugt habe, über deren Schicksal und Verbleiben jedoch nichts bekannt geworden sei.

10. Eine Zeit später mußte in dem Pfarrhause in einer Stube des Erdgeschosses ein Ofen abgebrochen werden. Die Arbeiter entdeckten bei dieser Gelegenheit unter dem Ofen eine Vertiefung, die sie neugierig ausräumten. Statt der erwar­teten Schätze fanden sie jedoch nur die Gebeine von zwei Kindern. Nicht wenig erschrocken riefen die Arbeiter den Pastor Lindner herbei, der mit Staunen die stummen Zeugen der Missetat erblickte und auf den Kirchhof bringen ließ.

11. Seitdem hat sich der verstorbene Vater weder mit, noch ohne seine Kinder wieder sehen lassen.»

 

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Kap. 122

Die Bosheiten der Höllengeister die Anspruch auf das Hemd erheben

1905, 15. Mai, Zürich. Vater Jesus diktiert durch F. Schumi, eine Geister-Geschichte vom Jahre 1837, die sich im Pfarrdorf Glogowitz in Kraina Slavoniae mit einer dortigen Frau zugetragen hat, aus welcher man ersieht, wie boshaft die Höllengeister sind, wenn ihnen erlaubt wäre, mit den Menschen nach ihrer Herzenslust zu verfahren.

 

1. Dreißig Kilometer von der Hauptstadt Laibach in Krain, Österreich, liegt die Pfarre Glogowitz, slowenisch Blagovica genannt. In dieser Pfarre war ich, Schumi, vom Jahre 1855 bis 1862 bei Verwandten, und weil das Haus meiner Verwandten ein Wirtshaus war, so kamen aus der ganzen Pfarre die Leute, teils zu trinken, teils Tabak zu kaufen, daher waren sie mir bekannt.

2. Unter den Besuchern war auch die Bizèlka oder die Frau des Bauers Bizèl, dessen Haus hinter der Pfarrkirche stand. Diese Frau zitterte immer und sehr stark mit dem Kopfe wie ein Gichtbrüchiger, und davon erzählte man folgende Begeben­heit:

3. Als diese Frau noch jung war, hatte eine Kalbin eine Krankheit, gegen welche die Frau kein Mittel wußte. In der Zeit dieser Bedrängnis kam eine alte Bettlerin ins Haus, und weil solche Leute bei ihren Herumwanderungen verschiedenes erfahren, so wandte sich Bizèlka an die Bettlerin, dieser kla­gend und sie um Rat fragend, was man Wohl dagegen anwenden sollte, um die Kalbin oder junge Kuh zu heilen

4. Die Bettlerin riet ihr nun folgendes Mittel an: Gehe auf den Friedhof, nimm eine Handvoll von der Erde eines frischen Grabes, knete und backe diese in einen Laib Brot, gib ihn der jungen Kuh zu fressen und sie wird davon gesund. Da die Frau denselben Tag backte, so ist dieser Rat gleich erprobt worden. Sie ging auf den Friedhof, nahm eine Handvoll von der Erde eines frisch aufgeworfenen Grabes, knetete dieselbe in den Teig, backte das und gab es der Kalbin zu fressen, wovon sie aber nicht gesund wurde, sondern bald darauf krepierte.

5. Nach dieser Heilungsart verging der Tag ohne alle Stö­rung. Endlich wurde es Abend und die Frau ging das Nacht­mahl für die Hausfamilie zu kochen. Als es um 7 Uhr abends zu läuten begann, stellte sie sich auf die Haustürschwelle gegen die Friedhofseite. Sie betete ihr Ave Maria-Gebet, wie dies bei den Römisch-katholischen der Brauch ist. Endlich verklang der letzte Glockenschlag, und da ersah sie plötzlich eine Menge Menschen über die Friedhofsmauer steigen, auf ihrer Seite herunterspringen und direkt auf sie zueilen.

6. Da ihr diese Erscheinung ganz fremd vorkam, schaute sie ganz erstaunt auf die zu ihr sich Begebenden. Als sie schon ganz in der Nähe waren, betrachtete sie dieselben genauer, aber sie erkannte niemanden, es waren lauter fremde Gesichter; allein in diesem Augenblick vernahm: sie von ihnen die Worte: Gib uns das Hemd zurück! Und drängten sich immer näher an sie heran, diese Forderung wiederholend.

7. Nun erkannte die Frau, daß dies Geister der Verstorbenen waren, welche die von ihr entnommene Erde zurück verlangten. Zum Tode erschrocken sprang sie in die Familienstube, setzte sich zum Tisch und sagte der Hausmagd, sie soll das Nachtmahl fertig kochen, was diese auch tat, ohne etwas von den Geistern zu sehen.

8. Da sie so still da saß, fragte sie ihr Mann: Agnes, was fehlt dir, daß du so still bist und nicht selbst kochen willst, wie alle Tage"; allein sie gab ihm keine Antwort. Nachdem sie ge­gessen hatten, gingen sie gleich schlafen, wie es auf dem Lande üblich ist.

9. Kaum niedergelegt und das Licht ausgelöscht, fing die Frau an am ganzen Leibe zu zittern vor Schreck, und nun er­zählte sie dem Mann, was sie getan lind erlebt hatte und daß die Toten Kopf an Kopf beim Fenster in die Schlafkammer auf sie schauen und ihre Forderung: „Gib uns das Hemd zu­rück!" wiederholen.

10. Die Frau weinte, klagte über die Unmöglichkeit, ihr Be­gehren zu erfüllen und schauderte vor den Toten, am ganzen Leibe zitternd und schwitzend. Der Mann tröstete sie, denn er sah nichts, sie aber sah die Toten fort und fort am Fenster stehen und ihr Begehren: „Gib uns das Hemd zurück", wieder­holen.

11. Die geistige Folterung der armen Fran dauerte volle acht Stunden lang, bis die Glocke wieder den Tagesanbruch ver­kündete. Als diese erscholl, verschwanden die Geister, und nun war Ruhe den ganzen Tag bis zum Abendläuten.

12. Die Bauersleute fürchteten, diese Angelegenheit dem Pfar­rer zu erzählen, um nicht ausgezankt zu werden, besonders aber deshalb nicht, weil sie dachten, daß sich der Geisterspuk nicht wiederholen wird. Aber es kam anders, die Geister trieben ihre Forderung der Zurückgabe ihres Hemdes noch ärger als den Tag zuvor; die arme Frau wurde ganz durchgewirkt von dem übergroßen Schreck, Schauder und Angst vor den Toten, so daß beide Ehegatten geweint hatten und kaum die Zeit der Erlösung aus dieser Höllenpein erwarten konnten. Um 4 Uhr früh, als die Tagesglocke anschlug, war wieder Ruhe und der Höllengeisterspuk verschwunden; denn wären sie nicht Teufel, und zwar sehr arge Teufel gewesen, so hätten sie die arme Frau nicht solche Höllenpein durchkosten lassen.

13. Nach der Messe um 7 Uhr früh gingen nun beide Gatten zu dem Pfarrer, namens Thalmeiner, und erzählten ihm unter Tränen ihre Erlebnisse und ihre Not. Der Pfarrer versprach ihnen Hilfe und sagte der Frau: Frau Bizèlka, kommen sie abends, aber bestimmt vor dem Ave-Maria-Läuten, ins Pfarr­haus, dann will ich ihnen helfen; und also geschah es.

14. Als nun das Ave-Maria-Läuten begann, nahm der Pfar­rer ein Buch, das Kruzifix und eine brennende Kerze in die Hand und hieß Bizèlka mitzugehen. Sie gingen zum Fried­hofeingang, der gleich vor dem Pfarrhause sich befindet, und als sie dorthin kamen, fing die Frau zu zittern an und sagte: Ich sehe aus allen Gräbern Kopf an Kopf die Verstorbenen emporsteigen und alle gehen auf uns zu. Der Pfarrer hieß sie ruhig bei ihm auszuharren, da er gleich Hilfe leisten werde.

15. Er las sogleich aus einem lateinischen Exorzismenbuch den Geistern vor, die stehen blieben und horchten, und als er die be­treffenden Verbot- und Verweisungsstellen durchgelesen, machte er mit dem Kruzifix ein Kreuzzeichen nach unten und in diesem Augenblick versanken die Geister wie ein Nebel wieder in die Erde. Nun begleitete der Pfarrer die zitternde Frau bis zu ihrem 2 Minuten entfernten Hause und sagte ihr in ruhigem Tone, daß sie sich nie mehr erlauben solle, mit den Toten irgend etwas vorzunehmen, daß nicht das zweite Übel ärger werde, als das erste war.

16. Diese Begebenheit trug sich im Jahre 1837 zu, die ich, Schumi, von anderen und auch aus dem Munde der Bizèlka selber im Jahre 1858 im Hause bei Breznik vernahm, und die mir der Wahrheit gemäß für die Öffentlichkeit nun vom Vater Jesus diktiert wurde.

17. Der Schluß aus dieser Begebenheit ist dieser: daß die Verstorbenen nicht im Grabe schlafen, sondern wachen und her­umgehen und tun, was ihnen wohlgefällt; denn würde der Verstorbene immerfort schlafen, so gäbe es ja keine Hölle und keinen Himmel im Jenseits für ihn.

18. Andererseits sehet ihr daraus, daß diese Verstorbenen in den Gräbern wohnten und aus den Gräbern ausgestiegen sind. Die Ursache zu dieser Tatsache ist die falsche kirchliche Lehre von der Auferstehung der Toten am jüngsten Tage, und daher glauben die Irregeführten, daß sie bis zum jüngsten Gericht im Grabe auf die Auferstehung des Fleisches warten müssen, während sie sogleich in das jüngste Gericht getreten sind, als sie die irdische Welt verließen und in das Geisterreich kamen. Gewiß war der Gestank des faulenden Körpers im Grabe ein sehr entsetzliches Gericht für das feine Geruchsorgan der Seele, und das kalte Grab ist eine Qual für sie, die in der falschen Kirchenlehre gefesselt im Grabe des Todes auf das nie kommen wollende jüngste Gericht warten.

 

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Kap. 123

Die Rose aus dem Grab gerissen

(oder: Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen)

 

1. Wir erhalten hier von Elli Brandler-Pracht eine wahre Geschichte, welche die Lehre des Vaters Jesus in der christlichen Theosophie bestätigt, daß der Mensch mit denselben Tugenden oder Untugenden ins Jenseits tritt und dort weiter und noch stärker in denselben lebt, wie er auf der Erde gelebt hat. Sie erzählt:

2. Es war an einem herrlichen Sommertag, als ich mich mit meiner Großmutter auf die Wanderschaft begab, um das Grab meiner Mutter zu besuchen, welches einige Stunden von unserem Wohnort entfernt war. Während wir rüstig ausschritten, sprach sich meine Großmutter voll gläubigen Vertrauens über jene schöne Zeit aus, da sie wieder mit ihren lieben Vorangegangenen vereint sein werde, welche Ansicht mir, die den Kopf mit materialistischen Lehren vollgepfropft hatte, nur ein stilles mitleidiges Lächeln ent­lockte. Ich wußte es ja besser, daß wir nur Eintagsfliegen seien, welche nach kurzer Lust oder kurzem Leid in ein schwar­zes Nichts versinken, weggewischt für ewig.

3. Meine Großmutter hatte jedoch mein Lächeln bemerkt, lind da sie meine Ansichten kannte, sagte sie nur: „Jetzt dünkt dich mein Reden altmodisch und kindisch — doch auch deine Zeit wird und muß kommen, da dein Unglaube fallen wird, denn du stammst aus einer Familie, welcher in überirdischen Dingen nicht nur das Glauben, sondern auch das Wissen ge­geben ist. Dann werden die dir von deinem Vater angelern­ten materialistischen Ideen in nichts zerstieben, und du wirst es noch manchmal deiner Großmutter im Geiste abbitten, wenn sie lange schon nicht mehr auf Erden weilt, daß du sie für töricht gehalten hast."

4. Ich ahnte nicht wie schnell ihre Worte wahr werden sollten!

5. Bald standen wir am Grabe meiner so heiß geliebten und so früh dahingegangenen Mutter, und mir krampfte sich das Herz voll Weh bei dem Gedanken zusammen, daß ich die ge­liebte Gestalt nie wieder sehen sollte, daß ihre so reiche Liebe, ihr kluges selbstloses Denken, ihre ganze Persönlichkeit durch das Ungefähr einer kurzen Minute für ewig zerstört wurde und es erfaßte mich ein Grauen, wenn ich bedachte, wie eine solche Zwecklosigkeit in der Natur möglich sei, und daß wir eigentlich Toren sind, dieses Leben überhaupt zu leben und uns dadurch allen möglichen Leiden und Qualen auszusetzen. Sie hatte so viel gelitten und gekämpft, und nun war sie ver­gangen, wie das Wölkchen da oben am Firmament. In tiefer Trauer wandte ich mich von ihrem Grabe, und fast neidisch blickte ich auf das ruhige Gesicht meiner Begleiterin, deren einziges Kind die Verstorbene gewesen war und auf deren Zü­gen ein stilles Hoffen lag, wie ein Abglanz der Abendsonne, die dort drüben auf den Kreuzen und Grabsteinen funkelte.

6. An der Gruft eines verstorbenen Freundes sprach meine Großmutter noch ein kurzes Gebet, und ich heftete meine Blicke mit Bewunderung auf einen herrlichen Rosenstrauch, der auf dem nächsten Grabe stand und mit zarten Moosrosen übersät war.

7. Im Vorübergehen konnte ich mich nicht enthalten, eine halberblühte Knospe abzubrechen. „Nun", meinte meine Groß­mutter, „du kannst froh sein, daß der Besitzer jenes Grabes jetzt ein so stiller Mann ist, denn als er noch lebte, wäre dir dieses Röschen teuer zu stehen gekommen. Er war ein sehr geiziger Mann gewesen und hätte wohl nie jemandem etwas von seinem Besitztum gegeben, ohne gehörigen Nutzen dafür einzutauschen."

8. Zu Hause angelangt, stellte ich meine Rose in einer kleinen Vase auf den Tisch. Wir gingen dann, durch den weiten Weg ermüdet, zur Ruhe und schliefen bald ein.

9. Es war tiefe Nacht, als ich durch ein eigentümliches Ge­räusch geweckt wurde. Tappende Schritte gingen durch das Zimmer, und ab und zu hörte ich einen tiefen Seufzer. In dem Glauben, daß meine Großmutter krank geworden sei, fragte ich sie, was ihr fehle, aber ich erhielt keine Antwort, und jetzt hörte ich sie deutlich neben mir im anderen Bette atmen. Erschreckt griff ich hinüber, da lag sie und fragte, durch meine Berührung halb aus dem Schlaf erweckt, was ich wolle. Ich teilte ihr in Kürze das Wahrgenommene mit, wir machten Licht aber das Zimmer war leer. Als wir wieder aus­gelöscht hatten, ging bald der unheimliche Lärm von neuem los, und ich hielt meine Großmutter voll Angst an der Hand fest. Die Schritte näherten sich unseren Betten, dann gingen sie wieder zum Tisch zurück, und oftmals seufzte das unsichtbare Wesen tief auf.

10. Trotz meiner materialistischen Weltanschauung überfiel mich eine ungeheure Angst. Da gab es plötzlich auf den Tisch einen starken Schlage und ein leises Plätschern wurde hörbar. Als wir das Licht wieder angezündet hatten, fanden wir die Vase umgestoßen und die Rose ein ganzes Stück weit fortge­schleudert; sie lag auf der Tischkante. Wir ließen alles, wie es war, und löschten angstbebend das Licht wieder aus. Die Schritte kamen nicht wieder, und der übrige Teil der Nacht verging ungestört.

11. Beim Hellen Morgensonnenschein schämte ich mich meiner Furcht, und der kühle Verstand begann wieder zu arbeiten. Konnte es nicht eine Maus gewesen sein? Es gab zwar keine solche Tiere in unserem Zimmer und es erschien auch töricht anzunehmen, daß eine Maus solche Geräusche wie Schritte und Seufzer hätte hervorbringen können; aber welche Ausreden würde der Materialist nicht gebrauchen, um sich gegen die An­nahme zu schützen, daß es etwas „Übernatürliches" gebe!

12. Meine Großmutter meinte, wir sollten doch die Rose ihrem Besitzer zurückgeben; mit einem Blick auf mein Gesicht schwieg sie aber.

13. Die Nacht kam. Kaum hatten wir das Licht ausgelöscht, ging es wieder aufs neue an. Diesmal aber kamen die Schritte bis an das Bett, und es wurde uns einige Male ins Gesicht ge­blasen und heftig auf das Bett-Ende zu unseren Füßen ge­schlagen. Trotzdem wir das Zimmer noch einmal gründlich absuchten, war nichts zu finden. Nach dem Verlöschen des Lichtes begann der Lärm aufs neue und schloß damit, daß die Vase klirrend zu Boden geschleudert wurde und in Stücke zer­sprang. Die Rose lag nahe bei der Tür, als hätte sie jemand mit fortnehmen wollen.

14. Am andern Morgen pilgerten zwei weibliche Personen zum Friedhof hinaus, und eine, die jüngere, legte die nun voll erblühte Rose auf das Grab ihres Besitzers zurück. Von nun an blieben wir durch den nächtlichen Ruhestörer verschont. Mir aber war es jetzt klar, daß wir es hier mit dem fortlebenden unsichtbaren, weil feinstofflichen Teil des verstorbenen Geiz­halses zu tun gehabt hatten, der noch so sehr in seinem alten Fehler besangen war, daß er sogar eine Rose von seinem Grabe niemandem gönnen wollte.

15. Meine materialistische Weltanschauung hatte ich dadurch gründlich verloren und das köstliche Bewußtsein dafür einge­tauscht, daß wir kein zweckloses Dasein führen, welches jedem „Zufall" unterworfen ist, sondern daß wir fortdauern und daß uns ferner der Tod nicht zerstört, sondern uns nur eine neue Daseinsform gibt.»

 

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Kap. 124

Der Geist der bösen Maid

 

[Charles Matthews, 9, Blandfort Place, Clarence Gate, Regent's Park, London - Fl., L'Jnconnu]:

1. «Es war im Winter 1850/51. Ich war damals 25 Jahre alt und im Dienst des Generals Morse zu Troston Hall bei Bury Sankt-Edmunds. Meine Mutter war ebenfalls bei dem General als Köchin und Haushälterin angestellt. Sie war eine biedere, gewissenhafte Frau und alle Dienstleute waren ihr zu­getan, mit Ausnahme des Stubenmädchens Susanne. Diese war ein launisches, unfreundliches Geschöpf und fürchtete meine Mutter, deren Offenheit ihr aber doch imponierte.

2. Susanne bekam die Gelbsucht. Zuerst pflegte man sie einige Zeit in Troston Hall, dann ließ sie der General auf seine Kosten ins Spital zu Bury Sankt-Edmunds bringen; eine Woche nachher starb sie. Der General sandte täglich eine Frau aus dem Dorf in das sieben Meilen entfernte Spital, sich nach Susanne zu erkundigen. An einem Sonntag abend berichtet nun die Frau, daß Susanne ohne Bewußtsein und dem Tode nahe fei. Die Nacht vorher, also vom Samstag aus Sonntag, hat sich nun bei uns folgendes abgespielt:

3. Ich bin bereits eingeschlafen, da weckt mich ein seltsames Gefühl des Grauens, ich versuche die Dunkelheit zu durchdrin­gen, kann aber nichts sehen. Ich kann dieses Gefühl der Todes­angst nicht bannen und schlafe nicht mehr ein. Meine Zimmer­tür führt in einen schmalen Gang, der zu dem Zimmer meiner Mutter geht, und jeder, der zu ihr will, muß an meiner Tür vorüber. Am andern Morgen sehe ich mit Schrecken, daß meine Mutter krank, blaß und ganz aufgeregt aussieht. Ich frage sie, was ihr fehle, und sie antwortet: „Nichts, frage mich nicht." – Ich dringe aber immer wieder in sie und frage endlich: „Hängt es mit Susanne zusammen?" – Sie bricht in Tränen aus: „Wie kommst du zu dieser Frage?" Nun teile ich ihr mit, welche To­desangst ich in der Nacht empfunden habe und sie erzählt mir ihrerseits folgendes schreckliche Ereignis:

4. „Ich erwache in der Nacht, weil jemand meine Tür öffnet, und erblicke mit Schaudern Susanne im Nachthemd. Sie geht auf mein Bett zu, hebt die Decke und legt sich neben mich. Ich spüre die eisige Berührung ihres Körpers und muß vor Ent­setzen ohnmächtig geworden sein, denn ich weiß nicht, was weiter geschah. Wie ich wieder zu mir komme, ist sie verschwunden, aber ich weiß bestimmt, daß es kein Traum war."

5. Die Bäuerin erzählt uns dann, daß Susanne sterbend immer wieder nach Troston Hall zurückkehren wollte.

6. Wir dachten gar nicht daran, daß sie nicht wieder gesund werden würde. Auch bin ich weder abergläubisch noch leicht­gläubig, kann mir aber bis heute das seltsame schreckliche Phä­nomen nicht erklären».

*

[Schumis Notiz vom 19.XI.190 aus Sidenham]

7. „Indem ich, Herr Flammarion, Ihr „L'Jnconnu" lese, fällt mein Auge ank den Bericht von Ch. Matthews. Meine Mutter weilte damals als junges Mädchen bei ihrem Onkel General Morse zu Besuch und ich halte es für meine Pflicht, Ihnen nutznteilen, daß sie mir jenes Erlebnis mit all seinen Einzel­heiten oft erzählt hat.“

 

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Kap. 125

Gin zurnckgekehrter Rachegeist aus dem Hades

 

[Von A. Morris Lotinga]:

1. «Folgende Geschichte habe ich beinahe wörtlich so niederge­schrieben, wie mein Freund Cöcil Stanhope, der berühmte Kri­minalog, sie mir erzählt hat.

2. In unserer Zeit, wo der Streit zwischen Glauben und Wissenschaft stets aufs neue entbrennt und Spiritisten und Materialisten einander in den bittersten Ausdrücken befehden, muß eine Aussage von einem Mann, der den Ruf hat, einen der klarsten Köpfe unseres Jahrhunderts zu besitzen und ebenso zu­verlässig wie aufgeklärt zu sein, allgemeines Interesse hervor­rufen. Und gerade der Umstand, daß Cöcil Stanhope ein her­vorragender Kriminologe ist, muß seiner Aussage eine besondere Autorität verleihen; denn das Studium der Kriminologie ver­einigt nicht allein ärztliche und juristische Studien in sich, son­dern stellt auch große Ansprüche an ihren Mann.

3. Es erfordert ein scharfes, intelligentes, arbeitendes Ge­hirn, das von einem guten, gesunden Verstände reguliert wird, und Menschenkenntnis und gute Logik besitzt. Daß derjenige, welcher ein solches Studium getrieben hat, ein durchaus gebil­deter Mann sein muß, ist selbstverständlich. An Stanhopes Wahrheitsliebe zu zweifeln, habe ich nie die geringste Veranlas­sung gehabt, und ebenso ist es überflüssig zu bemerken, daß er im Besitze seiner vollen Geisteskraft war, als sich das Ereignis zutrug, welches ich erzählen will.

 

4. Persönlich will ich nichts hinzufügen, denn es ist sowohl Cöcil Stanhope wie mein eigener Wunsch, daß dieser Bericht als ein uninteressiertes Zeugnis erscheinen soll. Aber denen gegenüber, die da glauben, die Sache auf natürliche Weise er­klären zu können, will ich sie nur an die Worte Sakrales' erin­nern: „Ich bin Weiser als jene, denn ich weiß wenigstens, daß ich nichts weiß."

5. Ich glaube, es gibt in der zivilisierten Welt keinen Men­schen, der nicht von Hugo Molina, dem anglo-spanischen Ver­brecher aus guter Familie, gehört hat, der das war, was der Mailänder Professor Lombroso[29] einen geborenen Verbrecher nennt.

6. Mit 25 Jahren heiratete er in Paris die Witwe des ame­rikanischen Millionärs van Sychel und tötete sie mit einem Gifte seiner eigenen Erfindung, welches keine Spuren hinter­ließ. Zwei Wochen später hypnotisierte er in London den blut­jungen Lord Eglestone und befahl ihm, seinen eigenen Vater zu töten, zur Befriedigung einer persönlichen Rache. Die Zeitungen erzählten von seinen Taten und die Verbrecher Romane wählten ihn zu ihrem Helden. Daß Conan Dohle ihn zum Beispiel als Vorbild für seinen Professor Moriarth be­nutzte, bezweifle ich keinen Augenblick.

7. Natürlich blieben die Verbrechen Molinas mehrere Jahre unentdeckt, aber schließlich kam der Tag, wo das Gesetz ihn forderte. Drei Jahre währte der Kampf zwischen ihm und der Polizei, an dem sich außer mir zehn Detektives aus London, Paris, Berlin und Madrid beteiligten und der das halbe Europa als Schauplatz hatte. Und bedrohten wir das Leben Molinas, so machte er dafür das unsrige so unsicher wie möglich. Vier von uns büßten ihr Leben dabei ein, aber zuletzt schlug die Stunde des Verbrechers. In einer stürmischen Nacht, als er, als Weib verkleidet, versuchte, von Dover nach Calais zu gelangen, fiel er in meine Hände.

8. Nach kurzer Zeit wurde er überführt, zwölf schwere Ver­brechen begangen zu haben, und zum Tode verurteilt. Er hörte sein Urteil mit der größten Gemütsruhe an. Dann aber wandte er sich mit einem bösen, teuflischen Lächeln dem Zeugen­raume zu, wo ich stand, drohte mir mit der Faust und rief mit seiner klanglosen heiseren Stimme: -„Du Bluthund: hast mich an den Galgen gebracht! Ich werde dich aber nicht vergessen selbst aus der Hölle werde ich heraufsteigen und mich an dir rächen!"

9. Im nächsten Augenblick wand er sich in Wutkrämpfen am Boden und wurde in seine Zelle zurückgebracht.

10. An demselben Abend reiste ich nach der Schweiz, um mich in einem abgelegenen Hotel in der Nähe von Luzern von den Strapazen der letzten Zeit zu erholen.

11. Hugo Molinas Hinrichtung sollte am 5. November 1849 stattfinden. Am 4. November hatte ich mit mehreren anderen Gästen des Hotels einen weiten Ausflug gemacht, von dem ich abends sehr spät und müde heimkehrte. Ich zog mich gleich in mein Zimmer zurück, aber es ging mir, wie es oft denen geht, die übermüde sind: ich konnte nicht einschlafen. Nachdem ich mich ungefähr zwei Stunden ruhelos im Bette umhergewälzt hatte, stand ich wieder auf, zog meinen Schlafrock an, nahm eine Zigarre und fing an, einen interessanten Roman zu lesen.

12. Ich muß hier bemerken, daß ich keinen Augenblick an Hugo Molina dachte. Zur Beruhigung meiner Nerven las ich keine Zeitungen, wußte kaum welches Datum wir hatten und hatte vollständig vergessen, daß Molina in dieser Nacht seinen letzten Schlaf in dieser Welt schlief. Nachdem ich einige Stunden ge­lesen hatte, wollte ich wieder zu Bett gehen. Ich legte mein Buch fort, erhob mich von meinem bequemen Lehnstuhl und war im Begriffe, meine Lampe auszulöschen (es war noch ein altmodisches Hotel, in welchem es weder Gas noch elektrisches Licht gab), als etwas merkwürdiges meine Aufmerksamkeit fesselte.

13. Ich war nicht allein. An die Tür gelehnt stand eine ält­liche Frau da. Mit einem Ausrufe des Erstaunens erhob ich die Lampe, um zu sehen, wer es war und um nach dem Grunde dieses, milde gesagt, unkonventionellen Besuches zu fragen. Mir war es, als hätte ich die Frau schon früher gesehen und ich war eben im Begriffe sie anzureden, als ich eine Entdeckung machte, bei der ich zurücktaumelte und beinahe die Lampe fallen ließ. Die Gestalt, welcher ich gegenüberstand, war Hugo Molina in derselben Verkleidung, in welcher ich ihn verhaftet hatte. Obgleich ich über sein plötzliches Erscheinen erschrak, überraschte es mich doch keineswegs.

14. Die dreijährige Jagd nach Hugo Molina hatte mir ge­zeigt, wozu er fähig war. Ich erinnere mich, daß ich selbst vor meiner Abreise aus London zu einem Journalisten gesagt hatte, es würde mich garnicht Wundern, wenn Molina, selbst wenn er schon auf dem Schafott festgebunden wäre, sich mit seiner satanischen Schlauheit noch wieder aus dem Rachen des Löwen befreien würde.

15. Ich faßte mich schnell, stellte die Lampe auf den Tisch und beobachtete gespannt Hugo Molinas Bewegungen.

16. Er näherte sich mir langsam und dabei hatte ich das Ge­fühl, als ginge eine Verwandlung mit mir vor. Es war, als wäre ich plötzlich einem sonderbaren magnetischen Einflüsse unterworfen, der mich lähmte. Ich stand wie festgewurzelt, unfähig ein Glied zu rühren oder einen Ton von mir zu geben. Hugo Molina kam immer näher. Im Scheine der Lampe sah ich deutlich sein Gesicht in seiner unheimlichen, bleichen Bos­heit: Seine Augen glühten ebenso gehässig und unheilverkün­dend, wie an dem Tage, als er mir im Gerichtssaale seinen Fluch zugeschleudert hatte, und dasselbe grausame diabolische Lächeln verzog seine Lippen. Wie er jetzt langsam — langsam auf mich zuglitt, fühlte ich mich von einem so namenlosen Ent­setzen ergriffen, wie ich es früher und später nie wieder emp­funden habe.

17. Ein tiefes Schweigen herrschte. Jetzt trennte uns nur noch ein Schritt. Dann streckte er langsam seine Hände nach mir aus, lange, sehnige, blutlose, beinahe durchsichtige Hände, deren Finger sich krümmten. Im nächsten Augenblick umfaß­ten sie meinen Hals und ich hatte ein Gefühl, als ob ein Strom von Eis meinen Körper durchfurch.

18. Gleichzeitig war aber auch der Zauber gebrochen, der mich bis dahin gelähmt hatte. Ich konnte meine Glieder wieder gebrauchen und suchte mit aller Kraft meinen Feind abzuschütteln. Es gelang mir indessen nicht. Sein kleiner schmächtiger Körper schien übernatürliche Kräfte zu besitzen. Ich riß an seinen Fingern, die wie ein eiserner Ring meinen Hals umklammerten, schlug ihn mit der Faust in das Gesicht und versetzte ihm Stöße, wo ich ihn treffen konnte, aber er zeigte keine Spur von Schmerz, sein grausames, spöttisches Lächeln schien sich nur zu verstärken.

19. Langsam schwanden meine Kräfte, alles drehte sich vor meinen Augen und ich fühlte, wie ich mich langsam dem letzten Stadium der Erstickung näherte. Kein Laut kam über Hugo Molinas Lippen, aber in seinen Augen, auf seinen Lippen und in seinem Lächeln las ich den Sinn der Worte, die er mir bei der Verkündigung seines Todesurteils zugerufen hatte: „Du, Bluthund hast, mich an den Galgen gebracht. Aber ich vergesse Dich nicht. Selbst aus der Hölle werde ich herauf­steigen, um mich an Dir zu rächen."

20. Mit einem gurgelnden Stöhnen sank ich in die Kniee. Das letzte was ich sah, war das triumphierende Lächeln be­friedigter Rachsucht, mit dem Hugo Molina sich über mich herabbeugte, während seine Finger wie eiserne Ringe mit tät­lichem, unversöhnlichem Griffe meine Kehle umspannt hielten. Dann wurde alles dunkel.

21. Als ich wieder zur Besinnung kam, war es Heller Tag. Ich war allerdings schwindlich und hatte Halsschmerzen, aber da meine Tür und die Fenster von inwendig verschlossen wa­ren, war ich schon geneigt das Ereignis der Nacht für ein bö­ses Alpdrücken zu halten. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir jedoch die tiefen, blutunterlau­fenen Spuren von Hugo Molinas Fingern. Ich fühlte mich so krank und elend, daß ich einen Arzt zu Rate ziehen mußte.

22. Ich machte dem Wirte Mitteilung von meinen: nächt­lichen Erlebnis, aber weder er noch seine Gäste oder die Diener­schaft hatten etwas Ungewöhnliches gehört, und es blieb ein Rätsel, wie der Schurke durch verschlossene Türen und Fenster zu mir gelangt war. Während die lokale Polizei sich ver­gebens bemühte, die Sache aufzuklären, schickte ich einen Be­richt nach London. Als Antwort darauf sandte mein Chef aus Scotland Yard mir folgendes Telegramm: „Ja, Hugo Molina entwischte dem Arme der Gerechtigkeit. Als man ihm am Mor­gen der Hinrichtung wecken wollte, fand man ihn tot in seiner Zelle. Ein Herzschlag hatte in der Nacht seinem Leben ein Ende gemacht."»

 

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Kap. 126

Der boshafte verstorbene Ehemann

 

[M. Donath, m Gr.-K. 1897]:

1. „In dem Orte C., den ich alljährlich besuchte, bat mich eine Frau, deren Mann vor kurzem gestorben war, ich möchte bei ihr übernachten, da ihr so bange sei. Und ich willigte ein.

2. Ich schlief in demselben Zimmer, wo die Frau lag, die, nebenbei gesagt, sehr schwerhörig war. Mitten in der Nacht Wachte ich auf und sah zu meinem Entsetzen vor meinem Bette eine geisterhafte Gestalt stehen, in der ich den vor einigen Wochen verstorbenen Mann der Witwe erkannte. Die Er­scheinung fing an, mich entsetzlich zu würgen, so daß ich gar nicht um Hilfe schreien konnte. Hierauf verschwand die Ge­stalt, doch behielt ich es mir vor, diese Begebenheiten erst früh der Frau zu erzählen; denn schlafen konnte ich absolut nicht mehr.

3. Früh sagte ich der Witwe, daß ich bei ihr nicht mehr schla­fen könne, verschwieg jedoch das nächtliche Ereignis. Als sie mich nach dem „warum" fragte, machte ich ihr Vorwürfe, daß sie dem Begräbnis ihres Mannes, welcher in einer andern Stadt gestorben und beerdigt wurde, nicht beigewohnt habe, trotzdem es ihr möglich war und ihre pekuniären Verhältnisse es auch erlaubt hätten. Auf meine Reden erwiderte sie ge­reizt, warum ich ihr diese Vorwürfe mache, da alles doch vor­über sei, bat mich jedoch, daß ich wieder bei ihr übernachten möge, was ich unter der Bedingung zusagte, wenn sie mir nicht mehr in demselben Bett das Lager bereiten würde, sondern auf einen im selben Gemache befindlichen Divan, was sie mir auch versprach.

4. In der Nacht erwachte ich abermals und sah zu meinem Entsetzen vor meinem Lager jene Geistererscheinung von gestern, den Mann der Witwe stehen; diesmal hat sie mich nicht gewürgt, sondern zwickte mich so stark in die Hand, daß ich laut aufschrie und dadurch auch die schwerhörige Frau auf- weckte, die mich fragte, ob ich nicht geschrieen habe. Ich be­jahte, versprach ihr jedoch erst bei Anbruch des Tages alles zu erzählen. (Er tat es aus höllischer Bosheit.)

5 Am Morgen habe ich ihr meine Erlebnisse in den ver­gangenen zwei Nächten mitgeteilt und meine Ansicht, daß sich der Geist ihres Mannes wohl in der Person geirrt habe und wahrscheinlich ihr zu Leibe gehen wollte, weil sie ein schlechtes Leben mit ihm geführt habe und nicht zu seinem Begräbnis gefahren sei.

6. Natürlich habe ich nicht mehr in diesem unheimlichen Hause geschlafen; zur Erinnerung an die zweite Nacht hatte ich auf der gezwickten Hand lange Zeit einen roten Fleck, ein deutlicher Beweis, daß das ganze kein Traum gewesen ist.

*

[parla Schumi]:

7. Dies die Erzählung einer Frau, die, absolut einer Lüge unfähig ist. Und was hätte die 70 jährige Greisin für ein Jnteresse daran?!    

 

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Kap. 127

Die meiste irrrd schmarxe Dame

Big Ben, das „Weiße-Frau-Gespenst" vom Westminster - Palast

                                                                                                                                         -

[Lady Shartow, 1912, Sept. - Zeitschrift für Spiritismus ]:

1. Big Ben wird die Uhr, es soll die größte Uhr der Welt sein, an einem der Türme des englischen Parlamentsgebäu­des des „Westminster" in London genannt, auf deren Schlagen hin die Abgeordneten zu ihren Beratungen zusammenkommen.

2. Der Volksmund hat das Gespenst, das sich regelmäßig zeigte beim Tode eines Mitgliedes der englischen königlichen Familie, ganz so wie ein derartiges Gespenst im Berliner Schloß unter dem Namen der Weißen Frau bekannt ist, nach der Uhr Big Ben getauft. Das Gespenst tritt auf in der Erscheinung eines alten, weißhaarigen Bottsmannes, der plötzlich gegen­über der Westminster Abtei erscheint, in einem schwarzen Rachen aufrecht stehend quer über die Themse rudert. Die älteste Chronik, die über dieses Gespenst berichtet, meldet dessen Erscheinen kurz vor dem Tode des Königs Heinrich VII., Tudor, 1485-1509. Nach 78 Jahren wurde das Gespenst wiederum gesehen und zwar wenige Tage vor der Hinrichtung Maria Stuarts. Der bekannte englische Dichter Sweat hat ausführlich hierüber geschrieben, Augenzeugen mit Namen angeführt und an Hand der Erscheinung die Rechtmäßigkeit der Ansprüche dieser unglücklichen Königin bewiesen, während beim Tode der Königin Elisabeth, die bekanntlich ihre Geg­nerin hat enthaupten lassen, das Gespenst nicht aufgetaucht ist, was als übernatürlicher Beweis betrachtet wurde, daß Elisa­beth kein echtes Mitglied des Könighauses war.

3. In neuerer Zeit hat sich Big Ben beim Tode des Prinz­gemahls am 13. Dezember 1861 gezeigt, ferner am 13. De­zember 1878 beim Tode der Prinzessin Alice und am 13. Ja­nuar 1901 kurz vor dem Tode der Königin Viktoria, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, daß die Uhr Big Ben in dem Momente, als die Königin starb, ohne Anlaß stehen blieb. Londoner Zeitungen berichteten, daß das Gespenst zuletzt vor dem Tode König Eduards VII. gesehen wurde und zwar von zwei Deutschen, die am 5. Mai von einem Ruderausfluge nach Hause zurückkehrten und Westminster passierten. In der Dunkelheit sahen sie auf einmal ein gespenstiges Fahrzeug, das von einem weißhaarigen, schwarzgekleideten Manne gefahren wurde, gegenüber der Abtei auftauchen und auf sie loszusteuern schien. Auf ihr Rufen hin erhielten sie keine Antwort, und von plötzlicher Furcht beseelt, fuhren sie schleunigst in großem Bogen weiter. Als sie ihr Erlebnis später im Freundeskreise erzählten, lispelten die bleichen Lippen der Engländer: „Big Ben hat sich gezeigt." Zwei Tage später war der König tot.

 

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Kap. 128

Eine seltsame Erscheinung

 

1. In dem Haus-Archiv der Hohenzollern[30] eine merkwürdige Urkunde aufbewahrt ist; sie wurde seinerzeit diesem auf besonderen Wunsch des Kaisers Friedrich III. einverleibt. Der Inhalt des Dokumentes ist nach dem „Russischen Archchiv" folgender:

2. «Im Jahre 1806 war ein Graf Nostitz Adjutant des Prin­zen Louis Ferdinand von Preußen. Am Tage vor der Schlacht bei Saalfeld befand sich der Prinz mit seinen Offizieren auf dem Schlosse des Fürsten von Schwarzburg-Nudolfstadt. Am Abend war man in einem Saale des Schlosses versammelt. Der Prinz war von dem Gedanken an einen baldigen Zusam­menstoß mit den Truppen Napoleons entzückt. Als die Uhr zwölf schlug, wandte sich der Prinz an den Grafen Nostitz und sagte:

3. „Wie fühle ich mich heute glücklich! Unser Schiff ist end­lich auf hoher See; der Wind ist günstig." Kaum hatte der Prinz so gesprochen, als der Graf zu seinem unbeschreiblichen Erstaunen bemerkte, daß der Prinz erblaßte, sofort empor- sprang, mit der Hand einmal über die Augen fuhr, den Kan­delaber ergriff und auf den Gang hinausstürzte, der zur Wachtstube führte. Graf Nostitz folgte und sah, wie der Prinz in dem dunklen Gange eine Weiße Erscheinung verfolgte, die plötzlich durch die Wand verschwand.

4. Der Prinz untersuchte die Wand; es war keine Öffnung zu entdecken. AIs der Prinz hinter sich Schritte im Gange vernahm, wandte er sich um und sagte zum Grafen Nostitz: „Hast Du gesehen, Nostitz?" – „Ja, Hoheit," antwortete der Graf, „ich sah es." – „So war es doch weder ein Traum noch ein Hirngespinst!" rief der Prinz aus. Es war aber noch ein dritter Zeuge zugegen: die Schildwache, welche erklärte, daß eine Gestalt, in einen Weißen Mantel gehüllt, vorbeigekommen sei, er (der Soldats) habe sie passieren lassen, da er gemeint habe, es sei ein sächsischer Kavallerie-Offizier.

5. Der Gang hatte indes nur zwei Ausgänge, nach der Wachtstube und nach dem Saal, wo der Prinz und seine Offiziere sich aufhielten. Die Erscheinung hatte auf den Prinzen einen tiefen Eindruck gemacht; er sagte dem Grafen, daß er die Erscheinung als ein böses Omen ansehe, denn die „weiße Dame" zeige sich nur, „wenn einem Hohenzollern ein gewalt­samer Tod bevorstehe. Am nächsten Tage folgte die Schlacht bei Saalfeld. Als die preußischen Truppen in die Flucht ge­schlagen waren, sahen Prinz Louis Ferdinand und Graf Nostitz wiederum die „Weiße Dame"; sie stand auf einem Hügel und rang die Hände wie in Verzweiflung. Graf Nostitz spornte sein Pferd und sprengte die Höhe hinauf, aber die Erscheinung schwand plötzlich.

6. Wenige Augenblicke später erhielt Prinz Louis Ferdinand bei einem Angriff der französischen Reiterei die Todeswunde; Graf N. versuchte den Prinzen in Sicherheit zu bringen, wurde aber gleichfalls verwundet und sank bewußtlos zu Boden. „Er hat", so besagt die Urkunde, „Zeit seines Lebens nur seinem Sohne Mitteilung über diesen Vorfall gemacht und ihm Still­schweigen über das Geheimnis auferlegt." Wie der jüngere Graf N. versichert, war sein Vater keineswegs abergläubisch. Er schließt seine Mitteilungen mit den Worten Hamlet's: „Daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gebe, von denen sich un­sere Schulweisheit nichts träumen lasse."»

 

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Kap. 129

Die weiße Dame des Hohenzollernhauses

 

1. Bekanntlich ist die Erscheinung von Weißen Frauen in mehreren Schlössern (Berlin, Bayreuth, Orlamünde, Wien) beobachtet und ziemlich viel besprochen worden. Herr G. Malet schrieb über Weiße Damen-Erscheinungen im allgemeinen und brächte über das Vorkommen derselben im Hohenzollernhause nur folgendes:

2. «Die weiße Frau der Hohenzollern, die Erscheinung einer im 15. Jahrhundert verstorbenen Prinzessin Bertha von Rosenberg, ist weniger von angenehmem Aussehen, bietet aber auch keinen so schreckenerregenden Anblick wie die der Habs­burger. Wenn ihr Auftreten einen Todesfall ankündigt, so klirrt sie mit dem Schlüsselbunde an ihrem Goldgürtel, schüttelt den Kopf und furcht die Stirn. Aber oft trägt sie nur einen Besen in der Hand, dessen leises Rascheln schon genügen würde, die mutigsten Soldaten der königlichen Schloßgarde von ihren Posten zu verjagen».

*

3. Hier können wir noch einige ergänzende Einzelheiten von Interesse anfügen, die der Sache einen historischen Grund ver­leihen:

4. «Der Graf Nostitz, ein Preuße von Geburt, trat 1813 in russische Dienste und starb 1838 als Generaladjutant des Kai­sers Nicolaus I. Sein Sohn, der General im Gefolge des Kaisers Alexander II., ging 1869 mit dem besonderen Auftrage nach Berlin: dem König Wilhelm von Preußen die Insignien des russischen Militärordens vom heiligen Georg zu überrei­chen. Der Kronprinz von Preußen (nachmals Kaiser Frie­drich III.) hatte erfahren, daß der Vater des Gemahls einen Bericht über die Erscheinung einer Weißen Dame vor dem Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen am Morgen seines Todestages (er fiel in der Schlacht bei Saalfeld) verfaßt hatte. Der Kronprinz benutzte die Anwesenheit des Generals Nostitz in Berlin, um ihn um Mitteilung dieses Schriftstückes zu ersu­chen, welchem Wunsch der Graf sogleich nach seiner Rückkehr nach Rußland entsprochen hat, wie der folgende Dankesbrief bezeugt, den der Kronprinz an ihn richtete.

*

Potsdam, 11. Juni 1870

„Mein lieber Graf! – Haben Sie aufrichtigen Dank für die Aufmerksamkeit, mir den Auszug aus den Memoiren Ihres verewigten Va­ters, des Generaladjutanten Graf Nostitz, zuzusenden, gemäß Ihrem Versprechen bei Ihrem Aufenthalte in Berlin. Die Papiere werden unserem Archive einverleibt werden und ein interessantes Dokument bilden, das sich auf einen für unser Haus so denkwürdigen Zeitraum bezieht. Ich bin, mein lieber Graf,

Ihr wohlgeneigter

Friedrich Wilhelm

Kronprinz von Preußen.“

 

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Kap. 130

Das Geheimnis der „Meißen Frau" gelöst

 

Ist gelöst; eine „Seherin", Frau M., hat die Schleier zerrissen, die es umgaben. Ein Anhänger der Hellseherin schreibt uns: „Der hiesigen Clairvoyante M., die sich im Gegensatz zu der den Lesern aus früheren Äußerungen bekannten „animistisch" angehauchten Seherin Madame Fernem speziell mit „Geister­seherei" befaßt und viel unter den Spiritisten von sich reden macht, ist es gelungen, das Geheimnis, welches die „weiße Frau" umschleiert, aufzudecken. Man höre die wunderbare Offenbarung der Hellsehenden: „Die weiße Frau", die in den hohenzöllernschen Schlössern umgeht, ist keine Gräfin von Orlamünde; sie ist überhaupt keine Frau: die Weiße Dame markiert der Kurfürst Joachim, der in Spandau zur Reformation übergetreten ist. Joachim wäre sie schon erschie­nen, hat man gesagt, — nein, er selbst ist es. Er ist herum­gegangen als eine Frau in seinem Wohnsitz. Als Geist läßt er sich im ganzen 500 Jahre sehen. — Ich sah die Weiße Frau die Treppe heraufhuschen. Da sagte mein kleiner Hausgeist zu mir:

„Sieh dir mal Joachim an!" und ich sah, daß die Ge­stalt, die bekanntlich immer mit verdecktem Untergesicht er­schienen ist, ein Mann, als Frau verkleidet, war. Es wird gar nicht lange dauern, dann wird er wiederkommen, weil etwas besonderes passieren wird. Als er noch lebte, ist sein Astralleib schon so gekommen. Er mußte und muß so erscheinen. Man wird die „Weiße Frau" nie fassen, weil sie eben geistig ist.»

*

[Schumis Kommentar]:

Wir entnehmen obige Mitteilung dein „Berliner Tage­blatte" vom 19. Nov. 1905 mit dem Bemerken, daß das in der­selben genannte „spiritistische Medium" — wie uns Herr Frédéric Godefroy wissen läßt — mit dem gleichfalls darin erwähnten „animistischen Medium Fernem" identisch ist. Letztere, dem größten Teil des Publikums als Clairvoyante, Prophetin und Medium für animistische Kundgebungen be­kannt, wolle man nicht in den Tageszeitungen mit der spiriti­stischen Fernern, Medium M., identifiziert wissen. Mit an­dern Worten, man scheut sich noch, die spiritistische Seite eines Mediums anzuerkennen, das infolge seiner animistischen Phänomene weit und breit Anerkennung fand.

 

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Kap. 131

Dte meiste Dame[31] im Schlosse zu Berlin im Jahre 1888

 

[Originalbeitrag von Ostner - Zeitschrift für Spiritismus 1898]:

1. «Ich gehörte einige Jahre der Berliner Schutzmannschaft an und war über zwei Jahre lang Mitglied des „Stehklubs". Stehklub wurde scherzweise diejenige Mannschaft des 2. Po­lizei-Reviers genannt, welche vorzugsweise die Palaisposten zu besetzen hatte. Es standen folgende Posten am Palais: am eisernen Tor, am (historischen) Eckfenster, am Denkmal Fried­richs des Großen, an der Bibliothek und am Hinteren Aus­gangstor in der Behrenstraße. Jeder Schutzmann mußte jeden 3. Tag. der Nachtdiensttour, von 24 Stunden 12 auf Posten zubringen.

2. In der Nacht mußten sich zwei Schutzmänner im inneren Hof, ein von hohen Gebäuden eingeschlossener, wohlgepflegter Garten, nach welchem hinaus das Schlafgemach des verstorbenen Kaiser Wilhelms I. ging, aufhalten. Um nun die Nachtruhe des Kaisers nicht zu stören, wurden früher große Filzschuhe geliefert, welche über den Stiefeln zu tragen waren und das Knirschen des Kieses der Wege dämpfen sollten. Mit der Zeit werden solche Schuhe natürlich schlecht und unbrauchbar und verschwinden schließlich ganz von der Bildfläche. Ich habe sie jedenfalls nicht mehr gesehen, mir wurde die Geschichte der Filzschuhe bei der ersten Übernahme dieses Postens nur er­zählt; erneuert wurden die Schuhe auch nicht.

3. Der einzige Weg nach dem inneren Hof, welcher unver­schlossen war, führte durch den Holzstall. (Im Palais wurde nur mit Birkenholz geheizt). Den Schlüssel hatte der hier diensttuende Schutzmann. Da es nun keine Filzschuhe mehr gab, blieb der Schutzmann im Holzstall. Die Außentür wurde von innen verschlossen und die Tür nach dem inneren Hof ge­öffnet. Es ist auch vorgekommen, daß diese Tür verschlossen war und verschlossen blieb, weil man sich an niemanden, der vor­gerückten Zeit wegen, wenden konnte. Die ganze Nacht wurde in zwei Teile geteilt, sodaß man, wenn ich mich recht besinne, 5 Stunden hintereinander im Holzstall auf und abging, oder sich auf die direkt bei der Tür angebrachte Bank nieder­ließ, sich furchtbar langweilte und öfters auch mit dem Schlaf kämpfte.

4. Auf Posten soll und darf man nicht schlafen, und wir waren alle alt genug, um das einzusehen. Im Winter war es natürlich furchtbar kalt im Holzstall, und wir hätten den Posten sehr gut in bestimmte kleinere Touren teilen können, wenn andererseits die längere Ruhezeit auf der Wache nicht gewesen wäre. War in solchen Nächten die Ruhe der Wache nicht durch lärmende Arrestanten gestört worden, so hatte man einen schönen, freien Tag vor sich, den man einmal voll ausnutzen konnte.

5. Im Winter 1888, als ich einmal die erste Nummer dieses Postens hatte, das Datum kann ich nicht mehr angeben, war es im Holzstall wie gewöhnlich recht kalt, feucht und un­freundlich. Die Tür nach dem inneren Hof war verschlossen, doch steckte der Schlüssel im Schloß. Ich öffnete und sah in den Garten, welcher ganz mit Schnee bedeckt war, verschloß den­selben wieder und setzte mich auf die Bank. Lange konnte man das Sitzen nicht aushalten; ich ging daher im Holzstall auf und ab und sah durch das Fenster der Tür, wenn ich dort ankam.

6. Ich fror und langweilte mich recht sehr und ärgerte mich über mich selbst, daß ich so ungenügsam war. Die einzige Lampe, eine Öllampe, wie sie als Sicherheitslampen auf Theatertreppen hängen, erhellte den Raum nur spärlich. Die Lampe hing an einem hölzernen Vorbau, in welchem sich eine unverschlossene Türe befand; durch dieselbe konnte man in die unteren Räume des Palais gelangen. Infolge dieses Vorbaues entstand ein danebenliegender Raum, den kein Licht­strahl traf und in welchem zur Zeit das Holz ausgeräumt war. Ein Klotz und ein Brett hatte ich hier liegen sehen. Nachdem ich längere Zeit im Holzstall auf und ab gewandelt war, legte ich das höchstens 25 cm breite Brett mit dem einen Ende aus den Klotz und mich selber auf das Brett und fror weiter. An­dere Bequemlichkeiten gestattete ich mir nicht, ich hatte umgeschnallt, den Paletot von oben bis unten zugeknöpft, den Helm auf dem Kopfe und die Schuppenketten unter dem Kinn und sah zur schwarzen Decke empor. Bewegen konnte ich mich nicht weiter, weil ich die Hände in die Paletotärmel gesteckt und so einen Muff gebildet hatte; ich wäre sonst von dem schmalen Brett in Staub und Sägespäne gerollt. Nun bin ich doch trotz Ärger und Frost und wider meinen Willen in einen un­ruhigen Schlaf verfallen, denn anders läßt sich der folgende Vorgang nicht erklären. Die Tür zum Garten ging auf, und obgleich ich von meinem Brett die Tür gar nicht sehen konnte, sah ich doch, daß eine Frauengestalt in weißem, altmodischen Kleide die wenigen Stufen herunterstieg und langsam auf mich zu kam. Ick) konnte sie ganz deutlich sehen und dachte in demselben Augenblick: die sieht so ähnlich aus, wie die Königin Louise auf dem Bilde, auf welchem sie von einer Treppe her- untergeht. Der fliegende Schleier fehlte, es war ein einfacher, weißer Anzug mit hoher Taille.

7. Als sie vor mir stand, bemerkte ich noch, daß das Gesicht doch älter und vergrämter aussah, als wie auf dem erwähnten Bilde.

8. Ich habe mich nicht gefürchtet, aber es war mir furchtbar fatal, daß mich jemand überraschen mußte: „Was sollte die Frau von mir denken, wenn sie mich hier Posten liegen sah?“

9. Ich wollte mich immer erheben und mich entschuldigen, aber ich konnte nicht hochkommen, trotzdem glaubte ich, wach zu sein[32] Der ganze Holzstall war wie vom Mondschein erleuchtet, welches Licht offenbar von der offenstehenden Garten­tür kam.

10. Die Frau sah mich mit so recht traurigem Gesicht an, und ich mußte immer noch still liegen bleiben. Die Situation wirkte so beschämend auf mich, daß ich endlich alle meine Kräfte zusammen nahm, um mich aufzurichten, was diesmal gelang. Da die Erscheinung einen vornehmen Eindruck machte, dachte ich nicht einen Augenblick an eine Spitzbüberei oder dergl., sondern ich wollte mich wegen meiner Bummelei entschuldigen und dann aber auch fragen, wie sie in den verschlossenen Gar­ten gelangen konnte. So standen wir uns gegenüber, bis ich zu sprechen anfing. Beim ersten Laut floß die Gestalt aus­einander. Es war wieder dämmerig im Holzstall und als ich mich schnell nach der Gartentür wandte, war diese verschlossen und der Schlüssel steckte im Schloß wie früher. Ich sah nach der Uhr, es waren, wenn ich mich recht besinne, wenige Minu­ten über 1 Uhr. Hierdurch konnte ich feststellen, daß ich nicht lange auf dem Brett gelegen.

11. Na, gefürchtet habe ich mich auch jetzt nicht, denn die ganze Geschichte hatte nichts furchterregendes an sich; auf das Brett habe ich mich natürlich auch nicht wieder gelegt.

12. Ob ich aber geschlafen habe oder nicht, konnte ich nicht feststellen; die Gewißheit, nicht geschlafen zu haben, hatte ich, und doch, munter konnte ich nicht gewesen sein, sonst würde ich mich anders benommen haben.

13. Fremde, mir unbekannte Personen, dürfen doch Nachts meinen Posten nicht passieren.

14. Auf der Wache sagte ich in dieser Nacht nichts davon; denn schließlich konnte ich ausgelacht werden.

15. Nach dem Nachtdienst folgte eine freie Zeit von 24 Stun­den, dann begann der Tagesdienst wieder.

16. Als wir an diesem Tage auf der Wache beim Frühstück saßen, kam das Gespräch auf die Vorgänge des letzten Nacht­dienstes, und ich erzählte hierbei einigen der nächstsitzenden Kollegen auch mein Erlebnis.

17. Ich setzte zum Schluß noch hinzu, vielleicht sei die Er­schienene die sogenannte „weiße Dame" gewesen.

18. Ein älterer Kollege, welcher mit vielen der unteren Be­diensteten des Palais befreundet war, und daher auch dies und jenes erfuhr, was uns nicht direkt etwas anging (er ist nun auch bereits verstorben), machte ein ernsthaftes Gesicht und sagte ungefähr folgendes: „Lieber Kamerad, was Sie eben sagten, bleibt unter uns, der alte Herr ist nicht recht, wie ich gehört habe, und man weiß nicht, was sich gerade in dieser Zeit durch solche Reden entspinnen kann."

19. Wir wunderten uns; von einer Krankheit des alten Herrn hatte wie gewöhnlich nur dieser Kollege Kenntnis. (Wenn wir unter uns waren, wurde Kaiser Wilhelm, den wir alle hoch verehrten, meist „der alte Herr" genannt.) Wir haben ge­schwiegen, mir wollte es allerdings nicht einleuchten, an diese Geschichte schwerwiegende Ereignisse zu knüpfen.

20. Der Kaiser hat sich jedoch seit dieser Zeit nicht wieder er­holt und ist auch bald darauf verschieden. Und als es auch mir vergönnt war, am Sterbebett einen Augenblick zu stehen, um Abschied zu nehmen vom „alten Herrn", den ich so oft lebend und gesund gesehen, war ich sehr wehmütig und an­dächtig gestimmt, auch die Erscheinung — oder der Traum — kam mir in den Sinn.

21. Wenn es die „weiße Dame" war, welche den Tod verkündet, warum hatte sie gerade mich ausersehen, um sich zu zeigen, wußte sie, daß ich mich nicht vor ihr fürchten würde und daß ich verschwiegen sei?»

22. Wenn nun auch alles noch so natürlich wie möglich an­genommen wird, so muß doch die Tatsache auffallen, daß die „Erscheinung" gerade dann von mir „gesehen" wurde, als unser Kaiser krank wurde, um sich nicht wieder zu erholen.

 

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Kap. 132

Die „weiße Frau"

 

(Zeitschrift für Spiritismus, 1900)

[Von Ottokar Tann-Bergler - Verlag von Philipp Reclam jr. Alt Wiener-Ränke]:

1. «Am 17. Februar des Jahres 1790 herrschte in der Hof­burg zu Wien maßlose Aufregung. Erzherzogin Elisabeth, Joseph des Zweiten[33] Nichte, war, erst zweiundzwanzigjährig, bei der Geburt des Kindes, an das der Monarch so große Hoffnungen geknüpft, gestorben, und keiner von den Höflingen, ja nicht einmal sein Neffe Erzherzog Franz, der Gemahl der Verblichenen, fand den Mut, dem totkranken Kaiser die Trauerkunde zu überbringen, denn man befürchtete allgemein, daß dadurch seine Auflösung jäh herbeigeführt werden könnte.

2. Endlich gab des Kaisers vertrauter Ratgeber und Freund Graf von Rosenberg seine Bereitwilligkeit kund, sich der schweren Aufgabe zu entledigen. Die Leibärzte, die Doktoren von Störck und Brambilla, wurden angewiesen, in einem Ne­benzimmer bereit zu sein für den vorauszusehenden Fall, daß man ihrer bedürfen werde, und um 8 Uhr morgens begab sich der Graf beklommenen Herzens in das Zimmer des Kaisers, um ihn von dem Geschehenen in Kenntnis zu setzen.

3. Joseph der Zweite, obwohl von der heimtückischen ver­zehrenden Krankheit körperlich bereits aus das furchtbarste entkräftet, hatte von dem tapferen festen Sinn, der ihn aus- zeichnete, noch nicht das geringste eingebüßt. Gefaßt und stark vernahm er die Botschaft, die schmerzlichste, welche man ihm je hatte überbringen können.

4. Der Kaiser preßte das Antlitz in die schmalen, weißen Hände und rief nach einer Weile mit rauher, fast tonloser Stimme aus: „Und ich lebe noch! Herr, Dein Wille geschehe!". Er traf die Anordnungen für das Leichenbegängnis der Erzherzogin, wobei er durch feinen Schwächezustand, durch Atemnot und Hustenanfälle gezwungen wurde, mehrere Male Pausen im Gespräch eintreten zu lassen. Schließlich fügte er, fast wie im Scherze, hinzu, daß man den Leichnam seiner Nichte nicht, wie üblich, drei Tage in der Hofburgkapelle aus­stellen könne, weil der Körper der Prinzessin dem seinigen Platz machen müsse, und verabschiedete sich hierauf, mit dem Bedeuten, man möge ihm die Sekretäre schicken, da er wichtige und unaufschiebbare Arbeiten zu erledigen habe, von dem Grafen Rosenberg, der, im Innersten erschüttert, das Gemach verließ.

5. Inzwischen hatte, vermutlich von der Hofburg aus, ein Gerücht in der Stadt seinen Einzug gehalten, welches das Entsetzen über den plötzlichen Tod der hochverehrten Erzherzogin und die Angst und Sorge über den wie allbekannt sehr bedenklichen Zustand des Monarchen in dem abergläubischen Teile der Bevölkerung noch zu erhöhen wohl geeignet erschien.

6. Die „Weiße Frau", das unheimliche, totkündende Gespenst der Habsburger, so hieß es, habe sich in der verwichenen Nacht wieder gezeigt.

7. Es konnte nicht verfehlen, daß dieses Gerede, ausge­schmückt und mit allerlei gruseliger Zutat versehen, wieder den Weg in die Kaiserburg zurückfand, und am Nachmittag, man erfuhr nicht durch wen, wußte auch bereits der leidende Monarch um dasselbe.

8. Joseph II., dieser fanatische Gegner alles Aberglaubens, geriet in lebhaften Ärger. Er erhob sich mit der ihm eigenen Raschheit von dem Lehnstuhl und erteilte den Befehl, den Kommandanten der Haschiere, die den Dienst in den Korri­doren und äußeren Gemächern der Burg zu besorgen hatten, Herbeizurufen. Wenige Minuten darnach war der Verlangte zur Stelle.

9. Der Kaiser hielt ihm vor, was man sich in der Stadt zu- raune, und fragte ihn, ob er wisse, auf welche Art die müßige und einfältige Kunde entstanden sein könne; er forderte den Offizier auf, die volle Wahrheit zu bekennen.

10. „Majestät," erwiderte der Gefragte verlegen, „das Ge­wäsch dürfte ganz einfache Erklärung haben. Der Mann, der heute nachts von zwölf bis eins im Kontrollorgang Dienst hätte halten sollen, wurde unwohl und kam deshalb auf die Wachstube.“

11. „Er wird dieser Angelegenheit weiter nachforschen und mir morgen Bericht erstatten. Der Mann soll entsprechend bestraft werden, wenn er nicht imstande ist, sich zu recht­fertigen."

12. „Zu Befehl, Majestät."

13. „Damit aber dem Gespenst," fuhr der Kaiser in seiner Rede fort, „die Lust an ferneren nächtlichen Spaziergänger! verleidet werde, so wollen wir heute nachts auf jenen verdäch­tigen und gefährlichen Posten einen Mann stellen, der etwas herzhafter ist."

14. Der Offizier konnte das Erstaunen, welches die Worte des Monarchen bei ihm hervorbrachten, nicht verbergen, und der Kaiser fuhr, als er dies bemerkte, lächelnd fort:

15. „Ich will es ihm nicht verhehlen, lieber Obristleutnant, daß ich von der Existenz des Geistes vollkommen überzeugt bin, von seiner körperlichen Existenz, und ich würde den Gardisten kaiserlich beschenken, wenn es ihm gelänge, die Spukgestalt beim Kragen zu nehmen und wohlbehalten auf die Wachtstube zu bringen. Das schärfe er dem Mann ein, lieber Obristleutnant; ich mag es nicht leiden, daß das Volk meine Burg für eine Herberge des Geistergesindels hält."

16. Der Obristleutnant ließ den stärksten Mann und verwegensten seiner Leute vor sich rufen, einen Steirer, Mat­thias Zöhrer mit Namen. Auf den konnte er sich ver­lassen, das war ein Kerl, der keinem Handel aus dem Wege zu gehen Pflegte und sei's gleich eine Rauferei mit dem leidigen Gottseibeiuns selber.

17. Wie aus Stein gemeißelt stand der baumlange Recke vor seinem Kommandanten.

18. „Dein Kamerad ist heute nachts wie ein furchtsames Weib vom Posten gelaufen," begann der Offizier, dessen Blicke mit Wohlgefallen auf der riesigen Gestalt des Soldaten ruh­ten, „will einen Geist gesehen haben, …die Memme!"

19. Über das breite Gesicht Zöhrer's zog ein Grinsen, welches Wohl der Furchtsamkeit seines Kameraden galt.

20. „Du fürchtest dich nicht vor Geistern und ihren weißen Linnen?"

21. „Nein, Herr Obristleutnant!"

22. „Willst du heute nachts im Kontrollorgang Wache stehen?"

24. „Jawohl, Herr Obristleutnant!"

25. „Du wirst dem Firlefanz ein Ende machen."

26. „Zu Befehl, Herr Obristleutnant!"

27. „Was sich verdächtiges zeigt, wird festgenommen und auf die Wachstube gebracht auf allerhöchsten Befehl Seiner Maje­stät des Kaisers. Wenn man dir den geringsten Widerstand leistet, so machst du von der Waffe Gebrauch, verstanden?"

28. „Zu Befehl, Herr Obristleutnant!"

29. Der Zöhrer sagte dies freudig und schnell, denn das war so ein Auftrag just nach seinem Gusto. Mit ihm sollte „die weiße Frau" nicht so leichtes Spiel haben, wie mit dem Ha­senfuß.

30. Stramm machte er „Kehrt euch" und marschierte klirrend hinaus, daß der Boden unter seinen Füßen erdröhnte.

31. „Jetzt werden wir dem Spuk auf die Spur kommen," sagte der Offizier zufrieden zu sich selber, „weh demjenigen, der in dieses Riesen Hände fällt. Kann mir schon denken, von welcher Seite der Spaß ausgeht; na, viel Glück, ihr Her­ren, wenn's euch gelüstet, in der heutigen Nacht den Schaber­nack zu wiederholen!"

*

32. Still lag der schwachbeleuchtete lange Gang, und dem Sol­daten, der von 11 Uhr bis znr Mitternachtsstunde hier die Wache zu halten hatte, begann's unheimlicher zu werden, je mehr sich seine Dienststunde dem Ende näherte.

33. Es war so eine eigene Geschichte, und man mußte sich seine Gedanken machen über den Vorfall von der vergangenen Nacht.

34. Totenblaß und schier atemlos war der Kamerad — dem ja auch schon manche Musketenkugel um die Ohren gepfiffen, der furchtlos gegen die Preußen sowie in Ungarn gefochten — in Angstschweiß gebadet zu ihnen in der gestrigen Nacht auf das Wachkommando gekommen, und gruselig und seltsam ge­nug hatte sich der hastige Bericht des sonst so unerschrockenen Soldaten angehört. Wer kann es wissen .... und heute lag richtig eine Leiche im Hause. Die unheilkündende Profezeiung, die nach alter Sage das Erscheinen der „weißen Frau" bedeutet, war also pünktlich eingetroffen.

35. Langsam und mit einer bangen Feierlichkeit erklangen die drei Schläge von 12 Uhr der Burgkapelle durch die schweigende Nacht herüber. Eine Viertelstunde nur mehr bis zu der Zeit, da die Spukgestalten frei werden. Er umfaßt fester die langschäftige Hellebarde, denn es war ihm plötzlich, als habe er in unmittelbarer Nähe hinter sich ein leises Ge­räusch vernommen.

36. Es war nichts! Erleichtert atmete er auf. Aber die Un­ruhe, das Bangen wollte nicht mehr von seiner Seele weichen. Bald war es ihm, als krieche ein Schatten längs der Wand, bald glaubte er wieder langsam schlürfende Schritte zu hören. Ein unheimliches Walten erfüllte diesen Raum. Keiner durfte ihn einen Feigling heißen! Bei Gott: nein! Aber man soll's auch einem Kriegsmann nicht verargen, wenn er sich weg wünscht von dieser Stätte, wo man vor dem Schall der eigenen Schritte erbebt.

37. Alle guten Geister. Was taucht denn dort auf am Ende des Ganges, dessen Dunkelheit die Blicke nicht durchdringt? Er wischte sich mit der Hand über die Augen und machte einige Schritte zurück in unwillkürlicher Abwehrstellung. Da war es wieder verschwunden…

38. Endlich erschollen taktmäßige, schwere Schritte in der Ferne. Gottlob, die Ablösung kommt! Wohlgemut übernahm der Zöhrer den Dienst…

39. Die Glocken der Kirchen verkündeten die Geburtsstunde des neuen Tages, als sich die Wachablösung entfernte; immer schwächer und schwächer hallten die Schritte durch die Gänge, endlich war auch dieses Geräusch verklungen… Grabesstille ringsum…

40. Die Hatschiere warteten in Spannung, aber der Zöhrer kam nicht. Natürlich, das war sa nur eitel Blendwerk der eigenen Einbildungskraft gewesen, was in der vorherigen Nacht den wegen seiner Furchtsamkeit seht viel verspotteten Gardisten in die Flucht geschlagen. Der lange Steirer hin­gegen war ein nüchterner, jeder Phantasterei barer Geselle, der sich vor derartigen Anfechtungen schon gefeit fühlen durfte.

*

41. Als um ein Uhr die Ablösung aufzog, fand man den Zöhrer bleich und regungslos auf den Steinfließen liegen, und zwar ganz rückwärts bei dem Flügelportale der Kammer­kapelle, so daß es den Anschein hatte, als sei er bis an das äußerste Ende des Ganges vor jemandem zurückgewichen. Man hob den Ohnmächtigen empor und trug ihn hinab. – Was mochte da vorgefallen sein? Das erfuhr kein Mensch von ihm.

42. In wilden Fieberphantasien lag der Soldat, den man mit Gurten an das Bett fesseln mußte; denn er gebärdete sich wie ein Tobsüchtiger. Ungestüm warf er sich auf dem Lager hin und her; Schaum trat ihm vor den Mund, und mit weit auf­gerissenen Augen und mit angstvollem Gesichtsausdrucke starrte er unverwandt nach der Tür des Krankenzimmers, wobei er die Hände wie abwehrend vor sich hinstreckte, als wolle er eiir den übrigen unsichtbares etwas von sich entfernt halten. Nur wenige verworrene und halbverständliche Worte kamen über seine Lippen:

43. „Zurück! Fort! Was willst du von mir . . . von mir? Alle guten Geister". Und dann begann er heftig das Vaterunser zu beten, unterbrach sich aber nach einigen Worten wieder, um mit gellender Stimme nach Hilfe zu rufen. Unter Zuckungen verschied er, ohne vorher wieder das Bewußtsein erlangt zu haben.

*

44. Der Kaiser war vollständig angekleidet, obwohl es noch früh am Morgen war; er trug hohe Reiterstiefel und seine Lieblingsuniform, die seines Kürassierregiments. Die Rast­losigkeit, die ihn bis zum letzten Atemzug erfüllte, ließ ihn selbst jetzt, in seinem schweren Leiden, keinen Augenblick zur Ruhe kommen. Er ging, seinem Kabinettssekretarius dik­tierend, in dem Zimmer hin und her; aber die Schwäche hatte bereits in dem Maße von ihm Besitz ergriffen, daß er sich hierbei auf den Arm eines Lakaien stützen mußte. So traf ihn der Obristleutnant, als er, dem erhaltenen Befehle gemäß, zum Rapport erschien.

45. „Nun?", wandte sich der Kaiser in seiner raschen Weise an den Offizier.

46. „Es ist nichts vorgefallen, Majestät," erwiderte dieser mit unsicherer Stimme.

47. Der Kaiser lachte auf, was einen starken Hustenanfall zur Folge hatte.

48. „Die Geisterwelt scheint an meinem Hofe treffliche Spione zu besitzen," sagte er, als er sich wieder ein wenig erholt hatte. „Die Weiße Dame mag Respekt haben vor einer Hellebarden­spitze. Es ist gut!" Wandte er sich dann mit einer verabschie­denden Handbewegung dem Obristleutnant zu: „Dem Sol­daten sollen fünf Dukaten gegeben werden, und am Sonntag führ er mir den Mann vor, hab' ihm noch Weisungen zu geben!" – Aber der Soldat Zöhrer war schon tot!

49. Aber am Samstag bereits, vier Miauten nach fünf Uhr, hatten sich vor deni Kaiser selber die Pforten des Geisterreiches aufgetan.        

 

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Kap. 133

Die weiße Frau in der Kohlengrube zu Herstal

 

[Dem „Journal de Liege" vom 23. September entnommen und ans der Oberhausner Zeitung ergänzt]:

1. Der Okkultismus hat seine Anhänger, bekanntlich auch seine Gegner. Die nachfolgende beglaubigte Geschichte dürfte den ersteren sehr willkommen sein; denn sie trägt ein nicht ge­ringes dazu bei, zu zeigen, daß die Geschichten von Wiedergängern und Gespenstererscheinungen nicht immer blos die Ausgeburt einer überhitzten Phantasie sind.

2. Der Bergmann Nicolas Henri hat in einer Kohlengrube zu Herstal eine Gespenstererscheinung gesehen und erzählt darüber folgendes:

3. «In der Nacht vom Freitag auf Samstag vergangener Woche war ich gegen 1 Uhr in der Grube von Abhooz (im Lütticher Revier) vor dem Ort 80 damit beschäftigt Stempel abzuladen, um damit die Firste zu stützen. Mein Kamerad namens Fruay, der weit über die 20 ist und zu herstal wohnt, half mir bei der Arbeit.

4. Da erblickten wir plötzlich nur wenige Schritte von uns entfernt eine weiße Frau; anfangs etwas bestürzt, fanden wir doch Muße, sie genau zu betrachten. Sie mochte 1 m 20 groß sein und war ziemlich korpulent. Blendend weiß waren ihre Hände, und ebenso weiß war auch ihr Gesicht. Bei dem Schein meiner Lampe, die ich der Gestalt entgegenhielt, um besser sehen zu können, bemerkte ich, wie sie näher auf mich zuschritt, ohne einen Laut von sich zu geben und mir ihr friedliches Ant­litz zuwendend, nun war ich beherzt genug, sie anzureden, doch ergriff meinen Freund die Panik, und er nahm Reißaus. In diesem Augenblick wehte es wie ein Hauch in meine Lampe hinein, daß sie erlosch, und von Schauer ergriffen, eilte auch ich meinem Kameraden nach.

5. Nachdem ich ausgefahren war, hatte ich noch dieselbe Ge­mütsbewegung, die ich auch mit nach Hause nahm.

6. Samstag abends, sowie auch am Sonntag und Montag nahm ich die Arbeit nicht wieder auf, und die nächste Schicht war erst wieder von Dienstag auf Mittwoch. Da ich meinen Vorge­setzten den Vorfall gemeldet hatte, so wurde mir ein beherzterer Arbeiter zur Seite gegeben, namens Henri-le-Flammand, der zu Hermée wohnt und 25 Jahre alt ist.

7. Die erste Stunde des Tages war angebrochen, als uns plötzlich eine Weiße Frau bei der Arbeit in den Weg trat, und die Lampe meines Kameraden begann langsam zu erlöschen. Da floh auch der beherzte Geselle von hinnen, und ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich ihm ebenso schnell folgte.

8. Nun hatte ich gerade genug; ich fuhr sofort aus und kün­digte meine Arbeit auf dieser Grube, wo ich sieben Monate ge­arbeitet hatte, fest entschlossen, niemals wieder in dieses Spuknest zu gehen. Ich bin seit zwei Jahren Häuer und Wohl an die Grubenarbeit gewöhnt. Gegenwärtig bin ich auf der Grube „Hoffnung" beschäftigt, wo ich dergleichen Gespenster nicht mehr zu sehen bekam.

*

9. Wenn der geneigte Leser es nicht glauben will, so steht es ihm ja frei, eine Nacht an jener Stelle in genannter Grube zuzubringen.

*

[Vater Jesus spricht]:

10. „Die weiße Frau war eine Verwandte des Arbeiters Nicolas Henri, die ihm gern etwas für die Zukunft veröffentlicht hätte, aber nicht konnte, da er ihre Stimme nicht hörte."

 

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Kap. 134

Die „weiße Dame"[34] tritt für Königin Luise der Niederlande auf

 

1871, 28. März, Stockholm

Die weiße Dame, eine Verstorbene der Königsfamilie aus dem 18. Jahrhundert verkündet durch ihre sichtbare Erscheinung (des gefestigten Leibes, weil sie ein Himmelsgeist ist,) den nahen Tod der Königin Louisa[35] von Schweden

 

[vom Lotosblüten]:

1. Nach Mitteilungen der Prinzessin Eugenie[36], einer Schwester des Königs Oskar, von Pastor Waldström erzählt: Während der letzten Tage des Monats März 1871, kurz vor dem Tode der Königin Lovisa, hatte ich den Abend bei meiner Mutter, der Königin-Witwe Josefina verbracht. Wir waren beide sehr froh darüber, daß eine günstige Wendung in der Krankheit der Königin (Lovisa) eingetreten zu sein schien, so daß die Ärzte die beste Hoffnung auf eine baldige Genesung hegten. Es war schon spät abends, und ich stand gerade im Begriff meiner Mutter gute Nacht zu wünschen und in meine Gemächer zu- rückzukehren, als der diensttuende Kammerherr uns meldete, daß in der Nähe des Schlosses ein großes Feuer ausge­brochen sei.

2. Meine Mutter fragte mich, ob ich ihr nicht nach der gro­ßen Galerie folgen wollte, um von dort aus den Brand in Augenschein zu nehmen. Ein Diener wurde fortgeschickt, um in den Gemächern die wir passieren wollten, Licht anzuzünden, und wir begaben uns dann nach der Galerie, wo wir das un­heimliche, aber prachtvolle Schauspiel lange betrachteten. Als wir wieder nach unseren Zimmern zurückkehren wollten, schlug meine Mutter vor, durch die Gemächer des Königs zu gehen, um uns persönlich nach dem Befinden der hohen Patientin zu erkundigen. Wie wir den Salon, der durch eine Treppe mit dem Gemache der Königin in Verbindung stand, erreichten, sah ich eine hohe Dame mit feinen Zügen mitten im Zimmer ge­rade unter dem Kronleuchter stehen. Sie trug ein weißes Atlaskleid, das mit einem großen Spitzenkragen, der bis auf die Schulter reichte geschmückt war.

3. Ich glaubte ganz bestimmt, daß es eine der Hofdamen der Königin sei, die den Befehl erhalten habe, die Rückkehr der Königin-Witwe (mein Mutter) abzuwarten, um ihr mitzuteilen, wie die Kö­nigin sich befinde. Die Dame betrachtete uns unverwandt, ohne ihre Stellung zu ändern oder eine Miene zu verziehen. Da ich diese Dame nie zuvor am Hofe gesehen hatte, wollte ich erst meine Mutter ganz leise fragen, wer sie sei. Ich tat es je­doch nicht, weil ich dachte, die Königin-Witwe werde wohl einige Worte an sie richten und sie dann bei ihrem Namen nennen.

4. Groß war daher meine Verwunderung, als meine Mut­ter, indem wir bei der Dame vorbeigingen, sie garnicht zu sehen schien. Auch machte die Dame nicht die gewöhnliche Ver­beugung. Es fiel mir gar nicht ein, daß etwas Übernatürliches an der Sache sein könne, und ich dachte daher, es sei die einzige Erklärung, daß die Dame noch nicht am Hofe vorgestellt worden wäre, und daß meine Mutter daher täte, als ob ie sie nicht sehe. Bei alledem kam mir‘s aber doch ganz sonder­bar vor, daß sie niemand von uns kannte; da die Königin-Witwe aber keine Bemerkung darüber machte, schwieg auch ich über den seltsamen Vorgang. Als wir den Ausgang erreicht hatten, wandte ich mich um, und sah die weiße Dame noch immer unbeweglich wie eine Marmorstatue unter dem Kron­leuchter stehen. Nachdem ich sie einige Augenblicke betrachtet hatte, ging sie einige Schritte vorwärts, anscheinend um sich uns zu nähern.

5. Im nächsten Salon richtete ich gleich an meine Mutter die Frage: „Wer war sie?" „Sie? … Welche sie?" fragte meine Mutter erstaunt. – „Die weißgekleidete Dame, die drin­nen stand und uns anstarrte, ohne zu grüßen". Meine Mut­ter blieb stehen und fragte mit vor Angst bebender Stimme: „Hast Du eine weißgekleidete Dame in dem Zimmer, das zu den Gemächern der Königin führte, gesehen?" Ohne daß ich mir den Grund zu erklären vermochte, wurde ich nun von der­selben Angst wie meine Mutter ergriffen (weil die weiße Dame schon neben ihnen de materialisiert, als Geist, stand). „Ja, gewiß sah ich sie", antwor­tete ich. „Sie stand gerade unter dem Kronleuchter… Hast Du sie denn nicht gesehen? ... Ich will die Tür wieder öffnen, um zu sehen, ob sie noch da ist". Die Mutter ergriff meine Hand und sagte: „Du mußt vorläufig keinem Menschen von dem, was Du gesehen hast, etwas erzählen. Du hast vielleicht die „Weiße Dame" gesehen, und wenn dem so ist, so verkündet diese verhängnisvolle Erscheinung den bevorstehenden Tod der Königin.“

6. Ohne mehr nach der weißen Dame nachzusehen ging ich mit angstvollen Gedanken an jenem Abend zur Ruhe, und es dauerte lange, bis ich einschlief. Ich tat ein inbrünstiges Gebet für die Königin Lovisa und meinen Bruder, den König, der vielleicht einen großen Verlust erlei­den sollte. Am folgenden Tage teilten die Ärzte-Bulletins mit, daß das Befinden der Königin sich verschlimmert habe. Drei Tage später war sie tot!»

 

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Kap. 135

Die schwarze Frau

 

[vom B. K.]:

1. Lady Bloomfield erzählt in einem von ihr veröffentlich­ten Buche folgende Geschichte, die ihr als wahr von der Fürstin Reuß, der Nichte der verstorbenen Königin von Bayern, mit­geteilt worden war.

2. «Eines Abends saß die Königin im Schloß zu Aschaffenburg, sich mit ihrem Bruder unterhaltend, als die Hofdame erschien mit der Frage, ob die Königin noch jemanden empfangen wolle, denn im Wartezimmer sitze eine Dame in schwarzer Kleidung.

3. Da die Königin am nächsten Morgen nach München abreisen wollte, so wünschte sie niemanden mehr zu empfangen und bat ihren Bruder, die Dame zu sehen und nach ihren Wünschen zu fragen. Als dieser in das Wartezim­mer trat, sah er eine ganz schwarz gekleidete Dame in einem Stuhle sitzen, die aber bei seiner Annäherung verschwand. Er kehrte zur Königin zurück und sagte: „Es ist sehr unheimlich, es muß die schwarze Frau gewesen sein!"

4. Am nächsten Mor­gen verließ die Königin Aschaffenburg und beauftragte ihren Kaplan, einige Bittschreiben, die auf ihrem Schreibtisch lägen, zu besorgen, und als er in das Kabinett der Königin eintrat, sah er auch die schwarze Frau am Schreibtisch stehen. An dem­selben Abend, als der Kastellan des Schlosses nebst seiner Frau bereits zu Bett gegangen war, wurde die Glocke der Schloßka­pelle angeschlagen, wie es bei Todesfällen üblich, trotzdem der Schlüssel wohl verwahrt wurde. Die beiden Leute merkten auf die Zeit, und es stellte sich heraus, daß genau zur selben Stunde, am 6. Oktober 1876, in München die Königin an der Cholera gestorben ist, von der sie sofort bei ihrer Ankunft in München befallen worden war.»                                                                          

 

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Kap. 136

Das ewiges Band der Liebe zwischen Familienmitgliedern

 

[Wahres Leben 1907, 15. Sept. -  K. Donath]:

1. «In einer mir verwandten Familie zeigte sich bei Lebzeiten einer Tochter (der Kusine meiner Frau), 2 Jahre lang ein eigenartiges Phänomen, das erst mit dem Tode derselben aufhörte. Die Familie, die eine strenggläubige christliche Fa­milie ist, konnte sich die Sache nicht erklären und legte der­selben anfangs keine Bedeutung bei, bis die Tochter, ein junges Mädchen von 23 Jahren, starb. Mit demselben Tage hörte auch die Erscheinung auf: Auf dem Hofe der Schule, in der unser Onkel amtiert und auch wohnt, ging seit 2 Jahren jeden Abend, Winter und Sommer, im Sturm und Regen, ein unsichtbarer Gänger spazieren. Man hörte das Knir­schen des Sandes, wenn er vorbei kam, das langsame Verhal­len der Schritte, wenn er weiter ging. Täglich machte sich dieses in der Zeit von 10 - 11 Uhr abends bemerkbar.

2. Es war hörbar für jeden; selbstverständlich wurden alle möglichen Vermutungen und Hypothesen aufgestellt und Maß­nahmen getroffen, die aber das Phänomen an sich nicht be­seitigten. Seltsamer Weise hatte die Tochter davor weder irgend welches Grauen, noch Angstgefühl, sondern fühlte sich stets wie hingezogen, auch auf dem Hofe zu wandeln Hauptsächlich beim Mondschein. Doch erstreckte sich der Spaziergang des Unsichtbaren nicht nur allein auf den Hof, sondern man hörte auch häufig die schlürfenden, zuweilen auch stampfenden Schritte in den langen Korridoren der Schule. Die Familie und deren Bekannte hatten sich schon nach und nach mit ihrem unsichtbaren Bekannten abgefunden, als plötz­lich die Tochter bettlägerig krank wurde. Von jeher litt dieselbe stark an Bleichsucht. Die verschiedensten Ärzte wurden zu Rate gezogen, jedoch keiner wußte sich einen Rat.

3. Der Spaziergänger machte sich auch weiter unverändert bemerkbar, und zwar immer näher der Wohnung zu. Eines Abends saß die ganze Familie am Bett der Schwerkranken, ihr Trost zusprechend. Da verlangte dieselbe nach dem heili-. gen Abendmahl. Plötzlich schließt jemand die Korridortür auf, schlürfenden Schrittes schreitet es durch den langen Korridor der Wohnung und man hört in dem Zimmer, in welchem die Kranke wohnte und sanft schlief, (seit ihrer Bettlägerigkeit war sie umgebettet), ein starkes Poltern und Rumoren, daß alle erschreckt aufsprangen. Da fiel ein Stuhl um und schlürfenden Schrittes verließ der Unsichtbare wieder die Woh­nung, man hörte wieder das Geräusch des Zuschließens. Die Kranke lächelte, keine Spur von Furcht zeigte sich auf ihrem Gesicht, im Gegenteil, ein zufriedenes Einverständnis lag auf ihren Zügen.

4. Der Unsichtbare hielt sich nunmehr stets nur noch in der Wohnung auf, klingelte, klopfte und machte sich in irgend einer Weise bemerkbar. Die Mitglieder der Familie hatten sich schon wieder daran gewöhnt, bis eines Tages Plötzlich die Kranke sie lag nicht in Fieberphantasien, ihre Mutter fragte: „Mutter, wer ist denn die alte Frau, die dort am Fenster steht, sie nickt mir so freundlich zu und winkt mit der Hand, ich solle kommen."

5. „Kind", sagte erschreckt die Mutter, „ich sehe niemanden!" – „Wie sieht denn die Frau aus?" – Die Kranke beschrieb die Person, worauf die Mutter antwortete: „Kind, so hat ja meine Mutter ausgesehen!" – „Jetzt winkt sie wieder, ich soll mitkom­men, sie geht sort, hin in mein Zimmer.“ Einige Tage darauf starb die Tochter an Herzschwäche. Ihre letzten Stun­den hat sie ihrem Heiland ganz geschenkt und tröstete als Ster­bende die klagenden Eltern.»

*

[Vater Jesus spricht]:

6. Das war ein verstorbener Liebhaber des hier erwähn­ten 23 Jahr aiten Mädchens, der mir Sehnsucht ihren Eintritt ins Geister- reich erwartete, daher hatte die Kranke gar keine gurcht vor diesem Geist, im Gegenteil, es zog sie zu ihm.

 

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Kap. 137

Die Unterschrift des Napoleon I

1821. Der auf St. Helena verstorbene Kaiser Napoleon I. erscheint im königlichen Palast Tuilerie zu Paris und unter­zeichnet einen Ehe-Kontrakt des Marschalls Marmont, den er im Leben nicht Zeit bekam auszufertigen.

1. «Es war im Jahre 1821. Eine herrliche, ruhige Nacht hatte ihr flimmerndes Sternengewand über der Hauptstadt von Frankreich ausgebreitet. Hunderttausende, Vornehme und Geringe, Reiche und Arme, hatten nach den Arbeiten des Tages die Ruhe gesucht; nur das Auge Ludwigs XVIII. war noch wach.

2. Mitternacht war nahe. Mit fast blendender Helle hatte der Mond sein magisches Silberlicht über die Stadt ergossen und strahlte tausendfach von den Fenstern der Tuilerien zurück.

3. Ludwig suchte auf demselben Lager den süßen Schlummer, wo vor wenigen Jahren jenes rätselhafte Niesenbild neurer Zeit, Napoleon, die Pläne entworfen hatte, die eine halbe Welt zittern machten.

4. Düster bräunten schon die Kerzen und ließen kaum noch die Gegenstände erkennen, welche auf dem Tische lagen, näm­lich: Die Krone Frankreichs und ein Ehe-Kontrakt des Mar­schalls Marmont, welchen Ludwig unterzeichnen sollte.

5. Schon seinem Vorgänger war dieser Ehe - Kontrakt zur Unterzeichnung vorgelegt worden, aber Waterloo, Elba und He­lena traten störend dazwischen; so kam es, daß er erst 1821 wieder vor Ludwig XVIII. lag.

6. Ein Halbschlummer hatte sich des Königs bemächtigt, und durch das Schreiben des Marschalls an Napoleon erinnert, überdachte er, wie derselbe vor nicht gar langer Zeit unter dem Donner der Kanonen von St. Helena in die Ewigkeit über­gegangen sei, wie ihm, dem Kinde des Krieges, das an der Brust der Revolution groß gesäugt war, das Sterben wohl müsse schwer geworden sein; er gedachte seiner eignen Jugend, seiner Verbannung, seiner wiedererlangten Macht und würde noch weitern Gedanken Raum gegeben haben, hätten nicht die Töne der Glocke von Notre-Dame ihn aus seinen Träumen aufgeweckt. Sie verkündeten Mitternacht.

7. Kaum verhallte der lebte Klang, so öffnete sich die Tür seines Schlafzimmers, welche Ludwig selbst vor wenigen Stunden behutsam von innen verschlossen und verriegelt hatte, und herein trat Napoleon! Düstern Blickes ging er zum Tische, eine Weiße Totenhand streckte sich nach der Krone aus und Ludwig sah in diesem Augenblick den gekrönten Kaiser.

8. Die Erscheinung ergriff den Consens, durchlas ihn, nahm eine Feder, tauchte dieselbe ein und … Ludwigs Sinne schwanden.

9. Als er wieder zu sich kam, hatte ein heiterer Morgen seine goldenen Fahnen auf die Dächer von Paris gepflanzt. Das Erste, was er unternahm, war eine genaue Untersuchung des Zimmers und der Tür; aber es war unmöglich, auch nur im Entferntesten etwas zu entdecken, was sich auf einen Betrug hätte beziehen können. Die Tür befand sich in demselben Zu­stande, wie Ludwig sie verriegelt und verschlossen hatte.

10. Da eilte der König an den Tisch, um hier Gewißheit zu erlangen, ob die Erscheinung ihm wirklich erschienen oder Alles nur ein Traum gewesen sei. Er nahm den Consens und wollte kaum seinen Augen trauen, als er ihn mit „Napo­leon" unterzeichnet fand.

11. Eine fernere Untersuchung dieser merkwürdigen Begeben­heit ergab weiter nichts, als daß einige Diener, welche spät wach gewesen waren, um am Fenster die Rückkehr eines ihrer Kollegen zu erwarten, um Mitternacht eine bleiche Gestalt nach dem Schlafzimmer des Königs hatten eilen sehen.

12. Die Schriftzüge wurden für die echten des ehemaligen Kaisers erkannt, und der denkwürdige Consens befand sich noch 1847 in dem königlichen Archiv zu Paris. Dort ist er noch jetzt.

 

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Kap. 138

Der  unlösbare Koten der verstorbenen Königin Sofia

 

1736. Die Königin Sophie von England beschwört am Totenbette ihren Gemahl Georg I. den ehebrecherischen Um­gang mit Ladp Horatia abzubrechen. König Georg hielt das ihr gegebene Wort nicht. Die Verstorbene erscheint zweimal, erinnert ihn auf sein Versprechen und macht das zweite Mal zum Zeichen, daß es keine Sinnestäuschung, sondern die volle Wahrheit sei, daß sie, die verstorbene Königin Sophie da war, einen verhängnisvollen unlösbaren Todesknoten, von dem die Nebenbuhlerin Horatia durch Verbrennen in Flammen zu Grunde ging.

1. «Am 4. Januar 1736 war im Schlosse Windsor Alles in Aufruhr und Bewegung; die Königin Sophie, Gemahlin Georgs I.[37], lag im Sterben. Sie hatte den König rufen lassen und Jedermann mußte sich aus dem Zimmer der Sterbenden entfernen.

2. Der König war länger als eine Stunde in demselben ge­blieben, und die Höflinge wollten bemerkt haben, daß, trotz seiner gewöhnlichen Härte, Kälte und Gleichgiltigkeit, Tränen- spuren auf seinen Wangen und in seinen Augen zu sehen ge­wesen waren, als er wieder ans der Tür trat.

3. Die Königin selbst sah furchtlos den Tod näher kommen; obgleich sie eine Krone getragen hatte, so war das Leben doch keineswegs angenehm für sie gewesen. Sie hatte sich von ihrem königlichen Gatten vernachlässigt gesehen, da derselbe schon seit mehreren Jahren in den Fesseln der koketten und reizenden Horatia D. schmachtete. Schweigend duldete Sophie von Braunschweig; ehe sie aber starb, wollte sie noch einmal versuchen, das verbrecherische Bündnis ihres Gemahls zu lösen.

4. Als Georg au ihrem Sterbebette stand, reichte sie ihm die Hand und sprach mit leiser Stimme: „Ach, ich wäre nicht so früh gestorben, wenn Sie mich mehr geliebt hätten!"

5. Der König beugte sich auf ihre Hand, küßte dieselbe und ließ einige Tränen auf dieselbe fallen. Als er aber sprechen wollte, fuhr Sophie fort: „Jetzt ist Alles vergessen, Georg, und vergeben. Gott, der mich zu sich ruft, kennt mein Herz. Die­ses Herz liebt Sie noch — also mache ich Ihnen keinen einzigen Vorwurf, sondern wage nur eine Bitte."

6. Während sie diese Worte sprach, richtete sie sich etwas em­por, drückte die Hand des Königs mit aller Kraft, deren eine sterbende Frau fähig ist, und fuhr fort: „Im Namen des Hei­lands der Welt beschwöre ich Sie, Georg, entsagen Sie, wenn nicht aus Liebe zu nur, doch aus Mitleid mit mir und um Ihrer unsterblichen Seele willen, dem sündhaften Leben, das Sie führen. Wenn ich noch länger leben könnte, so würden Sie glauben, ich bäte um meines Glücks willen — aber mor­gen liege ich, kalt und unempfindlich gegen Alles, in meinem Sarge. Geliebter Freund — um Ihrer Seligkeit willen! — sehen Sie die Lady Horatia nicht wieder!"

7. „Ich verspreche es," erwiderte der König. „Aber reden Sie nicht also, Sophie. Ihre trüben Gedanken verschlimmern Ihre Krankheit."

8. „Sie haben mein Leben verbittert. Jetzt aber sehe ich den Himmel offen, im Himmel gibt es keine Eifersucht! Wenn Sie mir dahin nachfolgen wollen, Georg, so lieben Sie nur Gott und mich. Dort liebt man nur, was man lieben darf. Morgen."

9. „Geben Sie diese Gedanken ans. Es steht noch nicht so schlimm mit Ihnen. Die Aerzte versichern, daß Sie noch hoffen können. Ganz England betet für Ihre Genesung."

10. „Ich sehne mich nicht in dieses irdische Leben zurück ich bitte nur, daß Sie an jene Welt denken mögen, in die ich morgen eingehe, und Sie in einen: Jahre."

11. Während die Königin diese letzten Worte sprach, hatte sie wieder einige Kraft erlangt; ihre Augen ruhten unverwandt auf denen des Königs, und sie zeigte hinauf gen Himmel.

12. Nach dieser heftigen Anstrengung und Gemütsbewegung schwieg sie. Ihre Augen öffneten sich nicht mehr, die Lippen bewegten sich, vermochten aber nicht, ein Wort auszusprechen.

13. Der König entfernte sich langsam, und ganz Windsor be­merkte seinen Schmerz und seine Trauer. Wie die Königin vorausgesagt hatte, so kam es. Am an­dern Morgen war sie kalt, unempfindlich gegen Alles, und lag gekrönt auf dem Paradebette. Der ganze Hof legte Trauer an, um der Entschlafenen die letzten Huldigungen darzu- bringen; als aber der Wagen der Lady Horatia vor der großen Treppe des Schlosses hielt, da meldete ihr die Wache, daß die Geliebte des Königs nicht vorgelassen werden dürfe.

14. Bald war diese Ungnade überall bekannt; in allen Ge­mächern des Schlosses, selbst in dem Paradesaale sprach man von derselben und setzte auch wohl hinzu: „Wäre sie früher entfernt worden, so lebte die hier ruhende Tote wahrscheinlich noch." Andere meinten freilich, es geschehe das nur des Anstandes wegen, und die Ungnade würde nicht lange dauern. Und diese Letzter: hatten nicht Unrecht. Kaum: war ein Monat vergangen, so saß Lady Horatia wieder auf ihrem früheren Throne, und Georg trug von neuen: die Fesseln ihrer Reize.

15. Dennoch vermochten alle Zerstreuungen, welche man dem Könige zu bereiten suchte, seine trübe Stimmung nicht zu ver­scheuchen. Leichtsinnig in Allein, mußte er wider seinen Wil­len an die letzte Bitte der Königin denken; allein obschon er an dieselbe dachte, so konnte er dennoch der Zauberin nicht wider­stehen, welche Alles anwandte, um ihn fester zu umgarnen.

16. Mitten unter seinen Vergnügungen rief ihm unaufhör­lich eine Stimme zu: „Morgen ich. Du nach einem Jahre!"

17. Schon war die Königin ein-halbes Jahr verschieden; die Favoritin wurde von Georg besucht, war aber selbst noch nicht wieder in Windsor gewesen. Ihre Eitelkeit und der Wunsch, ihre Gegner zu demütigen, zog sie jedoch unwiderstehlich dort­hin. Oft hatte sie schon mit dem Könige deshalb gesprochen, allein dieser setzte ihr stets die Worte Trau m und Schicklichkeit entgegen.

18. Endlich besiegte sie dennoch den König und betrat von Neuem das von Glanz, Stolz und Freude strahlende Schloß. Nie hatte die Heiterkeit, der Stolz so lebhaft aus ihren Augen geblitzt, nie waren dagegen die des Königs so trübe, so nieder­geschlagen gewesen. Eine Zentnerlast drückte sein Herz. Der Tag wollte nimmer enden.

19. Endlich kam die Nacht, aber mit der Menge der Gäste ent­fernten sich die Gewissensbisse nicht. AIs er an sein Bett trat, fiel es ihm ein, daß die Königin die Stickereien mit ihrer eignen Hand gefertigt habe. Er versuchte den Gedanken zu verscheuchen, aber stets drängte er sich ihm von Neuem auf. In der Hoffnung, der Schlaf werde ihn von seinen traurigen Erinnerungen befreien, legte er sich nieder; aber der Schlum­mer floh ihn. Der König beneidete den ärmsten Tagelöhner seines Reichs, der doch wenigstens schlafen konnte; vergebens wandle er sich auf die eine oder andere Seite, feine Augen schloffen sich nicht. Durch die hohen breiten Fenster des Ge­maches goß der Mond das hellste Licht, da erblickte der ruhe­lose Georg zwischen dem Bette und dem Fenster etwas, das ein Rauch zu sein schien und mitten im Zimmer emporstieg.

20. „Vielleicht ist ein Funken auf den Teppich gefallen und hat gezündet," dachte der König und stand auf, um zu löschen.

21. Als er aber an den Ort kam, wo der Rauch emporge­stiegen war, sah er nicht das Geringste, bemerkte aber einen Wohlgeruch, dem gleich, welchen man bei Toten anzündet.

22. Kaum hatte er sich wieder niedergelegt, so sah er den bläu­lichen Rauch von Neuem; er glich einem kleinen Wölkchen, verdichtete sich aber immer mehr und mehr zu einer Gestalt. Im Anfang war diese ganz undeutlich, wurde aber immer menschlicher, immer ähnlicher und ähnlicher, nur daß die Strahlen des Mondes durch sie hindurch gingen, und die Gestalt keinen Schatten warf. - Georg sah sie an sein Bett kom­men; unwillkürlich wandte er sich nach der Wand, um das, was ihm übernatürlich schien, nicht zu scheu, aber eine eiskalte Hand legte sich auf seine Schulter, und eine sanfte Stimme wiederholte dreimal: „Georg! Georg! Georg!"

23. Zitternd und in kaltem Schweiß gebadet, wandte sich der schuldbewußte Gemahl Sophiens von Braunschweig um; der Schatten der Königin neigte sich über ihn. Der Tod hatte ihr Gesicht nur gebleicht, ihre schönen schwarzen Augen erglänzten in einem himmlischen Lichte, und ihr Gewand schien nur ein langes Leichentuch zu sein. Auf ihrem Haupte strahlte die Krone noch, welche man bei Leichenbegängnissen gekrönter Häupter auf den Sarg legt.

24. Mit feierlicher Stimme sprach sie während der tiefen Stille der Nacht folgende Worte: „Georg! Du hast das feierliche Versprechen vergessen, welches Du mir auf dem Sterbebette gabst; ich komme, um Dich an dasselbe zu erinnern. Georg, bekehre Dich zum Herrn. Sein Gericht ist unbestechbar und Deine Stunde naht. Die, welche Du mit sündiger Leidenschaft liebst, geht durch diese Liebe ihrem schnellen Tode entgegen, aber nicht einen einzigen Tag länger, als Dir bestimmt ist, kann sie Dich auf der Erde halten. Georg! Georg! bekehre Dich zum Herrn!"

25. Nach diesen Worten wehte ein sanfter Hauch über das Gesicht des Königs; noch waren seine Augen geöffnet, aber er sah und hörte nichts mehr, Alles war wieder Stille. „Schlief ich," fragte er sich, „und war es ein Traum?Nein! ich habe gewiß nicht geschlafen. Wie ähnlich ihr dieser Schatten war! Kein Zweifel! es war ein Bote des Himmels. Es soll beschlossen sein; ich will die, welche ich nicht lieben darf, nicht Wiedersehen."

26. Um sich in diesem Entschlüsse zu bestärken, begann der König zu beten. Die Stunden der Nacht erschienen ihm wie eine Ewigkeit.

27. Der nächste Tag war zu eurem Feste der Lady Horatia bestimmt. Georg ließ ihr sagen, daß er dabei nicht erscheinen und mehrere Tage außer seinen Ministern niemanden vor sich lassen würde.

28. Diese plötzliche Sinnesänderung erschreckte die Favoritin. Durch Lift und Bestechung gelang es ihr dennoch, den König zu sehen. Im Anfänge wollte er kalt und strenge sein, aber sie war so liebenswürdig, so verführerisch, daß er wieder zärt­lich wurde.

29. Plötzlich fielen seine Augen auf den Ort, wo die Königin erschienen war. Er zog seine Hand aus derjenigen der schönen Lady zurück und sprach: „Hier hat sie mir in der verwichenen Nacht befohlen, Dir zu entsagen."

30. „Wer?" fragte Horatia; „wen haben Sie in der verwichenen Nacht gesehen?"

31. „Die, welche Gott mir zur Gemahlin gegeben hatte, die Königin Sophie."

32. „Sie und England haben sie beweint; denken Sie nicht mehr an sie, Georg, sie ruht in Frieden in ihrer Gruft."

33. „Die Gräber öffnen sich bisweilen, und das ihrige hat sich geöffnet; sie ist aus demselben hervorgegangen, heute Nacht, hier, da, vor meinem Bette habe ich sie gesehen — mit meinen offenen Augen gesehen, habe gehört, wie sie zu mir sagte: Georg! Georg! bekehre Dich zum Herrn, und entsage Deiner sündigen Liebe!"

34. „Ach, Sire! Sie lieben mich nicht mehr, und um das Band, welches mein Glück war, zu zerreißen, nehmen Sie zu Träumereien und Erscheinungen Ihre Zuflucht. Sagen Sie mir doch einfach: Horatia, ich liebe Dich nicht mehr."

35. Schluchzen und Tränen erstickten die Stimme der rei­zenden Verführerin, und der König, der sich von der Geliebten entfernt hatte, trat wieder zu ihr und sprach: „Horatia, wie kannst Du glauben, daß ich aufgehört habe, oder je aufhören werde, Dich zu lieben? Liebte ich Dich nicht, so würde mir diese Erscheinung nicht so viele Sorgen machen; meine Pflicht fordert, Dich nicht wieder zu sehen, mit Dir zu brechen, aber meine Liebe ist stärker, als die Pflicht, als Gott selbst; denn er sendet die Toten zu mir, um mir zu befehlen. Dich nicht mehr zu lieben, und doch bete ich Dich noch immer an."

36. Mit diesen Worten schloß Georg die schöne Sünderin an sein Herz, und die Tränen, die ihn zu ihr gelockt hatten, waren mit einem Male wieder getrocknet.

37. Die Gewalt der Worte, welche eine Geliebte spricht, ist unermeßlich. Daher kam es auch, daß, ehe noch der Tag zu Ende war, Georg das, was er gesehen hatte, nicht mehr für eine Warnung von Gott ansah und nicht mehr glaubte, Sophie von Braunschweig wirklich gesehen zu haben. Die Überzeugung, welche er am Morgen gehabt, war am Abend vor dem ungläubigen Lächeln seiner Geliebten verronnen.

38. Als er allein in das königliche Zimmer trat, wiederholte er nochmals: „Horatia hat Recht; es war ein wüster Traun:, denn die Toten kehren nie wieder!"

39. Er irrte. Die Königin erschien ihm zum zweiten Male. Bleich, wie in der vorigen Nacht, aber ernst war ihr Antlitz. „Georg," sagte der Schatten, der vor dem Bette des Königs stand und die purpurnen Gardinen zurück hielt; „Georg, Du hast gesagt und möchtest gern glauben, Gott habe nicht durch meinen Mund gesprochen, es sei nur ein wüster Traun: ge­wesen. Wohlan! Georg; so vernimm: es ist das letzte Mal, daß ich, die ich Deine Gattin war und jetzt im Sarge liege, ein Wort zu Dir spreche. Mein Schweigen ist von nun an ein ewiges; meine Lippen werden in Staub zerfallen. Georg! Georg! bekehre Dich zum Herrn, denn Deine Stunde ist nahe. Und damit Ihr, Du und Sie, morgen nicht zweifeln könnt, daß Sophie von Braunschweig aus ihrem Grabe hervorge­gangen, so hinterlasse ich Dir einen Beweis. Wenn die Hand eines Sterblichen diesen Knoten, welchen die Hand eines Be­wohners des Grabes geknüpft hat, zu lösen vermag, so lacht über meine Worte und Ermahnungen; ermögt Ihr es aber nicht, und auch kein Anderer, so sagt: Es war doch Wirklich­keit, es war doch Sophie von Braunschweig, die gekommen war, um zum letzten Mal zu rufen: „Georg! Georg! bekehre Dich zum Herrn!"

40. Indem der Geist diese Worte sprach, neigte er sich über das Bett, nahm einen Spitzenkragen, welchen der König lie­gen gelassen hatte, knüpfte einen Knoten hinein und warf ihn dem erstaunten und zitternden Georg in den Busen. Hierauf schob sich die Gardine wieder vor, und die Erscheinung war verschwunden. Jetzt zweifelte der König nicht mehr. Mit kaltem Schweiße bedeckt, mit hochklopfenden Adern, lag er unbeweglich da; die weit aufgerissenen Augen stierten noch immer auf den Ort, als sähen sie das Gespenst noch; er lauschte, aber die überirdische Stimme schwieg, und nur das eintönige Picken der Uhr unterbrach die Stille der Nacht. Mit Felsenlast drückte das leichte Spinnengewebe auf sein Herz, und dennoch wagte er nicht, es hinweg zu nehmen. Endlich schämte er sich feiner Furcht, faßte den geknüpften Knoten und ging damit zur Lampe, welche in dem anstoßenden Zimmer brannte. Er versuchte mehrere Male, den Knoten zu lösen, doch vergebens. Immer höher stieg seine Aufregung.

41. Er begab sich in sein Schlafgemach zurück, dachte aber nicht mehr an den Schlummer, sondern ließ noch mehr Licht bringen und sich die Gesuche vorlesen, die an den vergangenen Tagen eingegangen waren. Er konnte den Gedanken an die Erscheinung nicht aus seiner Erinnerung verbannen.

42. Am folgenden Tage ging Georg zu Lady Horatia; sein Antlitz war finster und ernst. Sie hatte sich bereits zu einem Feste geschmückt und kam dem Könige lachend entgegen. Die­ser aber sagte: „Die Zeit des Lachens und des Zaubers ist vorüber. Du hast mich getäuscht, Weib! Sie ist mir heute Nacht wiederum erschienen."

43. „Ihre Phantasie täuscht und neckt Sie," erwiderte die schöne Horatia.

44. „Du allein täuschest mich, Du allein," versetzte Georg strenge; „Da, siehe!" Mit diesen Worten reichte er ihr den Spitzenkragen und wiederholte, was die Königin gesagt: „Georg! Georg! bekehre Dich zum Herrn, denn Deine Stunde ist nahe. Und damit Ihr, Du und sie, morgen nicht sagen könnt: Nein, Sophie von Braunschweig ist nicht aus den: Grabe hervorgegangen, so hinterlasse ich Dir einen Beweis. Wenn die Hand eines Sterblichen diesen Knoten, welchen die Hand eines Bewohners des Grabes geknüpft hat, zu lösen vermag, so lacht über meine Worte und Ermahnungen; ver­mögt Ihr es aber nicht und kein Anderer, so sage: Es war doch Wirklichkeit, es war doch Sophie von Braunschweig, die gekommen war, um mir zum letzten Male zuzurufen: Georg! Georg! bekehre Dich zum Herrn! – Hier ist der Knoten, Horatia, versuche, ihn zu lösen. Kannst Du es, so werde ich nicht an die Erscheinung glauben und werde ruhig und glücklich sein."

45. „Wenn es nur das ist," antwortet Horatia lächelnd, obgleich sie zu zittern begann, „so werde ich diesen Knoten bald entwirrt haben."

46. Und schon drehten ihre schönen, von Ringen und Diamanten blitzenden Finger den Spitzenkragen nach allen Seiten. Sie begann zu knüpfen, hörte wieder auf, begann von Neuem - aber konnte den übernatürlichen Knoten auch nicht um das Geringste lüften.

47. „Du siehst nun selbst," sagte der König, „daß es Dir nicht gelingt."

48. „Ach," erwiderte die junge und ungeduldige Lady, „so löse ich ihn, wie Alexander den gordischen!" Und damit warf sie den Kragen ins Feuer.

49. Der König zog ihn wieder heraus und warf ihn weit von dem Kamin hinweg. Aber er stand schon in vollen Flammen und streifte im Niederfallen das leichte Gewand Horatia's, und die Gaze fing Feuer. Erschrocken, und ohne selbst zu wissen, was sie tat, lief die Geliebte Georgs davon und rief laut ach Hilfe. Die Bewegung und der Zug durch die geöffneten Türen verdoppelte die Flammen. Bald rannte Horatia unter schrecklichem Geschrei durch das ganze Schloß. Sie glich einem feurigen Meteor, das durch die langen Säle zog. Schon erkannte man die junge, festlich geschmückte Geliebte des Königs nicht mehr — erschöpft vorn Schmerz sank sie endlich nieder und gab bald unter fürchterlichen Qualen ihren Geist auf.

50. Georg aber wurde von Tag zu Tag schwermütiger. Stunden lang betet er, gründete ein Hospital und tat im Namen er Königin viel Gutes. Oft sagte er: „Ein Teil ihrer Voraussage ist eingetroffen: Horatia starb eines jähen Todes; die andere Hälfte wird auch in Erfüllung gehen:  ich werde bald erben!"

51. Er täuschte sich nicht; zwei Monate nach dem Tode der Lady Horatia starb er, noch ehe der Todestag der Königin gekommen war.

 

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Kap. 139

Eine Hilfe an den Geist von Königin Victoria von England

1. Am 26. Februar 1912 rief ich, F. Schumi, die Königin Viktoria[38] von England zu mir und fragte sie: „Schwester in Christo Viktoria, wie geht es dir?" – Sie antwortete: „Ich bin keine Königin mehr, sondern ich bin sehr unglücklich, und Bruder, wenn du mir helfen kannst, so bitte ich dich, hilf mir!"

2. Ich sagte ihr: „Schwester, ich bin der einstige König Kyrus[39] (Cyrus) von Persien und Babylonien, der berühmte Eroberer und lebe re-inkarniert. Da ich aber durch mein Leben das innere Wort habe, so habe ich Verkehr mit Gott und kann dir versichern, du gehst von hier ins Paradies, wenn du alles glaubst, was ich dir über die Religion und über Gott sagen werde.“

3. Dann sagte ich ihr die Wahrheit über Christus, was sie vollgläubig annahm und darauf belehrte ich sie was sie zu halten hat, wenn sie ins Paradies kommen will. Sie nahm alles freudig und willig an. Nun bat ich um einen Schutzengel für sie und als er ankam, gab ich sie ihm über, und lobte Gott für Seine hohe Gnade und Liebe.

 

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Kap. 140

Die Kaiserin Elisabeth von Österreich aus der ersten Hölle ins Paradies verseht

1. Am 5. Februar 1911 habe ich F. Sch. die im Jahre 1898, am 24. April in Genf ermordete den Geist Kaiserin Elisabeth[40] zu mir gerufen und habe in freundlichster Weise ihr zugeredet, das; sie soll die angebotene Gnade Gottes annehmen, indem sie einen festen Vorsatz machen muß, das; sie will nach den sieben Tugenden Jesu leben und Jesum als Gott und Vater anerkennen.

2. Ich habe ihr verschiedene Stellen aus dem alten Bunde erklärt, wie sie in Jesu in die Erfüllung gingen, und die Beweise zitiert für meine Aufklärungen. Ich habe sozusagen meine ganzen Überredungskenntnisse in Anspruch genommen, um mir den Erfolg zu sichern. Allein, es wäre mir kaum gelungen; denn die Großen nehmen von der Erde die Ansicht mit, sie wären noch immer dieselben, wenn auch in andere Zustände versetzt; daher legen sie viel Gewicht darauf, wer zu ihnen spricht. 

3. Ich frug sie endlich, ob sie die Bedingungen annehmen wolle, aber sie schwieg. Nun erzählte ich ihr, wer ich einst war und wer ich jetzt bin[41] und machte noch verschiedene Aufklärungen zu meinem Bekehrungsversuche. Nachdem sie alles erfahren hat, sagte sie, wie ihr langweilig ist das Hin- und Her- Reisen und daß sie keine Ruhe und keine Befriedigung davon hat, und daher möchte sie sich gerne Allem unterwerfen, was man von ihr verlangen möchte, und bat, ich soll ihr helfen ins Paradies zu kommen, da sie Ruhe und Frieden wünscht.

4. Darauf belehrte ich sie, daß sie eine hohe Geistin vom Vater Jesus bekommen wird, die sie ins Paradies führen und ihre Glaubensleiterin wird, deren Lehren sie sich wie die Kinder ihren Eltern unterordnen und sie erfüllen soll. Darauf bat ich den Vater Jesus um Seine Liebe und Gnade, und so kam die angesagte Geistin aus dem Neu-Jerusalem als ihre Glaubensleiterin, deren Liebe ich sie zur weiteren Belehrung übergab.

 

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Kap. 141

Erlösung des Erzherzog Franz Ferdinand[42], gewesenen Thronfolger von Österreich und. seiner Gemahlin Erzherzogin Sophie aus der zweiten Kölle und Überführung derselben ins Paradies

 

1. Am 8. Juli (1914), um 10 Uhr vormittag, habe ich, Schumi, durch Hilfe Gottes die genannten Ermordeten zu mir gerufen, um sie aus ihrer traurigen Lage zu erlösen und ins Paradies zu bringen.

2. Sie kamen zu mir und hörten zu, was ich zu ihnen sprach, doch konnten sie nicht glauben, daß das alles wahr ist, was ich ihnen erzählte, und daher konnten sie sich nicht entschließen, in mein Angebot zu willigen. Da sie nur schwiegen, rief ich plötzlich den gewesenen Kronprinzen Rudolf[43] zu mir (ihr Neffe).

3. Da waren beide ganz erstaunt über diese Wendung der Situation, und nachdem sie sich begrüßt, die Hände gereicht und freudevoll ihre Worte gegenseitig gewechselt. Fragte Rudolf, warum sie mir nicht glauben wollen, da ich doch das Beste für sie tun will, indem ich sie aus der zweiten Hölle ins Paradies übersetzen will, wo es ihnen recht schön und angenehm wird. Sie versprachen ihm, daß sie es tun wollen.

4. Dann erzählte Rudolf, wie es ihm geht und daß er mit seiner Mutter jetzt im Mittelparadiese, wo es schon wunderschön ist, wohnt. Darauf erzählte er ihnen über mich und meine Zukunft, worüber sie sich sehr verwunderten. Nachdem er ihnen alles erzählt hat, empfahl er sich und ging wieder seiner Beschäftigung nach.

5. Nach dieser Aufklärung Rudolfs sprach Franz Ferdinand eine ziemlich lange Rede nach verschiedenen Seiten und verwunderte sich über die Zukunft, die schon so nahe bevorstand, und daß die Priester nichts davon wissen. Nachdem er ausgeredet hat, ließ er mich bitten den himmlischen Vater, um den Engel für ihn und eine Engelin für sie, um sie in das erste Paradies zu überführen, was sogleich geschah, und also sind sie glücklich ins Paradies übergegangen, wo sie Rudolf und seine Mutter Elisabeth freundlich als neue Gäste des österreichischen Hauses begrüßten und durch ihre weiteren Erzählungen die Ankunft so angenehm als es ging machten.

 

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Kap. 142

Missia, der Cardinal-Erzbischof von Görz aus der zweiten Hölle erlöst

 

1. Es war am 8. Januar 1912, daß ich, F. Schumi, den am 10. März im Jahre 1902 verstorbenen, Missia[44], mir persönlich bekannten Cardinal-Erzbischof von Görz (im österreichischen Küstenlands) zu mir mit der Absicht berufen, um ihn aus der zweiten Hölle zu erlösen und ins Paradies zu bringen.

2. Darum, fragte ich zuvor den Vater Jesus um die Aufklärung, wo er ist, und ob ich ihn rufen soll. Die Antwort lautete: „Probiere, es ist nicht viel Hoffnung, denn er war im Leben ein in Rom erzogener Priester, der viel auf sich hielt und dem der priesterliche Hochmutskamm hochstand." — Doch ich tat es, und rief ihn zu mir.

3. Zu mir gekommen, grüßte ich ihn und frug ihn freundlich, wie es ihm geht im Jenseits. Er antwortete: „Nicht gut, und es ist mir sehr langweilig." Ohne gleich mit Kraft in ihn zu ringen, fing ich recht freundlich an zu ihm zu reden und frug ihn, ob er mich kennt. Er antwortete: „Ja, Du warst einmal ei mir mit einem neu erfundenen Glockenspiel für die Kirche, das ich aber nicht guthieß, weil ich das ganze Läuten in der Kirche nach Art wie in Rom ganz abschaffen wollte, was aber nicht ging."

4. Ich antwortete ihm: „Ja, ich bin derselbe." Dann fing h an so recht heimisch mit ihm wegen Christus zu sprechen und ging immer tiefer, aber sehr vorsichtig vor, und frug ihn, b er das uns jenes weiß. – Er antwortete mir: „Ja, ich weiß diese Stellen, sie lauten tatsächlich so, und sehe, daß Deine Beweisführung richtig ist." Als ich so eines und das andere erläutert und bewiesen habe, frug ich ihn, ob er das alles glaubt, was ich ihm gesagt habe; da antwortete er mir zu reiner Freude: „Ja, ich glaube, es ist alles richtig, so steht s in der Bibel."

5. Darauf antwortete ich ihm: „Siehst, das ist die erste und Hauptaufgabe, daß Du Jesum als Gottvater und als den alleiligen Gott des Weltalls erkennst, dann ist die Gnade nicht mehr weit, daß Du ins Paradies kommst; doch mußt Du auch vollernst einsehen, daß all die Dogmen der römischen Kirche licht in der heiligen Schrift stehen, und ich, der ich durch das leben nach göttlichen Geboten schon das 14. Jahr das innere Wort wie einst die Profeten, habe, kann Dir aus erster Quelle sagen, daß das lauter Menschensatzungen sind, durch welche Du selbst in die zweite Hölle vom Heiland Jesus verstoßen wurdest. Lasse ab von alledem und nehme den festen Glauben an Jesus als Gott und Vater und den guten Willen, nach den sieben Duzenden Jesu: Liebe, Demut, Geduld, Keuschheit, Friedenspflege, Barmherzigkeit und Selbstlosigkeit nach Möglichkeit zu eben, und es kann Dir sogleich das Paradies eröffnet werden."

6. Da sagte er: „Ich sehe, daß alles wahr ist, was Du mir erzählt hast; darum bin ich bereit, Dein Angebot anzunehmen; hilf mir, Bruder, wenn Du kannst, daß ich erlöst werde!"

7. Ich antwortete: „Gut, Bruder, das wird gleich geschehen, wie es für andere hohe Geistliche geschah, die ich zu mir rief." Darauf richtete ich ein inbrünstiges Gebet zum Vater Jesus und Er sandte einen Erzengel. Nun sagte ich dem Bruder Missia: „Siehst, Bruder, der Engel ist da; geh' mit ihm und folge ihm wie ein kleines Kind, denn der weiß die Religion aus dem Neu-Jerusalem, und diese allein ist maßgebend, um in den Himmel zu kommen." Darauf sagte ich: „Friede sei mit Dir! Amen!"

8. Und so ging er erlöst ins Paradies, wo er an sich arbeiten wird, um immer höher zu steigen. „Er führt sich sehr gut auf", sagt der Vater Jesus.

 

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Kap. 143

Erlösung Voltaires aus der dritten, stockfinstern Hölle

 

1. Am 24. Mai 1914 habe ich, Schumi, den Bruder Voltaire[45], den großen Gottschmäher, aus der stockfinstern dritten Hölle zu mir gerufen und ihm bekanntgegeben, daß ich von Gott erfahren habe, daß seine Strafe zu Ende ist, und daher ist die Zeit für ihn angebrochen, um aus seiner traurigen Lage erlöst zu werden und ins Paradies zu kommen.

2. Er war schon ganz verzweifelt über die nicht enden wollende lange Strafzeit, darum gab er mir zweifelnde Antwort, daß seine Erlösung stattfinden könnte, da er seine Sünde für zu groß hielt, um ihm schon verziehen zu sein.

3. Ich habe ihm mit aller Beredsamkeit die Sachlage erklärt und ihm versprochen, daß wenn er allen Ernstes gesonnen ist, von nun an nach göttlichen Geboten zu leben und alles zu tun, was ihm erklärt und aufgetragen wird, zu tun, ich den himmlischen Vater Jesus bitten will, da ich erhört werde, daß Er ihm einen Schutzengel senden wolle, der ihn in allem belehren und ins Paradies führen wird.

4. Nun war er einverstanden und bat mich, ich soll tun, was ich tun kann, da er bereit ist alles zu tun, was er wird können.

5. Darauf bat ich den Vater um den versprochenen Schutzgeist; allein der Voltaire zweifelte an der Wahrheit der Möglichkeit dieses Versprechens, und daher blieb der Schutzengel aus.

6. Als ich das erfuhr, habe ich ihn noch einmal durch Versprechungen gestärkt, bis er mich wieder bat, daß ich für ihn bitten soll. Diesmal hat er nicht mehr gezweifelt, und so kam der Schutzgeist, und Voltaire ging mit freudigem und dankbarem herzen an seine neue Bestimmung in das untere Paradies, ob und Dank dem Vater Jesus für Seine Liebe und Erbarmung für den großen religiösen Sünder!

 

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Kap. 144

Letzte Lehre des Herrn

 

Mit diesem Bogen ist der Schluß des ersten Heftes. Die nächsten Hefte werden die Fortsetzung von ähnlichen Ereignissen bringen, die da und dort und zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben.

Die Wahrheit der Ereignisse ist nicht zu bezweifeln, denn sie sind unter Meiner göttlichen Aufsicht veröffentlicht worden, somit unter der Kontrolle der ewigen Wahrheit.

Lange Jahrhunderte, ja Jahrtausende hat es gebraucht, um solche Ereignisse, die da und dort veröffentlich wurden, endlich unter Meiner göttlichen Kontrolle gesammelt, um mit der Absicht herauszugeben, daß die Menschen daraus ersehen, daß ein jenseitiges Fortleben der Seele gibt und daß das Jenseits des Grabes kein Verschollen sein für ewig bildet.

Die Meldung der Sterbenden im Moment ihres Todes ist der klarste Beweis, daß der Verstorbene eine Seele hatte, und daß diese nicht gestorben, sondern daß durch deren Austritt aus ihrem Fleischleibe nur der Fleischleib gestorben ist, da er ohne die Seele nie ein eigenes Leben hatte, sondern nur eine Wohnung und Werkzeug der Seele war, wenn beim Wachsein sie im Leibe lebte und wirkte.

Gleichzeitig ist durch die Meldung der Seelen von Verstorbenen zur Zeit ihres irdischen Todes der Beweis geliefert, daß die Seelen beim Tode des Fleischleibes nicht dem Todesschlaf des Grabes verfallen und daselbst auf ein letztes Weltgericht warten, um die Auferstehung des materiellen Fleischleibes zu erleben, sondern daß sie wach bleiben und als Geist weiter leben im Geisterreich.

Manche Beweise sind darunter, welche einen Einblick in das Leben der Verstorbenen im Jenseits des Grabes gewähren, und beweisen, daß der Mensch auf der Erde das Wohnhaus für das Jenseits baut, welches er sogleich bezieht, als er ins Jenseits kommt.

Das Sterben ist das Durchbrechen der Scheidewand, welche den, Menschen die Einsicht in die Zustände des Lebens im Jenseits verhüllt. Durch das Scheiden der Seele vom Fleischleibe wird sie erst selbständig, und weiß, was und wie es mit ihr geistig steht.

Eine fromme, nach Meinen göttlichen Geboten lebende Person, hat schon im Fleischleibe soviel Einsicht, daß sie keine Furcht vor dem Sterben hat; denn sie weißt aus ihrem Leben, was sie im Jenseits erwartet. Furcht vor dem Tode haben nur unerfahrene, Weltsüchtige und in Sünden lebende Personen.      

Das Leben im Fleischleibe ist die Erbstrafe für die Sunde, die ihr Alle im Geiste Adams einst mitbegangen habet. Anderseits ist das Leben im Fleische eine Gnade Gottes, da der Mensch durch das Leben nach den göttlichen Geboten seine fleischlichen Gelüste, Eigenschaften und Leidenschaften auszumerzen hat, um aus einem Kinde des Satans ein Kind Gottes zu werden.

Ihr sollet so vollkommen sein, wie euer Vater nu Himmel vollkommen ist. Dieser Mein Wahrspruch sagt euch, daß ihr müsset himmlische Tugenden in euch großziehen und die höllischen Untugenden ausmerzen, und wenn ihr dieses erreicht habt, dann sollt ihr die Wiedergeburt des Geistes erlangen, welche die Feuertaufe ist, wie sie die Apostel zu Pfingsten überkommen haben.

Der Schluß eures irdischen Lebens wird damit erreicht: ihr seid Sprößlinge Gottes, Kinder des Himmels, und nun kommt der Schluß: Gott ist Geist (Joh. 4, 24) und nicht Fleischmensch, daher ist die Zeit angebrochen, daß ihr euren Fleischleib verlasset und als Geister zu Mir, eurem Vater Jesus, übersiedelt. Amen!

 

  

 

 

 

 

 

 

INDEX

 

 

Vorwort des Herrn

 

Kap. 1

Eine längst verschollene Person erscheint

 

Kap. 2

Kemeise, daß die Seele nach dem irdischen Fleischtode im Jenseits weiterlebt

1907, 30.06.

Kap. 3

Zeugnisse von Priestern über Geistererscheinungen

1652, 6.04.

Kap. 4

Oberlins Bericht mit seiner verstorbenen Frau

1792

Kap. 5

Die Erscheinung des Geistes eines Priesters um eine Mission zu erfüllen

1914, 20.06.

Kap. 6

Die Meldung eines Zurückgekommenen aus dem Jenseits

1863

Kap. 7

Die verstorbene Frau bereitet ihren noch lebenden Mann zum Gintritt ins Jenseits vor

1898, 4.09.

Kap. 8

 Ein Priester, der von einem Geist zu ihrem lebenden Ehemann geschickt wurde, um ihn beichten zu lassen

Dezember 1913

Kap. 9

Eine spontane Materialisation

 

Kap. 10

Die tote Schildmache aber noch im Dienst

1908

Kap. 11

Ich lade Sie ein, das Thema des Jenseits zu vertiefen

 

Kap. 12

Erfüllen Sie die Wünsche der Verstorbenen

 

Kap. 13

Spontane Spukerscheinungen eines Geistes im alten Athen

 

Kap. 14

Irdische Hilfe für eine Versöhnung im Jenseits

1705

Kap. 15

Die Lieblosigkeit gegen den verstorbenen Freund

1897

Kap. 16

Das Gespenst des Skelettes

1906

Kap. 17

Der Beweis aus dem Jenseits

 

Kap. 18

Der erfüllte Wunsch des Verstorbene

 

Kap. 19

Erkennungszeichen beim Erscheinen von Verstorbenen

1876

Kap. 20

Wie Professor Dolbeor den Besuch eines Geistes empfangt

 

Kap. 21

Die verstorbene Mittler erscheint und segnet ihre zwei Kinder

1848, 16.05.

Kap. 22

Eine wunderbare Errettung der Kinder durch die verstorbene Mutter

 

Kap. 23

Der Geist einer Mutter holt die Seele ihres sterbenden Kindes

 

Kap. 24

Eine verstorbene Mutter besucht ihre Kinder

1833

Kap. 25

Die Verstorbene Gräfin HnUerstein erscheint ihren – « Kindern und rettet ste aus der Fenersgefahr der Uerbrennnng»

1910

Kap. 26

Die Erscheinung eines verstorbenen Kindes

 

Kap. 27

Einige Erscheinungen kündigen ihren eigenen Tode meldend, im Moment seines Ab scheiden

1811/1848/1854

Kap. 28

Erscheinung eines Kommandanten der 1885 im Krimkrieg starb, und eines 15-jährigen Mädchens

1855/1870

Kap. 29

Die Verstorbene Tochter erscheint im Moment des Sterbens ihrer Mutter

1880, 18.03.

Kap. 30

Ein Gespenst in Monterrey, 1887Achtzehn Fälle von Erscheinungen

1887/1891/1893/1897/

1900/1901/1797/1906/

1832/1866/1899

Kap. 31

Einige Fälle von Telepathie und Erscheinungen

1868/1882/1858/1899

Kap. 32

Erfüllung Todesmitteilung im Moment des Sterbens

1909-1910

Kap. 33

Erscheinung bei den Tanten zeitgleich mit dem Tod

1767, 9.04.

Kap. 34

Die Erscheinung des Verstorbenen im Moment des Sterbens

1736, 6.03.

Kap. 35

Ein Student erscheint und meldet seinen Tod der Mutter

 

Kap. 36

Der ertrunkene Bruder erscheint

 

Kap. 37

Der verstorbene Freund erscheint in der Menge

 

Kap. 38

Der Ghemann meldet seinen Tod

1857

Kap. 39

Das Klubmitglied erscheint als Verstorbener seinen versammelten Freunden

1793

Kap. 40

Die Begegnung mit dem Geist des Verstorbenen

1901

Kap. 41

Der die Geister sehende Hund begleitet seinen verstorbenen Herrn

1884

Kap. 42

Der Neffe meldet der Tante feinen Tod

1896, 12.06.

Kap. 43

Der Bruder meldet der Schmester feinen Tod

1884, 4.12.

Kap. 44

Die in New York verstorbene Tochter erscheint und meldet ihren Tod der in Meaux (Frankreich) wohnenden Mutter

1899, 17.01.

Kap. 45

Eine in Frankreich Verstorbene meldet einer Dame in Amsterdam ihren Tod

August 1849

Kap. 46

Ein Freund zeigt sich auf der Straße und verschwindet, damit sein Ableben kundgebend

1889, 29.12.

Kap. 47

Die verstorbene Tochter zu Melbourne (Australien) verspricht ihrer Mutter in Paris den Tod zu melden

 

Kap. 48

König Angnst II. von Polen meldet seinem Feld Marschall Grumkow, daß er Marschau gestorben sei

 

Kap. 49

Die Rosen vom schwarzen Schleier bedeckt

1867

Kap. 50

Das Gespenst des Professors

1908

Kap. 51

Die Erfüllung eines Versprechens

1542, 9.12.

Kap. 52

Der verstorbene Bruder kommt, die versprochenen Lotterienummern zu sagen, und warnt vor Versprechungen

1856, 17.12.

Kap. 53

Der Magister Schölkopf erfüllt seinem Freunde Gwendörfer das Gelübde der Todesmeldung

1777, 5.07.

Kap. 54

Meldung des Zustandes nach dem Tode

1846, 2.07.

Kap. 55

Erfülltes Versprechen der Meldung nach dem Tode ans dem Jenseits

1861, 28.11.

Kap. 56

Das Versprechen des Pastors den Tod bekannt zu geben, wurde gehalten

1901

Kap.57

Sichtbares Erscheinen der Freund Verstorbenen

 

Kap. 58

Der Verstorbene sagt dem Gebenden die Zeit an, man« er sterben wird

1910, 10.06.

Kap. 59

Die Erfüllung des einer böse Bitte

 

Kap. 60

Biblische Beweise von zurückgekommenen Verstorbenen

 

Kap. 61

Erzengel Raphael als gefestigter Geist n. Mensch

 

Kap. 62

König Saul spricht mit dem verstorbenen Propheten Samuel

 

Kap. 63

Die Erscheinung des Erzengels Gabriel

 

Kap. 64

Die Verklärung am Serge Tabor

 

Kap. 65

Persönliches Erscheinen von 346 Verstorbenen

 

Kap. 66

Jesus als Geist

 

Kap. 67

Rede des Moses und Elias bei der Himmelfahrt Jesu

 

Kap. 68

Aus dem Jenseits zurückgekommenen religiösen verstorbenen

 

Kap. 69

Die Erscheinung der Märtyrerin Agnes

 

Kap. 70

Vision des Aurelius Augustinus, Bischofs von Hyppo in Afrika

 

Kap. 71

Die Visionen des Suso

1327

Kap. 72

Der Miß Bargrave erscheint die verstorbene Miß Peal

1705

Kap. 73

Die verstorbene Tochter bittet ihren Vater um seine Fürbitte Zu Gott

1830

Kap. 74

Der verstorbene Vater erscheint dem Sohne

1896

Kap. 75

Sichere Anzeichen eines geistigen Weiterlebens

1912, 14.12.

Kap. 76

Ein Beitrag zur Geistermahrnehmung

 

Kap. 77

Fine Wiederkehr aus der ersten Hölle

1909

Kap. 78

Erscheinung des verstorbenen Vaters vor seiner sterbenden Tochter

1894, 2.05.

Kap. 79

Der Verstorbene erfüllt das Gebet des Bruders

1855, 8.09.

Kap. 80

Eine Rückkehr aus dem Jenseits

1907, 17.12.

Kap. 81

Erscheinung eines Geistlichen nach seiner Beerdigung

1894, 29.01.

Kap. 82

Der ermordete Sohn erscheint

1907, 14.08.

Kap. 83

Die verschleierte Dame aus dem Jenseits erscheint in der Kirche

1906, 24.09.

Kap. 84

Zwei Schwestern kehren aus dem Jenseits zurück

1906, 14.08.

Kap. 85

Die Toten erscheinen im Traum, um den Lebenden zu helfen

 

Kap. 86

Der in seiner Wirkung gesehene Träumer

1903, 9.03.

Kap. 87

Die Gattin besucht im Traume ihren Mann auf der Fahrt auf dem Meere

1863

Kap. 88

Gefühls-Telepathie

Mai 1854

Kap. 89

Die Großmutter erscheint, ihren Tod verkündet

1872, 26.10.

Kap. 90

Der verstorbene Mann erscheint im Träume seiner hinterbliebenen Frau

1897

Kap. 91

Dante s Erscheinung nach dem Tode

 

Kap. 92

Der verstorbene erscheint in einem Wahrtraume

1887

Kap. 93

Gin Kindestraum vom Jahre 1850

1850

Kap. 94

Ein rettender Traum

1708

Kap. 95

Durch den Traum identifiziert

1900

Kap. 96

Die Herausforschung eines Mörders durch den Wahrtraum

1910

Kap. 97

Entdeckung eines Mörders durch eines Wahrtraum

1908, 4.03.

Kap. 98

Aus dem Grabe zurückgekehrt im Träume

1912

Kap. 99

Geistermonifestotionen in Orten wo sie im irdischen leben gewohnt haben

1774

Kap. 100

Ratschläge aus dem Jenseits von seiner längst verstorbene Mutter

1842

Kap. 101

Aus dem Jenseits zurückgekehrter Ehemann

1879

Kap. 102

Der Geist einer lebenden Verwandten meldet die Krankheit der Familie an

1901

Kap. 103

Geisterwarnungen Warnungen von einem Verstorbenen

113, 22.11.

Kap. 104

Großmutter aus dem Jenseits erscheint, um kein Risiko mit dem Auto einzugehen

 

Kap. 105

Der Geist vom Peters dem Groben erscheint seinem Neffen

1784

Kap. 106

Geisterhilfe

1854

Kap. 107

Der verstorbene Großvater zeigt das Coupé der durchreisenden Tanten

1901

Kap. 108

Ein Geist zeigt mir den Weg

1872

Kap. 109

Geisterprophezeiungen an Diocletian

284 d.C.

Kap. 110

Am Scheidepunkt aus Dies in's Jenseits

1814

Kap. 111

Die Weissagung einer Verstorbenen dann erfüllt

1907

Kap. 112

Aus dem Jenseits ins irdische leben zurück gekehrt

32 d.C.

Kap. 113

Gestorben und wieder ins irdische leben zurückgekehrt

1889

Kap. 114

Aus dem Jenseits zurückgekehrt

1905, 28.10.

Kap. 115

Wieder ins leben zurückgekehrt, Mitteilung über das Drüben

1914

Kap. 116

Der Holzwurm des Gewissens, der nicht stirbt, läßt der Seele der Verstorbenen keinen Frieden

1746

Kap. 117

Die Nachbararbeit in der Hölle

 

Kap. 118

Betrügerische Tischlerarbeiten im Labor

 

Kap. 119

Die arbeit in der zweiten Hölle, im Jenseits, für bezahlte, aber nicht geleistete Arbeit auf der Erde

 

Kap. 120

Gespenster-Reigen

1848

Kap. 121

Priester, als Mörder seiner Kinder

1846

Kap. 122

Die Bosheiten der Höllengeister die Anspruch auf das Hemd erheben

1837

Kap. 123

Die Rose aus dem Grab gerissen

 

Kap. 124

Der Geist der bösen Maid

1850

Kap. 125

Gin zurnckgekehrter Rachegeist aus dem Hades

 

Kap. 126

Der boshafte verstorbene Ehemann

1897

Kap. 127

Die meiste irrrd schmarxe Dame

1878

Kap. 128

Eine seltsame Erscheinung

 

Kap. 129

Die weiße Dame des Hohenzollernhauses

1869

Kap. 130

Das Geheimnis der „Meißen Frau" gelöst

 

Kap. 131

Dte meiste Dame im Schlosse zu Berlin im Jahre 1888

1888

Kap. 132

Die „weiße Frau"

1790, 17.02.

Kap. 133

Die weiße Frau in der Kohlengrube zu Herstal

 

Kap. 134

Die „weiße Dame" tritt für Königin Luise der Niederlande auf

Mai 1871

Kap. 135

Die schwarze Frau

 

Kap. 136

Das ewiges Band der Liebe zwischen Familienmitgliedern

 

Kap. 137

Die Unterschrift des Napoleon I

 

Kap. 138

Der  unlösbare Koten der verstorbenen Königin Sofia

1736, 4.01.

Kap. 139

Eine Hilfe an den Geist von Königin Victoria von England

1912, 26.02.

Kap. 140

Die Kaiserin Elisabeth von Österreich aus der ersten Hölle ins Paradies verseht

1911, 5.02.

Kap. 141

Erlösung des Erzherzog Franz Ferdinand, gewesenen Thronfolger von Österreich und. seiner Gemahlin Erzherzogin Sophie aus der zweiten Kölle und Überführung derselben ins Paradies

1914, 8.07.

Kap. 142

Missia, der Cardinal-Erzbischof von Görz aus der zweiten Hölle erlöst

1912, 8.01.

Kap. 143

Erlösung Voltaires aus der dritten, stockfinstern Hölle

1914, 24.05.

Kap. 144

Letzte Lehre des Herrn

 

 

 

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[1] Erasmus Finx, besser bekannt als Erasmus Francisci (1627 – 1694), war ein deutscher Schriftsteller. In seiner Zeit. Francisci galt als Gelehrter und Universalmensch. Er gilt als einer der ersten professionellen Schriftsteller. Er schrieb zahlreiche Bücher zu verschiedenen Themen sowie etwa 200 heilige Hymnen. Er veröffentlichte auch unter verschiedenen Pseudonymen, darunter Theophil Anti-Scepticus, Theophilus Urbinus, Christian Minsicht, Gottlieb Unverrucht, Gottlieb Warmund. Als Co-Autor schrieb Francisci einige Kapitel von Janez Vajkard Valvasors „The Glory of the Duchy of Carniola“ und vervollständigte Johann von Rists „Monatsgespräche“, indem er den letzten Teil nach Rists Tod schrieb. Goethe studierte den Proteus, der in Franciscis Werk „Der holländische Proteus“ vorkommt, als Inspirationsquelle für seinen eigenen "Proteus," der in „Faust“ vorkommt.

[2] Gaius Plinius Caecilius Secundus, geboren von Gaius Caecilius (lateinisch: Gaius Plinius Caecilius Secundus; Novum Comum, 61 oder 62 – in Bithynien oder vielleicht Rom, um 114), war ein römischer Rechtsanwalt, Schriftsteller und Magistrat, bekannt als Plinius der Jüngere unterscheiden ihn von seinem Onkel mütterlicherseits, Plinius dem Älteren; sein Onkel adoptierte ihn nach dem Tod seines Vaters, gab ihm seinen Namen und kümmerte sich um seine Erziehung.

[3] Hier liegt 'ein Beweis, wer 'manche Geister sind, da sie nur im Dunkel ihre Manifestationen üben können.

[4] Oliver Cromwell (1599 - 1658), englischer Staatsmann, Puritaner, Mitglied des Langen Parlaments (1640), führte den Bürgerkrieg gegen Karl I., den er gewann (Nasebi 1645) und enthaupten ließ (1649); nach einem rücksichtslosen Feldzug gegen Irland. Erhielt den Titel eines Lord Protector und löste das Lange Parlament auf (1653), er regierte bis zu seinem Tod.

[5] Erysipel: Streptokokken-Infektionskrankheit mit ausgedehnter Entzündung der Haut und Schleimhäute.

[6] Frau Alloms Mutter war Frau Carrik, Ehefrau des berühmten Miniaturmalers Thomas Carrik

[7] Ulanen or Ulans: Name zur Bezeichnung der mit Speeren bewaffneten berittenen Soldaten, die zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert in einigen fremden Armeen kämpften, vor allem in den polnischen, österreichischen, deutschen und englischen.

[8] Giuseppe Bonaparte (Joseph Bonaparte auf Französisch; Corte, 30. November 1768 – Florenz, 28. Juli 1844) war von 1806 bis 1808 König von Neapel und von 1808 bis 1813 König von Spanien, am besten bekannt als der ältere Bruder von Kaiser Napoleon Bonaparte.

[9] Edward Boner (1864-1908). bereits im Alter von 19 Jahren mußte er sich aufgrund des Zusammenbruchs der Handelsunternehmen seines Vaters der Tätigkeit als Handelsvertreter widmen und unternahm Reisen in Italien und auch ins Ausland. Nach Abschluß seines Literaturstudiums in Italien und Deutschland war er Deutschlehrer am Technischen Institut „Carlo Gemmellaro“ in Catania und ab 1893 Dozent für deutsche Sprache und Literatur an der Universität von Messina, wo er auch Italienisch an der Universität lehrte Gymnasium "Maurolico" von 1903 bis 1906.

[10] Baronius: Baronio Cesare (1538 - 1607), Historiker und Ordensmann, Schüler des heiligen Philipp Neri, der ihn zu seinem Nachfolger ernannte, wurde 1596 zum Kardinal gewählt. Sein Name ist mit der Herausgabe der Bände der "Annali ecclesiastici" (Geschichte der Kirche von ihren Anfängen bis 1198) und zur Revision des "Römischen Martyrologiums". 1745 wurde er für „ehrwürdig“ erklärt.

[11] Suso Heinrich (1295 – 1366) deutscher Mystiker; Dominikaner und Prediger, er war ein Schüler von Meister Eckhart. Seine Arbeit, eher das Ergebnis mystischer und asketischer Erfahrung als eines Studiums, gehört zu den höchsten der deutschen Mystik. Er schrieb vier der meistgelesenen spirituellen Bücher seiner Zeit und wurde 1831 für „gesegnet“ erklärt.

[‡‡‡] Eckhart von Hochheim (1260 - 1327 oder 1328), besser bekannt als Meister Eckhart (Meister Eccardo), war einer der bedeutendsten deutschen Theologen, Philosophen und Mystiker des christlichen Mittelalters und hat die deutsche Geistesgeschichte nachhaltig geprägt.

[12] Carl Hüter, Direktor einer Kuranstalt, war der verdienstvolle Begründer der Psychophysiognomik und Kallisophie, ein fruchtbarer Schriftsteller auf okkultem Gebiet.

[13] Morpheus, in der griechischen Mythologie Sohn des Schlafes und der Nacht, Bruder von Fantaso und Icelo, Gott der Träume, wird geflügelt dargestellt und hält ein Füllhorn mit Träumen.

[14] Dante Alighieri (1265 – 1321), der bedeutendste italienische Dichter. Geschriebene „Die Göttliche Komödie“, die eine Beschreibung von Hölle, Fegefeuer und Paradies nach scholastischer Philosophie enthält und daher in drei Teile gegliedert ist. Wobei unter den verschiedenen deutschen Übersetzungen vor allem die von König Johann von Sachsen zu nennen ist.

[‡‡‡‡] Die Weiße Dame: ist ein Begriff, der in der Antike häufig verwendet wurde, um einen Geist mit weiblichen Zügen anstelle des Begriffs "Geist" zu bezeichnen.

[15] Die Weiße Dame: ist ein Begriff, der in der Antike häufig verwendet wurde, um einen Geist mit weiblichen Zügen anstelle des Begriffs "Geist" zu bezeichnen.

[16] Die nachfolgende Darstellung beruht auf Akten des königlichen Staats­archivs zu Landshut.

[17] Das Kurfürstentum Bayern war von 1623 bis 1806, als das Königreich Bayern gegründet wurde, ein bayerischer Erbstaat des Heiligen Römischen Reiches.

[18] Der Herzog: Das ist George Villiers, 1. Herzog von Buckingam (1592 - 1628) war der Sohn des gleichnamigen Sir George Villiers und Mary Beaumont. Er wurde in Frankreich ausgebildet, um das Hofleben zu lernen, und machte einen raschen Aufstieg, der ihn dazu brachte, im Alter von 29 Jahren englischer Lordadmiral zu werden. 1620 heiratete er Katerine Manners. Aufgrund seiner Macht und einiger englischer Misserfolge gegen Frankreich wurde er von einem fanatischen Seemann ermordet.

[19] Da der Führer des Arüos diesmal die Gestalt nicht wahrnahm, noch vorher von seiner früheren Wahrnehmung gesprochen hatte, so ist eine Gedankenübertragung völlig ausgeschlossen.

[20] Paul I. (1754-1801), Zar von Russland, Sohn von Peter III. und Katharina II., bestieg 1796 den Thron; er verfolgte eine Außen- und Innenpolitik im Gegensatz zu der seiner Mutter; seine Haltung gegenüber dem revolutionären und napoleonischen Frankreich war widersprüchlich. Er wurde Opfer einer Verschwörung.

[21] Peter der Große: (1672 - 1725), regierte zuerst mit seinem Bruder Ivan (1682), dann (1696) allein; er versprach die Verwestlichung des Landes mit autokratischen Methoden, erneuerte seine Verwaltung, Armee und Flotte, er eröffnete Fabriken und Schulen, er reformierte die Ordnung der Kirche, im Kampf gegen Karl XII. von Schweden (1700-09) sicherte er sich den Besitz der Ostküste der Ostsee, wo er (1703) Petersburg gründete und es zur Hauptstadt erhob. Er stahl Persien die Westküste des Kaspischen Meeres.

[22] Vater Jesus: Als das Mädchen den Weg zu zeigen versprach, öff­nete Ich dem B. die geistigen Ohren und Augen.

[23] Diokletian: 243-313, römischer Kaiser, Statthalter von Mösien und Befehlshaber der Prätorianer, gefeierter Kaiser in Chalcedon (284).

[24] Numerian Marcus Aurelius Numerius (III Jahrhundert), römischer Kaiser. Er wurde von seinem Vater Carus zum Caesar ernannt, begleitete ihn nach Osten und wurde bei seinem Tod (283) zusammen mit seinem Bruder Carino Augustus. Er wurde 284 in Nikomedia getötet.

[25] Nach Vater Jesu Aussage entspricht das der Wahrheit.

[26] Vater Jesus: „Seine Gattin war nicht ganz der Welt ent­rückt, sondern nur auf eine kurze Zeit abwesend.“

[27] Vater Jesus: Und das deshalb, weil sie im Leben ihren Tagelohn nicht ehrlich verdient, sondern durch das Faulenzen ihren Meister um den Tagelohn betrogen haben; daher diese Strafe der ersten Hölle, daß sie mußten täglich das einst Verfaulenzte nacharbeiten und gutmachen.

[28] Vater Jesus: Es gibt in der Hölle tatsächlich viel derartige Vor­kommnisse, bei denen es sich um Tänze und Feste Jenseitiger handelt, aber sie sind keine angenehmen, sondern qualvolle, von Meinem göttlichen Geiste in der Seele, diesem Wurm, der nicht stirbt, erzwungene Belustigungen, um die Seelen übersatt an irdischer Lust zu machen, damit sie sich bekehren und geistig himmlisch zu leben anfangen.

[29] Lombroso Cesare (Verona 1835-Turin 1909), Psychiater und Anthropologe. Als Begründer der kriminellen Anthropologie versuchte er, den Zusammenhang zwischen körperlichen Anomalien und der moralischen Degeneration des Menschen zu erklären, indem er den Täter als "anthropologischen Typus" betrachtete.

[30] Hohenzollern, eine germanische Familie, die ihren Namen von der Burg Zollern in Schweden ableitet, stammte von Tassilone, Herzog von Bayern (10. Jahrhundert) ab und gliederte sich in den Hauptzweig Franken und den Nebenzweig Schwaben.

[31] Man beachte," daß eine äbuliche „weiße Frau", das todankündende Gespenst der Habsburger, am 24. April 1898, im Schlösse Schönbrunn laut Mitteilung der Tagespresse, von einem Soldaten gesehen wurde, wie sie mit einem Lichte in der Hand langsam den Korri­dor hinuntergeschwebt sei. Auf den Anruf des Postens soll sich dann die Erscheinung umgewandt haben und in der Schloßkapelle verschwunden sein. Und dürfte mit dem Erscheinen des Phantoms nicht etwa der Tod der Kaiserin Elisabeth von Österreich in Zusammenhang stehen?

[32] Zweifelsohne entspricht dieser Zustand genau dem sogenannten „Alpdrücken", einem durch Störung der Gangliennerven hervorgerufenen Traumzustande, nicht minder aber auch m Halbtrance, in wel­chem Phantome dem Medium erscheinen, gegenüberjenem Volltrance, durch welchen sich die Geister Verstorbener anderen Personen wieder zur sichtbaren Darstellung bringen.

[33] Joseph II. von Habsburg-Lothringen (Wien 1741-1790), ab 1765 Kaiser, verbunden mit seiner Mutter Maria Teresa, Exponentin der aufgeklärten Despotie; in religiösen Angelegenheiten befürwortete er die Bildung eines nationalen Klerus und eine gerichtliche Unterscheidung zwischen Kirche und Staat (Josephinismus); er versuchte, den Staat mit liberalen Reformen zu modernisieren.

[34] Die weibliche Erscheinung könnte einem verstorbenen Mitglied der Familie von Louise aus den Niederlanden zugeschrieben werden, vielleicht Lovisas Großmutter, Wilhelmine von Preußen (1774-1837).

[35] Louisa: in schwedischer Sprache, aber bekannt als „Prinzessin Luise der Niederlande“ (1828-1871), Tochter von Prinz Friedrich der Niederlande und Prinzessin Luise von Preußen. Sie war ab 1859 Königin von Schweden und Norwegen als Gemahlin von Karl XV. von Schweden.

[36] Eugenie von Schweden (1830–1889): vollständiger Name Carlotta Eugénie Augusta Amalia Albertina, Tochter von Oscar (I) von Schweden und Josephine von Leuchtenberg (bekannt als Königin Josefina), Mitglied des schwedischen Königshauses von Berdanotte, Prinzessin von Schweden und von Norwegen seit der Geburt.

[37] Georg I. (Osnabrück 1660-1727), Kurfürst von Hannover (1698), folgte Anna Stuart auf dem englischen Thron als einziger protestantischer Erbe (1714), Stammvater der hannoverschen Dynastie.

[38] Victoria (1819-1901), Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien. Bestieg 1837 den Thron. Er verband seinen Namen mit dem viktorianischen Zeitalter, einer der glücklichsten und fruchtbarsten Perioden der englischen Geschichte.

[39] Kyros II. von Persien (590 v. Chr. - 530 v. Chr.), bekannt als Kyros der Große, wird als großer Militärkommandant, als aufgeklärter Herrscher, Liebhaber von Kunst und Kultur, der eine libertäre Politik verfolgte, in Erinnerung bleiben. Es ist bekannt, daß er die Bräuche und Religionen der eroberten Länder respektiert hat. Cyrus beendete die babylonische Gefangenschaft (Daniel Kap. 13) und erlaubte den Juden, in ihre Heimat zurückzukehren. Laut der Bibel (Jesaja 45,1-7) war Kyros der Große kein anderer als der „Messias“, d das Volk Israel zu befreien, damit es in seine Heimat zurückkehren und den 586 v. Chr. zerstörten Tempel in Jerusalem wieder aufbauen kann. (siehe Zitat in "Jesus ist Jehova" Kap. 7,3)

[40] Elisabeth von Österreich (1837-1898), Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Als Ehefrau von Kaiser Franz Joseph I., geplagt von Familientragödien wie dem Selbstmord ihres Sohnes Rodolfo, suchte sie Trost in Reisen und Studien. Sie starb, von einem Anarchisten erstochen.

[41] Lies das Heft 23: „Jesus" Seite 17 (Text nicht gefunden), oder dass ich (Franz Schumi) die Inkarnation von Cyrus dem Großen war.

[42] Franz Ferdinand von Habsburg (Graz 1863 – Serajevo 1914) war der Sohn von Karl Ludovico von Habsburg und Erbe der österreichisch-ungarischen Monarchie; seine Ermordung und die seiner Frau Sophia Choteck, die am 28.06.1914 in Serajevo durch einen serbischen Studenten stattfand, war zeitweise Ursache des Ersten Weltkriegs.

[43] Rudolf von Habsburg (Wien 1858-Schloss Mayerling 1889), Erzherzog von Österreich, Sohn von Kaiser Franz Joseph I. (Bruder von Karl Ludovico) und Elisabeth Amalia Eugenie von Wittelsbach (bekannt als Sissi), heiratete Prinzessin Stephanie von Belgien, aber er liebte die Baronin Maria Vetsera, die auf ihre Bitte hin getötet und dann Selbstmord begangen hat.

[44] Jakob Missia (1838 – 1902) war ein österreichisch-ungarischer römisch-katholischer Kardinal und Erzbischof. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie wurde er Sekretär und Kanzler des Bischofs von Seckau und 1884 zum Bischof von Ljubljana ernannt. 1898 wurde er zum Fürsten und Erzbischof von Görz befördert und 1899 von Papst Leo XIII. mit dem Titel Santo Stefano al Monte Celio zum Kardinal gewählt. Er war der erste Kardinal slowenischer Nationalität.

[45] Voltaire François-Marie Arouet, bekannt als Voltaire (Paris 1694-1778), französischer Schriftsteller. Bissiges und skrupelloses Genie, wurde er zweimal in der Bastille eingesperrt; im Exil in England reifte dort sein aufklärerischer Gedanke, ausgedrückt in den „Letters on the English“, die ihm eine neue Strafe einbrachten. Nach einigen Aufenthalten am Hof ​​Friedrichs II. von Preußen ließ er sich in Genf nieder, wo er seinen brillantesten Roman schrieb (Candide, 1759) und schließlich in Ferney, von wo aus er eine wahre intellektuelle Diktatur in Europa ausübte und eine erbitterte Polemik anführte Aberglauben und Fanatismus und zur Verteidigung einer auf Vernunft basierenden Naturreligion, deren Kodex er im "Philosophischen Wörterbuch" zusammengetragen hat.